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Exkursionsbericht Lasörling-Höhenweg 2011DokumentationExkursionsberichtLasörling-HöhenwegStefan EderPhilipp VollnhoferWinnie SeifertSeptember 2011


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis .................................................................................................................................... 3Der Lasörling-Höhenweg ......................................................................................................................... 41.Etappe: Parkplatz Guggenberg – Zunig Alm – Arnitz Alm – Zupalsee Hütte ................................... 72.Etappe: Zupalsee Hütte – Lasörlinghütte ...................................................................................... 113.Etappe: Lasörling Hütte – Prägratner Törl – Stampflestörl- Rote Lenke – Neue ReichenbergerHütte................................................................................................................................. 144.Etappe: Neue Reichenberger Hütte – Daberlenke – Parkplatz Ströden ....................................... 17EXKURS: Geologie ............................................................................................................................. 20EXKURS: Bergbau .............................................................................................................................. 26EXKURS: Boden ................................................................................................................................. 28EXKURS: Permafrost ......................................................................................................................... 30EXKURS: Blockgletscher .................................................................................................................... 33EXKURS: Bergseen ............................................................................................................................ 39EXKURS: Almwirtschaft und Beweidung im Osttiroler Nationalparkanteil ...................................... 43EXKURS: Moor .................................................................................................................................. 53EXKURS: Pflanzen.............................................................................................................................. 56EXKURS: Extremstandorte ................................................................................................................ 59EXKURS: Moose ................................................................................................................................ 61EXKURS: Flechten ............................................................................................................................. 63EXKURS: Murmeltier ......................................................................................................................... 65EXKURS: Alpenschneehuhn .............................................................................................................. 67EXKURS: Schmetterlinge ................................................................................................................... 68EXKURS: Schutz- und Almhütten in der Lasörlinggruppe ................................................................. 70Alpenpanoramen am Lasörling-Höhenweg ........................................................................................... 77Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 843


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011der Vegetation wurde beeinflusst, sondern auch deren Zusammensetzung. Beispielsweise entstehendurch die Düngung des Weideviehs vielerorts, vor allem an feuchten Standorten in Senken,Lägerfluren. Bereiche die von der Bewirtschaftung ausgenommen oder dazu ungeeignet sind,erkennt man durch ihre Andersartigkeit wiederum als Muster. Abflussrinnen haben wenigerBodenauflage und sind daher von keinem alpinen Rasen bedeckt, sondern verbuschen an denRändern. Auch die durch die Topologie beeinflusste Hydrologie zeigt sich deutlich imLandschaftsmosaik. In Senken und Rinnen trifft man vornehmlich feuchtigkeitsliebendePflanzengesellschaften an, wohingegen auf Kuppen in wenig beeinflussten Bereichen eher Pflanzenwachsen, die Trockenstandorte bevorzugen. Durch die schwindende Almwirtschaft ist das freihaltender Almwiesen zunehmend in Gefahr. An den Übergangsbereichen zum Wald bzw. Böschungen siehtman rasch ob eine Fläche gepflegt wird oder nicht.Typische Landschaftsmerkmale durch Almwirtschaft (pv)In den Tälern erkennt man dann die landschaftlichen Spuren intensiver Bewirtschaftung. Besondersauffällig sind die Feldfluren wenn man in das nördlich gelegene Virgental blickt. Diese bereichernnicht nur die Ästhetik des Landschaftsbildes sondern dienen auch als Grundstücksgrenzen und alsWindschutz. Die Strukturen der Besiedlung sind typisch für die Ostalpen. Eine zusammenhängendeSiedlung mit den wichtigsten sozialen Einrichtungen im Ortskern. Außerhalb befinden sich verstreuteinzelne Höfe. Die Kulturlandschaft wie wir sie heute kennen ist also das Resultat einer vieleJahrhunderte andauernden Besiedelungsgeschichte und ihrer traditionellen Bewirtschaftungsweisen.Typische Feldfluren und Siedlungsstrukturen im Virgental (pv)Dem Wanderer sollen hier nur einige wenige Hinweise auf die vielfältige Zusammensetzung dereinzelnen gestaltgebenden Landschaftselemente gegeben werden, sodass er den LasörlingHöhenweg genießt und aufmerksamen Blicks die herrliche Umgebung auch erkundet.6


HöhenmeterExkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 20111.Etappe: Parkplatz Guggenberg – Zunig Alm – Arnitz Alm – Zupalsee HütteAls Ausgangspunkt für den Lasörling-Höhenweg kann man entweder den Ortsteil Bichl oder denParkplatz Guggenberg in der Marktgemeinde Matrei wählen. Vom Parkplatz Guggenberg folgt maneiner Alm- und Forststraße, die über den Zunigbach führt und entlang eines bewaldeten Berghangesverläuft. Danach kürzt man die Forststraße mithilfe eines Waldsteigs ab und gelangt insgesamt nachetwa zwei Stunden Gehzeit zur, an der Waldgrenze liegenden, Zunig Alm (1.855 m). Nachnochmaligem Überschreiten des Zunigbachs wandert man in mäßigem Auf und Ab durch Lärchen-Fichtenwald um den Nordrücken des Großen Zunig herum direkt zur Arnitz Alm (1.848 m). Die ArnitzAlm kann auch über den schönen Zunigsee erreicht werden, wobei für diese Variante etwas mehrZeit eingeplant werden muss. Im weiteren Wegverlauf passiert man das Reiteregg und dieStefferalm, überschreitet den Mitteldorfer Bach und quert zum nächsten Rücken. Im Anschluss darangeht es etwas steiler bergauf. Man umwandert den Nordkamm des Oberstkogels bis manrechterhand der von Lärchen umsäumten Mulde mit dem Lackensee vorbeigeführt wird. Von dortwird man in das Kar der Fratnikalm geschickt. Folgt man dem Weg, so wird man um den nächstenRücken herumgeführt und gelangt westlich vom Legerle allmählich in den Zupalkessel, woschlussendlich die Zupalsee Hütte (2.346 m) als Ziel der ersten Tagesetappe erreicht wird. Sollte dieseTagesetappe zu weit und anstrengend sein, so kann man die Tour auch verkürzen, indem man bei derWetterkreuzhütteübernachtet.Höhenunterschied im Auf- und Abstieg:↗↘, mäßige HöhenunterschiedeRouten:Gehzeiten insgesamt: 6 – 6 ½ hParkplatz Guggenberg – Zunig Alm2 hZunig Alm – Arnitz Alm1 hArnitz Alm – Zupalsee Hütte 3 -3 ½ h2,400Parkplatz Guggenberg - Zunig Alm - Arnitz Alm - Zupalsee Hütte2,2002,0001,8001,6001,4001,2001,0000 2,000 4,000Höhenprofil, Daten: NPHT, TIRIS, BEV6,0008,000Distanz in m10,00012,00014,00016,0007


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 20118


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011dabei die Melspitze und erreicht den Griften (Zupalkogel). Vom Griften steigt man dann am bestenüber den etwas weiter westlich gelegenen Steig direkt zur Zupalsee Hütte ab.Abstecher zum ArnitzseeWer genügend Zeit zur Verfügung hat, sollte von der Arnitz Alm unbedingt einen Abstecher zumArnitzsee machen, zumal dieser ein lohnenswertes Besucherziel darstellt. Dabei wird das obereArnitztal durchwandert, bei dem es sich um ein klassisches Trogtal handelt. Dieses ist aufgrund derGlazialerosion entstanden und lässt noch deutlich seine Trogschultern ausmachen. In der Gegenwartkommt es aber zum Einschneiden der Flüsse in die Landschaft. In diesem Zusammenhang sprichtman dann von der Dominanz der fluviatilen Erosion. Die Schuttanhäufungen an den Wandfüßenweisen darauf hin, dass man allmählich in Periglaziales Milieu aufsteigt, in dem Frostwechselprozesseeine große Rolle spielen. Die Vegetation (Blauer Eisenhut und Alpenkratzdistel) verrät, dass imArnitztal auf Weidewirtschaft gesetzt wird.Als Gehzeit von der Arnitzalm zum Arnitzsee sollten ca. 1 h 30 min eingeplant werden. Bei derWegfindung ist stets Aufmerksamkeit gefordert, da die Markierungen oft nicht deutlich inErscheinung treten und man durch das weidende Vieh abgelenkt werden kann. Wenn manorographisch links vom Arnitzbach aufsteigt und den dortigen Markierungen folgt, sollte aber nichtsmehr schiefgehen. Als Belohnung für den Aufstieg wartet ein traumhafter Bergsee, der von einerschönen Bergkulisse umgeben wird.10


HöhenmeterExkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 20112.Etappe: Zupalsee Hütte – LasörlinghütteBeim Verlassen der Zupalsee Hütte orientiert man sich westlich entlang dem ausklingenden Nordgratdes Donnersteins. Der Donnerstein (2.725 m) und der nachbarlich angrenzende Speikboden (2.653m) gelten als Hausberge der Zupalsee Hütte und können über unschwierige Steige erreicht werden,doch dazu an anderer Stelle mehr. Im Prinzip durchwandert man bei der Tour zwischen der ZupalseeHütte und der Lasörlinghütte Karböden auf hochgelegenen Hangterrassen, die von einer schönenFels-Schutt-Flora geprägt sein können. Die Wanderung entlang des Lasörling-Höhenwegs führt anNiedermooren vorbei und durch die fossile Blockgletscherlandschaft des geräumigen Steinkaastrogs,samt seiner kleinen Gerinne und Tümpel. Der Wanderer wird am Steinkaassee vorbeigeführt, ehe derWeg hinauf zur Merschenhöhe wieder etwas steiler wird. Der eigentliche Lasörling-Höhenwegverläuft nicht direkt bei der Jausenstation Merschenalm vorbei sondern etwas weiter südlich davon.Nachdem man den Kosachsattel erreicht hat, geht der Weg nur noch abwärts bis zur achteckigenLasörlinghütte (2.350 m), die in einem steinigen Hochkar liegt. Diese zweite Tour zählt aufgrund ihrerschönen Aussicht auf den Großvenediger als einer der beliebtesten Höhenwegabschnitte.Da diese Etappe relativ kurz dauert, erklimmen viele Wanderer noch am selben Tag von derLasörlinghütte ausgehend den Gipfel des Lasörling über dessen Südseite (siehe Karte der 3.Tour). Fürden relativ leichten Aufstieg über die Südseite sollten weitere 3 h Gehzeit eingeplant werden. DerWeg durch das Glauret stellt zugleich den steinigsten Abschnitt des Lasörling-Höhenweges dar.Höhenunterschied im Auf- und Abstieg:↗↘, mäßiges Auf und Abgehen,Routen:Gehzeiten:Zupalsee Hütte –Steinkaas - Lasörlinghütte 3 ½ h2,600Zupalsee Hütte - Lasörling Hütte2,4002,20001,000 2,0003,000Distanz in m4,0005,0006,000Höhenprofil, Daten: NPHT, TIRIS, BEV11


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Mögliche ZusatztourenZupalsee Hütte - Griften (Zupalkogel) (2.720 m) - Donnerstein (2.725 m) - Speikboden (2.653 m) -See im Grachten – Lasörling-Höhenweg – LasörlinghütteDiese Variante ist unter den Wanderern sehr beliebt, zumal es sich bei ihr nach etwas steileremAufstieg auf den Griften, um eine schöne und angenehme Kammwanderung handelt. VomDonnerstein und Speikboden hat man bei Schönwetter einen traumhaften Ausblick ins DefereggenTal und auf den Hochgall. Der Speikboden ist für sein zahlreiches Speikvorkommen bekannt und ist inbotanischer Hinsicht sehr reizvoll. Um wieder auf den Lasörling-Höhenweg zu gelangen, steigt manvom Speikboden über die Seen im Grachten ab. Im Anschluss daran folgt man einfach dem Lasörling-Höhenweg bis zur Lasörlinghütte.Tour: Lasörlinghütte - Lasörlinggipfel (3.098 m): (Route ist in der Karte der 3.Tour eingezeichnet)Der Lasörlinggipfel weist zwar eine elegante, spitze und recht anspruchsvolle Form auf, allerdingskann er von der Südseite ohne große Probleme bestiegen werden. Aufgrund der akutenSteinschlaggefahr wird von seiner nordseitigen Besteigung (Nordgrat, II) derzeit eher abgeraten. Vonder Lasörlinghütte führt ein angenehmer, markierter Steig über das Glauret bis zur Südflanke desLasörling. Dieser Steig wird zunehmend steiler und führt allmählich in felsiges Gelände, in dem manab und zu auch die Hände zu Hilfe nehmen muss. Auch der Felsgrat im Gipfelbereich ist aufgrundseiner geringen Breite stets mit Vorsicht zu genießen. Als Richtwert hinsichtlich der Aufstiegszeitkönnen etwa 3 Stunden angegeben werden. Vom Lasörling hat man ein hervorragendes Panoramavon den markantesten Dreitausender Osttirols (Großglockner, Großvenediger, Rötspitze, Hochgall,etc.).13


HöhenmeterExkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 20113.Etappe: Lasörling Hütte – Prägratner Törl – Stampflestörl- Rote Lenke –Neue Reichenberger HütteDieser Abschnitt des Lasörling-Höhenwegs gilt aufgrund seiner Länge und Schwierigkeit als größteHürde für die Wanderer. Ausgehend von der Lasörling Hütte (2.350 m), wird das gut 2,5 km langeehemalige Schürf- und Bergbaugebiet im Glauret durchwandert. Der Weg ist durchgehend markiertund mittelschwer. Im obersten Bereich des Glaurets schlägt man beim Abzweiger die Richtung zumPrägratner Törl ein und steigt in engen Kehren zu diesem auf. Vom Prägratner Törl hat man einenwunderbaren Ausblick auf den Stampfleskopf. Vom Törl erfolgt dann im Schutt der Abstieg ins obereLasnitzental. Der Höhenweg verläuft dann mit einer scharfen Kehre um den Nordostgrat desNördlichen Stampfleskopfes, wo vereinzelt auch Seilversicherungen angebracht sind. NachDurchschreiten eines Blockkars erreicht man die Scharte im Nordgrat des Stampfleskopfes, dieinoffiziell den Namen „Stampflestörl“ trägt. Von diesem Törl steigt man in den Kleinbachbodenhinab, wo diverse Wege über die Michltalscharte sowie aus dem Kleinbachtal zusammenkommen.Vom Kleinbachboden hat man bei Schönwetter einen fantastischen Ausblick ins Maurertal samtseiner vergletscherten Berge (Maurerkeesköpfe, Großer Geiger, Großer Happ). Zu guter Letzt mussman vom Kleinbachboden noch einen mittelsteilen Gegenanstieg zum geologisch interessantenHochtal der Roten Lenke meistern, ehe man auf deren Rückseite bis zur am Bödensee gelegenenNeuen Reichenberger Hütte (2.586 m) absteigen und die Tagestour beenden kann.Höhenunterschied im Auf- und Abstieg:↗ 850m↘ 740m, mittelschwer, teilweisealpinRouten:Gehzeiten insgesamt: 6 ½ hLasörling Hütte – Prägratner Törl2 hPrägratner Törl - Stampflestörl2 ½ hStampflestörl – Rote Lenke1 ½ hRote Lenke – Neue Reichenberger Hütte ½ h3,000Lasörling Hütte - Prägrater Törl - Neue Reichenberger Hütte2,8002,6002,4002,20001,0002,0003,0004,0005,000Distanz in m6,0007,0008,0009,000Höhenprofil, Daten: NPHT, TIRIS, BEV14


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 201115


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Mögliche ZusatztourLasörlinghütte – Berger Törl – Bergersee Hütte - Muhs Panoramaweg – eventueller Abstecher zurLasnitzen Alm – Michltalscharte – Kleinbachboden – Rote Lenke – Neue Reichenberger HütteDa man bei dieser Tour den ganzen Tag über unterwegs ist, sollte man früh genug von derLasörlinghütte aufbrechen. Im Bereich des Berger Törls ist grobblockiges Material zu überwinden.Seilversicherungen fördern die Trittsicherheit in diesem Bereich. Nach etwa 2,5 h Gehzeit erreichtman die Bergersee Hütte die zu einer Einkehr einlädt. Dort besteht auch die Möglichkeit zuübernachten, die von vielen Wanderern genutzt wird. Entlang des Muhs Panoramaweges erhält derWanderer ein wunderschönes Panorama vom Dorfer-, Maurer- und Lasnitzental. Auch dievergletscherten Gebiete der Venedigergruppe stechen in beeindruckender Art und Weise hervor.Gegen Ende des Panoramaweges kann man sich entscheiden, ob man zur Lasnitzenalm absteigt undeine kurze Pause einlegt oder ob man gleich zur Michltalscharte auf- und dann in denKleinbachboden absteigt, in dem der Weg dann mit dem Lasörling-Höhenweg zusammentrifft. Dortfolgt man dann dem Lasörling-Höhenweg über die Rote Lenke zur Neuen Reichenberger Hütte undbeendet die sehr anstrengende Tagestour. Für gemütliche Wanderer empfiehlt sich eineÜbernachtung in der Bergersee- oder Lasnitzen Hütte.16


HöhenmeterExkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 20114.Etappe: Neue Reichenberger Hütte – Daberlenke – Parkplatz StrödenBei dieser Etappe folgt man dem Rudolf-Tham-Weg westwärts durch die Sentenböden zurDaberlenke (2.631 m). Auf der orographisch linken Bergseite wird man dabei von den Gipfeln desPanargenkammes (z.B.: Seespitze, Alplesspitze, Keeseck, Panargen Spitze etc.) begleitet. ImSattelbereich zweigt man dann in das Dabertal ab, das zugleich ein Lehrbuchbeispiel für ein Kerbtaldarstellt. An seinen Wänden kann man Lawinenstriche erkennen, die oft bis in den Sommer hineinnoch Altschneefelder aufweisen und typische Schneetälchenvegetation beherbergen können. Da diezur Schlucht geneigten Flanken vereinzelt sehr steil sind, sollten sie im Frühjahr bei zu viel Schneeunbedingt gemieden werden. Der erdige Weg führt an der orographisch rechten Seite des Dabertalesetwas oberhalb des Grabens entlang bis zur Einmündung des Daberbaches in die Isel. ImMündungsbereich besteht die Möglichkeit zur Einkehr in die Clarahütte, die ungefähr nach etwa 20Gehminuten taleinwärts des Umbaltales zu erreichen ist, oder zum direkten Abstieg nach Strödenentlang des Wasserschaupfades der Umbalfälle. Unterwegs kann man sich noch bei der Islitzer Almoder Pebell Alm stärken. Von dort folgt man dem breiten Fahrweg talauswärts bis zum ParkplatzStröden.Höhenunterschied im Auf- und Abstieg: ↗ 50-130m↘ 1260m, leicht bis mittelschwer(je nachdem ob Clarahütte dabei ist odernicht)Routen:Gehzeiten insgesamt: 6 hNeue Reichenberger Hütte - Daberlenke1 hDaberlenke - Clarahütte2 ¾ - 3 hMündungsbereich Daberbach/Isel – ParkplatzStröden- 1 ½ - 2 h2,800Neue Reichenberger Hütte - Dabertal - Parkplatz Ströden2,6002,4002,2002,0001,8001,6001,40002,0004,0006,0008,000Distanz in m10,00012,00014,000Höhenprofil, Daten: NPHT, TIRIS, BEV17


