11.07.2015 Aufrufe

„Was ist gotische Architektur? Aktuelle Positionen und Debatten.“

„Was ist gotische Architektur? Aktuelle Positionen und Debatten.“

„Was ist gotische Architektur? Aktuelle Positionen und Debatten.“

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Studientag <strong>und</strong> Alumni-Abendveranstaltung der Studienstiftung, Frankfurt/M., 16.Dezember 2011„Was <strong>ist</strong> <strong>gotische</strong> <strong>Architektur</strong>? <strong>Aktuelle</strong> <strong>Positionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Debatten</strong>.“Veranstalter: Kunstgeschichtliches Institut der Goethe Universität Frankfurt, Studienstiftung desDeutschen VolkesInitiatoren: Prof. Chr<strong>ist</strong>ian Freigang (Universität Frankfurt/M.), Prof. Matthias Müller (UniversitätMainz)Liebe Spezial<strong>ist</strong>Innen zur <strong>gotische</strong>n <strong>Architektur</strong>,am 16. Dezember 2011 findet an der Universität Frankfurt/M. ein Studientag statt, auf dem in einemmöglichst großen <strong>und</strong> professionellen Forum die Frage nach den aktuellen Auffassungen zurSpezifik der <strong>gotische</strong>n <strong>Architektur</strong> diskutiert wird. Darüber wollen wir Sie/Dich alsausgewiesener/m Spezial<strong>ist</strong>in/en zur <strong>gotische</strong>n <strong>Architektur</strong> mit diesem Schreiben möglichstfrühzeitig informieren, in der Hoffnung, mit Ihrer/Deiner Teilnahme an dem Gedankenaustausch<strong>und</strong> den <strong>Debatten</strong> rechnen zu können. Wie aus dem Programm unten zu entnehmen, werden ineinigen Referaten wesentliche <strong>Positionen</strong> vorgestellt <strong>und</strong> problematisiert, doch <strong>ist</strong> der Zeitablauf sostrukturiert, dass genügend Zeit zu einer intensiven gemeinsamen Diskussion bleibt (jeweils ca. 30min).Die Thematik des Studientags <strong>ist</strong> denkbar groß: Sie versucht, gr<strong>und</strong>sätzliche aktuelleDefinitionsmöglichkeiten von „<strong>gotische</strong>r <strong>Architektur</strong>“ zu umreißen. Solche Positionsbestimmungenwaren bekanntlich bis in das späte 20. Jahrh<strong>und</strong>ert eine Kernfrage nicht nur der Kunstgeschichte,sondern verschiedenster weltanschaulicher <strong>Positionen</strong>. Derart generelle Themenstellungen sind inden letzten Jahren aus dem Blickwinkel der Forschung geraten - zum einen, weil sich die <strong>gotische</strong><strong>Architektur</strong> in vielzahligen Varianten in verschiedensten Baugattungen in unzähligen Regionenunterteilen lässt, so dass die Frage nach dem „Wesen“ der Gotik von vorne herein dazu verdammtsein könnte, in die Aporie zu münden. Zum anderen dürfte eine Rolle spielen, dass man mit derThematisierung von solch „großen Fragen“ die Fortführung von ideologiebelasteten Traditionenbefürchtete.Allerdings gibt es bekanntlich gute Gründe, die <strong>gotische</strong> <strong>Architektur</strong> in all ihren Ausprägungen vom12. bis zum 16. Jahrh<strong>und</strong>ert als Spezifikum aufzufassen <strong>und</strong> nach der „raison d’être“ jener riesigen,komplizierten <strong>und</strong> kühnen Bauunternehmungen mit ihrem überbordenden Aufwand an Bildern zufragen. Dies machen allein die Kriterien deutlich, die allgemein für die periodische Abgrenzung derGotik von „Romanik“ <strong>und</strong> „Renaissance“ angewandt werden. Gegenüber früheren<strong>Architektur</strong>auffassungen handelt es sich fraglos darum, Licht <strong>und</strong> Glasmalerei eine neueBedeutsamkeit zu geben <strong>und</strong> die letztlich antike Tradition der Tektonik als Veranschaulichung vonTragen <strong>und</strong> Lasten aufzukündigen. Dies wird ermöglicht durch eine Bündelung technischlog<strong>ist</strong>ischerInnovationen im Bauen seit dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ert. Was die Abgrenzung zu zeitlichnachfolgenden <strong>Architektur</strong>auffassungen betrifft, so haben wir es bekanntermaßen mit einem schonzeitgenössisch wahrgenommenen Bruch zu tun. Bereits aus der Perspektive der Renaissance war dieGotik eine ganz besondere, als irrational gebrandmarkte architektonische Entäußerung. Und in derTat <strong>ist</strong> die neuzeitlich-vitruvianische <strong>Architektur</strong>ästhetik mit ihrem Anspruch auf eine kanonischeProportionsharmonie <strong>und</strong> eine universelle, syntaktisch kombinierbare Formensprache deutlich vonder „Gotik“ abzusetzen. Schließlich we<strong>ist</strong> insbesondere die <strong>gotische</strong> <strong>Architektur</strong> eine besonders1


