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Peter Haas Schiffstypen in der Binnenschifffahrt

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<strong>Peter</strong> <strong>Haas</strong><br />

Wer hat das Schiff erfunden?<br />

<strong>Schiffstypen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenschifffahrt<br />

� Schiffe wurden nicht erfunden; vielmehr entwickelten sie sich aus Flößen, die<br />

seit prähistorischer Zeiten verwendet wurden. Die Zivilisation des Altertums<br />

e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Sumerer, <strong>der</strong> Ägypter und Griechen verwendeten Boote und<br />

Ru<strong>der</strong>; Segel werden seit m<strong>in</strong>destens 5500 Jahren benutzt.<br />

� Archimedes ist dafür bekannt, dass er als erster das Pr<strong>in</strong>zip des Auftriebs<br />

verstand, das erklärt, warum Boote schwimmen. Der Legende nach kam ihm<br />

dieser Genieblitz beim Baden.<br />

� Er bemerkte, dass das Wasser <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Zuber anstieg, als er sich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>setzte.<br />

Aufgeregt sprang er aus dem Zuber, rannte voller Freude über se<strong>in</strong>e Erkenntnisse<br />

nackt die Straße entlang und rief: "Heureka" - "Ich hab's gefunden<br />

Die Anfänge<br />

Floß<br />

Zusammengebundene Baumstämme o<strong>der</strong> aufgeblasene Tierhäute.<br />

In <strong>der</strong> Geschichte des bekanntesten Seefahrers lässt Kalypso ihren geliebten Odysseus schließlich<br />

ziehen und rät ihm:<br />

Haue zum breiten Floß dir hohe Bäume, verb<strong>in</strong>de dann die Balken mit Erz, und oben befestige Bretter,<br />

Dass er über die Wogen des dunkeln Meeres dichtrage.<br />

Odyssee, Fünfter Gesang.<br />

E<strong>in</strong>baum<br />

E<strong>in</strong> Körper verliert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flüssigkeit so viel an Gewicht,<br />

wie die von ihm verdrängte Flüssigkeit wiegt.<br />

Ausgehöhlter Baumstamm, dessen Form<br />

sich über Jahrtausende gehalten hat.<br />

Noch Anfang des 20. Jh. auch <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />

nachgewiesen.<br />

Ru<strong>der</strong>boot<br />

Das Neumagener We<strong>in</strong>schiff ist das<br />

Grabmal e<strong>in</strong>es römischen We<strong>in</strong>händlers<br />

aus <strong>der</strong> Zeit um 220 n. Chr.<br />

Das We<strong>in</strong>schiff (Schauseite) zeigt sechs<br />

Ru<strong>der</strong>er, zwei Steuermänner und 22 Ru<strong>der</strong>.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Fässer sowie <strong>der</strong> Tatsache,<br />

dass dieses Schiff geru<strong>der</strong>t wird,<br />

lässt sich darauf schließen, dass auf diesem<br />

Schiff e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heimische Ware (Moselwe<strong>in</strong>) verschifft und exportiert wurde.<br />

1


Ambatsche<br />

Auf dem weißen Nil verwendete Boot-ähnliche Flöße aus Zweigen des Ambatsch-<br />

Baumes.<br />

Korakel o<strong>der</strong> Umiak<br />

E<strong>in</strong> mit Fell bespanntes Gerippe aus Holz, mit - wahrsche<strong>in</strong>lich - mehr Korb- als<br />

Bootsform. Angeblich f<strong>in</strong>det es heute noch <strong>in</strong> Tibet Verwendung. Um 700 n.Chr. sollen<br />

irische Mönche mit Korakeln die Irische See <strong>in</strong> Richtung Schottland überquert<br />

haben. Ihre Mitbr<strong>in</strong>gsel waren das Christentum und - wichtiger noch - Whiskey.<br />

Herodot berichtet von e<strong>in</strong>em ähnlichen Gefährt:<br />

Die Schiffe, <strong>in</strong> denen man den Strom h<strong>in</strong>unter nach Babylon fährt, s<strong>in</strong>d kreisrund und ganz aus Le<strong>der</strong>.<br />

In Armenien, dem Oberland von Assyrien, schneiden sie Schiffsrippen aus Weidenholz und umkleiden<br />

sie mit Häuten, wie man sie auf den Fußboden zu breiten pflegt. Sie verbreitern aber die Rippen nicht<br />

am H<strong>in</strong>terteil und führen sie nicht eng zusammen am Vor<strong>der</strong>teil, son<strong>der</strong>n machen das Fahrzeug rund<br />

wie e<strong>in</strong>en Schild, stopfen es dann <strong>in</strong>nen mit Stroh aus und lassen es, nachdem es se<strong>in</strong>e Ladung erhalten,<br />

den Strom h<strong>in</strong>untertreiben. Meist besteht die Ladung aus We<strong>in</strong>krügen aus Pho<strong>in</strong>ikien. Gelenkt<br />

wird das Fahrzeug durch zwei Steuerru<strong>der</strong>, die zwei Männer stehend handhaben. Der e<strong>in</strong>e zieht das<br />

Ru<strong>der</strong> an sich, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e es von sich wegstößt. Man macht sehr große Fahrzeuge dieser Art und<br />

auch kle<strong>in</strong>ere. Historien, I. 194.<br />

Dahabijeh<br />

Dahabeyas s<strong>in</strong>d eigentlich elegante, im<br />

Kolonialstil gebaute Flusssegelschiffe,<br />

auf denen Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

die wohlhabenden Europäer über den<br />

Nil fuhren.<br />

Die Schiffe von 40 bis 60 m Länge haben<br />

3 Decks und 2 Masten für große<br />

Late<strong>in</strong>ersegel.<br />

Verglichen mit den heutigen Nil-<br />

Kreuzfahrtschiffen s<strong>in</strong>d die Dahabeyas<br />

die Esel unter den Reisevehikeln, lang- Dahabijeh auf dem Nil Foto: Klaus Schmitt<br />

sam, genügsam, störrisch, tragen ger<strong>in</strong>ge<br />

Lasten und wenn sie im W<strong>in</strong>d nicht laufen wollen, müssen sie gezogen werden.<br />

Mittelalter<br />

Ewer<br />

Kle<strong>in</strong>er Küstenfahrer mit Gaffelsegeln an zwei Masten sowie Vor- und Klüversegel.<br />

Im Museumshafen von Övelgönne (Hamburg) liegen Elb-Ewer, die sowohl für Transporte<br />

als auch zum Fischen verwendet wurden. Ähnlich ist die <strong>in</strong> Holland gebaute<br />

Aake.<br />

E<strong>in</strong> Ewer (vermutlich vom<br />

holl. envarer = E<strong>in</strong>fahrer,<br />

was auf e<strong>in</strong>e ursprüngliche<br />

E<strong>in</strong>-Mann-Besatzung h<strong>in</strong>deutet)<br />

ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer,<br />

aus Friesland stammen<strong>der</strong><br />

Segelschiffstyp <strong>in</strong><br />

Knickspantbauweise mit<br />

Flachkiel und e<strong>in</strong>em o<strong>der</strong><br />

Ewer „Jonas von Friedrichstadt“ im<br />

Hafen von Pellworm<br />

zwei Masten. E<strong>in</strong>mastige<br />

Ewer werden als Gieke-<br />

Fischewer „Maria af von Hoff“ im<br />

Kieler Hafen<br />

2


wer bezeichnet, zweimastige heißen Besanewer. Bei zweimastigen Ewern ist <strong>der</strong><br />

achtern stehende Besanmast deutlich kürzer als <strong>der</strong> vor ihm stehende Großmast. Er<br />

ist also e<strong>in</strong> An<strong>der</strong>thalbmaster. Ewer s<strong>in</strong>d gaffelgetakelt. Typisches Merkmal s<strong>in</strong>d das<br />

flache Unterwasserschiff und häufig Seitenschwerter, mit denen bei Am-W<strong>in</strong>d- und<br />

Halbw<strong>in</strong>dkurs die Abdrift verr<strong>in</strong>gert wird.<br />

E<strong>in</strong> Schiffstyp mit <strong>der</strong> Bezeichnung Ewer ist seit dem Mittelalter bekannt; e<strong>in</strong>e erste<br />

schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1252. Ab etwa 1800 fanden sie vor allem<br />

im Gebiet <strong>der</strong> Unterelbe und Unterweser Verbreitung und waren im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

<strong>der</strong> am häufigsten e<strong>in</strong>gesetzte Schiffstyp <strong>in</strong> Deutschland. Sie wurden beson<strong>der</strong>s<br />

als Frachtschiffe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küsten- und Flussschifffahrt genutzt, teilweise auch als<br />

Fischereifahrzeuge. Seit Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts werden Ewer häufig zusätzlich<br />

mit Motoren ausgerüstet.<br />

Lauertanne<br />

Die ursprüngliche Herkunftsregion <strong>der</strong> LAUERTANNE ist das Baseler Gebiet. Sie f<strong>in</strong>det<br />

erstmals 1431 als "Lordanne" Erwähnung, weitere Bezeichnungen s<strong>in</strong>d "luyrdannen"<br />

und "lawtahnen". Das Schiff bestand aus (Tannen-) Holz, das ohne Nägel mit<br />

hölzernen Pflöcken verbunden war und am Bestimmungsort ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> geschlagen<br />

und <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Köln o<strong>der</strong> den Nie<strong>der</strong>landen als Nutzholz verkauft wurde. Die<br />

