UM UTZU G N N - Restaurator im Handwerk eV
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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> • Ausgabe 4/2011 • ISSN 1829-7119<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong><br />
Die fachzeitschrift für restaurierunGspraxis<br />
<strong>UM</strong> <strong>UTZU</strong> G<br />
historischer Gebäude<br />
N<br />
Ausgabe 4 / 2011<br />
Themenschwerpunkt<br />
Pulverfabrik Rottweil • Schloss Neuhardenberg<br />
Schwarzwaldhof Bernau • Synagoge Wiesenbronn •<br />
Glashütte Lamberts • Gleichrichterwerk Idastraße 20<br />
+++ denkmal 2010 – Europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung<br />
und Altbausanierung in Leipzig vom 18. bis 20. November 2010 +++<br />
N<br />
foto: stiftung schloss neuhardenberg
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die Baukunst leben,<br />
ohne sie beten,<br />
aber nicht ohne sie erinnern. John Ruskin 1849<br />
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Werte pflegen<br />
Hermann Klos<br />
Günther Seitz
Impressum<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong><br />
Die Fachzeitschrift<br />
für Restaurierungspraxis<br />
Auflage: 3.300<br />
Herausgeber und verantwortlich<br />
für den Inhalt i. S. d. P.<br />
Guido Kramp, Präsident<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> e.V.<br />
Werkstraße 3<br />
32657 Lemgo-Lieme<br />
Tel.: 05261 – 96 88 10<br />
E-Mail: gkramp@kramp-lemgo.de<br />
Konzeption und Koordination<br />
Rainer W. Leonhardt<br />
Tel.: 030 - 342 10 48<br />
E-Mail:<br />
info@rainer-w-leonhardt.de<br />
Anzeigenannahme<br />
Manfred Sturm-Larondelle<br />
Tel.: 030 - 611 53 06<br />
Fax: 030 - 616 27 166<br />
E-Mail: sturmlarondelle@yahoo.de<br />
Mediadaten werden auf Wunsch zugeschickt<br />
bzw. sind auf der Webseite<br />
www.restaurator-<strong>im</strong>-handwerk.eu<br />
unter der Rubrik „Zeitschrift“ einzusehen.<br />
Autorenbetreuung<br />
Dipl.-Ing. Annemarie Rothe<br />
Tel.: 0176 - 96 51 67 53<br />
E-Mail: rothe.a@berlin.de<br />
Dipl.-Ing. Angela Bühring<br />
Tel.: 030 - 402 93 16<br />
E-Mail: info@tischlerei-emme.de<br />
Bernd Kirchner<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong><br />
Tel.: 03361 - 692 52<br />
E-Mail:<br />
be.kirchner@kirchnermetall.de<br />
Lektorat<br />
Axel Haase<br />
Herbach & Haase Literarische<br />
Agentur, Tel.: 030 - 88 001 607<br />
E-Mail: axel.haase@herbach-haase.<br />
de<br />
Gestaltung und Satz<br />
oderconcept mediendesign<br />
Jürgen O. Müller<br />
(verantw. für diese Ausgabe)<br />
Tel.: 033478 - 370 53<br />
E-Mail: jomueller@oderconcept.de<br />
Kontaktadresse:<br />
Bundesverband<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> e.V.<br />
Marianne van der Hoek<br />
Im Wohnpark 11<br />
50127 Berghe<strong>im</strong><br />
Tel: +02271 - 805402<br />
Fax: +03222 - 372 68 09<br />
E-Mail:<br />
restaurator_<strong>im</strong>_handwerk@tonline.de<br />
ISSN 1829-7119<br />
� Eigentlich ist es eine selbstverständliche Aufgabenstellung, das, was schon<br />
da ist, was Andere gebaut haben, zu erweitern, umzubauen, weiterzubauen.<br />
Einen „normalen“ Auftrag aber mit ungewöhnlichen Ideen zu lösen, ist eine<br />
der vielleicht reizvollsten Aufgaben, denn hier wird deutlich, dass die Zeit<br />
nicht stehen geblieben ist, sondern Gegenwart und Zukunft Einkehr halten<br />
können. Entscheidend ist jedoch, dass für jede Fragestellung individuelle<br />
Lösungen entwickelt werden, weil es für den Umgang mit wertvoller historischer<br />
Bausubstanz keine Rezepte, keine blind zu verfolgenden Schemata<br />
gibt, die ohne weiteres Nachdenken zur richtigen Lösung führen würden.<br />
Hier ist die Fähigkeit gefordert, Werte zu erkennen, eigene Wertvorstellungen<br />
zu artikulieren, Probleme kreativ und praktisch zu lösen und unserer<br />
Umwelt eine Gestalt zu geben. Geschichte kann aber nur überliefert werden,<br />
wenn sie an authentischen und originalen Zeugnissen nachweisbar und<br />
überprüfbar ist. Unsere Aufgabe in Zeiten<br />
beschleunigten Wandels ist es, unsere Baukultur<br />
in ihrer Vielschichtigkeit zu sichern<br />
und als kulturellen Wissensspeicher zu<br />
begreifen. Denn zu den herausragenden<br />
Qualitäten historischer Bausubstanz gehört<br />
auch, dass sie <strong>im</strong> Laufe der Geschichte verändert<br />
wurde, sich oft aus ganz verschie-<br />
denen historischen Schichten zusammensetzt,<br />
die alle ihre Bedeutung haben und<br />
dadurch Dauer und Stabilität vermitteln.<br />
Wenn wir Zukunftsperspektiven für<br />
unser baukulturelles Erbes entwickeln<br />
wollen, muss natürlich auch die Frage nach<br />
einer sinnvollen Nutzung beantwortet werden.<br />
Und wo es notwendig ist, kann ein klarer, konsequent durchgeführter<br />
Eingriff richtiger und notwendiger sein als eine zögerliche, unentschlossene<br />
und letztlich unbefriedigende Zwischenlösung. Doch sollten wir uns bewusst<br />
sein, dass jeder Verlust, der durch einen Eingriff entsteht, nicht mehr<br />
rückgängig gemacht werden kann. Hier besteht die Gefahr, dass sogenannte<br />
„weiche“ Entscheidungsfaktoren wie oberflächliche ästhetische Kriterien,<br />
persönliche Vorlieben oder aktuelle Moden eine ausschlaggebende Dominanz<br />
bekommen können.<br />
Fest steht, dass es bei jeder Umnutzung unterschiedliche Positionen und<br />
Proteste geben wird. Zielführend sind letztendlich jedoch vor allem Dialogfähigkeit<br />
und Kompromissbereitschaft und auch eine gewisse Gesprächskultur<br />
und Toleranz <strong>im</strong> Umgang miteinander, wie sie Eberhard Grunsky,<br />
1987-2006 Landeskonservator des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege,<br />
in „Bindungen und Freiheit <strong>im</strong> Umgang mit Baudenkmälern“ schon vor<br />
zwanzig Jahren trefflich auf den Punkt brachte:<br />
„Wenn alle Beteiligten ihren Auftrag und die daraus entwickelte Zielvorstellung<br />
sehr deutlich – unter Umständen auch streitbar – formulieren, kann<br />
sich ein fruchtbares Spannungsverhältnis zwischen denkmalpflegerischen<br />
Bindungen und schöpferischer Freiheit ergeben. [...] Erst in der Rückkopplung<br />
entstehen die Voraussetzungen für gute Ergebnisse. [...] Die intensive<br />
Auseinandersetzung mit dem einzelnen Denkmal, mit<br />
heutigen wirtschaftlichen, technischen und gestalterischen<br />
Anforderungen und schließlich auch die Auseinandersetzung<br />
mit den anderen am jeweiligen Projekt<br />
beteiligten Fachleuten und mit deren speziellen Argumenten<br />
ist sicher kein bequemer, aber es ist der einzige<br />
Erfolg versprechende Weg.“ �<br />
Editorial<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 3<br />
Frank Sprenger<br />
tatort<br />
altbau<br />
Dipl.-Ing. Frank Sprenger<br />
ist fachlicher Leiter des Zentrums für<br />
Restaurierung und Denkmalpflege<br />
der <strong>Handwerk</strong>skammer Koblenz und<br />
Geschäftsführer des Bundesverbandes<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> e. V.<br />
Die Redaktion wünscht allen Leserinnen<br />
und Lesern ein frohes Weihnachtsfest<br />
und ein gutes neues Jahr.<br />
Auf Wiederlesen in 2012!
WERK E.V.<br />
RESTAURATOR<br />
Umnutzung historischer Gebäude<br />
6 Ein Kultur-Ufo ist gelandet !<br />
Schloss Neuhardenberg präsentiert sich dem Betrachter heute<br />
annähernd wieder so, wie Theodor Fontane es bei seinem ersten<br />
Besuch <strong>im</strong> Jahre 1860 vorgefunden hatte.<br />
4<br />
Inhalt<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Jürgen O. Müller<br />
13 Pulverfabrik Rottweil<br />
Vom Rüstungsbetrieb zum Gewerbepark Unteres Neckartal<br />
Im Laufe der 650–jährigen Gewerbe- und Industriegeschichte <strong>im</strong><br />
Neckartal bei Rottweil hat sich der Gebäudebestand dort laufend<br />
verändert und fortentwickelt. Bis ins späte 19. Jahrhundert war die<br />
Struktur kleinteilig über das gesamte bebaubare Gelände verteilt.<br />
Der heutige Gebäudebestand geht <strong>im</strong> Wesentlichen zurück auf die<br />
Aktivitäten seit etwa 1880.<br />
HerMann klOS<br />
20 Historischer Schwarzwaldhof<br />
Zu restaurieren war ein typischer Schwarzwaldhof aus dem 17. Jahrhundert,<br />
gelegen in der Ferienregion Süd-Schwarzwald, genauer<br />
<strong>im</strong> Ortsteil Bernau-Hof, der sich aus den Gebäudeteilen Ökonomie<br />
und Wohnbereich zusammensetzt.<br />
Bernd Jäger<br />
23 Glashütte Lamberts Waldsassen<br />
Schätzungsweise 2000 Interessierte drängten sich am Vormittag<br />
des 11. September 2011, eines Sonntags, durch die Ofenhalle der<br />
Glashütte Lamberts Waldsassen. Anlässlich des Tags des offenen<br />
Denkmals legten die Glasmacher eine Sonderschicht ein.<br />
elFie k rauS<br />
25 Vom Gebetssaal zum Wohnz<strong>im</strong>mer<br />
Wiesenbronn mit seinen fast 1000 Einwohnern liegt am Fuße des<br />
Schwanbergs <strong>im</strong> Landkreis Kitzingen in Unterfranken. In sehr geringer<br />
Zahl gab es hier Juden nachweislich bereits <strong>im</strong> 16. Jahrhundert.<br />
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entwickelte sich eine eigenständige<br />
Gemeinde, sie erbaute 1718 die erste Synagoge in Wiesenbronn.<br />
COnStanCe SCHröder<br />
28 Der letzte Schliff, der erste Kaffee<br />
Das Gebäude, welches hier <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen soll, diente dem<br />
Schleifen von Sandsteinen und wurde über zwei Wasserräder von<br />
beiden Giebelseiten her angetrieben.<br />
Heike nOtz<br />
31 Gleichrichterwerk Idastraße 20<br />
Das Gebäude besteht wie beschrieben aus einer Stahlskelettkonstruktion<br />
und Ausmauerungen aus Ziegeln. Die Fassade ist in Backstein<br />
gemauert. Fenster, Türen und Treppen sind in Stahl gefertigt.<br />
Die unverputzten Innenwände und Decken waren lediglich gestrichen,<br />
sämtliche Installationen der Haustechnik auf Putz ausgeführt.<br />
Diese Charakteristika machen einen großen Teil der Schönheit und<br />
des Charmes meines Hauses aus.<br />
SeBaStian rOSt<br />
35 Die Verwandlung<br />
eines ehemaligen Kiosks mit unterirdischer Bedürfnisanstalt in<br />
einen Ausstellungs- und Büroraum mit Lagerfläche.<br />
tinO Hinze<br />
6<br />
Ein Kultur-Ufo ist gelandet !<br />
13<br />
Pulverfabrik Rottweil<br />
31<br />
Gleichrichterwerk<br />
Idastraße 20
25<br />
Vom Gebetssaal<br />
zum Wohnz<strong>im</strong>mer<br />
40<br />
Symbole auf Fenster-<br />
und Türbeschlägen<br />
Fachbeiträge<br />
36 Symbole auf Fenster- und Türbeschlägen<br />
Teil 2 – Klassizismus und Biedermeier 1790-1850<br />
38 Bewahrung eines fast 300 Jahre alten<br />
Fassaden-Schnitzwerks<br />
Rubriken<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 5<br />
rainer W. leOnHardt<br />
Im Frühsommer 2011 fragte uns ein befreundeter Stuckrestaurator<br />
aus Glauchau, ob wir ihm bei einem Objekt behilflich sein könnten,<br />
an dem ergänzend zum Fassadenstuck best<strong>im</strong>mte Teile des barocken<br />
Zierwerkes aus Eichenholz gefertigt seien.<br />
42 STAVOS-Saal Chemnitz<br />
Restaurierung des Bodens <strong>im</strong> Stadtverordnetensaal<br />
46 Wie ich Joseph köpfte …<br />
Bericht über ein "Studienvorbereitendes Jahrespraktikum<br />
als <strong>Restaurator</strong>in"<br />
3 Editorial<br />
48 Verbandsmitteilungen<br />
52 Interview<br />
54 Vereine<br />
56 Museen<br />
57 Buchbesprechungen<br />
59 Der literarische Text<br />
60 Das historische Foto<br />
61 Kolumne<br />
62 Wirtschaftsnachrichten<br />
63 Das schlechte Beispiel<br />
65 Interessante Produkte<br />
66 Stellenmarkt & Kleinanzeigen<br />
67 Kulturtipps & Leserbriefe<br />
68 Fortbildung<br />
3 / 2011<br />
CHriStian MetzerOtH<br />
gerd kleditzSCH<br />
lena langer<br />
42<br />
STAVOS-Saal in Chemnitz
Ausstellung von<br />
Arbeiten der<br />
französichen<br />
Künstlerin Niki<br />
de Saint Phalle<br />
<strong>im</strong> Schlossareal<br />
Das Schlossgebäude<br />
gegen<br />
Ende des 18. Jahrhunderts(Urheber<br />
unbekannt)<br />
6<br />
Schwerpunktthema<br />
� „Ein Kultur-Ufo ist gelandet!“ Das war der Kommentar<br />
einer Künstlerin aus der Region, als 2002 <strong>im</strong> sanierten Areal<br />
von Schloss Neuhardenberg die erste Neuhardenberg-Nacht<br />
stattfand. Mit Recht, denn das ambitionierte Programm der<br />
Stiftung Schloss Neuhardenberg mit Veranstaltungen zwischen<br />
weltpolitischem Diskurs, zeitgenössischer Kunst und<br />
hochkarätigen Musik- und Theateraufführungen würde auch<br />
einer Metropole gut zu Gesicht stehen und wirkt vor dem<br />
Hintergrund des kulturellen Angebots einer ländlich geprägten<br />
Region tatsächlich "wie von einem anderen Stern".<br />
Die Geschichte von Schloss Neuhardenberg<br />
Die Ursprünge der Schlossanlage gehen auf das Ende<br />
des 17. Jahrhunderts zurück. Kurfürstin Dorothea von<br />
Brandenburg erwarb 1679 die Liegenschaften, die damals<br />
noch "Quilitzer Besitztümer" hießen. Schon am<br />
Anfang des 18. Jahrhunderts war ein Schlossneubau geplant,<br />
wovon jedoch nur das überwölbte Kellergeschoss<br />
ausgeführt wurde. Parallel dazu wurde 1708 ein Schlosspark<br />
angelegt. Erst der markgräfliche Nachfolger Carl<br />
Albert Friedrich von Brandenburg-Sonnenburg errichtete<br />
1746-1751 über dem Kellergeschoss, das bis dahin<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Jürgen O.Müller<br />
Ein Kultur-Ufo ist gelandet !<br />
als Amtsweinkeller gedient hatte, ein eingeschossiges<br />
ziegelgedecktes Fachwerkgebäude mit ausgebautem<br />
Dach, das sogenannte "Ambts Haus".<br />
1765 erhielt Oberstleutnant Joach<strong>im</strong> Bernhard von<br />
Prittwitz den Gutsbereich von König Friedrich II. als<br />
Ehrengeschenk und begann etwa um 1785 mit dem<br />
Neubau eines repräsentativen Herrenhauses als symmetrischer<br />
Dreiflügelanlage mit mächtigem Mansardendach<br />
und einem figurenbekrönten Attikageschoss über<br />
dem Mittelrisalit. Das vorhandene überwölbte Kellergeschoss<br />
des Vorgängerbaus wurde vermutlich wieder mit<br />
einbezogen. Demnach gehören Teile des Kellers zu den<br />
ältesten erhaltenen Räumen des heutigen Schlosses. Die<br />
Anordnung der Nebengebäude entspricht einem in dieser<br />
Zeit verbreiteten Anlageschema. Es besteht aus drei<br />
an der Südseite des Dorfangers aufgereihten und dem<br />
Schloss vorgelagerten Höfen, nämlich dem Amtshof <strong>im</strong><br />
Osten und dem Gutshof <strong>im</strong> Westen sowie dazwischen<br />
gelegen dem Schlosshof. Zwei langgestreckte eingeschossige<br />
Wirtschaftsgebäude mit mächtigen Krüppelwalmdächern,<br />
die sogenannten Kavaliershäuser, fassen<br />
den Vorplatz symmetrisch ein und bilden zusammen
9<br />
7<br />
8<br />
mit der zweigeschossigen Dreiflügelanlage des Schlosses<br />
eine Art Cour d'honneur, dessen offene Nordseite den<br />
Blick über den Dorfanger freigibt. Die Bauzeit von Remise,<br />
Orangerie und Brennerei fällt etwa in den gleichen<br />
Zeitraum. Die Nebengebäude wurden nach einer Brandkatastrophe<br />
<strong>im</strong> Jahre 1801 unter Beteiligung des damals<br />
noch unbekannten Karl Friedrich Schinkels saniert und<br />
erweitert.<br />
1811 verkaufte von Prittwitz den gesamten Besitz<br />
an die Krone. 1814 erhielt Staatskanzler Karl August<br />
von Hardenberg unter anderem auch dieses Gut<br />
als Geschenk für seine Verdienste um die Reformen in<br />
Preußen. Das Dorf Quilitz wurde in Neu-Hardenberg<br />
umbenannt. 1820-1822 wurde das Schloss durch Karl<br />
Friedrich Schinkel umgestaltet. Das mächtige Mansardendach<br />
wurde durch ein Flachdach ersetzt, das hinter<br />
einer steinernen Brüstung verborgen war. So konnte die<br />
Erhöhung des Gebäudes um ein Geschoss ohne Veränderung<br />
der Firsthöhe und unter Beibehaltung von Teilen<br />
der alten Dachkonstuktionen umgesetzt werden. Mit<br />
einfachen, aber wirkungsvollen Gestaltungsmitteln entstand<br />
ein repräsentantives klassizistisches Palais städtischer<br />
Prägung, ein geradezu typischer Schinkel-Bau in<br />
schlichter Schönheit, der seine Ausstrahlung bis heute<br />
bewahrt hat. Zur gleichen Zeit arbeiteten Peter Joseph<br />
Lenné und der Schwiegersohn von Hardenbergs, Herrmann<br />
Fürst von Pückler-Muskau, an der Umgestaltung<br />
der Gartenanlage. 1921 übernahm Carl-Hans von Hardenberg<br />
den Besitz und leitete umfassende Restaurierungs-<br />
und Umgestaltungsarbeiten ein. Er wurde 1944<br />
aufgrund seiner Beteiligung am gescheiterten Attentat<br />
6<br />
3<br />
1<br />
2<br />
4<br />
10<br />
5<br />
Bearbeiteter Ausschnitt aus dem Verschönerungsplan<br />
von Lenné aus dem Jahr 1821:<br />
1 Schlossbegäude<br />
2 Kavaliershaus West<br />
3 Kavaliershaus Ost<br />
4 Remise<br />
5 Scheune<br />
6 Brennerei<br />
7 Scheune<br />
8 Orangerie<br />
9 Kirche<br />
10 geplantes Verbindungsgebäude<br />
an Hitler verhaftet, überlebte jedoch das Konzentrationslager<br />
Sachsenhausen. Trotzdem fiel der Besitz der<br />
Familie nach dem Ende des 2. Weltkriegs unter das Gesetz<br />
der Bodenreform.<br />
Ab 1949 wurde Neuhardenberg, jetzt unter dem Namen<br />
Marxwalde, zu einem Agrarzentrum ausgebaut.<br />
Das Schloss und die Nebengebäude wurden zeitweilig<br />
als Schule, Sporthalle und Wohnungen genutzt. In den<br />
1960er und 1970er Jahren entstanden auf dem Areal<br />
Wohngebäude <strong>im</strong> Plattenbaustil und diverse An- und<br />
Neubauten. 1978 wurde mit einer umfassenden Rekonstruktion<br />
und Restaurierung der Gesamtanlage begonnen,<br />
1979 ging sie in die Rechtsträgerschaft der Kulturakademie<br />
des Bezirkes Frankfurt<br />
(Oder) über. Im Wendejahr<br />
1989 war die Rekonstruktion<br />
<strong>im</strong> Wesentlichen abgeschlossen.<br />
Ende Oktober<br />
1989 noch tagte hier die<br />
Gesellschaft für Denkmalpflege<br />
anläßlich des 200.<br />
Todestages Schinkels und<br />
setzte sich für die Bewahrung<br />
und Pflege der Gesamtanlage<br />
ein. Seit 1991<br />
heißt das Dorf Marxwalde<br />
wieder Neuhardenberg.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 7<br />
Luftbildaufnahme<br />
des Schloss-<br />
Ensembles<br />
Umbauentwurf<br />
um 1820 (Urheber<br />
unbekannt)
Blick vom heutigen<br />
Hotelhof<br />
auf das Hauptgebäude<br />
8<br />
Die Restaurierung von Schloss Neuhardenberg<br />
Projektplanung<br />
Die Überlegungen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes<br />
(DSGV), Schloss Neuhardenberg zu erwerben<br />
und zum Kultur- und Tagungszentrum auszubauen,<br />
gehen auf das Jahr 1993 zurück. Nach ersten Gesprächen<br />
mit den Erben der Familie von Hardenberg wurde <strong>im</strong><br />
Mai 1994 ein Architekturbüro mit der Bestandsaufnahme<br />
der vorhandenen Gebäude zur Ermittlung der Sanierungskosten<br />
und zur Entwicklung von Nutzungskonzepten<br />
beauftragt.<br />
Vorrangig zu klären waren jedoch noch die Eigentumsverhältnisse<br />
und die Nutzung des Schloss-Ensembles<br />
durch zahlreiche öffentliche und private Einrichtungen.<br />
So unterhielt die Gemeindeverwaltung <strong>im</strong><br />
westlichen Kavaliershaus ein Standesamt, die Orangerie<br />
diente als Turnhalle, und das Schloss selbst wurde als<br />
Museum genutzt. Barackenähnliche Gebäude neben<br />
der Remise beherbergten eine Kindertagesstätte, westlich<br />
des Schlosses lag die in den 1970er Jahren errichtete<br />
Hauptschule mit den dazugehörigen Schulhöfen,<br />
und vor der Remise entlang des Angers <strong>im</strong> ehemaligen<br />
Wirtschaftshof waren drei größere Wohneinheiten in<br />
Plattenbauweise mit insgesamt 80 Wohnungen errichtet<br />
worden. <strong>Handwerk</strong>sbetriebe und die freiwillige Feuerwehr<br />
beanspruchten ebenfalls Teile des Areal und der<br />
historischen Gebäude. An der Stelle des heutigen Saalbaus<br />
standen größere Garagen und Lagergebäude. Die<br />
örtliche Sparkasse hatte <strong>im</strong> Bereich der heutigen "Brennerei"<br />
ein Gebäude aus den 1970er Jahren bezogen. Zudem<br />
grenzten weiter östlich zwei größere Kleingartenanlagen<br />
unmittelbar an den historischen Schlosspark.<br />
Die Freiräumung all dieser Einrichtungen war Voraussetzung<br />
für die Realisierung der umfangreichen Sanierungs-<br />
und Umbauarbeiten. Dies wurde 1996 in einer<br />
"Gütlichen Vereinbarung" mit dem Land Brandenburg,<br />
der Kreisverwaltung, dem Amt Neuhardenberg, der<br />
Treuhand, der gräflichen Familie und den privaten Nutzern<br />
der Liegenschaften verbindlich geregelt.<br />
Vernichtete oder unvollständige Grundbücher erschwerten<br />
die Klärung der zu restituierenden Grundstücke.<br />
Erst durch intensive Recherchen in Zusammenarbeit<br />
mit dem Landesamt für offene Vermögensfragen in<br />
Frankfurt (Oder) und durch eidesstattliche Versicherungen<br />
von Zeitzeugen konnte zumindest ein wesentlicher<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Teil rechtsverbindlich festgelegt werden. lm Jahre 1996<br />
erhielten schließlich <strong>im</strong> Rahmen des Einigungsvertrages<br />
die Nachfahren der letzten, von den Nationalsozialisten<br />
enteigneten Besitzer des Schlosses ihr ehemaliges<br />
Eigentum zurück. Der Umzug der <strong>Handwerk</strong>sbetriebe,<br />
der öffentlichen Einrichtungen und − unter Einbeziehung<br />
eines psychologischen Expertenteams − auch der<br />
Mieter wurde 1997 mit finanzieller Unterstützung des<br />
DSGV und des Landes Brandenburg vollzogen. Noch<br />
<strong>im</strong> gleichen Jahr wurde auch der Kaufvertrag mit Friedrich-Carl<br />
Graf von Hardenberg als Oberhaupt der Familie<br />
abgeschlossen.<br />
Parallel zu den ersten Entwürfen und Nutzungskonzepten<br />
wurde gemeinsam mit dem Brandenburgischen<br />
Landesamt für Denkmalpflege, von Bauhistorikern eine<br />
gründliche Bestandsaufnahme der vorgefundenen Baukörper<br />
und -teile durchgeführt. In einer sorgfältigen<br />
Analyse ging es insbesondere darum, historische Bauelemente<br />
ihrem Entstehungsjahr nach zuzuordnen. Hieraus<br />
ergab sich für jeden vorhandenen Baukörper eine umfangreiche<br />
Dokumentation, die deutlich machte, welche<br />
historischen Bauteile und -elemente überhaupt noch<br />
vorhanden waren und in welchem Zustand sie sich befanden.<br />
Anhand dieser Dokumentation konnten nichthistorische<br />
Wände, Decken und sonstige Bauteile genau<br />
definiert werden, woraus sich letztendlich die Abbruchplanung<br />
bzw. die Entkernungsmaßnahmen ergaben.<br />
Im Winter 1997/98 begannen daraufhin die vorbereitenden<br />
Baumaßnahmen mit dem Abriss der Werkstätten<br />
und Betriebsgebäude sowie der drei Wohnblöcke.<br />
Restaurierung und Wiederaufbau<br />
Der denkmalgerechte Wiederaufbau und die Restaurierung<br />
des Schlossensembles vollzog sich zeitlich in fünf<br />
Bauabschnitten:<br />
• Rückbau aller Gebäude und Gebäudeeinrichtungen bis<br />
auf die historischen Bauteile;<br />
• Grundsanierung der zu erhaltenden Bauteile, insbesondere<br />
gegen aufsteigende Feuchtigkeit;<br />
• Wiederaufbau und Sanierung der historischen Gebäude<br />
und Errichtung von Neubauten;<br />
• Restaurierung und Instandsetzung der Außenanlagen<br />
und des historischen Landschaftsparks;<br />
• Restaurierung der historischen Räume und komplette<br />
lnnengestaltung und Möblierung.<br />
Sanierung des Schlosses<br />
Zu Beginn der Sanierungsarbeiten waren die Fassadenflächen<br />
des bereits in den 1960er und 1980er Jahren<br />
mehrmals sanierten Schlosses zu annähernd 50% ohne<br />
Untergrundhaftung und mussten entfernt werden. Zur<br />
Instandsetzung wurden nach entsprechender Reinigung<br />
eine neue Putzbeschichtung und ein neuer Fassadenanstrich<br />
aufgebracht. lm Kellergeschoß, von dem einige<br />
Teile zu den ältesten erhaltenen Räumen des heutigen<br />
Schlosses zählen, musste wie in den anderen Gebäuden<br />
eine neue Horizontaldichtung eingebracht werden, wobei<br />
der Kellerboden zur besseren Raumnutzung geringfügig<br />
abgesenkt wurde.<br />
Der zum großen Teil erhaltene historische Dachstuhl<br />
stellte die Architekten vor eine besonders schwer<br />
zu lösende Aufgabe. Etliche Balken waren so vermodert<br />
oder durch Insekten zerfressen, dass <strong>im</strong> Normalfall eine<br />
Sanierung kaum vertretbar gewesen wäre. Schinkel hat-
te aus Sparsamkeitsgründen durch die geschickte Umwandlung<br />
des Mansarddaches aus der Prittwitz-Zeit in<br />
ein hinter einer steinernen Brüstung verborgenes Flachdach<br />
teilweise die alte Dachkonstruktion belassen. In<br />
Zusammenarbeit mit vielen Fachleuten wurde ein Sanierungskonzept<br />
entwickelt, welches möglichst wenige<br />
Eingriffe in diese historische Bausubstanz gewährleistete.<br />
Das war nur möglich, indem <strong>im</strong> gesamten Dachstuhl<br />
eine neue tragende Stahlkonstruktion eingebracht<br />
wurde. Durch die Stabilisierung konnte die heute erforderliche<br />
technische Infrastruktur (wie Heizungs- und<br />
Lüftungsanlagen) <strong>im</strong> Dachgeschoß untergebracht und<br />
die sonst üblichen Eingriffe in andere Gebäudebereiche<br />
vermieden werden. Die schadhafte originale Schieferdeckung<br />
des Daches war bereits Ende der 1970er Jahre<br />
durch eine Kupferdeckung ersetzt worden, die heute<br />
zum einzig sichtbaren Bauteil des Schlossensembles gehört,<br />
der nicht komplett saniert werden musste.<br />
Den Mittelrisalit der Hofseite hatte Schinkel mit<br />
einer wohl von Christian Daniel Rauch geschaffenen<br />
Bronzeskulptur bekrönen lassen. Eine in der Traditionsgießerei<br />
Lauchhammer nachgearbeitete Replik dieses<br />
unter nie ganz geklärten Umständen am Ende des<br />
2. Weltkriegs verlorengegangenen Originals konnte zum<br />
Abschluss der Restaurierungsarbeiten <strong>im</strong> April 2002<br />
neu aufgestellt werden. Das von zwei Adlern flankierte<br />
Hardenbergsche Familienwappen hat nun wieder seinen<br />
Platz über dem Dreiecksgiebel mit der lnschrift "GRA-<br />
TIA REGIS" (Der Dank des Königs), der seit 1852 nach<br />
Schwierigkeiten mit der Dachentwässerung und Entfernung<br />
der steinernen Balustrade die ursprüngliche Schinkelsche<br />
Attika ersetzt.<br />
Der heutige Besucher betritt das Schloss wie vor über<br />
200 Jahren vom Hof aus durch eine hohe zweiflügelige<br />
Tür aus der Schinkel-Zeit und wird unmittelbar in das<br />
mittig gelegene Vestibül geführt, dessen Hauptschmuck<br />
zwei gestalterisch auf die Eingangstür zum Gartensaal<br />
bezogene Stuckspingen (-spangen ?) und acht klassizistische<br />
Porträtbüsten über Konsolen sind. Der Hauptachse<br />
des Schlosses folgend, gelangt man mit wenigen Schritten<br />
in den Gartensaal, durch dessen drei Fenstertüren<br />
sich der Blick weit in den Landschaftspark öffnet.<br />
Auf eine ausführliche und detaillierte Beschreibung<br />
der umfangreichen Arbeiten bei Sanierung und Restaurierung<br />
der Innenräume <strong>im</strong> Zusammenspiel mit dem<br />
Bestand und den Anforderungen des Nutzungskonzeptes<br />
muß hier notgedrungen aus Platzmangel verzichtet<br />
werden.<br />
Sanierung der historischen Nebengebäude<br />
Während be<strong>im</strong> Schlossgebäude selbst der Großteil der<br />
historischen Bausubstanz einwandfrei belegbar war,<br />
konnten bei den Nebengebäuden nur noch relativ geringe<br />
bauzeitliche Elemente nachgewiesen werden. Erschwerend<br />
kam hier hinzu, dass sich viele Bauteile, wie<br />
etwa Dächer, Dachkonstruktionen, Innenwände und<br />
Fenster, in einem äußerst desolaten Zustand befanden.<br />
Durch Feuchtigkeitsschäden, Schwammbefall und marodes<br />
Mauerwerk war die Wiederherstellung oft technisch<br />
nicht mehr möglich. Deshalb entschied man sich<br />
in diesem Fall, die Kavaliershäuser, die Orangerie, die<br />
Remise und die ehemalige Brennerei bis auf das Mauerwerk<br />
der äußeren Umfassungswände vollkommen zu<br />
entkernen.<br />
Trotz aller nachträglichen Veränderungen besitzen<br />
die Kavaliershäuser noch <strong>im</strong>mer ihre markanten und zur<br />
Erbauungszeit außerordentlich fortschrittlichen Architekturformen.<br />
Während die vom Schlosshof abgewandte<br />
Längsfassade des östlichen Kavaliershauses äußerst<br />
schlicht geblieben ist, erhielt die zum Wirtschaftshof gewandte<br />
des westlichen Kavaliershauses nach den Schä-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 9<br />
