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Erziehung und Bildung – ein historischer Abriss

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Vorlesung „Einführung in die <strong>Bildung</strong>swissenschaft“ (WS 2011/12)Dr. Hans-Peter Gerstner / Markus Popp(16.11.2011)Schwerpunkt 4:<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> geschichtlicher<strong>Abriss</strong>• Begrüßung - Organisatorisches• Vortrag: <strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – Skizze derGeschichte• Filmausschnitt: Treibhäuser der Zukunft – ImFocus 5 Lernende Gesellschaft• Arbeitsphase – Aussprache – Diskussion


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Johann Amos Comenius (1592 – 1670): die Entdeckung der Schule als <strong>ein</strong>eigener pädagogischer Kosmos. Comenius war <strong>ein</strong>er der ersten Theoretikerder Schule, die schulische <strong>Erziehung</strong> als <strong>ein</strong> sinnvolles <strong>und</strong> notwendigesUnterfangen am Beginn der Neuzeit verstanden.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Gr<strong>und</strong>gedanken• vierstufiges Gem<strong>ein</strong>schaftsschulwesen• Omnes - omnia – Omnino• Mit <strong>ein</strong>er anderen Lernmethode im Unterricht• Comenius legt die Komplexität der Sinnenwelt so in <strong>ein</strong>er zeitlichenReihenfolge aus<strong>ein</strong>ander, dass der Intellekt in s<strong>ein</strong>er Entwicklung dieVielfalt der Sinnenwelt immer klarer sehen kann, ohne davon verwirrt zuwerden.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Im Titelkupfer der von Comenius verfassten Großen Didaktik (Deutsch zuerst1657) kommt die Ambition neuzeitlicher Pädagogik zum Ausdruck„GROSSE DIDAKTIKDIE VOLLSTÄNDIGE KUNST, ALLE MENSCHEN ALLES ZU LEHRENoderSichere <strong>und</strong> vorzügliche Art <strong>und</strong> Weise, in allen Gem<strong>ein</strong>den, Städten <strong>und</strong> Dörfern <strong>ein</strong>es jeden christlichenLandes Schulen zu errichten, in denen die gesamte Jugend beiderlei Geschlechts ohne jedeAusnahmeRASCH, ANGENEHM UND GRÜNDLICHin den Wissenschaften gebildet, zu guten Sitten geführt, mit Frömmigkeit erfüllt <strong>und</strong> auf diese Weise inden Jugendjahren zu allem, was für dieses <strong>und</strong> das künftige Leben nötig ist, angeleitet werden kann;Worin von allem, wozu wir ratendie GRUNDLAGE in der Natur der Sache selbst gezeigt,die WAHRHEIT durch Vergleichsbeispiele aus den mechanischen Künsten dargetan,die REIHENFOLGE nach Jahren, Monaten, Tagen <strong>und</strong> St<strong>und</strong>en festgelegt <strong>und</strong> schließlichder WEG gewiesen wird, auf dem sich alles leicht <strong>und</strong> mit Sicherheit erreichen läßt.ERSTES UND LETZTES ZIEL UNSERER DIDAKTIK SOLL ES SEIN,die Unterrichtsweise aufzuspüren <strong>und</strong> zu erk<strong>und</strong>en, bei welcher die Lehrer weniger zu lehren brauchen,die Schüler dennoch mehr lernen; in den Schulen weniger Lärm, Überdruß, <strong>und</strong> unnütze Müheherrsche, dafür mehr Freiheit, Vergnügen <strong>und</strong> wahrhafter Fortschritt; in der Christenheit wenigerFinsternis, Verwirrung <strong>und</strong> Streit, dafür mehr Licht, Ordnung, Friede <strong>und</strong> Ruhe.“ (Comenius 1954, S.9)


