24.11.2012 Aufrufe

UM UTZU G N N - Restaurator im Handwerk eV

UM UTZU G N N - Restaurator im Handwerk eV

UM UTZU G N N - Restaurator im Handwerk eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

� Ein Büro in Heidelberg zu finden, gestaltet sich<br />

durchaus schwierig. Zudem wenn man Steinmetz ist und<br />

in der Regel schmutzig und staubig den Schreibtisch besetzt.<br />

Jeden Tag fuhr ich an dem ehemaligen, seit langer<br />

Zeit aber aufgelassenen Tabak- und Zeitungskiosk am<br />

Alois-Link-Platz in der Heidelberger Weststadt vorbei<br />

und kam so auf die Idee, dass dieser doch eine idealer<br />

Ort für einen Ausstellungsraum mit Büro für mich wäre.<br />

Also recherchierte ich, wer für ihn zuständig sei, stieß<br />

dabei auf die Stadtverwaltung Heidelberg und erfuhr<br />

von ihr, dass es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude<br />

handele. Noch besser also, denn wer wäre dann<br />

als Mieter besser geeignet als ein <strong>Restaurator</strong>?! Von der<br />

Absicht, dieses schöne Kleinod mieten zu wollen, bis zur<br />

Unterzeichnung des Mietvertrags vergingen allerdings<br />

noch zwei von Bürokratie geprägte Jahre.<br />

Gebaut wurde das kleine Gebäude <strong>im</strong> Stil eines Tempels<br />

nach Aussage von Anwohnern nach dem 1. Weltkrieg.<br />

Die Recherche in den Bauakten hat leider kein<br />

genaues Baujahr ergeben, der Bau der WC-Anlagen ist<br />

mit 1926 datiert. Das oberirdische Gebäude soll erst danach<br />

errichtet worden sein und einen Holzunterstand,<br />

an welchem sich die Jugend getroffen hat, ersetzt haben.<br />

Besonders bemerkenswert ist der dreistufige Unterbau,<br />

die beiden dorischen Säulen und das Giebeldreieck mit<br />

dem Vorraum (Kioske haben gewöhnlich keinen Vorraum).<br />

Nach Aussage des zuständigen Konservators ist<br />

dieser Bau einzigartig <strong>im</strong> süddeutschen Raum, was auch<br />

erklärt, warum dieser Kiosk zum Kulturdenkmal erklärt<br />

wurde.<br />

Im Stadtarchiv Heidelbergs stieß ich bei meinen Recherchen<br />

zur Baugeschichte auf ein Foto von 1984, das<br />

zwar in Schwarz-Weiß aufgenommen worden war, aber<br />

trotzdem zeigt, dass die farbliche Fassung nicht mit der<br />

heutigen übereinst<strong>im</strong>mt. Vom Originalzustand sind leider<br />

keine Fotos auffindbar. Auch die Dokumentation<br />

von Baumaßnahmen über die Jahrzehnte ist spärlich und<br />

heutigen Anforderungen bei Denkmalschutzbehörden<br />

Schwerpunktthema<br />

tinO Hinze<br />

Die Verwandlung<br />

eines ehemaligen Kiosks<br />

mit unterirdischer Bedürfnisanstalt<br />

in einen Ausstellungs- und<br />

Büroraum mit Lagerfläche<br />

Heutiger Zustand<br />

des Kiosks (Foto:<br />

Tino Hinze)<br />

nicht vergleichbar. In den 1950er Jahren wurde lediglich<br />

eine Skizze des Giebeldreiecks angefertigt, die die Profilierung<br />

des Ges<strong>im</strong>ses zeigt. Darauf ist allerdings auch zu<br />

sehen, dass der Schriftzug "Alois-Link-Platz" über der<br />

vormaligen Zeile "Erfrischungen" angebracht wurde.<br />

Auch die Uhr ist in der erwähnten Skizze nicht zu sehen.<br />

Am Grundriss und am oberirdischen Baukörper wurden<br />

soweit ersichtlich keine Änderungen vorgenommen.<br />

Die "Bedürfnisanstalt" wurde <strong>im</strong> Laufe der Jahrzehnte<br />

mehrmals umgebaut, und bis auf den Rohbau ist keine<br />

Originalsubstanz mehr erhalten.<br />

Die Abbildung zeigt den derzeitigen Zustand des<br />

Kiosks. Zu sehen sind die beiden Schaukästen mit<br />

Holzrahmen, welche scheinbar noch original erhalten<br />

sind und erhalten bleiben sollen, sowie das Fenster für<br />

die Warenausgabe. Dieses soll durch eine zweiflügelige<br />

Stulp-Tür mit Holzrahmen ersetzt werden, da die Seitentür<br />

sehr schmal und eher kundenunfreundlich ist.<br />

Es wurde zur Auflage gemacht, dass die geplante<br />

zweiflügelige Tür symmetrisch zu teilen ist. Putzflächen<br />

und Architekturgliederungen müssen mit mineralischer<br />

Farbe gestrichen werden, das Farbkonzept muss mit der<br />

Denkmalbehörde abgest<strong>im</strong>mt werden.<br />

Bislang sind die Umbaumaßnahmen noch nicht begonnen<br />

worden, da die Anmietung erst zum Oktober<br />

2011 erfolgte. Über die Umsetzung geplanter Maßnahmen<br />

kann deshalb erst zu einem späteren Zeitpunkt berichtet<br />

werden. Sicherlich wird es die Gelegenheit geben,<br />

diese dann in der Zeitschrift vorzustellen. Man darf gespannt<br />

sein. �<br />

T<strong>im</strong>o Hinze<br />

ist Steinmetz- und Steinbildhauermeister und geprüfter<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>.<br />

E-Mail: steinmetz-hinze@web.de.<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!