LAUERTANNE beför<strong>der</strong>te hauptsächlich (Elsässer ) We<strong>in</strong>, <strong>der</strong> im Rhe<strong>in</strong>land unter<br />

den Namen "luyr" o<strong>der</strong> "lauer" bekannt war.<br />

Sie durfte nur zur Talfahrt benutzt<br />

werden. Aus Gründen <strong>der</strong> Betriebssicherheit<br />

lässt sich zu Straßburg<br />

schon 1350 e<strong>in</strong> Verbot ihrer Bergfahrt<br />

nachweisen. Bei <strong>der</strong> Talfahrt<br />

waren LAUERTANNEN von Anfang<br />

an frei vom Umschlag (Stapelzwang<br />

= Ausladen <strong>der</strong> Waren z. b. <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z<br />

und Köln, um diese e<strong>in</strong>ige Tage zum<br />

Verkauf anzubieten). E<strong>in</strong>e weitere<br />

Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> LAUERTANNE<br />

liegt dar<strong>in</strong>, dass für sie ke<strong>in</strong>e Frachttaxen bestanden. Der Warentransport <strong>in</strong> ihnen<br />

war "nach alten Herkommen jedes Mal freyer Verd<strong>in</strong>g".<br />

Über die Abmessungen <strong>der</strong> LAUERTANNE fehlen uns genaue Angaben. Ihre Tragfähigkeit<br />

schwankte zwischen 25<br />

und 40 t. Um 1820 erreichte sie<br />

60 t. Die LAUERTANNE wurde<br />

ab dem 18. Jahrh. auf dem<br />

Rhe<strong>in</strong> von dem neuen eichenen<br />

RHEINBERGER verdrängt.<br />

Schelch / Ma<strong>in</strong>zer Lade<br />

Als Schelch bezeichnet man e<strong>in</strong>en<br />

historischen, früher speziell<br />

auf dem Ma<strong>in</strong> üblichen Schiffstyp<br />

mit ungedecktem La<strong>der</strong>aum,<br />

e<strong>in</strong>er Länge von 12 bis 20 m und<br />

e<strong>in</strong>er Tragfähigkeit von 2 bis 3<br />

Tonnen. In Franken ist <strong>der</strong> Begriff<br />

„Scheldek“ aus dem germanischen<br />

„scaltich“ überliefert, e<strong>in</strong> Kupferstich <strong>der</strong> Stadt Kl<strong>in</strong>genberg aus dem Jahre 1625<br />

3


Flussfahrzeug, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Kahn.<br />

Es gab verschiedene Untertypen: Ru<strong>der</strong>schelch, Streichschelch, Nachtschelch,<br />

Waldschelch, am bekanntesten ist <strong>der</strong> Hümpel-schelch. Hümpel me<strong>in</strong>t Buckel, Haufen,<br />

Erhöhung, im Bayrischen e<strong>in</strong>e Last, e<strong>in</strong>e Ladung. In alten Wörterbüchern wird<br />

Hümpelschelch als schwerfälliger Kahn erklärt. Hümpel hat auch etwas zu tun mit<br />

humpeln, mit schief mit krumm, auch mit stumpf. Das lässt sich an <strong>der</strong> überlieferten<br />

Schiffsform wie<strong>der</strong> erkennen.<br />

Der Schelch wird durch e<strong>in</strong> langes Handru<strong>der</strong> gesteuert. Man nennt dieses Ru<strong>der</strong><br />

auch Streiche. (Daher auch Streichschelch) Diese ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gabel am Heck geführt.<br />

Oberlän<strong>der</strong><br />

Auf <strong>der</strong> oberen und mittleren Rhe<strong>in</strong>strecke<br />

verkehren die "Oberlän<strong>der</strong>". Sie<br />

s<strong>in</strong>d wegen <strong>der</strong> engen und felsigen<br />

Strecke des Mittelrhe<strong>in</strong>s mit flachem<br />

Boden und beweglichem Senkru<strong>der</strong><br />

ausgestattet. Rhe<strong>in</strong>abwärts wird <strong>der</strong><br />

"Oberlän<strong>der</strong>" geru<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> die Schiffe<br />

fahren mit "Kaltem Druck", d. h. sie gleiten<br />

ohne eigene Antriebe mit <strong>der</strong> zu Tal.<br />

Erst <strong>in</strong> späterer Zeit Strömung können<br />

zusätzlich Segel gesetzt werden.<br />

Aak<br />

Arche, late<strong>in</strong>isch arca " Kasten", kastenähnliches<br />

Schiff; bis heute als Name für bestimmte Schiffs- und<br />

Bootstypen bekannt.<br />

Der gebräuchlichste Schiffstyp an Lippe und Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong><br />

war die Aak, die sich bis zum Beg<strong>in</strong>n des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

zurückverfolgen lässt. Dorsten ist <strong>der</strong> Ort, <strong>in</strong> dem<br />

sich <strong>der</strong> Aak – Typ im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t die entscheidende<br />

Entwicklung erhielt. Klipperaak Pegasus<br />

Lemsteraak "Andante" im<br />

Hafen von Volendam<br />

(Nie<strong>der</strong>lande<br />

B<strong>in</strong>nenschiff vom Typ „Oberlän<strong>der</strong>“ aus dem Köln<br />

Prospekt des Anton Woensam 1531<br />

Die Aak (auch Stevenaak o<strong>der</strong> Schoneraak) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Sammelbegriff<br />

für zumeist nie<strong>der</strong>ländische<br />

Lichter- und Fischerfahrzeuge<br />

mit flachem Boden<br />

(so genannte Plattbodenschiffe)<br />

und breitem Steven, die vor allem<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenschifffahrt<br />

Verwendung f<strong>in</strong>den. Als e<strong>in</strong>e<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> hölzernen<br />

nie<strong>der</strong>ländischen Aaken<br />

sieht man die so genannten<br />

Dorstener Aak<br />

Klipper als B<strong>in</strong>nensegler an.<br />

4


In <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen Prov<strong>in</strong>z Friesland ist Aak e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>er Begriff für e<strong>in</strong><br />

Fischereifahrzeug. Für die Fischerei auf <strong>der</strong> Zui<strong>der</strong>see wurde seit 1876 <strong>in</strong> Lemmer<br />

von <strong>der</strong> Schiffswerft "De Boer" die Lemmeraak,<br />

jetzt Lemsteraak genannt, gebaut, e<strong>in</strong> schneller<br />

Segler von 10 bis 15 m Länge. In Deutschland<br />

kennt man als Typenvarianten die Kölner Aak, die<br />

Dorstener Aak und die Ruhraak. Sie fuhren u. a.<br />

auf Mosel und Rhe<strong>in</strong> zum Transport von We<strong>in</strong>.<br />

Auch nach dem Nie<strong>der</strong>gang des Holzschiffbaus,<br />

um 1880, blieb <strong>der</strong> Typ <strong>der</strong> Aak richtungsweisend<br />

für eiserne Flach-bodenschiffe.<br />

Ruhraak<br />

Die Dorstener Aak und <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e<br />

Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Dorstener Flieger, e<strong>in</strong>e<br />

Art Floß, wurden über die Lippe getreidelt,<br />

d. h., an langen Tauen vom<br />

Ufer aus von Menschen o<strong>der</strong> Pferden<br />

den Fluss entlang gezogen. Ältere<br />

Klipperaaken wurden noch gesegelt.<br />

Der Steuerstand bef<strong>in</strong>det<br />

sich h<strong>in</strong>ter dem Wohnraum im Freien.<br />

Gesteuert wird an <strong>der</strong> P<strong>in</strong>ne.<br />

Später wurden Klipperaaken mit<br />

Steuerrad und Steuerhaus gebaut.<br />

Die Klipperaak.<br />

Samoureuse (Beurtschiff)<br />

Die SAMOREUSE ist unter den nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Aaken des 17. Und 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

<strong>der</strong> wichtigste und größte Schiffstyp und<br />

wird <strong>in</strong> Holland häufig KEUELENAAR genannt.<br />

Die Schiffe konnten auch die Zui<strong>der</strong>see<br />

und die Küsten befahren und wurden im<br />

Beurtdienst (regelmäßiger L<strong>in</strong>ienverkehr)<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Um 1641 wurde die SAMOREUSE erstmalig<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Weseler Schiffergildenrolle erwähnt.<br />

Die Größe <strong>der</strong> früheren SAMOREUSEN<br />

Modell im Maßstab 1:100<br />

wird Anfang des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts mit 150 t<br />

Tragfähigkeit, e<strong>in</strong>er Länge zwischen den Loten von 33,10 m, e<strong>in</strong>er größten Breite<br />

von 4,40 m und e<strong>in</strong>em Tiefgang beladen mit 1,80 m angegeben, die bis ca. 1830 auf<br />

600 t Ladefähigkeit, 47,10 m Länge, 7,50 m Breite und 2,83 m Tiefgang wächst. Die<br />

Höhe <strong>der</strong> Masten erreichte 31-40 m. Die halbrunden Ladeluken s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> typisches<br />

Merkmal <strong>der</strong> SAMOREUSE und hatten e<strong>in</strong>e Höhe von 1,60- 1,90. M<br />

Innerhalb <strong>der</strong> SAMOREUSEN wird zwischen dem ROTTERDAMER und dem<br />

AMSTERDAMER Typ unterschieden. Wobei <strong>der</strong> Unterschied im Wesentlichen nur <strong>in</strong><br />

den Abmessungen besteht. Die Breite <strong>der</strong> AMSTERDAMER SAMOREUSE durfte<br />

wegen enger Schleusen 6,20 m Breite über alles nicht überschreiten. Neben <strong>der</strong><br />