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Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Mögliche ZusatztourenNeue Reichenberger Hütte – Finsterkar Spitze: (siehe Karte 3.Tour)Bei der Finsterkarspitze mit ihren 3.028 m handelt es sich um einen relativ vielbesuchtenDreitausender. Der Aufstieg erfolgt weglos zum oberen Nordwestgrat, zu dem man über einensteilen Schutt- und Schrofenhang mit Wegspuren gelangt. Dann wandert man den Nordwestgratentlang und schreitet über grasbewachsenes Gehgelände und mehrere Felsblöcke zum Gipfel.Ungeübte und nicht trittsichere Personen sollten den Gipfel eher meiden und nur bis zum Vorgipfelaufsteigen. Als Aufstiegszeit von der Neuen Reichenberger Hütte werden etwa 1 ½ h angegeben.Neue Reichenberger Hütte – Gösles Wand (siehe Karte 3.Tour)Wer genügend Zeit hat, sollte sich den Aufstieg auf die Gösles Wand mit ihren 2.912 m keinesfallsentgehen lassen. Obwohl die schroffe Gösles Wand von der Neuen Reichenberger Hütte ausbetrachtet, einen nahezu unbesteigbaren Eindruck erweckt, soll man sich davon ja nicht abschreckenlassen. Von der Neuen Reichenberger Hütte wandert man etwa eine Stunde einen zunehmend steilerwerdenden, markierten Steig links vom Bödensee über Rasen und Schuttstufen zur Roten Lenkehinauf. Von diesem geologisch äußerst interessanten Bereich zweigt man links ab und benötigt nochetwa eine halbe Stunde auf den Nordostgipfel der Gösles Wand. Mithilfe der auf dem Gipfelaufgestellten Panoramatafel, lassen sich die zahlreichen Dreitausender in der Umgebung problemlosbestimmen. Die Gösles Wand genießt als Aussichtsplattform bei Schönwetter einen hervorragendenRuf. Sensationelle Ausblicke auf den Großglockner, Großvenediger, die Dreiherrenspitze, Rötspitzeund die Dolomiten stellen genug Anreize dar, diese Tour in Angriff zu nehmen. Das Gipfelkreuz derGösles Wand, das bereits von der Neuen Reichenberger Hütte aus sichtbar ist, befindet sich auf demSüdwestgipfel der Gösles Wand, der vom Nordostgipfel in etwa 15 Minuten über einen unmarkiertenSteig auf dem breiten Gratrücken erreicht werden kann.Neue Reichenberger Hütte – Rotenmanntörl – Rotenmannspitze:Von der Neuen Reichenberger Hütte folgt man dem Rudolf-Tham-Weg durch die Sentenböden. ImBereich der Daberlenke steigt man nicht ins Dabertal ab sondern zweigt bei der Weggabelung links inRichtung Rotenmanntörl ab. Über steiler werdendes Schuttgelände steigt man bis zumRotenmanntörl auf, wobei der letzte Bereich mit Seilversicherungen ausgestattet und daher sehrernst zu nehmen ist. Die Tour kann wirklich nur erfahrenen und geübten Wanderern empfohlenwerden. Im Bereich des Rotenmanntörls trifft man auf einen Monolithen, der aufgrund seinerEinzigartigkeit besonders heraussticht. Vom Rotenmanntörl erreicht man die Rotenmannspitze(3.077 m)über den Südostgrat in etwa 20 Minuten. Für den letzten Anstieg ist zwar keine Klettereinotwendig, dennoch sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt vonnöten. VomRotenmanntörl und vom Gipfel der Rotenmannspitze sticht einem sofort die teilweise ausgesetzteTotenkar Spitze ins Auge. Für den Aufstieg auf die Rotenmannspitze von der Neuen ReichenbergerHütte aus, sollten etwa 3 ½ Stunden einkalkuliert werden.19


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: GeologieDie Geologie befasst sich mit dem Aufbau, der Zusammensetzung und Struktur unserer Erde. Dabeihaben geologische Vorgänge nicht nur Auswirkung auf die Gestaltung der Erdoberfläche sondernführen auch durch die Verwitterung der physikalisch und chemisch unterschiedlichzusammengesetzten Gesteine zur Bildung verschiedener Bodentypen, welche wiederum dieAusbildung einer charakteristischen Flora-Fauna-Lebensgemeinschaft bestimmen. Obendrein schafftdie Morphologie des Alpen-Gebirgszugs, auch in Bezug auf die klimatischen Verhältnisse wiebeispielsweise Niederschlag, Höhenlage, Wind, Exposition und Strahlung der Sonne, Unterschiede inden Lebensbedingungen auf kleinsten Raum und somit eine sehr abwechslungsreiche Landschaft.Überblick: Der geologische Aufbau der <strong>Hohe</strong>n <strong>Tauern</strong>Die Alpen sind ein überwiegend aus übereinander gestapelten Decken aufgebautes Gebirge(Deckengebirge). Durch tektonische Hebung und anschließender Erosion tektonisch höherer Decken,treten heute fensterartig tiefere Decken zu Tage. Teile der <strong>Hohe</strong>n <strong>Tauern</strong> bilden das Kernstück einessolchen Fensters, das sogenannte <strong>Tauern</strong>fenster. Hier tritt das tiefste tektonische Stockwerk, dasPenninikum, zu Tage und bildet z.B. die Gebirgsketten der Venediger-, Granatspitz- undGlocknergruppe. Im <strong>Tauern</strong>fenster werden verschiedene Gesteinseinheiten auseinander gehalten.Die Gesteine des „alten Daches“ und der „Habachserie“ bilden die ältesten Gesteinseinheiten. Indiese intrudierten im Jungpaläozoikum granitische Schmelzen, die heute als Zentralgneis vorliegen.Die jüngsten Gesteine sind metamorph überprägte Meeresablagerungen (Perm,Kreide), die als ObereSchieferhülle zusammengefasst werden. Der Südrand des <strong>Tauern</strong>fensters wird von „der MatreierZone“, einem schmalen Gesteinsstreifen (Süd fallend, Ost-West streichend) aus dunklen und hellenPhylliten, Kalkglimmerschiefern, Quarziten, Brekzien, Kalk und Dolomit gebildet. In diesen Gesteinenbefinden sich auch große Gesteinschollen aus Serpentinit und Permotrias-Gesteinen (Marmor, Gips,Quarzite). Mit dem Penninikum liegt eine westalpine Gesteinseinheit vor, die sich ansonsten in denOstalpen unter den ostalpinen Gesteinseinheiten verbirgt und nur in einigen geologischen Fenstern,von denen das <strong>Tauern</strong>fenster das größte ist, sichtbar wird.Im Bereich der Lasörling Gruppe liegt die Schnittstelle zwischen den Gesteinen des <strong>Tauern</strong>fensters(speziell die der Matreier Zone) und des Altkristallins der Defregger Alpen (mittelostalpinesDeckenstockwerk). Die penninische Gesteinsserie wurde, bedingt durch das Aufeinanderzudriftender europäischen und der afrikanischen Platte (Bereich des Ostalpins) ab der mittleren Kreidezeit,unter die ostalpine subduziert. Während erstgenanntere dabei dem Prozess einer Verfaltungunterlag, wurde das Ostalpin empor gepresst und in Nordrichtung über das Penninikum geschoben.Die Südgrenze der Matreier Zone stellt somit die Verschiebungsbahn zwischen Ostalpin undPenninikum dar. Die im Verschiebungsbereich vorliegenden magmatischen Gesteine undSedimentgesteine wurden dabei metamorph überformt. In der Landschaft lassen sich dieGesteinseinheiten des Penninikums und des Alkristallins geomorphologisch an der unterschiedlichenGestaltung ihrer Gipfel erkennen. Während das Pennin oft schroffe Gipfel mit gewaltig glattenWänden bildet (Bretterwände, z.B. Ochsenbug, Bretterwandspitze), erscheinen die Gipfel desAlltkristallins oft blockartig zerrissen (z.B. Großer Zunig, Lasörling). Die Matreier Zone bildet hier die„Tiefenlinie“ zwischen Pennin und Ostalpin (Höchster Punkt: Rotmannspitze 3077 m). Wegen ihrergeringen Mächtigkeit und mannigfaltigen Zusammensetzung bildet sie keine richtige eigeneMorphologie aus, glatte Wände wechseln mit gewaltigen Knollen und Blöcken. Jedoch ist oft an derGrenze zum Altkristallin ein steileres Ansteigen des Altkristallingesteines zu verzeichnen. Imwestlichen Teil der Lasörlinggruppe kreuzt der Höhenweg mehrmals diese Grenze.20


Exkursionsbericht Lasörling-Höhenweg 2011Übersichtskarte mit den wichtigsten geologischen Baueinheiten des <strong>Tauern</strong>fensters (Penninikum) und seiner Umrahmung (umgezeichnet und vereinfacht nach TOLLMANN1977; aus KRAINER)


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Geologische Besonderheiten am Lasörling-Höhenweg:Der östliche Teil des Lasörling-Höhenweges verläuft je nach Wahl der Tourenvariante bis zurBergersee Hütte oder Kleinbachboden im Altkristallin und setzt sich aus verschieden Typen vonGlimmerschiefern, Paragneisen mit mächtigeneingeschalteten Amphibolithzügen und wenigermächtigen Orthogneisen zusammen.An einigen Stellen der Lasörling Gruppe führendie Gesteine des Altkristallins Granate.Granatglimmerschiefer (pv)Wirklich interessant wird die Geologie im westlichen Teil im Bereich der Neuen Reichenberger Hütte,wenn der Lasörling-Höhenweg an der Kontaktzone zwischen Altkristallin und „Matreier Zone“verläuft.Hat man die Wegvariante über dieBergersee Hütte und den Muhs-Panorama Weg gewählt, wird einem dassich ändernde Gestein schon in diesemWegabschnitt auffallen.Wenn nicht, sollte einem spätestens amKleinbachboden der Wechsel bewusstwerden, denn hier formen die Gesteineder „Matreier Zone“ morphologisch undMichltal ScharteÜber die Micheltal Scharte verläuft die Grenzzone zwischenAltkristallin und „Matreier Zone“. Im Bild sieht man dieunterschiedliche Morphologie der beiden Gesteinseinheiten, linksder blockartig zerrissene Gipfel des Stampfles Kogel (3071m) undrechts die glatt zulaufende Krislach Spitze (2848m). Fotografiertvom Muhsköpfl (2561m). (ws)Aufschluss am Muhspanoramaweg (se)farblich unterschiedliche Gipfel. Südlich der Gösles Wand, die aus dem dunkelgrünen Gestein desSerpentinits aufgebaut ist, bildet Kalkgestein (Dolomit, Kalkmarmor) den Gipfel des Kleinbachkopfes.Auch der Weg zur Roten Lenke ist mit den unterschiedlichen Gesteinsbrocken aus Serpentinit undKalk gesäumt.22


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Die Gesteine der Matreier Zone an der Roten LenkeFoto: Blick auf die Neue Reichenberger Hütte und Böden See (ws)Die Rote Lenke trägt ihren Namen mit Recht, denn hier findet man neben Serpentinit,Serizitschiefern und Quarzit auch das rötliche Gestein der Rauwacke. Weiterhin verläuft über dieseSchartet die Überschiebungszone des Alkristallins auf die Gesteine des Penninikum.Südöstlich der Roten Lenke bildetdas Alkristallin (Paragneis undAmphibolit) den Gipfel derFinsterkarspitze. Von hier aus hatman eine wunderschönePanoramasicht und sieht neben denbekannten Dreitausendern,Großglockner und Großvenediger,auch die Kette der SüdtirolerDolomiten. Innerhalb derwestlichen Lasörling-Gruppe lassensich von hieraus auch dieverschieden Gesteinszonenbetrachten.Rechts die Finsterkarspitze (3028m), links die Gösles Wand, imVordergrund der Bödensee23


Exkursionsbericht Lasörling-Höhenweg 2011Gesteinszonen in der westlichen Lasörling-Gruppe (Grobübersicht, ws)Auf der Aufnahme mit Blick von der Finsterkar Spitze erkennt man dieverschiedenen GesteinsartenDen dunklen Serpentinitstock der Gösles WandKalke und Dolomit des BachlenkenkopfesGrünschiefer(Prasinit) der GrauenwandGesteinsarten des OberostalpinsSerpentinite, Prasinite, Amphibolit … basische und ultrabasische, metamorpheVulkanite, Reste ehemaliger ozeanischer Kruste


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Die Umgebung der Neuen Reichenberger Hütte gehört durch die landschaftliche Schönheit und diegeologisch bedingte vielfältige Natur ( Kalk- und Silikat-Gesellschaften) zu den großenKostbarkeiten des Nationalparkbereiches Osttirol.Der Abfluss des Bödensees führt durch einenQuarzitgraben (in der „Matreier Zone“). Quarzitist ein aus Sandstein entstandenesmetamorphes relativ hartes Schichten-Gestein,welches auch an der Südseite desBachlenkenkopfes und am Weißen Beil zu findenist. (ws)Die vorherrschenden Kalk- und Dolomitgesteinebilden Steilabfälle mit teilweise bizarren Formenaus. Solche Abbrüche finden sich beispielsweiseim Klein- und Großbachtal und im Berreich derSenten Böden. Hier Kalkzug am Bachlenkenkopf.Kalkzüge ziehen sich zum Teil von der DaberLenke bis zum Kleinbachboden. (pv)Im Berreich des Gösles See liegt die Kontaktzonezwischen Serizitschiefern, Quarzit, Kalkgesteinund Serpentinit. (se)Das Rotenmann Törl befindet sich zwar nicht inunmittelbarer Nähe des Lasörling-Höhenweg, istaber als weiteres geologisches Highlight einenAbstecher wert. Rauwacke bildet an diesemÜbergang ins hintere Defereggen Tal einengroßen Monolithen. Nördlich des Monolithsfindet sich ein Serpentinitstock, weiter nördlichverläuft die weiße Ader (Dolomit), die auch vomWeg durch das Dabertal aus sichbar ist. (pv)Vergleiche: EXKURSIONSFÜHRERE TROJERALMTAL (Nationalpark <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> 2000); KRAINER (1994)25


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: BergbauOsttirol weist eine bergbaulich weit zurückreichendeGeschichte auf. Kupfer, Eisen, Blei, Kobalt, Silber undauch Gold waren dabei das Hauptinteresse des Abbaus.Es konnten sogar unbedeutende Uranvorkommennachgewiesen werden. Einst spielten die Vorkommeneine wesentliche Rolle bei der ersten Besiedelung desgesamten Gebietes, da sich die Menschen nur dortniederließen, wo sie für ihren Lebensunterhalt die Erzenutzen konnten. Diese wurden für die Erzeugung vonJagdwaffen, Schmuck und Haushaltsgeräten Kupferkies (pv)verwendet. Viele Spuren sind über die Jahrhundertevon der Natur verwischt worden, manches ist noch in der Landschaft nachzuvollziehen.In der Lasörlinggruppe befinden sich die wichtigsten Erzvorkommen Osttirols. Die Knappengruben,das bedeutendste Abbaugebiet, am Südhang in Richtung Trojeralmtal gehören zum BergbaugebietBlindis-Tögisch und liegen weit über der Baumgrenze zwischen 2400 und über 2700m. VornehmlichEhemaliges Kupferabbaugebiet südlich des Prägrater Törl; links: Abraumhalden, rechts: verfallene Knappengruben (pv)wurde hier Kupfererz abgebaut. Der Beginn dieses Kupfererz-Bergbaus dürfte um etwa 1400anzusetzen sein. Die Blütezeit erlebte er zwischen 1550 und 1618. Nach dem Bergrecht waren dieErzvorkommen Eigentum des Landesherren, der den Abbau an Gewerke verlieh und Abgabenverlangte. Aufgrund der schweren Arbeit und der Bedeutung des Bergbaus im ausgehendenMittelalter wurden den Bergleuten zahlreiche Privilegien zugestanden. Dazu zählten neben der gutenEntlohnung die Berggerichtsbarkeit, die Steuer- und Zollfreiheit, das Vorkaufsrecht auf den Märkten,das Recht des Fisch- und Vogelfangs und die Befreiung von Kriegsdiensten. Einmalig und derBedeutung der Bergleute entsprechend war das Privileg, dass sie sich überall frei bewegen und denArbeitsplatz wechseln konnten. Auf dem Weg zur und von der Arbeit durften sie nicht verhaftetwerden. 1551 wurde der Erzabbau erstmals urkundlich erwähnt. Um 1600 pachteten die „Glaureter26


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Gewerken“ die Gruben und begannen die Kupfervererzung in der Lasörlinggruppe aufzuschließen.Kurz darauf wurde bei St. Jakob eine Schmelzanlage errichtet, die für eine Verkürzung derTransportwege des Erzes sorgte. Dabei investierten sie innerhalb weniger Jahre 19 000 Gulden. Diesentspricht einem heutigen Geldwert von 100 000 – 150 000 Euro.1713 musste der Betrieb aufgrund von Wasserandrang geschlossen werden. Während des zweitenWeltkrieges wurde das Gebiet erneut auf abbauenswerte Erzvorkommen untersucht, wobei es zukeiner Wiederaufnahme der Schürftätigkeit kam.Die Vorkommen liegen in Form vonKupferkiesvererzungen vor, sind rund zwei Metermächtig und erstrecken sich von der Gegend desBlindis-Sees bis hin zum Glauret auf zirka 2,5 kmLuftlinie. Vereinzelt sind in diesem Gebiet (vor allemam Blindis-See) und in einer Karmulde hinter derLasörlinghütte heute noch gut erhaltene Reste vonStollen, Knappenunterkünften, Schutthalden sowieTagbaue und Stollenmundlöcher zu sehen. Letzterereichen bis 2750 m hinauf. Die hier abgebautenKupfererze wurden nach Unterpeischlach transportiertund dort verschmolzen.Eine zukünftige Nutzung der Erzvorkommen in derLasörlinggruppe ist aus zweierlei Gründen äußerstunwahrscheinlich: Die Höhenlage erschwert denKnappengruben (großteils verfallen) (pv)Zugang zu den Lagerstätten und macht den Abbauheute unrentabel. Abgesehen davon lassen die geltenden Gesetze einen Abbau innerhalb derNationalparkgrenzen nicht zu (Kernzone) oder sind bewilligungspflichtig (Außenzone).Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde bei derGösles Wand auf 2800 m Höhe Asbest abgebaut.Asbest gehört zu einer Gruppe natürlichersilikatischer Minerale, die sich durch ihrecharakteristische feinfaserige Strukturauszeichnen. Die Fasern werden etwa 30 cm,manchmal sogar 100 cm lang. Es wurde alsWundermaterial gehandelt, da es vielfältigeingesetzt werden konnte. Als Hitzeschutz oder Asbest auf Serpentinit beim Gösles See (pv)Wärmeisolation in Gebäuden und Kraftwerken,beim Schiffsbau oder als Brandschutz. In den Siebziger-Jahren wurde jedoch die tumorerregendeWirkung von Asbest belegt. Die feinen Fasern die bei mechanischer Einwirkung zerstört wurden,konnten eingeatmet werden und nach einigen Jahren zu chronischen Lungenkrankheiten bis hin zumLungenkrebs führen.Vergleiche: INGRUBER, A. (2005), STÜBER, E. & WINDING, N. (2003), NATIONALPARK HOHE TAUERN(2002): Informationstafel auf der Neuen Reichenberger Hütte27


