Justizzentrum Bochum - scheuvens + wachten
Justizzentrum Bochum - scheuvens + wachten
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1007<br />
Städtebaulich zeigt der Entwurf eine überzeugende Lösung. Die Straßenfront des Gymnasiums wurde aufgenommen,<br />
der Eingangsbereich durch Einschnürung hervorgehoben. Die Grundrissidee des Entwurfes war die Ablesbarkeit<br />
der vier Gerichtsbarkeiten mit funktionaler Verknüpfung der Eigenständigkeiten. Diese Grundidee ist teilweise, z.B.<br />
im Falle des Arbeitsgerichtes nicht zufrieden stellend gelöst. Die inneren Funktionen mit Sälen und öffentlichen<br />
Besucherverkehr in verschiedenen Ebenen müsste überdacht werden. Die angebotenen Zusatznutzungen über der<br />
Parkpalette sind nicht in vorgesehenem Maße umsetzbar, ebenso der Büroturm zur Bahn. Es handelt sich um einen<br />
Entwurf, der in der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung im Mittelfeld bleibt.<br />
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Frappierend einfach integriert der Entwurf das bestehende Schulgebäude in eine zweibündige Mäanderfigur, die eine<br />
schlüssige Raumbildung um ein gläsernes Atrium mit den Gerichtssälen und einen großzügigen grünen Hof schafft.<br />
Hierbei entsteht eine gute Zugängigkeit und Ablesbarkeit für den öffentlichen Gerichtsteil um das Atrium und die<br />
anschließenden höhengestaffelten Gebäude der Gerichte. Auch in der Höhenlage des Eingangsbereiches wird der<br />
Bedeutung des Gerichtes grundsätzlich Rechnung getragen, wenn auch eine Anhebung auf 3.60 Meter Höhe mit den<br />
Problemen der Rampen zu viel erscheint.<br />
Die interne Funktionalität ist gut gegeben, die Orientierung für Besucher und Mitarbeiter ist einfach und plausibel.<br />
Auch die Anbindung an den Vorführbereich ist grundsätzlich gut gelöst, wenn allerdings hier die Lage der Freizeitarrestzellen<br />
im 4. OG als schwierig angesehen wird. Etwas schematisch ist der Fassadenausdruck gestaltet, der in<br />
seiner Gebäudekörperrhythmisierung aber eine hohe Qualität verspricht.<br />
Bei genauer Einhaltung des Raumprogramms wird durch die Konzentration des öffentlichen Raumes um das Atrium<br />
und die Reduzierung auf einen sparsamen Zweibund eine besonders hohe Wirtschaftlichkeit trotz Überbauung des<br />
Schmutzwasserkanals erreicht. Die Energieeffizienz liegt im mittleren Bereich aller eingereichten Arbeiten. Durch<br />
den sparsamen Flächenverbrauch für das <strong>Justizzentrum</strong> bleibt eine große Fläche für Zusatznutzungen, die richtig<br />
im rückwärtigen Grundstücksbereich platziert sind. So zeigt sich das Gericht mit seinem Hauptgebäude präsent zur<br />
Stadt und bildet ein selbstbewusstes Pendant zum Schulgebäude, das zwar solitär stehen bleibt, aber dennoch in<br />
das Gesamtgefüge integriert wird.<br />
Insgesamt gelingt dem Beitrag ein sowohl sparsamer als räumlich anspruchsvoller und funktional gut gelöster Bei-<br />
trag zur Umsetzung des neuen <strong>Justizzentrum</strong>s in <strong>Bochum</strong>.<br />
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Mit selbstbewusstem und markantem Auftritt ist die Adressbildung gelungen. Der Umgang mit dem Altbau des<br />
Gymnasiums ist besonders respektvoll. Die rückwärtige Erschließung des tiefen Grundstücks ist glaubhaft und bildet<br />
nach Norden eine qualitätvolle Straßenfront. Die blockhafte Ausbildung des Baukörpers lässt wenig Spielraum für die<br />
Freiraumgestaltung. Der weiteren Entwicklung des Justizquartiers im südlichen Grundstücksteil durch ergänzende<br />
Büronutzung wird ausreichend Raum gegeben.<br />
Über den Eingang zur Stadt werden über die gesamte Länge des Gebäudes alle Verhandlungssäle über zwei Etagen<br />
funktional erschlossen. Ein parallel durchlaufender Gang auf der Rückseite dient der internen Organisation. Die Verwaltungseinheiten<br />
der verschiedenen Gerichte und der Staatsanwaltschaft bilden eigene baukörperhaftige Adressen<br />
aus. Dabei bleibt die Organisation des Arbeitsgerichtes über drei Etagen problematisch. Die Nutzung der Schule ist<br />
im Bestand respektvoll, die Grundrisse jedoch schlecht organisiert und wenig funktional. Die angebotene Nutzung<br />
steht im Widerspruch zum formalen Anspruch des Gebäudes.<br />
Durch die kompakte Bauform, die geringen öffentlichen Flächen ist die vorgeschlagene Lösung wirtschaftlich und<br />
weist eine sehr gute energetische Bewertung auf. Dies gilt sowohl für die Investition, als auch für den laufenden<br />
Betrieb.<br />
Protokoll der Jurysitzung vom 28. November 2006 - Seite 6