Familie des Schiffers bestand die Besatzung noch aus 7-10 Mann. E<strong>in</strong> schönes und<br />

beachtenswertes Modell e<strong>in</strong>er SAMOREUSE ist im Reiss-Museum <strong>in</strong> Mannheim<br />

ausgestellt.<br />

5


Ka<strong>in</strong><br />

Coblenzer, Mosel o<strong>der</strong> Mittelrhe<strong>in</strong>isches Fahrzeug<br />

Das Schiff wurde getreidelt o<strong>der</strong> gesegelt.<br />

Länge: 27,80m / Breite: 4,60 m / Tiefgang: 2,00 m / Tonnage: 3.148 Zentner / rd. 156 t.<br />

Der Mast war gelenkig gelagert und kann für Durchfahrten unter Brücken gelegt werden.<br />

Er ist durch Wanten ausgesteift und nach vorne durch<br />

e<strong>in</strong> Stag abgespannt. E<strong>in</strong> weiteres Stag läuft von <strong>der</strong> Nock<br />

des Bugsprits und nimmt die Ankerlast mit auf. Die von den<br />

Halfen an Land übernommenen Treideltrosse wurde auf<br />

den Flüssen am Mast über e<strong>in</strong>e Talje geführt (bei <strong>der</strong> Kanalschifffahrt<br />

geson<strong>der</strong>te Poller im vor<strong>der</strong>en Drittel des<br />

Treidelschiffes), so dass H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse am Ufer und im Fluss<br />

überspannt werden konnten – eigentlich e<strong>in</strong> sehr ungünstiger<br />

Lastangriffspunkt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Schrägstellung des Lastschiffes,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei starker Strömung hervorrief. Als<br />

Ladegeschirr und für e<strong>in</strong>e mögliche Beseglung mit e<strong>in</strong>em<br />

Spritsegel ist an Sprit achterlich am Mast mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Takelung angebracht. Die Schiffer haben achtern unter<br />

Deck e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Schlafunterkunft.<br />

Poon<br />

Dieser Schiffstyp entstand schon vor 1700<br />

und ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Vorläufer <strong>der</strong> späteren Tjalk.<br />

Das Verbreitungsgebiet <strong>der</strong> Poone erstreckt<br />

sich auf die Prov<strong>in</strong>zen Südholland, Seeland<br />

und Brabant. Gebaut wurden sie <strong>in</strong> Ijsselmonde,<br />

an <strong>der</strong> holländischen Ijssel, <strong>in</strong> Ablasserdam,<br />

Dordrecht und vielen an<strong>der</strong>en Orten.<br />

Ihre Größe schwankte zwischen 16 und 60<br />

Tonnen. Die kle<strong>in</strong>en Schiffe wurden als Marktschiffe,<br />

also um Passagiere nach den nächsten<br />

Märkten zu br<strong>in</strong>gen, die größeren als<br />

Frachtschiffe e<strong>in</strong>gesetzt. Sie unterhielten den<br />

Verkehr zwischen Seeland, Brabant und den<br />

Städten Rotterdam und Dordrecht<br />

Tjalk<br />

E<strong>in</strong>mastiges Transportschiff mit Gaffelsegel sowie Vor- und Klüversegel. Im Museumshafen<br />

von Övelgönne (Hamburg) liegen auch Tjalks vor Anker.<br />

E<strong>in</strong>e Tjalk ist e<strong>in</strong> historischer holländischer Tjalk „De Albertha“<br />

Segelschifftyp für das Wattenmeer, e<strong>in</strong> Wattensegler.<br />

Ihren Ursprung hatten Tjalken im ebenfalls holländischen<br />

Bojer. Erstmals tauchte die Bezeichnung<br />

„tjalk“ 1673 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em friesischen Dokument auf. Die<br />

Tjalk besaß e<strong>in</strong>en gänzlich flachen Boden ohne<br />

Balkenkiel um bei Ebbe trockenfallen, das heißt<br />

aufsetzen zu können. Zweites charakteristisches<br />

Merkmal waren die für Plattbodenschiffe typischen<br />

Seitenschwerter. Durch die im Verhältnis zu den an<strong>der</strong>en Hauptabmessungen große<br />

Breite und Völligkeit hatten Tjalken nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Tiefgang und waren beson<strong>der</strong>s<br />

6


gut zum Befahren seichter Kanäle und Priele geeignet. Die Takelung e<strong>in</strong>er Tjalk bestand<br />

aus e<strong>in</strong>em großen Gaffelsegel, mit kurzer Gaffel und langem Großbaum sowie<br />

als Stagsegel Klüver und Focksegel.<br />

Kaffenkahn<br />

Kufftjalk „Neerlandia“ Tjalk “Vrouw Trijntje”<br />

Der Kaffenkahn ist e<strong>in</strong> historisches B<strong>in</strong>nenschiff von beson<strong>der</strong>er Bauform. Se<strong>in</strong>e<br />

größte Verbreitung fand dieser Schiffstyp vom 17. bis 19. Jahrhun<strong>der</strong>t auf den Gewässern<br />

zwischen <strong>der</strong> Elbe und <strong>der</strong> O<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mark Brandenburg<br />

E<strong>in</strong> Kaffenkahn war e<strong>in</strong> hölzernes B<strong>in</strong>nenschiff, bei dem die Bodenplanken bis über<br />

die Wasserl<strong>in</strong>ie aufgebogen waren. Die Seitenplanken wurden dagegengesetzt, wobei<br />

aus den beiden oberen, dicken Seitenplanken e<strong>in</strong>e schnabelähnliche, weitaufragende<br />

Spitze gebildet wurde. Diesen vor<strong>der</strong>en und h<strong>in</strong>teren Abschluss des Kahns<br />

bezeichnet man als Kaffe. Diese zum Teil sehr langen Spitzen dienten unter an<strong>der</strong>em<br />

auch als Schmuck<br />

und den B<strong>in</strong>nenschiffern<br />

als Orientierungshilfe<br />

beim Steuern des Kahns.<br />

An diesem Kaffenschnabel,<br />

<strong>der</strong> mit Metallbän<strong>der</strong>n<br />

umgürtet war,<br />

wurde das Vorstag<br />

(Spanntau) des Mastes<br />

befestigt. Er diente auch<br />

<strong>der</strong> Befestigung des An-<br />

kers. Die Plankendicken konnten je nach Schiffsgröße bis zu 10 cm betragen. Nach<br />

1840 wurden bei den meisten Kähnen die Bodenplanken nicht mehr aufgebogen.<br />

Der vor<strong>der</strong>e und h<strong>in</strong>tere Schiffsabschluss erfolgt durch schräge, stumpf gegen die<br />

Bodenplanken stoßende Scharstücke (Kaffenplanken) <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er dreieckigen<br />

Platte. Der so genannte Kaffenschnabel ragte bei dieser neuen Konstruktion noch<br />

steiler auf. Der Segelmast stand im vor<strong>der</strong>en Drittel des Kaffenkahns. Er war seitlich<br />

unverstagt. Gehalten wurde er von e<strong>in</strong>em hölzernen Gerüst, dem Scherstock. Im<br />

Verhältnis zur Schiffsgröße war <strong>der</strong> Mast sehr hoch. Ohne fremde Hilfe konnten die<br />

Masten nicht gelegt bzw. gesetzt (gestochen) werden. Nahezu alle Brücken hatten<br />

damals Mastdurchlässe o<strong>der</strong> es waren Klappbrücken. Die Segel waren trapezförmig.<br />

Neuzeit<br />

Rekonstruktion e<strong>in</strong>es Kaffenkahns (Butzer)<br />

Schute<br />

E<strong>in</strong> ursprünglich e<strong>in</strong>mastiges Transportschiff mit Gaffelsegel und Vorsegel, e<strong>in</strong> Klüverbaum<br />

fehlt. Heute werden mit Schute geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> die auf allen Flüssen anzutreffenden,<br />

kaum aus dem Wasser ragenden Lastkähne bezeichnet.<br />

7


Schute aus dem Jahr 1925,<br />

heute Museumsschute „Hemmoor“<br />

Als Schute wird e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es, flaches Schiff,<br />

meist ohne eigenen Antrieb und ohne<br />

Takelage bezeichnet, das für die Verbr<strong>in</strong>gung<br />

von Schütt- o<strong>der</strong> Stückgütern vom<br />

Seeschiff zum eigentlichen Bestimmungsort<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Hafens benutzt wird.<br />

Heute beschränkt sich die Ladung meist<br />

auf Schüttgut, wie Sand, Kies, Erz, Baggergut.<br />

Üblicherweise erfolgt die Fortbewegung<br />

mit Schleppern o<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Schleppverbandes. Teilweise werden<br />

die Schuten auch durch Staken, also durch<br />

Muskelkraft mittels langer Stangen, fortbewegt. In alten Zeiten erfolgte die Fortbewegung,<br />

<strong>in</strong>dem die Schuten von Pferden o<strong>der</strong> Ochsen vom Ufer aus an langen Tauen<br />

gezogen wurden – dies bezeichnet man als<br />

Treideln.<br />

Schuten dienen dem Transport von Gütern,<br />

die aus Seeschiffen entladen werden, zu<br />

den Lagerhäusern im Hafengebiet o<strong>der</strong> im<br />

näheren Umland. Im Hamburger Hafen wird<br />

<strong>der</strong> Führer e<strong>in</strong>er Schute als Ewerführer bezeichnet.<br />