enge, nachgerade konstitutive Verbindung mit Bildmedien, vor allem Bauskulptur <strong>und</strong> Glasmalerei,auf, auch wenn hier natürlich bestehende Traditionen fortgeführt werden. Eine derart zu umreißendeSpezifik der <strong>gotische</strong>n <strong>Architektur</strong> begründet auch ihre h<strong>ist</strong>orische Kategorisierung <strong>und</strong> vielgestaltigumdeutende Wiederaufnahme seit dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert. Insofern konnte sie auch in ein weithinakzeptiertes Epochenmodell integriert werden, das der <strong>gotische</strong>n <strong>Architektur</strong> bemerkenswert klarezeitliche Grenzen zuordnet <strong>und</strong> diese zume<strong>ist</strong> als scharfe Trennlinien versteht, insbesondere, wasden Beginn des <strong>gotische</strong>n Bauens betrifft.Die wissenschaftliche <strong>Architektur</strong>geschichte hat in den letzten Jahrzehnten zahlreiche wichtigeKriterien der <strong>gotische</strong>n <strong>Architektur</strong> untersucht. Hierunter sind die Erschließung von technischen,log<strong>ist</strong>ischen <strong>und</strong> organisatorischen Faktoren des <strong>gotische</strong>n Bauens ebenso zu nennen wie dieAnwendung der Methoden der h<strong>ist</strong>orischen Semantik <strong>und</strong> politischen Ikonographie. Nebenmetaphorisch-theologische Ausdeutungen insbesondere des <strong>gotische</strong>n Sakralbaus tritt zunehmendder wichtige Aspekt, dass die <strong>gotische</strong> <strong>Architektur</strong> in einen performativen Raum eingeb<strong>und</strong>en <strong>ist</strong>, indem verschiedenste Bildmedien, symbolische Besetzungen <strong>und</strong> liturgische Nutzungen interagieren.Noch recht wenig untersucht <strong>ist</strong> der Aspekt der Funktion <strong>gotische</strong>n Bauens in städtischen Kontextenmit einer veränderten Auffassung von Öffentlichkeit.Insoweit werden hier zumindest implizit unterschiedlichste <strong>Positionen</strong> dessen deutlich, „was die<strong>gotische</strong> <strong>Architektur</strong> eigentlich ausmacht“: technologisches Experiment, theologisches Symbol,liturgische Topographie, Gerüst für leuchtende <strong>und</strong> interaktive bzw. appellative Bilder, politischesPropagandainstrument u. v. m. Der Studientag versucht, diese teilweise sich überschneidenden,teilweise konfligierenden <strong>Positionen</strong> im gemeinsamen Gespräch zu erläutern <strong>und</strong> zu konturierensowie Interferenzen aufzudecken. Um vorab Missverständnissen vorzubeugen: Der Studientagfokussiert auf das heutige Verständnis <strong>gotische</strong>r <strong>Architektur</strong>, er zielt aber nicht darauf ab, Problemeder älteren Gotikrezeption (z. B. des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts) oder der Fachgeschichte h<strong>ist</strong>orisch zuanalysieren, obwohl der Rekurs darauf sicher immer wieder nötig sein wird. Auch soll es nichtprimär darum gehen, eine zeitgenössische „Theorie“ der Gotik aus der theologischen Literatur zurekonstruieren, da sich diese bekanntermaßen nicht ohne weiteres mit den konzeptuellen,praktischen <strong>und</strong> kommunikativen Funktionen der <strong>gotische</strong>n <strong>Architektur</strong> in Übereinstimmungbringen läßt.Vorläufiges ProgrammOrt: Frankfurt/M., Universitätscampus Bockenheim, Jügelhaus, Aula (Mertonstr. 17-21), Beginn 9h, Ende ca. 19 h 30Prof. Chr<strong>ist</strong>ian Freigang, Univ. Frankfurt: Einführung - Gr<strong>und</strong>lagen der aktuellen Forschung zur<strong>gotische</strong>n <strong>Architektur</strong>: Perspektiven <strong>und</strong> ProblemeProf. Matthias Müller, Univ. Mainz: Die Tradition des Ortes als formbestimmendes Prinzip<strong>gotische</strong>r SakralarchitekturProf. Wolfgang Schenkluhn, Univ. Halle: (Gotik als politisches Symbol, Begriff des Zitats)(Mittagspause)Prof. Bruno Boerner, Univ. Rennes: Gotischer Sakralbau als Medium von Urbanität2


Prof. Peter <strong>und</strong> Prof. Brigitte Kurmann, Univ. Fribourg bzw. Univ. Zürich: <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong>Bildkünste im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert. Bemerkungen zu ihrer wechselseitigen Abhängigkeit anfranzösischen KathedralenProf. Bruno Klein, TU Dresden: Gotik – gesteigerte Kommunikation <strong>und</strong> elaborierte MedialitätProf. Norbert Nußbaum, Univ. Köln: (log<strong>ist</strong>ische Konzeption, Technik <strong>und</strong> handwerklicheVirtuosität)Abendvortrag (öffentlich): Chr<strong>ist</strong>ian Freigang: Gotische <strong>Architektur</strong> als Ort von Musik <strong>und</strong> Klang(Arbeitstitel)Einige praktische Hinweise: Natürlich wird der Studientag auch noch öffentlich angekündigt, evtl.ergeben sich bis dahin noch kleinere Programmänderungen. Aus hoffentlich verständlichenGründen können die Reisekosten leider nicht übernommen werden. Zur weiteren Planung wäre eshilfreich, sich anzumelden, am besten bei Frau Adela Kutschke (ada.kutschke@gmx.de), die gerneauch weitere technische Fragen beantwortet.Mit besten Grüßen <strong>und</strong> in der Hoffnung, Sie/Dich am 16. Dez. in Frankfurt zu sehen, auch imNamen von Matthias Müller aus MainzChr<strong>ist</strong>ian Freigang3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!