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>• Pädagogischer Optimismus: durch methodischen Königsweg der richtigenDarstellungsweise der Lerninhalte soll der Lernerfolg von selbst kommen„Wie <strong>ein</strong> sachverständiger Schreiber auf <strong>ein</strong>e leere Tafel schreiben oder <strong>ein</strong>Maler darauf malen kann, was er will, so kann der, welcher die Kunst desLehrens beherrscht, mit Leichtigkeit dem menschlichen Geist alles <strong>ein</strong>prägen.Gelingt das nicht, so ist es nur zu gewiß, daß nicht die Tafel schuld ist, dieallenfalls etwas rauh s<strong>ein</strong> mag, sondern all<strong>ein</strong> die Unfähigkeit des Schreibersoder Malers.“ (Comenius 1954, S.39)• Damit werden die Grenzen jeglicher Pädagogik überschritten, denn es istdurch die Methode k<strong>ein</strong>eswegs verbürgt, dass der Lernende die geistigenSchritte des Lehrers nachvollzieht• Die „leere Tafel“ hat <strong>ein</strong> Eigenleben, das jeden Lernprozess auchmethodisch zu etwas Unerzwingbaren macht.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Nur in Rücksicht auf das Ganze kann Allen Alles gründlich gelehrt werden.Mit dem Wegfall des Omnino – der göttlich verbürgten ganzen Weltordnung –wird die Didaktik des Comenius gr<strong>und</strong>los.Ohne den zugr<strong>und</strong>e liegenden Versöhnungsgedanken wird es zu <strong>ein</strong>ererbarmungslosen pädagogischen Maschine, in der alle Räder in<strong>ein</strong>andergreifen müssen, um den reibungslosen Fortgang des Unterrichts zu sichern.Das <strong>ein</strong>zelne Individuum braucht gegen die Intention des Comenius dabei nichtzu Selbstbewussts<strong>ein</strong> zu kommen.Als Begründer der Didaktik, erster Verfechter des Gleichheitsgedankens in derSchule <strong>und</strong> Verfasser von Lehrbüchern wie dem Orbis Sensualium Pictus(1658) bleibt er aber im Gedächtnis.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778) entwirft mit s<strong>ein</strong>em Buch Emile oderüber die <strong>Erziehung</strong> das Paradigma moderner europäischer Pädagogik.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Das Problem, für das Rousseau mit s<strong>ein</strong>em Emile <strong>ein</strong>e Lösung finden will, ist:wie ist <strong>ein</strong>e <strong>Erziehung</strong>, die zum Besseren führen soll, überhaupt denkbar?„Tout est bien sortant des mains de l’Auteur des choses, tout dégénère entreles mains de l’homme. Alles ist gut, wie es aus den Händen des Schöpfers derDinge hervorgeht; alles entartet unter den Händen des Menschen.“(Rousseau 1958, S. 11)<strong>Erziehung</strong> als Instrument der Durchsetzung des Willens der Erwachsenengenerationhat ihre Legitimität verloren. Die neue <strong>Erziehung</strong> ist in der Tatsacheder kindlichen Entwicklung <strong>und</strong> der ihr eigenen Würde verankert.Kinds<strong>ein</strong> ist <strong>ein</strong>e Das<strong>ein</strong>sform des Menschen, die gegenüber dem Erwachsens<strong>ein</strong>nicht defizitär ist, sondern ihre Erfüllung <strong>und</strong> Reife in sich selbst findet.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Rousseaus Gedankenexperiment im Émile: wenn alles unter den Händen desMenschen verdirbt, hat der Mensch auch die Möglichkeit, das Leben zumBesseren zu wenden, wenn er die richtigen pädagogischen Prinzipienbeherzigt.Die Natur will nach Rousseau, dass die Kinder Kinder sind, ehe sie sich zuvernünftigen Wesen entwickeln.Konventionelle <strong>Erziehung</strong> ist nur an der Zukunft interessiert. Daherstandardisiert sie die Entwicklung des individuellen Kindes. Sie opfert dasGlück der Gegenwart <strong>ein</strong>er ungewissen Zukunftsperspektive.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Oberste Aufgabe der Erzieher ist es, die Kinder zu beobachten <strong>und</strong> zustudieren, um zu lernen, wie zu erziehen sei.Folgerungen für Rousseau sind: Plastizität der kindlichen Natur, Schutzbedürftigkeitdes Kindes, Kindheit ist eigene Phase, das Kind ist selbsttätig,Empfindungen <strong>und</strong> Sinnes<strong>ein</strong>drücke sind vorherrschend, das Kind istwißbegierig.Phasen der Kindheit <strong>und</strong> des Jugendalters: 1. die Kindheit, 2. dasKnabenalter, 3. die Vorpubertät <strong>und</strong> 4. das Jünglingsalter. Alle Phasenenthalten die körperliche, emotionale, soziale <strong>und</strong> kognitive Entwicklung desKindes.Drei Arten der <strong>Erziehung</strong>: durch die Natur, durch die Dinge, durch dieMenschen.Natur- <strong>und</strong> entwicklungsgemäße <strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> negative <strong>Erziehung</strong> unterAusschluss aller soziokulturellen Einflüsse in der Pädagogischen Provinz.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong><strong>Erziehung</strong>sprinzipien im Emile• <strong>Erziehung</strong> bedeutet Respekt <strong>und</strong> Anerkennung des kindlichen Eigenlebens.• <strong>Erziehung</strong> muss alters- <strong>und</strong> entwicklungsgemäß s<strong>ein</strong>.• <strong>Erziehung</strong> muss dafür Sorge tragen, dass das Kind <strong>ein</strong>e Balance zwischens<strong>ein</strong>en Bedürfnissen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en Fähigkeiten herstellt.• <strong>Erziehung</strong> muss das Kind mit Gegenständen <strong>und</strong> Dingen konfrontieren, andenen es Erfahrung sammeln kann.• <strong>Erziehung</strong> muss zeitlich offen angelegt s<strong>ein</strong>, um dem Kind Zeit zurEntwicklung zu geben.• <strong>Erziehung</strong> soll das Kind psychisch <strong>und</strong> physisch widerstandsfähig machen