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: BodenDie Entstehung von Böden (Pedogenese) im Hochgebirge ist aufgrund verschiedenster Mikroklimate,dem Relief und unterschiedlicher anstehender Grundgesteine spannend zu beobachten. Trotz seinergeringen Mächtigkeit von nur wenigen Dezimetern bietet der Boden die umfassende stofflicheGrundlage für pflanzliches, tierisches und menschliches Leben. Da Boden aber eine begrenzteRessource ist, gibt es zunehmend Initiativen sorgfältig damit umzugehen und diesen zu schützen.Der Bodengenese im Allgemeinen liegt eine Reihe von Faktoren zu Grunde, die eine Bodenbildungzeitlich, qualitativ und quantitativ beeinflussen. Dazu gehören Klima, Ausgangsgestein, Relief,Exposition, Bodenwasser, Flora und Fauna, der Mensch sowie die Zeit. All diese Einzelfaktoren stehenin permanenter Wechselwirkung zueinander. Mit Ausnahme der Zeit weisen alle Faktoren eineräumliche Komponente auf und sind äußerst variabel.Die wichtigsten Prozesse die im Boden stattfinden sind Verwitterung, Verlagerung, Verrottung undVerbindung von Substanzen. Aufgrund der unterhalb beschriebenen Einflüsse kann somit einfacherkannt werden, dass Böden in höheren Lagen anfangen zu entstehen und auch die Dynamik undMächtigkeit der Bodengenese mit der Höhe abnimmt.Typische Abfolge von Bodentypen nach Höhenlage: 1. Rohboden, 2. Ranker, 3. Braunerde (pv)Die Abbildung zeigt eine Höhensequenz von Böden wie sie typischerweise im Hochgebirgeanzutreffen sind. Das linke Bild zeigt einen Rohboden im Gipfelbereich des Griften (2720 m). Aufanstehendem Gestein und Schutt bildet sich allmählich eine Auflage. Erste (Pionier-)Pflanzen könnensich ansiedeln. Zunehmend sammelt sich immer mehr einer sogenannten Auflageschicht an. Sobalddiese auf silikatischem Ausgangsgestein eine gewisse Mächtigkeit erreicht, spricht man von einemRanker (Rendzina auf karbonatischem Gestein). Dieser Ranker (Bild Mitte) wurde oberhalb derZupalsee Hütte (2400 m) aufgenommen. Daraus entsteht nach ausreichend langer Zeit und beigenügend vorhandenem Eisen Braunerde (unterhalb der Arnitzalm auf 1900 m).Die Temperatur nimmt mit der Höhe ab. Dabei kann man von einem durchschnittlichenTemperaturgradienten von 0,5-0,6 °C / 100m sprechen. Zu diesem vertikalen Gradienten gibt es nocheinen Unterschied in horizontaler Lage, also beispielsweise zwischen Standorten gleicher Höhe die28


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011am Alpennordrand bzw. –südrand liegen. Dieser Unterschied kann 2-4°C betragen. Dies ist einäußerst großer Wert, wenn man bedankt, dass außeralpine Gebiete gerade einmal die Hälfte diesesWerts erreichen. Die Temperatur hat besonders für die Verwitterung eine große Bedeutung. Dabeisind vor allem die Tage an denen Frostwechsel stattfinden interessant. Je nach Standort undHöhenlage können bis zu 200 Frostwechseltage pro Jahr auftreten. Bei jedem Frostwechsel gefriertund taut Wasser in Klüften im Gestein. Durch die Volumenänderung des Wassers wird so sukzessiveGestein zerkleinert.Die Niederschlagsmenge wird größer, je höher ein Standort liegt. Dabei gibt es wieder einenGradienten der mit 200 mm pro 100 Höhenmeter beziffert wird. Außerdem regnet es am Alpenranddeutlich mehr als in den trockeneren Zentralalpen. Aufgrund des Atlantikeinflusses sind dieNordränder weit feuchter als die Südränder.Die solare Strahlung wird mit der Höhe intensiver und ist vor allem in Kombination mit der Expositionsehr wichtig für die Bodentemperatur. So haben Messungen in 1 cm Tiefe gezeigt, dass Südwestexponierte Hänge bis zu 80°C Bodentemperatur erreichen, wohingegen NordhängeMaximaltemperaturen von 41°C erreichen.Ein weiterer klimatischer Subfaktor ist der Wind, welcher eine nicht zu unterschätzende Rolle für diePedogenese spielen kann, da es sich bei dem ein- oder austransportiertem Material um sehr kleineKorngrößen handelt. Diese fehlen in höheren Lagen zunehmend aufgrund der jungen Böden und derlangsamen chemischen Verwitterung, sind jedoch für die Weiterentwicklung äußerst prägend.Böden auf silikatischen (kristallin, beispielsweise in den Zentralalpen) Gesteinstypen weisen eineandere Entwicklung auf als jene auf Kalkgestein (karbonatisch, Kalkalpen). Dabei ist aber zuberücksichtigen, dass es sich zumeist um keine Gebiete handelt, die ausschließlich aus reinsilikatischen oder karbonatischen Gesteinen bestehen.Das Relief beschreibt die Lage der Geländeoberfläche und ist der Hauptfaktor dafür, dass esflächenhaft keine tiefgründigen Böden gibt. Aufgrund des Reliefs gibt es eine Reihe von Prozessen,wie Erosion und Denudatio, die eine abtragende Wirkung aufgrund der Erdgravitation zeigen. Sehrwichtig ist die funktionale Verbindung zur Hydrologie. So entwickeln sich auf Kuppen andereBodentypen als in Mulden.Weitere Faktoren die eine entscheidende Rolle spielen können sind:- Pflanzen, die organische Substanz (Humus) liefern und den Boden mit Stickstoff anreichern.- Menschen, die durch Bebauung (Stichwort Bodenversiegelung) oder Landwirtschaftenormen Einfluss nehmen können. Durch das Graben, Pflügen, Düngen wird der Bodenverändert, durch Bewässerung bzw. Drängung wird die Bodenhydrologie beeinflusst, durchRodung bzw. Bepflanzung wird die Bodenbedeckung verändert.- Tiere die im Boden leben, sorgen für Belüftung und beeinflussen den Weg desBodenwassers. Nach dem Absterben dienen sie als organische Substanz. Andererseitsverändern beispielsweise größere Nutztiere durch Viehtritt das Mikrorelief, verdichten denBoden oder düngen mit ihren Exkrementen punktuell die Oberfläche.Vergleiche: GEITNER, C. (2007); VEIT H. (2002)29


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: PermafrostMit dem Begriff Permafrost bezeichnen HAEBERLI&KING (1987) Lithosphärenmaterial, welchesmindestens ein Jahr lang Temperaturen unter 0°C aufweist. Der Temperaturzustand desUntergrundes ist also das bestimmende Merkmal für den Permafrost. In diesen Bereichen findet mandas im Untergrund vorkommende Wasser beinahe immer in gefrorenem Zustand vor. DieBezeichnung Permafrost bezieht sich auf die ganzjährige Gefrornis des Untergrundes (PERMAnenterBodenFROST), wobei diese aber nicht immer gegeben ist. Der Permafrost lässt sich nur schweranhand diverser Indizien an der Erdoberfläche feststellen. Am leichtesten fällt hier noch dasErkennen des eisübersättigten Permafrosts. Der Permafrost kann aufgrund seiner Wechselwirkungenmit dem Klima durchaus auch als Klimaindikator herangezogen werden.Permafrost kann gemäß seiner Flächendeckungsrate in mehrere Typen unterschieden werden:Bezeichnung:von Permafrost unterlagerte Fläche:kontinuierlicher Permafrost>90% der Fläche von PF unterlagertdiskontinuierlicher Permafrost (Hochgebirgs->50 bis 90% der FlächePF)sporadischer Permafrost >10 bis 50%fleckenhafter Permafrostnur kleine EinzelvorkommenPermafrosttypen (se)Wichtig für die Permafrostentstehung im Hochgebirge sind eine negative Energiebilanz, dieExposition und Schattenbildung. Oftmals wird die Existenz des Permafrosts mit derJahresmitteltemperatur der Luft in Zusammenhang gebracht, obwohl zwischen diesen beidenFaktoren eigentlich keine Kausalität besteht. Dieses Vorgehen ermöglicht dennoch ein erstes grobesAbschätzen der Permafrostverbreitung. Empirische Erhebungen in den österreichischen Alpenergaben, dass die Höhenlage der -2°C-Jahresisotherme recht gut mit der Untergrenze desdiskontinuierlichen Permafrosts in rund 2500 m Seehöhe übereinstimmt. Der Permafrost in denAlpen ist ein Phänomen der subnivalen Höhenstufe, in der keine geschlossene Vegetationsdeckemehr vorhanden ist. Die Vegetationsbedeckung kann also etwas über das Vorkommen vonPermafrost aussagen. In den Alpen gibt es eine grobe Faustregel, die besagt, dass diskontinuierlicherPermafrost und eine geschlossene Vegetationsbedeckung einander ausschließen. Perennierende(=den Sommer überdauernde) Schneeflecken können als Permafrostindikatoren herangezogenwerden. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass diese nur sporadischen (> 10 bis 50% derFläche vom Permafrost unterlagert) und nicht diskontinuierlichen Permafrost indizieren.Der Beziehung zwischen dem Permafrost und dem Schnee wird generell ein hoher Stellenwertbeigemessen. So fördern schneearme, windexponierte Standorte (Grate, Geländekanten) diePermafrostbildung (bei fehlender Schneedecke im Herbst ist eine stärkere Bodenauskühlungmöglich). Im Frühjahr verhindert eine lang andauernde Schneedecke die Erwärmung des Bodens undträgt deshalb zum Bestehen des Permafrosts bei. Lawinenschneeansammlungen undSchneeeinwehungen erweisen sich diesbezüglich als besonders günstig. Auch die physikalischenEigenschaften des Substrates, wie zum Beispiel die Albedo, spezifische Wärmekapazität und dieWärmeleitfähigkeit, spielen bei der Permafrostverbreitung eine maßgebliche Rolle.30


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Ungefähr 1/10 der weltweiten Permafrostareale findet man im Hochgebirge(Hochgebirgspermafrost, engl. mountain permafrost). In Österreich beläuft sich die potentiellePermafrostfläche auf etwa 2000 km², das sind etwa 2% der Staatsfläche (LIEB 2000,52) oder 3-4% derösterreichischen Alpen. Im gesamten Alpenraum wird das Permafrostareal auf 6000-7000 km² bzw.auf 3-4% der Gesamtfläche geschätzt.Unter dem Begriff Permafrost-Untergrenze versteht man jene Seehöhe, oberhalb derer dasAuftreten von diskontinuierlichem Permafrost wahrscheinlich ist. In den österreichischen Nordalpenbeträgt sie rund 2300-2400 m, in den Zentralalpen 2500-2600 m (das Gesamtmittel liegt bei 2500 m)(siehe Abbildung unten).Permafrostprofil durch die östlichen österreichischen Alpen (LIEB, 1996)Die von HAEBERLI 1973 entwickelte BTS-Methode gilt neben der Modellierung auch heute noch alseine der verbreitetsten Verfahren bei der Permafrostkartierung. Die Abkürzung BTS steht dabei fürdie Basistemperatur der winterlichen Schneedecke. Für ihre Ermittlung werden eineTemperatursonde und eine große Anzahl an Messpunkten benötigt. Unter einer mächtigenhochwinterlichen Schneedecke liegt die Basistemperatur der Schneedecke (BTS) meist zwischen 0°und -2°C. Verantwortlich hierfür ist der Bodenwärmestrom, der für den Abbau der im Frühwintereingedrungenen Kälte sorgt. Hat man es im Untergrund mit Permafrost zu tun, so kann dieSchneedecke die frühwinterliche Kälte bewahren und die BTS weist niedrigere Werte auf. Bei BTS-Werten zwischen -2°C und -3°C wird Permafrost als möglich klassifiziert, bei Werten ≤ -3°C alswahrscheinlich. Aus Quelltemperaturmessungen an Quellaustritten zu Zeiten maximaler Ausaperung(Ende des Sommers) können ebenfalls Aussagen über das Vorkommen von Permafrostarealengetroffen werden. Bei Temperaturwerten zwischen 0 und 1°C geht man davon aus, dass Permafrostwahrscheinlich ist. Bei Werten zwischen 1 und 2°C ist Permafrost möglich (HAEBERLI 1975). DieBodentemperaturmessung stellt eine weitere Methode dar, um die Permafrostverbreitung zuerfassen. Die Messung sollte zumindest in zwei unterschiedlichen Tiefen vorgenommen werden, umeinen Temperaturgradient und die Tiefenlage der 0°C-Isotherme daraus ableiten zu können. Einweiteres Verfahren bietet die GIS-gestützte Modellierung der Permafrost-Verbreitung. Diese31


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Methode ist derzeit das Maß der Dinge und gilt als Standard hinsichtlich derPermafrostuntersuchungen.Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es für die Ermittlung der Permafrostverbreitung eineVielzahl von Methoden gibt. Die Messungen sind mit relativ geringem Aufwand und einfachenInstrumenten durchführbar, allerdings handelt es sich bei diesen meistens nur um indirekte undpunktuelle Informationen. Aus diesem Grund sollten auch stets mehrere Verfahren angewandtwerden. Die Erfassung der Permafrosteigenschaften fällt im Vergleich zur Erfassung derPermafrostverbreitung schon deutlich komplizierter aus. Um die Eigenschaften genau untersuchen zukönnen, benötigt man höchst aufwändige geophysikalische Methoden, die zusätzlich nochlangwierige Auswerteverfahren nach sich ziehen können. Die folgenden geophysikalischen Methodenerfreuen sich unter den Wissenschaftlern besonders großer Beliebtheit:- Seismik,- Geoelektrik,- Georadar,- Elektromagnetik,- Gravimetrie,- BohrlöcherAm meisten Informationen über den inneren Aufbau von Permafrostkörpern und diegeophysikalischen Eigenschaften der einzelnen Schichten kann man aus den Bohrlöchern gewinnen(Achtung: nur punktuelle Information!).Geomorphologische Erscheinungen an der Erdoberfläche (z.B.: Blockgletscher, etc.) indizieren dasVorkommen von Permafrost.Permafrostvorkommen in der LasörlinggruppeAuf dem Lasörling-Höhenweg durchquert man vereinzelt Passagen der periglazialen Stufe, in der manmit Frostwechselprozessen und Permafrosterscheinungen konfrontiert werden kann.Mit dem Begriff Periglazial ist der Raum zwischen der Wald- und Schneegrenze sowohl inhorizontaler als auch in vertikaler Sicht gemeint. Dieser umfasst die unvergletscherten Areale mittiefen Temperaturen und häufigem Frostwechsel. Ein weiteres Kennzeichen der periglazialen Stufeist das häufige Vorkommen von Lockerschutt. In periglazialen Gebieten können sich zahlreicheProzesse abspielen:- Frostsprengung,- Frosthebung und –setzung,- Frostsortierung,- Solifluktion (flächenhafter Materialabtrag)- Permafrostkriechen,- Nivation (Wirkung des Schnees auf den Untergrund)Im Verlauf des Höhenwegs und der eventuellen Zusatztouren kann man diverse Blockgletscher(intakte oder fossile) in der Landschaft ausmachen.32


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: BlockgletscherDer Blockgletscher (rock glacier) stellt eine Leitform des Hochgebirgs-Permafrostes dar.Blockgletscher sind größere zungen- oder lobenförmige Schuttakkumulationen mit scharferRandbegrenzung und einer Oberflächenstruktur von „fluidalem“ Habitus, die im aktiven Zustand Eisenthalten und einer langsamen Massenbewegung unterliegen (HÖLLERMANN 1983, 116).Eine andere Definition besagt, dass Blockgletscher dauernd gefrorene Schuttmassen sind, dielangsam Berghänge hinunterkriechen (HAEBERLI 1985, 123).Die Form (zungen- oder lobenförmig, durch steile Rand- und Stirnböschungen gut von der Umgebungabgegrenzt), das Material (Lockerschutt, an der Oberfläche eher grobblockig, Eis) und der ablaufendeProzess (gravitative Kriechbewegung eisübersättigten Substrats) entscheiden darüber, ob man es miteinem Blockgletscher zu tun hat oder nicht. Die Blockgletscher können aufgrund ihrer deutlichenPhysiognomie anhand von Luftbildern kartiert werden. Mithilfe einer Luftbildauswertung wurden vonGerhard Karl Lieb (1996) die Blockgletscher im östlichen Teil der österreichischen Alpen (=Gebieteöstlich der Nordtiroler Landesgrenze) flächendeckend ermittelt. Dabei wurden 1451 Blockgletschererfasst und statistisch ausgewertet.Die statische Auswertung dieser 1451 Blockgletscher ergibt, dass der durchschnittlicheBlockgletscher eine Länge von etwa 300 m und eine Breite von ca. 200 m aufweist. Die fossilenBlockgletscher weisen größere Formen als die aktiven Blockgletscher auf. Bezüglich der Expositionder Blockgletscher wurde festgestellt, dass der Großteil dieser Gebilde auf den Schattseitenvorkommt. Da die Blockgletscher auf grobblockigen Gesteinszerfall angewiesen sind, kommen sievermehrt in der Zentralgneiszone vor.Die Blockgletscher können dank ihrer Aktivität voneinander unterschieden werden. So können zumBeispiel aktive Blockgletscher von inaktiven Blockgletschern und fossilen Blockgletscherndifferenziert werden:- Aktiver Blockgletscher (active rock glaciers): enthält Permafrost und ist in Bewegung,- Inaktiver Blockgletscher (inactive rock glaciers): weist zwar noch Spuren von Permafrost auf,jedoch fehlt ihm die notwendige Bewegungskomponente,- Fossiler (reliktischer) Blockgletscher (relict rock glaciers): ist eine Vorzeitform, die unteranderen klimatischen Rahmenbedingungen als den heute herrschenden entstanden ist; erenthält weder Permafrost, noch ist er in Bewegung; er ist kein Indikator für aktuellesPermafrostareal; weiters besitzt er keine Randböschungen mit Steinschlaggefahr mehr undist von dichter Vegetation überwachsen;Da die aktiven und inaktiven Blockgletscher optisch nur schwer voneinander zu trennen sind und dietatsächliche Bewegung nur durch geodätische Messungen erfasst werden kann, werden beide Typenoftmals zusammengefasst und als intakte Blockgletscher bezeichnet. Man spricht von sogenanntenklimatisch inaktiven Blockgletschern, wenn eine sich erwärmende Atmosphäre die Ursache für dasInaktivwerden der Blockgletscher ist. Für die Bildung von dynamisch inaktiven Blockgletschern, beidenen der Permafrost aktiv bleibt, ist die erlahmende Bewegung verantwortlich. Die Bewegung deraktiven Blockgletscher basiert auf der plastischen Deformation des Eisgehaltes. Obwohl dieBewegung der Blockgletscher deutlich geringer als bei Gletschern ausfällt, sind Vergleiche durchaus33


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011legitim. Die jährlich messbaren Bewegungen an der Blockgletscheroberfläche liegen im dm-Bereich.Gelegentlich können Blockgletscher auch am Untergrund gleiten.(Der Großteil wurde aus der Permafrostvorlesung von Universitätsprofessor Dr. Gerhard Karl Liebentnommen.Ein paar Beispiele für intakte und fossile Blockgletscher werden nun kurz wiedergegeben:Fossiler Blockgletscher südöstlich vom ZunigtörlBei diesem handelt es sich um einen reliktischen,monomorphen Blockgletscher. Monomorphbedeutet, dass er im Längsprofil nur aus einerGeneration lobenförmiger Strukturen besteht.Über diesen Blockgletscher besitzt man wedergenaue geodätische, photogrammetrische nochweitere GPS Daten. Als fossiler Blockgletscher ister schon von Vegetation überwachsen und besitztkeine perennierenden Schneefelder mehr.Fossiler Blockgletscher südöstlich des Zunigtörls (se)Fossiler Blockgletscher nordwestlich vom OberstkogelBlickt man vom Legerle in Richtung Osten so kann man am Nordwesthang des Oberstkogels einenfossilen Blockgletscher erkennen. Dieser weist keinerlei Spuren mehr von Permafrost auf und dürfteunter anderen klimatischen Rahmenbedingungen als den gegenwärtigen entstanden sein. DieWaldbereiche sind durch einzelne Murenstriche in Mitleidenschaft gezogen worden.Blick vom Legerle auf den Nordwesthang des Oberstkogels (se)34