Restaurierter<br />
Gartensaal <strong>im</strong><br />
Schlossgebäude<br />
Großer<br />
Konferenzsaal<br />
Schlossgebäude<br />
und Kavaliershaus<br />
Ost (Foto:<br />
Jürgen O. Müller)
Die ehemalige<br />
Remise, heute<br />
Empfangsgebäude<br />
des Hotels<br />
Die ehemalige<br />
Brennerei, heute<br />
ein Restaurant<br />
(Foto: Jürgen<br />
O. Müller)<br />
Galeriez<strong>im</strong>mer<br />
<strong>im</strong> Kavaliershaus<br />
West<br />
10<br />
den des großen Dorfbrandes von 1801 durch den jungen<br />
Karl Friedrich Schinkel bei aller Schlichtheit eine Fassadengestaltung<br />
von hohem ästhetischen Anspruch, die<br />
nicht nur <strong>im</strong> Kontext zum gegenüberliegenden Scheunenneubau<br />
und zur in dieser Zeit sicherlich ebenfalls<br />
veränderten Hofansicht der Remise stand, sondern auch<br />
starke Bezüge zu den anderen nach Schinkels Entwürfen<br />
bereits unter dem jungen Prittwitz realisierten Erneuerungs-<br />
oder Neubauprojekten von Kirche, Schule<br />
und Pfarrhaus hatte.<br />
Nach der Entkernung wurde in den Kavaliershäusern<br />
wie in den anderen ehemaligen Wirtschaftsgebäuden<br />
zunächst eine Horizontalsperre aus Edelstahlblechen<br />
in das Mauerwerk eingebracht, um aufsteigende Feuchtigkeit<br />
zu verhindern. Gleichzeitig wurden alle noch<br />
vorhandenen historischen Wände innen wie außen von<br />
Mörtel und Putz befreit. Die vorhandenen Dächer ließen<br />
keinerlei Rückschlüsse auf die ursprüngliche Ziegeldeckung<br />
zu. Ein auf einem der Dachböden aufgefundenes<br />
Biber-Bruchstück sowie die Bemusterung verschiedener<br />
<strong>im</strong> Umland noch erhaltener Bauten aus dem frühen 19.<br />
Jahrhundert führten zur Entscheidung für einen Biberschwanzziegel<br />
<strong>im</strong> klassischen Berliner Format, allerdings<br />
mit einem Korbbogen statt Rundschnitt, mit dem<br />
die Dächer in mehreren Scherbenfarben neu eingedeckt<br />
wurden.<br />
Parallel zu den vorbereitenden Baumaßnahmen wurde<br />
das Nutzungskonzept für den späteren Betrieb des<br />
Kultur- und Tagungszentrums weitgehend festgelegt,<br />
so dass auch die Architektenplanung für den Wiederaufbau<br />
der entkernten Gebäude ihre<br />
endgültige Gestalt annahm. Das<br />
Kavaliershaus West gehört heute<br />
als Z<strong>im</strong>mertrakt zum Hotelbereich,<br />
während das gegenüberliegende Kavaliershaus<br />
Ost seit Mai 2002 eine<br />
ständige Ausstellung zur wechselvollen<br />
Geschichte Neuhardenbergs<br />
aufgenommen hat und darüber hinaus<br />
Sonderausstellungen und einem<br />
Museumsshop Raum bietet.<br />
Für die Orangerie, die nun wieder<br />
ihre eigentliche Funktion als<br />
Winterquartier für Citrusfrüchte<br />
und Kübelpflanzen erfüllt sowie ein<br />
Restaurant für Veranstaltungen beherbergt,<br />
muss eine Entstehungszeit<br />
etwa zeitgleich mit dem Neubau des<br />
Prittwitzschen Herrenhauses ange-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
nommen werden. lnsbesondere die Verwendung des für<br />
diese Zeit typischen Motivs der von Putzritzquaderungen<br />
überzogenen Fassade, die rundbogig eingeschnittenen<br />
Fenster und die gekehlten Laibungen an den Fenstereinfassungen<br />
sowie die gerollten Schlusssteine und die<br />
wirklichkeitsgetreu gestalteten Tuchgehänge sprechen<br />
für eine derartige Datierung. Bei der Rekonstruktion der<br />
Fassade kam den Architekten zugute, dass die Rustizierung<br />
<strong>im</strong> Mauerwerk eingearbeitet war und nicht nur <strong>im</strong><br />
Putzmörtel. Die notwendige aufwendige Heizungs- und<br />
Lüftungstechnik wurde wie be<strong>im</strong> Schloss <strong>im</strong> Dachstuhl<br />
untergebracht, da die Orangerie keinen Keller besitzt.<br />
Die nordwestlich vor dem Herrenhaus gelegene Remise,<br />
die um 1800 als "Stall Gebäude oder Schütt Boden"<br />
bezeichnet wurde, erhielt zur Entstehungszeit <strong>im</strong><br />
Interesse der gewünschten Pendantwirkung bis in die<br />
Details eine der Orangerie analoge Gestaltung. An der<br />
Gartenfront und am östlichen Giebel des Gebäudes ist<br />
die übereinst<strong>im</strong>mende Gestaltung noch ablesbar. Die<br />
Remise ist heute das Hauptgebäude des Hotels Schloss<br />
Neuhardenberg, hier befindet sich auch dessen Rezeption.<br />
Der bauliche Zustand erforderte eine komplette Entkernung<br />
sowie zusätzlich die teilweise Erneuerung des<br />
Mauerwerks. Um die historische Dachform mit ihren<br />
Schleppgauben wiederherstellen zu können, wurden die<br />
Gästez<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Obergeschoß in Maisonette-Bauweise<br />
angelegt und zum Teil zusätzlich mit Firstfenstern versehen.<br />
Für den östlichen Wirtschaftshof soll schließlich<br />
noch erwähnt werden, dass auch dort an der Angerseite<br />
unter Prittwitz d. Ä. bereits ein Gebäude gestanden<br />
hatte, das nach Brandschäden 1801 als Schnapsbrennerei<br />
wiederhergestellt bzw. neu errichtet worden war.<br />
lm Amtsinventar von 1727 wird an diesem Standort ein<br />
"repräsentatives Wirtschafts- und Brauhaus mit zwei<br />
seitlichen Pavillons" erwähnt. Eine historische Bausubstanz<br />
konnte zu Beginn der Sanierungsarbeiten lediglich<br />
in der östlichen Gebäudehälfte nachgewiesen werden.<br />
Über den freigelegten Fundamenten der ehemaligen<br />
Brennerei <strong>im</strong> westlichen Gebäudeteil befindet sich heute<br />
der Gastraum des Restaurants "Brennerei".<br />
Die Neubauten<br />
Eine grundsätzliche Diskussion löste die Frage aus, wie<br />
sich die geplanten Neubauten in Einklang mit dem historischen<br />
Bestand bringen ließen. Die an der Planung<br />
Beteiligten kamen mit dem verantwortlichen Architekten<br />
überein, dass die Neubauten von dem historischen<br />
Bestand architektonisch klar abzusetzen seien, städtebaulich<br />
aber auf das historische Anlageschema sowie<br />
einen alten, nur zum Teil realisierten "Verschönerungs-
plan" von Lenné verweisen sollten. Der Saalbau, das<br />
Gästehaus West und der Rundbau als Verbindungsglied<br />
zur Remise sprechen daher eine konsequent moderne<br />
Formensprache.<br />
Der Saalbau, der den östlichen Hof nach Osten hin<br />
begrenzt, ist ein kompletter Neubau, der sich nicht auf<br />
historische Vorgängerbauten bezieht, auch wenn sich<br />
an dieser Stelle wohl ursprünglich einfache Schuppen<br />
oder Lagergebäude befanden. Bei dem mit modernster<br />
Technik ausgestatteten, heute als Veranstaltungssaal genutzten<br />
Bau best<strong>im</strong>men statt geschwungener Fledermausgauben,<br />
wie bei den historischen Gebäuden, geradlinige<br />
Schleppgauben das Dach, statt gemauerter Ges<strong>im</strong>se<br />
kamen Stahlträger zum Einsatz.<br />
Der westliche Trakt des Hotels wurde anstelle einer<br />
in den 1950er Jahren abgetragenen historischen Scheune<br />
aus der Schinkel-Zeit in gleichem Bauvolumen neu errichtet.<br />
Ein besonderes Architekturdetail sind hier die<br />
Schiebeläden aus Robinienholz vor den zweiflügeligen<br />
Fenstertüren. Die Z<strong>im</strong>mer des Gästehauses West wurden<br />
mit Galerien versehen, deren obere Wohnbereiche<br />
durch Firstfenster über dem den gesamten Bau durchlaufenden<br />
Mittelgang zusätzlich Licht erhalten.<br />
Der Rundbau schließlich ist ein die Remise und das<br />
Gästehaus West verbindendes Neubauelement in Anlehnung<br />
an den Verschönerungsplan von Peter Joseph<br />
Lenné, der an dieser Stelle ein Gebäude in halbrunder<br />
Form vermutlich als Stallung vorsah. Heute bietet er<br />
dem Frühstücksrestaurant des Hotels Platz. Das pavillionartige<br />
Gebäude erhielt zur Südseite hin großzügige<br />
Glasfronten und eine Terrasse, sie bieten einen herrlichen<br />
Blick auf das Schloss und in den Park. Durch einen<br />
innenliegenden Lichthof erhält der <strong>im</strong> Untergeschoß<br />
liegende Saunabereich natürliche Belichtung und einen<br />
von außen nicht einsehbaren kleinen Garten.<br />
Sanierung des Gartens<br />
Der annähernd 20 Hektar große, sich trichterförmig in<br />
südöstlicher Richtung mit einer Tiefe von 600 Metern<br />
zur Landschaft öffnende Park ist mit der Schlossanlage<br />
eng verwoben und ein bedeutsamer künstlerischer Teil<br />
der Architektur. Ebenso wie bei den historischen Gebäuden<br />
stellte sich hier die denkmalpflegerische Aufgabe,<br />
nach Aufarbeitung der Archivalien, die ursprüngliche<br />
ästhetische Intention der beteiligten Bau- bzw.<br />
Gartenkünstler wie Peter Joseph Lenné und Hermann<br />
Fürst von Pückler-Muskau wiederherzustellen und unter<br />
Berücksichtigung des Naturschutzes die einst gemäldehaft<br />
aneinandergefügten räumlichen Zusammenhänge<br />
wieder erkennbar zu machen.<br />
Schloss Neuhardenberg heute<br />
Schloss Neuhardenberg präsentiert sich dem Betrachter<br />
heute annähernd wieder so, wie Theodor Fontane es bei<br />
seinem ersten Besuch <strong>im</strong> Jahre 1860 vorgefunden hatte.<br />
Die Erhaltung dieses einmaligen klassizistischen Gesamtkunstwerkes<br />
ist der umfassenden Restaurierung zu<br />
verdanken, die der Deutsche Sparkassen- und Giroverband<br />
in den Jahren 1997-2001 vornehmen ließ und die<br />
mit Gesamtkosten von über 56 Mio. Euro zu den bedeutendsten<br />
privat finanzierten Denkmalschutzprojekten in<br />
den Neuen Bundesländern nach der Wende zählen darf.<br />
Die historische Bausubstanz ist mittlerweile grundlegend<br />
und aufwendig saniert, neue Gebäude wurden<br />
errichtet, der Park rekultiviert. Das Ensemble besteht<br />
nunmehr aus dem Schloss, einem Hotel, Restaurants,<br />
Tagungs- und Konferenzräumen sowie Räumlichkeiten<br />
für Ausstellungen, Konzerte, Tanz- und Theaterveranstaltungen.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 11<br />
Saniertes Kavakiershaus<br />
West<br />
und neugebautes<br />
Gästehaus West<br />
(Fotos: Jürgen<br />
O. Müller)<br />
Neuhardenberg-<br />
Nacht 2003<br />
Neubauelement<br />
Rundbau
Die Schinkel-Kirche<br />
in Neu-Hardenberg<br />
(Foto:<br />
Jürgen O. Müller)<br />
Blick in den<br />
Altarraum (Foto:<br />
Jürgen O. Müller)<br />
12<br />
Für das kulturelle Programm, das Tagungsgeschehen<br />
und den Betrieb des Hotels zeichnet die <strong>im</strong> Jahr 2001<br />
gegründete Stiftung Schloss Neuhardenberg verantwortlich,<br />
deren Alleingesellschafter der Deutsche Sparkasen-<br />
und Giroverband ist. Ein internationales Kuratorium<br />
mit herausragenden Persönlichkeiten aus Politik,<br />
Wirtschaft, Kultur und Kirche begleitet und berät die<br />
Tätigkeit der Stiftung. Das gesamte Programm steht<br />
unter der Prämisse gelassener Intensität. Sie trägt der<br />
Besonderheit des Ortes Rechnung, der nicht Berlin oder<br />
Warschau heißt, sondern der gefunden werden will.<br />
(Der Autor bedankt sich bei der Stiftung Schloss Neuhardenberg<br />
für die freundliche Überlassung von Text- und Bildmaterial.<br />
Fotos: Stiftung Schloss Neuhardenberg, wenn nicht<br />
anders vermerkt.)<br />
Die benachbarte Schinkel-Kirche<br />
Nach der Brandkatastrophe von 1801, der auch die 1737-<br />
47 erbaute barocke Saalkirche zum Opfer fiel, entwickelte<br />
Schinkel erste Pläne für den Wiederaufbau der<br />
Kirche, der 1809 vollendet war. Nach der Schenkung des<br />
Ortes an Staatskanzler Carl-August von Hardenberg gestaltet<br />
Schinkel die Kirche in dessen Auftrag nochmals<br />
um. 1822 entwarf der Potsdamer Künstler Josef Bertini<br />
vier Evangelisten-Bilder für den Altarraum.<br />
Nach dem Tod von Hardenbergs <strong>im</strong> Jahre 1822 entstand<br />
das Mausoleum hinter der Kirche. Das Herz des<br />
Staatskanzlers wurde gemäß seinem letzten Willen <strong>im</strong><br />
Altar der Kirche aufbewahrt; hier ist es heute noch zu<br />
sehen. 1888 wurde der Innenraum nochmals überarbeitet.<br />
Seit 1998 bemüht sich der Förderverein Schinkel-<br />
Kirche-Neuhardenberg um die Sanierung und Erhaltung<br />
der Kirche, die unter anderem durch Patenschaften<br />
für die Sterne der Deckenmalerei, ein Werk Schinkels,<br />
finanziert wird. Ein Teil der Veranstaltungen der Stiftung<br />
Schloss Neuhardenberg finden auch in dieser Kirche<br />
statt. �<br />
Jürgen O. Müller<br />
ist Mediendesigner und Redaktionsmitglied dieser Zeitschrift.<br />
E-Mail: jomueller@oderconcept.de<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
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Pulverfabrik Rottweil<br />
Vom Rüstungsbetrieb zum Gewerbepark Unteres Neckartal<br />
� Am Anfang war das Pulver<br />
Die Erforschung der deutschen Rüstungsindustrie unter<br />
modernen wissenschaftlichen Ansprüchen gehört zu<br />
den Desideraten der wirtschaftshistorischen Forschung.<br />
Dabei bedarf es nicht nur einer grundlegenden Aufarbeitung<br />
der Geschichte badischer und württembergischer<br />
Rüstungszentren, sondern auch der biografischen<br />
Erfassung der für diese Branche wichtigsten Industriepioniere<br />
wie etwa Max Duttenhofer, 1 einem Protagonisten<br />
der 600–jährigen Industrie– und Gewerbegeschichte <strong>im</strong><br />
nördlich von Rottweil gelegenen, tief eingeschnittenen<br />
Neckartal. Von hier aus eroberte der später vom württembergischen<br />
König in den persönlichen Adelsstand<br />
erhobene Gehe<strong>im</strong>e Kommerzienrat Dr. Max von Duttenhofer<br />
in weniger als zwanzig Jahren den Weltpulvermarkt.<br />
Die Hauptakteure <strong>im</strong> Neckartal des 21. Jahrhunderts<br />
sind gleichfalls Pioniere und Abenteurer mit Mut und<br />
Visionen. Sie begannen in den frühen 1990er Jahren<br />
damit, die Bäume von den Dächern der zum Teil seit<br />
Jahrzehnten nicht mehr genutzten alten Industriehallen<br />
zu reißen, und merkten alsbald, dass sie sich damit «die<br />
Sterne vom H<strong>im</strong>mel» holten.<br />
Schon <strong>im</strong> Mittelalter Pulver aus Rottweil − Mischung<br />
aus Schwefel, Holzkohle und Salpeter<br />
Die Pulverherstellung in Rottweil ist archivarisch bis ins<br />
ausgehende 14. Jahrhundert zurückzuverfolgen. Winfried<br />
Hecht 3 hat die ersten 500 Jahre akribisch recherchiert und<br />
sieht den Beginn der Pulverherstellung in Rottweil nur<br />
wenige Jahrzehnte nach dem in Meersburg am Bodensee<br />
stattfindenden erstmaligen Pulvereinsatz in Mitteleuropa.<br />
1384 ist „Erhart von Rottweil“ zusammen mit einem vermutlich<br />
auch aus Rottweil stammenden Büchsenmacher in<br />
Bern tätig.<br />
Rottweil nahm in den frühen Jahren der Pulverherstellung<br />
<strong>im</strong> westlichen Oberdeutschland einen führenden<br />
Platz <strong>im</strong> Bereich des Metallgusses ein − und wo Büchsen<br />
und Geschütze hergestellt werden, ist auch der Pulvermacher<br />
nicht weit. Das Wissen, dass ein entsprechendes<br />
Gemisch aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle eine<br />
Gebäude aus der Zeit um 1870 in für die Pulverherstellung typischer<br />
Bauweise mit massiver Ummauerung und leichten Blechdächern, die<br />
<strong>im</strong> Falle einer Explosion den Schaden begrenzen sollten.<br />
Schwerpunktthema<br />
hochexplosive Sache ergibt, existiert<br />
bereits seit vielen Jahrhunderten. Zu<br />
den Vorreitern zählten die Chinesen<br />
und die Griechen. Über Jahrhunderte<br />
hinweg war Schwarzpulver das für<br />
Schieß– und Sprengzwecke einzig<br />
verwendete Triebmittel. Rohstoff–<br />
oder Beschaffungsprobleme gab es in<br />
Rottweil keine. Der Schwefel wurde<br />
<strong>im</strong>portiert, Holzkohle stand in ausreichenden<br />
Mengen zur Verfügung,<br />
Salpeter lieferten in der Region arbeitende<br />
Salpetersieder in die Stadt. Er wurde durch ein<br />
spezielles Siedeverfahren aus dem Erdboden in Ställen<br />
und Wohnhäusern gewonnen. Der Neckar lieferte die<br />
Energie zum Betreiben der Pulvermühlen. Die abgelegene<br />
und trotzdem stadtnahe Lage war ideal.<br />
Bereits <strong>im</strong> frühen 16. Jahrhundert deckten die Rottweiler<br />
Pulvermühlen nicht nur den Bedarf der Reichsstadt,<br />
sie lieferten auch schon erstaunliche Mengen<br />
Pulver nach außen. So <strong>im</strong> Jahr 1533, als 13 Zentner<br />
Pulver geliefert wurden an die katholischen Bundesgenossen<br />
der Reichsstadt in Luzern und weiteren Orten<br />
der Schweizer Eidgenossenschaft, der Rottweil seit 1519<br />
durch einen ewigen Bund angeschlossen war. Die Leistungsfähigkeit<br />
der Rottweiler Pulvermühlen steigerte<br />
sich nachhaltig, und so waren Mitte des 16. Jahrhunderts<br />
bereits Anfragen zur Lieferung von 200 Zentner Pulver<br />
zu verzeichnen.<br />
Es verwundert nicht, dass auch auf Rottweils wichtigstem<br />
historischen Stadtdokument, der Pürschgerichtskarte<br />
des David Rötlin von 1564, eine „Bulvermil“<br />
<strong>im</strong> Neckartal verzeichnet ist. Sie liegt bereits auf dem<br />
Gelände, wo sich in späteren Jahrhunderten eine Pulverfabrik<br />
von Weltrang entwickeln wird. 1564 ist mit<br />
Balthasar Spon auch der erste Pulvermacher namentlich<br />
belegt.<br />
Bis ins frühe 19. Jahrhundert wahrte die Rottweiler<br />
Pulverfabrik einen beachtlich hohen Standard. Zum Teil<br />
wurden gleichzeitig sechs bis sieben Pulvermühlen betrieben.<br />
In Kriegszeiten wie dem Dreißigjährigen Krieg<br />
Die Einrichtung eines Maschinenhauses markiert den Übergang<br />
vom Mühlenantrieb zur Fabrikanlage. Über die Transmission<br />
wurden die benachbarten Anlagen mitbetrieben.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 13<br />
Auf der Pürschgerichtskarte<br />
von<br />
1564 ist nördlich<br />
von Rottweil<br />
bereits – hier<br />
rechts oben –<br />
eine «Bulvermil»<br />
aufgeführt.
Obere Rottweiler<br />
Pulvermühle<br />
um 1890<br />
schnellten die Margen und Chargen nach oben. Die regelmäßig<br />
wiederkehrenden Explosionen führten zwar zu<br />
Produktionsausfällen und temporärem Stillstand, jedoch<br />
nie zur Aufgabe der Pulverproduktion. Die gute Qualität<br />
des Rottweiler Pulvers hatte bereits <strong>im</strong> frühen 17.<br />
Jahrhundert Ausfuhren nach Innsbruck und in vorderösterreichische,<br />
schweizerische und elsässische Städte zur<br />
Folge. Ein Um- und Einbruch erfolgte dann mit dem<br />
Ende der freien Reichsstadt, als Rottweil 1802 durch<br />
württembergische Truppen besetzt und ins spätere Königreich<br />
„einverleibt“ wurde.<br />
Apotheker Max Duttenhofer in der Pulverfabrik −<br />
führend <strong>im</strong> Kaiserreich: Fabrik Rottweil-Hamburg<br />
Mit dem Ende der freien Reichstadt endete die Pulverproduktion<br />
unter städtischer Regie. Die obere Pulvermühle<br />
wurde 1817 durch die Geschäftspartner Sebastian<br />
Burkhardt und Franz Xaver Flaiz übernommen<br />
und entwickelte sich rasch zu einer überregional bedeutenden<br />
Pulverfabrik. Bereits zu dieser Zeit deckte<br />
die königlich–württembergische Arsenaldirektion in<br />
Ludwigsburg ihren gesamten Pulverbedarf in Rottweil.<br />
1840 gründete Franz Xaver Flaiz jun. zusammen mit<br />
dem Rottweiler Kaufmann Sebastian Linsenmann die<br />
untere Pulvermühle. Zwölf Jahre später übernahm nach<br />
dem Tode Linsenmanns der Rottweiler Apotheker Wilhelm<br />
Heinrich Duttenhofer dessen Anteile. Ab diesem<br />
Zeitpunkt heißt das Unternehmen, das bereits fünf Jahre<br />
später auch die obere Pulvermühle übernahm und stilllegte,<br />
„Flaiz und Duttenhofer“.<br />
Duttenhofer starb jedoch bereits 1854. Der Betrieb<br />
wurde von seiner Frau und Flaiz gemeinsam weitergeführt,<br />
bis Sohn Max 1863 in die Pulverfabrik eintrat<br />
und drei Jahre später die Tochter des Pulvermüllers Flaiz<br />
heiratete. Dies war der Beginn eines Firmen<strong>im</strong>periums,<br />
welches recht bald und über 60 Jahre den Pulvermarkt<br />
weltweit mitbest<strong>im</strong>mte. Die Grundlagen für diesen kometenhaften<br />
Aufstieg waren kaufmännisches, technisches<br />
und strategisches Know–how und die Erkenntnis,<br />
dass man miteinander erfolgreicher wirkt als gegeneinander:<br />
der Beginn einer für die damalige Zeit fast einzigartige<br />
Kartell– und Syndikatsbildung.<br />
14 <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Rottweil war für viele Jahrzehnte die Konzernzentrale<br />
der Fabriken Max Duttenhofers. Er nutzte das über<br />
die Jahrhunderte entwickelte Know–how der Pulverherstellung<br />
sowie die bereits vorhandenen personellen,<br />
räumlichen und baulichen Strukturen. Auch verkehrstechnisch<br />
waren mit dem Neckar und der 1865 erfolgten<br />
Anbindung Rottweils an das württembergische Eisenbahnnetz<br />
die Voraussetzungen gegeben, die Nachfrage<br />
in Süddeutschland und den angrenzenden Ländern zu<br />
befriedigen.<br />
Max Duttenhofer war ein Manager modernen Zuschnitts.<br />
Der gelernte Apotheker besaß gleich mehrere<br />
Kernkompetenzen: Als Chemiker verfügte er über die<br />
Kenntnisse, sein Produkt ständig weiterzuentwickeln<br />
und zu verbessern, als Kaufmann behielt er die wirtschaftlichen<br />
Faktoren <strong>im</strong> Auge, und als Stratege hatte<br />
er nur ein Ziel, nämlich den Pulvermarkt monopolistisch<br />
zu beherrschen und den ruinösen Wettbewerb zu<br />
unterbinden. Bereits 1870 kontrollierte Duttenhofer den<br />
süddeutschen Pulvermarkt. Ausbau und Expansion der<br />
Firma erfolgten rasch nach der Gründung der Aktiengesellschaft<br />
am 1. Mai 1872. Max Duttenhofer war Vorstand<br />
und Direktor der Rottweiler Fabrik. Duttenhofer<br />
forcierte den Ausbau der Infrastruktur in und um Rottweil:<br />
so die frühe Erstellung eines Gaswerkes, den Ausbau<br />
der Straßen und den Anschluss an das Telefonnetz.<br />
Die Rottweiler Pulvermühlen waren bereits ab 1856<br />
die größten in Württemberg. Politische und wirtschaftliche<br />
Konstellationen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,<br />
etwa die Reichsgründung 1871 und Internationalisierung<br />
des Handels, erhöhten die Nachfrage nach<br />
Pulver. Die Rottweiler Pulvermühlen und Fabriken sicherten<br />
sich den ersten Platz durch technisch innovative<br />
Weiterentwicklung des Schwarzpulvers. Die Pulverfabrik<br />
wurde ab der Zeit um 1860 der einzige größere Arbeitgeber<br />
in der Region.<br />
Früh erkannte Duttenhofer, dass er das Exportgeschäft<br />
weder mengenmäßig noch von der Logistik her<br />
von Rottweil aus betreiben konnte. So baute er 1876 in<br />
Düneberg an der Elbe auf einem von seinem persönlichen<br />
Freund Bismarck gepachteten Grundstück die<br />
Düneberger Pulverfabrik. Dieses Werk war sein Tor zur
Welt, sie hätte auch geographisch kaum besser positioniert<br />
sein können. Sie lag nur wenige Kilometer entfernt<br />
von Alfred Nobels Sprengstoffwerk in Krümel.<br />
Die vorhandenen Synergien waren ein weiterer Baustein<br />
zu Duttenhofers Aufstieg zum Pulvermagnaten 2 . Sein<br />
Bruder Carl führte das Werk in Düneberg bis zur Stillegung<br />
nach dem 1. Weltkrieg und konnte dort schon<br />
bald größere Tonnagen produzieren, als dies in Rottweil<br />
möglich war. Die so erweiterten ehemaligen Rottweiler<br />
Pulverfabriken trugen nun den Namen „Pulverfabrik<br />
Rottwei –Hamburg“.<br />
Die neue Aktiengesellschaft beherrschte nun gemeinsam<br />
mit den zu dieser Zeit zusammengeschlossenen<br />
Rheinisch–Westfälischen Pulverfabriken den deutschen<br />
Pulvermarkt. Nach dem Zusammenschluss dieser beiden<br />
Monopolisten zur „Köln–Rottweiler–Pulver AG“<br />
entstand das deutsche Generalpulverkartell mit dem<br />
Gehe<strong>im</strong>en Kommerzienrat Dr. Max von Duttenhofer<br />
als Vorstandsvorsitzendem. Duttenhofer gehörte in diesen<br />
Jahrzehnten schon zu den mächtigsten Industriemagnaten<br />
in Deutschland, und gleichzeitig expandierte er<br />
weiter. Er erbaute Werke in Spanien, Russland, Polen,<br />
England, Holland, Japan und Belgien.<br />
Technische Weiterentwicklung des Schwarzpulvers<br />
− Pulvermagnat Max von Duttenhofer in zahllosen<br />
Firmen<br />
Pulver hat die Funktion, die Munition zu schieben. Dies<br />
ständig zu perfektionieren, war Duttenhofers erklärte<br />
Lebensaufgabe. Das braune prismatische Pulver war eine<br />
Weiterentwicklung des bisher gebräuchlichen Schwarzpulvers<br />
auf der Grundlage von Salpeter, Kohle und<br />
Schwefel. 1881 wurde von der Firma Krupp die Weiterentwicklung<br />
angeregt und beauftragt. Carl Duttenhofer<br />
gelang es in Düneburg, durch Verwendung von schwach<br />
gebrannter, brauner Kohle ein deutlich effizienteres,<br />
rauchschwächeres und materialschonenderes Pulver herzustellen.<br />
Mit der Marke „C82“ war das Höchstmaß an<br />
ballistischer Wirksamkeit und Rauchverringerung entwickelt,<br />
das sich mit Schwarzpulver erreichen ließ. Dieses<br />
Produkt sicherte den Rottweil–Hamburger–Pulverfabriken<br />
die Marktführung in Deutschland.<br />
Während die Entwicklung des braunen prismatischen<br />
Pulvers noch <strong>im</strong> wesentlichen auf die Labore der Fabrik<br />
in Düneberg zurück ging, konzentrierte Max Duttenhofer<br />
sich in seinen Rottweiler Laboren auf die Entwicklung<br />
von Pulver auf chemischer Basis, dem Rottweiler<br />
chemischen Pulver, einem mit Essigäther durchgelatinierten,<br />
gekörnten Pulver aus nitriertem Holz. Es war<br />
ein <strong>im</strong> Vergleich zum Schwarzpulver in allen Parametern<br />
wesentlich verbessertes Pulver: hinsichtlich Raucherscheinung,<br />
Gasdruck, Geschwindigkeit, Verbrennung<br />
und Feuchtverhalten. Diese Entwicklung führte zu einer<br />
völligen Umstellung der produktionstechnischen<br />
Grundlagen.<br />
Duttenhofers weitere Aktivitäten<br />
Die letzte und bis heute genutzte Innovation kam aus den<br />
Sprengstofffabriken von Alfred Nobel, der wenige Jahre<br />
nach Markteinführung des Rottweiler Chemischen Pulvers<br />
(R.C.P) den Pulvermarkt nochmals revolutionierte<br />
durch ein neues chemisches Pulver auf der Grundlage<br />
von Nitroglycerin und Nitrozellulose. Eine Innovation,<br />
die <strong>im</strong> Rahmen des deutschen Generalpulver– und<br />
Sprengstoffkartells auch sehr bald von den Fabriken und<br />
Unternehmen Duttenhofers genutzt wurde.<br />
Als deutscher Pulvermagnat hatte Max von Duttenhofer<br />
wirtschaftlich und gesellschaftlich die besten Beziehungen,<br />
bis hin zu Reichskanzlern und vielen bedeutenden<br />
deutschen Wirtschaftsbossen. 1890 besucht der<br />
württembergische König Wilhelm II. die Stadt Rottweil,<br />
und sein Hauptaugenmerk galt dabei der Pulverfabrik.<br />
Politisch äußerst konservativ, leitete Duttenhofer<br />
die Deutschnationale Partei in Württemberg.<br />
Neben den eigenen Aktivitäten, also seinem Konzern,<br />
war Duttenhofer an etwa zwanzig weiteren deutschen<br />
Firmen beteiligt. Sein Engagement in der Gottlieb–<br />
Da<strong>im</strong>ler–Motoren AG sei hier nur beispielhaft genannt.<br />
Gottlieb Da<strong>im</strong>ler war Zeit seines Lebens abhängig von<br />
Investoren. Um die Entwicklung seiner Firma finanzieren<br />
zu können, gründete Da<strong>im</strong>ler 1890 die Da<strong>im</strong>ler–Motorengesellschaft.<br />
Das Aktienkapital war gleichmäßig<br />
verteilt auf Da<strong>im</strong>ler, Duttenhofer und dessen Karlsruher<br />
Geschäftsfreund Wilhelm Lorenz, der Duttenhofer<br />
die Hüllen − also Patronen − für das Pulver lieferte, und<br />
Duttenhofer blieb bis zu seinem Tode Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der Gottlieb–Da<strong>im</strong>ler–Motorenwerke. In<br />
dieser Konstellation war Gottlieb Da<strong>im</strong>ler von Beginn<br />
an durch die Zweidrittelmehrheit von Duttenhofer und<br />
Lorenz wirtschaftlich entmachtet, und während er es<br />
auf ein Jahresgehalt von 10.000 Mark brachte, verdiente<br />
Max Duttenhofer in den guten Jahren die zu jenen Zeiten<br />
unvorstellbar hohe Summe von 15 Millionen Mark.<br />
Max von Duttenhofer war Aufsichtsratsvorsitzender des<br />
Generalkartells der Vereinigten Köln–Rottweiler Pulverfabriken<br />
(1890–1903), Vorsitzender des Aufsichtsrats<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 15<br />
Werksansicht von<br />
1930. Zu dieser<br />
Zeit hatte das<br />
Werk räumlich<br />
und personell<br />
seine größte<br />
Ausdehnung.<br />
1890: König<br />
Wilhelm II. von<br />
Württemberg<br />
wird vom EhepaarDuttenhofer<br />
durch die<br />
Betriebsanlagen<br />
geführt.