In <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenschifffahrt ist die Klappschute<br />

e<strong>in</strong> übliches Transportmittel für die<br />

Verklappung von Baggergut aus den Flüssen<br />

und vor allem von Bergbaurückständen.<br />

Im Bereich des Küstenschutzes werden<br />

auch „Klappschuten“ mit zu öffnenden Bö-<br />

den für die Verbr<strong>in</strong>gung von Sand und Entladung<br />

ohne weitere Hilfsmittel e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Schuten im Hamburger Hafen<br />

Prahm<br />

Der Prahm (mittelhochdeutsch prâm <<br />

tschech. prám = Fahrzeug; Plural:<br />

Prahme o<strong>der</strong> Prähme) bezeichnet ursprünglich<br />

e<strong>in</strong>e flache Fähre (Prahmfähre)<br />

zum Übersetzen von Menschen,<br />

Vieh und Wagen. Er war e<strong>in</strong>es<br />

<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>sten Schiffe, das Waren<br />

transportierte, und besaß, im Gegensatz<br />

zu den üblichen bäuchigen<br />

Transportschiffen, e<strong>in</strong>en schnittigen<br />

Rumpf und ähnelte den schmalen<br />

Schiffen <strong>der</strong> Wik<strong>in</strong>ger. Die Prahme<br />

waren meistens auf die Handelsgüter<br />

Holz und Salz spezialisiert und nah-<br />

Prahm auf Slipwagen<br />

men dadurch e<strong>in</strong>e Außenseiterrolle im<br />

Transportwesen e<strong>in</strong>.<br />

Im Bauwesen ist Prahm e<strong>in</strong> großes, flaches, länglich viereckiges Wasserfahrzeug zur<br />

Vornahme von Bauarbeiten im Wasser, z.B. Baggern, E<strong>in</strong>rammen und Ausziehen<br />

von Pfählen etc., wobei e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> gekuppelter Prahm die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Apparate, z.B. Baggermasch<strong>in</strong>en, Rammen und Grundsägen, sowie die Arbeiter aufnimmt.<br />

Prahme haben im Gegensatz zu Schuten und Leichtern ke<strong>in</strong>en La<strong>der</strong>aum,<br />

8


die Ladung wird an Deck gestaut Schwertransportprahme s<strong>in</strong>d zudem mit Ballastsystemen<br />

ausgerüstet, um die Belastungszustände beim Be- und Entladen ausgleichen<br />

zu können. Es gibt auch voll absenk bare Prahme, die schwimmende Ladung aufnehmen,<br />

um zum Beispiel B<strong>in</strong>nenschiffe übers Meer zu transportieren<br />

Abmessungen <strong>der</strong> Kähne auf deutschen B<strong>in</strong>nenwasserstraßen<br />

Die alten, heute teilweise noch gebräuchlichen Bezeichnungen, klassifizierten die<br />

Schiffe nach Flüssen und Kanälen. Die Maße s<strong>in</strong>d Idealmaße e<strong>in</strong>es Schiffes, und<br />

entsprechen <strong>der</strong> Größe e<strong>in</strong>es Schiffes, das die jeweilige Wasserstraße bei E<strong>in</strong>führung<br />

des Schiffstypes auf <strong>der</strong> ganzen Länge befahren konnte.<br />

F<strong>in</strong>ow-Maß-Kahn<br />

Das F<strong>in</strong>owmaß war das erste standardisierte B<strong>in</strong>nenschiffmaß. Diese Maße s<strong>in</strong>d<br />

noch heute wichtig für die Planung von Kanälen und Schleusen, das Groß-F<strong>in</strong>owmaß<br />

entspricht <strong>der</strong> Kategorie I <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenwasserstraßen. Das F<strong>in</strong>owmaß wurde 1845<br />

speziell für den F<strong>in</strong>owkanal festgelegt, als dessen Schleusen erneuert wurden. Die<br />

Schiffe nannten sich F<strong>in</strong>owmaßkähne. E<strong>in</strong>ige Jahrzehnte später g<strong>in</strong>g man zum Groß-<br />

F<strong>in</strong>owmaß über.<br />

Nach Norm <strong>der</strong> CEMT benötigen somit beide Klassen, wenn die Wasserstraße nicht<br />

speziell auf sie ausgelegt ist, Kanäle, die für B<strong>in</strong>nenschiffsklasse II ausgebaut s<strong>in</strong>d,<br />

wobei das ältere F<strong>in</strong>owmaß das Freyc<strong>in</strong>etmaß bzw. Kl. I nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Länge um 1,7 m<br />

überschreitet.<br />

Länge Breite Tiefgang Tragfähigkeit<br />

F<strong>in</strong>ow-Maß 40,20 m 4,60 m 1,40 m 170 t<br />

9


Groß-F<strong>in</strong>owmaß 41,00 m 5,10 m 1,75 m 270 t<br />

Rhe<strong>in</strong>-Herne-Kanalschiff<br />

Das Rhe<strong>in</strong>-Herne-Kanalschiff wurde ursprünglich für die Dimensionen <strong>der</strong> Schleusen<br />

des Rhe<strong>in</strong>-Herne-Kanals entwickelt, vor dessen Ausbau für Großmotorschiffe. In<br />

den 1960er Jahren wurde nach dem Rhe<strong>in</strong>-Herne-Kanalschiff das Europaschiff konzipiert.<br />

Nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Europäischen Verkehrsm<strong>in</strong>isterkonferenz (ECMT)<br />

von 1992 hat das Rhe<strong>in</strong>-Herne-Kanalschiff folgende Maße:<br />

Länge Breite Tragfähigkeit<br />

80,00 m – 85,00 m 9,05 m 1000 - 1500 t<br />

Dortmund-Ems-Kanal-Kahn<br />

Länge Breite Tiefgang Tragfähigkeit<br />

67,00 m 8,20 m 2,00 m 770 - 1000 t<br />

Großes Rhe<strong>in</strong>schiff<br />

Mit Großes Rhe<strong>in</strong>schiff wird e<strong>in</strong> Schiffstyp bezeichnet, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> CEMT<br />

(Europäische Verkehrsm<strong>in</strong>isterkonferenz) als B<strong>in</strong>nenschiffsklasse Vb def<strong>in</strong>iert wurde.<br />

E<strong>in</strong> Schiff dieses Typs hat folgende Ausmaße:<br />

Länge Breite Tiefgang Tragfähigkeit<br />

95,00 m – 110,00 m 11,40 m 2,70 m – 3,50 m 2000 - 3000 t<br />

Kempenaar<br />

Als Kempenaar wird e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>nenschiffsklasse bezeichnet, die für de Kempen, e<strong>in</strong><br />

Gebiet im nie<strong>der</strong>ländisch-belgischen Grenzland, entwickelt und entsprechend dem<br />

Kempener Kanal dimensioniert wurde. Das Maß entspricht B<strong>in</strong>nenschiffsklasse II,<br />

genauso wie <strong>der</strong> Neue Kempenaar.<br />

Länge Breite Tiefgang Tragfähigkeit<br />

Kempenaar 50,00 m 6,60 m 2,50 m 400 - 600 t<br />

Neuer Kempenaar 55,00 m 7,20 m 2,50 m 700 - 800 t<br />

Péniche / Spits<br />

E<strong>in</strong>e Péniche ist e<strong>in</strong> B<strong>in</strong>nenschiff. Pénichen werden auch als Pénischen, Flamlän<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> Spits bezeichnet. Die gebräuchlichsten entsprechen den Abmessungen <strong>der</strong><br />

Freyc<strong>in</strong>et-Klasse (auch Freyc<strong>in</strong>et-Péniche genannt).<br />

Diese Klasse kastenförmiger Kanalschiffe entstand im Zuge <strong>der</strong> 1879 vom französischen<br />

M<strong>in</strong>ister Freyc<strong>in</strong>et festgelegten Norm für die Schleusenabmessungen <strong>in</strong> den<br />

französischen Kanälen.<br />

Länge Breite Tiefgang Tragfähigkeit<br />

Péniche / Spits 38,50 m 5,05 m 2,50 m 400 t<br />

Bei Fahrten auf den (französischen) Kanälen, <strong>der</strong>en Schleusen dem Freyc<strong>in</strong>et-Maß<br />

entsprechen, verr<strong>in</strong>gert sich die Lademenge auf rund 250 t bei 1,80 m Tiefgang. . Die<br />

Péniche entspricht <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenschiffsklasse I (CEMT).<br />

10


Gemessen an heutigen, mo<strong>der</strong>nen <strong>Schiffstypen</strong> s<strong>in</strong>d Pénichen sehr kle<strong>in</strong>, besitzen<br />

allerd<strong>in</strong>gs den Vorteil, dass sie praktisch jede B<strong>in</strong>nenwasserstraße <strong>in</strong> Europa befahren<br />

dürfen. So hat es <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren<br />

Transporte gegeben von<br />

Stett<strong>in</strong> <strong>in</strong> Polen nach Arles<br />

an <strong>der</strong> Rhonemündung.<br />

Auch Transporte<br />

vom Rhonedelta <strong>in</strong> den<br />

norddeutschen Raum<br />

gibt es des Öfteren.<br />

Péniche auf dem Rhe<strong>in</strong><br />

Im Schiffsregister <strong>der</strong> CCR (Zentralkommission <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>schifffahrt) s<strong>in</strong>d noch 1780<br />

Schiffe <strong>der</strong> Größe 37-40 x 4,80-5,20 Meter gelistet. Wie viele echte Freyc<strong>in</strong>et-<br />

Pénichen noch darunter s<strong>in</strong>d, lässt sich nicht genau ermitteln. In den Nie<strong>der</strong>landen<br />

s<strong>in</strong>d noch 135 Spitse regelmäßig auf Fahrt. Viele Schiffe wurden verschrottet o<strong>der</strong> zu<br />