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Dieses Foto wurde während des Aufstiegs auf denOberstkogel gemacht und zeigt die Größe deseinstigen Blockgletschers. Heutzutage erinnert nurmehr das grobblockige Material daran. Wie schonvorhin erwähnt ist dieser Blockgletschernordwestexponiert. Er ist monomorph und zeigtVegetationsüberzüge.Abgrenzung des fossilen Blockgletschers (se)Fossile Blockgletscher südwestlich des TorkogelsFossile Blockgletscher südwestlich des Torkogels (se)Um diese fossilen Blockgletscher ausmachen zukönnen, bedarf es der Zusatztour auf denOberstkogel. Blickt man dann vom Gipfel desOberstkogels in Richtung Südosten, so kann mandiese beiden Relikte entdecken. Beide sindwestexponiert und entsprechen dem polymorphenTyp, das heißt, dass sie aus mehrerenGenerationen lobenförmiger Strukturen aufgebautwaren bzw. sind. Obwohl beide inzwischen von derVegetation überwachsen sind, können dieehemaligen Strukturen noch im Landschaftsbilderkannt werden.Fossiler Blockgletscher westlich von der Zupalsee HütteFossiler Blockgletscher westlich der Zupalsee Hütte (se)Schreitet man auf dem Lasörling-Höhenweg voranund lässt die zwei kleinen Niedermoore westlichder Zupalseehütte hinter sich, so merkt man beimGehen wie die Landschaftsformen allmählichunruhiger werden. Das kommt daher, dass mandirekt durch ehemaliges Blockgletschergeländegeschickt wird. In der welligen Landschaft könnennoch ehemalige Fließstrukturen und schärfereBegrenzungen ausfindig gemacht werden. Die roteLinie im linken Foto grenzt diese Strukturentalwärts in Richtung Virgental ab.35


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Dieses Foto zeigt denselben Bereich von der Talseite aus. Auch in dieserAufnahme lässt sich die wellige Struktur problemlos erkennen. Dass es sichbei diesem Geländeabschnitt nur um ursprüngliches Blockgletscherarealhandeln kann, indiziert die Vegetation, die sich inzwischen daraufangesiedelt hat. Rezente Blockgletscher findet man in diesem Bereichjedenfalls keine vor. Der fossile Blockgletscher hier in diesem Bereich istmonomorpher Struktur und nordostexponiert.Fossiler Blockgletscher im Bereich des SteinkaasseesFossileBlockgletscherstruktur (se)Dieser fossile Blockgletscher ist nordwestexponiertund wird vereinzelt von Vegetationszügen überprägt.Das modifizierte Foto links gibt nur die ungefähre undkeinesfalls die exakte Lage des ehemaligenBlockgletschers wieder. Auch über diesenBlockgletscher liegen leider keine genauen Daten vor.Perennierende Schneefelder gibt es in diesem Bereichjedenfalls keine zu finden.Fossiler Blockgletscher beim Steinkaassee (se)Intakte Blockgletscher zwischen der Neuen Reichenberger Hütte und der Roten LenkeIm Umfeld der Neuen Reichenberger Hütte gibt es viele Hinweise auf Permafrost. Zu diesenHinweisen zählen die intakten Blockgletscher in den Wandfußbereichen, die auf ihrer Oberflächezusätzlich auch noch perennierende Schneefelder besitzen. Das hauptsächliche Südfallen und Ost-West Streichen der Matreier Zone und des Altkristallins sorgen dafür, dass die dortigenWandbildungen und Schattseiten hinsichtlich der Permafrostbildung begünstigt sind. Sowohl imBereich der jungtertiären und glazial überformten Verflachung der Senten Böden als auch im Bereichder Finsterkar Spitze indizieren perennierende Schneefelder das Vorkommen von Permafrost. Östlichder Neuen Reichenberger Hütte am Nordabfall der Heinzen Spitze findet man einen intaktenBlockgletscher vor, der nordexponiert liegt, eine Blockgletscheruntergrenze von 2660 m und einemaximale Länge und Breite von je 300 m aufweist (Stand 1996, Vgl. BlockgletscherinventarTrojeralmtal). Der höchste Punkt der Blockgletscherumrahmung beläuft sich dabei auf 2930m.36


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Blick von der Finsterkar Spitze auf aktive Blockgletscher (se)Das letzte Foto wurde von der Finsterkar Spitze in südwestlicher Richtung aufgenommen und zeigt,dass wir uns im Permafrostmilieu befinden. Ganz rechts im Bild kann man die Neue ReichenbergerHütte und den Bödensee ausfindig machen. In der unteren Bildhälfte erkennt man aufgrund dermassigen Lockerschuttanhäufungen, dass in diesen Bereichen Frostwechselprozesse einebedeutende Rolle spielen müssen. Perennierende Schneefelder, Bewegungstendenzen und scharfeAbgrenzungen verraten das Vorkommen von diversen Blockgletscherstrukturen. Bei den rotumrandeten Arealen handelt es sich um intakte Blockgletscher. Was jedenfalls feststeht ist, dass indiesen Hangbereichen mit Permafrostvorkommen gerechnet werden muss. Außerdem ist die Regionrund um die Neue Reichenberger Hütte für das Vorkommen von periglazialen Erscheinungenbekannt.Ein aktiver Blockgletscher vom Bereich der NeuenReichenberger Hütte (aus nordwestlicherRichtung) aufgenommen. Die Größe desBlockgletschers wird durch die rote Umrahmungverdeutlicht. Beim Gipfel links im Hintergrundhandelt es sich um die Finsterkar Spitze.Blick von der Neuen Reichenberger Hütte auf intaktenBlockgletscher (se)37


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Der gleiche Blockgletscher von einergegenüberliegenden Anhöhe aufgenommen. Manerkennt deutlich die scharfe Abgrenzung, dieBewegungsaktivität, die fluidalen Strukturen unddie zungen- bzw. lobenförmigenSchuttakkumulationen.Anderer Blickwinkel auf Blockgletscher (se)Aktiver Blockgletscher vom Anstieg auf die RoteLenke aus fotografiert. Rechts im Hintergrunderkennt man das Keeseck, das den höchsten Gipfeldes Panargenkammes bildet. Im unmittelbarenBereich der Neuen Reichenberger Hütte findetman noch weitere fluidale Blockgletscherstrukturenvor.Blick in Richtung Panargenkamm (se)Dieses Foto zeigt die Stirn des Blockgletscherssamt ihrem grobblockigen Material. Anhand desMenschen an der Zungenspitze kann manungefähr erahnen, welches Ausmaß derBlockgletscher annimmt. Im Stirnbereich kannman den schichtigen Aufbau des Blockgletscherserkennen: grobblockiges Material oben, feineresMaterial darunter. In diesem Bereich kommt esauch zum Absturz von groben Blöcken.Blockgletscherzunge (se)Vergleiche: HAEBERLI, W., & KING, L., (1987); HÖLLERMANN, P. (1983); LIEB, G. K. (1996); LIEB, G. K.(2000)38


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: BergseenHinsichtlich der Seenentstehung wird eine Unterscheidung zwischen glazialbedingten(=gletscherbürtigen) Seen, tektonischen Seen, Bergsturz- und Bergrutschseen, Karstseen undvulkanischen Seen getroffen, wobei allerdings auch Kombinationen möglich sein können. In denAlpen generell und in der Lasörlinggruppe speziell, kommen hauptsächlich glazialbedingte Seen vor.Obwohl auch künstlich angelegte Seen in der Lasörlinggruppe vorkommen können (ein Beispiel gibtes am südlichen Fuße des Bachlenken Kogels), stellen diese jedoch nur Ausnahmen und keinesfallsden Regelfall dar. Beim Großteil der Bergseen der Lasörlinggruppe handelt sich um Kar- undMoränenseen bzw. um eine Mischung der beiden Formen. Moränenseen befinden sich meistens im(ehemaligen) Zungenbereich von Gletschern und können frontal durch talquerende Stirnmoränenoder seitlich verlaufende Ufermoränenwälle aufgestaut sein.(Vgl. http://www.regiun.ch/index.php?id=7, 2.September 2011, 13:11 Uhr)Wie schon zuvor erwähnt, lassen sich auch bei Karseen vereinzelt noch Moränenwälle ausfindigmachen, weshalb die strikte Unterscheidung zwischen diesen beiden Typen nicht immer einfach ist.Unter einem Kar versteht man eine kesselförmige, amphitheaterähnliche Eintiefung in einemBerghang, die durch einen flachen Boden und steile Rückwände charakterisiert ist. Das Kar ist eineFolge der Glazialerosion, die über das gesamteQuartär (Eiszeitalter, letzte 2,6 Mio. Jahre) aktiv war.Die Schneeanwehung in Mulden oberhalb derSchneegrenze bewirkte allmählich die Ausbildung vonFirnfeldern und dann von Gletschern. ImGrenzbereich zwischen Gletscher und Gestein kommtes aufgrund von Temperaturunterschieden undAuftau- und Gefrierprozessen (der Gesteinsbereichabsorbiert mehr Sonnenenergie und erwärmt sich,der Gletscher mit Firnanteil reflektiert mehrSonnenenergie) zu verstärkter Frostverwitterung.Aufgrund der Frostverwitterung und derGletscherbewegung kann sich Lockermaterial loslösenund an der Stirn des Kargletschers als Moränenwallablagern. Viele Kare werden im Zuge derGlazialerosion übertieft und talwärts meist durcheinen sogenannten Karriegel (Karschwelle)abgeschlossen, der nach dem Verschwinden des EisesKarquerschnitt und Karseebildung (Krainer, 2005)die Bildung eines Karsees ermöglicht. Von mehrerenKaren umgebene pyramidenförmige Gipfel werdenKarlinge genannt. In der Lasörlinggruppe findet man zahlreiche Kare mit Karseen vor. In den meistenFällen handelt es sich dabei aber um durch Moränen rückgestaute Karseen (Vgl. Krainer, 2005).Im Verlauf des Lasörling-Höhenwegs kommt man an zahlreichen Bergseen vorbei, die zum Verweileneinladen und von denen jeder einzelne besondere Eindrücke hinterlässt. Folgt man dem Lasörling-Höhenweg von der Zunig Alm aus, so kommt man der Reihe nach an folgenden Bergseen vorbei:Lackensee, Zupalsee, Steinkaassee und Bödensee39


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Wenn genug Zeit zur Verfügung steht, sollten im Laufe der Wanderung unbedingt die lohnenswertenAbstecher zum Zunigsee, Arnitzsee, Bergersee, zu den Knappenlacken und zum Göslessee gemachtwerden.Der Zunigsee liegt auf einer Seehöhe von 2112 mund ist zugleich auch der bekannteste imEinzugsgebiet des Großen Zunig. Sein Nameentstammt höchstwahrscheinlich der slawischenSprache und bedeutet gemäß A. AchleitnersHandbuch zur Namensdeutung so viel wie„Dickicht“. Ursprünglich wurde er von üppigerVegetation gesäumt, heutzutage treten dortlediglich einzelne, zwergenhafte Lärchen insBlickfeld. Beim Zunigsee handelt es sich um einenvon alten Moränen aufgestauten Karsee.Der Zunigsee (2.112m) (se)Der Arnitzsee (2.507m) (se)Der Lackensee (2.139m) (se)Der Arnitzsee befindet sich auf einer Seehöhe von2507 m und gilt als höchstgelegener See im Bereichdes Großen Zunig (2771 m). Der direkte Zustiegzum Arnitzsee erfolgt über die Arnitzalm (1848 m)weiter in das obere Arnitztal über felsgesäumteRücken und Hügel. Der See selbst besticht durchseine einsame, entlegene Lage auf einerKammhöhe. Genau genommen handelt es sichbeim Arnitzsee um einen Karsee, zumal er in derhöchsten Karmulde des Arnitztales, südwestlichdes Großen Zunig, liegt. Seine Umrahmung wirdteilweise durch alte Moränen gebildet.Der Lackensee ist auf einer Seehöhe von 2139 manzutreffen und liegt am steinigen Nordrücken desOberstkogels. Er springt dem Wanderer aufgrundseiner zwischen uralten Moränen gewundenenForm und den ihn umgarnenden Lärchen sofort insAuge und lädt zum Verweilen ein. Der Lackenseewird von Grundquellen gespeist, besitzt keinenwirklich sichtbaren Zufluss und zeigt sichsommerlichen Trockenperioden gegenüber sehrverlustanfällig. Bisweilen ist der Lackensee fastgänzlich auf die Schmelzwässer vom Oberstkogel,(2574 m) angewiesen.40


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Der Zupalsee (2.342m) (se)Der Zupalsee liegt auf 2342 m Seehöhe und weisteine maximale Tiefe von 2,5 m auf. Der Name desSees stammt wahrscheinlich vom Ausdruck„Zupe“, das in der Mundart so viel wie Fischbedeutet. Heutzutage schränkt jedoch dashauseigene Wasserkraftwerk der Zupalseehütteden Fischreichtum deutlich ein und der See istmittlerweile künstlich aufgestaut. Viehtrieb undBeweidung sorgen für diverseSeeverunreinigungen bzw. vereinzelteAlgenbildungen.Beim Steinkaassee auf 2357 m Seehöhe handelt essich um einen durch Moränen aufgestauten See(Moränensee), dessen Form vom Speikboden ausbesonders gut sichtbar ist.Der Steinkaassee (2.357m) (se)Der Bergersee (2.181 m) (se)Der Bergersee liegt auf 2181 m Seehöhe, umfassteine Fläche von etwa 2,3 Hektar und wird durcheine Karschwelle und Endmoräne aufgestaut. Erbefindet sich zwischen dem Bergerkogel (2.656 m)und dem Lasörling (3.098 m), ist direkt amLasörling-Höhenweg gelegen, besticht durch seineblaugrüne Farbe und ist zugleich auchNamensgeber für die dort errichtete Hütte. Derfischreiche Bergersee wurde durch dieGletscherschmelze und das Regenwasser befülltund entwässert durch den Zopatnitzenbach innördliche Richtung nach Prägraten. Alsbesonderes visuelles Highlight können die großenWollgrasbeete im bergseitigen Verlandungsgebietdes Bergersees genannt werden (ScheuchzerWollgras, Eriophorum scheuchzeri).41


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Der Bödensee liegt am Fuße des Panargenkammesin unmittelbarer Umgebung zur NeuenReichenberger Hütte auf einer Seehöhe von 2576m. Er erstreckt sich über eine Fläche von ca. 3,2Hektar und zählt zu den bekanntesten Bergseender Lasörlinggruppe. Bei Schönwetter spiegelt sichdas Keeseck, das mit seinen 3173 Metern alshöchster Berg des Panargenkammes gilt, im Seeund bietet dem Wanderer ein unvergesslichesvisuelles Erlebnis.Der Bödensee (2.576m) (se)Der Göslessee liegt ca. 10 Gehminuten nordöstlichvon der Neuen Reichenberger Hütte entfernt aufca. 2630 m Seehöhe am Fuße der Gösles Wand. Daer sich in einer Karmulde befindet, ist er eintypischer Karsee. Seinen aufgestauten Zustand hater Moränenwällen zu verdanken.Der Göslessee (2.630 m) (se)Die sogenannten Knappenlacken (Volksmund), diesich im Tögischer Bachtal auf einer Seehöhe vonetwa 2650 m befinden, umfassen mehrere Tümpelund Kleinseen. Bei diesen handelt es sich um,durch Moränen rückgestaute Karseen.Eine der Knappenlacken (se)42


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: Almwirtschaft und Beweidung im Osttiroler NationalparkanteilDer Alpengeograph Werner Bätzing definiert die Almen als Flächen im Gebirge, die während desSommers vom Vieh beweidet werden und die aufgrund der Entfernungen vom Heimgut einentäglichen Heimtrieb des Viehs unmöglich machen, weshalb eine getrennte Bewirtschaftungerforderlich ist. Die Almen stehen mit dem Heimgut aber in engem wirtschaftlichem Kontakt.Eine Alm setzt sich aus Almflächen, Gebäuden,Weidetieren und dem Personal zusammen. DerNationalpark <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> sorgt in seiner Kernzonefür die Erhaltung der alpinen Urlandschaft undunterbindet dort jegliche menschliche Eingriffe. Inder Außenzone verfolgt er durch aktiveFörderungsmaßnahmen das Ziel derAufrechterhaltung traditioneller Nutzungen(Wiesen und Weiden). Der Großteil der Almenbefindet sich in der Nationalparkaußenzone.Kuhtrieb auf dem Weg zur Zupalsee Hütte (se)Kuhabtrieb vom Legerle (se)Kuh der Zunigalm (se)Die Almbewirtschaftung, die Flächennutzung unddas benötigte Personal richten sich stark nach derArt des Viehauftriebs. Kühe weiden meistens aufden besten Gründen in eher tieferen Lagen,während das Galtvieh in höhere und abgelegenereRegionen aufgetrieben wird. Mit dem BegriffGaltvieh bezeichnet man weibliche Rinder bis zurersten Abkalbung, Bullen und Ochsen unter 2Jahren und nicht milchgebende Mutterkühe. Schafekommen in noch größeren Höhen vor, vereinzeltsogar in Fels- und Gletscherregionen. An Kuh-,Senn- oder Melkalmen wurde die Milch noch direktvor Ort zu Butter und Käse verarbeitet (versennt).Rinder legen beim Weiden etwa 4 km pro Tagzurück. Die jeweilige Seehöhe und dieTemperaturabnahme mit der Höhe beeinflussen dieDauer der Bestoßungszeit (tiefgelegene Almen: 150Tage pro Jahr, Hochalmen: maximal 60 Tage proJahr). Oftmals bedient man sich dabei derStaffelwirtschaft, die durch einen Weidewechselinnerhalb einer Alm oder zwischen mehrerenAlmen gekennzeichnet ist. Bei der Staffelwirtschaftgibt es dann eigene Reihenfolgen die strikteingehalten werden: Voralmen, Grundalmen,Hochalmen und Nachalmen.43


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Schafe am Legerle (ws)Bei der Koppelwirtschaft (=Umtriebsweide) ist keinständiges Almpersonal nötig, zumal ein geregelterWeidegang erfolgt. Die Tiere werden dabeiabwechselnd für eine gewisse Dauer auf einzelneeingezäunte Koppeln geschickt, sodass sich dieVegetation in den anderen Gebieten regenerierenkann. Die Staffelwirtschaft erlitt nach dem2.Weltkrieg einen deutlichen Rückgang. Auf diedurchgehende Behirtung der Tiere wird heutzutageverzichtet und die Hochlagen werden hauptsächlichvon Schafen abgegrast.Die Besitzverhältnisse auf den Almen haben sich, gemäß der wirtschaftlichen Situation, regionalunterschiedlich entwickelt. Bezüglich der Besitzverhältnisse kennt man folgende Konstellationen (vgl.Österreichische Almerhebung 1986):- Einzelalm: bei dieser handelt es sich um eine kleine, meist tiefergelegene Alm, die von einemBetrieb bzw. einer Einzelperson geführt wird; davon gibt es viele in der Nationalparkregion;- Gemeinschaftsalm: dieser Almtyp wird von mehreren Betrieben oder Personen geleitet,wobei die Flächen und Infrastrukturen oft Einzelpersonen gehören; in formaler Hinsichtentspricht die Gemeinschaftsalm einer „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“; dieser Typ stelltim Nationalparkgebiet eher die Ausnahme dar.- Agrargemeinschaft: die Alm befindet sich im Eigentum mehrerer oder vielerlandwirtschaftlicher Betriebe; der Besitz ist in Anteile aufgegliedert, die dem Heimgutzugeordnet sind; formal gesehen, handelt es sich dabei um Körperschaften öffentlichenRechts, die eigene Satzungen hinsichtlich der Rechte und Pflichten der Anteilseignerfestgelegt haben; in Tirol kommt diese Form öfters vor;- Servitutsalm (Berechtigungsalm): bei dieser wird einem Nutzer (=Servitutsberechtiger)gegenüber dem Besitzer (Servitutsverpflichteter, meistens Bundesrepublik, Bundesland) einRecht auf Bewirtschaftung der Alm gestattet (dieses scheint sogar im Grundbuch auf);Sowohl die Zunigalm (links) als auch die Arnitzalm (rechts) stehen im Besitz einer Agrargemeinschaft (se)44