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Die Inszenierung negativer <strong>Erziehung</strong>Emile, Jean-Jacques <strong>und</strong> der Gärtner Robert


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Die „natürliche“ <strong>Erziehung</strong> Émiles bleibt durch <strong>und</strong> durch pädagogisch inszeniert<strong>und</strong> kunstvoll arrangiert, so dass er trotz aller Beteuerungen vonAutonomie <strong>und</strong> Selbstständigkeit eher wie <strong>ein</strong>e Marionette im pädagogischenKontroll-Theater s<strong>ein</strong>es Erziehers Jean-Jacques wirkt.„Er (der Zögling) möge stets glauben, er sei der Herr, aber ihr müßt estrotzdem s<strong>ein</strong>. K<strong>ein</strong>e Unterwerfung ist so vollkommen, als die sch<strong>ein</strong>barfreiwillige, denn man nimmt den Willen selbst gefangen. Ist denn das armeKind, das nichts weiß, nichts kann <strong>und</strong> nichts kennt, nicht völlig in eurenHänden? Verfügt ihr denn nicht über alles, was es umgibt? Könnt ihr es nichtbe<strong>ein</strong>flussen, wie ihr wollt? Sind nicht s<strong>ein</strong>e Arbeiten, s<strong>ein</strong>e Spiele, s<strong>ein</strong>Vergnügen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong> Ungemach in euren Händen, ohne daß es davon weiß?Ohne Zweifel soll es nur das tun, was es selber will, aber es soll nichts wollen,was ihr nicht von ihm wollt. Es darf nicht <strong>ein</strong>en Schritt tun, den ihr nicht hättetvorausgesehen, es darf nicht den M<strong>und</strong> öffnen, ohne daß ihr wißt, was essagen wird.“ (Rousseau 1958, S. 115)


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong><strong>Bildung</strong>sreform zwischen Revolution <strong>und</strong> Restauration:Wilhelm von Humboldt (1767 – 1835)