Restaurant- und Wohnschiffen umgebaut. In Deutschland fuhren früher auf <strong>der</strong> Lahn,<br />

auf den Kanälen zwischen Elbe und O<strong>der</strong> (F<strong>in</strong>owkanal, Obere Havel-Wasserstraße;<br />

vgl. F<strong>in</strong>owmaß), auf dem Ludwig-Donau-Ma<strong>in</strong>-Kanal sowie auf <strong>der</strong> seit 1866 (bis<br />

1999) nur über das franz. Kanalnetz erreichbaren mittleren Saar-Schifffahrt Schiffe<br />

mit vergleichbaren Abmessungen<br />

Tub-Boot<br />

Das Tub-Boot (auf deutsch etwa: Wannen-Boot) war e<strong>in</strong>e Art Leichter, also e<strong>in</strong><br />

Frachtboot ohne eigenen Antrieb, das für die B<strong>in</strong>nenschifffahrt <strong>in</strong> den früheren britischen<br />

Kanälen Verwendung fand.<br />

Die britischen Tub-Boote waren gewöhnlich 6 m (19,7 ft) lang und 2 m (6,6 ft) breit<br />

und konnten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel 3 bis 5 britische Tonnen an Fracht aufnehmen, obwohl e<strong>in</strong>ige<br />

mit größerem Tiefgang bis zu 8 britische Tonnen Zuladung hatten.<br />

Der wichtigste Vorteil <strong>der</strong> Tub-Boote war ihre Flexibilität. Sie konnten <strong>in</strong> Verbänden<br />

von drei bis zehn o<strong>der</strong> mehr Booten gezogen werden, zunächst mit Pferden o<strong>der</strong><br />

später dann mit Dampfschleppern, wobei die Zahl <strong>der</strong> Boote im Verband je nach Art<br />

<strong>der</strong> Ladung unterschiedlich war.<br />

Sie könnten besser gehoben werden als große Boote und Schiffshebewerke und<br />

Schrägaufzüge wurden als Alternative zu Schleusensystemen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> o<strong>der</strong><br />

bei Zechen o<strong>der</strong> ähnlichen <strong>in</strong>dustriellen Werken, entwickelt. In e<strong>in</strong>er Schleuse o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>em Hebewerk konnte <strong>der</strong> Verband leicht aufgelöst und danach wie<strong>der</strong> zusammengesetzt<br />

werden.<br />

Aufgrund ihrer ger<strong>in</strong>gen Größe konnten auch relativ kle<strong>in</strong>e Kanäle gebaut werden.<br />

Dies ersparte so erhebliche Kosten <strong>in</strong> Zeiten, <strong>in</strong> denen es noch ke<strong>in</strong>e mechanischen<br />

Bagger gab.<br />

Der erste E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Tub-Boote <strong>in</strong> England war im Bridgewater-Kanal. Weitere E<strong>in</strong>sätze<br />

fanden im Shropshire-Union-Kanal und im Bude Kanal statt.<br />

Zwei Tub-Boote können im Freilichtmuseum Blists Hill Victorian Town, e<strong>in</strong>er Abteilung<br />

des zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörigen Museumskomplexes Ironbridge,<br />

besichtigt werden.<br />

In späteren Jahren wurden größere Versionen <strong>der</strong> Tub-Boote, genannt Tom Pudd<strong>in</strong>g<br />

auf dem Aire-und-Cal<strong>der</strong>-Navigationsweg genutzt.<br />

Schleppschifffahrt<br />

Der Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Schleppschifffahrt auf dem Rhe<strong>in</strong> wurde mit <strong>der</strong> ersten Fahrt e<strong>in</strong>es<br />

dampfgetriebenen Schiffs e<strong>in</strong>geläutet. Am 8.Juni 1816 fuhr das <strong>in</strong> London gebaute<br />

11


„De Zeeuw“, e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> ersten Dampfschiffe<br />

auf dem Rhe<strong>in</strong><br />

Dampfschiff Defiance, später <strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>z von Oranien<br />

umbenannt, von Rotterdam nach Köln,<br />

wo es am 12.Juni e<strong>in</strong>traf.<br />

Es folgten noch mehrere Reisen mit an<strong>der</strong>en<br />

Schiffen, bis am 19. Dezember 1824 <strong>der</strong><br />

Seitenraddampfer De Lek mit e<strong>in</strong>em Segelschiff<br />

im Schlepp von Rotterdam nach<br />

Emmerich fuhr Die Reise dauerte 36 Stunden.<br />

Am 29. Januar 1825 folgte e<strong>in</strong>e zweite Reise<br />

von Rotterdam nach Köln.<br />

1827 wurde das erste deutsche Rhe<strong>in</strong>dampfschiff<br />

<strong>in</strong> Dienst gestellt. Die Concordia hatte<br />

e<strong>in</strong>e englische E<strong>in</strong>zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>-Nie<strong>der</strong>druck-<br />

Dampfmasch<strong>in</strong>e mit 70 PS und konnte 230 Fahrgäste und 1173 Zentner Fracht beför<strong>der</strong>n.<br />

Franz Haniel baute 1845 den Schlepper Ruhr I, e<strong>in</strong> Eisenschiff mit 400 PS.<br />

Es zog über 1000 Tonnen <strong>in</strong> 4–6 Kähnen. m gleichen Jahr fuhr auch die Mathias<br />

St<strong>in</strong>nes I, ausgerüstet mit e<strong>in</strong>er 200 PS Zweizyl<strong>in</strong><strong>der</strong>-Verbunddampfmasch<strong>in</strong>e.<br />

Um 1880 tauchten die ersten Schraubenboote auf, diese waren aber nicht so zugkräftig<br />

wie die Seitenradboote und sie hatten e<strong>in</strong>en größeren Tiefgang.<br />

In <strong>der</strong> Zeit von 1873 bis 1905 fuhren die Tauerschiffe, sogenannte Hexen, auf dem<br />

Nie<strong>der</strong>- und Mittelrhe<strong>in</strong> und verschiedenen Nebenflüssen. Dazu wurden 43 mm starke<br />

Drahtseile (später auch Ketten) im Rhe<strong>in</strong> verlegt, an denen sich die Hexen mittels<br />

Seilscheiben den Strom h<strong>in</strong>aufzogen<br />

Schleppkahn<br />

Kettenschleppschiff<br />

mit Teil <strong>der</strong> Orig<strong>in</strong>alkette<br />

im Schifffahrtsmuseum<br />

Wörth<br />

Der Schleppkahn, auch Schleppschiff o<strong>der</strong> Lastkahn genannt, entwickelte sich aus<br />

den frühen Treidelkähnen. Jahrhun<strong>der</strong>telang stellten die B<strong>in</strong>nenwasserstraßen die<br />

Hauptverb<strong>in</strong>dungswege für den Warentransport zwischen den Hafenstädten und den<br />

an Flüssen gelegenen B<strong>in</strong>nenstädten dar. In Mitteleuropa wurden ganz unterschiedliche,<br />

den jeweiligen Wasserstraßenbed<strong>in</strong>gungen angepasste Kahntypen entwickelt.<br />

Diese wurden gesegelt o<strong>der</strong> durch Menschen- o<strong>der</strong> Pferdekraft fortbewegt und konnten<br />

nur wenig Last beför<strong>der</strong>n. Haupttransportgüter waren Erzeugnisse des Landes<strong>in</strong>neren<br />

wie Getreide, Kohle, Torf, Holz, Erze, Salz und Fertigprodukte sowie Importgüter,<br />

so genannte Kolonialwaren. Mit E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Dampfschlepper im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

wurden die Kähne immer größer, auf dem Rhe<strong>in</strong> bis zu 130 Meter lang und e<strong>in</strong>er<br />

Nutzlast bis zu 4200 Tonnen. Es gab offene Kähne, solche mit Lukenabdeckung und<br />

Tankkähne. Die Besatzung hatte Wohnungen auf den Kähnen, achtern (h<strong>in</strong>ten)<br />

wohnte <strong>der</strong> Schiffsführer, auch Schiffer genannt, mit se<strong>in</strong>er Familie und vorne, meist<br />

im so genannten Vorunter, die Matrosen. Das Leben an Bord war sehr e<strong>in</strong>fach, es<br />

gab ke<strong>in</strong>en Strom, geheizt wurde mit Kohleöfen. Die Ankerw<strong>in</strong>den wurden lange Zeit<br />

12


noch von Hand betätigt. Die Arbeit am Ru<strong>der</strong> war sehr hart. Die meisten Kähne hatten<br />

e<strong>in</strong> offenes Ru<strong>der</strong>haus mit liegendem Haspel, das je nach Größe des Kahns<br />

mehrere Meter Durchmesser hatten. Je nach Wasserverhältnissen musste die gesamte<br />

Besatzung am Ru<strong>der</strong> stehen.<br />

Schleppkahn „Lahneck“ / Fam. <strong>Haas</strong> / 1957 <strong>in</strong> Beuel<br />

Länge: 78,20 m / Breite: 10,08 m / Tiefg.: 2,34 m / Tragfähigkeit: 1261 t / 11 La<strong>der</strong>äume<br />