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011In Osttirol findet man vorwiegend Privatalmen und Agrargemeinschaften vor. Die Privatalmenkommen dabei schwerpunktmäßig im Bereich der Bergmähder vor. Jede Besitzverhältnisform istdurch Vor- und Nachteile gekennzeichnet. Einerseits kann der Privatbesitzer zwar am flexibelstenagieren, andererseits muss er allerdings bei einer Fehlentscheidung die Konsequenzen alleine tragen.Bei Gemeinschaftsalmen und Agrargemeinschaften dauern die Entscheidungsfindungen zwardeutlich länger (können sogar blockiert werden), jedoch werden etwaige Fehlentscheidungen vonallen zusammen ausgebadet. Bei der Gemeinschaftsalm werden Rechte und Pflichten bezüglich desHolzbezugs, Weiderechts, Weg- und Durchtriebsrechts, Schneefluchtrechts, Wasserbezugs- undTränkerechts definiert.Almflächen je Eigentumsart im OsttirolerNationalparkanteilAlmen je Eigentumsart im OsttirolerNationalparkanteilLegendeEigentumsverhältnisse der Almen im Nationalparkanteil Osttirol (modifiziert nach Drapela et al.1999, 2000, 2001)In den 1930er Jahren gab es im Osttiroler Nationalparkanteil 126 Almen, auf denen 46 Senninnenund 120 Senner arbeiteten. Senninnen kamen primär dort zum Einsatz, wo weniger Küheaufgetrieben wurden. Auf der Arnitzalm zum Beispiel, kümmerten sich damals sieben Senninnen um26 Kühe. Im Jahr 1873 variierte die Zahl des Almpersonals zwischen zwei und zwölf Personen. In fünfvon zehn Gemeinden waren prinzipiell über acht Personen auf einer Alm tätig. Bis 1995 erfolgte einedrastische Abnahme dieser Zahl bis auf unter zwei Personen. Das Verhältnis Männer und Frauen aufden Almen belief sich meist auf 10 zu 1. Lediglich bei den milchwirtschaftlichen Betrieben war dasVerhältnis oft ausgeglichen. In Osttirol arbeiteten hauptsächlich Frauen auf den Almen. Die Sennerinerledigte sämtliche Stallarbeiten, die Verarbeitung der Milch, die Versorgung des Viehs, das Kochenund Aufräumen der Hütte. Die Männer kümmerten sich um die Heumahd, das Zäunen und diverseHolzarbeiten. Nach dem 2.Weltkrieg vollzog sich ein Strukturwandel, der einen Rückgang derKinderzahl und die Auflösung der großen bäuerlichen Familien zur Folge hatte. Die Einführung derSozialversicherungspflicht für Almpersonal ließ die Kosten explodieren und machte die Almwirtschaftoftmals unrentabel. Viele Almen stellten deshalb ihre ursprüngliche Bewirtschaftungsform um(ehemalige Sennalmen wurden zu Milchlieferungsalmen umfunktioniert, andere Almen trieben nurnoch Galtvieh auf etc.).Das Arbeiten auf der Alm war stets von Arbeitsteilung und strengen Hierarchien geprägt. Die Kinderblieben oft ihr ganzes Leben auf dem Bauernhof, unabhängig davon ob sie als Erben vorgesehenwaren oder nicht. Die Arbeitsvielfalt auf der Alm führte zu zahlreichen Tätigkeiten und45


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Berufsbezeichnungen (Senner oder Sennin, Sennergehilfe, Hirte, Beihirte, Rinderhirte, Kuhhirte,Schafhirte, Putzer bzw. Schwender, Zubote, Hutbub, Hirtenjunge, Schafhirtenjunge etc.). DieTätigkeit des Schwenders oder Putzers, die lediglich darin bestand, die Weideflächen von Sträuchernfrei zu halten, gibt es heutzutage fast nicht mehr. Die Melkalmen wurden mit einer Sennerin odereinem Senner, Hilfskräften sowie ein oder zwei Hirtenbuben besetzt. Der Behirtung hatte man es zuverdanken, dass die Weidetiere auch auf gefährliche und abgelegene Weideflächen aufgetriebenwerden konnten. Zwischen Senner, Käser, Melker, Hirten, Hüterbuben und Hilfspersonal existierteeine strenge hierarchische Ordnung. Selbst zwischen Kuh-, Galt-, Schaf- oder Ziegenhirten herrschtenhierarchische Strukturen vor. Die Aufgabenverteilung zwischen Männern und Frauen variiert von Ortzu Ort und weist deshalb keine einheitlichen Strukturen auf.Die Bergmahd war „Männersache“ und auf jene Bereiche beschränkt, die aufgrund ihrer Steilheit fürdie Beweidung ungeeignet waren. Das Bergheu gilt als wirkstoffreich (hoher Eiweißgehalt, vieleInhalts-und Nährstoffe) und dient als Winterfutter für die Tiere. Für die Mahd und das Heuziehen(Winter) sind besonderes Geschick und große Kraftakte notwendig. Die Bergmahd erfolgte meist nurjedes zweite bis dritte Jahr zwischen dem 1. und dem 2. Schnitt (Grummet) der Talwiesen und für siemussten 4 bis 6 Wochen Arbeitszeit eingeplant werden. Typische Geräte für die Bergheuernte warenbzw. sind Heutax, einfache Ferggl, Heukrax, Sense, Rechen, Gabel und Heuziehstecken, die von denBauern selbst angefertigt wurden.Nachgestellte Bergmahdarbeiten (ws)46


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Das Heu wurde und wird vereinzelt immer noch in kleinen Heustadln bzw. Heuschupfen und etwa 4m hohen Heuschobern („Tristen“) zwischengelagert, bis man es im Winter mittels Schlitten oderähnlichen Fahrzeugen (Taxn, Ferggln, Budn, Heutax, Gfass) talwärts transportiert.Kleiner Heuschupfen am Lasörling-Höhenweg mit Blick auf die Granatspitz Gruppe (se)Immenser Arbeitsaufwand ist auch für das Bewahren der Weideflächen (Pflegemaßnahmen)notwendig. Oft sind diese Arbeiten zeitintensiver als die Produktion von Gütern (Milchverarbeitungund Käseerzeugung). Aufgrund von Lawinen, Muren, Stürmen etc. müssen die Weideflächen imFrühjahr regelmäßig geputzt, gesäubert, geräumt und entsteint werden. Das gesammelte Materialwird an bestimmten Stellen deponiert, sodass Lesesteinhaufen bzw. Lesesteinmauern entstehen, dieoftmals eine wichtige Abgrenzungsfunktion einnehmen. Das sogenannte Schwenden verhindert dasVerwildern der Weideflächen durch Alpenrosen, Heidelbeeren und andere Zwergsträucher. Um dasAufkommen dieser Sträucher für mehrere Jahre zu unterbinden, werden die Wurzeln der Sträucherabgehackt. Oftmals greift man auch auf diverse Düngungsmaßnahmen zurück, um der Sträucher Herrzu werden. Ein gewisses Verwildern der Weideflächen ist aber aufgrund der Vorliebe der Rinder fürgewisse Vegetationsarten unausweichlich. Die Unkräuter müssen dann durch regelmäßige Mahd,Ausstechen der Wurzeln oder durch Düngung von den Flächen beseitigt werden.Die Exkremente der Weidetiere fördern ein vermehrtes Ansiedeln stickstoffliebender undweideresistenter Pflanzen (z.B.: Massenbestände an Alpen-Ampfer (Rumex alpinus), Groß-Brennnessel (Urtica dioica) etc.) Diese kommen dann meist in unmittelbarer Nähe von Almhüttenvor. Als weitere typische Weidezeiger in der Lasörlinggruppe können der Blaue <strong>Tauern</strong>-Eisenhut(Aconitum napellus subsp. Tauricum), die Stachelige Kratzdistel (Cirsium spinosissium) und der WeißeGermer (Veratrum album) angeführt werden. Die Viehhaltung in unmittelbaren Seebereichen kannsich negativ auf die Wasserqualität auswirken, wie die folgenden Bilder deutlich beweisen:47


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Beweidung im Umfeld der Zupalsee Hütte (se)Verunreinigungen am Zupalseeufer(se)Beweidung bei der Bergersee Hütte (se)Verunreinigungen im Bergersee (se)Alm- und Weidewirtschaft in der LasörlinggruppeInnerhalb der Lasörlinggruppe ist die Beweidungsintensität sehr variabel. Man kennt sowohl Bereicheohne Beweidungsflächen (primär die Gipfelregionen, z.B.: Lasörling, Stampfles Kogel, Finsterkarspitzeetc.), Flächen mit extensiver Beweidung durch Schafe (z.B.: im Bereich der Sentenböden,Kleinbachboden, im Steinkaas nördlich vom Speikboden etc.), Gebiete mit extensiver bis mäßigintensiver Beweidung und Bereiche mit intensiver bis sehr intensiver Beweidung. Zu den Gebietenmit intensiver bis sehr intensiver Beweidung zählten bzw. zählen Zunigalm, Arnitzalm, Steffer Alm,Gritzen Alm, Lahntaler Alm, Fratnig Alm, Zupal Alm, Rainer Alm, Berger Alm, Zopatnitzen Alm,Lasnitzen Alm, Pebell Alm, Islitzer Alm etc.48


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Beweidungsintensität in der Lasörlinggruppe (JUNGMEIER&DRAPELA, 2004)Die Almen in der Lasörlinggruppe unterscheiden sich auch hinsichtlich ihres Nutzungspotentials.<strong>Hohe</strong>s Nutzungspotential ist dann gegeben, wenn es eine Vielzahl von Futtergräsern und Kräuterngibt. Schlechteres Nutzungspotential gibt es auf verheideten und versteinten Weideflächen. EinigeAlmen im Bereich südlich von Prägraten (Zopatnitzen Alm, Lasnitzen Alm, Berger Alm, Rainer Almetc.) weisen höchstes Nutzungspotential auf. Ausschlaggebend für das Nutzungspotential der Almensind der jeweilige Wärmegenuss, die Exposition, der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen sowie dieBeschattung.Nutzungspotential in der Lasörlinggruppe (JUNGMEIER&DRAPELA, 2004)49


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Die gepflegten Lärchwiesen ermöglichen die Kombination der Wald- und Grünlandwirtschaft(Lawinen- und Erosionsschutz, Sammeln von Brennholz, Gewinnung von Bauholz, Bestoßen derWeideflächen, Heugewinnung etc.).Lärchwiesen im Bereich des Großen Zunig (se)Für wild lebende Tierarten, wie zum Beispiel den Bartgeier und das Murmeltier, sindAlmbewirtschaftungsmaßnahmen bestandsbeeinflussend, zumal der Bartgeier auf verunglückteWeidetiere und das Murmeltier auf offene Flächen oberhalb der Waldgrenze angewiesen ist.Alm- und Weidewirtschaft auf der ZunigalmDank eines ausführlicheren Gesprächs mit der liebenswerten Frau Rainer von der Zunig Alm konntenwir mehr über die Alm- und Weidewirtschaft in dieser Region erfahren. Die interessantesten Punktewerden nun kurz und bündig wiedergegeben:Als Beweggründe für das Erbauen der Alm- und Jausenstation an dieser Stelle nannte uns Frau Rainerdie Lage am Fuße des Großen Zunig, den aufkommenden Tourismus und die schönen Aussichten(Malerblick, Dolomitenblick, Blick auf Kleinen und Großen Zunig). Die Zunigalm wird alsAgrargemeinschaft geführt, die sich derzeit aus zwei Bauern zusammensetzt. Da ein weiteresAlmhaus gerade in Bau ist, wird diese Gemeinschaft in naher Zukunft auf drei Personen aufgestockt.Die Auftriebsrechte, Holzrechte, Wegerhaltungsmaßnahmen etc. im Almgebiet werden zwischen denMitgliedern der Agrargemeinschaft aufgeteilt. Hinsichtlich der Auftriebsrechte ist man flexibel, zumaljeder auftreiben kann, was er will. Die Almwirtschaft und Jausenstation Zunigalm wird alsFamilienbetrieb geführt und besteht seit dem Jahr 1968. Seit 1990/91 hat man dort auch dieMöglichkeit in einem der beiden eingerichteten Lager zu übernachten. Den Betreibern der Zunigalmmacht die Arbeit noch gleich viel Spaß wie am ersten Tag und sie erwogen nie die Almwirtschafteinzustellen. Vor einigen Jahren wurden neben Kühen und Kälbern noch Ziegen und Schafeaufgetrieben. Heute beschränkt sich der Auftrieb der Familie Rainer nur mehr auf 3 Kühe. Der50


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Nachbar hingegen treibt noch Ziegen und Schafe auf. Aufgrund des recht einfachen Geländes sindkeine Ausfälle von Weidevieh zu verzeichnen. Seit knapp zwei Jahren wird Koppelwirtschaftbetrieben. Dank der Förderungen des Nationalparks <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> konnten im Jahr 2010Schwendemaßnahmen durchgeführt werden. Auf der Zunigalm setzt man noch auf die Produktionvon Milch, Sahne, Rahm, Butter und Brot, beim Fleisch wird noch selber geselcht und gewürzt. DerKäse wird nicht mehr selber hergestellt, da die Vorschriften des Lebensmittelgesetzes andereRäumlichkeiten als die vorhandenen vorschreiben. Die Zunigalm ist ein Mitglied des Vereins„Virgentaler Hütten“, der Anfang der 90iger Jahre des 20. Jahrhunderts ins Leben gerufen wurde.Diesem Verein gehören die meisten Hütten und Almen der Lasörling- und Venedigergruppe an undsein Ziel ist die vermehrte touristische Inwertsetzung der Alm- und Schutzhütten. Die Hütten müssenJahresbeiträge in der Höhe von 500 bis 550 € an den Verein entrichten, dafür werden sie aber vomVerein in zahlreichen Prospekten, Plakaten etc. beworben. Jedes Frühjahr findet ein Treffen derHüttenwirte statt, bei dem die Bilanzierung und die geplanten Werbekampagnen kundgetan werden.Der Vereinspräsident wird in Wahlen ermittelt, derzeitiger Präsident des Vereins ist HansjörgUnterwurzacher.Exkurs: AlmprodukteZwischen- und Endprodukte der Milchverarbeitung (Jungmeier&Drapela, 2004)Aufgrund der relativen kurzen Haltbarkeit der Milch, wurde sie gleich an Ort und Stelle zu Butter,Rahm, Topfen und Käse verarbeitet. Wenn die Rohmilch stehen gelassen oder zentrifugiert wird,dann kann sich der Süßrahm von der Magermilch absetzen. Lässt man den Süßrahm längerunbehandelt, so entsteht der uns bekannte Sauerrahm. Hat man genug Rahm zur Verfügung so wirddieser entweder erwärmt oder in einen Rührkübel gegeben, sodass sich aufgrund der drehendenBewegung das Fett in Form kleiner Klumpen von der Milch absondern kann. Auf diese Art und Weisewird Butter hergestellt (Süßrahmbutter oder Sauerrahmbutter). Daneben fällt noch Buttermilch an,die getrunken oder den Schweinen verabreicht wird.Die Käseherstellung auf Almen hat ebenfalls schon seit jeher Tradition, wobei die sogenannteSauerkäserei größeren Bekanntheitsgrad genießt und stärker in der Almwirtschaft verwurzelt ist alsdie Labkäserei. Bei der Sauerkäserei wird die Milch durch Stehenlassen zum Gerinnen gebracht,woraus in weiterer Folge Topfen entstehen kann. Mithilfe von Erwärmen und Durchkneten kann ausdieser Masse ein topfenähnlicher Sauermilchkäse geformt werden, der dann eine Haltbarkeit bis zueinem halben Jahr und regional unterschiedliche Namen besitzt (Glundner, Steirer Kas oder Graukas).51


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Im Gegensatz dazu ist die Labkäserei darauf aus die Milch zu einem länger haltbaren Produkt zumachen, sodass ein Verzehr übers ganze Jahr möglich ist. Die Labbeigabe ermöglicht eine schnelleMilchgerinnung und das Erhitzen sorgt für das Entstehen einer festen Käsemasse. Aus derübriggebliebenen flüssigen Käsemilch wird der Ziger oder Zieger hergestellt, der ein topfenähnlicherKäse ist. Die wässrige Käsemilch die am Ende übrigbleibt wird Molke genannt und dient als Zusatz beider Getränke- und Kosmetikartikelherstellung. Früher wurde sie als Schweinefutter eingesetzt.Hartkäse und Schnittkäse werden nach ihrem Wassergehalt unterschieden. Der Begriff Labkäsereistammt von einem Enzym, das aus dem Magen von Jungtieren gewonnen wird. Die verwendeteMenge an Lab und die Temperatur beeinflussen die Festigkeit des Käses. Alternativ zum Lab wurdenauch die Fermente der Pflanzen wie Fettkraut und Sonnentau der Milch beigemengt. Schenkt manden Sagen Beachtung, so erfuhren die Bauern das Geheimnis der Käserei von den Wildleuten oderZwergen.Vergleiche: JUNGMEIER & DRAPELA (2004), KURZTHALER, S. (1997)52


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: MoorMoore sind sensible Lebensräume, in denen eine permanente Wassersättigung besteht.Entsprechend sind die Böden solcher Biotope luft- und sauerstoffarm. Organische Reste werdendaher nur unvollständig zersetz und reichern sich z.B. in Form von Torf an. Die speziellenLebensraumbedingungen eines Moores bedingen eine besondere und selteneArtenzusammensetzung. Durch Entwässerung, Urbarmachung und intensive Beweidung sind diesebesonderen Biotope weltweit gefährdet.In der Lasörling Gruppe kommen ausschließlich Niedermoore vor die durch extensive oder intensiveBeweidung mehr oder weniger beeinflusst sind. Niedermoore werden im Gegensatz zu Hochmooren,die nur durch Niederschlagswasser genährt werden, durch mineralhaltiges Grund- oderOberflächenwasser gespeist. Oft ist bei Ihnen die Torfbildung nur in geringen Maßen ausgebildet.Bedingt durch die Mineralzusammensetzung im Wasser lassen sich die Niedermoore in den <strong>Hohe</strong>n<strong>Tauern</strong> nach ihrem Säure-Base- bzw. Kalkgehalt einteilen. Man unterscheidet daher:Silikatniedermoore (sauer); Silikat-Kalkniedermoore (intermediär) und Kalkniedermoore (basisch).Die Nährstoff und pH-Verhältnisse wiederum bestimmen die charakteristischePflanzenvergesellschaftung.Dominierend in der Lasörlinger Gruppe sind die Silikatniedermoorevorallem in der Ausprägung eines Braunseggensumpfes (Caricetumgoodenowii).Kalkniedermoore kommen aufgrund der Dominanz der silikatreichenAusgangsgesteine des Altkristallins sehr selten vor, und auch Silikat-Kalkniedermoore sind wenig vertreten.Eine weitere Unterteilung der Moore lässt sich morphologischlandschaftstypologischvornehmen. Folgende Niermoortypen sind inder Lasörlinggruppe ausgeprägt: Verlandungstyp…entsteht bei der Verlandung vonGewässern Quelltyp…im Quellwasserbereich Bachufertyp… Auenbereich von Bächen, wo es häufig zuÜberflutungen kommt Hangtyp… an Stellen, wo ständig Hangwasser zufließtund die Versickerung eingeschränkt ist Staumäandertyp…ähnlich Bachufertyp, entsteht durchmäandrieren eines Baches im FlachbereichDie Braunsegge (Carex nigra) ist dieCharakterartderPflanzengesellschaften derBraunseggensümpfe. Sie wächst aufmeist kalkarmen, nährstoffarmenbis mäßig nährstoffreichen Böden.http://www.pflanzen-shop.ch/carexvulgaris-braunsegge53