St<strong>im</strong>mungsbilder<br />
von 1993. Es war<br />
für viele eine andere<br />
Welt: skurril,<br />
gehe<strong>im</strong>nisvoll,<br />
märchenhaft,<br />
marode und<br />
charmant. Es<br />
war ein Eldorado<br />
für Kreative und<br />
Wagemutige.<br />
der Waffenfabrik Mauser in Oberndorf, der Deutschen<br />
Röhrenwerke in Düsseldorf und der Württembergischen<br />
Metallwarenfabrik, ferner <strong>im</strong> Aufsichtsrat von<br />
etwa fünfzehn weiteren Unternehmen wie den Mannesmann–Röhrenwerken<br />
und der Nobel–Dynamite–Trust–<br />
Company.<br />
Demontage der Pulveranlagen nach beiden Weltkriegen<br />
− 1994 schließt Rhodiaceta das Rottweiler<br />
Werk<br />
Mit dem Ende des 1. Weltkriegs und der Demontage<br />
aller pulverrelevanten Anlagen brach der Betrieb nur<br />
kurzfristig zusammen. Bereits 1919 erfolgte eine Umbenennung<br />
der Firma in „Köln– Rottweil AG“. Die<br />
Umstellung der Fabrik auf Kunstseide, Lacke, Filme<br />
und Zelluloid, alles Produkte <strong>im</strong> Nahbereich der Nitrozelluloseverarbeitung,<br />
erfolgte sehr schnell und erfolgreich,<br />
denn nur der Stickstoffgehalt entscheidet, ob<br />
die nitrierte Zellulose als Grundstoff für Kunststoffe,<br />
Lacke und Filme oder für Sprengstoff dienen kann. Im<br />
Zuge der Neuorientierung kam es 1926 zu einer Fusion<br />
mit der Interessengemeinschaft Farben („IG Farben“)<br />
der Firmen Bayer und BASF. Bereits 1933 wurde das<br />
Rottweiler Werk wieder zum Rüstungsbetrieb, und der<br />
nun geschaffene Rüstungsverband mit Monopolstellung<br />
knüpfte an die Situation vor dem 1. Weltkrieg an, nun<br />
allerdings auf noch viel höherem Niveau. Nach dem 2.<br />
Weltkrieg wurde der IG–Farben Konzern aufgelöst und<br />
die Rottweiler Pulverfabriken abermals von den Franzosen<br />
demontiert.<br />
Ab 1948 folgte erneut die Umstellung auf Textil– und<br />
Zellstoffproduktion durch die „Rottweiler Kunstseidefabrik<br />
AG“, mit 1300 Mitarbeitern weiterhin das größte<br />
Unternehmen in Rottweil. 1963 übernahm die deutsche<br />
„Rhodiaceta AG“ das Rottweiler Werk und produzierte<br />
mit teilweise bis zu knapp 1600 Mitarbeitern Produkte<br />
für den Chemiefasermarkt. Die Arbeitsmarktsituation<br />
<strong>im</strong> globalen Wettbewerb und der Abbau lohnintensiver<br />
Industriearbeitsplätze in Deutschland führte 1994 zur<br />
endgültigen Schließung des Rottweiler Werkes. Die<br />
Werkschließung der Rhodia war wirtschaftlich und sozial<br />
für Rottweil eine Katastrophe. Eine riesige Industriebrache<br />
zeichnete sich ab.<br />
Duttenhofers Aktivitäten waren für Rottweil Segen<br />
und Fluch zugleich. Pulver gehört zur „dunklen Seite<br />
der Macht“, die − wie die Geschichte zeigt − zum Glück<br />
freilich endlich ist, dann aber Lücken hinterlässt. Duttenhofers<br />
Jahrzehnte andauerndes Reg<strong>im</strong>e war für die<br />
ehemalige Reichsstadt oft mehr als eine Zumutung:<br />
Seine Monopolstellung verhinderte Entwicklung und<br />
Aufbau eines breit aufgestellten Gewerbe– und Industriestandortes.<br />
Arbeitsbedingungen, Zwangs– und<br />
16 <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Fremdarbeit sowie hohe Schadstoff–Emissionen gehören<br />
ebenso zur Schattenseite. Auf der anderen Seite partizipierte<br />
Rottweil am wirtschaftlichen und politischen Erfolg<br />
der Pulverfabrik, nutzte die angebotene Versorgung<br />
mit Infrastruktur wie die Bereitstellung von Gas und die<br />
Einrichtung des Telefons. Auch durfte die Rottweiler<br />
Bevölkerung die sanitären Einrichtungen wie z. B. die<br />
Badehäuser in der Pulverfabrik benutzen.<br />
Industrieareal, versteckt <strong>im</strong> Neckartal − Die Wiederentdeckung<br />
eines Architekturschatzes<br />
Im Laufe der 650–jährigen Gewerbe– und Industriegeschichte<br />
<strong>im</strong> Neckartal bei Rottweil hat sich der Gebäudebestand<br />
dort laufend verändert und fortentwickelt.<br />
Bis ins späte 19. Jahrhundert war die Struktur kleinteilig<br />
über das gesamte bebaubare Gelände verteilt. Der heutige<br />
Gebäudebestand geht <strong>im</strong> Wesentlichen zurück auf<br />
die Aktivitäten seit etwa 1880. Von den ehemals über<br />
250 Gebäuden sind heute noch etwa 120 erhalten. Davon<br />
stehen 45 unter Denkmalschutz, weitere 20 werden<br />
als erhaltenswert eingestuft. Nur etwa 10–15 Gebäude,<br />
vor allem außerhalb des eigentlichen Kernbereiches wie<br />
Pförtnerhäuser, Lager– und Produktionsgebäude, wurden<br />
wegen Baufälligkeit, nicht vorhandenen Nutzungsperspektiven<br />
und Arrondierungen <strong>im</strong> Gesamtgelände in<br />
den zurückliegenden Jahren abgerissen.<br />
1984 wurden die in Vergessenheit geratenen Bauwerke<br />
der Pulverfabrik Rottweil von dem Denkmalschützer<br />
Bernhard Laule wieder„entdeckt“, nachdem sie gleichsam<br />
in Vergessenheit geraten waren; kein Wunder, war<br />
doch die Pulverfabrik über 100 Jahre lang eine verbotene<br />
Stadt, eine Art „closed area“ gewesen, von einem<br />
zweiläufigen Drahtzaun und Wachpersonal geschützt.<br />
Sofern eine Pulverfabrik einen Dornröschenschlaf haben<br />
kann, war dieser in Rottweil 1984 zu Ende. Mit Bernhard<br />
Laules erster Veröffentlichung <strong>im</strong> Nachrichtenblatt<br />
des Landesdenkmalamtes war der erste und sehr wichtige<br />
Schritt in die Öffentlichkeit getan.<br />
Bernhard Laule charakterisierte den Gebäudebestand<br />
damals mit den Worten: „Die Bauten der ehemaligen<br />
Pulverfabrik Rottweil verbildlichen den für die Zeit vor<br />
dem Ersten Weltkrieg charakteristischen Übergang eines<br />
aus der Herrschaftsarchitektur abgeleiteten Industriebaus<br />
zum funktionsorientierten Bau des 20. Jahrhunderts.<br />
Noch ist hier nicht die Symmetrie zugunsten<br />
der Funktion und der neuen Gestaltungsauffassung von<br />
der Schönheit des Nützlichen ganz aufgehoben. Konstruktion<br />
und Gestaltung kommen gleichermaßen zum<br />
Tragen, und aus anderen Bereichen entliehene Architekturformen<br />
sind noch ebenso spürbar wie eine teilweise<br />
Verschleierung des Profanen durch kulturtragende Stilelemente.“<br />
7
Max Duttenhofer hatte mit Paul Bonatz, Heinrich<br />
Henes, Emil Mörsch und Albert Staiger die angesehensten<br />
Architekten und Bauingenieure seiner Zeit engagiert.<br />
Mit den Bauten dokumentierte er seinen wirtschaftlichen<br />
Erfolg. Die zur Zeit über 45 geschützten<br />
Industriedenkmale spiegeln ein breites Spektrum hochwertiger<br />
Industriearchitektur über eine Zeitraum von<br />
mehr als 50 Jahren wieder.<br />
Von der Industriebrache mit 154 Hektar zum "Gewerbepark<br />
Neckartal" mit ca. 70 Betrieben<br />
Mit Schließung der Fabrik begann − zunächst als Pionierleistung<br />
einiger weniger − die Erschließung des<br />
ehemaligen Rottweiler Pulverlochs als „Gewerbepark<br />
Neckartal“, ein Projekt, welches heute nach 15 Jahren<br />
beachtliche Fortschritte aufweisen kann. Die erfolgreiche<br />
Umwandlung der 154 Hektar großen Industriebrache<br />
stützt sich auf mehrere Säulen. Die erste und wichtigste<br />
Säule sind die neuen Nutzer.<br />
Noch <strong>im</strong> auslaufenden Betrieb der Rhodia AG begann<br />
in den frühen 1990er Jahren die neue Nutzung<br />
der alten Hallen. Gebäude wurden gekauft, gepachtet,<br />
an– und zwischengenutzt. Auf der Grundlage eines Erschließungs-<br />
und Nutzungsplanes entstand durch schonende<br />
Wiederbelebung der alten Substanz ein Gewerbepark<br />
mit lebendiger Infrastruktur. Es entwickelten sich<br />
die verschiedensten Nutzungskonzepte: Arbeiten und<br />
Wohnen, Freizeit und Gastronomie, Dienstleistung und<br />
Produktion, Kultur und Tradition.<br />
Aktuelle Untersuchungen zur Wiederbelebung von<br />
Industriebrachen zeigen, dass Erfolge an geringe Auflagen<br />
und niedrige Einstiegsschwellen gebunden sind. Der<br />
sehr spontane Einstieg in die Umnutzung des Industrieareals<br />
wurde begünstigt durch die Existenz eines kompetenten<br />
und entscheidungsbefugten Ansprechpartners<br />
vor Ort für die Unternehmer, Pioniere und Gründer, so<br />
dass vieles auf kurzem Wege unbürokratisch und mit<br />
großer persönlicher Nähe entschieden werden konnte.<br />
Dieser Neustart ohne Expertenrunden, Baukommissionen<br />
und Kolloquien war streckenweise gewiss etwas<br />
„hemdsärmelig“. Einige Entscheidungen kamen auch<br />
wie „aus der Hüfte geschossen“. Andererseits spricht der<br />
Erfolg für sich, und für viele Gebäude war es Rettung<br />
in letzter Minute. Letztendlich wurden alle Belange <strong>im</strong><br />
Konsens mit Baurecht, Denkmalpflege und Nutzungsanforderungen<br />
auf den Weg gebracht. Die Vielfalt der<br />
mittlerweile fast 70 angesiedelten Betriebe macht aus<br />
dem Gewerbepark einen bei Tag und Nacht und auch<br />
am Wochenende pulsierenden Stadtteil − und das nur<br />
fünf Minuten von der historischen Stadt entfernt. In<br />
das Neckartal kommen Menschen sowohl zur täglichen<br />
Arbeit als auch, um hier ihre Freizeit zu verbringen. Zu<br />
den großen Anziehungspunkten <strong>im</strong> neuen Neckartal<br />
gehören das ehemalige Kraftwerk, die größte Indoor–<br />
Kartbahn Süddeutschlands, ein Sportzentrum und ein<br />
Theaterrestaurant.<br />
Diese und weitere Firmen locken jedes Jahr über<br />
100.000 Gäste in das Pulvermühlenareal. Aus einem<br />
Kraftwerk wurde ein Veranstaltungsareal, wo Großveranstaltungen<br />
mit bis zu 3.000 Besuchern stattfinden<br />
können. Aus einem Badhaus wurde ein Theaterrestaurant<br />
mit einem kleinen, aber feinen Kulturprogramm,<br />
aus einem Lagergebäude ein Sport– und Fitnesszentrum<br />
und aus einem Aufenthalts– und Umkleidegebäude eine<br />
Schreinerei. Alle neuen Nutzer stellten fest, dass die alten<br />
Gebäude auch auf diese neuen Nutzungen perfekt<br />
zugeschnitten sind. Die vergangenen 15 Jahre haben gezeigt,<br />
dass gerade die Denkmaleigenschaft der Gebäude<br />
eine der Grundlagen für die erfolgreiche Umnutzung ist.<br />
Es stellt sich die Frage, inwieweit jüngere Gebäude, die<br />
bisher nicht gelistet sind, wie das Feuerwehrhaus aus der<br />
Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg und der Nylonbau<br />
von 1968, eine Perle der 1960er Jahre, als Industriebauarchitektur<br />
in den Schutz der Gesamtanlage kommen<br />
können.<br />
Ob Denkmalschutz als Hemmnis oder als Pluspunkt<br />
für die Entwicklung zu werten sei, das war in den ersten<br />
Jahren noch eine heftig und kontrovers geführte Diskussion.<br />
Heute ist allen Beteiligten klar: Gerade der Schutz<br />
der Kulturdenkmäler garantiert, dass der einzigartige<br />
Charakter des Gewerbeparks auch in Zukunft erhalten<br />
bleibt, und viele Anlieger, Nutzer und Investoren engagieren<br />
sich gerade vor dem Hintergrund der hohen baukulturellen<br />
Werte und ihrer Ausstrahlung <strong>im</strong> Gewerbepark<br />
Neckartal. In vorbildlicher Weise berücksichtigen<br />
die heutigen Um– und Weiternutzungen die Aussagekraft<br />
der historischen Bauten. Bereits 4 Gebäude wurden<br />
mit dem vom Schwäbischen He<strong>im</strong>atbund organisierten<br />
Denkmalschutzpreis Baden–Württemberg ausgezeichnet:<br />
das ehemalige Badhaus und ein Gebäudeensemble,<br />
bestehend aus Jakobskirche, Arbeiterkantine und einem<br />
Aborthäuschen.<br />
Die ehemalige Rottweiler Pulverfabrik liegt in versteckter<br />
Lage <strong>im</strong> tief eingeschnittenen Neckartal. Zwei<br />
Kilometer von Rottweils Kernstadt entfernt, erfolgt die<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 17<br />
Rahmenplanung<br />
hier: Kartierung<br />
des denkmalgeschützten<br />
und<br />
erhaltenswerten<br />
Bestandes, Teil<br />
der planerischen<br />
Grundlagen zur<br />
Konversion und<br />
Revitalisierung<br />
der aufgegebenenIndustrieanlagen.<br />
Das Gebäudeensemble<br />
der<br />
Holzmanufaktur<br />
Rottweil. Es war<br />
zu Duttenhofers<br />
Zeiten genutzt<br />
als Arbeiterkantine,<br />
Umzugs-,<br />
Aufenthalts- und<br />
Schlafräume, Toilettenhäuschen.
Hochwertiger<br />
und moderner<br />
Innenausbau ist<br />
die zeitgemäße<br />
Form neuer Nutzung<br />
in alten Hallen:<br />
ehemalige<br />
Arbeiterkantine<br />
von Heinrich<br />
Henes, heute<br />
Büro und Ausstellungsraum<br />
der<br />
Holzmanufaktur<br />
Rottweil.<br />
Der Kolossaal<br />
des Kraftwerkes,<br />
ein Highlight der<br />
Industriekultur.<br />
Veranstaltungen<br />
jeglicher Art sind<br />
hier möglich. Der<br />
Kolossaal 2002.<br />
Das ehemalige<br />
Kraftwerk,<br />
1916/17 von Paul<br />
Bonatz erbaut<br />
und bis vor wenigen<br />
Jahren noch<br />
ohne Zukunft.<br />
Heute ist es einer<br />
der gefragtesten<br />
VeranstaltungsorteSüddeutschlands.<br />
verkehrstechnische Erschließung<br />
heute über die Duttenhoferstraße,<br />
eine Allee, die noch von ihrem<br />
Namensgeber selbst angelegt wurde.<br />
Fußläufig sind Erschließungen<br />
möglich über Wege, die bereits die<br />
Pulverarbeiter in die Fabrik führten.<br />
Ein sehr schöner Weg führt von der<br />
Villa Duttenhofer entlang des Neckars,<br />
über den der Unternehmer<br />
einst selbst in die Fabrik gelangte.<br />
Dass Rottweil am Neckar liegt, wird<br />
einem gerade auf dem Areal der Pulvermühle<br />
bewusst. Die Einbindung<br />
des Flusses in die Entwicklung des<br />
Gewerbeparks gehört zu den möglichen<br />
Zukunftsperspektiven, um<br />
die Attraktivität des Areals noch zu<br />
steigern. Die besondere topographische<br />
und verkehrsberuhigte Situation<br />
lassen Raum für Grünflächen<br />
und den alten Baumbestand entlang<br />
des in seinem natürlichen Flussbett<br />
fließenden Neckars. Der Gewerbepark verdient seinen<br />
Namen zu Recht: Gewerbe in einer zum Teil parkähnlichen<br />
Umgebung.<br />
Vermarktung − Verwaltung − Management − komplett<br />
neue Infrastruktur und Logistik<br />
Die Rhodia AG wird vertreten durch den ehemaligen<br />
Verwaltungsdirektor der Fabrik, Arnd Zachrich, der<br />
dank jahrzehntelanger Kenntnis des Industrieareals die<br />
Um– und Weiternutzung ebenso professionell wie leidenschaftlich<br />
managt und begleitet. Zu den Grundlagen<br />
gehört das behutsame Vermarkten unter Freihaltung von<br />
Reserveflächen für die bereits angesiedelten Firmen, das<br />
Anbieten von günstigen Startbedingungen und opt<strong>im</strong>al<br />
zugeschnittene Flächen zu günstigen Mieten. Rund ein<br />
Drittel der Gebäude sind mittlerweile verkauft, viele<br />
davon mit viel Gespür bereits restauriert. Ein weiteres<br />
Drittel steht in Miet– oder Pachtnutzung, der Rest für<br />
Interessenten zur Verfügung. Die Stadt Rottweil wird<br />
vertreten durch die städtische Projektgruppe Team Gewerbepark.<br />
Hier werden die politischen und fachlichen<br />
Entscheidungen getroffen, vor allem für eine komplett<br />
neue Infrastruktur und Logistik für den Gewerbepark.<br />
Die Stadt Rottweil und das Land Baden–Württemberg<br />
übernehmen die Kosten von rund 6 Millionen Euro.<br />
Diese Maßnahmen sind weitestgehend abgeschlossen,<br />
und die Zukunft des Gewerbeparks ist somit gesichert.<br />
18 <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Im Gewerbepark selbst vertritt das Team Gewerbepark<br />
Neckartal, in unveränderter Zusammensetzung seit über<br />
10 Jahren, und ein von der Anliegervollversammlung<br />
gewähltes siebenköpfiges Gremium die gebiets– und<br />
anliegerspezifischen Interessen. Mit Kompetenzen und<br />
Kontinuität konnten in den zurückliegenden Jahren<br />
viele Entwicklungen positiv beeinflusst und Konflikte<br />
entschärft werden. Und nicht zuletzt gibt es einen qualifizierten<br />
Quartiermanager, der sich um alle täglichen<br />
Belange <strong>im</strong> Gewerbepark Neckartal kümmert.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die letzte Säule ist für die Entwicklung des Gewerbeparks<br />
ebenso unabdingbar: eine kontinuierliche und engagierte<br />
Öffentlichkeitsarbeit, die die Geschichte und<br />
die Zukunft der Industrieanlage gleichermaßen vermittelt.<br />
Im weiteren gehören zur Öffentlichkeitsarbeit<br />
das Herstellen und Verteilen von Kalendern, Firmenprospekten<br />
und Informationsbroschüren, die laufenden<br />
Empfänge von Politikern, Architekten, Wissenschaftlern,<br />
Denkmalpflegern und am Thema Industrie– und<br />
Baukultur interessierter Personen. Dazu gehören unzählige<br />
Aktivitäten in den Bereichen Musik, Kultur, Sport,<br />
Kunst, <strong>Handwerk</strong> und Architektur, die jedes Jahr viele<br />
zehntausende Besucher in das Areal locken.<br />
Der Weg ist das Ziel<br />
Die Konversion eines über die Jahrhunderte gewachsenen<br />
Industrie– und Gewerbegebietes kann nicht in<br />
wenigen Jahren abgeschlossen sein. Ein solches Projekt<br />
kann nur über Jahrzehnte hinweg entwickelt werden.<br />
Hier ist schon der Weg ein Ziel. In Baden–Württemberg<br />
gibt es über 13.000 Industriebrachen, eine konsequente<br />
Um– und Weiternutzung könnte auf Jahrzehnte den jetzigen<br />
Neuflächenverbrauch auf ein Min<strong>im</strong>um reduzieren.<br />
Modelle des Umgangs mit Industriebrachen gibt es<br />
viele.<br />
Die banalste „Sanierung“ ist diejenige, die für einen<br />
Abbruch zur Verfügung stehenden Sanierungsmittel zu<br />
beantragen, „tabula rasa“ zu machen, Stadt–, Industrie–
Nach wie vor gibt es reizvolle Projekte, die auf<br />
Sanierung und adäquate Nutzung warten.<br />
und Arbeitsgeschichte, alles Zeichen unserer Herkunft,<br />
zu el<strong>im</strong>inieren. Wer dies praktiziert, wird irgendwann<br />
feststellen, dass Herz und Seele eines Stadtteils, einer<br />
Gemeinde oder einer Region fehlen. Ein weiterer gerne<br />
genutzter Weg ist die Nutzung von Subventionen und<br />
Fördergeldern. Ein so finanzierter Auf– und Umbau und<br />
die Etablierung von Branchen und Firmen funktionieren<br />
häufig nur so lange, wie auch Subventionen fließen.<br />
Ohne eigene Wirtschaftskraft bleiben dies kurzfristige<br />
Erfolge.<br />
Die nachhaltigste Entwicklung garantieren Konzepte,<br />
die getragen sind von Menschen, die etwas bewegen,<br />
die mit Hand, Hirn und Herz eine Idee umsetzen wollen,<br />
selbstbest<strong>im</strong>mt in partnerschaftlicher Abst<strong>im</strong>mung<br />
mit allen Beteiligten. Unabdingbar für den Erfolg ist,<br />
dass von der öffentlichen Hand ein möglichst günstiger<br />
Rahmen für den Einstieg in Gründung, Aufbau<br />
und Umbau geschaffen wird. Eine Stadt, ein Stadtteil,<br />
ein Gewerbegebiet funktionieren, wenn die betroffenen<br />
Menschen selbst handeln, aus eigenen Impulsen, mit ureigenen<br />
Ideen und Visionen. �<br />
Hermann Klos<br />
ist Tischlermeister, <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> und<br />
Geschäftsführer der Holzmanufaktur Rottweil.<br />
E-Mail: klos@homa-rw.de<br />
Abbildungen<br />
Stadtarchiv Rottweil, Sammlung Schneider–Degrott Rottweil und<br />
Brüssel, Studio.7 Villingen Schwenningen, MEDIAdirekt Villingen<br />
Schwenningen, Holzmanufaktur Rottweil<br />
Quellenangaben<br />
1 Florian Burgstaler: Rottweil <strong>im</strong> 19. Jahrhundert, Stuttgart 1989<br />
2 Der Förderkreis Industriemuseum Geestacht engagiert sich für den<br />
Aufbau eines Industrie und Technikmuseums. Über die sehr engagierte<br />
Arbeit des Förderkreises informiert: www.industriemuseum.geestacht.<br />
de//nobel//ausst.html<br />
3 Winfried Hecht: Pulver aus der Reichsstadt Rottweil, Kleine Schriften<br />
des Stadtarchivs Rottweil, Band 4, Rottweil 1977<br />
4 Winfried Hecht: Rottweil 1802–1970. Von der Reichsstadt zur Großen<br />
Kreisstadt, Stadtarchiv Rottweil, Rottweil 1997<br />
5 Kollmer–v. Ohe<strong>im</strong>b–Loup, Gerd: „Einführung zum Zeitraum 1850–<br />
1910 der Bibliographie zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des deutschen<br />
Südwestens.“ http://www.uni–mannhe<strong>im</strong>.de/mateo/hist/kollmer.<br />
htm.<br />
6 Jörg Kraus: Für Geld, Kaiser und Vaterland, Max Duttenhofer, Gründer<br />
der Rottweiler Pulverfabrik und erster Vorsitzender der Da<strong>im</strong>ler–Motoren–Gesellschaft.<br />
Wissenschaftliche Schriftenreihe des Da<strong>im</strong>lerChrysler<br />
Konzernarchivs, hg. von Harry Niemann/Wilfried, Feldenkirchen,<br />
Band 4, 2001<br />
7 Bernhard Laule: Die ehemalige Pulverfabrik in Rottweil am Neckar,<br />
in: Denkmalpflege in Baden–Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes<br />
13. Jahrgang, 4. Heft 1989, Seite 124–133<br />
8 Bernhard Laule: Die Rahmenplanungen zum Gewerbepark Neckartal.<br />
Die ehemalige Pulverfabrik bei Rottweil, in: Denkmalpflege Baden–<br />
Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes 27. Jahrgang,<br />
2. Heft 1998, Seite 56–60<br />
9 Otto Schmid: 50 Jahre „Köln–Rottweil“. Aus der Geschichte der Fabrik<br />
Rottweil, Hrsg. I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft, Werk<br />
Rottweil 1940<br />
(Sonderdruck mit Ergänzungen aus : Schwäbische He<strong>im</strong>at 2009/2)<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 19<br />
Weitere Szenen<br />
zum Thema<br />
„kontrollierter<br />
Verfall“.
Typischer<br />
Schwarzwaldhof<br />
aus dem 17.<br />
Jhd. in Bernau-<br />
Hof, Süd-<br />
Schwarzwald,<br />
nach der Restaurierung<br />
Innenräume<br />
vor der Restaurierung,<br />
von links:<br />
Schlafz<strong>im</strong>mer, Küche,<br />
Wohnstube<br />
20<br />
Schwerpunktthema<br />
Bernd Jäger<br />
Historischer Schwarzwaldhof<br />
erwacht in neuem Glanz<br />
� Zu restaurieren war ein typischer Schwarzwaldhof aus<br />
dem 17. Jahrhundert, gelegen in der Ferienregion Süd-<br />
Schwarzwald, genauer <strong>im</strong> Ortsteil Bernau-Hof, der sich<br />
aus den Gebäudeteilen Ökonomie und Wohnbereich<br />
zusammensetzt. Der ehemalige Stallteil war bereits vor<br />
etwa 20 Jahren abgebrochen und als Wohnbereich mit<br />
zusätzlichen Ferienwohnungen neu erstellt worden. Das<br />
Gesamtgebäude befindet sich schon seit Jahrhunderten<br />
<strong>im</strong> Familienbesitz und sollte vor dem Zerfall bewahrt<br />
werden.<br />
Der ursprüngliche Wohnteil wurde wie vor über 60<br />
Jahren genutzt inkl. sämtlicher Einrichtungsgegenstände<br />
usw. vorgefunden − gerade als wenn die Besitzer ebenmal<br />
zu einem Sonntagsspaziergang aufgebrochen wären.<br />
Er enthielt einige Objekte hoher <strong>Handwerk</strong>skunst und<br />
Tradition, Wandeinbauten, Rauchschürze, Kachelofen<br />
und Kunst sind noch <strong>im</strong> Original erhalten. Hier war bereits<br />
der einzigartige Charme und Glanz dieses Gebäudes<br />
unter der leichten Staubschicht zu erkennen.<br />
Um nun das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten<br />
und dabei auch wirtschaftlich zu nutzen, wurde eine<br />
Konzeption für die Unterbringung von drei Wohnungen<br />
erarbeitet. Es wurde großes Augenmerk darauf gelegt,<br />
den ursprünglichen Charakter des Hauses zu erhalten<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
und so viele ursprüngliche Elemente wie möglich einzubinden.<br />
In vielen Gesprächen wurde gemeinsam mit den<br />
Bauherren und dem Landesdenkmalamt eine Lösung<br />
gefunden, die heute allen Räumen etwas Besonderes<br />
gibt. Alle neu eingefügten Bauteile treten schlicht zurück<br />
und lassen die vorhandenen <strong>Handwerk</strong>skünste aus<br />
vergangenen Tagen für sich wirken. Und dabei wurde<br />
der Spagat zwischen heutigen Ansprüche an Komfort<br />
und Ausstattung und Erhalt des historischen Charmes<br />
respektvoll und behutsam gemeistert.
Auf Grundlage dieser oben genannten Konzeption<br />
konnten wir die Kosten für die Restaurierung des<br />
Bauwerks genau best<strong>im</strong>men und so dem Kunden ein<br />
verbindliches Kostenangebot für die Komplettrestaurierung<br />
von der Planung bis zur Fertigstellung unterbreiten,<br />
ebenso durften wir den Bauherrn bei der Zuschussbeantragung<br />
von Fördermitteln unterstützen.<br />
Nachdem für unsere Planungsabteilung mit der Fertigstellung<br />
der Planung die erste Hürde genommen war,<br />
begann für unsere <strong>Handwerk</strong>er die Herausforderung.<br />
Als erstes waren die Arbeiten am Dach zu bewältigen.<br />
Es wurde mit einer Aufdachdämmung versehen, um <strong>im</strong><br />
Innenraum den historischen Dachraum mit dem original<br />
erhaltenen Dachstuhl und seiner Schindeldeckung<br />
zu erhalten. Drei Gauben wurden eingebracht, um den<br />
Dachraum großzügiger nutzen zu können und viel Licht<br />
in den Innenraum zu bekommen. Am Walm und an der<br />
Traufe über dem Laubengang wurden Glasflächen bündig<br />
eingebracht, um dem Dachraum und dem Laubengang<br />
Licht und Luft zu verschaffen.<br />
Ansicht Glasflächen<br />
Schlafz<strong>im</strong>mer Dachraum<br />
Im nächsten Schritt wurde das<br />
Gesamttragwerk statisch ertüchtigt,<br />
die Decken wurden für unsere heutigen<br />
Belastungsansprüche ausgebildet,<br />
die Sparren erhielten an schadhaften<br />
Stellen Ausbesserungen, die<br />
in alter Z<strong>im</strong>mermannskunst gefertigt<br />
wurden.<br />
An der Außenfassade wurde eine<br />
Dämmung aufgebracht und mit einer<br />
Schindellage in kleiner geschwungener<br />
Form, wie sie <strong>im</strong> Bestand als<br />
unterste verborgene mehrfach überlagerte<br />
Schicht zu finden war, versehen.<br />
Mit den neuen Sprossenfenstern<br />
nach historischem Vorbild und<br />
der alten Haustür erhielt das Haus<br />
ein neues strahlendes Gesicht. Das<br />
I-Tüpfelchen bildet die vorgelagerte<br />
Brücke als Aufgang und Sonnenplatz<br />
zum Verweilen.<br />
Tritt man nun durch die ursprüngliche<br />
Haustür ein, findet man sich in<br />
einem Eingangsbereich, der zu Skikeller,<br />
Wohnungen und Treppenhaus<br />
führt. Im Treppenhaus findet man<br />
eine weitere Besonderheit aus früheren<br />
Tagen: einen original erhaltenen<br />
Rauchfang, der früher von der unten<br />
liegenden Küche aus genutzt wurde,<br />
um den berühmten Schwärzwälder<br />
Schinken herzustellen.<br />
Es entstand Wohnraum, der für<br />
sich spricht, indem er Historie und<br />
<strong>Handwerk</strong>skunst bewahrt und dabei<br />
den heutigen Anforderungen<br />
an Wohnkomfort und Bauphysik in<br />
nichts nachsteht. Die einzelnen Wohnungen erschließen<br />
sich nun aus dem Treppenhaus und gehen teilweise über<br />
zwei Ebenen. Jede Wohnung hat Ihre eigene Besonderheit,<br />
sei es eine historische Stube, einen bewundernswerten<br />
Laubengang oder einen beeindruckenden Dachraum<br />
mit historischen Bodenbelag. Ausgestattet sind sämtliche<br />
Wohnungen mit Bad, Küche, Wohn- und Schlafräumen,<br />
funktionell nach heutigem Standard, mit vielen<br />
ursprünglichen Möbeln und Liebe zum Detail einge-<br />
Brücke Laubengang<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 21<br />
Restaurierte<br />
Innenräume,<br />
von oben:<br />
Wohnstube,<br />
Pilasterschrank,<br />
Küche EG.<br />
Dachraum mit<br />
historischer<br />
Schindeldeckung.