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Sozialpolitischer RahmenTiefe Krise des überkommenen feudalen, ständisch geordneten Gesellschaftssystems.Folgerung: umfassende Verwaltungs- <strong>und</strong> Rechtsreform im Sinn <strong>ein</strong>ersozialen, ökonomischen <strong>und</strong> politischen Liberalisierung.Betonung individueller Leistung <strong>und</strong> Initiative.Den sozialpolitischen Reformen korrespondiert <strong>ein</strong>e Reform des<strong>Bildung</strong>swesens.Die modernisierte Schule soll den Bürgern die Gr<strong>und</strong>ausstattung für diezukünftige Gesellschaft bieten.Die individuelle Leistung sollte in Gesellschaft wie Schule wichtiger als diesoziale Herkunft werden.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Der Zweck des Menschen ist die höchste <strong>und</strong> proportionierlichste <strong>Bildung</strong>s<strong>ein</strong>er Kräfte zu <strong>ein</strong>em Ganzen. Dazu bedarf es Freiheit <strong>und</strong> Mannigfaltigkeitder SituationenHumboldt will daher <strong>ein</strong>e Leistungsschule, die für alle offen ist, <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>eStandesschuleEs gibt für ihn nur drei Stadien des Unterrichts: Elementarunterricht,Schulunterricht, Universitätsunterricht.S<strong>ein</strong>e Forderungen:• die größtmögliche Einheitlichkeit des Schulwesens <strong>und</strong> des Unterrichts• <strong>ein</strong> gestuftes Schulsystem mit <strong>ein</strong>heitlichen Anforderungen auf jeder Stufe• <strong>ein</strong> horizontal gegliedertes Schulmodell, in dem der Übergang von derniederen zur höheren Stufe prinzipiell allen Schülern möglich ist• „allgem<strong>ein</strong>e Menschenbildung“ soll k<strong>ein</strong> soziales Privileg s<strong>ein</strong>, sondernallen zu Gute kommen


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>• Die Grenze des schulischen Unterrichts ist nicht die Herkunft oder derzukünftige Beruf der Schüler, sondern die Grenze ist dort, wo subjektiveLernprozesse enden.• Dazu soll Lernen soll <strong>ein</strong>e neue Bedeutung erhalten• K<strong>ein</strong>e Übung mechanischer Lernroutinen, sondern das Kind soll das volleBewussts<strong>ein</strong> haben von dem haben, was es in jedem Augenblick hört, sagt<strong>und</strong> tut, <strong>und</strong> warum so <strong>und</strong> nicht anders gehandelt wird• Dazu bedarf es diagnostischer Kompetenz der Lehrkräfte <strong>und</strong> sozialenLernens mit<strong>ein</strong>ander


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Kritik• Die <strong>Bildung</strong>sreform nur auf der administrativen Ebene erfolgreich• Vor allem die Elementarschulen bleiben unterfinanziert• Der Widerstand des gutsherrlichen preußischen Junkertums bremstefinanziell die Schulreformpläne aus. Es sollte die finanziellen Mittel im Zuge<strong>ein</strong>er Steuerreform aufbringen, ohne davon zu profitieren. Weder wollte ess<strong>ein</strong>e eigenen Kinder in die dürftig ausgestatteten Elementarschulenschicken, noch war es an <strong>ein</strong>em höheren <strong>Bildung</strong>sniveau s<strong>ein</strong>er Bauern<strong>und</strong> Landarbeiter interessiert.• Sobald Humboldt schon 1810 die ersten Anzeichen obrigkeitlicher Beschränkungs<strong>ein</strong>er <strong>Bildung</strong>spolitik verspürte, zog er sich konsequenterweiseaus dem Amt zurück.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Mit den Reformversuchen um 1800 wurde das schulische Lernen <strong>ein</strong>eöffentliche, allen zugängliche <strong>und</strong> zugleich verpflichtende AufgabeDafür gibt es mehrere Ursachen:auf der politischen Ebene verlangt der moderne Nationalstaat die Loyalitätder Bürgerauf der ökonomischen Ebene erfordert der beginnende Kapitalismus <strong>ein</strong>eüber das bisherige Maß weit hinausgehende Qualifizierung <strong>und</strong>auf der kulturellen Ebene wird den Menschen <strong>ein</strong>e säkularisierte Lebenshaltungabverlangt, die <strong>ein</strong>en radikalen <strong>und</strong> schmerzhaften Bruch mit den<strong>ein</strong>gelebten Traditionen voraussetzt.Schule soll die Menschen durch allgem<strong>ein</strong>e <strong>Bildung</strong> auf das Leben in Freiheit,Gleichheit <strong>und</strong> Brüderlichkeit vorbereiten


