UM UTZU G N N - Restaurator im Handwerk eV
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elFie krauS<br />
Glashütte Lamberts Waldsassen<br />
Besucheransturm in denkmalgeschützter Ofenhalle<br />
� Schätzungsweise 2000 Interessierte drängten sich<br />
am Vormittag des 11. September 2011, eines Sonntags,<br />
durch die Ofenhalle der Glashütte Lamberts Waldsassen.<br />
Anlässlich des Tags des offenen Denkmals legten<br />
die Glasmacher eine Sonderschicht ein. So konnten die<br />
Besucher nicht nur die aufwendig sanierte Dachkonstruktion<br />
der denkmalgeschützten Halle besichtigen,<br />
sondern gleichzeitig die seltene Gelegenheit nutzen, die<br />
traditionelle Glasproduktion einmal live zu erleben.<br />
Dicht an dicht drängten sich die Besucher entlang der<br />
Absperrung rund um die Schmelzöfen. Unbeeindruckt<br />
davon gingen dort die Glasmacher ihrem <strong>Handwerk</strong><br />
nach. Perfekt aufeinander eingest<strong>im</strong>mt arbeiteten sie in<br />
gewohnter Weise Hand in Hand, demonstrierten eindrucksvoll,<br />
wie Teamarbeit funktioniert. Jeder Handgriff<br />
sitzt, wenn der Anfänger den glühenden Glasbatzen aus<br />
dem Hafen entn<strong>im</strong>mt, zur Kugel formt und dann an den<br />
Meister übergibt, der den Ballon zur endgültigen Größe<br />
aufbläst. Wohl selten sind die Männer und ihre einzige<br />
weibliche Kollegin, die Aufschneiderin, welche die<br />
Zylinder in Längsrichtung öffnet, bei ihrer schweißtreibenden<br />
Arbeit so oft fotografiert worden. Normalerweise<br />
haben Privatpersonen kaum Gelegenheit, den Glasmachern<br />
bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.<br />
Anlass für diese Sonderschicht war der Tag des offenen<br />
Denkmals. Die Ofenhalle der Glashütte Lamberts<br />
ist ein ganz außergewöhnliches Industriedenkmal. Erbaut<br />
wurde die frei tragende Holzkonstruktion − ein<br />
Zeugnis der hohen Ingenieurkunst − für die Bayeri-<br />
Schwerpunktthema<br />
sche Landesgewerbe- und Industrieausstellung 1896 in<br />
Nürnberg. Von dort gelangte sie 1906 nach Waldsassen.<br />
Seit diesem Umzug wird in der Halle Glas produziert.<br />
2009 entschloss sich die Glashütte Lamberts zur Generalsanierung,<br />
nachdem Schäden am Holz offenkundig<br />
geworden waren. Porös gewordene Teile der aus bis zu<br />
neun Bretterlagen vernagelten Bogenbinder lösten sich.<br />
Ober- und Untergurte waren teilweise gebrochen, sodass<br />
die Diagonalen ihren Halt verloren. Doch nicht die<br />
enorme Hitze, die mit über einem Jahrhundert Glasproduktion<br />
einherging, sondern Feuchtigkeit wird als Ursache<br />
angesehen. Zwe<strong>im</strong>al stand die Produktion in der<br />
Halle still: anfangs der 1930er Jahr als Folge der Weltwirtschaftskrise<br />
und während des Zweiten Weltkriegs.<br />
Bereits damals dürfte Wasser durch das Dach in die<br />
Holzbinder eingedrungen sein und den schleichenden<br />
Verfall in Gang gesetzt haben.<br />
Auch für das ausführende Bauunternehmen war der<br />
Auftrag eine Herausforderung. In enger Abst<strong>im</strong>mung<br />
mit dem Denkmalschutz wurden die<br />
acht bogenförmigen Binder fast ausschließlich<br />
in Handarbeit wieder in<br />
Stand gesetzt. Fast 20 Monate lang<br />
stand die große Gerüstplattform<br />
über den Schmelzöfen in der Halle.<br />
Entsprechend heiß war der Arbeitsplatz<br />
der Z<strong>im</strong>merleute unter der Decke.<br />
Ungedämmt ließ diese durch<br />
die einstrahlende Sonne die Temperaturen<br />
zusätzlich ansteigen. Stück<br />
für Stück bauten die <strong>Handwerk</strong>er<br />
die beschädigen Teile aus, um sie<br />
durch maßgefertigte neue zu ersetzen.<br />
Noch brauchbare Teile blieben<br />
erhalten, leicht zu erkennen an ihrer<br />
dunklen Färbung. Während <strong>im</strong> unteren<br />
Bereich davon noch mehr erhalten<br />
sind, mussten mit zunehmender<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 23<br />
Aufwendig<br />
sanierte Dachkonstruktion<br />
der denkmalgeschützten<br />
Halle<br />
Sanierung der<br />
bogenförmigen<br />
Binder