Restaurierte<br />
Innenräume,<br />
von links:<br />
Schlafraum,<br />
Dachraum,<br />
Dachfenster.<br />
22<br />
richtet. Neue Dinge ergänzen das Gesamtbild und fügen<br />
sich harmonisch ein, liebevoll bis ins kleinste Detail, so<br />
wurden z. B. auch die Lichtschalter und Steckdosen in<br />
damals vorhandener Ausführung nachgebildet. Die Innenausstattung<br />
besteht weitestgehend aus vorhandenen<br />
Möbeln und Türen, die der Gesamtwirkung den letzten<br />
Feinschliff geben. Einbauschränke, Küchenschränke,<br />
Kommoden usw. wurden restauriert und in den ursprünglichen<br />
Farbfassungen gestrichen und runden das<br />
Bild so ab.<br />
Unser Unternehmen führte dieses Projekt von der<br />
Planung bis zur Fertigstellung aus. Unser eigenes Architektenteam<br />
sowie unsere <strong>Handwerk</strong>er zeigten hier am<br />
Fuße des höchsten Berges Baden-Württembergs (Feld-<br />
Planung und Durchführung<br />
anspruchsvoller Restaurierungen<br />
und Rekonstruktionen nach<br />
historischem Vorbild<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
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des Präsidenten der Stiftung Preussischer Kultur besitz) / Bundesministerium für Umwelt<br />
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berg) wahre Höchstleistungen. Solche Leistungen sind<br />
jedoch nur zu vollbringen, wenn alle Beteiligten, vom<br />
Bauherrn angefangen über das Landesdenkmalamt bis<br />
zu den <strong>Handwerk</strong>ern, in einem Boot sitzen und in dieselbe<br />
Richtung rudern. Und so sind wir mit einer Arbeitszeit<br />
von 12 Monaten zügig in den Hafen der Fertigstellung<br />
des Bauwerks gekommen. �<br />
(Fotos: Fa. Roth, Wunsiedel)<br />
Bernd Jäger<br />
ist Geschäftsführer der JaKo Baudenkmalpflege GmbH,<br />
Emishalden 1, 88430 Rot an der Rot.<br />
E-Mail: bj@jaegergruppe.com.<br />
www.jako-baudenkmalpflege.de
elFie krauS<br />
Glashütte Lamberts Waldsassen<br />
Besucheransturm in denkmalgeschützter Ofenhalle<br />
� Schätzungsweise 2000 Interessierte drängten sich<br />
am Vormittag des 11. September 2011, eines Sonntags,<br />
durch die Ofenhalle der Glashütte Lamberts Waldsassen.<br />
Anlässlich des Tags des offenen Denkmals legten<br />
die Glasmacher eine Sonderschicht ein. So konnten die<br />
Besucher nicht nur die aufwendig sanierte Dachkonstruktion<br />
der denkmalgeschützten Halle besichtigen,<br />
sondern gleichzeitig die seltene Gelegenheit nutzen, die<br />
traditionelle Glasproduktion einmal live zu erleben.<br />
Dicht an dicht drängten sich die Besucher entlang der<br />
Absperrung rund um die Schmelzöfen. Unbeeindruckt<br />
davon gingen dort die Glasmacher ihrem <strong>Handwerk</strong><br />
nach. Perfekt aufeinander eingest<strong>im</strong>mt arbeiteten sie in<br />
gewohnter Weise Hand in Hand, demonstrierten eindrucksvoll,<br />
wie Teamarbeit funktioniert. Jeder Handgriff<br />
sitzt, wenn der Anfänger den glühenden Glasbatzen aus<br />
dem Hafen entn<strong>im</strong>mt, zur Kugel formt und dann an den<br />
Meister übergibt, der den Ballon zur endgültigen Größe<br />
aufbläst. Wohl selten sind die Männer und ihre einzige<br />
weibliche Kollegin, die Aufschneiderin, welche die<br />
Zylinder in Längsrichtung öffnet, bei ihrer schweißtreibenden<br />
Arbeit so oft fotografiert worden. Normalerweise<br />
haben Privatpersonen kaum Gelegenheit, den Glasmachern<br />
bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.<br />
Anlass für diese Sonderschicht war der Tag des offenen<br />
Denkmals. Die Ofenhalle der Glashütte Lamberts<br />
ist ein ganz außergewöhnliches Industriedenkmal. Erbaut<br />
wurde die frei tragende Holzkonstruktion − ein<br />
Zeugnis der hohen Ingenieurkunst − für die Bayeri-<br />
Schwerpunktthema<br />
sche Landesgewerbe- und Industrieausstellung 1896 in<br />
Nürnberg. Von dort gelangte sie 1906 nach Waldsassen.<br />
Seit diesem Umzug wird in der Halle Glas produziert.<br />
2009 entschloss sich die Glashütte Lamberts zur Generalsanierung,<br />
nachdem Schäden am Holz offenkundig<br />
geworden waren. Porös gewordene Teile der aus bis zu<br />
neun Bretterlagen vernagelten Bogenbinder lösten sich.<br />
Ober- und Untergurte waren teilweise gebrochen, sodass<br />
die Diagonalen ihren Halt verloren. Doch nicht die<br />
enorme Hitze, die mit über einem Jahrhundert Glasproduktion<br />
einherging, sondern Feuchtigkeit wird als Ursache<br />
angesehen. Zwe<strong>im</strong>al stand die Produktion in der<br />
Halle still: anfangs der 1930er Jahr als Folge der Weltwirtschaftskrise<br />
und während des Zweiten Weltkriegs.<br />
Bereits damals dürfte Wasser durch das Dach in die<br />
Holzbinder eingedrungen sein und den schleichenden<br />
Verfall in Gang gesetzt haben.<br />
Auch für das ausführende Bauunternehmen war der<br />
Auftrag eine Herausforderung. In enger Abst<strong>im</strong>mung<br />
mit dem Denkmalschutz wurden die<br />
acht bogenförmigen Binder fast ausschließlich<br />
in Handarbeit wieder in<br />
Stand gesetzt. Fast 20 Monate lang<br />
stand die große Gerüstplattform<br />
über den Schmelzöfen in der Halle.<br />
Entsprechend heiß war der Arbeitsplatz<br />
der Z<strong>im</strong>merleute unter der Decke.<br />
Ungedämmt ließ diese durch<br />
die einstrahlende Sonne die Temperaturen<br />
zusätzlich ansteigen. Stück<br />
für Stück bauten die <strong>Handwerk</strong>er<br />
die beschädigen Teile aus, um sie<br />
durch maßgefertigte neue zu ersetzen.<br />
Noch brauchbare Teile blieben<br />
erhalten, leicht zu erkennen an ihrer<br />
dunklen Färbung. Während <strong>im</strong> unteren<br />
Bereich davon noch mehr erhalten<br />
sind, mussten mit zunehmender<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 23<br />
Aufwendig<br />
sanierte Dachkonstruktion<br />
der denkmalgeschützten<br />
Halle<br />
Sanierung der<br />
bogenförmigen<br />
Binder
Traditionelle<br />
Glasproduktion<br />
am Tag des<br />
offenen Denkmals<br />
2011<br />
24<br />
Höhe ganze Segmente ausgetauscht werden. Etwa 100<br />
Kubikmeter Fichten- und Kiefernholz wurden als maßgefertigte<br />
Einzelteile verbaut. 100.000 Schrauben eingedreht<br />
– ein Zugeständnis an die heutige Technik, denn<br />
ursprünglich waren alle Binder genagelt. Pro Bogen<br />
etwa 1.600 Einzelteile mit 124 Nägeln pro laufenden<br />
Meter. Knapp 1 Million Euro kostete die Maßnahme,<br />
deren Großteil der ehemalige Firmenchef Stephan Lamberts<br />
übernahm. Finanzielle Unterstützung kam auch<br />
von der Denkmalpflege, dem Landkreis Tirschenreuth<br />
und dem Bezirk Oberpfalz, der die gelungene Sanierung<br />
am 26. Oktober 2011 mit dem diesjährigen Kulturpreis<br />
würdigte. �<br />
vielseitig, weil individuell<br />
„Wir dürfen uns täglich damit befassen,<br />
das Historische zu bewahren und<br />
zeitgenössisch zu kreieren. Fördern Sie<br />
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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
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• Baujahr: 1896 (für Jubiläumsausstellung in Nürnberg)<br />
• Abbau: 1904, Wiederaufbau: 1906<br />
• Sanierung: 2011 (Fertigstellung)<br />
• Nutzung: Ofenhalle, Produktion mundgeblasener<br />
Flachgläser<br />
• Höhe: 19 m, Breite: 28 m, Länge: 92 m (Gesamthalle,<br />
davon 46 m Holzkonstruktion)<br />
• Konstruktion: 8 Bogenbinder (je ca. 1.600 Einzelteile)<br />
• Material: Holz (Eiche, Kiefer, Fichte), bis zu 9<br />
Bretter als Binder mit 124 Nägel/lfm. vernagelt –<br />
Sanierung mit Spezialschrauben<br />
• Ausführung: Baugeschäft Roth, Wunsiedel<br />
• Bauzeit: 15 Monate<br />
• Besonderheit: Sanierung bei laufendem Betrieb der<br />
Glasproduktion und Arbeitstemperaturen von ca.<br />
50° C.<br />
Elfie Kraus<br />
ist verantwortlich für die Öffenlichkeitsarbeit der Glashütte<br />
Lamberts.<br />
E-Mail: e.kraus@mm-pr.de.<br />
Weitere Informationen: Glashütte Lamberts Waldsassen<br />
GmbH, Schützenstraße 1, 95652 Waldsassen, Tel:<br />
09632/2371, Fax: 09632/4880, E-Mail: info@lamberts.<br />
de. Internet: http://www.lamberts.de.<br />
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� Geschichte<br />
Wiesenbronn mit seinen fast 1000 Einwohnern liegt<br />
am Fuße des Schwanbergs <strong>im</strong> Landkreis Kitzingen in<br />
Unterfranken. In sehr geringer Zahl gab es hier Juden<br />
nachweislich bereits <strong>im</strong> 16. Jahrhundert. Zu Beginn des<br />
18. Jahrhunderts entwickelte sich eine eigenständige<br />
Gemeinde, sie erbaute 1718 die erste Synagoge in Wiesenbronn.<br />
Synagogen haben für eine jüdische Gemeinde<br />
unterschiedlichen Nutzen. So wird in ihnen nicht nur<br />
der Gottesdienst gehalten, sondern es finden dort auch<br />
Versammlungen in weltlichen Angelegenheiten und die<br />
religiöse Unterrichtung der Gemeindemitglieder statt.<br />
In den ländlichen Regionen wurden Synagogen oft so<br />
errichtet, dass Bedienstetenwohnungen an- bzw. eingebaut<br />
wurden. Die erste Wiesenbronner Synagoge wurde<br />
dann bereits Ende des 18. Jahrhunderts aufgrund<br />
von Baufälligkeit und einer stark gewachsenen Zahl<br />
von Gemeindemitgliedern abgerissen und 1792-1793<br />
durch ein größeres Gebäude ersetzt. Es wurde nun ein<br />
zweigeschossiger Massivbau mit Mansarddach <strong>im</strong> für<br />
diese Zeit typischen Baustil des Klassizismus errichtet.<br />
Im Erdgeschoss befanden sich eine kleine Wohnung,<br />
die Mikwe (das rituale Tauchbad) und ein für Männer<br />
und Frauen getrennter Aufgang in den Gebetssaal. Das<br />
Ober- und Mansardgeschoß wurde als Gebetsraum genutzt.<br />
In den folgenden Jahren wuchs die Anzahl der Juden<br />
in Wiesenbronn weiter, und in der ersten Hälfte des<br />
19. Jahrhunderts verzeichnete sie ihren höchsten Stand<br />
mit rund 140 Mitgliedern. Mit der Einführung von<br />
Niederlassungs-, Handels- und Gewerbefreiheit zog ein<br />
Großteil der jüdischen Landbevölkerung in Großstädte.<br />
So auch in Wiesenbronn, das bereits zu Anfang des<br />
20. Jahrhunderts zwei Drittel seiner jüdischen Gemeinde<br />
verloren hatte. Da in einem jüdischen Gottesdienst<br />
mindestens 10 Männer anwesend sein müssen, fanden<br />
ab den 1920er Jahren hier keine regelmäßigen Gottesdienste<br />
mehr statt. Wegen der schwindenden Gemeindemitglieder<br />
und der Verfolgung <strong>im</strong> Dritten Reich kam<br />
es 1938 zu einer Selbstauflösung der jüdischen Gemeinde<br />
Wiesenbronn. Die Synagoge wurde nach jüdischem<br />
Brauch säkularisiert und an einen christlichen Nachbarn<br />
verkauft. Dieser baute sie nach dem 2. Weltkrieg zu einem<br />
Wohnhaus um.<br />
Das heutige Gebäude<br />
Die Synagoge befindet sich <strong>im</strong> Kern des Dorfes nahe der<br />
Hauptstraße und ist von einer Häuserreihe umringt. Man<br />
betritt das Gebäude durch einen auf der Südseite mittig<br />
angeordneten Haupteingang. Diese Seite ist die repräsentative<br />
Fassadenseite und deshalb, <strong>im</strong> Unterschied zu<br />
den restlichen Seiten, verputzt. Erd- und Obergeschoß<br />
werden durch ein Gurtges<strong>im</strong>s gegliedert. Die seitlichen<br />
Fassadenabschlüsse bilden zwei durchgängige Pilaster.<br />
Rechts und links des Eingangs gibt es jeweils ein Fenster.<br />
Auf einem Foto von 1930 ist zu erkennen, dass sich<br />
an der Stelle des heutigen linken Fensters in früheren<br />
Bauphasen ebenfalls ein Eingang befand (Aufgang zum<br />
Gebetsraum). Im Obergeschoss befinden sich symmetrisch<br />
zu den Fenstern und der Tür des Erdgeschosses<br />
drei weitere Fenster. Die restlichen Fassadenseiten sind<br />
steinsichtig. Die Westseite zeigt sich in der Bauphase<br />
Ende des 19. Jahrhunderts.<br />
Nach der Säkularisierung wurde die Synagoge von<br />
ihren Besitzern als Wohnhaus genutzt und das Innere<br />
Schwerpunktthema<br />
COnStanCe SCHröder<br />
Vom Gebetssaal zum Wohnz<strong>im</strong>mer<br />
Die Jüdische Synagoge in Wiesenbronn<br />
des Gebäudes deren Bedürfnissen angepasst. Im Erdgeschoss<br />
liegt ein zentraler Flur mit vier angrenzenden<br />
Räumen. Sie sind alle von diesem aus direkt zugänglich.<br />
Im Raum rechts neben dem Eingang lässt sich noch die<br />
für eine Synagoge typische und wichtige Mikwe erahnen.<br />
Das Obergeschoss unterteilt sich derzeit in zwei<br />
Räume, die über einen Anbau erreicht werden. Der größere<br />
der beiden Räume bildet den alten Gebetsraum,<br />
der bis ins Mansarddach offen ist. Im Zuge der Umnut-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 25<br />
Repräsentative<br />
Fassadenseite mit<br />
Haupteingang
Gebetsraum vor<br />
der Restaurierung<br />
Gebetsraum nach<br />
der Restaurierung<br />
Farbfassungen<br />
<strong>im</strong> Mansarddach<br />
vor, während<br />
und nach der<br />
Restaurierung<br />
26<br />
zung wurde hier zwischen Ober- und Mansardgeschoss<br />
eine Decke eingezogen. Im westlichen Teil schließt ein<br />
kleinerer Raum an, der vermutlich früher für zwei gesonderte<br />
Treppenaufgänge genutzt wurde. Von hier aus<br />
gelangten die Männer durch den einen Treppenaufgang<br />
in den Gebetsraum und die Frauen durch den anderen<br />
auf die sich über diesen Raum befindliche Empore <strong>im</strong><br />
Mansardgeschoss.<br />
Die Restaurierung des Gebetsraumes<br />
Als die Familie Hüßner 2005 die ehemalige Synagoge<br />
erwarb, bekam diese mit dem Besitzerwechsel Hausherren,<br />
die sich diesem Objekt mit voller Liebe und Hingabe<br />
widmen. Im Zuge umfangreicher Archivarbeit durch<br />
den Bauherrn und baugeschichtlicher Forschungen verschiedener<br />
<strong>Restaurator</strong>en und Kunsthistoriker konnten<br />
viele Details zum Gebäude genau geklärt werden, aber<br />
wie jedes alte Haus gibt auch die Synagoge in Wiesenbronn<br />
ihre Rätsel auf. So ist nicht eindeutig zu klären, ob<br />
der Gebetsraum einst mit einer Tonnendecke versehen<br />
war.<br />
Auch die Familie Hüßner wird dieses Gebäude später<br />
als privates Wohnhaus nutzen. Bei allen auszuführenden<br />
Arbeiten ist es den Bauherren ein Anliegen, historische<br />
Substanz zu erhalten sowie historische Baumaterialien<br />
und Arbeitstechnologien einzusetzen. Eine Besonderheit<br />
ist der Wunsch, den ehemaligen Gebetsraum als<br />
solchen zurückzubauen und als Wohnz<strong>im</strong>mer zu nutzen.<br />
Im September 2009 wurde die Verfasserin dieses<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Beitags als Kirchenmalermeisterin und <strong>Restaurator</strong>in <strong>im</strong><br />
<strong>Handwerk</strong> mit der Restaurierung der Farbfassungen beauftragt.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war die Decke zwischen<br />
dem Dach und dem Gebetssaal bereits entfernt. Zu Beginn<br />
der Maßnahme wurde ein Restaurierungskonzept<br />
entwickelt und mit den zuständigen Behörden sowie mit<br />
den Bauherren und Planern abgest<strong>im</strong>mt. Zielstellung<br />
war die Konservierung der noch vorhandenen Farbfassungen<br />
<strong>im</strong> Mansardgeschoss und der Decke wie auch<br />
die Rekonstruktion der gesamten Wandfassung und der<br />
Fehlstellen <strong>im</strong> Dachbereich.<br />
Vor Beginn der Arbeiten Arbeiten <strong>im</strong> Herbst 2010<br />
mussten noch Teilbereiche wie zum Beispiel die Fensteröffnungen<br />
in ihren originalen Zustand rückgebaut<br />
werden.<br />
Im ersten Arbeitsschritt wurden alle nicht fachgerecht<br />
ausgeführten Putzarbeiten zurückgearbeitet. Die so ent-<br />
standenen Putzfehlstellen und die Risse und schadhaften<br />
Bereiche wurden <strong>im</strong> Anschluss mit einem trocken<br />
gelöschten Kalkputz (Baustellenmischung) verputzt.<br />
Um vorhandene Farbfassungen nicht zu schädigen, ist es<br />
wichtig, darauf zu achten, nicht über die Randbereiche<br />
hinaus zu verputzen. Die großflächigen Verputzarbeiten<br />
wurden von der Firma Restauration Rudolf ausgeführt.<br />
Nach dem alle Putzarbeiten abgeschlossen waren, erfolgte<br />
eine Reinigung und Festigung der Farbfassung.<br />
Für opt<strong>im</strong>ale Ergebnisse legte man <strong>im</strong> Zuge der Erarbeitung<br />
des Restaurierungskonzeptes Probeflächen an.<br />
Bei der Auswahl der Materialien wurde darauf geachtet,<br />
ausschließlich Produkte zum Einsatz kommen zu lassen,<br />
die den heutigen restauratorischen Anforderungen ent-
sprechen. Das beste Ergebnis zur Reinigung konnte mit<br />
Hilfe weicher Freilegepinsel und Trockenreinigungsschwämme<br />
erzielt werden. Für die opt<strong>im</strong>ale Festigung<br />
der Fassungen eignete sich ein Gemisch aus Klucel E<br />
und Ethanol. Im Anschluss an diese Vorarbeiten begann<br />
das Retuschieren der Fehlstellen. Da die historische Fassung<br />
in Le<strong>im</strong>farbe ausgeführt ist, kam auch jetzt nur<br />
eine Retusche mit Le<strong>im</strong>farbe in Frage. Weil die Bauherren<br />
später diesen Raum täglich nutzen werden und<br />
gerne eine optisch geschlossene Fassung haben möchten,<br />
bei der die Retuschen erst bei genauerem Betrachten<br />
erkennbar sind, erfolgte die Ausführung als Flächenretusche<br />
in jeweils der Umgebung entsprechendem leicht<br />
helleren Farbton. Für größere Fehstellen <strong>im</strong> Bereich der<br />
Schablonenmalereien wurden die Ornamente mittels<br />
Transparentpapier abgenommen und neue Schablonen<br />
erstellt. Diese dienten der Rekonstruktion der Fassungen,<br />
welche ebenso in entsprechend helleren Farbtönen<br />
ausgeführt sind.<br />
Für die Wandfassungen kam nur eine Rekonstruktion<br />
in Frage, da durch frühere Umnutzungen des Gebäudes<br />
diese nur noch fragmentarisch erhalten war. Das genaue<br />
Erscheinungsbild wurde während der Erarbeitung des<br />
Maßnahmenkonzeptes durch eine Befunduntersuchung<br />
ermittelt. Die genaue Einteilung und Gliederung wurde<br />
für die spätere Rekonstruierung dokumentiert. Um den<br />
Bauherren, Behörden und Planern einen ersten Eindruck<br />
vom gesamten Erscheinungsbild zu geben, wurde eine<br />
Farbskizze angefertigt. Ebenso wie für die Farbfassung<br />
<strong>im</strong> Dachbereich wurde für die Fassung der Wandflächen<br />
eine Le<strong>im</strong>farbe verwendet.<br />
Nachdem die Arbeiten an den Wandfassungen weitestgehend<br />
abgeschlossen sind, ist ein viergliedriger<br />
Holzdielenboden nach historischem Vorbild verlegt<br />
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worden. Die ehemaligen Treppenaufgänge<br />
werden nicht wieder rekonstruiert, da<br />
sie der zukünftigen Nutzung nur unnötig<br />
Platz wegnehmen würden. Die ehemalige<br />
Empore erreicht man in Zukunft über<br />
eine Treppe <strong>im</strong> ehemaligen Gebetsraum.<br />
Derzeit steht noch die Rekonstruktion<br />
der Emporenbrüstung bzw. Verkleidung<br />
an. �<br />
Quelle: R. Hüßner: Zur Baugeschichte der<br />
Wiesenbronner Synagoge, Jahrbuch für den<br />
Landkreis Kitzingen 2009 <strong>im</strong> Bannkreis des<br />
Schwanbergs, J.H. Röller Verlag<br />
Constance Schröder<br />
ist Kirchenmalermeisterin und <strong>Restaurator</strong>in<br />
<strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>.<br />
E-Mail: kirchenmalerin@yahoo.de.<br />
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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 27
28<br />
Schwerpunktthema<br />
Blick in den Café-Raum der Schleifmühle Buchhagen<br />
Die Schleifmühle<br />
in Buchhagen<br />
heute<br />
Die Schleifmühle<br />
1998 vor der<br />
Sanierung<br />
Heike nOtz<br />
Der letzte Schliff, der erste Kaffee<br />
� Geschichte<br />
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts bekamen die von Hake<br />
den "Bochaghen" zunächst als Lehnsgut durch den Bischof<br />
zu Minden, 1460 erwarben sie es als Erbgut, und<br />
1791 wurde das Anwesen zum Rittergut umgewandelt.<br />
Der Gutshof besteht heute noch aus einem recht<br />
einfachen Herrenhaus in Fachwerkbauweise mit einem<br />
herrlichem Gartenpavillon, einem kleineren Wohnhaus,<br />
einem interessanten Taubenhaus auf oktagonalen<br />
Grundriss (mit Uhr!) und einer Scheune. Alle Gebäude<br />
waren bis in die 1970er Jahre bewohnt von Flüchtlingen<br />
oder Ausgebombten infolge des 2. Weltkriegs.<br />
1998 verkauften die von Hakes die ehemalige Schleifmühle<br />
(laut Sandsteinwappen erbaut 1867), das zweigeschossige<br />
Arbeiterreihenhaus mit fünf Hauseingängen<br />
und einem ehemaligen Aborttrakt, den heute als Pferde-<br />
und Ziegenstall genutzten früheren Schweinestall<br />
und den ehemaligen Dreschmaschinenschuppen, in dem<br />
sich nun eine Z<strong>im</strong>merei befindet (alle erbaut um 1887).<br />
Sämtliche Gebäude stehen als Ensemble unter Denkmalschutz.<br />
Die Gemeinde Bodenwerder ist für Urlauber, Mountainbiker,<br />
Radfahrer, Bootsfahrer und Wanderer ein sehr<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
interessantes Erholungsgebiet. Selbst Kletterer finden in<br />
den Ithklippen ein spannendes Freizeitvergnügen. Der<br />
Landkreis Holzminden steht allerdings auch für Strukturschwäche<br />
und mangelnde Arbeitsplätze. Etliche<br />
Einwohner verlassen diese Gegend, der demografische<br />
Wandel wirkt sich hier sehr stark aus . Alte Höfe und<br />
Häuser auch in der Kleinstadt Bodenwerder stehen massenweise<br />
leer und verfallen, ihre Miet- und Kaufpreise<br />
sind auf ein Min<strong>im</strong>um gesunken. Oft ist nur der Preis<br />
für das Grundstück zu bezahlen. Das war auch 1998 der<br />
Fall, als eine Gruppe von großenteils ehemaligen Wandergesellen<br />
einen Verein gründete und die Schleifmühle<br />
in Buchhagen kaufte. Das ursprüngliche Anliegen war<br />
es, einen Ort zu finden, der es dieser Gruppe ermöglichte,<br />
eine Kommune zu eröffnen, in der gemeinsames Leben<br />
und Arbeiten, gerne auch an einem Ort, stattfinden<br />
konnte. Hier gab es dafür viele Möglichkeiten, da etwas<br />
Land zu dem Gelände gehörte.<br />
Technik der Schleifmühle<br />
Das Gebäude, welches hier <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen soll,<br />
diente dem Schleifen von Sandsteinen und wurde über<br />
zwei Wasserräder von beiden Giebelseiten her angetrieben.<br />
Die Funktionsweise der Schleifmühle war folgende:<br />
Über ein Vorgelege und eine lange Transmissionswelle<br />
(ca. 30 m) wurden vier Schleifkränze angetrieben. Ein<br />
Schleifkranz bestand aus einer großen senkrechten<br />
Holzwelle, an welchem unten eine Art Speichenrad mit<br />
einem Durchmesser von ca. 6 m befestigt war. Mit Hilfe<br />
dieses Kranzes wurden die in diesen eingelegten Steine<br />
gegen die darunterliegenden gerieben. Das regelmäßige<br />
Einstreuen von Sand und die Zufuhr von Wasser aus<br />
einer <strong>im</strong> Fußboden liegenden Rinne begünstigten dann<br />
den Schleifvorgang.<br />
Später kam in diesem Gebäude eine Dampfmaschine<br />
zum Einsatz, und noch einige Zeit später ist eine Turbine<br />
zur Stromgewinnung (110V) auch für einige Häuser<br />
<strong>im</strong> Dorf eingebaut worden. In einem Querbau wurde<br />
Korn gemahlen. Eine noch vorhandene Welle reicht<br />
bis in die Nachbarscheune, von welcher aus früher eine<br />
Dreschmaschine angetrieben wurde.<br />
Vorhandene Bausubstanz<br />
Die Schleifmühle wurde bei den ersten Umbauarbeiten<br />
noch nicht in die Planung einbezogen, zumal hier sehr<br />
starke Schäden vorhanden waren. Bei den Kindern in der<br />
Umgebung hieß das Gebäude „Die Rattenburg“ und war<br />
als Abenteuerspielplatz beliebt.