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Horizontale <strong>und</strong> vertikale SchulstrukturenHumboldts„philosophisches“SchulsystemSoziales Klassenschulsystemim 19. Jahrh<strong>und</strong>ertUniversitätsunterrichtSchulunterrichtNiederesSchulwesenHöheresSchulwesenElementarunterricht


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts hat sich <strong>ein</strong> höheres Schulwesen etabliert, dasdurch zwei Aspekte charakterisiert ist:• das Berechtigungssystem• Konzept der Allgem<strong>ein</strong>bildungFolgen:• Die Loyalität der durch <strong>Bildung</strong> aufgestiegenen Beamtenschaft wurdeerzeugt <strong>und</strong> gesichert.• Die Qualifikation der ‚führenden’ Schichten wurde in staatlichenInstitutionen geleistet <strong>und</strong> durch den Staat kontrolliert.• Die erfolgreiche Teilhabe an höherer <strong>Bildung</strong> ermöglichte den Söhnen desBürgertums, in Konkurrenz zu dem bis dahin privilegierten Adel zu treten<strong>und</strong> sich dadurch aus den bis dahin engen Standesgrenzen zu befreien.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>• Die Etablierung des ‚niederen Schulwesens’ ist eng verb<strong>und</strong>en mit dem Prozess derDurchsetzung der Schulpflicht.• Da die breite Volksbildung ökonomisch zunächst weniger wichtig war als die qualifizierteBeamtenbildung, entwickelte sich das ‚niedere’ zeitlich erst nach dem ‚höheren’Schulwesen <strong>und</strong> zwar in klar getrennten Institutionen nach streng verschiedenenKriterien• Die preußische „Volksschule“ war in der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts vomPrinzip der gewollten <strong>Bildung</strong>sbegrenzung bestimmt• Mit den drei Stiehl'schen Regulativen von 1854 wurde der Volksschulunterricht aufdie elementaren Kulturtechniken <strong>und</strong> Religion beschränkt, zudem wurde die Volksschullehrerbildungso begrenzt, dass Lehrer kaum mehr als ihre späteren Schüler<strong>und</strong> Schülerinnen lernen durften.• Damit war Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts in Preußen wie generell im deutschsprachigenRaum <strong>ein</strong> ‚niederes’ Schulwesen entstanden, das mit s<strong>ein</strong>em Konzept volkstümlicher<strong>Bildung</strong> <strong>ein</strong>en Gegenentwurf zum Konzept humanistischer <strong>Bildung</strong> im Gymnasiumdarstellte.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>• Im letzten Drittel des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde diese Diskrepanz hinderlich.Ein ‚Modernitätsrückstand’ des Schulwesens löste Modernisierungsschübeaus.• Es entstehen weitere ‚Vollanstalten’ mit dem Recht der Vergabe der vollenStudienberechtigung wie das neusprachliche Realgymnasium <strong>und</strong> diemathematisch-naturwissenschaftliche Oberrealschule• Die Gymnasien waren r<strong>ein</strong>e Jungenschulen, für die Mädchen gab eshöhere „Töchterschulen“ ohne Studienberechtigung. Die Funktion dieserSchulen bestand in der <strong>Bildung</strong> bürgerlicher Hausfrauen.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>• Der Prozess der Anpassung der Schulen <strong>und</strong> Lehrpläne an die gesellschaftlicheEntwicklung betraf auch das niedere Schulwesen: Die Politik derrigiden <strong>Bildung</strong>sbegrenzung der Stiehlschen Regulative wurde 1872 deutlichgelockert• Entstehung des dualen Berufsausbildungssystems mit Ausbildungsbetrieb<strong>und</strong> Schule <strong>und</strong> der Dauer von drei Jahren.• Damit waren diese Jugendlichen vom 14. Lebensjahr an der staatlichenBe<strong>ein</strong>flussung entzogen. Der Reformpädagoge Georg Kerschenst<strong>ein</strong>erschlug daher vor, für die jungen Männer <strong>ein</strong>e Pflichtberufsschule <strong>ein</strong>zuführen,um sie durch die gem<strong>ein</strong>same <strong>Erziehung</strong>sleistung von Arbeitsstätte<strong>und</strong> Schule für die staatsbürgerliche Gesellschaft zu erziehen.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Die Sklerotisierung der Wilhelminischen Gesellschaft <strong>und</strong> die Kritik an derSchule als Untertanenfabrik erzeugen viele lebens- <strong>und</strong> schulreformerischeGegenbewegungen Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Neben vielen anderenBewegungsformen wird insbesondere die internationale Bewegung derReformpädagogik prominent.Philosophischer Gewährsmann ist vor allemFriedrich Nietzsche (1844-1900)


