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Die Affäre Max Planck - Wolf-Ekkehard Lönnig

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59neodarwinistischen Burgfrieden zu stören und die Fragwürdigkeit der mit Selektionswert und Mutationsdrucknur unzureichend erklärten Phänomene aufzurühren. Wer mit Begriffen wie Innerlichkeit undSelbstdarstellung die Grenzen dessen überschreitet, wonach in der Fachzoologie gefragt werden darf, bekommtden Widerstand der Zunft zu spüren. Er reicht vom freundschaftlichen Vorwurf des alten Weggenossen Baltzer:"Portmann, Sie resignieren zu früh!" (womit gemeint ist: Warten Sie doch ab, eines Tages werden wir auch Ihre"Geheimnisse" der Gestalt als mechanisch-physiologische Funktionen erklären), über stirnrunzelndes Unbehagen, wiees sich etwa in Otto Köhlers Rezension der Neuen Wege der Biologie findet, bis zu offener und warnender Ablehnungdurch Adolf Remane vor dem Forum der deutschen zoologischen Standesorganisation. Stirnrunzelnde Ablehnungerfahren die Andersgläubigen im Kreise der Rechtgläubigen grundsätzlich. Das ist ein so allgemeines Gesetz, dasses im Licht der modernen Verhaltensforschung als "Mobbing-Reaktion" der sozialen Gruppenhygiene bereits selbstzum Gegenstand naturwissenschaftlicher Forschung geworden ist."Joachim Illies (1925-1982) habe ich Anfang der 1980er Jahre in Bonnanlässlich seines Colloquium-Vortrags persönlich kennen gelernt und mit ihmdiskutiert und korrespondiert (Letzteres kurz auch mit Portmann in den 70erJahren).Aber auch mehrere Mitarbeiter der AG Evolutionsbiologie wie G. S. Levit undU. Hoßfeld sind über einige wissenschaftliche Theorien, die auf "übernatürliche,immaterielle oder teleologische Faktoren" Bezug nehmen, bestens informiert.Siehe zum Beispiel den Beitrag von Levit, Meister und Hoßfeld (2008):Alternative evolutionary theories – A historical surveyhttp://www.evolutionsbiologen.de/jbioecon_2008.pdf. Als Stichworte könnte man notieren:‚Scientific’ Creationism: Kleinschmidt. Idealistic morphology: Naef, Troll.Siehe auch Levit und Meister (2006): "Goethes langer Atem: MethodologischeIdeologien in der deutschen Morphologie des 20. Jahrhunderts"http://www.evolutionsbiologen.de/goethesatem.pdf. Hier einige Auszüge (pp. 212, 218/219, 222,225, 228):(P. 212) "<strong>Die</strong> methodische Begründung des strukturalistischen Forschungsansatzes erfolgte im Rahmen einer»idealistischen Morphologie«, wie sie die Arbeiten J. W. VON GOETHES (1749-1832) in Deutschland sowie G.CUVIERS (1769-1832) und E. GEOFFROY SAINT-HILAIRES (1772-1844) in Frankreich beschreiben.Idealistische Morphologie-Konzepte in den deutschsprachigen Wissenschaften des 20. Jahrhunderts repräsentiertensolch einflussreiche Forscher wie Adolf NAEF (1883-1949), A. REMANE (1898-1976),W.LTJBOSCH (1875-1938), Wilhelm TROLL (1897-1978) und Edgar DACQUE (1878-1945)."….."Das Leitbild zur systematischen Erfassung der Formenvielfalt lieferte das Konzept des Typus, welcher als implatonischen Sinne ideales oder reales Muster eine bestimmte Klasse von Phänomenen zusammenfasse und dieNorm dieser Klasse verbildliche. 6 <strong>Die</strong> Formen entwickeln sich nach Auffassung der idealistischen Morphologie imRahmen einer Eigengesetzlichkeit, wobei die Form der Funktion logisch vorangeht. Von dieser Prämisseausgehend, erarbeitet die strukturalistische Methodologie ein Ordnungssystem der Organismen anhand derstrukturell sich manifestierenden Wesensgleichheit unterschiedlicher Taxa."(P. 218) "Eine der bedeutendsten Figuren innerhalb der Renaissance idealistisch-morphologischer Konzepte inder deutschsprachigen Paläontologie war der Münchener Edgar DACQUE. Er beeinflusste die zeitgenössischenDebatten zu evolutionären Themen sowohl in paläontologisch-naturhistorischer wie populärwissenschaftlicherHinsicht. DACQUE etablierte sich als Experte auf dem Gebiet der Paläontologie und Deszendenztheorie in der erstenHälfte des 20. Jahrhunderts, wobei er sich intensiv der Popularisierung der Vorstellungen vom Formenwandelwidmete. 51 W. ZÜNDORF (1911-1943), ein Zeitgenosse und aus seiner darwinistischen Gesinnung heraus extremerKritiker DACQUES, nannte dessen Theorie die »höchste Steigerungsform idealistischer Morphologie«."(P. 219) "<strong>Die</strong> paläontologische Problematik offensichtlicher Sprünge im Fossilbericht hat mit hoherWahrscheinlichkeit schließlich dazu geführt, dass DACQUE seinen idealistisch-morphologischen Standpunkt mitVehemenz verteidigte. Das Phänomen wurde in der zeitgenössischen paläontologischen Literatur kontroversdiskutiert. Einige Paläontologen suchten darin das Resultat der Lückenhaftigkeit der fossilen Überlieferung,andere entwickelten naturwissenschaftliche Theorien zu dessen Erklärung. Beispiele sind die Typostrophie-TheorieSCHINDEWOLFS63 oder BERGS Konzept gerichteter Massenmutationen.64 DACQUE lieferte einen

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