Die Besonderheit fast jedes Gebäudes dieser Region<br />
entlang der Weser ist es, dass Sandstein in der Regel<br />
präsent ist. Schaut man sich alte Fotos an, so sind die<br />
Dachlandschaften in Sandstein – trotz der Schwarz-<br />
Weiß-Fotografie – sehr eindrucksvoll. Tonziegel wurden<br />
so gut wie gar nicht verwendet. Wie Ulrich Müller in<br />
Heft 1/2011 dieser Zeitschrift zum Thema Sollingsandstein<br />
geschrieben hat, ist die Beschaffung von Sandsteinen<br />
für die Eindeckung heute aufwendig, da diese Steine<br />
nicht mehr gehauen werden. Die Dächer der gesamten<br />
Gebäude der hier behandelten Hofanlage unterlagen einem<br />
dramatischen Sanierungsstau. Die Sandsteinplatten<br />
selber sind selten kaputt, lediglich die Befestigung leidet.<br />
Ist erst einmal ein Stein abgängig, so entsteht ein Dominoeffekt,<br />
und das Korrodieren der Nägel geht <strong>im</strong>mer<br />
schneller. Es bleibt nur noch, das Gebäude weiträumig<br />
abzuriegeln, damit kein Mensch Schaden n<strong>im</strong>mt, da die<br />
Steine oft mit einer erheblichen Geschwindigkeit abstürzen.<br />
Ein interessantes Detail dieser Schleifmühle befindet<br />
sich auf der westlichen Seite des Mittelbaues. Da hier<br />
Ständer für einen der vier Schleifkränze versetzt werden<br />
mussten, ist die Wand des Obergeschosses mittels<br />
Zahnbalken abgefangen worden. Wegen der extremen<br />
Sorgfalt in der Ausführung und dem starken Aufbau<br />
dieser Konstruktion wird auch vermutet, dass dort große<br />
Gewichte angehängt werden sollten.<br />
Vermutlich durch die erheblichen Erschütterungen<br />
und Bewegungen be<strong>im</strong> Schleifvorgang, die unterschiedlichen<br />
Gründungen der Punktfundamente, aber auch<br />
durch vorgefundene Unterspülungen gab es starke Setzungen<br />
<strong>im</strong> mittleren Bereich des Gebäudes, so dass der<br />
First und die Deckenbalken auffällig durchhängen. Auf<br />
die Begradigung dieses Erscheinungsbildes wurde bewusst<br />
verzichtet. Die Umbauten des Fußbodens wurden<br />
so vorgenommen, dass die Lage der Schleifkränze und<br />
einer Wasserrinne ablesbar sind. Die wenig geschädigten<br />
Gussfenster wurden überarbeitet und innenseitig mit<br />
Vorsatzfenstern aufgewertet.<br />
Vorbereitungen und Umsetzung<br />
Zunächst war es wichtig, die ebenfalls erworbenen Arbeiterreihenhäuser<br />
wieder bewohnbar zu machen und<br />
die erste Einnahmequelle mit einem neu gegründeten<br />
Z<strong>im</strong>mereikollektiv durch Umbauarbeiten zu fördern.<br />
Parallel wurden ein Architekt für die Schleifmühle<br />
hinzugezogen und die ersten Fördergelder beantragt.<br />
Die Mühlentechnik wurde von Mühlenspezialisten untersucht<br />
und schriftlich und zeichnerisch festgehalten<br />
(Rüdiger Hagen, Historische Mühlen und ihre Technik,<br />
2002).<br />
Für den Kulturbereich gibt es einen gemeinnützigen<br />
Verein (Kaleidoskop e.V.). Mit sehr viel Eigeninitiative,<br />
aber auch Fördergeldern der Deutschen Stiftung Denkmalschutz,<br />
der EU, der Sparkassenstiftung, der Denkmalpflege<br />
des Landes Niedersachsen sowie etlichen<br />
anderen Unterstützern ist nach sechsjährigen Umbauarbeiten<br />
2008 die Kulturmühle eröffnet worden.<br />
Mittlerweile gibt es in den Arbeiterreihenhäusern die<br />
Möglichkeit, in einem Gästehaus zu übernachten.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 29<br />
Querbau mit<br />
abgängiger<br />
alter Gaube<br />
Reparatur der<br />
Kehlsituation<br />
Heutiger Veranstaltungsraum<br />
und Übernahmezustand<br />
1998
30<br />
Interview mit Roland Spielmann, Mitbegründer und<br />
Kommunemitglied<br />
Was war der Beweggrund, ausgerechnet diese alten Gebäude<br />
zu kaufen?<br />
Die Gruppe, die sich hier zusammengefunden hatte, konnte<br />
sich bei der vorgefundenen Substanz gleich vorstellen,<br />
was hier alles möglich wäre. Ich habe die Gebäude gesehen<br />
und mich sofort in sie verliebt. Der niedrige Preis war natürlich<br />
auch entscheidend. Ein Teil der Gebäude war sofort<br />
nutzbar.<br />
Wie wurden die Restaurierungen vorbereitet?<br />
Die Gebäude waren in einem recht schlechten Zustand. Der<br />
Vorbesitzer hatte jahrelang keine Instandhaltungsmaßnahmen<br />
mehr ausführen lassen. Bis alles einsehbar war, musste<br />
erst einmal sehr viel Schutt und Müll weggeschafft werden.<br />
Fast alle Beteiligten kamen gerade frisch von der Wanderschaft<br />
(reisende <strong>Handwerk</strong>sgesellen und -gesellinnen), und<br />
eigene Finanzierungsmittel gab es kaum. Deswegen waren<br />
wir auf Fördergelder angewiesen. Dafür wurden Voruntersuchungen<br />
angestellt und ein Architekt hinzugezogen. Einerseits<br />
bedurfte es durch die <strong>im</strong> Konsens arbeitende Gruppe<br />
etwas Geduld von Seiten der hinzugezogenen Personen.<br />
Da es jedoch sowieso in unserem Interesse lag, das Gebäude<br />
zu erhalten und die Geschichte der Schleifmühle den Menschen<br />
in Erinnerung zu bringen, war eine enge Zusammenarbeit<br />
mit den zuständigen Behörden und Stiftungen nicht<br />
sehr schwierig.<br />
Ist das Konzept aufgegangen?<br />
Das Konzept der Finanzierung ist aufgegangen. Zwischendrin<br />
gab es eine kleine Lücke, da die Denkmalgelder nach<br />
dem Brand in der Anna Amalia Bibliothek in We<strong>im</strong>ar in<br />
deren Wiederherstellung geschoben wurden. Das hat den<br />
Baufortschritt etwas verzögert.<br />
Es gab gute Ideen, Privatpersonen für eine Unterstützung<br />
der Restaurierungen zu gewinnen, wie sahen diese Ideen<br />
aus?<br />
Wir haben uns feuchte Rohlinge der Ziegelsteine für eine<br />
Zwischenwand <strong>im</strong> Café von einer Ziegelei geben lassen.<br />
Diese konnten Menschen gegen eine Spende mit ihren<br />
Ideen gestalten. Später wurden sie gebrannt und sind nun<br />
in die Wand für alle sichtbar eingemauert. Für manche ist<br />
dies ein Spaß, sich zu verewigen, für andere (z. B. Betriebe)<br />
ist es eine interessante Werbung. Außerdem konnten<br />
Sandsteinpatenschaften für einzelne Sandsteine des Daches<br />
übernommen werden. Dazu gab es eine Urkunde.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Anzeige<br />
Würdet ihr das nächste Mal lieber neu bauen?<br />
Nein. Das liegt aber auch daran, dass es anders für uns gar<br />
nicht finanzierbar wäre. Energetisch gesehen wäre bei einem<br />
Neubau allerdings vieles einfacher gewesen. Wir haben<br />
unhe<strong>im</strong>lich hohe Heizkosten. Geheizt wird mit einer<br />
Pelletheizung und einem Kachelofen <strong>im</strong> Café. Den Betrieb<br />
können wir wegen der hohen Nebenkosten nur saisonal betreiben.<br />
Was bei einer größeren Nachfrage natürlich nicht<br />
mehr so die Rolle spielen würde.<br />
Wie sieht die Situation heute aus?<br />
Mit unserem Kulturbetrieb haben wir bereits sehr schöne<br />
Veranstaltungen und Erfolge, das liegt nicht zuletzt an<br />
dem wunderbaren Ambiente und der Gemütlichkeit des<br />
Gebäudes. Das Geschäft läuft noch <strong>im</strong>mer nicht genug<br />
gewinnbringend, wir wußten aber vorher schon, dass dies<br />
in dieser ländlichen Region nicht leicht werden wird. Es<br />
braucht einen sehr großen Einzugsbereich. Aber <strong>im</strong>merhin,<br />
zwei volle Arbeitsstellen haben wir damit geschaffen. Einige<br />
Bereiche <strong>im</strong> Ober- und Untergeschoss sind noch nicht<br />
fertig gestellt. Das hat noch Zeit und ist <strong>im</strong> Moment nicht<br />
so wichtig. Die Räume sind auch so wunderbar nutzbar. �<br />
(Fotos: Heike Notz, Petra von der Marwitz)<br />
Heike Notz<br />
ist Tischlerin, Z<strong>im</strong>mermeisterin und <strong>Restaurator</strong>in <strong>im</strong><br />
<strong>Handwerk</strong>.<br />
E-Mail: heike.notz@t-online.de.<br />
Anzeige
� 1910 ist Berlin die am dichtesten bevölkerte Stadt der<br />
Welt. 1919 sind ca. 10% aller Arbeiter und Betriebe<br />
Deutschlands in Berlin ansässig. Am 1. Oktober 1920<br />
entsteht die Einheitsgemeinde Groß-Berlin. Sie umfaßt<br />
neben Berlin 8 Städte, 59 Landgemeinden und 29<br />
Gutsbezirke. Um die Versorgung Berlins und seiner<br />
Industrie sicherstellen zu können, erarbeiten die Städtischen<br />
Elektrizitätswerke (StEW) 1921 ein Konzept zur<br />
Vereinheitlichung der Stromerzeugung und -verteilung.<br />
Dieses sieht den Um- und Ausbau der bestehenden<br />
Kraft- und Umformwerke, die Erstellung von zehn Abspannwerken<br />
und den Bau von rund 50 Stützpunkten,<br />
Umform- und Gleichrichterwerken vor.<br />
Schema der Berliner Stromversorgung ab 1924<br />
1922 beginnt man mit der Durchführung der geplanten<br />
Maßnahmen. Um diese beträchtlichen Investitionen<br />
schultern zu können, entschließt sich die Gemeinde<br />
Groß-Berlin zur Umwandlung der Städtischen Elektrizitätswerke<br />
in eine Aktiengesellschaft, deren Grundkapital<br />
jedoch <strong>im</strong> Besitz der Kommune bleiben soll. Es<br />
entsteht die Berliner Städtische Elektrizitätswerke Aktiengesellschaft<br />
( Bewag).<br />
Schwerpunktthema<br />
SeBaStian rOSt<br />
Gleichrichterwerk Idastraße 20<br />
Berlin-Pankow, Ortsteil Niederschönhausen<br />
Die Leistungen für die Realisierung des Energiekonzeptes<br />
werden verteilt. Die Projektierung und der<br />
Bau bzw. Umbau der 2 Kraftwerke werden an die AEG<br />
und die Siemens-Schuckert Werke vergeben. Die notwendigen<br />
Bauwerke und Anlagen für die Stromverteilung<br />
werden vom Baubüro der BEWAG realisiert.<br />
Dessen leitender Architekt ist der von 1924-1930 per<br />
Privatdienstvertrag gebundene Hans Heinrich Müller.<br />
Er entwirft den größten Teil der rund 60 <strong>im</strong> Berliner<br />
Stadtgebiet verteilten Gebäude der Bewag für die<br />
Stromverteilung und so auch das um 1928 errichtete<br />
Gleichrichterwerk Idastraße 20 in Niederschönhausen,<br />
wo Drehstrom in Gleichstrom umgewandelt wird, der<br />
dann in die Oberleitung der Straßenbahn eingespeist<br />
wird.<br />
Bauähnlich zwei weiteren Gleichrichterwerken in<br />
Berlin-Lichtenberg und Berlin-Zehlendorf, wird es 1972<br />
stillgelegt, als der Verkehr der Straßenbahn durch die<br />
Idastraße eingestellt wird. Wahrscheinlich als Lager genutzt<br />
überdauert es, relativ gut unterhalten, die Zeit und<br />
wird 1998 von den Berliner Verkehrsbetrieben zum Kauf<br />
angeboten, angepriesen als „ungewöhnliches Zweifamilienhaus<br />
in Niederschönhausen“. Gleichrichter, Transformatoren<br />
Batterien etc. sind zu diesem Zeitpunkt<br />
schon längst ausgebaut.<br />
Als Inhaber eines <strong>Handwerk</strong>sunternehmens war ich<br />
zu dieser Zeit schon fast seit fast 2 Jahren auf der Suche<br />
nach einer Immobilie in Berlin, um Wohnen und<br />
Arbeiten zusammenzuführen. Es bedurfte eines Hauses,<br />
in dem ich eine Stuckwerkstatt, ein Büro und eine Wohnung<br />
unterbringen konnte. Eigentlich an einem Gebäude<br />
interessiert, an dem ich meine <strong>Handwerk</strong>skunst als<br />
Stuckateur ausleben könnte, war die Beziehung zu dem<br />
Bauwerk in der Idastrasse dennoch Liebe auf den ersten<br />
Blick. Das lag zum ersten natürlich an der wunderbaren<br />
Architektur des Gleichrichterwerkes, aber dieser erste<br />
Blick war der Blick auf die schlichte, aber wunderbar<br />
ausgeführte Geschosstreppe aus Stahl.<br />
Aber auch rational betrachtet<br />
schienen mir Kubatur und Konstruktion<br />
des Gleichrichterwerkes als<br />
passend für die angestrebte Nutzung.<br />
Die Aufteilung des Hauses in<br />
eine durchgehende obere Etage mit<br />
einer Fläche von ca. 200 qm, einem<br />
Parterre mit 140 qm, einem gartenseitigen<br />
Hochparterre von ca. 70<br />
qm und einem Souterrain und Keller<br />
mit einer Größe von ca. 80 qm<br />
, erschlossen über zwei unabhängige<br />
Treppenhäuser, die Symmetrie der<br />
Grundrisse und die Ausführung als<br />
Stahlskelettbau eröffneten vielfältige<br />
Möglichkeiten bei der angestrebten<br />
Mischnutzung. Die Eintragung<br />
des Gebäudes in die Berliner Denk-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 31<br />
Das Gleichrichterwerk<br />
in den<br />
1930er Jahren<br />
(Foto: Paul<br />
Kahlfeldt, aus:<br />
Hans Heinrich<br />
Müller (1879 -<br />
1951) Berliner<br />
Industriebauten,<br />
Birkhäuser Verlag,<br />
Basel 1992.<br />
Schlichte<br />
Geschosstreppe<br />
aus Stahl
Das 1. Obergeschoss<br />
vor<br />
dem Umbau<br />
32<br />
malliste erschien mir sehr vorteilhaft, da sie zum einen<br />
andere Kaufinteressenten eventuell „abschrecken“ würde,<br />
zum anderen die hohen Räume ( Raumhöhe bis zu 5,40<br />
m) und der hohe Anteil an Fenstern sonst zu beträchtlichen<br />
unwirtschaftlichen Investitionen zur Einhaltung<br />
der Energieeinsparverordnung zwingen würden, die nun<br />
durch den Vorrang des Denkmalschutzes nicht getätigt<br />
werden müssten. Dritten ließ mich dieser Eintrag eventuelle<br />
Zuschüsse seitens der Denkmalschutzbehörde erhoffen.<br />
Zum vierten sei gesagt, dass sich meine bisherige<br />
Zusammenarbeit mit Denkmalschutzbehörden <strong>im</strong><br />
Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit als konstruktiv<br />
und angenehm erwiesen hatte. Vorweggenommen: Dies<br />
sollte auch diesmal der Fall sein.<br />
Es gelang mir tatsächlich, das Gebäude zu erwerben.<br />
Restitutionsforderungen Dritter und die Suche nach<br />
einer geeigneten Finanzierung verzögerten den Beginn<br />
der Umbaumaßnahmen soweit, dass ich erst 2002 mit<br />
ihnen anfangen konnte. Innerhalb eines halben Jahres<br />
wurden sie dann abgeschlossen. Für die Planung und<br />
Einholung der baurechtlichen Genehmigung konnte ich<br />
das Berliner Büro „BASD Büro für Architektur, Städtebau<br />
und Denkmalpflege“ zur Planung der Statik und<br />
für die Bauleitung Frau Dipl.-Ing. Susanne Lobbedey<br />
gewinnen. Die Planung der Heizanlage oblag der Firma<br />
„Sancal Heiztechnik GmbH„.<br />
Rückblickend ist festzuhalten, dass dieser sehr lange<br />
„Planungsvorlauf“ von 1999 bis 2002 meine Wünsche<br />
und Ideen in Bezug auf den Umbau veränderte. Viele<br />
Dinge wie Treppen, Galerien, Wände, Fensterkonstruktionen,<br />
Einbaumöbel, Wandbekleidungen und Mediensysteme<br />
wurden gar nicht gebaut, weil ich mit der<br />
Zeit feststellte, dass sie nicht wirklich notwendig waren.<br />
Sie entsprangen eher dem Gedanken an Repräsentation,<br />
dem Bauen für Gäste, dem Wunsch nach einer später<br />
nie genutzten Flexibilität und einem gewissen Unwissen<br />
über die Möglichkeiten <strong>im</strong> Umgang mit eben dieser<br />
Architektur. Viele Lösungen entwickelten sich sicher<br />
erst über die provisorische Nutzung des Gebäudes als<br />
Werkstatt und dem daraus folgenden Umgang mit der<br />
Substanz sowie der Arbeit des „Unterbewusstseins“<br />
über 4 Jahre. Letztendlich führte dieser großzügige<br />
Zeitrahmen aber auch zu wesentlichen Kosteneinsparungen<br />
durch das sehr genaue Durchdenken von Details<br />
und Lösungen, durch die Erarbeitung präziser Aufga-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
benstellungen für die ausführenden Firmen. So gab es<br />
keine der be<strong>im</strong> Bauen am Denkmal üblichen Überraschungen<br />
und die damit verbundenen Kosten und Budgetüberschreitungen.<br />
Es konnte eine sehr kurze Bauzeit<br />
realisiert werden. Natürlich sollten 4 Jahre „Denkzeit“<br />
nicht die Regel be<strong>im</strong> Umbau und der Sanierung denkmalgeschützter<br />
Substanz werden. Eingedenk der beträchtlichen<br />
nicht verlorenen Substanz, die sich durch<br />
nicht getätigte Umbauten ergaben, ausgehend von den<br />
Einsparungen, die aus einer gewissen „Denkzeit“ und<br />
Arbeit des „Unterbewussten“ folgten, könnte man den<br />
Spruch „t<strong>im</strong>e is money„ also auch in diese umgekehrte<br />
Richtung interpretieren.<br />
Das Gebäude besteht wie beschrieben aus einer Stahlskelettkonstruktion<br />
und Ausmauerungen aus Ziegeln.<br />
Die Fassade ist in Backstein gemauert. Fenster, Türen<br />
und Treppen sind in Stahl gefertigt. Die unverputzten<br />
Innenwände und Decken waren lediglich gestrichen,<br />
sämtliche Installationen der Haustechnik auf Putz ausgeführt.<br />
Diese Charakteristika machen einen großen Teil<br />
der Schönheit und des Charmes meines Hauses aus. Es<br />
war mir überaus wichtig, sie zu erhalten. Dies korrelierte<br />
einerseits natürlich wunderbar mit dem Schutzgedanken<br />
für das Denkmal und so mit den Wünschen der Denkmalschutzbehörden.<br />
Anderseits stellte dies jedoch hohe<br />
Anforderungen bei der Anpassung an die spätere Nutzung.<br />
So wurden sämtliche in den alten Stahlpanzerrohren<br />
verlegten Leitungen ausgetauscht und mussten dazu<br />
durch die alten Rohre gefädelt werden, neue Zuführungen<br />
wurden unter Verwendung von demontierten<br />
Rohren und in neuen Rohren verlegt. Als unmöglich erwies<br />
sich der Erwerb der dafür notwendigen T-Stücke,<br />
Eckverbindungen und Metallverteilerdosen. Erworben<br />
werden konnten teilweise alte Schalter, sie wurden vor<br />
dem Einbau überprüft. Schukosteckdosen gibt es aus<br />
dieser Zeit nicht, hier wurde auf Nachkriegsware bzw.<br />
neuzeitliche Aufputzsteckdosen zurückgegriffen. Die<br />
Stahlfenster und Außentüren wurden entrostet, durch<br />
einen Schlosser überarbeitet und <strong>im</strong> originalen Farbton<br />
neu beschichtet. Die Innentüren wurden lediglich gesäubert.<br />
Die Forderung des Bauamtes, eine Anzahl der<br />
Türen gegen T-30 Türen auszutauschen, ließ sich insoweit<br />
abmildern, als die Originaltüren durch Einkleben<br />
einer Dichtung als rauchdichte Türen deklariert werden<br />
konnten.<br />
Die Techniken des Stuckateurs bedingen einen möglichst<br />
langen sogenannten Zugtisch. Dieser sollte zwischen<br />
8 und 10 m lang sein. Dies ist die Länge Ges<strong>im</strong>s,<br />
die ein Stuckateur mit einem Mal Gips anrühren „ziehen“<br />
kann. Weiterhin sollte es möglich sein, Material in<br />
der Werkstatt mit einem Hochhubwagen transportieren<br />
zu können und dies in die erforderlichen Regale einzustapeln.<br />
Solch eine Wunschvorstellung konnte nur in<br />
einem nahezu stützenfreien Raum mit möglichst großer<br />
Grundfläche realisiert werden. Ausgesprochen geeignet<br />
erschien dazu das Obergeschoß. Allein die notwendige<br />
Konditionierung der vorhandenen Decken in punkto<br />
Belastbarkeit und das Problem des Transportes in<br />
den 1. Stock führten diese Überlegung ad Absurdum.<br />
Gut geeignet waren jedoch in letztgenannten Punkten<br />
die Trafozellen zur Straße und der dahinter gelegene<br />
Längsgang. Diese Ebene war durch die geringe Höhe<br />
über dem Geländeniveau, die vorgelagerten Rampen<br />
und die großen Tore leicht zu erschließen. Das Abtra-
gen der Trafozellen war möglich. Durch das Herstellen<br />
eines stahlbewerten Unterzuges konnte die aufliegende<br />
Decke über der Werkstatt auf einer Spannweite von 12 m<br />
abgefangen werden. Dieser Unterzug liegt genau an der<br />
Stelle der ehemaligen Längsgangwand und zeigt ihren<br />
Verlauf. Darunter steht der bereits erwähnte Zugtisch.<br />
Die abgetragenen Querwände werden durch den Verbleib<br />
von Vorlagen an der Außenwand markiert, diese<br />
Vorlagen tragen gleichzeitig die verbliebenen Reste des<br />
ehemaligen Lüftungsgestänges. Der Fußboden verblieb,<br />
wie er war. Die großen straßenseitigen Stahltore konnten<br />
ebenso verbleiben, wurden innenseitig verkleidet und<br />
sind nun durch die notwendigen Regalsysteme verstellt.<br />
Aus diesen Überlegungen heraus ergab sich die Nutzung<br />
der Restflächen. Im 1. Obergeschoss wurde eine Wohnung<br />
untergebracht. Die Reste des ehemaligen Doppelbodens<br />
aus Holz und Beton wurden abgetragen und<br />
durch eine Kombination aus großformatigen Hohllochsteinen,<br />
Holz und Dielen ersetzt. Dies war notwendig,<br />
um den Lasteintrag in die abzufangende Decke über der<br />
Werkstatt zu vermindern. Der vorbeschriebene 80 cm<br />
starke Unterzug über der Werkstatt ragt ca. 30 cm in<br />
den neuen Boden hinein und erscheint von unten als<br />
recht filigran. Innenseitig <strong>im</strong> Wohnbereich wurde eine<br />
zweite Fensterebene eingefügt. Die vorhandenen Profilstahlfenster<br />
sind relativ undicht. Um Zugerscheinungen<br />
zu vermindern, wurden Holzfenster mit Gummidichtungen<br />
eingebaut. Die erste Idee war, große Fenster<br />
ohne Einzelflügel anzuschlagen, um die Ansicht der<br />
Stahlfenster möglichst original zu erhalten. Allein die<br />
die Größe der dann benötigten Flügel von ca. 3,3*1 m<br />
und die dadurch bedingte Unhandlichkeit be<strong>im</strong> Öffnen<br />
und Schließen sowie die Schwierigkeiten bei der Herstellung<br />
derartiger Fenster schlossen diese Lösung aus.<br />
Letztendlich wurden die Fenster in mehrere Flügel unterteilt,<br />
wobei die normal zu öffnenden Flügel an den<br />
Stellen angeordnet wurden, an denen auch die Stahlfens-<br />
ter geöffnet werden konnten. Auf Kämpferprofile konnte<br />
durch die Unterteilung in nacheinander zu öffnende<br />
Flügel verzichtet werden. Die Flügelprofile aus Holz<br />
wollte ich so schmal wie möglich gestalten. Aus Stabilitätsgründen<br />
mussten darum die Fensterflügel möglichst<br />
leicht sein. Dies war einer der Gründe, warum auch für<br />
die Verglasung der neuen Fenster lediglich einfaches<br />
Floatglas verwendet wurde. Der zweite Grund ist der<br />
wesentlich geringere Beschaffungspreis des Floatglases<br />
und der Umstand, dass sich durch die nunmehr geschaffenen<br />
zwei Fensterebenen eine Art Kastenfenster ergibt,<br />
welches Transmissionswärmeverluste bereits vermindert.<br />
Der dritte Grund war die unbedachte Äußerung eines<br />
Industrievertreters, dass „die heutigen Verklebungen<br />
der Isoliergläser ja dauerhaft seien und kein Gas mehr<br />
aus den Scheibenzwischenräumen entweichen würde“.<br />
Hier überlegte ich, dass dauerhafter als „dauerhaft“ nur<br />
Scheiben ohne Verklebung seien können, und entschied<br />
mich, lieber ein bisschen mehr zu heizen als irgendwann<br />
alle Scheiben auszutauschen. Die Ansichtsbreite der<br />
Fensterprofile beträgt mit 79 mm ungefähr die Hälfte<br />
bis ein Drittel der <strong>im</strong> Jahr 2003 üblichen Profilbreiten<br />
und passt sich relativ gut an die vorhandenen schmalen<br />
Stahlprofile der Originalfenster an. Im Nachgang<br />
sei gesagt, dass ich trotz dieser „leichten“ Bauweise der<br />
Fenster und der Raumhöhen von bis zu 5,40 m behag-<br />
lich wohne. Dies ist aber auch der durchdachten Konstruktion<br />
der Heizung geschuldet. Temperiert wird das<br />
Gebäude durch die Kombination von Sockelheizleisen<br />
und großen Stahlplatten, die in der Wohnung zwischen<br />
den Fenstern und in der Werkstatt zwecks Stellflächengewinnung<br />
an der Decke angeordnet sind. Diese Stahlplatten<br />
werden durch aufgeschweißte Heißwasserrohre<br />
erwärmt und generieren <strong>im</strong> Unterschied zur normalen<br />
Konvektionsheizung mehr Wärmestrahlung, als dass sie<br />
die Raumluft erwärmen. Nach meinen Messungen gibt<br />
es vdadurch so gut wie kein Temperaturgefälle zwischen<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 33<br />
Werkstatt des<br />
Stuckateurbetriebes<br />
Büroräume der<br />
Firma Rost
Wohnbereich<br />
<strong>im</strong> 1. Obergeschoss<br />
34<br />
Decke und Fußboden. Eine Lufttemperatur von 20 Grad<br />
ist völlig ausreichend, um es angenehm warm zu haben.<br />
Die Heizkosten für die Temperierung von ca. 2000 Kubikmeter<br />
Raumvolumen des gesamten Gebäudes liegen<br />
<strong>im</strong> Jahr zwischen 6000 und 8000 €.<br />
Der Umbau der Wohnung erfolgte<br />
in zwei Phasen. In der ersten Phase<br />
gab es lediglich ein Kinderz<strong>im</strong>mer<br />
und ein Badez<strong>im</strong>mer. Der überwiegende<br />
Teil von ca. 170 qm war eine<br />
freie Fläche, auf die sich Küchenschränke<br />
und eine ansonsten recht<br />
sparsame Möblierung verteilten. Als<br />
Schlafz<strong>im</strong>mer diente ein Wohnwagen,<br />
der frei <strong>im</strong> Raum aufgestellt<br />
war. Bald war das Kinderz<strong>im</strong>mer jedoch<br />
„überbelegt“, und 2009 erfolgte<br />
die Anpassung der Wohnung an<br />
die neuen Einwohnerzahlen. Dabei<br />
habe ich die durch das Gebäude vorgegebene<br />
Symmetrie auf den neuen<br />
Wohnungsgrundriss übertragen. Ich<br />
habe versucht, den Industriecharakter<br />
und die Großzügigkeit der Wohnetage beizubehalten.<br />
Galerieebenen und Oberlichter staffeln die Wände und<br />
reagieren auf die vorgegebenen Raumhöhen. Alle Einbauten<br />
sind so ausgeführt, dass sie relativ leicht rückzubauen<br />
sind − wer weiß, was das Leben noch so bringt.<br />
Zurück zum Jahr des Anfangs. Nachdem für Werkstatt<br />
und Wohnbereich die geeigneten Flächen gefunden<br />
waren, verblieben das gartenseitige Hochparterre für das<br />
Büro meiner Firma und die Etage tiefer für Sozialräume<br />
und Lagerflächen. Die Entscheidung für den Umbau der<br />
genannten Bauteile fiel mir schwer. In diesem Bereich<br />
befanden sich die ehemaligen Batteriezellen, abgedeckt<br />
durch eine Decke aus Stahlblechen in unterschiedlichen<br />
Höhen. Ich habe lange überlegt, wie man diesen Bereich<br />
einer Nutzung zuführen könne, ohne ihn großflächig abzubrechen,<br />
allein was macht man mit 14 Zellen mit einer<br />
Grundfläche von 1,5 qm und einer Raumhöhe von 1,8<br />
m, die zudem aufgeteilt sind in unterschiedlichen Höhen<br />
und mit Gittertüren abgesperrt?<br />
Es war bedauernswert, aber letztendlich fielen diese<br />
Zellen dem benötigten Büro und Sozialraum zum Opfer.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Es wurden von den abgetragenen Wänden wieder „Erinnerungsvorlagen“<br />
erhalten. Der Zellenfußboden wurde<br />
bis auf den Sand abgetragen und durch einen Estrich ersetzt.<br />
Die Decke für das Büro wurde als Stahlträgerkonstruktion<br />
mit eingelegten Betondielen und Betonfußboden<br />
ausgebildet. Damit fügt sie sich ins Gebäude ein, ist<br />
aber klar als neuere Zutat erkennbar.<br />
Neue Wände wurden aus großformatigen Steinen errichtet,<br />
um die Unterscheidbarkeit vom Altbestand zu<br />
gewährleisten. Im Abstand von 9 Jahren zum Umbau<br />
würde ich diese Unterscheidbarkeit heute etwas subtiler<br />
lösen. Die alten Zellentüren wurden als Schranktüren<br />
für die Büroschränke wiederverwertet. In die ehemaligen<br />
Lüftungsluken der Batteriezellen wurden neue Holzfenster<br />
eingebaut. Die Stahlfenster <strong>im</strong> Büro verblieben<br />
und wurden hier nicht durch eine zweite Fensterebene<br />
ertüchtigt. Dies erschien mir nachträglich möglich, und<br />
ich wollte testen, wie weit die vorgenannten Stahlfenster<br />
tauglich seien. Die Nachrüstung der zweiten Fensterebenen<br />
ist für das nächste Jahr geplant. Ich bekomme das<br />
Büro zwar einigermaßen behaglich, aber wenn draußen<br />
starker Wind weht, fallen mir <strong>im</strong>mer die Papiere vom<br />
Schreibtisch.<br />
Über den Zeitraum der letzten Jahre betrachtet erwies<br />
sich die Investition in dieses wunderbare Denkmal als<br />
richtige Entscheidung. Dies aus mehreren Aspekten heraus.<br />
Natürlich kann man das Objekt, durch die in Berlin<br />
steigenden Immobilienpreise, zur Zeit als gute Geldanlage<br />
betrachten. Förderung seitens des Denkmalamtes<br />
sowie Denkmalsonderabschreibung, die sich bei einer<br />
Umnutzung eines Gebäudes auf die Gesamtbaukosten<br />
und nicht nur auf die denkmalspezifischen Mehraufwendungen<br />
beziehen, minderten <strong>im</strong> Nachhinein die<br />
Investitionskosten. Die Eintragung in die Berliner<br />
Denkmalliste schützte mich meiner Meinung nach vor<br />
unwirtschaftlichen Investitionen in Innen- oder Außendämmungen.<br />
Die Nichtausführung dieser Maßnahmen<br />
wird dieses Gebäude auch in 30 Jahren noch werthaltig<br />
verbleiben lassen, wenn andere gedämmte Altbauten bereits<br />
wieder zum Sanierungsfall geworden sind.<br />
Lehrreich und sehr hilfreich für mein weiteres Handeln<br />
als Unternehmer und zukünftig auch als Architekt<br />
war es sicherlich, einmal auf der anderen Seite zu stehen,<br />
das Agieren von <strong>Handwerk</strong>sfirmen zu erleben und auch<br />
die „gehe<strong>im</strong>en“ Befindlichkeiten von Bauherren selbst zu<br />
spüren.<br />
Natürlich ist es wunderbar in diesem phantastischen<br />
Gebäude wohnen zu dürfen, arbeiten zu dürfen, Gäste<br />
zu haben, zu feiern … Wichtig ist zugleich aber auch,<br />
dass dieses besondere Gebäude als Firmensitz eben auch<br />
etwas repräsentiert, und zwar das, was ich mir als <strong>Handwerk</strong>er<br />
ja versuche auf die Fahne zu schreiben: Werthaltigkeit,<br />
Geschmack, Liebe zum Detail, Nutzen, Klarheit,<br />
Langlebigkeit, Schönheit. �<br />
(Fotos: Sebastian Rost, wenn nicht anders vermerkt.)<br />
Sebastian Rost<br />
ist <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> Stuckateurhandwerk und Dipl.-Ing.<br />
Architektur.<br />
E-Mail: mail@sebastian-rost.de.
� Ein Büro in Heidelberg zu finden, gestaltet sich<br />
durchaus schwierig. Zudem wenn man Steinmetz ist und<br />
in der Regel schmutzig und staubig den Schreibtisch besetzt.<br />
Jeden Tag fuhr ich an dem ehemaligen, seit langer<br />
Zeit aber aufgelassenen Tabak- und Zeitungskiosk am<br />
Alois-Link-Platz in der Heidelberger Weststadt vorbei<br />
und kam so auf die Idee, dass dieser doch eine idealer<br />
Ort für einen Ausstellungsraum mit Büro für mich wäre.<br />
Also recherchierte ich, wer für ihn zuständig sei, stieß<br />
dabei auf die Stadtverwaltung Heidelberg und erfuhr<br />
von ihr, dass es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude<br />
handele. Noch besser also, denn wer wäre dann<br />
als Mieter besser geeignet als ein <strong>Restaurator</strong>?! Von der<br />
Absicht, dieses schöne Kleinod mieten zu wollen, bis zur<br />
Unterzeichnung des Mietvertrags vergingen allerdings<br />
noch zwei von Bürokratie geprägte Jahre.<br />
Gebaut wurde das kleine Gebäude <strong>im</strong> Stil eines Tempels<br />
nach Aussage von Anwohnern nach dem 1. Weltkrieg.<br />
Die Recherche in den Bauakten hat leider kein<br />
genaues Baujahr ergeben, der Bau der WC-Anlagen ist<br />
mit 1926 datiert. Das oberirdische Gebäude soll erst danach<br />
errichtet worden sein und einen Holzunterstand,<br />
an welchem sich die Jugend getroffen hat, ersetzt haben.<br />
Besonders bemerkenswert ist der dreistufige Unterbau,<br />
die beiden dorischen Säulen und das Giebeldreieck mit<br />
dem Vorraum (Kioske haben gewöhnlich keinen Vorraum).<br />
Nach Aussage des zuständigen Konservators ist<br />
dieser Bau einzigartig <strong>im</strong> süddeutschen Raum, was auch<br />
erklärt, warum dieser Kiosk zum Kulturdenkmal erklärt<br />
wurde.<br />
Im Stadtarchiv Heidelbergs stieß ich bei meinen Recherchen<br />
zur Baugeschichte auf ein Foto von 1984, das<br />
zwar in Schwarz-Weiß aufgenommen worden war, aber<br />
trotzdem zeigt, dass die farbliche Fassung nicht mit der<br />
heutigen übereinst<strong>im</strong>mt. Vom Originalzustand sind leider<br />
keine Fotos auffindbar. Auch die Dokumentation<br />
von Baumaßnahmen über die Jahrzehnte ist spärlich und<br />
heutigen Anforderungen bei Denkmalschutzbehörden<br />
Schwerpunktthema<br />
tinO Hinze<br />
Die Verwandlung<br />
eines ehemaligen Kiosks<br />
mit unterirdischer Bedürfnisanstalt<br />
in einen Ausstellungs- und<br />
Büroraum mit Lagerfläche<br />
Heutiger Zustand<br />
des Kiosks (Foto:<br />
Tino Hinze)<br />
nicht vergleichbar. In den 1950er Jahren wurde lediglich<br />
eine Skizze des Giebeldreiecks angefertigt, die die Profilierung<br />
des Ges<strong>im</strong>ses zeigt. Darauf ist allerdings auch zu<br />
sehen, dass der Schriftzug "Alois-Link-Platz" über der<br />
vormaligen Zeile "Erfrischungen" angebracht wurde.<br />
Auch die Uhr ist in der erwähnten Skizze nicht zu sehen.<br />
Am Grundriss und am oberirdischen Baukörper wurden<br />
soweit ersichtlich keine Änderungen vorgenommen.<br />
Die "Bedürfnisanstalt" wurde <strong>im</strong> Laufe der Jahrzehnte<br />
mehrmals umgebaut, und bis auf den Rohbau ist keine<br />
Originalsubstanz mehr erhalten.<br />
Die Abbildung zeigt den derzeitigen Zustand des<br />
Kiosks. Zu sehen sind die beiden Schaukästen mit<br />
Holzrahmen, welche scheinbar noch original erhalten<br />
sind und erhalten bleiben sollen, sowie das Fenster für<br />
die Warenausgabe. Dieses soll durch eine zweiflügelige<br />
Stulp-Tür mit Holzrahmen ersetzt werden, da die Seitentür<br />
sehr schmal und eher kundenunfreundlich ist.<br />
Es wurde zur Auflage gemacht, dass die geplante<br />
zweiflügelige Tür symmetrisch zu teilen ist. Putzflächen<br />
und Architekturgliederungen müssen mit mineralischer<br />
Farbe gestrichen werden, das Farbkonzept muss mit der<br />
Denkmalbehörde abgest<strong>im</strong>mt werden.<br />
Bislang sind die Umbaumaßnahmen noch nicht begonnen<br />
worden, da die Anmietung erst zum Oktober<br />
2011 erfolgte. Über die Umsetzung geplanter Maßnahmen<br />
kann deshalb erst zu einem späteren Zeitpunkt berichtet<br />
werden. Sicherlich wird es die Gelegenheit geben,<br />
diese dann in der Zeitschrift vorzustellen. Man darf gespannt<br />
sein. �<br />
T<strong>im</strong>o Hinze<br />
ist Steinmetz- und Steinbildhauermeister und geprüfter<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>.<br />
E-Mail: steinmetz-hinze@web.de.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 35
36<br />
Fachbeiträge<br />
Fenstergriffe in strenger Gliederung Mit<br />
Pflanzen als stilisierte Blätter und strengen<br />
geometrischen Formen.<br />
� Klassizismus und Biedermeier 1790-1850<br />
rainer W. leOnHardt<br />
Im Jahre 1764 veröffentliche Johann Joach<strong>im</strong> Winkelmann<br />
seine „Geschichte der Kunst des Altertums“,<br />
angeregt durch die Ausgrabung in Pompeji und Herculaneum.<br />
In dem bald in viele europäische Sprachen<br />
übersetzten Buch werden der opulenten Formenvielfalt<br />
des Barocks die Schlichtheit und Einfachheit der römischen<br />
und griechischen Antike und die Formensprache<br />
der Baukunst der Ägypter gegenübergestellt. Die Asymmetrie<br />
des Barocks und des Rokokos soll durch die Symmetrie<br />
des Klassizismus ersetzt werden.<br />
Diese Entwicklung hatte ihren Ursprung in Frankreich<br />
und verbreitete sich durch die Ideale der Französischen<br />
Revolution sowie kurz darauf <strong>im</strong> Gefolge der<br />
Feldzüge Napoleons schnell in ganz Europa. Erste Baumeister<br />
und Architekten, die diesen Stil bei ihren Bauten<br />
aufgriffen, waren Friedrich Weinbrenner (1766-1826)<br />
in Südwestdeutschland, Friedrich von Erdmannsdorff<br />
(1736-1800) in Dessau und Carl G. Langhans (1732-<br />
1808) in preußischen Berlin.<br />
Der Klassizismus mit seinen <strong>im</strong> Rationalismus der<br />
Aufklärung liegenden geistigen Wurzeln war eine Gegenbewegung<br />
des aufstrebenden Bürgertums gegen die<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Symbole<br />
auf Tür- und Fensterbeschlägen<br />
Teil 2<br />
Fensteroliven mit Palmetten und Rosetten.<br />
Zweite und vierte von oben: Stilisierter laufender<br />
Hund. Dritte von oben: Ein verfälschtes<br />
Mäandermotiv.<br />
stilistischen Auswüchse und die Formenfülle des Barocks,<br />
welcher für den Adel stand. Im Gegensatz zum<br />
Barock und zum Rokoko stehen die Symbole an Tür-<br />
und Fensterbeschlägen der neuen Stilrichtung für sich<br />
und werden nicht mit anderen Motiven zu einem Bild<br />
zusammengefügt.<br />
Beliebte Motive und Symbole dieser Zeit waren aus<br />
der Architektur: Pilaster, Säulen, Ges<strong>im</strong>se, Friese, Lisenen,<br />
Kanneluren, Vasen und Urnen; aus der Pflanzenwelt:<br />
Palmetten, Lorbeerblatt, Akanthusblatt, Kränze,<br />
Girlanden und Schleifen aus Blättern, Rosetten und<br />
Füllhörner; aus der Tierwelt: Löwe, Greif und Panther<br />
und von den geometrischen Formen Perlschnur, Eierstab,<br />
Mäander sowie das Motiv des laufenden Hundes.<br />
Das nach dem Wiener Kongress 1815 beginnende<br />
Biedermeier behielt die oben beschriebene Formensprache<br />
bei, wurde aber in seinem Bildausdruck einfacher<br />
und schlichter und war, was Tür- und Fensterbeschläge<br />
anbelangt, nicht mehr so plastisch wie der Klassizismus,<br />
sondern mehrheitlich flächiger. �<br />
In der nächsten Ausgabe: Historismus und Gründerzeit.<br />
Verschiedene Fenstergriffe in der stilisierten<br />
Form des Liktorenbündels. Das Liktorenbündel<br />
war in der römischen Antike ein Herrschaftszeichen,<br />
es wurde Würdenträgern voran<br />
getragen.