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Beispiele von Niedermooren entlang des Lasörlinger Höhenweges, von Ost nach West:Verlandungsmoore westlich der Zupalsee HütteVerlässt man die Zupalseehütte Richtung Westen, liegt unmittelbar nach der Hütte unterhalb desWeges in einer dreieckigen Senke ein Silikat-Niedermoor. Einige Meter weiter führt der Wanderwegdirekt an einem weiteren Moorbereich vorbei. Dieser ist eng verzahnt mit dem Weiderasen.Vermutlich sind beide Lebensräume aus einem verlandeten Almtümpel hervorgegangen.Verlandungsmoore westlich der Zupalseehütte (ws)Unter den Pflanzen dominiert die Braunsegge (carex nigra). An einigen Stellen fällt auch derblutförmige Wuchs der Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) auf, der auf die starke Beweidung inder Umgebung des Moores zurückzuführen ist.Hangmoor nördlich der MerschenalmSehr gut vom Lasörling-Höhenweg aus sichtbar istder große Hangmoorkomplex am südexponiertenHang der Lunebisch Höhe, nördlich undnordöstlich der Merschenalm. Es handelt sichHangmoor nordöstlich der Meerschenalm (ws)hier um ein in der Lasörling Gruppe eherseltener vorkommendes Kalk-Silikat-Niedermoor. Die Wasserversorgung resultiertaus mehreren kleinen diffusen Quellaustritten,vermutlich basischer Natur, die sich mehrfachzu kleinen Rinnsalen vereinigen.Das Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) auchStudentenrösschen genannt ist eine zierliche,kalkliebende Blütenpflanze. Sie blüht von Juli bisSeptember. http://www.bergwege.ch/54


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Neben der typischen sauren Moorassoziation (Braunseggensumpf,Caricetum goodenowii) liegt auch eine Herzblatt-Braunseggensumpf-Vergesellschaftung (Amblystegio stellati-Caricetum dioicae) vor und es treten einige Kalkzeiger auf.Alpenhelm (Bartsia alpina): kalkliebende, behaarte Pflanze mit zahlreichenBlättern. Die Art lebt als Halbschmarotzer auf verschiedenen Kräutern, denensie Wasser und darin gelöster Nährstoffe entzieht und damit ihren Eigenbedarfdeckt. http://www.fotocommunity.de/Staumäandermoor südwestlich der ReichenbergerhütteDieses Silikat-Niedermoor findet sich,unterhalb der Neuen Reichenberger Hütte, ineinem einstigen nachzeitlichen Seebecken,das inzwischen verlandet ist (2400 m) undwird von einem mäandrierenden Bachlaufdurchzogen. Auch hier finden wir wieder dietypische Braunseggen-Rasenbinsen-Niedermoorgesellschaft. Auf einigen kleinennasseren Flächen wächst auch ScheuchzerWollgras und vereinzelt finden sichBasenzeiger am Rand der Bacharme. Auf denerhöhteren Bereichen ringsum das MoorStaumäandermoor unterhalb der Reichenberger Hütte (ws)erstrecken sich ausgedehnte AlpineKrummseggenrasen, die Mitte Juli überseht mitblühendem Blauen Speik sind.Weiterhin befinden sich einige Niedermoorbereicheim Tal zwischen Oberstkogel und Griften(Frotningen), direkt am Wegesrand des LasörlingerHöhenweges südlich der Wetterkreuzhütte(Hangmoore), am Reiterboden, unmittelbarunterhalb des Weges von der MerschenhöheRichtung Lasörlinghütte (Verlandungsmoor mitScheuzerwollgras), südlich vom Zupalsee amAufstieg zum Donnerstein ( Verlandungstyp mitScheuzerwollgras) … und viele weitere wenn mandie Augen offen hält.Vergleiche: WITTMANN, H. (2006)Scheuchzers Wollgras (Eriophorum scheuchzeri) ist einegrasartige, mäßig hohe Pflanze. Zur Fruchtzeit weißwollig.Man findet es häufig an den Ufern derAlpenseen und –laken. Das Wollgras trägt mit seinenweit bis ins Wasser vordringenden Ausläuferwesentlich zur Verlandung alpiner Gewässer bei. (se)55


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: PflanzenIm Laufe der Evolution müssen sich Pflanzen immer wieder an sich ändernde Umweltbedingungenanpassen und sich gegen Konkurrenten durchsetzen. Es entstanden verschiedene Arten undPflanzengesellschaften, die einem immer währenden Wandel unterliegen.Mit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 15.000 bis 12.000 Jahren begann die Neubesiedlung undUmgestaltung der Vegetation in den Alpen von neuem. Während der Eiszeit mussten viele Arten indie eisfreien Regionen des Alpenvorlandes abwandern. Einige überlebten, durch ihre spezielleAnpassung an das raue Klima, auch auf den eisfreien, hohen Gipfeln (Nunatakker). Mit demAbschmelzen der Eismassen kehrten nicht nur die schon früher in den Alpen beheimatetenPflanzenarten zurück, sondern auch arktische Arten und Pflanzen aus asiatischen Steppen und demHimalaya. Im Zuge der Vergletscherung hatten sich die Arten, die sich in unterschiedlichengeographischen Räumen entwickelt hatten, vermischt. So sind etwa die Silberwurz, der Alpenlattichund die Zwergbirke aus arktischem Gefilde eingewandert, während die Alpen-Aster und das, alsSymbol für alle Alpenpflanzen geltende, Edelweiß aus der asiatischen Hochsteppe stammen. DerPflanzenreichtum einer Region ist heute umso größer, je mehr Refugien und Nunatakker sich dortbefunden haben und je Näher die Verbindung zum eisfreien Alpensüdrand war.Das Gebirgsrelief der Alpen kennzeichnet sich durch ein sehr kleinräumiges Klima. Mit der Höhenehmen die Temperatur und der Luftdruck ab, die Temperaturschwankungen und dieStrahlungsintensität der Sonne hingegen zu. Durch die sich mit der Meereshöhe änderndenKlimafaktoren verändert sich auch die Vegetation, welche sich folglich in verschiedene Höhenstufeneinteilen lässt. Der Mensch griff im Laufe der Geschichte verändernd in die Landschaft ein und sofinden wir heute neben der ursprünglichen Vegetation auch ein buntes Mosaik anKulturlandschaften.56


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Beispiele für Pflanzengesellschaften in der Lasörling Gruppe:Zwergstrauchheiden (Rhododendretum ferruginei, Junipero-Arctostaphyletum)Typische Zwergstrauchheiden in derLasörling Gruppe bestehen aus Rost-Alpenrose(Rhododendronferrugineum), Heidelbeere (Vacciniummyrtillus) und Rauschbeere (Vacciniumgaultherioides) und kommen in einerHöhe von 1600 bis 2500m vor. DieseLandschaft entstand im Zuge derEntwaldung der Lärchen-Zirbenwaldbestände für Weideland.Diese Wucherungenan Alpenrosen sind aufden Befall eines Pilzes(Alpenrosen-Nacktbasidie-Zwerstrauchheiden-Vegetation in der Nähe vom Reiterboden (se)Exobasidiumrhododendri)zurückzuführen. (pv)Lägerfluren (Rumicetum alpini, Peucedanetum ostruthii, Deschampsia cepitosa- Gesellschaft)DieseLebensräumeentwickeln sich überall dort,wo es zu einer Anreicherungvon Stickstoff durchWeidevieh oder Menschkommt. Es gibt verschiedeneAusprägungen dieserPflanzengesellschaft. AmLasörling-Höhenweg siehtBlauer Eisenhut und Alpen-Kratzdiestel im Berreich der Lasörlinger Hütte; (ws)man häufig in Mulden, feuchten Senken und beweidetenBergkuppen die Alpen-Kratzdistel (Cirsium spinosissimum) inVergesellschaftung mit dem Blauen Eisenhut (Aconitum napellussubsp. Tauricum).Alpen-Kratzdisteln sind häufig inRinnsalen auf Weidefläche zubeobachten. Dort wo sich dasnährstoffreiche Wasser derUmgebung sammelt. (ws)57


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Schneetälchen- VegetationDie Schneetälchen-Vegetation stellt eine hochspezialisierte Formation in der alpinen Stufe dar. Manfinde sie überall dort wo der Schnee rund 8-9Monate im Jahr liegen bleibt. Oft sind diesekleinflächigen Standorte in Mulden, Senkenund andere Schattige Plätzchen innerhalbalpiner Rasen und Schutthalden zu finden.Typische Vertreter sind das KleineAlpenglöckchen (Sodanella pusilla), dieKrautweide (Salix herbacea) und derBayrische Enzian (Gentiana bavarica).Bayrischer Enzian unterhalb der Finsterkarspitze (ws)Windkanten-GesellschaftenWie der Name schon sagt, kommt diese Pflanzengesellschaft an windigen Stellen der Landschaft vor.Oft sind diese Extremstandorte aufgrund des starken Windes im Winter schneefrei und die Pflanzenfolglich großen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Typisch für diese Gesellschaften ist dieGämsheide, die so viele Blätter ausbildet, dass das Innere der Pflanze vor Wind und Austrocknunggeschützt wird. Weitere Vertreter sind zum Beispiel (siehe Foto: von links nach rechts) HallersSchwingel (Festuca Poaceae)(ws), Alpen-Hornkrau (Cerastium Caryophyllaceae)(ws), Rentierflechten(Strauchflechte)(pv).Kalkmeidende oder kalkliebende PflanzenAuf dem östlichen Lasörlinger Höhenweg begegnen uns vor allem Pflanzen die silikatreiche Bödenbevorzugen. Im westlichen Teil, wenn wir denBereich der Matreier Zone (siehe Geologie)queren lassen sich auch Kalkzeiger entdecken.Der häufig wechselnde Gesteinsuntergrund indiesem Gebiet ist die Ursache für eineabwechslungsreiche und interessante Flora.(Vergleiche Exkurs Böden und Geologie)Traubensteinbrech (Saxifraga paniculata) kommt vorallem auf kalkreichen steinigen Untergrund vor. Hier beider Gösles Wand. Die fleischigen Rosettenblätterweisen am Rand Kalkabscheidende Grübchen auf undsind scharf gesägt. (se)58


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: ExtremstandorteIn den Hochlagen der Alpen sind die Pflanzen extremen Witterungsverhältnissen ausgesetzt.Erbarmungsloser als die Kälte und Schnee kann sich der Wind auf die Pflanzen auswirken, denn erzernagt die Blätter und trocknet die Pflanze sukzessiv aus. Mit der Höhe nimmt auch, bedingt durchdie dünner werdende Luft, die Strahlungsintensität der Sonne und somit die Wirkung desultravioletten Lichtes zu. Der Boden erwärmt sich stärker als in Tallagen und es kann zu extremenTemperaturschwankungen von bis zu 50°C im Tagesverlauf, auch im Winter, kommen. Hinzu kommt,dass den Pflanzen in alpinen Höhen nur ein kurzes Zeitfenster im Sommer zum Erhalt ihrerLebensfunktionen zur Verfügung steht und auch die Wachstumsgrundlage Boden begrenzt ist.Im Laufe der Evolution haben sich die Pflanzen diesen besonders rauen Bedingungen der Höhenlagenauf verschiedenste Weise angepasst:Beispiel:Gewöhnliche Berg-Hauswurz (Dickblattgewächs, Crassulaceae) ANPASSUNGSukkulenz:Darunter versteht man eine fleischigeAusgestaltung der Blätter oder Stängel, um Wassereinzulagern. Der angelegte Wasservorrat schützt diePflanze vor allzu starker Verdunstung undWassermangel.Sempervivum montanum ssp. Montanum amOberstkogel (ws)Kutikula:Auch diese ledrige, wachsartige Oberflächeschützt vor Austrocknung und Verdunstung.Rosettenpflanze:Durch das langsame Wachstum des Haupttriebesentsteht die Rosettenform, die ebenfalls vorAustrocknung und Verdunstung schützt.Immergrün:Die immergrünen Blätter ermöglichen einensofortigen Assimilationsstart bei geeignetenBedingungen.Edelweiß (Korbblüter, Asteraceae) ANPASSUNGBehaarung:Weiße Flaumhaare schützen die Pflanze vorintensiver, die Wachstumsfunktioneneinschränkender Sonnenstrahlung und allzu starkerwindbedingter Verdunstung.Die grundständigen Blätter bilden eine Rosette.Leontopodium Asteraceae auf der Gösles Wand (se)59


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Kiesel-Polsternelke (Nelkengewächs, Caryophyllaceae) ANPASSUNGPolsterwuchs:Durch gleichmäßiges Wachstum und regelmäßigeVerzweigung aller Triebe entstehenPolsterpflanzen, die im Sommer in schönsterBlütenpracht stehen. Die Pflanzen schaffen sichdurch ihren Wuchs ein eigenes Mikroklima undtrotzen so hohen Verdunstungsraten. Im Polsterkönnen Humus und Wasser gespeichert werden.Silene exscapa (ws) Weitere AnpassungenAusgedehntes Wurzelsystem: Die Wurzeln der Alpenpflanze machen oft ein Vielfaches deroberirdischen Blattmasse aus.Frühblüher legen ihre Blütenknospen schon im Herbst an oder speichern in unterirdischen OrganenReservestoffe um im Frühjahr gleich auszutreiben.Zwergwuchs: Das Alpenpflanzen kleiner als ihre Verwand im Tal sind hat den Vorteil, dass dieBodenwärme besser ausgenutzt werden kann und im Winter die Schneedecke vor Kälte und Windschützt.Verschiedene Kälte und Frostanpassung: Hochgebirgspflanzen müssen verhindern das bei FrostWasser in ihren Zellen gefriert, da sonst die Struktur der Zelle zerstört würde. Eine Strategie bestehtdarin Wasser aus der Zelle in die Zellzwischenräume abzugeben. Hier kann das entstehende Eis keinelebenswichtigen Zellstrukturen schädigen. Eine weitere Strategie ist, Zucker und/oder Alkohole in dieZelle einzulagern. Diese Stoffe setzen den Gefrierpunkt sehr stark herab und fungieren daher wie einbiologischer Frostschutz. Beispiele für Kältetoleranzen:Die Zirbe bleibt Frosthart bis -40 °C, die Blüten des Roten Steinbrech überstehen Temperaturen bis-15°C unbeschadet und der Gletscherhahnenfuß hält seine Wachstumsfunktion noch bis – 6 °Caufrecht (MERTZ 2008)Höhenrekodler:Europas Höhenrekodler unter den Blütenpflanzen ist derGletscher Hahnenfuß (Hahnenfußgewächs, Ranunculaceae)Im Finsteraahorn fand man diese Pflanze noch in 4275m Höhe.Unterhalb von 2000m kommt sie selten vor. Der GletscherHahnenfuß zeichnet sich im Vergleich zu anderen Alpenpflanzendurch seine effektive Photosyntheseleistung aus. Die Farbe seinerBlüten wechselt im Laufe des Sommers von zuerst weiß über rosabis dunkelrot.(Foto: ws)Vergleiche: MERTZ, P. (2008)60


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: MooseVergleiche: KREHMER B. & MUHLE H., (1991), VEIT, H. Die AlpenMoose (Bryophyta) gehören zu den am weitest verbreiteten und ältesten Landpflanzen. IhreBesonderheit liegt in ihrer einfachen Organisation und Wuchsform. In der Regel sind sie klein (wenigecm) und wachsen relativ langsam. Sie besitzen anstatt von Wurzeln sogenannte Rhizoiden, alsowurzelartige Haare, mit denen sie im Untergrund verankert sind und Wasser aufnehmen. Anders alsbei „höheren Pflanzen“ können sie Feuchtigkeit auf der gesamten Oberfläche aufnehmen. Somitwerden Schadstoffe aus der Luft im Vergleich zu anderen Pflanzen stärker aufgenommen undaufgrund ihrer Empfindlichkeit auf solche Belastungen gelten sie auch als Zeigerpflanzen für Luft- undWasserverschmutzung. Allgemein gelten Moose als konkurrenzschwache Pflanzen die ausweichensobald ein stärkerer Organismus einen Standort besiedelt. Sie kommen deshalb häufig anStandorten vor, die von höheren Pflanzen nicht besiedelt werden können; dazu gehören dunkle(Klüfte, Waldböden) oder nährstoffarme Standorte (Felsoberflächen, Borken, etc.). Besonders üppigwachsen Moose überall dort wo viel Wasser vorhanden ist, sei dies in Form von hoherLuftfeuchtigkeit oder in der Umgebung von stehenden und fließenden Gewässern. Hier spielen sieauch eine wichtige Rolle für den Menschen. Als Filter und Wasserspeicher beeinflussen sie Qualitätund Quantität von Quellen und somit der Wasserversorgung.Im Hochgebirge kann es aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung und der Exposition der Hängerasch auch zur Austrocknung kommen. Auch tiefe Temperaturen und häufiger Frost schränken dieWasserverfügbarkeit ein. So ist es faszinierend, wo überall Moose zu finden sind. Beispielsweisekönnen bereits direkt beim Austritt von Wasser aus einem Blockgletscher (Gletscherbach)verschiedenste Moose gefunden werden. Das Wasser hat dabei eine konstante Temperatur vonknapp über dem Gefrierpunkt und Blockgletscher sind erst ab einer Seehöhe von rund 2500 Meternzu finden. Auch im jahreszeitlichen Verlauf sind häufig wechselnde, extreme Bedingungen imHochgebirge zu erwarten.Innerhalb der Moose gibt es die drei Sippen derLebermoose, Laubmoose und Hornmoose. InÖsterreich am stärksten vertreten sind mit 762Arten die Laubmoose. Lebermoose undHornmoose zusammen bilden rund 250verschiedene Arten.Im Bild rechts ist ein typisches Laubmoos zu sehen.Charakteristisch sind ein Stängel und die schraubiggestellten Blättchen. Diese sind immer ein-spitzig.Weltweit gibt es rund 16.000 Moosarten die sich,nach heutigem Kenntnisstand, vor zirka 400Millionen Jahren aus Grünalgen entwickelt habendürften.Dach-Drehzahnmoos (Rortula ruralis), (pv)Heute sind jedoch viele Moosarten auch im Hochgebirge gefährdet. Aufgrund derlandwirtschaftlichen Inwertsetzung oder der Trockenlegung von Hochmooren und andererFeuchgebiete werden ihre speziellen Lebensräume gestört.61


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Die Blättchen von Moosen ansonnigen Standorten endenhäufig mit gläsernen, langausgezonenen Spitzen.Die gipfelfrüchtige (Bild links,akrokarpe) und die seitenfrüchtigen(pleurokarpe) Wuchsformbilden zwei grobe Klassen indenen sich Laubmoose leichtunterscheiden lassen.Auf einem sehr kleinen Ausschnitt amWegrand können oftmals bereits vieleverschiedene Moosarten gefundenwerden. Wie unterschiedlich sichdiese einzelnen Arten in ihrerWuchsform, Größe, Standort,Ausbreitung usw., darstellen,verdeutlicht die Abbildung links dieauf 2680 m oberhalb desKleinbachbodens aufgenommenwurde. Insgesamt können auf dieserkleinen Fläche von rund 0,5m 2mindestens neun Moosartendifferenziert werden obwohl einMoosbewuchs erst von kurzer Distanzzwischen den schuttreichen Hängensichtbar wird.Das Bandmoos (Amphidiumlapponcium) besitzt kleine, bismaximal 3cm hohe Stämmchen.Die Blätter sind gekräuselt undgedreht. Es kommt meist anmineralarmen, schattigen undfeuchten Senkrechten Silikatfelsenhöherer Lagen vor.Dieses Moos bildet dichte Polsteraus, die Stängel wachsen nichtsenkrecht. Aufgrund ihrer kleinenund oft nur unter dem Mikroskopzu differenzierenden Wuchsformlassen sich viele Arten nur schwerbestimmen.62