Dampfschleppboot<br />

Schraubenschlepper<br />

„Braunkohle I“ ex „Oranje I“<br />

Auf <strong>der</strong> Fahrt an <strong>der</strong> Loreley.<br />

Erbaut 1923 <strong>in</strong> Mannheim<br />

450 PS<br />

Seitenradboot / Rä<strong>der</strong>boot<br />

Braunkohle IV „Gustav Wegge“<br />

Gebaut 1925 bei <strong>der</strong> Gebrü<strong>der</strong><br />

Sachsenberg Werft <strong>in</strong> Rosslau/Elbe.<br />

In Fahrt bis 1954.<br />

Länge: 80,00 m<br />

Breite: 10,60 m<br />

Breite über Radkästen: 22,68 m<br />

Tiefgang: 1,50 m<br />

Masch<strong>in</strong>e: Dreizyl<strong>in</strong><strong>der</strong>-Dreifach-<br />

Expansions-Masch<strong>in</strong>e<br />

Leistung: 1.900 PS<br />

13


Länge und Stärke <strong>der</strong><br />

Schleppstränge<br />

Dieselschlepper<br />

Seitenradschlepper „Oskar Huber“ ex „Raab Karcher XIV“<br />

Baujahr: 1921 / 1922 R. Bern<strong>in</strong>ghaus Duisburg<br />

Länge: 75,00 m / Breite: 9,00 m / über Radkästen: 20,75 m<br />

Tiefgang: 1,55 m<br />

Masch<strong>in</strong>e: 3-Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>-Kolbendampfmasch<strong>in</strong>e (Hoch-, Mittel-, Nie<strong>der</strong>druck)<br />

mit e<strong>in</strong>er Leistung von 1550 PS und e<strong>in</strong>er Schleppkraft von<br />

5000 – 6000 Tonnen. Dies entsprach e<strong>in</strong>em Schleppzug von 5 – 7<br />

Kähnen, von denen je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne mit e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Stahltrosse<br />

vom Schlepper gezogen wurde.<br />

Leistung: 1.550 PS bei 33 U/m<strong>in</strong>.<br />

Besatzung: 16 Personen<br />

Bis 1966 <strong>in</strong> Fahrt / ab 1968 Museumsschiff <strong>in</strong> Duisburg-Ruhrort.<br />

Nach dem ersten Weltkrieg wurden viele Schiffe auf Dieselmotoren umgerüstet, Haniel<br />

ließ sogar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Raddampfschlepper zwei Dieselmotoren e<strong>in</strong>bauen. Im Laufe<br />

<strong>der</strong> Zeit verschwanden die Dampfschlepper und wurden von Dieselschleppern ersetzt.<br />

Diese Schlepper waren viel stärker motorisiert und benötigten weniger Personal.<br />

1922 ließ die Ree<strong>der</strong>ei Haniel aus Duisburg den Doppelschraubenschlepper Haniel<br />

XXVIII bauen. Dieser Schlepper hatte zwei 6-Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>-MAN-Dieselmotoren mit<br />

zusammen 3000 PS und konnte 5500 Tonnen schleppen. Die stärksten Schlepper<br />

hatten bis zu 4.000PS. Viele ehemalige Schleppkähne wurden motorisiert o<strong>der</strong> verschrottet,<br />

wenn sich auf Grund des Alters e<strong>in</strong> Umbau nicht mehr lohnte.<br />

Zwei <strong>der</strong> stärksten Dieselschlepper<br />

auf dem Rhe<strong>in</strong>, die<br />

„Unterwalden“ (Talfahrt) und<br />

die „Zürich“ (Bergfahrt) begegnen<br />

sich auf <strong>der</strong> Gebirgsstrecke.<br />

In den 60er Jahren<br />

verschwand die<br />

Schleppschifffahrt<br />

mehr und mehr und<br />

machten den E<strong>in</strong>zelfahrern<br />

Platz.<br />

Auch <strong>der</strong> Dichter Joachim<br />

R<strong>in</strong>gelnatz<br />

(1883-1934) hat sich<br />

14


des Themas Schleppschifffahrt angenommen, wobei er Prophetisches, mit leicht Frivolem<br />

verb<strong>in</strong>det. Rhe<strong>in</strong>kähne ist e<strong>in</strong>es von mehr als 100 Gedichten, die 1929 erschienen<br />

s<strong>in</strong>d, zu e<strong>in</strong>er Zeit, als man noch nicht daran dachte, dass die Schleppschifffahrt e<strong>in</strong>mal<br />

komplett vom Rhe<strong>in</strong> verschw<strong>in</strong>den würde.<br />

Rhe<strong>in</strong>kähne<br />

Den Rhe<strong>in</strong> durch gleiten die großen Kähne.<br />

Breit und flach.<br />

Es sitzen zwei Badehosen<br />

auf dem h<strong>in</strong>teren Dach.<br />

In diesen Hosen stecken<br />

Zwei Männer, nackt und braun.<br />

Die lieben das Tempo <strong>der</strong> Schnecken<br />

Und schimpfen auf ihre Frau'n.<br />

Und mustern die fremden Weiber,<br />

Die strandlängs promenieren<br />

Glauben doch oft nackte Leiber,<br />

dass sie an sich imponieren.<br />

Wie ausgetretene Schuhe<br />

S<strong>in</strong>d diese Kähne. Hat je<strong>der</strong> Kahn<br />

Solch friedlich häusliche Ruhe,<br />

Hat ke<strong>in</strong>er das Getue<br />

Der preußischen Eisenbahn<br />

In jedem K<strong>in</strong><strong>der</strong>wagen Am Strande rollt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

Ke<strong>in</strong>s dieser K<strong>in</strong><strong>der</strong> wird fragen, was Schleppkähne s<strong>in</strong>d.<br />

Neue Motorschiffstypen ( E<strong>in</strong>zelfahrer)<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg, <strong>in</strong> den Zeiten des Wie<strong>der</strong>aufbaus und <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Explosion wurde verstärkt auf den Bau von Motorschiffen / E<strong>in</strong>zelfahrern gesetzt.<br />

Hierbei kamen verstärkt nachfolgende Typschiffe zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Heute fahren diese damals gebauten Typschiffe teilweise noch, s<strong>in</strong>d aber meist verlängert<br />

und verbreitert.<br />

15


Typschiff Gustav-Koenigs / Dortmund-Ems-Kanal-Selbstfahrer<br />

Maß-Motorschiff (67 x 8,2. X 2,5 m) von rund 920 t, das nach dem 2. Weltkrieg als<br />

Selbstfahrer aus dem Dortmund-Ems-Kanalschiff entwickelt wurde. Der Koenigs-Typ<br />

war e<strong>in</strong>es (Typ I) von fünf Typschiffen (Theodor- Bayer, Karl- Vortisch, Oskar- Teubert,<br />

Johann- Welker), die <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach größerer Beweglichkeit <strong>der</strong> Schiffe<br />

und im H<strong>in</strong>blick auf den im H<strong>in</strong>blick auf den Ausbau e<strong>in</strong>es europäischen Wasserstraßennetzes<br />

entgegen kamen. Zusammen mit dem Johann-Welker-Typ bildet <strong>der</strong> Gustav-Koenigs<br />

das Brot-und-Butter-Schiff, das <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Ausführungen e<strong>in</strong>e ganze Epoche geprägt hat und noch heute<br />

vielfach zu f<strong>in</strong>den ist.<br />

Gustav Koenigs, geboren 21.12.1882 <strong>in</strong> Düsseldorf, Er stirbt am<br />

15. April 1945 bei e<strong>in</strong>em Luftangriff <strong>in</strong> Potsdam, arbeitete von<br />

1909 bis 1917 als Regierungsassessor und- rat <strong>in</strong> Blumenthal,<br />

Düsseldorf und Nauen und wurde 1920 als Geheimer Regierungsrat<br />

<strong>in</strong>s preußische M<strong>in</strong>isterium für öffentliche Arbeiten berufen.1921<br />

erhielt er die Leitung <strong>der</strong> Verkehrsabteilung des Reichsverkehrsm<strong>in</strong>isteriums,<br />

wo er sich als Staatsekretär für die B<strong>in</strong>nenschifffahrt e<strong>in</strong>setzte,<br />

was ihm die Ehrenmitgliedschaft im Zentralvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen B<strong>in</strong>nenschifffahrt<br />

e<strong>in</strong>trug.<br />

Typschiff Johann Welker<br />

Masse: 80,00 m x 9,50 m x 2,50 m mit 1289 t.<br />

Typschiff Karl Vortisch<br />

Masse: 57,00 m x 7,04 m x 2,00 m mit 496 t.<br />

Am 7. Januar 1866 wurde <strong>in</strong> Protzerei Karl Vortisch als<br />

Sohn des Spitzerer Schiffseigners Johann Christian Vortisch<br />

geboren. Geprägt durch se<strong>in</strong> Elternhaus, war Karl<br />

Vortisch schon von frühester Jugend mit <strong>der</strong> Schifffahrt<br />

verbunden. Schon als junger Mann wurde er Schiffseigner<br />

e<strong>in</strong>es F<strong>in</strong>ow-Maß- Kahns (41m lang und 6m breit). Als am<br />

18.11.1898 die "Transport - Genossenschaft zu Berl<strong>in</strong><br />

" gegründet wurde, war Karl Vortisch Gründungsmitglied<br />

und wurde <strong>in</strong> den Vorstand gewählt. Schon 1904 wurde<br />

Karl Vortisch zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> beiden Direktoren <strong>der</strong> T.G.B.<br />

gewählt. Die Folgen des ersten Weltkrieges für die Schifffahrt<br />

versuchte Karl Vortisch zu mil<strong>der</strong>n, <strong>in</strong>dem er sich bei den Versailler Friedensverhandlungen<br />

für die Kle<strong>in</strong>schifffahrt e<strong>in</strong>setzte und dadurch hauptsächlich die großen<br />

Ree<strong>der</strong>eien Schiffe an die Siegermächte abgeben mussten.<br />

In Anerkennung se<strong>in</strong>er Lebensleistung wurde durch den Zentralvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschen<br />