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Die Reformpädagogik wendet sich gegenden Methodenformalismus,die Verengung auf den kognitiven Bereich,die Vernachlässigung der Ästhetik <strong>und</strong>gegen den autoritären Unterrichtsstil der „alten“ Schule.Sie will damit die Kluft zwischen Schule <strong>und</strong> Leben durch <strong>ein</strong>e Pädagogik vomKind aus verringern.Selbsttätigkeit, Selbstständigkeit, Spontanëität stehen im Mittelpunkt <strong>und</strong> sollendurch Projektmethode, Werkstätten, künstlerisches Gestalten gefördertwerden.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Durch die Kombination von Leben <strong>und</strong> Lernen, Arbeitsschule, Projektmethode,Einbezug ästhetischer Elemente, Selbsttätigkeit <strong>und</strong> Selbstüberwindung,Schulgem<strong>ein</strong>schaft, altersübergreifende Lerngruppen, Tische <strong>und</strong> Stühle stattBänke, Gruppenunterricht, Kursystem statt Fachsystematik, aber auch Fremd<strong>und</strong>Selbstdisziplinierung wurden Konzepte zur Überwindung der Drill- <strong>und</strong>Disziplinarschule des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts entwickelt, die bis in die Gegenwartfortwirken.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Die Reformpädagogik war aber k<strong>ein</strong>e Alternative zur staatlichen Regelschule,da traditioneller, selektiver, disziplinierender <strong>und</strong> kontrollierender Schulunterrichtsowohl in der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus <strong>und</strong> in derNachkriegszeit lange noch die Regel blieb.Die auf <strong>ein</strong> vages Gem<strong>ein</strong>schaftsleben <strong>und</strong> romantisierende pädagogischeGr<strong>und</strong>konzeptionen bezogene Reformpädagogik besitzt neben allen Vorzügendurchaus auch antirationalistische <strong>und</strong> gegenaufklärerische Momente, diesie nicht zuletzt auch für faschistische Vorstellungen empfänglich machte.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Nach ersten Weltkrieg beginnt mit der Weimarer Reichsverfassung der erneuteVersuch, den Klassencharakter des Schulwesens abzuschaffen, um <strong>ein</strong>edemokratische Schule in <strong>ein</strong>er Demokratie zu verwirklichenDer Weimarer Schulkompromiss ist Ausdruck der politischen Machtverhältnisse,die nur <strong>ein</strong>en Minimalkonsens gestatten, der aber als schulischesPendant zu den demokratischen Gr<strong>und</strong>rechten verstanden werden kann.Die bisher geltende Unterrichtspflicht wird zugunsten der Schulpflicht abgeschafft.Die Vorschulen der Gymnasien werden außer Kraft gesetztEine längere gem<strong>ein</strong>same Schulzeit war politisch nicht durchzusetzen. Auchdie Ausbildungsgänge der Lehrer an den Volksschulen, die jetzt allerdings zu<strong>ein</strong>er Abiturientenkarriere wurden, <strong>und</strong> an den höheren Schulen bleibenweiterhin unterschiedlich.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Schulstruktur vor 1919 Schulstruktur nach 1919