Verschiedene klassizistische<br />
Türklinken. Oben mit Akanthusblatt.<br />
In der Mitte mit dem<br />
Fruchtbarkeit symbolisierenden<br />
Pinienzapfen am Ende des Griffs.<br />
Unten mit Akanthusblatt, Kanneluren<br />
mit eingelegtem Perlstab.<br />
Oben mit Palmette.<br />
In Ägypten war die Dattelpalme der<br />
Lebensbaum. In der Antike waren<br />
Zweige der Palme Siegessymbole<br />
und standen für Frieden und Freude.<br />
Oben ein stilisiertes Füllhorn, es steht<br />
für Überfülle des Glücks, Symbol<br />
der Fortuna und Personifikation des<br />
Herbstes.<br />
Fenstergriffe mit verschiedenen<br />
Formen des Akanthusblattes.<br />
Akanthus ist eine distelartige Pflanze<br />
des Mittelmeerraums, die aufgrund<br />
ihrer Zähigkeit und langen Lebensdauer<br />
unter schlechten Bedingungen<br />
für ein langes Leben steht.<br />
Im letzten Drittel des 5. Jahrhunderts<br />
v. Chr. soll der griechische<br />
Architekt Kall<strong>im</strong>achos das korinthische<br />
Kapitell mit Hilfe der Form des<br />
Akanthusblattes entworfen haben.<br />
Rainer W. Leonhardt<br />
betreibt seit 1980 in Berlin einen Betrieb für antike Baumaterialien. Seit 1996 ist er als Dozent tätig<br />
an zahlreichen Ausbildungsstätten <strong>im</strong> Rahmen der Ausbildung „<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>“ und des<br />
Aufbaustudiums Denkmalpflege.<br />
E-Mail: info@rainer-w-leonhardt.de<br />
Links oben strenge flächige Form mit<br />
Vase und Klinke in Form eines Füllhorns.<br />
Rechts unten Schild mit Kanneluren.<br />
Klinke als stilisiertes Liktorenbündel.<br />
Typische Türschilder und Klinken der<br />
Biedermeierzeit.<br />
Klinken und Schilder des Klassizismus.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 37
Fachbeiträge<br />
CHriStian MetzerOtH<br />
Bewahrung eines fast 300 Jahre alten<br />
Fassaden-Schnitzwerks<br />
� Im Frühsommer 2011 fragte uns ein befreundeter<br />
Stuckrestaurator aus Glauchau, ob wir ihm bei einem<br />
Objekt behilflich sein könnten, an dem ergänzend zum<br />
Fassadenstuck best<strong>im</strong>mte Teile des barocken Zierwerkes<br />
aus Eichenholz gefertigt seien. Die Teile wären in einem<br />
erbärmlichen Zustand, und der Bauherr fordere einen<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> für die Bearbeitung.<br />
Das Gebäude steht in der alten einstigen Residenzstadt<br />
Weißenfels in Sachsen-Anhalt. Es handelt sich um<br />
einen repräsentativen Stadtbau mit direkter Anbindung<br />
an des Rathaus vis-à-vis der Stadtkirche, um eines der<br />
sogenannten Kavaliershäuser, errichtet laut Inschrift in<br />
der Fassade 1720 <strong>im</strong> Barock. Eine so umfangreich verzierte<br />
und original erhaltene Fassade hatte ich zuvor in<br />
dieser Region noch nicht gesehen. Insbesondere ein über<br />
zwei Etagen verlaufender Erker zur Marienstraße stellte<br />
ein echtes Kleinod dar, und an ihm waren die originalen<br />
Schnitzwerke aus Eiche über 290 Jahre erhalten geblieben.<br />
Der Erker selbst bot ein jammervolles Bild. Vor<br />
Beginn der Baumaßnahme musste er gegen den Boden<br />
abgestützt werden, weil das alte Balkenwerk angesichts<br />
über Jahrzehnte unterlassener sachkundiger Pflege abzusacken<br />
drohte. Den Teil der Beseitigung dieser Schäden<br />
besorgte eine Z<strong>im</strong>merei, allerdings aus unserer Sicht mit<br />
mäßiger Hingabe.<br />
Unsere Aufgabenstellung sollte es sein, die Altteile<br />
der verbliebenen hölzernen Grundkonstruktion des<br />
Erkers von allen alten Anstrichen zu befreien und die<br />
feinen Glättungen der durch Setzungen und Umbau<br />
entstandenen zahlreichen groben Fugen, Risse und Verbindungen<br />
tischlerisch sauber zu schließen und zu bearbeiten.<br />
Vor allem aber sollten die vier Ranken mit Blüten<br />
und Bänderwerk und die zugehörigen Kapitelle durch<br />
restauratorische Aufarbeitung möglichst vollständig erhalten<br />
werden. Es handelte sich dabei um vier Hauptstücke<br />
von je ca. 1.60 m bzw. 1,75 m Länge und sechs<br />
Stück obere bzw. untere Abschlusskapitelle. Alle Teile<br />
des Erkers einschließlich der Schnitzwerke waren 1720<br />
aus bester Eiche (Querkus Robur) gefertigt worden. Auf<br />
die restauratorische Bearbeitung dieser Stücke soll sich<br />
auch dieser Bericht in der Hauptsache konzentrieren.<br />
Schließlich sollten wir nach zahlreichen Abst<strong>im</strong>mungen<br />
mit dem Konservator alle sichtbaren Außenflächen aus<br />
Holz mit einem geeigneten Anstrichsystem auf der Basis<br />
von Leinöl versehen.<br />
Der Befund vor Arbeitsbeginn wies ganz unterschiedliche<br />
Ausgangssituationen an den vier Teilen auf.<br />
Je nach Bewitterungsseite war von den alten Anstrichen<br />
erheblich Substanz verlorengegangen, und dort, wo der<br />
Anstrich schon lange fehlte, war auch vom Holz entsprechend<br />
Substanz ausgewittert. Der Substanzverlust war<br />
teilweise so stark, dass zumindest von einem Teil der<br />
Gesamtaustausch in Erwägung gezogen werden musste.<br />
Sehr stark zur Verschlechterung hatten die letzten<br />
Anstriche in der DDR-Zeit beigetragen. Sie waren mit<br />
einem System von Dispersionsanstrichen ausgeführt<br />
worden, die eine solche Mächtigkeit in der Schichtdicke<br />
aufwiesen, dass eine echte Verankerung mit dem alten<br />
38 <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Der fertige Erker bietet eine überwältigende Formenvielfalt<br />
Untergrund, vor allem an glatten Außenwölbungen,<br />
nicht wirklich zustandegekommen war. Entsprechend<br />
schnell müssen die Anstriche ihre Funktionsfähigkeit<br />
verloren haben. Aber auch vorher ist der Anstrichpflege<br />
offensichtlich ab einem best<strong>im</strong>mten Zeitraum keine<br />
sachkundige Aufmerksamkeit mehr zuteil geworden,<br />
und es hatte auch schon mächtige Holzauswitterungen<br />
vor dem Anstrich mit Dispersion gegeben. In diese Ausgewitterten<br />
feinen Risse war nun diese Dispersion ohne<br />
sinnvolle Grundierung hineingearbeitet worden, ohne<br />
sich wirklich dichtschließend mit dem Untergrund zu<br />
verbinden. Andererseits waren gerade Hohlräume, welche<br />
durch verlorene Holzsubstanz entstanden waren,<br />
Vom Z<strong>im</strong>mermann ausgeführte restauratorische<br />
Ansetzung am Erker. Im oberen Bildteil ist der Altzustand<br />
gut zu erkennen.
komplett mit solcher Farbe ausgefüllt und so eine steinharte,<br />
aber nicht zweckdienliche Füllmasse erzeugt worden,<br />
die wie ein Kapillarsystem Wasser hinter den Anstrich<br />
leiten und dort längere Zeit kompensieren konnte.<br />
So hat der Anstrich mehr geschadet als geschützt. Welchen<br />
Auswitterungszustand das Holz erreicht und welche<br />
Schwierigkeit seine Entfernung verursacht, hat zeigen<br />
Fotos.<br />
Bei der mit Heißluft erfolgten Farbentfernung kamen<br />
auch sehr alte Anstriche in geschützten Lagen des<br />
Schnitzwerkes zum Vorschein, deren über 290 Jahre<br />
erhaltene Vitalität mich schon positiv verblüffte. Eine<br />
Erstfassung in einem dunkelgrünen Farbton konnte dabei<br />
eindeutig lokalisiert werden. Als Substanz stellte sich<br />
Ölfarbe auf Leinölbasis als das Material des Erstanstriches<br />
heraus. Warum allerdings der eindeutige Befund<br />
des Erstanstriches nicht in das Farbkonzept der Fassadengestaltung<br />
aufgenommen wurde, bleibt ein Gehe<strong>im</strong>nis<br />
der Verantwortungsträger. Hier war der Bauzeitplan<br />
wie leider so oft ganz offensichtlich wichtiger als der Aspekt<br />
Originalität der barocken Fassung.<br />
An den Bildern nach der Farbentfernung (s. oben)<br />
kann man den schweren Schädigungsgrad der Schnitzwerke<br />
erkennen. In einer ersten Befundermittlung wurden<br />
36 Fehlstellen bzw. Stellen mit der dringenden<br />
Empfehlung des partiellen Austausches der Holzsubstanz<br />
des Schnitzwerkes festgestellt. Dabei handelte es<br />
sich um eine an einige Bedingungen geknüpfte Empfehlung<br />
an die aufsichtsführenden Denkmalpfleger.<br />
Die Hauptbedingung bestand darin, dass die Zahl der<br />
Austauschstellen noch erheblich höher wird, wenn die<br />
Teile nach der restauratorischen Holzbearbeitung nicht<br />
zwingend, mehrfach und über einen längeren Zeitraum<br />
gestreckt, einer Behandlung <strong>im</strong> erhitzten Leinölbad unterzogen<br />
werden. Ohne diese Behandlung konnte für<br />
die weiteren Oberflächenpartien und für die gesamten<br />
Elemente keine Verantwortung für die Haltbarkeit eines<br />
neuen Anstriches und damit für die gesamten Bauteile<br />
übernommen werden.<br />
Zum großen Glück für die originale Substanz vieler<br />
Denkmale hat sich das Verständnis für die positive<br />
Wirksamkeit von Anstrichen auf Leinölbasis allmählich<br />
bei der Denkmalpflege durchgesetzt. Der relativ junge<br />
bauleitende Architekt an diesem Denkmal hatte nach<br />
eigenem Eingeständnis keine Ahnung von den Mög-<br />
lichkeiten und Wirkungen dieses Materials. Es wäre<br />
daher mit Sicherheit zu einer Ablehnung des Einsatzes<br />
gekommen, wenn nicht nach Vorlage von Mustern durch<br />
uns die zuständigen Denkmalpfleger eine eindeutige Befürwortung<br />
dieser Methode ausgesprochen hätten und<br />
somit der Einsatz sogar vorgeschrieben worden wäre.<br />
Besondere Einschränkungen mussten dennoch für<br />
eine vollständige Ranke gemacht werden. Hier war der<br />
Substanzverlust an Plastizität durch die Abwitterung<br />
und natürlich auch durch den wenn auch sensibelst ausgeführten<br />
Farbabtrag gewaltig. Sogar die Rückseite der<br />
Ranke hatte schon Schadstellen, so dass ich, trotz aller<br />
Zuversicht für den Substanzgewinn durch die Leinölbehandlung,<br />
geneigt war, eine Neuanfertigung vorzuschlagen.<br />
Doch durch den Landeskonservator persönlich<br />
ermutigt und mit dem Argument der einzigartigen<br />
Wertigkeit des Originals, zu dem ich mich <strong>im</strong> Zweifelsfalle<br />
<strong>im</strong>mer gern bekenne, war auch diese Frage schnell<br />
geklärt. Nach genauer gemeinsamer Festlegung wurde<br />
das Teil mit insgesamt 16 mittleren bis größeren angear-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 39<br />
Ein Teil der eichenen<br />
Bauzier während<br />
und nach<br />
der vorsichtigen<br />
Farbentfernung<br />
Ein Endstück der<br />
Quasten mußte<br />
als komplett<br />
neues Schnitzteil<br />
erstellt werden.
Die pigmentierte<br />
Farbbehandlung<br />
mit Ölfarbe, hier<br />
beginnt die erste<br />
von bis zu vier<br />
Behandlungen.<br />
40<br />
beiteten neuen Partien versehen. Dennoch konnten aber<br />
über 70% der geschnitzten Sichtfläche und über 80% der<br />
Gesamtsubstanz erhalten werden. Die praktische Arbeit<br />
des <strong>Restaurator</strong>s und Holzbildhauers konnte beginnen.<br />
Wo irgend möglich wurden be<strong>im</strong> Anschuhen formschlüssige<br />
Verbindungen in Zusammenhang mit Le<strong>im</strong>technik<br />
eingesetzt. Vielfach konnte jedoch wegen der<br />
Detailformen nur auf die reine Klebetechnologie zurückgegriffen<br />
werden. Hier muss auch einmal der Einsatz<br />
von neuzeitlichen chemischen Verbindungen <strong>im</strong><br />
Zusammenhang mit restauratorischen Arbeiten positiv<br />
erwähnt werden. Durch viele Beispiele aus meiner Praxis<br />
bei der Fensterrestauration bestärkt, sind T3-Klebstoffe<br />
bei richtiger Verarbeitung und Nachbehandlung sowie<br />
Schutz der Verbindung auch für den vollen freistehenden<br />
Einsatz an bewitterten Teilen <strong>im</strong> Außenbereich geeignet,<br />
und ihr Einsatz ist möglich. Das hätte man mit<br />
herkömmlichen traditionellen organischen Le<strong>im</strong>en in<br />
dieser Form nicht schaffen können. Ohne diesen Materialeinsatz<br />
und be<strong>im</strong> Bestehen auf rein formschlüssigen<br />
Anlenkungen der Ergänzungen wäre die Bezahlbarkeit<br />
für den Auftraggeber außerhalb der Möglichkeiten geraten,<br />
und die tatsächliche Stabilität für den Außeneinsatz<br />
hätte aus meiner Sicht nicht wieder so hergestellt<br />
werden können. Die Bilder zeigen auch den schönsten<br />
Teil der Arbeiten, nämlich die Formgebung der Blüten<br />
oder anderen Details. Hier kann man nur dazu sagen, es<br />
ist eine Gnade, wenn einem eine solche Gabe der freien<br />
dreid<strong>im</strong>ensionalen Formgebung in die Wiege gelegt ist.<br />
Bernhard Metzeroth ist der ausführende der Schnitzerei<br />
gewesen. Ein einziges Teil, das untere Quastenkapitell<br />
zu dem beschriebenen stark geschädigten Mittelteil,<br />
musste komplett neu angefertigt werden, weil dort wirklich<br />
nichts an brauchbarer Basis mehr erhalten war.<br />
Der nach den Tischlerarbeiten anstehende Teil der<br />
Weiterbearbeitung bestand aus der Behandlung mit<br />
dem erhitztem Leinölstandöl. Hier liegt die Betonung<br />
insbesondere auf Standöl. So mancher Kollege, von den<br />
revitalisierten Anstrichstoffen auf Basis natürlicher,<br />
nachwachsender Substanzen begeistert, beschafft sich<br />
frisches Leinöl und erhitzt dies zur Behandlung und<br />
ist der Überzeugung, das gleicht dem, was hier von mir<br />
beschrieben wurde, und auch dem, was die Alten auch<br />
schon in gleicher Weise taten. Doch er ist dann verwundert<br />
über die Schwäche bzw. Geringfügigkeit der<br />
Substanz <strong>im</strong> Ergebnis. Standöl, vor ganz langer Zeit<br />
„Mahler Fürnis“ genannt, ist eine, wie der Name schon<br />
sagt, abgestandene bzw. besonders behandelte Variante<br />
des Leinöls. Sie ist durch langsame kontrollierte Voroxidation<br />
schon erheblich angereichert mit längerkettigen<br />
Molekülen. Die alten Maler haben dies in einer offe-<br />
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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011
nen Kanne unter Zugabe von Bleiglätte (PbO) erzeugt,<br />
welche <strong>im</strong> Warmen stehend regelmäßig geschüttelt und<br />
gewendet wurde. Unzählige derartige Rezepturen alter<br />
Maler sind verschollen, die hier und da noch schriftlich<br />
überlieferten aber sehr selten vollständig und verständlich.<br />
Eine Ausnahme ist die aus dem Werkstattbuch des<br />
Johan Arendt Müller zu Quakenbrück aus der Zeit des<br />
18. Jahrhunderts (siehe gesonderte Spalte). Dieses gut<br />
vorbereitete Standöl, zur Heißbehandlung der Teile erneut<br />
erhitzt, erreicht nun <strong>im</strong>mer noch fast die gleiche<br />
Viskosität wie neues Leinöl, aber es führt dennoch mehr<br />
Linoxyn-Substanz in die Holzsubstanz ein, die be<strong>im</strong><br />
Erkalten wesentlich besser füllende Eigenschaften hat.<br />
Schließlich wollen wir ja dem Holz etwas von seiner<br />
verlorenen Substanz wiedergeben. Das ist das Hauptziel<br />
auch bei der hier beschriebenen Arbeit.<br />
Die unzähligen Risse und kleinen stehenden Spalten<br />
<strong>im</strong> Holz waren in der letzten Zeit, als die Teile der Witterung<br />
ausgesetzt waren, ein regelrechtes Reservoir für<br />
Wasser. So konnten sich auch in dem Eichenholz Mikroorganismen<br />
ansiedeln, die trotz des säurehaltigen Milieus<br />
zum Verzehr der Lignin-Substanz führten und so zur<br />
Beschleunigung des weiteren Verfalls Schritt für Schritt<br />
beitrugen. Die vor der Behandlung vorliegende Struktur<br />
des Verzehrs lässt erkennen, wie die morbiden Reste aus<br />
Zellulosefasern, als Überbleibsel des früheren Holzes,<br />
die veränderte Oberfläche bilden. Wenn die strukturellen<br />
Verluste ersetzt werden, kann das Holz noch einmal<br />
290 Jahre als Original erhalten bleiben. Vorausgesetzt, es<br />
wird zukünftig wieder eine mit Sachverstand vorgenommene<br />
Anstrichpflege in regelmäßigen Abständen vorgenommen.<br />
Daran hege ich allerdings echte Zweifel, weil<br />
die heutige Finanzpolitik der öffentlichen Haushalte<br />
viel zu stark auf langfristige Grunderneuerungen als auf<br />
laufende Unterhaltung von Bauwerken ausgerichtet und<br />
systematisiert ist. Auch ist es sehr schwer, Verwaltungsleuten<br />
und Parlamentariern klar zu machen, dass es bei<br />
diesen Dingen der Anstrichpflege auf Kontinuität, auch<br />
<strong>im</strong> Hinblick auf das grundsätzliche Farbverständnis des<br />
Malers, ankommt. Das zwingt zum Beispiel oft dazu,<br />
eine Vorauswahl bei der Auftragsvergabe zu praktizieren<br />
oder sogar eine kontinuierliche feste Beziehung zu einem<br />
<strong>Handwerk</strong>er zu pflegen, der den Wissensstand aus<br />
dem Auftrag <strong>im</strong>mer weiter bewahrt und darum durch<br />
Kontinuität den systematischen Verfall zumindest stark<br />
verzögert.<br />
In der Gegenüberstellung des unbehandelten Holzes<br />
mit dem durch mehrmaliges Tauchen für den eigentlichen<br />
Anstrich vorbehandelten Holz wird die Wirkung<br />
der Methode sehr gut sichtbar. Allerdings erfordert sie<br />
Zeit, denn wenn der vorausgehende Firniseintrag noch<br />
nicht einen best<strong>im</strong>mten Trocknungsgrad erreicht hat,<br />
bringt der darauffolgende eine geringere Wirkung. Zwischen<br />
jedem Tauchgang sollten mindestens eine Woche,<br />
möglichst sogar zwei Wochen liegen. Auf die so erfolgte<br />
Grundierung folgt dann der aus mindestens nochmals<br />
drei Anstrichen bestehende pigmentierte Farbauftrag.<br />
Bei diesem handelt es sich logischerweise ebenfalls um<br />
ein System auf Leinölbasis. Hier können die ausgezeichneten<br />
Leinölfarben aus der darauf spezialisierten nordeuropäischen<br />
Fabrikation angewandt werden. Ein Maler<br />
mit Erfahrung in der Selbstherstellung derartiger Farben<br />
und ausgerüstet mit der unbedingt dazu erforderlichen<br />
Farbmühle kann dies auch in eigener Werkstatt<br />
selbst vollziehen. Aber bitte beachten: nur mit Standöl<br />
ansetzen.<br />
Die Bilder des fertigen Erkers ergeben einen guten<br />
Eindruck von der Besonderheit der Gestaltung und<br />
Erhaltung dieser Fassade. Die Farbgebung ist dabei<br />
durchaus ein Aspekt, der Anlaß zur Disputation liefern<br />
kann. Das heutige durchgehende Verständnis von barocker<br />
Farbigkeit erscheint mit persönlich als zu kraftlos.<br />
Ein mutigerer Einsatz, zum Beispiel des vorgefundenen<br />
kräftigen Grün, hätte eine noch größere Ausdrucksstärke<br />
der Formensprache erzeugt und wäre in dem Fall ja<br />
eindeutig zu belegen gewesen. Hier erschreckt vielleicht<br />
mancher Entscheider unserer Tage vor der mutigen<br />
Komposition der alten Malermeister, die diese Farbigkeit<br />
ja in aller Regel nach einem kleinen auf Karton erstellten<br />
Muster an die Fassade angelegt haben. Hier schärft<br />
natürlich die Übung den Blick. Und wie oft werden heute<br />
Fassaden in barocker Farbgebung in unsren Städten<br />
praktiziert? Darum sei hier mit Nachsicht geurteilt. �<br />
Christian Metzeroth<br />
ist Tischlermeister und <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>.<br />
E-Mail: info@metzeroth.de<br />
Auszüge aus dem Werkstattbuch des Fassmalers Johann<br />
Arendt Müller zu Quakenbrück.<br />
Die Originalschrift lässt sich auf 1798 datieren, aus den<br />
Inhalten wird aber erkenntlich das die Erkenntnisse auf<br />
frühere Zeit zurückgreifen, somit also als auf das gesamte<br />
18. Jahrhundert sicher einzuordnen sind. Der Text<br />
wurde zum besseren Verständnis von Helmut Ottenjann<br />
<strong>im</strong> Jahre 1979 in eine dem heutigen Sprachverständnis<br />
nähere Form der deutschen Sprache übertragen und<br />
letztlich wurde er von Frau Prof Jirina Lehmann Hildeshe<strong>im</strong><br />
<strong>im</strong> Jahre 2001 nochmals fachlich durchgearbeitet.<br />
Aber auch der Originaltext liegt in einer entsprechenden<br />
Schrift vor.<br />
„Dieser Firnis wird deswegen Malerfirnis genannt, weil<br />
ihn die Maler am gemeinlichsten (am meisten) gebrauchen.<br />
Er wird gekocht von gutem holländischen Leinöl,<br />
auf 1 Pfund holländisches Leinöl 3 Lot Silberglätte, 1<br />
Lot rotes Mennige, 1 Lot Umbra. Dieser Einsatz (Ansatz)<br />
ist zu viel, auch ein eiserner Topf wohl gut.<br />
NB: Es macht nichts, wenn man ein wenig mehr oder<br />
weniger von den Species (Zutaten) hinein tut. Tue solches<br />
mit dem Leinöl in einem gut glasiertem Pott uns<br />
setze es auf Kohlen und lasse es solange kochen, bis der<br />
gelbe Schaum vergangen ist und der Schaum nunmehr<br />
graubraun geworden ist und das Öl nicht mehr so geil<br />
grösig riecht, sondern bernhaftig, dann ist er gar (fertig).<br />
Man setzt ihn ab und lässt ihn kalt werden und verwahrt<br />
ihn zum Gebrauch. ………………….. Dieser Fürnis<br />
wird gebraucht in allen Ölmalerein. Er wird auch gebraucht<br />
zu dem in Punkt 1 beschriebenen Bernsteinlack,<br />
man kann ihn auf unterschiedliche Art machen und es<br />
kommt auf die Dosis nicht so genau an. Zum Beispiel,<br />
wenn man es nicht anders haben kann, so n<strong>im</strong>mt man<br />
nur 1 Pfund Leinöl 3,4 oder 5 Lot Silberglätte und kocht<br />
es damit, wie vorher beschrieben.“<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 41
Vorhandener<br />
Stabparkettboden<br />
mit<br />
ehemaligen<br />
Öffnungsstellen<br />
42<br />
Fachbeiträge<br />
� Beschreibung der Konstruktion, des Verlegemusters,<br />
der Holzarten und der Stärken<br />
Die Balken aus Kiefernholz sind beidseitig auf ca. 24 mm<br />
Tiefe und 12 mm Breite ausgefräst. In den Balken ist am<br />
Grund des Falzes eine 10 mm breite Nut eingefräst. Die<br />
oberen 12 mm des Kiefernbalkens bestehen aus einer aufgeblendeten<br />
7 cm breiten Eichenholzdeckschicht. Das<br />
Gegenstück zu Falz und Nut wurde an den Hirnseiten<br />
der ca. 11 cm breiten und 26 mm dicken Eichenparkettstäbe<br />
angearbeitet. Die Stäbe wurden bei der Verlegung<br />
in die Nuten eingeschoben, hatten so eine Auflage und<br />
einen oberseits bündigen Abschluss. Es entsteht ein so<br />
genanntes „Leitermuster“.<br />
Zustand der Oberfläche auf den ersten Blick<br />
Auf dem Boden ist keine Oberflächenbehandlung vorhanden.<br />
Die Oberfläche des Eichenbodens ist teilweise<br />
verschmutzt, stellenweise eingefärbte Wachs- und Lackreste<br />
vorhanden. Über den ganzen Boden sind Fehlstellen<br />
vorhanden, an der Fensterfront fehlen die Parkettstäbe<br />
über die ganze Raumlänge auf einer Breite von ca.<br />
1,50 m.<br />
Zustand nach genauer Untersuchung / Ausbau<br />
An den Kreuzungspunkten der Holzbalken waren Wiener<br />
Schrauben in der Größe 8 x 120 mm eingeschraubt.<br />
Der Schraubkopf wurde durch Ausbohren versenkt.<br />
Felder von drei bis vier Stäben, die jeweils zwischen den<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
gerd kleditzSCH<br />
STAVOS-Saal Chemnitz<br />
Restaurierung des Bodens<br />
<strong>im</strong> Stadtverordnetensaal<br />
Dokumentation<br />
Parkettarbeiten <strong>im</strong> historischen Stadtverordnetensaal<br />
des Neuen Rathauses in Chemnitz<br />
Auftraggeber: Stadt Chemnitz / Hochbauamt<br />
Annaberger Straße 89<br />
09120 Chemnitz<br />
Auftragnehmer: Parkett Kleditzsch<br />
Mühlenweg 12<br />
09509 Pockau<br />
Objekt: Neues Rathaus<br />
Markt 1 in Chemnitz<br />
Raum: Stadtverordnetensaal<br />
Einbau: Im Zeitraum 1910 - 1911<br />
Ausführungszeit: Mai 2010 - Januar 2011<br />
Nutzung: Sitzungssaal der Stadtverordneten<br />
Schraubpunkten liegen, wurden an der Nut-Zapfenverbindung<br />
durchgeschnitten und ausgebaut, um an den<br />
Holzbalken Keile einzule<strong>im</strong>en. Die Stäbe wurden mit<br />
Nägeln in die Kiefernbalken befestigt. Der Grund der<br />
Reparatur war wahrscheinlich ein Nachgeben der Unterkonstruktion<br />
nach Jahren der Nutzung und dadurch<br />
entstandene Unebenheiten.<br />
Unebenheiten<br />
Über den ganzen Boden vorhandene Unebenheiten bedingt<br />
durch Senkungen, sowie Unter- keilungen an der<br />
Unterkonstruktion.<br />
Verle<strong>im</strong>ung<br />
Die Eichendeckschichten der Parkettstäbe und der Balken<br />
wurden mit einem Warmle<strong>im</strong> auf die Kiefernhölzer<br />
aufgele<strong>im</strong>t, die Keile an den Kreuzungspunkten der Balken<br />
mit Weißle<strong>im</strong> befestigt.<br />
Verlegeart<br />
Die Verlegung erfolgte <strong>im</strong> Leitermuster. Die Längshölzer<br />
wurden optisch parallel zum „Klingerbild“ verlegt.<br />
Wurm- oder Schädlingsbefall<br />
Nicht feststellbar.<br />
Verfärbungen am Holz<br />
Durch natürliche Alterung entstand eine unterschiedliche<br />
Braunfärbung des Eichenholzes.
