Wärmepumpen - Tecalor
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Sonderdruck aus<br />
Ausgabe 2/2004
Passivhäuser<br />
kostengünstig bauen<br />
Konzept für Nullheizkosten realisiert<br />
Als gordischer Knoten gilt<br />
bislang die Baukostenplanung<br />
bei Passivhäusern.<br />
Eine beispielhafte Lösung<br />
für wirtschaftlichere Standards<br />
bei extremer Niedrigenergiebauweise<br />
wurde<br />
jetzt in Holzminden umgesetzt.<br />
Bauherr, Architekt<br />
und Haustechnikplaner orientierten<br />
sich dabei an völlig<br />
neuen Lösungen, was die<br />
technische Ausstattung<br />
hoch wärmegedämmter<br />
Häuser angeht. Dadurch<br />
war es möglich, die reinen<br />
Baukosten auf einem Niveau<br />
von weniger als 1000<br />
Euro pro Quadratmeter zu<br />
halten. Und das entspricht<br />
durchaus üblichen Größenordnungen<br />
beim Bau von<br />
Niedrigenergiehäusern. Berücksichtigt<br />
wurde auch,<br />
dass bei innerstädtischen<br />
Lagen die Preise für Bauland<br />
stark zu Buche schlagen.<br />
Das Gesamtkonzept wurde<br />
deshalb ausgelegt auf zwei<br />
relativ kleine Grundstücke<br />
für jeweils ein Doppelhaus.<br />
Die Größe der Wohnungen<br />
beträgt zwischen 100 und<br />
130 Quadratmetern.<br />
Passivhausarchitektur<br />
Beide Doppelhäuser mit<br />
Pultdach zeichnen sich<br />
durch eine ansprechende<br />
moderne, aber kompakte<br />
Architektur aus und wurden<br />
ohne Keller errichtet. Die<br />
Außenwände bestehen aus<br />
einem 17,5 cm starken Mauerwerk<br />
aus Kalksandstein<br />
und einer 28 cm starken Polystyroldämmung.<br />
Das Holzpfettendach,<br />
zweilagig gedämmt,<br />
ist als Gründach<br />
konzipiert. Die Innenwände<br />
errichtete man kostengünstig<br />
mit Holzständerwerk, beplankt<br />
mit Gipsbautafeln.<br />
Die Decken wurden als<br />
Holzbalkendecke mit Sichtschalung<br />
ausgeführt.<br />
Zentrale Versorgung<br />
Ausschlaggebend für die<br />
Baukostenoptimierung der<br />
geplanten Passivhäuser sind<br />
mehrere Aspekte. Zum einen<br />
das Gemeinschaftskonzept<br />
der Haustechnik. Je<br />
Von Ludger Kämpfer und<br />
Dr. Johannes Brugmann,<br />
tecalor GmbH, Holzminden<br />
Die Wohnanlage im Lupinenweg<br />
Holzminden: die<br />
Doppelhäuser wurden in<br />
moderner Pultdacharchitektur<br />
errichtet. Sie sind hoch<br />
wärmegedämmt und gleichzeitig<br />
kompakt gebaut. An<br />
der Südfassade befinden<br />
sich über den vorgeständerten<br />
Balkonen Photovoltaikanlagen,<br />
die Strom in das<br />
Netz einspeisen.<br />
Unten:<br />
Systemaufbau einer Sole/<br />
Wasser-Wärmepumpe mit<br />
Aqua-Geo-Thermie-Kollektor.<br />
vier Wohnungen nutzen ein<br />
zentrales System der Aqua-<br />
Geo-Thermie mit Erdkollektor<br />
und Sole/Wasser-Wärmepumpe<br />
zum Heizen und<br />
zur Warmwasserbereitung<br />
sowie gemeinsame Anlagen<br />
der Photovoltaik zur Stromerzeugung,Regenwasserversickerung<br />
und für Satellitenempfang.<br />
Jede Doppelhaushälfte<br />
verfügt über eine<br />
separate Lüftungsanlage mit<br />
hoch effizienter Wärmerückgewinnung.<br />
In enger<br />
Kooperation mit der Firma<br />
Elwa Lingen und unter Mitwirkung<br />
der Fachhochschule<br />
Osnabrück entwickelte tecalor<br />
das neuartige Regenwasser-Erdwärme-System.<br />
Die Kollektorrohre aus Polyethylen,<br />
gefüllt mit einem<br />
frostschutzsicheren Sole/<br />
Wasser-Gemisch, wurden in<br />
einer Tiefe von 1,50 m in einer<br />
Folienwanne verlegt, die<br />
mit Sand gefüllt ist. Ihr Abstand<br />