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Mit dem Weimarer Schulkompromiss hatten die Weimarer Parteien ihre gestalterischeKraft in der Schulpolitik erschöpft.Trotz aller sozialegalitären Symbolik des Nationalsozialismus hat er die auf dem Prinziprigider Auslese beruhende Trennung der Schulformen nicht nur übernommen, sondernzum alternativlosen Modell der Schulung der Volksgem<strong>ein</strong>schaft gemacht.Das nationalsozialistische Regime nutzte das im deutschen Schulsystem verankerteAusleseprinzip zur Durchsetzung der eigenen Ideologie, indem ihm <strong>ein</strong>e zusätzlicherassistische Dimension angefügt wurde.Die nationalsozialistische Schul- <strong>und</strong> Hochschulpolitik wurde ab 1937 im Verlauf derbeginnenden Kriegsvorbereitung modifiziert: Die bildungsbegrenzenden Maßnahmenwurden gelockert, die Betonung der Legitimations- gegenüber der Qualifikationsfunktionder Schule wurde abgeschwächt.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Nach 1945 verordneten die alliierten Siegermächte den vier Zonen <strong>ein</strong>eDemokratisierung auch des <strong>Bildung</strong>swesens.Die Demokratisierung des Schulwesens sah ökonomisch vor, allen Kindernden Zugang zu allen Schulen durch Schulgeld- <strong>und</strong> Lernmittelfreiheit sowieUnterstützungszahlungen zu ermöglichen.Organisatorisch sollte die Ganztagsschule <strong>ein</strong>geführt <strong>und</strong> die vertikale Dreigliederungdes Schulwesens durch <strong>ein</strong>e horizontale Gliederung in Form vonGesamtschulen ersetzt werden.Inhaltlich sollte die Neuordnung des Schulwesens mit <strong>ein</strong>er Revision derCurricula verb<strong>und</strong>en werden, um staatsbürgerliche Verantwortung <strong>und</strong>demokratische Lebensauffassung zu ermöglichen.Diese Neuordnungsvorstellungen versandeten relativ rasch in ökonomischer<strong>und</strong> politischer Restauration.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Von 1965 bis 1989 war in der DDR das sozialistische Einheitsschulsystemetabliert, nach 1989 wurde dann das Schulsystem der DDR in s<strong>ein</strong>en wesentlichenZügen strukturell <strong>und</strong> inhaltlich dem der Länder der BRD angepasst.Abweichungen finden sich in <strong>ein</strong>zelnen der neuen B<strong>und</strong>esländer im Vergleichzu den alten B<strong>und</strong>esländern in der Schulstruktur.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Struktur des Schulwesens in Deutschland