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: FlechtenAuf Fels und Schutt, aber auch der Rinde von Bäumen fallen einem entlang des LasörlingerHöhenweges immer wieder die bunten Flechten-Mosaike auf. Als Flechten (Lichen) bezeichnet maneine Lebensgemeinschaft (Symbiose) zwischeneinem Pilz und Photosynthese betreibenden Algenbzw. Cyanobakterien. Der Pilz bildet aus einemGeflecht aus Pilzfäden den Trägerorganismus derFlechte(Lager). In diesem sind einzellige Algeneingeschlossen. Viele Flechten wachsen nur sehrlangsam, meist nur wenige Millimeter im Jahr. Siebesitzen weder Wurzeln noch einen aktivenVerdunstungschutz und somit auch keineMöglichkeit ihren Wasserhaushalt zu regeln. DieZiegelrote Sackflechte (Solorina crocea), Standortüber der Baumgrenze, Blattflechte (pv)Landkartenflechte (Rhizocarpon geographicum),häufiger Vertreter der Krustenflechte aufSilikatgestein.Alpine Strunkflechte (Stereocaulon alpinum),Strauchflechte auf offenen Böden im Gletschervorfeloder hochalpinen Rohböden (ws)Wasseraufnahme kann nur über die Oberfläche desFlechtenlagers aus der Luftfeuchtigkeit, dem Regenoder dem Tau erfolgen. Da sie die in der Luft undim Regen enthaltenen Nähr- und Schadstoffeungefiltert aufnehmen, können sie in inaktiven,luftverschmutzten Ökosystemen nicht überlebenund werden als Bioindikatoren für die Luftqualitätherangezogen.Die Stärke der Symbiose besteht darin, dassFlechten extremste Lebensräume besiedelnkönnen. Bei Trockenheit verliert der Organismus,dass für die Aufrechterhaltung des Stoffwechselsnötige Wasser und wechselt in einenphotosynthetisch inaktiven Zustand. So überlebendie Flechten sowohl andauernde Kälte als auchlange Trockenperioden und können mehrerehundert Jahre alt werden. Auf Fels sind sie wichtigePionierorganismen. Die vom Pilz produziertenFlechtensäuren (sekundär Produkte desStoffwechsels) greifen den Stein an und tragen sozur Verwitterung und Bodenbildung bei. Nach derWuchsform unterscheidet man zwischen Krusten,Blatt- und Strauchflechten. Blattflechten sindflächig gestaltet und liegen mehr oder wenigerlocker auf dem Substrat. Bei den Krustenflechte istdas Flechtenlager so dicht mit dem Untergrundverwachsen, dass man sie nicht oder nur schwervon diesem ablösen kann. Der Flechtenkörper derStrauchflechte ist strauchförmig und wächst alsaufrechter Rasen auf Erde oder Fels oder hängt63


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011von Bäumen.Die Symbiose von Pilz und Alge bietet für beide Vorteile. Der Pilz wird mit den Nährstoffen versorgt,die die Alge bei der Photosynthese produziert. Im Gegenzug bietet der Pilz der Alge Schutz vorUltravioletter Strahlung und verhindert ein zu rasches Austrocknen.Die Flechtenvegetation bietet vielen Tieren Nahrung und auch Lebensraum (vor allem Milben undInsekten). Der Mensch verwendet Flechten, wegen der Vielfalt an Inhaltsstoffen, vor allem in derHomöopathie (z.B. Isländisch Moos). Regelmäßig gewachsene Krustenflächten zieht man auch zurAltersdatierung, von z.B. Gletscherständen, heran (Lichonometrie), indem man den Durchmesser desLagers ins Verhältnis zum Alter des Untergrundes setzt. Wegen der Ungenauigkeit dieser Methode istihre Anwendung jedoch umstritten.Bunte Pflanzenmosaike entlang des Lasörling-Höhenweg (pv, ws)64


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: MurmeltierAls beliebter und ständiger Begleiter ist dasAlpenmurmeltier (Marmota marmota) Naturfreunden undBergwanderern wohlvertraut. Entlang stark frequentierterWanderwege verlieren sie die Scheu vor dem Menschenund sind daher die am einfachsten zu beobachtendenWildtiere im Hochgebirge. „Mankei“, „Murmele“ oder„Munggen“, wie sie auch verniedlichend genannt werdengelten wegen ihres gemächlichen Erscheinungsbildes alsKuscheltiere der Alpen. Sie sind nach den Bibern diezweitgrößte einheimische Nagetierart. Sie sind typischeVertreter kalter Steppen welche sich in kälterenKlimaepochen über Mitteleuropa ausbreiteten und nachder neuerlichen Erwärmung in höhere alpineLebensräume vordrangen und dort isoliert wurden. Alpenmurmeltier (pv)Beispielsweise wurde die Population in der <strong>Hohe</strong>n Tatravor rund 25.000 Jahren von der der Alpen abgeschnitten. Besonders stark vertreten sind sie in einemetwa 200 m breiten Gürtel oberhalb der Waldgrenze. Wobei sie auch in Lagen bis über 3000 mvordringen können.Murmeltierbaue bei der Reichenberger Hütte (pv)Gruppe arbeiten den gesamten Sommer über am Ausbauder Baue. Aus den Fluchtröhren können dannSommerbaue und dann Winterbaue entstehen.Wie im Bild links zu erkennen könnenalpine Rasen geradezu übersäht seinmit Eingängen zu Murmeltierbauen.Zu unterscheiden sind dabeiFluchtröhren (1 m lang und 1-2Zugänge),Sommerbaue(Nestkammern liegen 1-1,5m tief) undWinterbaue (Hauptnestkammer liegtbis zu 7 m tief). Alle Mitglieder einerVor Beginn des Winterschlafes werden alle Zugänge zumWinterbau von innen mit Erde, Steinen, Nistmaterial undKot verstopft. Diese Verschlüsse werden Zapfen genanntund können den Zugang auf mehreren Metern Längeverschließen. Da die Tiere im Winter praktischebewegungsunfähig sind schützen sie sich so vorFressfeinden. Murmeltiere sind sehr reinlich undbeschmutzen inr Nest niemals mit Exkrementen. Dafürsind eigene Latrinen eingerichtet. Das Polstermaterial imSchematische Darstellung eines Winterbaues(nach ARNDT, 1997)Nest setzt sich aus abgestorbenen und trockenen Pflanzenteilen, bevorzugt Gras, zusammen. Jährlichkommen so rund 10 kg Heu in den Winterbau und 2 kg in den Sommerbau. Da die Baue im Winter bis65


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011knapp an den Gefrierpunkt abkühlen ist die Polsterung eine unerlässliche Wärmeisolierung. AlsNahrung wird das eingetragene Heu nicht genutzt. Höchstens im Frühjahr um die Gärvorgänge imBlinddarm wieder in Gang zu bringen und die symbiontischen Mikroorganismen zu vermehren.Alpenmurmeltiere zeigen eine erheblichesaisonale Veränderung des Körpergewichtsaufgrund des Winterschlafes. Das Gewicht bleibtin den ersten 10 – 20 Tagen nach demWinterschlaf relativ stabil bei rund 3 kg. Indieser Zeit bedeckt noch eine Schneedecke diealpinen Rasen und somit ist noch keine Nahrungverfügbar. Das bedeutet, dass sie weiterhin vonden Fettreserven zehren müssen, jedoch schonFlüssigkeit aufnehmen. Nach derSchneeschmelze legen die Murmeltiere rasantan Gewicht zu. Den gesamten Sommer überliegt ihre Haupttätigkeit im Erneuern derFettreserven. Bevor der Winterschlaf angetretenwird haben Alpenmurmeltiere ihr GewichtGewichtszunahme von Frühjahr bis Herbst (nachARNOLD, 1986)knapp verdoppelt (etwa 5,5 kg).Wer einmal in den Sommermonaten im Hochgebirge unterwegs war kennt die Pfiffe derMurmeltiere. Dabei warnen sich die Nager gegenseitig vor potentiellen Gefahren. Es gibt dabei denlanggezogenen, abfallenden Einzelpfiff und in Serien ausgestoßene, kurze Pfiffe mit rasch abfallenderTonhöhe. Hingegen der weit verbreiteten Meinung es handle sich dabei um die Unterscheidungzwischen Gefahr aus der Luft oder vom Land haben neuere Studien belegt, dass dabei nur der Gradder Gefahr ausgedrückt wird. Ein kurzer Pfiff weist dabei auf akute Gefahr hin. Entscheidend dabei istdie Distanz des Rufers zur Gefahrenquelle.Die bedeutendsten Raubfeinde sind der Steinadler und der Fuchs, wobei beim Angriff einesSteinadler lediglich eine möglichst rasche Flucht das Überleben des Murmeltiers sichert. Beim Fuchssitzen sich die Tiere mitunter auch erfolgreich zur Wehr. 70-80 Prozent der Steinadlernahrung machtdabei das Alpenmurmeltier aus und für eine erfolgreiche Aufzucht ihrer Jungen benötigen sie rund 70Stück. Bei Aktionsräumen von 20-90 km 2 von Steinadlern und einer Dichte von 40-80 Murmeltierenpro km 2 geht jedoch keine Bestandsgefährdung aus.Murmeltiere werden seit jeher bejagt. Selbst heute werden noch 12.000 – 16.000 Tiere in Österreichund der Schweiz erlegt. In Gebieten mit starken Murmeltierbeständen, wie etwa in den Hochlagender Zentralalpen, ist gegen eine maßvolle Bejagung nichts einzuwenden. Wie aber bei allenWildtierarten muss die Jagd jedoch nachhaltig und mit Rücksicht auf die Besonderheiten der Biologieder Art ausgeübt werden. Hier wurde in der Vergangenheit viel falsch gemacht. Die starken Bären,wie mächtige männliche Tiere genannt werden, waren das Hauptziel der Jagd. Diese fehlten jedochals Wärmelieferanten in der Nestkammer im Winter sowie als potentielle Fortpflanzungspartner imFolgejahr. Heute herrscht jedoch aufgrund des nachgelassenen Jagddruckes eine entspannte66


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Situation vor. Dies ist vor allem auf die geringere Nachfrage nach Murmeltierfleisch und –ölzurückzuführen.Vergleiche: ARNOLD, W. (2000)EXKURS: Alpenschneehuhn (Lagopus mutus)Das Alpenschneehuhn, aus der Familie der Raufußhühner, ist in den Alpen ein Eiszeitrelikt und lebtim Bereich zwischen der Baum- und der Schneegrenze. Es besiedelt vor allem abwechslungsreichgegliederte Kare, Hänge und Rücken mit Grasheideflächen und ernährt sich von Knospen, Samen,Beeren, jungenTrieben und Insekten. Im Winter ist das Schneehuhn großteils weiß, nur dieMännchen haben eine schwarze Schwanzunterseite. Im Sommer tragen sie ein fleckig, braunes Kleidund sind so auf Geröllfeldern besonders gut getarnt. In allen Kleidern fallen im Flug die weißen Flügelund die schwarzen Schwanzfeder auf. Oft sind sie während des Weidens nicht vom Untergrund zuunterscheiden und man hört nur ihre knarrenden Rufreihen. Außerhalb der Brutzeit schließen sichSchneehühner in Trupps zusammen. Im Frühling jedoch leben sie paarweise in Brutrevieren. DerHahn wirbt mit einem imposanten Balzflug um die Henne. Das Nest wird in einer Bodenmuldezwischen Steinen oder unter Zwergsträuchern angelegt und die Henne brütet meist 6-10 Eier aus. DieKüken gehen als Nestflüchter nach dem Schlüpfe gleich mit der Mutter auf Insektenjagd.Unscheinbar im Geröll der Schutthalde versteckt, drei Alpenschneehühner an der Finsterkar Spitze (pv)67


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011EXKURS: SchmetterlingeSchmetterlinge sind ebenso faszinierende wie schöne Lebewesen. Im Osttiroler Teil desNationalparks <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> konnten über 1200 Schmetterlingsarten nachgewiesen werden; manchedavon wurden erstmalig beschrieben. Aufgrund ihrer Entwicklung vom Ei über die Raupe und dasPuppenstadium zum Falter werden sie als holometabole Insekten bezeichnet, also Insekten, die ihrWesen vollständig verändern.1. Raupe auf einer Himbeerstaude, 2. Raupen Traubenkirschenspanner im Gemeinschaftsnest, 3. Spanner (Geometridae),ein typischer Nachtfalter, 4. Typischer Tagfalter: Kleiner Fuchs (Aglais urticae) (pv)Im Hochgebirge beeinflussen vor allem die klimatisch bedingten Faktoren, wie lange, schneereicheWinter, generell tiefe Temperaturen, Kälteeinbrüche auch im Sommer, starker Wind, hoheStrahlungsintensität, kurze Vegetationsperioden und ein Mangel an Nahrung, die Verbreitung derSchmetterlinge. Die Anpassungsstrategien sind vielfältig: Aufgrund der niedrigeren Temperaturenhaben Schmetterlinge im Hochgebirge im Vergleich zu verwandten Arten im Flachland dunklereFlügel um Strahlung besser absorbieren zu können. Zusätzlich haben sie auch ihre Verhaltensweisenso verändert, dass eine optimale Ausnutzung gewährleistet ist. Mit der Höhe verlagern sonst ehernachtaktive Gattungen ihre Aktivität zunehmend in die Tagesstunden. Außerdem sind viele alpineSchmetterlingsarten auch überdurchschnittliche behaart und besitzen somit einen zusätzlichenWärmeschutz. Starker Wind führt zu Verdriftungen der Schmetterlinge im Flug. Dies bedeutet einenunverhältnismäßig hohen energieaufwand für den Flug und eine potentielles Risiko für eineerfolgreiche Partnersuche oder der Suche geeigneter Entwicklungshabitate für die Nachkommen. So68


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011entwickelten manche Arten die Kurzflügeligkeit (Micropterie) oder sogar die Flügellosigkeit (Apterie)bei den weiblichen Insekten, welche dementsprechend nur noch eingeschränkt flugtauglich warenoder sich hüpfend oder kriechend fortbewegen konnten. Wegen der höhenbedingten kurzeVegetationsperiode von wenigen Wochen bis Monaten beschränken sich viele Schmetterlinge aufeine Generation pro Jahr. Bei noch extremeren Bedingungen verlängert sich die Entwicklungsperiodezunehmend auf zwei oder gar drei Jahre. Beim Alpen-Wollafter (Eriogaster arbusulae) wurde eine biszu achtmalige Überwinterung der Puppen belegt. Da das Vorkommen von Schmetterlingen bis auf3300 Meter geschätzt wird, können mit etwas Glück im gesamten Gebiet der Lasörlinggruppe dieseInsekten beobachtet werden.Die Widderchen (Zygaenidae)(pv), auchBlutströpfchen genannt, sind tagsüber imSonnenschein aktiv. Blauschwarz mitunterschiedlicher roter Fleckenzeichnung odermetallisch grün glänzend, waren Vertreterdieser Schmetterlingsfamilie seit jeher einbeliebtes Ziel für Sammler. Die Färbung ist vorallem Warnung da alle Entwicklungsstadienstark giftig sind. Im Nationalpark sind zehn der27 Arten nachgewiesen worden. ImHochgebirge sind die Widderchen auffallendstark behaart, wie hier im Kopf- undBrustbereich sowie andeutungsweise amHinterleib erkennbar ist.Bergwaldmohrenfalter (Erebia euryale)(pv)kommt besonders im und um den Juli in denmontanen uns subalpinen Bergwäldern enormhäufig vor. Lichte Fichtenmischwälder sowielockere Lärchenbestände sind dabei diebevorzugten Aufenthaltsorte. Wanderwege sindaufgrund der Sonneneinstrahlung und häufigenÜberläufen von Wasser besonders beliebt beiden in großen Gruppen vorkommende Faltern.Entlang des Lasörling Höhenweges könnenimmer wieder Mahdflächen erkannt werden.Für Schmetterlinge ist dies eine potentiell großeGefahr. Eigelege, Raupen und Puppen sowie dieVernichtung von Raupenfraß- undFalternektarpflanzen sowie die Zerstörunggeeigneter Eiablage- und Raststellen sind dieFolge. Wird jedoch eine jahreszeitlich späteMahd durchgeführt, so hat dies positive Folgenfür die Insekten. Ebenso ist eine alternierendeMahd, also der Wechsel der jährlich gemähtenFlächen, nicht gravierend schädigend. BeideDukaten Feuerfalter (Lycaena virgaureae) amWegesrand im Dabertal (pv)69


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Methoden wurden im Nationalparkgebiet früher angewendet. Heute gefährdet jedoch eineIntensivierung der Bergmähder, zunehmend auch mit Dünger, sowie das andere Extrem, nämlich dievöllige Aufgabe der Nutzung die Schmetterlingsvielfalt.Vergleiche: HUEMER, P. & WIESER C. (2008)EXKURS: Schutz- und Almhütten in der LasörlinggruppeDas Schutz- und Almhüttenwesen in der Lasörlinggruppe hat seine eigene Geschichte und ist vonzentraler Bedeutung. Entlang und auch etwas abseits des Lasörling-Höhenweges findet manzahlreiche Almhütten, Jausenstationen und Schutzhütten vor, die zu einer kurzen Rast oder einerlängeren Einkehr samt Übernachtung einladen. Zu den bekanntesten Almen bzw. Hütten in derLasörlinggruppe zählen zweifellos die Zunig Alm, Arnitz Alm, Wetterkreuzhütte, Zupalseehütte,Merschen Alm, Lasörlinghütte, Bergersee Hütte, die Lasnitzenhütte und die Neue ReichenbergerHütte. Als Wanderer auf dem Lasörling-Höhenweg kommt man an einigen von ihnen unweigerlichvorbei. In den nächsten paar Ausführungen erfährt der Leser mehr Details über die vorhin genanntenAlmen und Schutzhütten. Diese werden der Reihe nach von Ost nach West aufgelistet:Zunigalm (1.855 m)Die Jausenstation der Zunigalmbesteht seit 1968 und wurde vonAlois Rainer unter tatkräftigerUnterstützung seiner 11 Schwesternerbaut. Die Alm liegt in Abhängigkeitvom Ausgangspunkt entweder amBeginn oder Ende des Lasörling-Höhenwegs und genießt aufgrundihrer guten Küche und dergemütlichen Atmosphäre bei denWanderern einen sehr guten Ruf. AlsSpezialitäten der Zunigalm gelten dassagenumwobene Heidelbeeromlett,Die Zunigalm mit Blick auf die Bretterwandspitze (ws) der Kaiserschmarren, derApfelstrudel und die Brettljause. Beider Zubereitung der Speisen wird auf Produkte aus der eigenen Landwirtschaft zurückgegriffen. DieZunigalm bietet seinen Gästen einen wunderschönen Ausblick ins <strong>Tauern</strong>- und Virgental, auf dieGlockner- und Granatspitzgruppe, Malham- und Venedigergruppe. Wanderungen auf die Zunigalmwerden meistens mit der Besteigung des Kleinen und Großen Zunig oder mit einem Abstecher aufden Zunigsee kombiniert.70


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Arnitzalm (1.848 m)Die Arnitzalm auf 1.848 mSeehöhe, liegt in einem Seitentalam Eingang des Virgentales in dieLasörlinggruppe. Sie stellt eineEinkehrmöglichkeit am Lasörling-Höhenweg dar und befindet sichmit ihren Flächen größtenteils inder Außenzone des Nationalparks<strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong>. Eingebettet wirddie Arnitzalm von denBergkulissen des Torkogels (2.730m) im Südwesten und des GroßenZunigs (2.776 m) im Südosten.Beliebte Ausflugsziele sind derArnitzsee und die benachbartenDie Arnitzalm (ws)Schutzhütten und Almen amLasörling-Höhenweg (Zunig Alm, Wetterkreuzhütte, Zupalseehütte und die Lasörlinghütte). Wennman von der Arnitzalm nach Norden blickt, erkennt man den Ort Zedlach, den Kristallkopf, den<strong>Hohe</strong>n Eichham und das <strong>Tauern</strong>tal. Bei der Arnitzalm handelt es sich eigentlich um ein Almzentrum,das sich aus sechs original erhaltenen Almhütten in Blockbauweise zusammensetzt. Dass dieseHütten in Originalbauweise erhalten geblieben sind bzw. auch in Zukunft noch erhalten bleiben, hatman in gewisser Hinsicht dem Nationalpark <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> zu verdanken, der für traditionelleBauweisen (Dachverschindelungen, Holzblockbau, Natursteinmauerwerk, etc.) wichtigeFörderungsmittel zur Verfügung stellt. Von diesen sechs Hütten werden immerhin noch fünf vonBauern bewirtschaftet. Die Arnitzalm umfasst eine Fläche von 370 Hektar und gehört einerAgrargemeinschaft, die aus sieben Bauern der Gemeinde Glanz (Ortsteil von Matrei) gebildet wird.Innerhalb dieser Agrargemeinschaft hat man sich bezüglich der gemeinschaftlichen Bewirtschaftungder Weideflächen auf ein modernes Koppelsystem geeinigt. Die Milchkühe und Kälber werden dieNacht über in den jeweiligen Hütten untergebracht. Aufgetrieben wird meist Mitte Juni, der Abtrieberfolgt Ende September. Die Anzahl der Weidetiere beschränkt sich auf 25 Milchkühe, 70 StückGaltvieh, 125 Schafe und 10 Ziegen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Milchwirtschaft,Galtvieh- und Schafalpung und die Jausenstation als Bewirtschaftungsform dominieren.Was die Arnitzalm besonders auszeichnet, ist, dass auf den Bau eines Gemeinschaftsstalles verzichtetwurde und in jeder Hütte noch selbst gewirtschaftet wird. Da es keine Hirten gibt, müssen die ganzenanfallenden Arbeiten wie zum Beispiel Weidepflege, Zäunen, Melken, Vieh beaufsichtigen etc. vonden Bauern selbst erledigt werden. Ein Kleinwasserkraftwerk sorgt für die notwendigeStromversorgung und für etwas Erleichterung im Alltagsleben auf der Arnitzalm. Eine Almhütte derArnitzalm wird als Jausenstation geführt, bei der die selbst erzeugten Produkte von den Wanderernkonsumiert werden können. Sie wird von Familie Unterrainer geführt und als besondere kulinarischeSchmankerl gelten dort die „Agnitza Biednere“ (=Polsterzipfe mit Sauerkraut), der Graukäse, dieHauswürstel und Krapfen.71


