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grossprojekte als instrument der stadtentwicklungspolitik und -planung

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Großprojekte <strong>als</strong> Instrument <strong>der</strong> Stadtentwicklungspolitik<br />

Projekt 3 2001/02<br />

Menge <strong>der</strong> sozialen Einrichtungen, die nicht einmal über für die innerhalb<br />

des Projektgebiets wohnende Bevölkerung genügende Kapazitäten verfügte.<br />

Die fehlende soziale Integration sowie die fehlenden sozialen Einrichtungen<br />

bilden in diesem Zusammenhang die größten Lücken des Projekts. Diesen<br />

kurz- bis mittelfristigen negativen Effekten in <strong>der</strong> lokalen Umgebung werden<br />

jedoch <strong>der</strong> Aspekt eines Großprojekts mit einem guten Image auf<br />

internationaler Ebene gegenübergestellt.<br />

Ein interessanter Aspekt ist <strong>der</strong> <strong>der</strong> positiven Entwicklungen, die durch die<br />

beson<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> EXPO-Gesellschaft entstanden sind (Renovierung eines<br />

heruntergekommenen Stadtviertels, die öffentliche Nutzung des Flussufers,<br />

die Neupositionierung Lissabons durch die neugeschaffenen anlagen,<br />

Schaffung von öffentlichen Räumen). Diese Entwicklungen stellen die<br />

geläufige institutionelle Planungsvorgehen in Frage. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

sind die Methoden <strong>der</strong> Gesellschaft, die oft finanzielle Aspekte vor das<br />

Gemeinwohl stellen, kritisch zu überprüfen.<br />

Einen weiteren Kritikpunkt bildet das Ausmaß des Projektes: Es wird<br />

befürchtet, dass das neue Immobilienangebot mittelfristig aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

wirtschaftlichen Dynamik Lissabons nicht zu absorbieren ist, es sei denn auf<br />

Kosten an<strong>der</strong>er Standorte. Die in dieser Situation bevorstehenden<br />

Verteilungskämpfe werden zwischen Lissabon <strong>und</strong> Portugal sowie zwischen<br />

dem EXPO-Gelände <strong>und</strong> den bisherigen zentralen Zonen <strong>der</strong> Stadt<br />

ausgetragen werden.<br />

Das EXPO-Projekt wird in nächster Zukunft für das Schicksal <strong>der</strong> historischen<br />

Altstadt eine bedeutende Rolle spielen. Dadurch dass die im strategischen<br />

Plan vorgesehene Verlagerung <strong>der</strong> logistischen Aktivitäten in den Osten <strong>der</strong><br />

Stadt nun wegfällt, verbleibt ein Teil <strong>der</strong> Hafenfunktionen in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zum historischen Zentrum. Damit ist die touristische<br />

Hauptattraktion <strong>der</strong> Metropole einer ihrer Zukunftsoptionen beraubt: <strong>der</strong><br />

Öffnung zum Fluß. Dazu kommt, dass die Innenstadt sich in einem<br />

schlechten baulichen Zustand befindet <strong>und</strong> weiterhin einem<br />

Revitalisierungsprozess bedarf. Die Verlagerung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Dynamik aus nichttouristischen Teilen <strong>der</strong> Stadt hätte somit fatale Folgen für<br />

diese.<br />

Zum Schluss kann die Organisation <strong>der</strong> EM 2004 <strong>als</strong> ein positives Signal<br />

gesehen werden, was auf eine Institutionalisierung des „Projektdenkens“ in<br />

Portugal hinweisen könnte. Die Veranstaltung wird in einigen<br />

portugiesischen Städten zur Mobilisierung von Kräften bzw. finanziellen<br />

Mitteln herangezogen, um längst anfällige Projekte zu realisieren <strong>und</strong> die<br />

Position des Landes in Europa zu behaupten.<br />

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