Fugenbild<br />
Die Fugen sind vor allem an den für die Unterkeilung<br />
der Unterkonstruktion geöffneten Stellen entstanden,<br />
sonst findet sich ein eher geringes Fugenbild.<br />
Unterkonstruktion<br />
Der Untergrund besteht aus einer Betondecke, in diese<br />
sind Eisen einbetoniert, die um 90° gebogen sind. In diese<br />
wurden <strong>im</strong> Abstand von ca. 85 cm voneinander liegende<br />
Nadelholzbalken eingeschlagen, um diese zu fixieren.<br />
Unebenheiten wurden durch Keile ausgeglichen.<br />
Darauf wurden wieder <strong>im</strong> Abstand von ca. 50 cm um 90°<br />
gebogene Eisen eingeschlagen. An diesen wurden die<br />
quer liegenden Kiefernbalken befestigt.<br />
Die Unterkonstruktion wurde an verschiedenen Stellen<br />
geöffnet, um Wechsel zwischen die Holzbalken einzubauen,<br />
damit die Sperrholz-Grundplatten für die Bodentanks<br />
auf den Betonboden geklebt werden konnten.<br />
Des Weiteren war für die Verlegung von Heizleitungen<br />
sowie Elektroleitungen ein Öffnen der Unterkonstruktion<br />
notwendig.<br />
In diesem Zusammenhang erfolgte auch eine Öffnung<br />
der schon einmal geöffneten Stellen der Unterkonstruktion,<br />
um grobe Unebenheiten und Bewegungsspielräume<br />
zwischen den Balken zu beseitigen. Die 120 mm<br />
langen Wiener Schrauben wurden durch 150 mm lange<br />
Schrauben ausgetauscht, da die vorhandenen Schrauben<br />
zu kurz und oftmals schon überdreht waren.<br />
Die Eichenquerhölzer wurden unter Verwendung von<br />
neuen Auflageleisten wieder an die Holzbalken eingebaut.<br />
Über den Grundplatten der Bodentanks erfolgte<br />
der Einbau von Sperrholzplatten. Damit ein Knarren aus<br />
der Verbindung zwischen den Stäben und den Längshölzern<br />
vermindert wird, wurden alle Eichenstäbe mit jeweils<br />
4 Schrauben in die Unterkonstruktion geschraubt.<br />
Die Fensternischen wurden mit Epoxidharz gegen<br />
Feuchtigkeit abgedichtet und aufgespachtelt, darauf<br />
eine Sperrholzplatte geklebt, die oberseits bündig an die<br />
Unterkonstruktion anschließt. Ebenfalls wurden Sperrholzplatten<br />
<strong>im</strong> Eingangsbereich eingebaut, da die alten<br />
Türübergänge nicht mehr verwendbar waren.<br />
Auf der Rückseite des linken Türüberganges war<br />
ein Bahntransportschein des Eisenbahn-direktionsbezirk<br />
Erfurt mit Transportdatum 6.5. von We<strong>im</strong>ar nach<br />
Chemnitz aufgeklebt / ohne Jahresangabe. Ein zweiter<br />
aufgeklebter Schein trägt die Großbuchstaben O.H.W.<br />
und ebenfalls die Aufschrift: nach Chemnitz. Daraus<br />
lässt sich schlussfolgern, dass zumindest die Türeingangsschwelle<br />
ein Betrieb <strong>im</strong> Großraum We<strong>im</strong>ar gelie-<br />
fert hat. Ein eventueller Parkettproduzent lässt sich für<br />
diese Region trotz verschiedener Recherchen nicht mehr<br />
nachweisen. Zum Schluss wurde auf der reparierten Unterkonstruktion<br />
ein Reinigungsschliff durchgeführt.<br />
Als Parkettboden sollte, in Anlehnung an andere<br />
Räume <strong>im</strong> Rathaus, ein Stabparkett <strong>im</strong> Fischgrätmuster<br />
mit der Abmessung 130 x 550 x 22 mm in der Holzart<br />
Eiche, Sortierung Natur eingebaut werden. Der ganze<br />
Boden sollte zur Wandverkleidung hin auf max<strong>im</strong>al<br />
6mm Abstand eingefriest werden, damit die originalen<br />
Leisten mit einer Dicke von 8mm den Wandabstand<br />
schließen.<br />
Vor der Oberflächenbehandlung war ein Beizen<br />
der Fläche auf einen zur Wandverkleidung passenden<br />
Braunton vorgesehen. Nach Abwägen der Vor- und<br />
Nachteile wurde vereinbart, dass eine leicht gedämpfte<br />
Eiche als Parkettholz zum Einsatz kommen soll.<br />
Nachdem es zu kurzfristigen unvorhersehbaren Lieferschwierigkeiten<br />
seitens des Parkett-herstellers kam,<br />
wurde das Stabparkett von unserer Firma selbst hergestellt.<br />
Der Aufbau wurde dreischichtig gewählt, mit einer<br />
8mm dicken Deckschicht aus gedämpfter Eiche, einer<br />
querliegenden Mittellage und einer wieder längs liegenden<br />
Unterschicht, ebenfalls aus Eiche. Als Verbindung<br />
der Stäbe untereinander wurden Fremdfedern aus Nadelholz<br />
hergestellt.<br />
Die Verlegung erfolgte nach Planvorgaben. Die Parkettstäbe<br />
wurden auf die Unterkonstruktion verdeckt<br />
mit schrauben befestigt. An den vorgesehenen Stellen<br />
der eingelassenen Bodentanks und Revisionsöffnungen<br />
wurde das Stabparkett so beschnitten und verlegt, dass<br />
das Parkettmuster in den Deckeln weiterläuft. Die Frie-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 43<br />
Neu gebauter<br />
Wechsel für<br />
Bodentanks<br />
Konstruktion<br />
des Einschubes<br />
der Parkettstäbe<br />
in die Balken<br />
Verlegung des<br />
neuen Stabparketts
Einlassen des<br />
Parketts mit<br />
Hartwachsöl<br />
Oberflächenbehandelter<br />
Parkettboden mit<br />
Podestneubau<br />
Neues Randfries<br />
Neu hergestellter<br />
Türübergang<br />
44<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
se wurden mit Stufenfalz gefertigt. Die Verschraubung<br />
erfolgte von oben und mit einer Schraubenabdeckung<br />
mittels Querholzscheiben aus Eiche.<br />
Für das Podest des Präsidiums ist eine Unterkonstruktion<br />
aus Nadelholz und 27 mm dicken Multiplexplatten<br />
erstellt worden. Darauf wurde das 30 mm dicke Parkett<br />
verlegt, <strong>im</strong> Weiterlauf des Parkettmusters <strong>im</strong> Saal.<br />
Komplettiert wurde das Podest mit Friesen, Setz- und<br />
Trittstufen, die an der Brüstung und der Wandverkleidung<br />
angepasst wurden.<br />
Der Parkettboden und das Podest wurden geschliffen<br />
und 2 Mal mit Hartwachsöl der Firma Bona eingelassen.<br />
An der Wandseite zur Bibliothek wurde ein Stuhlschutzbrett<br />
angebracht, um ein beschädigen der Wandverkleidung<br />
zu verhindern. Die Einpflege des fertiggestellten<br />
Bodens erfolgte mit Carls 25 von Bona.<br />
Durchgeführte Arbeiten auf der Besucher- und<br />
Pressetribüne<br />
Die Parkettböden auf den beiden Tribünen sind in der<br />
D<strong>im</strong>ension kleiner als <strong>im</strong> Saal und sollten erhalten werden.<br />
Die durch Installationsarbeiten aufgenommenen<br />
Flächen wurden nach der auf den Parkettstäben aufgebrachten<br />
Kennzeichnung und Nummerierung wieder<br />
geschlossen, inklusive der Unterkonstruktion.<br />
Vor dem Ausbau gekennzeichnete Parkettstäbe<br />
Unter der abgenommenen Setzstufe und unter einem<br />
aufgenommenen Parkettstab fand sich ein aufgeklebter<br />
Lieferschein der Metzdorfer Parkettfabrik mit Lieferanschrift<br />
Chemnitz durch die Königlich Sächsische Staatseisenbahn.<br />
Die Setzstufen sind mit Messingschrauben<br />
wieder in der Unterkonstruktion befestigt worden. Fehlstellen<br />
<strong>im</strong> Stabparkett wurden 8mm tief ausgefräst und<br />
durch neue Deckschichten aus gedämpfter Eiche ersetzt.<br />
Anschließend wurden mittels Einscheibenmaschine,<br />
Pads und einer langkettigen Alkohollösung die<br />
Verschmutzungen vom Parkettboden angelöst, die<br />
Schmutzflotte dann mit einem Sprühsauger aufgenommen.<br />
Dies erfolgte auch auf den Tritt- und Setzstufen.<br />
Nach dem Trocknen wurde der gereinigte Boden<br />
leicht durchgeschliffen und abgesaugt. Wie auf dem<br />
Stabparkett des Saales erfolgte ein zwe<strong>im</strong>aliger Auftrag<br />
von Hartwachsöl der Firma Bona.<br />
Die Sockelleisten wurden aus neuer gedämpfter Eiche<br />
nach den vorhandenen Mustern nachgefertigt. An<br />
den Stellen, an denen Stuhllehnen die Wände oder<br />
das Brüstungsgeländer beschädigen können, wurden
Treppenstufen zur Besuchertribüne<br />
Liste der verwendeten Produkte –<br />
Technische Datenblätter<br />
• T 54 Elastikkleber, Sika<br />
• D3 Weißle<strong>im</strong>, Bindan<br />
• D4 PU-Le<strong>im</strong>, Ponal<br />
• D3 Weißle<strong>im</strong>, Prosol<br />
• L 94 Spezial Schmutz- und Wachslöser, BergerSeidle<br />
• Pafuki Super Fugenkittlösung, BergerSeidle<br />
• Hartwachsöl, Bona<br />
• Carls 25 Pflegemittel, Bona<br />
Restaurierungswerkstatt<br />
Domschke<br />
037367/779790<br />
www.holzboden-domschke.de<br />
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auf den Boden Stuhlschutzbretter befestigt. Auf den<br />
Stuhlschutzbrettern und an den restlichen Wandseiten<br />
sind Sockelleisten sowie davorgesetzte Viertelstableisten<br />
angebracht worden. Die Befestigung erfolgte mittels<br />
Schrauben in den Boden und das Auswachsen der<br />
Schraublöcher.<br />
Als Abschluss der Parkettarbeiten auf den Tribünen<br />
erfolgte eine Einpflege der Böden mittels Carls 25 von<br />
der Firma Bona. �<br />
(Fotos: Gerd Kleditzsch)<br />
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<strong>im</strong> Parkettleger-<strong>Handwerk</strong><br />
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E-Mail: info@parkett-kleditzsch.de<br />
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D-15324 Letschin OT Kienitz<br />
Fon: +49 33478 37053<br />
Fax: +49 33478 37054<br />
Mobil: 0162 177 74 24<br />
Mail: jomueller@oderconcept.de<br />
Web: www.oderconcept.de<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 45<br />
Besuchertribüne<br />
mit Bestuhlung
Fachbeiträge<br />
lena langer<br />
Wie ich Joseph köpfte<br />
Bericht über ein "Studienvorbereitendes Jahrespraktikum als <strong>Restaurator</strong>in"<br />
� Mit viel Elan, aber wenig Vorkenntnissen begann ich<br />
<strong>im</strong> November 2010 ein einjähriges Vorpraktikum für ein<br />
Studium der Restaurierung von Möbeln und Holzobjekten<br />
in einer Schreinerei mit dem Schwerpunkt Restaurierung<br />
und Denkmalpflege.<br />
Eines der ersten Projekte, das ich nach einer Einführungsphase<br />
mit relativ großer Eigenverantwortung bearbeiten<br />
durfte, war eine geschnitzte dreiteilige Figurengruppe,<br />
bestehend aus Maria, Joseph und Jesus in einer<br />
Krippe. Die Heilige Familie war eine Dankesgabe eines<br />
Kriegshe<strong>im</strong>kehrers an seine Kirchengemeinde und hatte<br />
durch schlechte Lagerung stark gelitten: Fugen- und<br />
Schwundrisse am zusammengesetzten Block und Verluste<br />
an exponierten Stellen waren zu bearbeiten.<br />
Gerade hatte ich die etwa 90 cm große Josephs-Figur<br />
vor einer Holzplatte <strong>im</strong> Freien aufgebaut, um ihn bei<br />
natürlicher Beleuchtung für die noch ausstehende Dokumentation<br />
zu fotografieren, da passierte es: Ein Windstoß<br />
fuhr in die Platte und brachte Joseph so zu Fall. Ich<br />
wollte es nicht glauben, aber der Kopf war ab!<br />
Spontan schossen mir tausend Gedanken durch den<br />
Kopf: Das kann man nicht mehr richten! Das hat Folgen!<br />
Was sagt wohl der Auftraggeber? Was sagt mein Chef?<br />
Langsam verteilte sich mein Blut wieder <strong>im</strong> Körper,<br />
und ich betrachtete mir die Bescherung genauer. Gott sei<br />
Dank war er nicht auf das Gesicht gefallen, so dass wenigstens<br />
hier keine aufwendigen Nacharbeiten nötig waren.<br />
Der Kopf war am Hals durch einen zackigen Bruch<br />
vom Rumpf getrennt. Augenscheinlich waren auch sonst<br />
keine weiteren Bruchstücke entstanden.<br />
Ich gewann meine Zuversicht zurück und war sicher,<br />
dass das wieder in den Griff zu bekommen war. Wir sind<br />
ja schließlich <strong>Restaurator</strong>en. Mein Chef sah dieses Unglück<br />
auch eher als effektive Fortbildung und erläuterte<br />
mir die Vorteile einer verzahnten Bruchstelle, die oft ein<br />
passgenaues Wiederansetzen begünstigt. Ich reinigte<br />
die Bruchstelle von querliegenden Fasern und kleinen<br />
Splittern und setzte den Kopf mit Unterstützung meines<br />
Meisters wieder an. Der Riss verschwand optisch am<br />
chsenfarth<br />
46<br />
DENKMALPFLEGE<br />
SCHWERPUNKTE<br />
Konservierung ♦ Restaurierung<br />
Baudenkmalpflege ♦ Kirchenmalerei<br />
Wandmalerei ♦ Raumgestaltung<br />
Fassaden ♦ Stein ♦ Stuck<br />
Skulpturen ♦ Gemälde ♦ Inventar<br />
Historische Ausstattungen<br />
Übergang zwischen Hals und Kragen. Kleinere Fehlstellen<br />
ließen sich mit Fischle<strong>im</strong>kitt wieder auffüllen.<br />
Nach der Restaurierung war nichts mehr von dem<br />
Unfall zu sehen, und auch die übrigen Schäden wurden<br />
erfolgreich gekittet und retuschiert. Der Auftraggeber<br />
war hoch zufrieden, und mir fiel ein Stein vom Herzen.<br />
Die bisher erlernten Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
hatten mir die Lösung ermöglicht. Der sensible Umgang<br />
mit Objekten hatte sich eingehämmert.<br />
Neben den grundlegenden schreinerorientierten manuellen<br />
Fertigkeiten wie etwa dem Umgang mit Stecheisen,<br />
Hobel und Säge habe ich <strong>im</strong> Laufe des Praktikums<br />
viele spezielle restauratorische Techniken erlernt:<br />
• die Wiederherstellung von Oberflächen mit Schellack<br />
als Ballenpolitur, den Aufbau einer Wachspolitur,<br />
Beizen und Retuschetechniken;<br />
• Reinigen und Lösen bzw. Abtragen von Oberflächen<br />
mechanisch, chemisch oder physikalisch mit Infrarottechnik,<br />
Schichtenfreilegung;<br />
• Verle<strong>im</strong>ungen mit historischen Le<strong>im</strong>en wie Knochenle<strong>im</strong>,<br />
Hautle<strong>im</strong>, Fischle<strong>im</strong> und modernen Produkten;<br />
• Festigung mit unterschiedlichen Materialien;<br />
• Kittungen mit diversen Rezepturen.<br />
Ochsenfarth<br />
Bücklerweg 34 - 36<br />
33104 Paderborn - Marienloh<br />
Tel.: 0 52 52 - 9 77 75 - 0<br />
Fax: 0 52 52 - 9 77 75 - 9<br />
www.ochsenfarth-wibbeke.de<br />
info@ochsenfarth-wibbeke.de<br />
Ochsenfarth & Wibbeke<br />
Wibbeke<br />
RESTAURIERUNG UND DENKMALPFLEGE GBR<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Anzeige<br />
RESTAURIERUNG<br />
Wibbeke<br />
DENKMALPFLEGE
Die Objektmaterialien beschränkten sich nicht ausschließlich<br />
auf Holz und Furnier. Über die Beschläge<br />
kam auch die Bearbeitung von Metall ins Spiel: Richten,<br />
Entrosten, Konservieren. Bei der Bearbeitung eines<br />
Schmuckfensters lernte ich Glas zu schneiden, einzukitten<br />
und zu bemalen.<br />
Der Einsatz von Maschinen beschränkte sich hauptsächlich<br />
auf die Handmaschinen und bei den Großmaschinen<br />
auf Bandsäge und Dickenhobel. Mit dieser<br />
Palette konnte ich mir mit leichter manueller Nachbearbeitung<br />
die meisten Teile selber vorrichten. Eine intensivere<br />
Einweisung in diese grundlegenden Schreinertechniken<br />
war <strong>im</strong> gegebenen Zeitrahmen nicht möglich.<br />
Die Pflege von Werkzeug wurde mir auch vermittelt.<br />
Einen Hobel habe ich mir selbst restauriert und bin nach<br />
langer Übung <strong>im</strong>merhin in der Lage, ein Hobel- oder<br />
Stecheisen so zu schärfen, dass es die Rasierprobe am<br />
Unterarm besteht.<br />
Meine Projekte waren sehr abwechslungsreich. Objekte<br />
in der Denkmalpflege wurden meist <strong>im</strong> Team<br />
bearbeitet. Der erste Einstieg war die Restaurierung<br />
von Portalen an einem Kloster aus der Spätbarockzeit.<br />
Jugendstilfenster einschließlich Reparatur der Bleiverglasungen<br />
und in der Schlussphase Arbeiten an einem<br />
Verwaltungsbau der 1930er Jahre mit Bleiglasfenstern<br />
und Doppelflügeltüren waren sehr interessante Projekte.<br />
In der Möbelrestaurierung konnte ich mit zunehmender<br />
Selbständigkeit Projekte komplett bearbeiten, wobei<br />
mein Meister stets <strong>im</strong> Hintergrund stand mit Anregungen<br />
und Anleitung. Tische, Sekretäre und Kommoden<br />
gingen so durch meine Hände. Gelegentlich hatten wir<br />
auch säkulare oder religiöse Figuren in Auftrag.<br />
Manchmal waren die Objekte nicht von hohem Wert,<br />
sondern nur "Lieblingsstücke", deren Erhaltung dem<br />
Auftraggeber besonders am Herzen lag. Ich habe gelernt,<br />
dass auch hier der besondere restauratorische Ansatz<br />
die Erhaltung des Charakters ermöglicht.<br />
Zu den Fähigkeiten wie Geduld und Sinn für Feinarbeit<br />
sind durch das Praktikum weitere hinzugekommen.<br />
Genaues Anschauen und Analysieren, das Erkennen<br />
von Aufbau, Gliederung und Ornamentik ermöglichen<br />
12 Apostel<br />
12 Monkeys<br />
12 Eyecatcher<br />
bekannt aus TV, Rundfunk und Presse<br />
Anzeige<br />
ein Unterscheiden und Einordnen in die verschiedenen<br />
Epochen. Heute nehme ich meine Umwelt anders wahr.<br />
Oftmals ist ein Blick auf die Kehrseite aufschlussreicher<br />
über den Zustand als die Schauseite.<br />
Ich habe gelernt, durch methodisches Vorgehen zu<br />
einem objektbezogenen Konzept zu gelangen und dies<br />
und die Restaurierungsarbeit in einer Dokumentation<br />
schlüssig darzustellen. Fehlte mir am Anfang für die<br />
Objekterfassung und Beschreibung noch das Vokabular,<br />
so hilft mir diese Sprache jetzt bei der genauen Beschreibung.<br />
Nicht allein das Schadensbild, auch die Erhaltung<br />
von Patina und Geschichtsspuren best<strong>im</strong>men zusammen<br />
mit den Ansprüchen des Auftraggebers die Restaurierungsarbeit.<br />
Die Bandbreite der Möglichkeiten reicht<br />
von dem Ratschlag, nichts zu tun, bis zur kompletten<br />
Überarbeitung. Ich denke, dass eher die Beschränkung<br />
den <strong>Restaurator</strong> auszeichnet. In jedem Fall wird eng begrenzt<br />
auf den Schadensbereich und nach Möglichkeit<br />
materialgerecht und reversibel gearbeitet.<br />
Ein wenig Auseinandersetzung mit Fotografie, Bildbearbeitung<br />
und Texterstellung ist notwendig, wurde<br />
aber <strong>im</strong> Verlauf des Praktikums auch gründlich eingeübt.<br />
Vieles davon entstand begleitend zur regulären Arbeitszeit.<br />
Ein gewisser Anteil von Selbststudium und<br />
Recherche wurde von mir schon vor Beginn erwartet.<br />
Das kollegiale Arbeitskl<strong>im</strong>a <strong>im</strong> Betrieb hat es mir wesentlich<br />
erleichtert, meine Fertigkeiten und Fähigkeiten<br />
zu erlernen und auszubauen. Das Praktikum war sehr<br />
abwechslungsreich und spannend. Ich fühle mich für<br />
das Studium von der praktischen Seite her gut vorbereitet,<br />
die naturwissenschaftlichen Grundlagen werde ich<br />
an der Hochschule erlernen. Beides zusammen wird die<br />
Grundlage für meinen Wunschberuf bilden.<br />
Nach dem Studium würde ich am liebsten <strong>im</strong> Museum<br />
arbeiten, da die Objekte dort oftmals abwechslungsreich,<br />
sehr umfangreich und spannend sind. Ebenfalls<br />
gefällt mir, dass ich so die Möglichkeit hätte, meine Arbeit<br />
mehr auf die Konservierung und Erforschung der<br />
historischen Objekte auszurichten und unabhängig von<br />
der Notwendigkeit der Benutzbarkeit des Objektes zu<br />
sein. �<br />
EYECATCHER-HINGUCKER<br />
www.eyecatcher-hingucker.de<br />
Lena Langer<br />
ist Jahrespraktikantin bei "Schreinerei Holz und Form<br />
GmbH" in Bochum, einem Fachbetrieb für Denkmalpflege.<br />
wir gestalten aus Kunstgutdoubletten von<br />
historischen und modernen Skulpturen<br />
Eyecatcher-Hingucker um die<br />
Aufmerksamkeit der Betrachter zu steigern<br />
und Unikate für die Zukunft zu schaffen<br />
c/o Denkmalconsulting-Ochsenfarth GmbH<br />
Bücklerweg 34 - 36 | 33104 Paderborn<br />
Tel.: 05252 9359984 | Fax: 05252 9359988<br />
E-Mail: denkochs@gmx.eu<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 47
Aus den Landesgruppen<br />
48<br />
Verbandsmitteilungen<br />
� Es gibt eine eue Landesgruppe<br />
in Rheinland-Pfalz / Hessen<br />
Ansprechpartner:<br />
Alexander Fenzke, Telefon: 0 26 61 / 98 18 34<br />
E-Mail: rheinland-pfalz-hessen@restaurator-<strong>im</strong>-handwerk.de<br />
Berlin/Brandenburg<br />
� Im Berichtszeitraum traf sich die Landesgruppe<br />
Berlin/Brandenburg dre<strong>im</strong>al.<br />
Das Treffen am 8. September 2011 stand <strong>im</strong><br />
Zeichen eines Vortrags von Rechtsanwalt<br />
Bober, der uns über Möglichkeiten informierte,<br />
Einspruch gegen die Vergabe von<br />
Aufträgen an den billigsten Bieter bzw. an<br />
Bieter, die nicht über die notwendige Qualifikation<br />
verfügen, zu erheben. Wie schon<br />
einige Kollegen <strong>im</strong> Vorfeld geäußert hatten,<br />
sind die rechtlichen Möglichkeiten dazu sehr<br />
begrenzt. Wir werden in der nächsten Ausgabe<br />
der Zeitschrift ausführlich darüber berichten.<br />
Außerdem wurde an diesem Abend<br />
die Beteiligung der Landesgruppe an der<br />
EUHEF − Europäische Schlösser und Gärten-Messe<br />
− <strong>im</strong> Berliner Schloss Charlottenburg<br />
vorbereitet.<br />
Am 27. Oktober 2011 traf sich die Landesgruppe<br />
erneut. Am Vormittag dieses Tages<br />
hatte die oben erwähnte Messe <strong>im</strong> Schloss<br />
Charlottenburg begonnen, sodass Herr<br />
Sturm- Larondelle, der unseren Stand dort<br />
betreute, einen ersten Eindruck vermitteln<br />
konnte. Die Landesgruppe hatte ca. 14 Tage<br />
vor der Messe 1750 Eintrittskarten an Architekten,<br />
Denkmalpfleger und sonstige Interessierte<br />
verschickt. Die Resonanz darauf war<br />
sehr verhalten, sodass wir überlegen, ob eine<br />
erneute Teilnahme <strong>im</strong> nächstem Jahr sinnvoll<br />
ist. Des Weiteren wurde an diesem Abend<br />
die Beteiligung der Landesgruuppe an der<br />
bautec, die vom 21. bis 25. Februar 2012 in<br />
Berlin stattfinden wird, besprochen. Wir planen,<br />
dort mit einem Stand vertreten zu sein,<br />
um lebendige Werkstätten verschiedener<br />
Gewerke zu präsentieren. Zu diesem Zweck<br />
werden wir ein überarbeitetes Mitgliederverzeichnis<br />
auflegen, in dem auch die neu eingetretenen<br />
Mitglieder aufgeführt sein werden.<br />
Das Treffen am 24. November 2011 stand<br />
ganz <strong>im</strong> Zeichen des Geburtstags der Landesgruppe<br />
Berlin/Brandenburg. Auf den Tag<br />
genau vor 6 Jahren hatten sich erstmals neun<br />
Kollegen getroffen und beschlossen, dies zukünftig<br />
regelmäßig zu tun. Ca. 35 Treffen<br />
haben seitdem stattgefunden; zur Zeit hat die<br />
Landesgruppe 39 Mitglieder; dre<strong>im</strong>al war sie<br />
auf der bautec vertreten, seit Bestehen jedes<br />
Jahr am Tag des Denkmals in Berlin wie auch<br />
in Brandenburg aktiv und zwe<strong>im</strong>al bisher auf<br />
der Denkmalmesse <strong>im</strong> Schloss Charlottenburg;<br />
darüberhinaus war sie auf vielen ande-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
ren einschlägigen Veranstaltungen vertreten.<br />
Im Jahre 2010 war sie erstmalig am Schinkelpreis<br />
beteiligt, <strong>im</strong> Jahre 2007 fand ein<br />
Bundesverbandstreffen in Berlin statt, dem<br />
sie eine neue Struktur gab, mit Fortbildungen<br />
und Exkursionen, dieses Muster wurde dann<br />
bei den folgenden Bundestreffen beibehalten.<br />
Auch in der Landesgruppe selber kommen<br />
Weiterbildungen nicht zu kurz, geführte<br />
Ausstellungsbesuche, zu Vorträgen während<br />
der Treffen eingeladene Referenten und der<br />
seit ca. einem Jahr bei jedem Treffen bereitstehende<br />
Büchertisch gehören dazu.<br />
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Landesgruppe<br />
Berlin/Brandenburg durch ihre vielfältigen<br />
Aktivitäten einen großen Bekanntheitsgrad<br />
erlangt hat, verbunden mit einem<br />
hohen Maß an Reputation, nicht zuletzt auch<br />
durch die Zeitschrift.<br />
Eine wertvolle und unerlässliche Hilfe in der<br />
Bewältigung der jeweils anstehenden Aufgaben<br />
der Landesgruppe Berlin/Brandenburg<br />
ist seit 2008 Frau Dipl.-Ing. Annemarie Rothe,<br />
sie hat maßgeblich Anteil am Erfolg der<br />
Landesgruppe.<br />
Ansprechpartner:<br />
Rainer W. Leonhardt, Tel.: 030-342 10 48<br />
E-Mail: info@rainer-w-leonhardt.de<br />
Annemarie Rothe, Tel.: 0176-96 51 67 53<br />
E-Mail: rothe.a@berlin.de<br />
Bayern/Baden-Württemberg/Thüringen<br />
� Als Verbandsvertreter der RiH nahm Hubert<br />
Labisch an dem Kolloquium des Bayerischen<br />
Kultusministeriums <strong>im</strong> Bauarchiv<br />
Thierhaupten vom 20. bis 21. September<br />
2011 teil, das ein Zukunftskonzept für ein<br />
bayerisches Fortbildungszentrum für Denkmalpflege<br />
in Thierhaupten zum Gegenstand<br />
hatte.<br />
Anwesend waren Vertreter der Ministerien<br />
Wissenschaft, Forschung, Kunst und Wirtschaft,<br />
der Bezirkstagspräsident von Schwaben,<br />
Vertreter des Landratsamtes Augsburg<br />
und der <strong>Handwerk</strong>skammern München/<br />
Oberbayern und Schwaben, des Fördervereins<br />
Probstei Johannesberg Fulda, der TU<br />
München, Lehrstühle für Restaurierung<br />
und Baukl<strong>im</strong>atechnik, der Bayerischen Ingenieurkammer<br />
Bau, der Bayerischen Architektenkammer,<br />
der Fraunhofergesellschaft,<br />
des Monumentendienstes Niedersachsen,<br />
des Landesamtes für Denkmalpflege Bayern<br />
und als Moderator Dr. Bernd Euler vom<br />
Bundesdenkmalamt in Wien. Die Liste der<br />
Tagungsteilnehmer zeigt, welche Beachtung<br />
unserem Beruf bis in höchste Ebenen beigemessen<br />
wird.<br />
Im Vorfeld hatte jeder Teilnehmer die Gelegenheit,<br />
ein Statement zu seinen Erwartungen<br />
an das Kolooquium vorzutragen. Bei den<br />
Referaten und Diskussionen wurde ein Er-<br />
gebnis erzielt, das die Erwartung weit übertraf.<br />
Vor allem durch die Mitwirkung der<br />
verschiedenen Institutionen und Verbände<br />
wurde das Ganze auf eine breite Basis gestellt<br />
werden. Auch haben alle Verbände eine Mitwirkung<br />
bei der Durchführung von Fortbildungsmaßnahmen<br />
zugesagt.<br />
Eine Anlauffinanzierung für die nächsten<br />
2-3 Jahre wurde bereits vom Bayerischen<br />
Wirtschaftsministerium bewilligt. Zur Koordinierung<br />
und Entlastung der Mitarbeiter<br />
des Archivs soll eine eigene Geschäftsführung<br />
errichtet werden. Durch die angekündigte<br />
Zusammenarbeit mit Studenten und<br />
dem Lehrstuhl für Restaurierung an der TU<br />
München entstehen Vorteile für uns.<br />
Ein Erfolg dieses Kolloquiums für uns handwerkliche<br />
<strong>Restaurator</strong>en ist in der Akzeptanz<br />
unserer Ausbildung durch das Landesamt für<br />
Denkmalpflege zu sehen.<br />
Am 8. November 2011 fand die Verleihung<br />
des Bundespreises für <strong>Handwerk</strong> in<br />
der Denkmalpflege in Stuttgart statt. Die<br />
Landesgruppe stellte sich dabei mit ihren<br />
Roll-ups, Mitgliederverzeichnissen und der<br />
Verbandszeitschrift vor. Die Präsentation vor<br />
Ort wurde von den Kollegen Dengel sen. und<br />
jun. übernommen. Herzlichen Glückwunsch<br />
an unser Mitglied Holzmanufaktur Rottweil<br />
GmbH, das auch ausgezeichnet wurde.<br />
Die Landesgruppe präsentiert sich.<br />
Termine:<br />
12.-14.01.12 Monumento Salzburg – Fachmesse<br />
für Denkmalpflege<br />
14.-20.03.12 <strong>Handwerk</strong> und Design auf der<br />
Internationalen <strong>Handwerk</strong>smesse München<br />
Die Landesgruppe Bayern – Baden-Württemberg<br />
– Thüringen präsentiert sich mit einem<br />
eigenen Stand.<br />
07.09.-06.10.12 „<strong>Restaurator</strong>en <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>“<br />
– Ausstellung in der Galerie des<br />
<strong>Handwerk</strong>s in München, Konzeption und<br />
Durchführung durch die <strong>Handwerk</strong>skammer<br />
München-Oberbayern und der Landesgruppe<br />
Bayern – Baden-Württemberg – Thüringen.<br />
Ansprechpartner:<br />
Hubert Labisch, Tel.: 09367-86 06<br />
E-Mail: info@schreinerei-labisch.de<br />
Nordrhein-Westfalen/Niedersachsen<br />
� Die Landesgruppe konnte am 11. September<br />
2011, dem Tag des offenen Denkmals,
gleich drei Objekte zur Besichtigung präsentieren – so viele wie<br />
nie zuvor.<br />
Guido Kramp, Maik Ebert und Andreas Sch<strong>im</strong>pf führten durch<br />
das Wohnhaus in der oberen Mühlenstraße 8 in Bad Salzuflen.<br />
Andreas Hempe vermittelte <strong>im</strong> Haus Münsterberg, Hornsche<br />
Str. 38 in Detmold, viele interessante Informationen.<br />
Guido Wagner lud zur Führung durch das Stift Elsey in Hagen.<br />
Bei allen drei Veranstaltungen wurden eine Vielzahl an Mitgliederverzeichnissen<br />
und Verbandszeitschriften an die sehr<br />
zahlreich erschienenen Besucher verteilt, sie waren damit für<br />
Landesgruppe ein voller Erfolg.<br />
Vom 7. bis 9. Oktober 2011 war ein Großteil der Landesgruppenmitglieder<br />
zu Gast in Pomersfelden. Bei der jährlichen Mitgliederversammlung<br />
wurden bestehende Kontakte gepflegt und<br />
neue geknüpft. Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an die<br />
Landesgruppe Bayern/Baden-Württemberg/Thüringen und<br />
besonders an die Mitglieder des Organisationskomitees. Es war<br />
eine sehr gelungene Mitgliederversammlung mit einem interessanten<br />
und abwechslungsreichen Rahmenprogramm.<br />
Für den Rest des Jahres sind keine weiteren offiziellen Termine<br />
der Landesgruppe geplant. An dem neuen Mitgliederverzeichnis<br />
wird natürlich weitergearbeitet.<br />
Für Anfang des Jahres sind bereits mehrere Termine auf verschiedenen<br />
Messen und Veranstaltungen geplant. Diese werden<br />
rechtzeitig auf der Internetseite bekanntgegeben.<br />
Alle Mitglieder der Landesgruppe, die sich gerne mehr in der<br />
Landesgruppenarbeit engagieren wollen, sind herzlich eingeladen,<br />
sich dafür über die nachfolgende Kontaktadresse zu melden.<br />
Ansprechpartner:<br />
Maik Ebert, Fa. Kramp & Kramp<br />
Telefon: 05261-968810,<br />
E-Mail: mebert@kramp-lemgo.de<br />
Sachsen<br />
� Nach einem ausgefallenen Termin <strong>im</strong> Frühjahr kamen die<br />
<strong>Restaurator</strong>en <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> erstmals wieder am 26. August<br />
2011 in der sächsischen Beschlagschmiede bei Roberto Weigel<br />
zusammen. Bei dem Treffen wurden zunächst aktuelle Fragen<br />
geklärt, anschließend erfolgte eine Führung in die Schatzkammern<br />
der Beschlag- und Kunstschlosserwerkstatt von Herrn<br />
Weigel. Die beeindruckende Systematik in der Bestandsführung<br />
und die überwätigende Bandbreite von Produkten war für<br />
alle eine nachhaltige Erfahrung. Unser Dank gilt der Gastfreundschaft<br />
der Familie Weigel.<br />