ist auf 40 bis 50 cm dimensioniert;<br />
die Gesamtkollektorfläche<br />
für die vier<br />
Wohnungen beträgt 160<br />
Quadratmeter. Versickerungsblöcke<br />
oberhalb des<br />
Erdreichs führen regelmäßig<br />
Regenwasser und damit
Die Versickerungsblöcke sind über einen Filterschacht mit<br />
den Dachflächen verbunden. Sie werden oberhalb der Folienwanne<br />
installiert. Ist das Sandbett gesättigt, versickert das<br />
überflüssige Regenwasser. Später sind im Garten lediglich<br />
zwei Revisionsschächte und eine Entlüftung zu sehen.<br />
Wärme zu. Das hohe Feuchteniveau<br />
begünstigt außerdem<br />
die Wärmeübertragung<br />
zwischen Erdreich und Rohren<br />
– der Eintrag von im<br />
Sommer gespeicherter Sonnenwärme<br />
erfolgt kontinuierlich<br />
und wird so optimal<br />
ausgenutzt. Gegenüber konventionellenErdwärmekollektoren<br />
kann die Fläche<br />
deshalb bis zu 50 Prozent<br />
kleiner sein. Zudem entfallen<br />
Kosten für Einleitungsgebühren<br />
von Regenwasser<br />
aufgrund versiegelter Flächen.<br />
Der finanzielle Aufwand<br />
für Material und Installation<br />
liegt bei einer<br />
Heizlast von sieben bis zehn<br />
Kilowattstunden zehn Prozent<br />
niedriger gegenüber<br />
dem Einsatz einer Erdsonde.<br />
Minimaler Energiebedarf<br />
Angebunden an das Aqua-<br />
Geo-System ist die monovalente<br />
Wärmepumpe TTF 7.<br />
Sie ist in einem Gemeinschaftsraum<br />
installiert und<br />
auf minimalen Energiebedarf<br />
konzipiert. Möglich ist<br />
das durch die Fußbodenheizung,<br />
die mit niedrigen Vorlauftemperaturen<br />
arbeitet.<br />
20 parallel arbeitende Rohrschleifen<br />
bieten der Wärmepumpe<br />
genügend Massestrom<br />
im Heizkreis. Der<br />
Selbstregeleffekt der Flächenheizung<br />
hält die Oberfläche<br />
nur zwei Kelvin wärmer<br />
als für den Sollwert der<br />
Raumlufttemperatur erforderlich<br />
ist. Auf Antrag wurden<br />
die Einzelraumregelung<br />
und die Messung von Heizwärme<br />
erlassen. Zur Minimierung<br />
der Hilfsenergie<br />
trug auch der Verzicht auf<br />
einen Pufferspeicher und<br />
damit eine Pumpe bei. Ein<br />
600-Liter-Speicher steht zur<br />
Warmwasserbereitung zur<br />
Verfügung.<br />
Komfort und Gesundheit<br />
In jeder Haushälfte arbeitet<br />
eine zentrale Lüftungsanlage,<br />
so dass, an die Nutzergewohnheiten<br />
angepasst,<br />
die Luftmenge individuell<br />
eingestellt und der Filterwechsel<br />
nach Bedarf durchgeführt<br />
werden kann. Für<br />
eine bis zu 90-prozentige<br />
Rückgewinnung von Wärme<br />
aus der Abluft sorgt das Lüftungssystem<br />
TVZ 161. Ventile<br />
in Wänden und Decken<br />
entsorgen verbrauchte Luft<br />
und führen sie über ein<br />
Rohrsystem dem Kreuzwärmetauscher<br />
zu, der die<br />
Wohnungen wieder mit vorgeheizter<br />
Frischluft versorgt.<br />
Durch den regelmäßigen<br />
Luftwechsel bleiben die<br />
Räume bei 22 Grad behaglich,<br />
ohne dass ein Fenster<br />
geöffnet werden muss. Luftfeuchtigkeit<br />
wird abgeführt<br />
und Pollen oder Staub können<br />
nicht ins Innere dringen.<br />
Energetisches Konzept<br />
optimiert<br />
Passivhäuser verlangen energetisch<br />
optimierte Entwürfe<br />
und wärmebrückenfreie<br />
sowie luftdichte Konstruktionen.<br />
Die hervorragenden<br />
U-Werte für Außenwände,<br />
Dach und Bodenplatte<br />
der Wohnanlage in<br />
Holzminden sprechen hier<br />
für einen bewusst betriebenen<br />
Mehraufwand. Wärmeerzeugung<br />