B<strong>in</strong>nenschifffahrt <strong>in</strong> Westdeutschland bei <strong>der</strong> Motorisierung <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenflotte nach<br />

1948 für das alte Ostpreußen- Maß ( 57m Länge und 7,04m Breite) <strong>der</strong> Name Karl<br />

Vortisch für diesen Schiffstyp vergeben und ist heute noch gebräuchlich und bekannt.<br />

Typschiff Oskar Taubert<br />

Maße: 53,00 m x 6,29 m x 2,50 m mit 562 t<br />

Typschiff Theodor Bayer<br />

Maße: 38,05 m x 5,05 m x 2,30 m mit 274 t<br />

16


Europaschiff<br />

Maße: 85,00 m x 9,50 m x 2,50 m mit 1350 t<br />

Europaschiff beschreibt e<strong>in</strong>e Spezifikation für e<strong>in</strong>en B<strong>in</strong>nenschiffstyp, <strong>der</strong> auf denjenigen<br />

europäischen Schifffahrtswegen verkehren kann, die m<strong>in</strong>destens <strong>der</strong> Klasse IV<br />

<strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenwasserstraßen entsprechen.<br />

Neben den re<strong>in</strong>en Schiffsdaten beschreibt diese Norm auch die Belastung im Wasser<br />

wie Geschw<strong>in</strong>digkeit, Wellenschlag, Rückströmungen etc. Daraus lassen sich für<br />

die jeweiligen Kanalverwaltungen die baulichen Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>en Kanal sowie<br />

se<strong>in</strong>e Bauwerke ableiten.<br />

Das Europaschiff wurde zum Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre nach den Dimensionen des<br />

Rhe<strong>in</strong>-Herne-Kanalschiffs konzipiert. Das Europaschiff war das bisher maßgebliche<br />

Typschiff für den Ausbau und die Instandhaltung aller Kanäle und kle<strong>in</strong>eren<br />

Wasserstraßen wie z.B. <strong>der</strong> Mittelweser.<br />

Zwischenzeitlich werden <strong>in</strong> Deutschland alle bedeutenden Kanäle (wie z.B. <strong>der</strong><br />

Mittellandkanal, <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>-Herne-Kanal, <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Donau-Kanal und <strong>der</strong><br />

Wesel-Datteln-Kanal) auf das sogenannte Großmotorschiff (GMS) (110 m Länge,<br />

11,40 Breite, 2,80 m Tiefgang und 2300 t Tragfähigkeit) ausgebaut; das Großmotorschiff<br />

ähnelt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Abmessungen dem Großen Rhe<strong>in</strong>schiff.<br />

Westphalfloß<br />

Europaschiff auf dem Mittellandkanal bei Hannover<br />

Das Westphalfloß war e<strong>in</strong> spezielles<br />

Transportsystem zum Transport von Kohle<br />

über den Mittellandkanal nach Salzgitter<br />

Das Westphalfloß, auch Laströhrenfloß<br />

genannt, bestand aus zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>förmigen<br />

Transportbehältern von 3 m Breite und<br />

24 m Länge. Jeweils drei Behälter wurden<br />

nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und acht E<strong>in</strong>heiten<br />

h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gekuppelt. Der Antrieb bestand aus zwei Schleppern von denen e<strong>in</strong>er<br />

17


schleppte und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e schob. Der Vor<strong>der</strong>e hatte e<strong>in</strong>e Leistung von zweimal 180<br />

PS und <strong>der</strong> h<strong>in</strong>tere von zweimal 150 PS. Der Verband hatte e<strong>in</strong>e Länge von 222 Metern<br />

bei 9 Metern Breite und hatte e<strong>in</strong> Ladevermögen von 2.200 Tonnen. Die gesamte<br />

E<strong>in</strong>heit wurde über Seilzüge so gelenkt, dass auch enge Kurven durchfahren werden<br />

konnten. Die e<strong>in</strong>zelnen Transportbehälter wurden am Bestimmungsort mit e<strong>in</strong>em<br />

Schrägaufzug aus dem Wasser gezogen und an Land ausgekippt. Dadurch ersparte<br />

man sich das Entladen mit e<strong>in</strong>em Kran. Im Zweiten Weltkrieg wurde so e<strong>in</strong> Kraftwerk<br />

<strong>in</strong> Salzgitter-Bedd<strong>in</strong>gen mit Kohle versorgt. Diese Flöße waren sozusagen die Vorläufer<br />

<strong>der</strong> Schubschifffahrt. Auf dem Rhe<strong>in</strong> hat man <strong>in</strong> dieser Zeit auch Versuchsfahrten<br />

mit 120 Transportbehältern unternommen.<br />

Masse: 222,00 m x 9 ,00 m x 2.10 m Ladekapazität: 2.222 Tonnen auf 8 Leichter verteilt<br />

(früher 8x3 Leichter) Masch<strong>in</strong>en: 2 x 160PS vorne und 2 x 190PS h<strong>in</strong>ten.<br />

Beson<strong>der</strong>heit: Das Erste Drittel des Schleppzuges war um ca. 30 Grad beweglich um<br />

die engen Kurven im Mittellandkanal fahren zu können. Weiter <strong>in</strong>teressant ist, dass<br />

alle Schleusen (Münster, An<strong>der</strong>ten und die zwei im Salzgitterseitenkanal) auf dem<br />

Weg von Zeche Hamm im Dattel-Hamm Kanal zum Kraftwerk Salzgitter im Salzgitter<br />

Seitenkanal für diese Schiff gebaut wurden. Mittlerweise ist das Floß schon Jahre im<br />

Hochofen. Schade es war e<strong>in</strong> Unikat!<br />

Schubschifffahrt<br />

Schubboot<br />

Als Schubboot, umgangssprachlich<br />

auch<br />

Schuber / Schieber, bezeichnet<br />

man e<strong>in</strong> schiebendes<br />

Schiff <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

B<strong>in</strong>nenschifffahrt, welches<br />

selbst ke<strong>in</strong>e Ladung<br />

beför<strong>der</strong>t und e<strong>in</strong><br />

o<strong>der</strong> mehrere<br />

Schubleichter schiebt.<br />

Auf dem Rhe<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d es<br />

bis zu sechs Schubleichter,<br />

auf <strong>der</strong> Unteren Donau<br />

bis zu neun, und auf dem<br />

Mississippi können es über<br />

40 Schubleichter se<strong>in</strong>. Die of-<br />

Der „Wasserbüffel“ / Ree<strong>der</strong>ei Raab Karcher, das erste Schubboot<br />

auf dem Rhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> den 60er Jahren.<br />

Länge: 36,02 m / Breie: 8,36 m / Tiefg.: 1,73 m<br />

Leistung: 1.260 PS<br />

fizielle Abkürzung für e<strong>in</strong>en Frachtschiffschubleichter lautet „GSL“, für e<strong>in</strong>e Tankschiffschubleichter<br />

„TSL“. Mit dem Bau von Schubbooten und den dazugehörigen<br />

Schubleichtern wurde <strong>in</strong> den 60er Jahren endgültig das Aus für die Schleppschifffahrt<br />

auf dem Rhe<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenschifffahrt e<strong>in</strong>geleitet.<br />

18


Schubboot „Braunkohle I“ mit sechs beladenen Leichtern auf <strong>der</strong> Bergfahrt vor dem Drachenfels.<br />

Krupp-Schubverband auf dem<br />

Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong> vor Duisburg-Laar<br />

Schubboote auf dem Rhe<strong>in</strong> werden bis<br />

zu e<strong>in</strong>er Größe von 40,0 x 15,0 Metern<br />

gebaut. Der Tiefgang beträgt 1,90 m.<br />

Die großen Schubboote, die bis zu<br />

sechs Leichter schieben, s<strong>in</strong>d meistens<br />

mit drei Dieselmotoren mit e<strong>in</strong>er Gesamtleistung<br />

bis ca. 6.000 PS ausgerüstet.<br />

Vielfach wird diese Leistung aber<br />

auf 5400 PS gedrosselt. Der Antrieb <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> Kortdüsen laufenden Propeller erfolgt<br />

über Wendegetriebe mit Untersetzung.<br />

Das stärkste Schubboot auf dem Rhe<strong>in</strong><br />

ist die Herkules II ex. A. Auberger, mit<br />

6.030 PS. Die Besatzung e<strong>in</strong>es Schubbootes<br />

besteht aus sechs bis sieben<br />

Mann, darunter zwei Schiffsführer, e<strong>in</strong><br />

Steuermann, e<strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>ist sowie zwei<br />

bis drei Matrosen. Die Besatzungen fahren<br />

zwei Wochen und haben anschließend<br />

zwei Wochen frei.<br />

E<strong>in</strong>e Reise von Rotterdam nach Duisburg,<br />

beladen mit 10.000 Tonnen Erz,<br />

dauert 26 Stunden, die Talfahrt leer zwölf Stunden. Die Zusammenstellung <strong>der</strong> Verbände<br />

dauert für e<strong>in</strong>e Reise ungefähr drei Stunden. Die Schubboote fahren rund um<br />

die Uhr. Alle zwei Jahre ist e<strong>in</strong>e große Überholung notwendig, die zehn bis zwölf Tage<br />

<strong>in</strong> Anspruch nimmt. Täglich werden rund 60.000 Tonnen Eisenerz <strong>in</strong> Duisburg angeliefert.<br />

