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Die Affäre Max Planck - Wolf-Ekkehard Lönnig

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127Kommen wir jetzt (wieder) zur Ontogenese der Saugfallen an sich: NachHaeckels "Biogenetischem Grundgesetz" würde man erwarten, dass dieOntogenese die Phylogenese widerspiegelt (adulte Stadien sollten in derIndividualentwicklung durch Addition immer weiterer Stadien bis zumheutigen Phänotyp vorkommen). Nehmen wir Haeckel beim Wort, so istFolgendes festzustellen: Keine der vielen ontogenetischenEntwicklungsstufen hat in diesem mehr oder weniger kontinuierlichenBildungsprozess bis zur Vollendung der komplexen Saugfalle irgendeineFunktion (auch hier gilt: "Erst mit dem Endeffekt wird der Nutzen für denDaseinskampf erreicht, nicht aber mit irgendeiner Entwicklungsstufe"). Damitentfallen für sämtliche ontogenetischen Bildungsstufen auch irgendwelcheSelektionsvorteile. Unterbricht man die Ontogenese des Fangapparates anirgendeiner der hundert und mehr möglichen Stellen vor Vollendung derEntwicklung, erhält man immer funktionslose Stadien (oder schärferformuliert: funktionswidrige Zwischenstufen), d. h. einen unvollendetenApparat, der nicht in der Lage ist "über das Einsaugen und Verdauen kleinerTiere, die weitgehend aus stickstoffreichen Proteinen aufgebaut sind ... [denBedarf des Wasserschlauchs] am Mangelelement N" zu decken (soweitdieser Stickstoffbedarf der entscheidende Punkt ist).Interpretiert man die ontogenetischen Entwicklungsstufen alsEvolutionsstadien der Vorzeit, so müsste man schlussfolgern, dass dergesamte hypothetische jahrmillionenlange Evolutionsprozesses über"unzählige aufeinander folgende kleine Mikroevolutionsschritte" nichts mitSelektion zu tun hatte, sondern völlig funktionslos und autonom verlaufenwäre. <strong>Die</strong> bei mir 2010, p. 14 erwähnten Schlauchrudimente hingegenkosten Energie und tragen, soweit mir bekannt ist, nichts zur Ernährung desWasserschlauchs bei.Überdies kommen die von mancher Seite behaupteten Zwischenstufen, diespeziell die Fallen von Pinguicula und Genlisea auszeichnen oderzumindest diesen in charakteristischen Merkmalen stark geglichen und z. T.auch so funktioniert haben sollen, in der Ontogenese Utricularias überhauptnicht vor, abgesehen von der generellen Interpretation der Genlisea-Falleals epiascidiates Blatt. <strong>Die</strong>se Interpretation wird jedoch auch sonst bei allenkarnivoren pitchers (krug-, kannen- und schlauchförmigen Fallen)vorgenommen. Da dieser Punkt von einigen Autoren übermäßig im Sinneeiner evolutionären Deutung betont wird, erhebt sich die Frage: Wie sonstsollte die Ontogenese in allen diesen Fällen beginnen?Pinguicula ist nach Auffassung der meisten mir bekannten Autoren die"primitivste" Gattung der Lentibulariaceen 22 und von sehr ähnlichen Formenwill man evolutionär die anderen beiden Gattungen, Genlisea und22 Selbst Taylor schreibt 1989/1994 p. 40: "Within the Lentibulariaceae it would appear that Pinguicula, from its vegetative and floralmorphology, represents the most primitive type. It has true roots and leaves, its trapping mechanism is a relatively simple modification ofthe leaves and it has a five-lobed calyx."

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