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Das Gr<strong>und</strong>modell des gegliederten, allgem<strong>ein</strong>bildenden Schulwesens blieb imWesten trotz des Ausbaus durch Gesamtschulen, die als vierte Säule dazu kamen,stabil, jedoch ging innerhalb dieses Rahmens in den letz-ten 50 Jahren<strong>ein</strong>e erstaunliche Dynamik vonstatten.So ist die Hauptschule nicht mehr die Schule des Volkes. Während 1950 nochüber 80 % <strong>ein</strong>es Altersjahrgangs nach der gem<strong>ein</strong>samen Gr<strong>und</strong>schulzeit dieVolksschuloberstufe, die spätere Hauptschule, besuchten, sind es heute nuretwas mehr als 20 % im Durchschnitt.Weiterführende Schulen wie Gymnasien (32 %) <strong>und</strong> Realschulen (26 %)werden dagegen von der Mehrheit der Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen besucht. AufSchulen mit mehreren <strong>Bildung</strong>sgängen gehen knapp 10 % <strong>und</strong> auf IntegrierteGesamtschulen etwas mehr als 10 %.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Erst mit dem „Sputnik-Schock“ 1959 setzt <strong>ein</strong>e weltweite <strong>Bildung</strong>sdebatte <strong>ein</strong>, da mitder verm<strong>ein</strong>tlich nachlassenden technologischen Innovation im Westen <strong>ein</strong> Qualifikationsdefizitausgemacht wurde.Aus ökonomischen Gründen wurde ebenso <strong>ein</strong> höheres Qualifikationsniveau gefordertwie aus demokratischen Ansprüchen – ‚<strong>Bildung</strong> ist Bürgerrecht’ (Ralf Dahrendorf).Aufgeschreckt durch statistische Untersuchungen über den relativen Schulbesuch imVerlauf der fünfziger Jahre sollten die brachliegenden „Begabungsreserven“ für höhereSchulabschlüsse genutzt werden, um die drohende „<strong>Bildung</strong>skatastrophe“ (GeorgPicht) abzuwenden.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Empirische Schulforschung der 60er Jahre machte Diskriminierungen imbestehenden Schulsystem deutlich. Benachteiligt waren Mädchen, Kinder ausländlichen Gegenden, katholische Kinder <strong>und</strong> Jugendliche <strong>und</strong> Arbeiterkinder.Aus diesen Benachteiligungen setzte sich die Kunstfigur des Objekts schulpolitischerReform zusammen:das katholische Arbeitermädchen vom Land.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Seit den Zeiten der <strong>Bildung</strong>sexpansion der 60er <strong>und</strong> 70er Jahre ist daskatholische <strong>Bildung</strong>sdefizit ebenso verschw<strong>und</strong>en wie der <strong>Bildung</strong>srückstandvon Mädchen.Die regionalen Unterschiede der <strong>Bildung</strong>sbeteiligung sind weiterhin abhängigvom jeweiligen Schulangebot.Die <strong>Bildung</strong>schancen von Kindern mit unterschiedlichem sozialem Hintergr<strong>und</strong>haben sich insofern verbessert, dass heute <strong>ein</strong> Arbeiterkind bei gleicherIntelligenz zwar immer noch <strong>ein</strong>e vierfach geringere Chance hat, <strong>ein</strong>Gymnasium zu besuchen als <strong>ein</strong> Kind aus der Mittel- <strong>und</strong> Oberschicht, aber imVergleich zu den Gründerjahren der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, in denenallenfalls <strong>ein</strong>es von H<strong>und</strong>ert Arbeiterkindern die Reifeprüfung ablegte, ist auchhier <strong>ein</strong>, wenn auch geringerer Fortschritt zu verzeichnen.Die soziale Herkunft bestimmt also zwar nach wie vor die schulischenChancen <strong>und</strong> damit den späteren Lebensweg, aber nicht mehr in dem Ausmaßwie vor der <strong>Bildung</strong>sexpansion Mitte des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Von Chancengleichheit kann daher immer noch nicht gesprochen werden. Eineneue Symbolfigur für die <strong>Bildung</strong>sreform könnte heute der Stadtjunge mitMigrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> prekärem sozialen Status s<strong>ein</strong>.Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler aller sozialer Gruppen besuchen zwar immer längerweiterführende <strong>Bildung</strong>sgänge, aber das Verhältnis der sozialen Milieus bleibtsehr stabil, die <strong>Bildung</strong>sungleichheit nach sozialer Herkunft ist weiterhin starkausgeprägt <strong>und</strong> erhöhte <strong>Bildung</strong>schancen brechen sich an vermindertenBerufs- <strong>und</strong> dann auch Einkommenschancen. Die <strong>Bildung</strong>sreform seitComenius, Rousseau, Humboldt <strong>und</strong> den Reformpädagogen wird alsoweitergehen. Das aber ist Thema der nächsten Sitzung.


<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> – <strong>ein</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Abriss</strong>Sehen Sie sich bitte den Ausschnitt aus R<strong>ein</strong>hard KahlsFilm „Treibhäuser der Zukunft – Im Focus 5 LernendeGesellschaft“ an <strong>und</strong> machen Sie sich bitte vor demHintergr<strong>und</strong> des eben Gehörten Gedanken darüber, wasaus der Geschichte der Pädagogik zu lernen s<strong>ein</strong> kann fürdie Zukunft des <strong>Bildung</strong>swesens.

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