Zur besseren Manövrierbarkeit s<strong>in</strong>d außer den Hauptru<strong>der</strong>n h<strong>in</strong>ter dem Propeller<br />

noch jeweils zwei Flankenru<strong>der</strong> vor dem Propeller angeordnet. E<strong>in</strong>ige Schubboote<br />

verfügen stattdessen auch über e<strong>in</strong> sehr starkes Bugstrahlru<strong>der</strong>.<br />

19


Möglichkeiten <strong>der</strong> Formationen und Fahrzeugzusammenstellungen<br />

Mit Schubbooten:<br />

Zeichenerklärung:<br />

Schubboot „Herkules VII“<br />

Viererverband auf <strong>der</strong> Bergfahrt Duisburg-Homberg<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe verstellbar, um niedrige<br />

Durchfahrten passieren zu können, o<strong>der</strong><br />

um bei Spezialtransporten e<strong>in</strong>e bessere<br />

Übersicht zu haben.<br />

Das stärkste Schubboot, die MV J. S.<br />

McDermott, hat 10.500 PS und schiebt bis<br />

zu 70 Schubleichter auf dem Mississippi.<br />

Normal s<strong>in</strong>d Schubverbände mit 40 Leichtern,<br />

auf dem gestauten Abschnitt des<br />

Mississippi s<strong>in</strong>d nur 15 Leichter erlaubt.<br />

Die Leichter haben jedoch nur e<strong>in</strong>e<br />

Tragfähigkeit von 1500 Tonnen.<br />

Neben den beschriebenen großen Schubbooten<br />

gibt es e<strong>in</strong>e große Anzahl kle<strong>in</strong>erer Boote, die nur<br />

e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> zwei Leichter schieben, o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Häfen<br />

Schubverbände zusammenstellen. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Form s<strong>in</strong>d die Schlepp-Schubboote. Diese<br />

können sowohl schieben, wie auch schleppen.<br />

Es s<strong>in</strong>d meist ältere Schleppboote, an die e<strong>in</strong>e<br />

An Deck stehen außer den Ankerw<strong>in</strong>den<br />

achtern, noch Koppelw<strong>in</strong>den zum Befestigen<br />

<strong>der</strong> Schubleichter. Die Koppeldrähte<br />

mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von drei cm<br />

haben e<strong>in</strong>e hohe Bruchfestigkeit. Die<br />

Aufbauten für die Unterkünfte, Sanitärräume,<br />

Kombüse verteilen sich über<br />

zwei Decks. Darüber bef<strong>in</strong>det sich dann<br />

noch das Ru<strong>der</strong>haus mit sämtlichen, für<br />

e<strong>in</strong>e sichere Schiffsführung notwendigen<br />

E<strong>in</strong>richtungen. Bei manchen Schubbooten<br />

ist <strong>der</strong> Steuerstand auch hydraulisch<br />

Tw<strong>in</strong>Cruiser von Transocean-Tours<br />

20


Schubbühne mit Koppelw<strong>in</strong>den angebaut wurde.<br />

In <strong>der</strong> Passagierschifffahrt wird beim Konzept "Tw<strong>in</strong>Cruiser" e<strong>in</strong> dem Schubverband<br />

ähnliches Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>gesetzt, um die Passagiere komfortabler transportieren zu können.<br />

Durch die Trennung von Transporte<strong>in</strong>heit, hier das Kab<strong>in</strong>enschiff, und Antriebse<strong>in</strong>heit,<br />

wird die Belastung <strong>der</strong> Passagiere mit Lärm und Vibrationen stark herabgesetzt.<br />

Im Gegensatz zu Schubverbänden im Gütertransport s<strong>in</strong>d Schube<strong>in</strong>heit und<br />

geschobene E<strong>in</strong>heit aber permanent ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gekoppelt.<br />

Leichter<br />

E<strong>in</strong> Leichter (auch: Barge genannt) ist e<strong>in</strong> antriebsloser,<br />

schwimmen<strong>der</strong> Ladungsbehälter,<br />

<strong>der</strong> im Schubverband bewegt wird. Er ist e<strong>in</strong><br />

besatzungsloses Fahrzeug und besitzt ke<strong>in</strong>en<br />

echten eigenen Antrieb. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Schubleichter,<br />

die <strong>in</strong> Schubverbänden verwendet<br />

werden, haben heute Kopfru<strong>der</strong>. Diese dienen<br />

<strong>der</strong> besseren Manövrierfähigkeit <strong>der</strong><br />

Schubverbände, zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>der</strong> leeren<br />

Talfahrt bei heftigen W<strong>in</strong>den. Das Kopfru<strong>der</strong><br />

wird vom Schubboot aus gesteuert. Die<br />

Leichter s<strong>in</strong>d mit Ankerw<strong>in</strong>den und Koppelw<strong>in</strong>den<br />

ausgerüstet.<br />

Schubleichter, die <strong>in</strong> Koppelverbänden e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, haben fast immer e<strong>in</strong>e Mehrkanal-Bugstrahlanlage.<br />

Mit <strong>der</strong>en Hilfe können<br />

E<strong>in</strong> Schubboot (Towboat) mit Bargen<br />

auf dem Chicago River<br />

sie aus eigener Kraft kle<strong>in</strong>e Ortsverän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> Häfen und beim Verlassen<br />

von Schleusen durchführen.<br />

Der am häufigsten verwendete Leichter<br />

ist <strong>der</strong> Europa-Leichter Typ IIa mit e<strong>in</strong>er<br />

Länge von 76,50 m, e<strong>in</strong>er Breite von<br />

11,40 m und e<strong>in</strong>em Ladevermögen von<br />

2.850 Tonnen.<br />

Daneben gibt es noch größere und<br />

kle<strong>in</strong>ere Leichter, die oft <strong>in</strong> ihren Abmessungen<br />

den beson<strong>der</strong>en Wasserstraßenbed<strong>in</strong>-<br />

gungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fahrtgebieten angepasst wurden. Die größtmögliche Abmessung<br />

für Schubverbände mit 6 Leichtern ist<br />

269,5 × 22,8 m <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bergfahrt, und<br />

193,0 × 34,2 m <strong>in</strong> <strong>der</strong> Talfahrt.<br />

Koppelverband (gekuppelte Fahrzeuge/nach<br />

RhSchPVO)<br />

E<strong>in</strong>e weitere Form <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schubschifffahrt<br />

ist <strong>der</strong> Koppelverband. Dabei handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong>e Zusammenstellung von e<strong>in</strong>em<br />

Frachtschiff mit bis zu drei Leichtern.<br />

Dieser darf die Abmessungen von 185,0 x<br />

22,8 m nicht überschreiten. In den letzten<br />

Jahren werden immer mehr Koppelverbän-<br />

Schubverband mit 4 Leichtern<br />

Schubverband mit zwei Lichtern auf <strong>der</strong> Havel <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong><br />

21


de, die nur aus Motorschiff und speziell dazu passendem Leichter bestehen, gebaut.<br />

Bei <strong>der</strong> Konstruktion geht es darum, zwischen<br />

Heck des Leichters und dem Bug des Motorschiffes<br />

e<strong>in</strong>e möglichst strömungsgünstige Verb<strong>in</strong>dung zu<br />

schaffen, um so die Betriebskosten zu senken.<br />

Diese Verbände fahren sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bergfahrt,<br />

wie auch zu Tal, h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gekoppelt.<br />

Die Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Schiffe er-<br />

Koppelverband „Haniel Kurier 60 mit e<strong>in</strong>em Leichter folgt entwe<strong>der</strong> wie beim Schubverband<br />

mittels Koppelw<strong>in</strong>den<br />

und Drähten, o<strong>der</strong> durch spezielle hydraulische Kupplungen, HA-DU Kupplung. Diese<br />

ermöglichen es, dass man mit e<strong>in</strong>em Koppelverband auch enge Kurven durchfahren<br />

kann, <strong>in</strong>dem man die Verb<strong>in</strong>dung zwischen Schiff und Leichter nach beiden Seiten<br />

um bis zu 12 Grad auslenken kann.<br />

Leichter, die immer Teil e<strong>in</strong>es<br />

Koppelverbandes s<strong>in</strong>d, haben im<br />

Gegensatz zu Schubleichtern <strong>in</strong><br />

Schubverbänden e<strong>in</strong>en spitzen<br />

Bug und sehr oft auch e<strong>in</strong>e Wohnung<br />

im Bugbereich.<br />

Vielfach verfügen diese Leichter<br />

neben den Anker-und Koppelw<strong>in</strong>den<br />

auch über e<strong>in</strong> Ballastsystem,<br />

mit dem <strong>der</strong> Tiefgang an den des<br />

schiebenden Schiffes angepasst<br />

werden kann<br />

Koppelverband <strong>der</strong> Deutschen B<strong>in</strong>nenree<strong>der</strong>ei <strong>in</strong> Hamburg<br />

Koppelverband „Loetschental“ / Basel<br />

Schubgütermotorschiff(SGM) „Reuterweg“ / Lehnker<strong>in</strong>g auf <strong>der</strong> Bergfahrt mit fünf Leichtern<br />

22


Möglichkeiten <strong>der</strong> Formationen und Fahrzeugzusammenstellungen<br />

Mit schiebenden Motorschiffen:<br />

Zeichenerklärung:<br />

**************<br />

Quelle: Internet Recherchen<br />

Hauszeitung WSA-B<strong>in</strong>gen<br />

Unvergessene Dampfschifffahrt / W.Michels<br />

Schube<strong>in</strong>heiten und Koppelverbände / Barg-Cambruzzi<br />

Rhe<strong>in</strong>schifffahrt gestern und heute / Lautensack<br />

div. Schifffahrt Lexika<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Haas</strong> / 2009<br />

23

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