mit einer Anlagenkennzahl<br />
deutlich unter<br />
1 verlangt mehr Investitionen<br />
als bei normalem<br />
Standard. Das energetische<br />
Konzept wird hier wesent-<br />
lich bestimmt durch die<br />
wärmepumpengestützte<br />
Aqua-Geo-Thermie, die Lüftungsanlage<br />
mit effizienter<br />
Wärmerückgewinnung und<br />
die Photovoltaikanlage. Die<br />
Mehrkosten für jede einzelne<br />
Wohnung belaufen sich<br />
auf 20.000 Euro. Dem gegenüber<br />
stehen Maßnahmen<br />
der Investitionssenkung<br />
wie der Verzicht auf<br />
Wärmemengenzähler, Einzelraumregelung<br />
u.a.m.<br />
Potenziale ausreizen<br />
Obwohl die Gebäudehülle<br />
hervorragende U-Werte aufweist,<br />
wurde der Passivhausstandard<br />
letztendlich<br />
nur knapp verfehlt. Nach<br />
EnEV-Standard beträgt der<br />
Jahresheizwärmebedarf hier<br />
33 kWh/m 2 a. Größere und<br />
bessere Fenster wären Voraussetzung<br />
gewesen. So erfolgte<br />
eine Förderung nach<br />
KfW-40. Die Entscheidung,<br />
das Objekt mit einer Photovoltaikanlage<br />
zu versehen,<br />
hatte zur Folge, dass die<br />
Normkosten für Warmwasser,<br />
Heizung und Hilfsenergie<br />
durch die Vergütung der<br />
Einspeisung gedeckt wer-<br />
Balkone mit den darüber installierten Photovoltaik-Modulen.
den. Bauherr, Architekt und<br />
Haustechnikplaner sammelten<br />
durch die integrierte Planung<br />
wichtige Erfahrungswerte,<br />
um das haustechnische<br />
und bauliche Kostenpotenzial<br />
bei Passivhäusern<br />
zukünftig noch effizienter<br />
zu gestalten. Begleitende<br />
Messungen der Versorgung<br />
durch die Kombination Erd-<br />
wärmekollektor,Sole/Wasser-Wärmepumpe und kontrollierte<br />
Lüftung mit Wärmerückgewinnung<br />
werden<br />
weitere Aufschlüsse bringen.<br />
Haustyp:<br />
Technische Daten<br />
Zwei Doppelhäuser im Passivhaus-Standard<br />
Bauherr: Dr. Ulrich Stiebel, Obergünzburg<br />
Architekt: Thorsten Müller, Holzminden<br />
Haustechnik: Dr. Wolfgang von Werder, Holzminden<br />
Netto-Grundrissfläche<br />
Nach DIN 277: Wohnung 1 101,50 m2 EG 52,07 m2 OG 49,44 m2 Wohnung 2 130,30 m2 EG 66,14 m2 OG 64,19 m2 Überbaute Fläche: je Doppelhaus 168,50 m2 Abmessungen: Breite 18,68 m<br />
Bauweise:<br />
Länge 7,855 m<br />
Außenwand: Silikatputz 5 mm<br />
Polystyroldämmung 280 mm<br />
Kalksandstein 175 mm<br />
Gipsputz 15 mm<br />
Innenwand: Holzständerwerk mit<br />
Gipsbautafeln<br />
Wohnungstrennwand: Zweischalig mit 80 mm<br />
Schallschutzfuge<br />
Wärmedämmung: Polystyrol<br />
Dachform/-neigung: Pultdach, 15 Grad,<br />
Dachaufbau: Holzpfetten mit zweilagiger<br />
Dämmung (24 u. 16 cm)<br />
Gipsbautafeln<br />
Dacheindeckung: Gründach<br />
Fassade: Putz<br />
Dicke der Außenwand: 47,5 cm<br />
Dicke der Innenwand: 9 cm<br />
U-Wert der Außenwand: 0,117 W/m2K U-Wert Dach: 0,093 W/m2K U-Wert Bodenplatte: 0,142 W/m2K Jahres-Heizwärmebedarf: 33,00 kwh/m2a Jahres-Primärenergiebedarf: 40,00 kwh/m2a Haustechnik:<br />
– zentrale Sole/Wasser-Wärmepumpe TTF7 von tecalor<br />
mit 600 Liter Warmwasserspeicher und Aqua-Geo-<br />
Kollektor (Erdwärmekollektor)<br />
– je Wohneinheiten Kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung;<br />
TVZ 161 von tecalor<br />
– Fußbodenheizung (Gabotherm)<br />
– zentrale Photovoltaikanlage, „SFM 110A“ von Mitsubishi<br />
Heavy Industries (47 m 2 )<br />
– zentrale Regenwasserversickerung<br />
Lüftungs-Systeme<br />
<strong>Wärmepumpen</strong>-Systeme<br />
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