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Der Arnitzalm wurde im Jahr 2010 gemeinsam vom Nationalpark <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> und der Firma Milkadie Auszeichnung „Alm des Jahres“ verliehen. Diese Kür soll die Bedeutung der Almwirtschaft für dieArtenvielfalt und die Erhaltung des außergewöhnlichen Landschaftsbildes unterstreichen. Außerdemist die Almwirtschaft im Tourismusbereich stark verankert und aus diesem gar nicht mehrwegzudenken. Durch diese Zertifizierung sollte in der breiten Öffentlichkeit stärkeres Bewusstsein fürdie österreichische Almwirtschaft generiert werden. Die Grundvoraussetzungen für die Teilnahme andiesem Gemeinschaftsprojekt sind die Lage innerhalb des Nationalparkgebiets und die nachhaltigeBewirtschaftung der Alm. Die nun folgenden Punkte bedürfen ebenfalls einer Einhaltung:- Almgebäude mit regional typischer Bauweise,- Bestoßen der Almfläche mit Weidetieren (Teilnahme am ÖPUL-Programm),- Nutzung der Alm als Melk- oder Galtviehalm,- ständige Behirtung der Weidetiere während der Alpungszeit,- Sauberkeit im Hütten- und Außenbereich,- aktive Beteiligung der Alm an der Weiterentwicklung des Nationalparks <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong>Zupalseehütte (2.342 m)Die Zupalseehütte (se)Im Jahre 1979 hatte die Land-und Gastwirtsfamilie Tschoner aus Virgen die Idee zur Errichtung einerSchutzhütte in der Zupalm.Für die Errichtung der Hütte wurden 5 Jahre benötigt bis schließlich 1983mit der Bewirtschaftung begonnen werden konnte. In den Folgejahren wurden attraktive Wege fürdie Touristen angelegt, größere und kleinere Erneuerungen durchgeführt und der Anschluss an dieStromversorgung erreicht. Die Zupalseehütte bleibt dem Wanderer durch ihre Zirbenstube und dieSonnenterasse mit grandiosem Blick auf den Zupalsee in Erinnerung. Weiters kommt der Wandererdort in den Genuss deftiger Hausmannskost, hausgemachter Kuchen und Strudel. Da dieZupalssehütte aber über keine Materialseilbahn verfügt, muss die Erstversorgung mit demHubschrauber erfolgen. Kleinere Lieferungen für zwischendurch werden mit dem Taxi zu einemeingezäunten Platz hinter der Wetterkreuzhütte befördert. Von dort werden diese dann mit einemselbst gebautem Fahrzeug über einen Wandersteig zur Zupalseehütte transportiert. Zu den72


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011beliebtesten Tourenzielen imEinzugsbereichderZupalseehütte zählen derZupalkogel (Griften) (2720 m),der Oberstkogel (2574 m), dasLegerle (2527 m),derSpeikboden (2653 m) und derDonnerstein (2725 m).Die zuvor genannteWetterkreuzhütte gehörtebenfalls der FamilieTschoner, liegt am nördlichenRand der Lasörlinggruppe undstellt zugleich eineEinstiegsmöglichkeit in denLasörling-Höhenweg dar. Einhütteneigenes Taxi chauffiertWanderer aus Virgen auf eine Seehöhe von 2.106 m.Die Wetterkreuzhütte (ws)Lasörling-Hütte (2.350 m)Die Lasörlinghütte am Fuße des von Wolken bedecktenLasörling (ws)Die Lasörling-Hütte befindet sich auf einer Seehöhevon 2.350 m und liegt im Bereich des sogenannten„Glauret“ im hintersten Mullitztal. Das Glauretspielte in den vergangenen Jahrhunderten undJahrzehnten in bergbautechnischer Hinsicht einewichtige Rolle, doch dazu an anderer Stelle mehr(siehe Exkurs Bergbau). Begonnen wurde mit demHüttenbau am 14.April 1982, eingeweiht wurde siebereits 3 Monate später am 31. Juli desselben Jahres.Die Hütte sticht durch ihre achteckige Bauformbesonders hervor und wird privat von der FamilieWurnitsch betrieben. Sie bietet vielen Wandererneine Schlafmöglichkeit und entschärft somit die langeAufstiegszeit auf den Lasörlinggipfel (von der Hüttesind es über den Südgrat nur mehr 3 Stunden biszum Gipfelkreuz). Etliche Wanderwege ermöglichenÜbergänge zu den benachbarten Hütten wie zumBeispiel der Zupalseehütte, Bergerseehütte, NeuenReichenberger Hütte und Lasnitzenhütte. Auf derHütte gibt es Duschen mit Warmwasser und inkulinarischer Hinsicht werden die Hüttengäste mit73


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Almprodukten wie Buttermilch, selbstgemachten Strudeln und traditionellen Spezialitäten (TirolerGröstl, Käsespätzle etc.) verköstigt. Die Hütte besitzt ein eigenes Wasserkraftwerk und hat Zugang zueiner Materialseilbahn.Bergerseehütte (2.182 m)Die Bergerseehütte liegt auf einerSeehöhe von 2.182 m am Ufer desdurch eine Karschwelle undEndmoräne aufgestauten Bergersees.Die Geschichte der Bergerseehüttenahm ihren Ursprung Anfang der50iger Jahre als Alois Unterwurzachereine kleine Steinhütte mit demNamen Bergerseehütte errichtete unddiese ab 1956 erstmaligbewirtschaftete. Aus gesundheitlichenGründen musste Alois aber seineHüttentätigkeiten einstellen undübergab die Hütte an JohannDie Bergerseehütte am Ufer des Bergersees (se)Unterwurzacher. Dieser wollte für diesteigenden Touristenanstürme gewappnet sein und beschloss daher 1973 den Neubau der Hütte. DieEinweihung der neuen Hütte erfolgte bereits 1974. 1984 wurde eine Renovierung durchgeführt undein hütteneigenes Kraftwerk wurde errichtet. Dieses war für die Betreiber auch dringend notwendig,da kurz zuvor der Gastraum durch eine Lawine zerstört wurde. Seit nunmehr 20 Jahren hat HansjörgWurzacher (Sohn von Johann Unterwurzacher) die Leitung der Hütte inne. Die Versorgung der Hüttewird durch speziell umgebaute Trials ermöglicht. Der Großteil der Belieferung der Hütte erfolgtmithilfe des Helikopters. Im Frühjahr werden so bis zu 12 Tonnen Fracht zur Bergerseehüttetransportiert. Zu den schönsten Tagestouren im Umfeld der Bergersee Hütte zählen der Berger Kogel(1,5 h), der Muhskopf (0,5 h) und der Lasörling (4 h).Lasnitzenhütte (1.895 m)Die Lasnitzenhütte liegt auf 1.895 m Seehöhe im Lasnitzental, welches von einer tiefen Schluchtgeprägt wird und sich vom Iseltal aus gesehen in südlicher Richtung erstreckt. Der Schluchtcharakterist ausschlaggebend dafür, dass Almbewirtschaftung nur im hinteren Taldrittel möglich ist (dort dafüraber schon seit mehr als 250 Jahren). Die Lasnitzenhütte lag ursprünglich etwa 300 m weiter südlichvon ihrem heutigen Standort, bis sie im Jahr 1894 von einer Lawine niedergerissen wurde. Im Jahr1973 traf der Besitzer Alois Berger die Entscheidung, aus der ehemaligen Almhütte eineJausenstation zu machen. Dieser Schritt erforderte einen Totalumbau der Hütte, der 1975abgeschlossen werden konnte. Der Materialtransport für den Umbau war nur über ¾ des Wegesmittels Traktor möglich, das restliche Viertel musste durch mühsamen händischen Transport erledigtwerden. Bereits im Jahr 1975, also noch im gleichen Jahr der Umbaufertigstellung, fanden sich die74


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011ersten Wanderer auf derLasnitzenhütte ein. In den Jahrenzwischen 1983 und 1985 wurde einkleines Kraftwerk errichtet, welcheseine Erleichterung der Küchenarbeitetc. bewerkstelligen sollte. DieInfrastruktur in Form einerbefahrbaren Forststraße gewährleistetheute die problemlose Versorgung derHütte. Auf der Hütte besteht dieMöglichkeit zu übernachten und manwird dort mit guter, traditionellerTiroler Hausmannskost versorgt. DieLasnitzenhütte wirbt mit ihremeinzigartigen Ausblick auf denDie Lasnitzenhütte (Quelle:http://www.osttirolerland.at/index.php?pag=almen (05.09.2011, 21Uhr 05))Gr0ßvenediger und eignet sich gut als Ausgangspunkt für Wanderungen auf die Almspitze (2.300 m, 1h), die Toinigspitze (2.666 m, 2 h) und den Lasörlinggipfel (3.098 m, 3,5 Stunden).Neue Reichenberger Hütte (2.586 m)Die Reichenberger Hütte liegtam Bödensee auf einerSeehöhe von 2.586 m undzählt zu den bekanntestenSchutzhütten in derLasörlinggruppe. Sie wurdevon der Sektion Reichenbergdes österreichischenAlpenvereines errichtet.Reichenberg war eine Stadtim ehemals deutschenSiedlungsgebietNordböhmens und nahm zuZeiten der Donaumonarchieeine wichtige Rolle alsDie Neue Reichenberger Hütte (se)Industrie- und Handelsplatzein. Nach dem 1.Weltkriegwurden die Sudetenländer an die tschechoslowakische Republik abgetreten. Heute zählt die Stadtetwa 100.000 Einwohner und trägt den Namen Liberec. Diverse Sektionen des Österreichischen undDeutschen Alpenvereins wurden 1893 im damals österreichischen Reichenberg von Freunden deralpinen Bergwelt gegründet. Als ersten Standort für die Reichenberger Hütte wählte man die Gegendum Cortina d‘ Ampezzo . In dieser Region wurde 1905 die erste Hütte erworben, die allerdings nur 14Jahre später vom Staat Italien enteignet wurde. Daraufhin sucht und findet der ReichenbergerAlpinist Rudolf Kauschka 1922 einen neuen Hüttenplatz an der Bachlenke in der Lasörlinggruppe, andem 1926 der Bau der „Neuen Reichenbergerhütte“ erfolgte. Im Jahr 1981 kam es zu einem75


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011umfangreichen Erweiterungsbau. Maßnahmen zur Energiegewinnung aus Solar- und Wasserkraft undzur Wasserversorgung und Wasserentsorgung wurden in den Folgejahren ebenfalls umgesetzt. DieNeue Reichenberger Hütte zeichnet sich durch ihre wunderschöne Lage am Bödensee aus und lädtzum Verweilen ein. Als weitere Highlights dieses Gebiets können die unterschiedliche Geologie unddie aktiven Blockgletscher auf dem Anstieg zur Roten Lenke genannt werden, die sich aufgrund ihrerscharfen Abgrenzung wunderbar in der Natur ausfindig machen lassen (siehe Exkurs Permafrost).Derzeitiger Hüttenwirt der Neuen Reichenberger Hütte ist Johann Feldner, der seine Gäste mittraditioneller Küche versorgt. Unter den Hüttenbesuchern erfreuen sich Touren auf die Gösleswand(2.912 m, 1 h), den Bachlenkenkopf (2.759 m, 0,5 h), die Finsterkarspitze (3.028 m), das Keeseck(3.173 m) und die Rosenspitze (3.060 m) größter Beliebtheit.Clara-Hütte (2.038 m)Die Clara-Hütte liegt im hinteren Umbaltal, inmitten des Nationalparks <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> auf einerSeehöhe von 2.038 m. Der Bergsteiger Johann Stüdl setzte sich als einer der ersten mitHüttenbauplänen in den Alpen auseinander und gewann E. Prokopf von Ratzenbeck als Bauherren. E.Prokopf von Ratzenbeck ließ eine ersteUnterkunft im Umbaltal errichten undbenannte sie nach seiner Frau „Clara“. DieClara-Hütte gilt als viertälteste Schutzhüttedes Alpenvereins. Ursprünglich bestand sienur aus einem Raum mit Herd und neunLagerstätten mit Heu undRosshaarkopfpolstern. Anlässlich des25jährigen Jubiläums der Sektion Pragschenkte Clara von Ratzenbeck die ihrgewidmete Hütte der Alpenvereinssektion.1898 beschloss die Sektion Prag dieSchutzhütte zu erweitern und im Sommer zubewirtschaften. Im Verlauf des 1.Die Clara-Hütte im Umbaltal (Quelle:http://www.virgental.at/clarahuette/ (05.09.2011, 21 Uhr 10))Weltkrieges war das Gebiet um die Clara-Hütte militärisches Sperrgebiet. Des Öfteren fiel sieLawinen und Plünderungen zum Opfer, die beinahe für ihren Abtrag bis auf die Grundmauernsorgten. Ab dem Jahr 1924 übernahm die Deutsche Alpenvereinssektion Essen das Gebiet imUmbaltal und sanierte die inzwischen verfallenen Wege. Der Bergführer A. Mariacher aus Prägratenwurde mit der Organisation des Wiederaufbaus der Hütte beauftragt. So kam es, dass die Clara-Hütteauf ihren alten Grundmauern wiedererrichtet wurde. Von diesem Zeitpunkt an wurde sie jedenSommer bis zum 2.Weltkrieg bewirtschaftet. Danach war sie 18 Sommer verwaist. Als Jahre später imUmbaltal auch die zweite Essener Hütte von einer Lawine zerstört wurde, fasste man den Beschlussdie Clara-Hütte gründlich zu sanieren und wieder zu bewirtschaften. Seit dem Jahr 1972 besitzt dieClara-Hütte eine eigene Küche, Nebenräume für die Bewirtschafter und neue Sanitäranlagen. Ihräußeres Erscheinungsbild blieb im Wesentlichen unverändert. Die Dachkonstruktion der Clara-Hütteermöglicht optimalen Lawinenschutz. Bis zum Jahr 1955 erfolgte die Versorgung der Hütte durchTräger, im Anschluss daran mit Pferden. Heutzutage ist man aufgrund der steigendenTouristenzahlen auf die Versorgung durch einen Hubschrauber angewiesen. Zu den begehrtestenTourenzielen zählen die Rötspitze (3.495 m, 5 Stunden) und die Dreiherrnspitze (3.499 m, 6 h).Lohnenswert ist sicherlich auch die Wanderung bis zum Fuße des Umbalkees.76


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011Alpenpanoramen am Lasörling-Höhenweg77


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 201178


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 201179


Östlichster Abschnitt des Lasörlingkammes inklusive Tourenmöglichkeiten (Zunig Alm – Zupalsee Hütte)©NPHT TirolExkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 201180


Mittlerer Abschnitt des Lasörlingkammes inklusive Tourenmöglichkeiten (Zupalsee Hütte – Lasörling Hütte)©NPHT TirolExkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 201181


Mittlerer Abschnitt des Lasörlingkammes inklusive Tourenmöglichkeiten (Lasörling Hütte - Michltalscharte)©NPHT TirolExkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 201182


Westlichster Abschnitt des Lasörlingkammes inklusive Tourenmöglichkeiten (Michltalscharte -Dabertal)©NPHT TirolExkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 201183


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011LiteraturverzeichnisARNOLD, W. (2000): Allgemeine Biologie und Lebensweise des Alpenmurmeltieres (Marmotamarmota). In: Murmeltiere. Hrsg. Biologiezentrum des OÖ. Landesmuseums - LinzGEITNER, C. (2007): Böden in den Alpen – Ausgewählte Aspekte zur Vielfalt und Bedeutung einerwenig beachteten Ressource. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien.56-67HAEBERLI, W., & KING, L. (1987): Polarer und alpiner Permafrost. – Verhandl. d. DeutschenGeographentages 45, Stuttgart, 269-274.HÖLLERMANN, P. (1983): Blockgletscher als Mesoformen der Periglazialstufe. Studien auseuropäischen und nordamerikanischen Hochgebirgen. – Bonner Geogr. Abh. 67, 73S.HUEMER, P. & WIESER C. (2008): Schmetterlinge. In: Wissenschaftliche Schriften Nationalpark <strong>Hohe</strong><strong>Tauern</strong>. Hrsg. Sekretariat des Nationalparkrates <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> - MatreiINGRUBER, A. (2005): Der vergessene BergbauKRAINER, K., 1994: Die Geologie der <strong>Hohe</strong>n <strong>Tauern</strong>. In: Wissenschaftliche Schriften Nationalpark<strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong>. Hrsg. Sekretariat des Nationalparkrates <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> -MatreiKREMER B.P., MUHLE M. 1991; Flechten, Moose, Farne, Mosaik Verlag GmbH, MünchenLIEB, G. K. (1996): Permafrost und Blockgletscher in den östlichen österreichischen Alpen. – In:Beiträge zur Permafrostforschung in Österreich. Arb. aus dem Inst. F. Geographie d. Univ. Graz 33,9-125.LIEB, G. K. (2000): Hochgebirgspermafrost in den österreichischen Alpen. – Österreich in Geschichteund Literatur mit Geographie 44/1, 49-59.)MAIR, W. (1995): Osttirol – Zauber der Bergseen, Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien, 159 S.MAIR, W. (2010): Bergwandern- Höhenwege und Gipfelziele in Osttirol und Oberkärnten, Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien, 191 S.MERTZ, P. (2008): Alpenpflanzen in ihren Lebensräumen, Haupt Verlag, Bern-Stuttgart-Wien 480 S.NATIONALPARK HOHE TAUERN (2002): Informationstafel auf der Neuen Reichenberger HütteNATIONALPARK HOHE TAUERN (2002): Datenblätter der Kartierten BiotopeNATIONALPARK HOHE TAUERN TIROL (2000): <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> Exkursionsführer TrojeralmtalSTÜBER, E. & WINDING, N. (2003): Erlebnis Nationalpark <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong>. Band Tirol. Hrsg: Amt derTiroler Landesregierung, Nationalparkverwaltung Tirol. 2. Auflage84


Exkursionsbericht Lasörling- Höhenweg 2011VEIT H. (2002): Die Alpen – Geoökologie und Landschaftsentwicklung. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.105-111, 128-154WITTMANN, H.; STÖHR, O.; KRISAI, R.; GEWOLF, S.; FRÜHWIRTH, S.; RÜCKER, T.; DÄMON, W. (2007):Pflanzensoziologische und standortökologische Untersuchungen der Moore des NPHT,Endbericht, Institut für Ökologie, Elsbethen85

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