In der Versammlung, an der zeitweilig 15 <strong>Restaurator</strong>en <strong>im</strong><br />
<strong>Handwerk</strong> teilnahmen, wurde auch beschlossen, sich mit einer<br />
gemeinsamen Aktion an der Feier zum zwanzigjährigen<br />
Firmenjubiläum unseres Mitgliedsbetriebes Tobias Neubert<br />
beteiligen. Herr Neubert hatte eine herzliche Einladung zu der<br />
geplanten <strong>Handwerk</strong>erpräsentation auf seinem Betriebgelände<br />
ausgesprochen, zu der zahlreiche Gäste erwartet wurden. Tobias<br />
Neubert, bekannt als Steinmetzbetrieb, betreibt auf seinem<br />
geschichtsträchtigen Betriebsgelände in Halsbrücke, dem Ort<br />
mit dem höchsten Ziegelschornstein Europas, ein sehr schönes<br />
und wohl weltweit einziges Wäschemangelmuseum. Darum<br />
war beschlossen worden, eine seltene und noch sehr gut intakte<br />
Wäschemangel aus der ehemaligen Fabrik in Aue mitzubringen<br />
und zum Zweck der Finanzierung der Verbandszeitschrift zu<br />
versteigern.<br />
Wie beschlossen, so auch umgesetzt: Am 10. September, einen<br />
Tag vor dem Tag des offenen Denkmals 2011, trafen sich<br />
Verbandsmitteilungen<br />
JAHRESABONNEMENT 2012<br />
Sie möchten unsere Fachzeitschrift<br />
regelmäßig und rechtzeitig lesen?<br />
Aufgrund vieler Anfragen können Sie die Zeitschrift<br />
"<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>" ab 2012 abonnieren.<br />
Sie erhalten 4 Ausgaben <strong>im</strong> Jahr für 30,00 Euro inkl. 19 % Mwst.<br />
und Versand innerhalb Deutschlands.<br />
Hiermit bestelle ich ein Jahres-Abonnement der Zeitschrift <strong>Restaurator</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> für das Erscheinungsjahr 2012 zum Preis von 30,00 Euro<br />
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Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht 3 Monate<br />
vor Ablauf gekündigt wird.<br />
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Auch per Fax: 030 / 348 23 56 oder<br />
per E-Mail: info@rainer-w-leonhardt.de<br />
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Redaktion <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong><br />
c/o Firma Leonhardt<br />
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Schustherusstr. 20-22<br />
10585 Berlin<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 49<br />
……………………………………………<br />
Datum, Unterschrift: ……………………………………………
Werden Sie Mitglied<br />
<strong>im</strong> Verband<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> e.V. !<br />
Nutzen Sie die Vernetzung und<br />
den Austausch unter Kollegen<br />
und Kolleginnen.<br />
Der Mitgliedsbeitrag beträgt 200,– € <strong>im</strong> Jahr,<br />
für Mitglieder anderer <strong>Restaurator</strong>enverbände<br />
100,– €. Sie erhalten kostenlos die ¼-jährlich<br />
erscheinende Fachzeitschrift für Restaurierungspraxis<br />
„<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>“.<br />
Fünf aktive Landesgruppen bieten:<br />
• regelmäßige Treffen<br />
• innerverbandliche Weiterbildung<br />
• Exkursionen und<br />
geführte Museumsbesuche<br />
• gegenseitige Weiterempfehlung.<br />
Wir sind vertreten auf der Denkmal in<br />
Leipzig, der Bautec in Berlin und auf vielen<br />
anderen regionalen Messen.<br />
Das Antragsformular finden Sie unter:<br />
www.restaurator-<strong>im</strong>-handwerk.eu.<br />
50<br />
Verbandsmitteilungen<br />
vier Betriebe mit sechs präsentierten <strong>Handwerk</strong>en auf dem<br />
Gelände der Firma Neubert. Eine liebevoll vorbereitete Atmosphäre<br />
durch die Gastgeber ließ so eine echte <strong>Handwerk</strong>sst<strong>im</strong>mung<br />
aufkommen. Zwei Tischler und Parkettrestauratoren,<br />
eine Klöpplerin, die mit Edelstahlseide zauberte, zwei Kirchenmaler<br />
und ein Radmacher stellten Auszüge ihres Könnens vor<br />
und konnten den Besuchern der Hausmesse der Neuberts eine<br />
echte Ergänzung zum eigentlichen <strong>Handwerk</strong> der Steinmetze<br />
darbringen. Auch kam es zu einer Reihe interessanter Fachgespräche<br />
an dem sehr schönen Spätsommertag.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Tag des Offenen Denkmals.<br />
Der Verkauf der Wäschemangel konnte jedoch nicht erreicht<br />
werden. Vielleicht war die Werbetrommel doch nicht intensiv<br />
genug gerührt worden. Darum sei sie auf diesem Wege der breiten<br />
Leserschaft dieser Zeitschrift angeboten. Wer sie erstehen<br />
möchte, darf gern unter 03763-17960 ein Angebot machen,<br />
Selbstabholung ist allerdings notwendig. Der Erlös geht zu<br />
100% als Unterstützung an die Zeitschrift.<br />
Ansprechpartner:<br />
Christian Metzeroth, Tel.: 03763 179 60<br />
E-Mail: info@metzeroth.de<br />
Bundesverband der geprüften <strong>Restaurator</strong>en <strong>im</strong> Raumausstatterhandwerk<br />
e.V.<br />
� Vom 2. bis 4. September trafen sich zahlreiche Mitglieder<br />
des BRR e.V. anlässlich der Raumausstattermesse „Comfortex“<br />
zu ihrer diesjährigen Herbstveranstaltung in Leipzig. Neben<br />
der Ausstattung eines Messestandes zur Präsentation des Verbandes<br />
mit historischen Polstermöbeln und der Präsentation<br />
des verbandseigenen Flyers zur Außendarstellung und Mitgliederwerbung<br />
stand die Weiterbildung der Mitglieder <strong>im</strong><br />
Vordergrund. Thema war die Weiterführung des <strong>im</strong> letzten<br />
Jahr begonnenen Seminars mit Thyl Feuerstein zur Erkennung<br />
verwendeter Holzarten und Oberflächenüberzüge an Polstergestellen,<br />
sowie speziell auf Sitzmöbel zugeschnittene Stilkunde<br />
mit ihren besonderen Fachbegriffen. Neben einer öffentlichen<br />
Podiumsdiskussion für Fachbesucher zum Stand der Ausbildung<br />
für <strong>Restaurator</strong>en <strong>im</strong> Raumausstatterhandwerk fand am<br />
Sonntag die Mitgliederversammlung des BRR e.V. statt. Themen<br />
waren u.a. zukünftige Seminare, Bildungsreisen sowie die<br />
Aktualisierung der verbandseigenen Internetseite auf Grundlage<br />
des neuen Flyers.<br />
Für das Frühjahr 2012 ist die nächste Bildungsreise bereits anlässlich<br />
der Jugendstiltage in Darmstadt gebucht. Thema werden<br />
Architektur und Raumausstattungen sowie Sonderführungen<br />
mit Schwerpunkt Restaurierung und Konservierung von<br />
Raumausstattungen sein. Im Herbst 2012 soll ein praktisches<br />
Seminar über Historische Fensterdekorationen mit einer französischen<br />
Dekorateurin sowie dem französischen Tapiciér und<br />
Fachlehrer Dominique Ranson stattfinden. Für das Frühjahr
2013 werden die Möglichkeiten einer Bildungsreise<br />
entweder nach England oder nach<br />
Venedig zu jeweils dort ansässigen Stoffwebern<br />
und Raumausstatter-Kollegen erkundet.<br />
Ansprechpartner:<br />
Dirk Busch, Vorsitzender des Bundesverbandes<br />
der geprüften <strong>Restaurator</strong>en <strong>im</strong> Raumausstatterhandwerk,<br />
Tel.: 030/9167556,<br />
www.brr-ev.de<br />
Bundesfachgruppe der Parkettrestauratoren<br />
<strong>im</strong> Zentralverband Parkett- und Fußbodentechnik<br />
� Aufgrund der Umstrukturierung der<br />
Stuttgarter Schule (Ausbildungsstätte der<br />
Parkettrestauratoren) besuchte der Fachgruppenleiter<br />
Jochen Michalik mit dem Fachausschuss<br />
der Parkettrestauratoren <strong>im</strong> August<br />
die Berufsschule Neustadt/Aisch.<br />
Anlaß war ein möglicher Wechsel der Weiterbildungsstätte,<br />
da die Möglichkeiten der<br />
alten Wirkungsstätte begrenzt sind.<br />
Die Berufsschule Neustadt/Aisch bietet<br />
hervorragende Möglichkeiten zur Weiterbildung<br />
zum <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> Parkettlegerhandwerk.<br />
Der Fachausschuss konnte sich<br />
bei einer Führung durch die Schule von den<br />
sehr guten Werkstätten ein eigenes Bild machen.<br />
Die letzten Details werden Anfang Dezember<br />
2011 in der Fachgruppentagung in<br />
Alpnach/Dorf in der Schweiz vorgestellt und<br />
beschlossen.<br />
Im Anschluss werden die Termine und die<br />
Kosten für die Weiterbildung veröffentlicht.<br />
Das Programm für unsere nächste Fachgruppenreise<br />
<strong>im</strong> Frühjahr 2012 nach Istanbul,<br />
Türkei, wird ebenfalls vorgestellt.<br />
Wie in der Ausgabe 3/2011 bereits berichtet<br />
, haben in Schloß Burgellern bei Bamberg<br />
acht Mitglieder unserer Fachgruppe in einer<br />
Gemeinschaftsarbeit unserem Kollegen<br />
Stefan Gr<strong>im</strong>m, selbst Parkettrestaurator,<br />
geholfen, eine Treppe mit Podesten (Intarsienparkettboden)<br />
innerhalb einer Woche zu<br />
restaurieren. Es war wegen der Belegung des<br />
Hotels kein längerer Zeitraum möglich.<br />
Ansprechpartner:<br />
Jochen Michalik, Fachgruppenleiter<br />
Telefon: 09421-923523<br />
E-Mail: info@parkettrestauratoren.org<br />
� Die Europäische Kommission plant, in<br />
ihrem 8. Forschungsrahmenprogramm die<br />
Streichung der Kulturerbeforschung. Der<br />
VDR, die Fraunhofer-Gesellschaft und<br />
RESTAURO haben gemeinsam eine Petition<br />
ins Leben gerufen, die sie über den nachfolgenden<br />
Link „unterschreiben“ können.<br />
Bitte unterstützen Sie die Aktion mit Ihrer<br />
St<strong>im</strong>me! Die Zeichnungsfrist beträgt ab dem<br />
heutigen 25.11.2011 noch 40 Tage.<br />
http://openpetition.de/petition/online/horizon-2020-streichung-der-kulturerbeforschung<br />
Verbandsmitteilungen<br />
Wichtige Satzungsänderung !!<br />
Mitgliedschaft für Diplomrestauratoren und staatlich geprüfte Techniker ist jetzt auch<br />
<strong>im</strong> Verband <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> e.V. möglich.<br />
Aufgrund von Anfragen von Diplomrestauratoren wie auch von staatlich geprüften<br />
Technikern nach einer Mitgliedschaft <strong>im</strong> Verband <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> e.V. hat<br />
sich die Mitgliederversammlung mit der Thematik beschäftigt und diesbezüglich eine<br />
Satzungsänderung/-ergänzung beschlossen.<br />
§ 3 Mitgliedschaft, Absatz 1, "Die ordentliche Mitgliedschaft in dem Verein können erwerben:"<br />
wird ergänzt um: "Diplom-<strong>Restaurator</strong>en (bzw. Bachelor / Master ) oder <strong>Handwerk</strong>er<br />
mit einer vergleichbaren Qualifikation, die eine abgeschlossene, fachspezifische<br />
handwerkliche Ausbildung nachweisen können."<br />
Absatz 2, "Die Gastmitgliedschaft in dem Verein können erwerben:" wird ergänzt um:<br />
"Staatlich geprüfte Techniker, Fachrichtung Baudenkmalpflege und Altbauerhaltung."<br />
Die Mitgliederversammlung hofft mit dieser Satzungsänderung einen Beitrag dazu zu leisten,<br />
die Kluft zwischen Diplomrestauratoren und den handwerklichen <strong>Restaurator</strong>en zu<br />
verrringern und langfristig zu einem gemeinsamen einvernehmlichen Handeln sowohl auf<br />
der Baustelle wie auch in berufspolitischen Fragen zu kommen.<br />
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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 51<br />
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52<br />
Interview<br />
� Matthias Hoffmann-Tauschwitz ist Architekt<br />
und Kunsthistoriker und leitet seit 2004<br />
das Kirchliche Bauamt der Evangelischen Kirche<br />
Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz<br />
mit Sitz in Berlin. Das Bauamt ist zuständig<br />
für die Kirchenaufsicht über die Bauvorhaben<br />
der Kirchengemeinden und Kirchenkreise, für die<br />
landeskirchlichen Gebäude und das Immobilienmanagement,<br />
das heißt, die strategische Planung<br />
und Beratung in bezug auf den Gebäudebestand.<br />
RiH: Welche Kriterien müssen erfüllt sein,<br />
um ein Kirchengebäude einer anderweitigen<br />
Nutzung zuzuführen oder sogar zu entwidmen?<br />
MHT: Eine Entwidmung steht nur dann an,<br />
wenn ein Kirchengebäude auf Dauer nicht<br />
mehr nahe am kirchlichen Nutzungszweck<br />
öffentlich genutzt werden soll, also z. B. an<br />
Privatpersonen oder Gewerbetreibende verkauft<br />
wird. Bei der Mehrzahl der betreffenden<br />
Fälle handelt es sich jedoch um eine<br />
sogenannte Nutzungserweiterung, also eine<br />
zusätzliche Nutzung neben der kirchlichen.<br />
Hier ist eine Entwidmung nicht angezeigt.<br />
Dazu gibt es seit 2006 eine Richtlinie der<br />
Landeskirche, die sehr genau festlegt, was<br />
in einem Kirchengebäude sein darf und was<br />
nicht.<br />
RiH: Von welchen Faktoren hängt die Entscheidung<br />
über die Freigabe eines Kirchengebäudes<br />
ab?<br />
MHT: Der wesentlichste Faktor dafür, dass<br />
Kirchen aufgegeben werden, ist der demografische,<br />
also nicht nur der gegenwärtige zahlenmäßige<br />
Zustand einer Kirchengemeinde,<br />
sondern vor allen Dingen deren Entwicklung.<br />
Zwar kann die Zahl der Mitglieder durch<br />
Fusionen von Kirchengemeinden auf einem<br />
best<strong>im</strong>mten Niveau gehalten werden, das hat<br />
aber auch zur Folge, dass diese neugebildete<br />
Gemeinde über eine entsprechende Zahl an<br />
Kirchen verfügt, von denen nur noch wenige<br />
regelmäßig genutzt werden. Dann kommen<br />
natürlich Nutzungserweiterungen oder Umnutzungen<br />
in den Fokus der Überlegungen,<br />
wobei eine Erweiterung um eine kirchennahe<br />
oder -freundliche Nutzung <strong>im</strong>mer an erster<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Interview mit Kirchenoberbaurat Matthias Hoffmann-Tauschwitz<br />
Brauchen wir ein "Programm der Stilllegung"?<br />
Über die Umnutzung von Kirchengebäuden <strong>im</strong> Land Brandenburg<br />
Stelle steht. Eine Entwidmung wird nur in<br />
den Fällen in Erwägung gezogen, bei denen<br />
überhaupt kein Bedarf und keine Nachfrage<br />
mehr nach einer kirchlichen Nutzung des<br />
Gebäudes besteht und wenn es ein Gegenüber<br />
gibt, das sagt, ich möchte die Kirche in einer<br />
best<strong>im</strong>mten Weise ausschließlich weltlich<br />
nutzen. Solange es dieses Gegenüber nicht<br />
gibt, bleibt auch die Widmung bestehen.<br />
RiH: Welchen Stellenwert haben wirtschaftliche<br />
Erwägungen bei der Aufgabe<br />
eines Kirchengebäudes?<br />
MHT: Vor fast zehn Jahren haben wir etwas<br />
auf den Weg gebracht, was sich „kirchliches<br />
Immobilienmanagement“ nennt. Hier wird<br />
neben dem Abgleich von Gebäudebestand<br />
und Gebäudebedarf auch danach gefragt,<br />
was wir uns leisten können. Auch wenn wir<br />
die erweiterte Kameralistik erst in drei Jahren<br />
einführen werden, ist heute schon absehbar,<br />
dass wir uns den heutigen Gebäudebestand<br />
nicht mehr werden leisten können. Wirtschaftliche<br />
und kaufmännische Abwägungen<br />
rücken also hier zunehmend in den Vordergrund.<br />
RiH: Wie sieht das Verfahren aus, wenn eine<br />
Kirche entwidmet werden soll?<br />
MHT: Der Landessynode, also dem Kirchenparlament,<br />
und der Kirchenleitung war<br />
in dieser sensiblen Frage die allerbreiteste<br />
plebiszitäre Beteiligung sehr wichtig. Es gibt<br />
dazu ein geregeltes Verfahren in der kirchlichen<br />
Bauordnung, das alle Instanzen der<br />
Kirche miteinbezieht. Für die Entwidmung<br />
einer Kirche <strong>im</strong> Eigentum einer Kirchengemeinde<br />
ist zunächst ein Beschluss des<br />
Gemeindekirchenrates über die Absicht zu<br />
fassen. Dieser Beschluss ist der Kirchengemeinde,<br />
dem Kreiskirchenrat, der Kirchenleitung<br />
und dem Konsistorium bekanntzugeben<br />
und zu begründen. Nach einer Anhörung<br />
in der Gemeindeversammlung und nach der<br />
Stellungnahme der vorgenannten kirchlichen<br />
Instanzen kann der Gemeindekirchenrat<br />
letztendlich die Entwidmung beschließen.<br />
RiH: Bedeutet die Entwidmung einer Kirche<br />
zwangsläufig auch deren Veräußerung?<br />
MHT: Nein. Wir sind bemüht, das kirchliche<br />
Vermögen nicht zu schmälern, daher<br />
geben wir einem Erbbaurechtsvertrag den<br />
Vorzug, weil dann nach Ablauf des Vertrags,<br />
also nach 99 Jahren oder auch nach kürzeren<br />
Zeiträumen, das Grundstück mit dem Gebäude<br />
wieder an die Kirche zurückfällt. Die<br />
Veräußerung von Gebäuden wird jedoch <strong>im</strong>mer<br />
stärker in unsere Überlegungen miteinbezogen,<br />
denn die Baulast wird nach heutiger<br />
Erkenntnis in manchen Fällen auch in 99<br />
Jahren nicht zu tragen sein.<br />
RiH: Können Sie dazu Beispiele nennen?<br />
MHT: Ja, zwei Beispiele vielleicht, die durchaus<br />
gegensätzlich sind. Ein Beispiel ist die<br />
barocke Leopoldsburger Kirche in Milow,<br />
die aufgrund des ruinösen Zustandes und der<br />
Tatsache, dass die nahegelegene Dorfkirche<br />
aus der Renaissance der Kirchengemeinde<br />
ausreichte, schon zu DDR-Zeiten entwidmet<br />
wurde, ohne damals jedoch eine Perspektive<br />
für die weitere Nutzung zu haben. Den<br />
wirklichen Vollzug dieser Entwidmung gab<br />
es etwa vor zehn Jahren, als sich ein Investor<br />
für die gesamte recht große Liegenschaft<br />
interessierte, um eine Supermarktanlage zu<br />
errichten. Nicht nur bei uns, sondern auch<br />
vor allem bei der Denkmalpflege und dem<br />
Förderkreis Alte Kirchen läuteten sämtliche<br />
Alarmglocken. Hier konnte zumindest erreicht<br />
werden, dass die Kirche erhalten und<br />
mit zeitgenössischen Mitteln komplettiert<br />
wurde. Seitdem dient sie der Sparkasse als Filiale.<br />
Hätten wir damals die Nutzungsrichtlinie<br />
von 2006 schon gehabt, wäre es nicht<br />
dazu gekommen.<br />
Ein sehr moderates Beispiel ist die Dorfkirche<br />
in Briest, ebenso wie Milow in der Nähe<br />
von Brandenburg an der Havel gelegen. Es ist<br />
eine kleine Kirche aus dem 19. Jahrhundert,<br />
deren Kirchengemeinde aufgrund von Fusionen<br />
und der demografischen Entwicklung<br />
praktisch bei Null war. Da gab es einen privaten<br />
Interessenten, der die Kirche gekauft hat,<br />
um daraus ein Filmatelier zu machen. Es gab<br />
zudem die glückliche Fügung, dass die Mutter<br />
des Käufers noch <strong>im</strong> Ort lebte und hier<br />
aufgewachsen war. Daher konnte das Haus<br />
auch noch als Raum der Dorfgemeinschaft<br />
genutzt werden. Eine ideale Entwicklung <strong>im</strong><br />
Sinne unserer Leitlinie.<br />
Vielleicht noch ein ganz aktuelles Beispiel:<br />
Es steht gerade eine Entwidmung in Cottbus<br />
an, wo der eine oder andere sich fragt, warum<br />
da überhaupt entwidmet wird. Nach unserer<br />
Orientierungshilfe ist es wünschenswert, eine<br />
Kirche, die als evangelischer Gottesdienstort<br />
nicht mehr gebraucht wird, einem anderen<br />
christlichen Bekenntnis, einer Religionsgemeinschaft,<br />
die dem Arbeitskreis Christlicher<br />
Kirchen angehört, oder auch Jüdischen<br />
Gemeinden zur Verfügung zu stellen. Letzteres<br />
ist eine bewusste Ausnahme von der Re-
gel, evangelische Kirchen <strong>im</strong> übrigen keinen<br />
nicht-christlichen Religionen zu überlassen.<br />
Im Fall der Schlosskirche in der Fußgängerzone<br />
in Cottbus hat die Jüdische Gemeinde<br />
Interesse angemeldet. Aller Voraussicht nach<br />
wird aus dieser Kirche eine Synagoge. Das<br />
setzt allerdings die Entwidmung voraus.<br />
RiH: Gibt es bei der Veräußerung eines Kirchengebäudes<br />
einen vertraglich geregelten<br />
Umgang mit dem Gebäude?<br />
MHT: Der Umgang mit dem Gebäude wird<br />
natürlich vertraglich geregelt, allerdings haben<br />
wir da den geringeren Anteil an den Details.<br />
Das Meiste gibt die Denkmalpflege vor.<br />
Die Inventarstücke, die dem evangelischen<br />
Gottesdienst dienen, werden in der Regel herausgenommen<br />
und an anderer Stelle weiter<br />
genutzt. Die kirchliche Einflussnahme auf<br />
die Erhaltung der baulichen Gestalt ist <strong>im</strong><br />
Falle einer Veräußerung geringer als bei einer<br />
Erbbaurechtvergabe, aber in beiden Fällen<br />
versuchen wir mit den Denkmalbehörden zusammen<br />
das Korsett so eng wie möglich zu<br />
schnüren. Einbauten sollten reversibel sein,<br />
auch wenn das ein sehr dehnbarer Begriff ist,<br />
und Ergänzungen sollten der historischen<br />
Bausubstanz untergeordnet werden.<br />
RiH: Wie ist die Situation in anderen Bundesländern?<br />
Gibt es hier gravierende Unterschiede<br />
be<strong>im</strong> Umgang mit Kirchengebäuden?<br />
MHT: Solche Unterschiede gibt es eindeutig,<br />
und es wird auch mit ziemlicher Sicherheit<br />
nicht gelingen, eine Vereinheitlichung herbeizuführen.<br />
Dazu sind das Verständnnis<br />
vom evangelischen Bekenntnis, die regionale<br />
Kirchengeschichte, das Frömmigkeitsverständnis<br />
und letztlich die Landessynoden in<br />
vielen Kernfragen zu unterschiedlich. Die<br />
Gründe dafür, dass zum Beispiel in rheinischen<br />
Regionen ernsthaft darüber nachdacht<br />
wird, in entwidmeten Kirchen auch andere<br />
Religionen wie den Islam zuzulassen, sind<br />
vermutlich auch darin zu suchen, dass man<br />
dort schon sehr viel länger mit Bevölkerungsgruppen<br />
anderer Religionen zu tun hat. Und<br />
dann sind es Gedanken, die gar nicht pr<strong>im</strong>är<br />
aus einem inneren Kirchenverständnis herrühren,<br />
sondern aus einer sozialen Verantwortung.<br />
RiH: Und wie sieht es in unseren Nachbarländern<br />
aus? Gerade in Großbritannien oder<br />
den Niederlanden gibt es ja Beispiele für einen<br />
ganz anderen Umgang mit Kirchen.<br />
MHT: In Großbritannien, den Niederlanden<br />
und Belgien, auch teilweise in Nordfrankreich,<br />
gibt es schon seit der Reformation<br />
– hier hatte der Bildersturm ganz andere<br />
Auswirkungen als in Mitteleuropa – ein fast<br />
grundsätzlich säkulares inneres Verhältnis<br />
zur „Hardware“, also zu den Gebäuden und<br />
dem Inventar. In dieser Hinsicht sind wir als<br />
lutherisch geprägte Kirche sehr viel „katholischer“<br />
als die meisten Westeuropäer. Dass<br />
es besonders in den Niederlanden in den<br />
letzten 30 Jahren möglich war, Altenhe<strong>im</strong>e,<br />
Supermärkte und Hochgaragen in Kirchen<br />
anzusiedeln, liegt an einem seit 500 Jahren<br />
anderen Verständnis. In Frankreich gab es<br />
seit der Französischen Revolution auch Pferdeställe<br />
und Kasernen in Kirchen, also ein<br />
grundsätzlich säkulares, fast wirtschaftlich<br />
und gewerblich orientiertes Grundverständnis.<br />
Wir sind in diesem Punkt den skandinavischen<br />
Ländern sehr viel näher, also einem<br />
Staatskirchenverständnis.<br />
RiH: Ist die Haltung der katholischen Kirche<br />
zu Umnutzung und Entwidmung eine<br />
andere als die der evangelischen?<br />
MHT: Ja, hier ist die Haltung durchaus gegensätzlich.<br />
Schon der Begriff der „Entwidmung“<br />
zeigt die Unterschiede zwischen der<br />
evangelischen und der katholischen Kirche.<br />
In der evangelischen Kirche haben wir „nur“<br />
eine Ingebrauchnahme, die als Widmung<br />
bezeichnet wird. Dies ist ein Begriff nach<br />
staatlichem Recht, das heißt, die Kirche wird<br />
zu einem öffentlichen Gegenstand, der allen<br />
Menschen zur Verfügung steht soll. Durch<br />
eine Entwidmung kann das wieder zurückgenommen<br />
werden. Eine Widmung ist zwar<br />
ein kirchenrechtlicher Vorgang, aber der<br />
Begriff kommt aus der staatlichen Rechtsordnung<br />
und bedeutet, dass ein Gottesdienst<br />
und alles, was darin geschieht, öffentlich ist.<br />
In der katholischen Kirche gibt es die Weihe<br />
und die entsprechende Rücknahme der<br />
Weihe, das Gebäude und das Inventar sind<br />
heilige Gegenstände - res sacrae -. Eine katholische<br />
Kirche dient, so lange sie geweiht<br />
ist, nur dem Gottesdienst. Selbst weltliche<br />
Nutzungserweiterungen, die für uns unproblematisch<br />
sind, sind dort nicht zulässig. Auch<br />
bei einer Nutzung durch andere christliche<br />
Kirchen steht bereits eine Rücknahme der<br />
Weihe an. Die Vorschriften muten geradezu<br />
archaisch an, eine geweihte Altarmensa<br />
muss zerschlagen werden. Allerdings hat<br />
sich in den letzten Jahren gerade hier in Mitteldeutschland<br />
einiges getan. Es gibt wohl<br />
katholische Kirchengemeinden, die – abweichend<br />
vom Kirchenreg<strong>im</strong>ent – über Nutzungserweiterungen<br />
nachdenken. Ich glaube,<br />
dass das nicht nur wirtschaftlichen Zwängen<br />
geschuldet ist, sondern auch einer Öffnung in<br />
die Gesellschaft dienen soll.<br />
RiH: Gibt es in der evangelischen Kirche<br />
Perspektiven, Szenarien und Visionen in<br />
bezug auf den Gebäudebestand und die Gebäudenutzung?<br />
MHT: Noch ist es so, dass wir oft durch<br />
eine sinnvolle Nutzungserweiterung um die<br />
Entwidmung von Kirchen herum kommen.<br />
Es gibt zahlreiche Beispiele, in denen Fördervereine,<br />
die an andere Fördertöpfe herankommen<br />
als die Kirche, sich eines Gebäudes<br />
annehmen und so zumindest weiterhin eine<br />
– wenn auch seltene – kirchliche Nutzung<br />
ermöglichen. Das ist ein wesentlicher Hoffnungsstrang.<br />
Nur dort, wo die demografische<br />
Entwicklung erwarten lässt, dass auch das<br />
gemeinwesenhafte Interesse insgesamt zum<br />
Erliegen kommt, sind inzwischen andere<br />
Szenarien ganz behutsam in der Diskussion.<br />
Die Uckermark zum Beispiel wird ja nach<br />
EU-Maßstäben teilweise heute schon als entvölkert<br />
eingestuft.<br />
Der brandenburgische Landeskonservator,<br />
Prof. Dr. Karg, hat schon vor Jahren so<br />
etwas wie ein „Programm der Stilllegung“<br />
gefordert. Das heißt, für unsere Kulturlandschaft<br />
wichtige Kirchengebäude – und andere<br />
Baudenkmale – sind so zu konservieren oder<br />
gewissermaßen „einzufrieren“, dass sie Jahrzehnte<br />
ohne Nutzung überstehen können.<br />
Im Vergleich zu den letzten 20 Jahren wird<br />
es auch ganz sicher eine wachsende Anzahl<br />
von Veräußerungen geben. Hier kommt es<br />
vor allem darauf an, dass dies mit Augenmaß<br />
passiert. Allerdings habe ich die große Hoffnung,<br />
dass es uns dort, wo es überhaupt kein<br />
Interesse an einer Nutzung gibt, gelingen<br />
wird, mit einer „Low-Budget“-Stilllegung zu<br />
verhindern, dass von der Kirche in wenigen<br />
Jahren nur noch ein Schutthaufen übrigbleiben<br />
wird. Das konnte man in Brandenburg in<br />
den letzten Jahren ja schon punktuell beobachten.<br />
Zu unserer großen Überraschung hat<br />
das dann häufig dazu geführt, dass sich doch<br />
ein Förderverein gefunden hat, der nicht<br />
hinnehmen wollte, dass da eine Art „Black<br />
Box“ mit zugenagelten Fenstern mitten <strong>im</strong><br />
Ort steht, und der andere Nutzungskonzepte<br />
entwickelt hat. So geschehen in Malchow<br />
in der Uckermark, wo die Kirchengemeinde,<br />
die Gemeinde und der Landkreis gerade eine<br />
Schwerpunktnutzung entwickeln, die gemeinwesenhaften<br />
Charakter hat.<br />
Das wird uns nicht flächendeckend gelingen,<br />
wir werden jedoch auch nicht in 30<br />
Jahren durch Brandenburg fahren und acht<br />
von zehn Kirchen vernagelt vorfinden. Es<br />
gibt viel Phantasie, dieses zu verhindern. Wir<br />
haben seit dem Staatskirchentum des zweiten<br />
Kaiserreiches verlernt, dass evangelische Kirchenräume<br />
öffentliche Räume sind, also allen<br />
Menschen zur Verfügung stehen sollen und<br />
zu weit mehr dienen können als zum Gottesdienst.<br />
Darin liegt nach wie vor die große<br />
Chance für unsere Kirchen.<br />
RiH: Vielen Dank für das Gespräch.<br />
(Das Interview führte Jürgen O. Müller)<br />
E-Mail: m.hoffmann-tauschwitz@ekbo.de.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.kirchenbau.ekbo.de.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 53
54<br />
Vereine<br />
gundOlF SCHeWeling<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde<br />
und Mühlenerhaltung (DGM) e.V.<br />
Die mittelschlächtigeDoppelwassermühle<br />
des<br />
Hofes Overmeyer<br />
in Hopsten-Halverde<br />
(Nordrhein-<br />
Westfalen). Die<br />
Ölmühle (links)<br />
wird durch<br />
ein Wasserrad<br />
angetrieben,<br />
die Kornmühle<br />
(rechts) durch<br />
eine Turbine. Das<br />
Mühlenensemble<br />
wurde vor<br />
einigen Jahren<br />
restauriert und<br />
ist funktionstüchtig.<br />
(Foto:<br />
Philipp Oppermann,<br />
Gifhorn)<br />
� Aufgaben<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung<br />
(DGM) e.V. wurde am 24. Oktober 1987 in<br />
Minden (Westfalen) gegründet. Sie ist eine Dachorganisation,<br />
der 14 Landesverbände sowie Mühlenvereine und<br />
zahlreiche Mühlenfreunde mit über 3.200 Mitgliedern<br />
angehören. Zu den vorrangigen Zielen und Aufgaben<br />
gehören:<br />
• die Erhaltung von Wind- und Wassermühlen,<br />
• die Erforschung der Geschichte des historischen Mühlenwesens<br />
sowie die Förderung von Untersuchungen<br />
<strong>im</strong> Hinblick auf eine umweltschonende Energieerzeugung<br />
durch Mühlen und<br />
• die Zusammenarbeit mit anderen nationalen Mühlengesellschaften,<br />
insbesondere die Mitarbeit in der internationalen<br />
Mühlengesellschaft „The International<br />
Molinological Society (TIMS)“.<br />
Die DGM ist bestrebt, mit ihrer bundesweiten Arbeit<br />
die Bedeutung von Mühlen als historische Bauzeugen<br />
der Geschichte und als technische Kulturdenkmäler <strong>im</strong><br />
Zeitalter einer <strong>im</strong>mer schneller werdenden technischen<br />
Entwicklung der Medien der Öffentlichkeit in Erinnerung<br />
zu rufen. Sie will mit ihrer Arbeit aufzeigen, dass<br />
Wind- und Wassermühlen die wirtschaftliche und technische<br />
Entwicklung Jahrhunderte lang weltweit maßgeblich<br />
beeinflusst haben.<br />
Das Anliegen der DGM wird in der Öffentlichkeit<br />
vor allem durch den seit 1994 jährlich am 2. Pfingsttag<br />
stattfindenden Deutschen Mühlentag besonders deutlich.<br />
An diesem Tage sind bundesweit viele Wind- und<br />
Wassermühlen geöffnet.<br />
Am 1. Deutschen Mühlentag (1994) haben rund 460<br />
Mühlen teilgenommen. Im Jahr 2003 waren es bereits<br />
über 1.000 Wind- und Wassermühlen, die ihre Tore am<br />
11. Deutschen Mühlentag für Besucher öffneten. Innerhalb<br />
weniger Jahre hat sich die Zahl der teilnehmenden<br />
Mühlen also mehr als verdoppelt. Dies ist vor allem ein<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Die kombinierte Wind-Wassermühle in Hüven (Emsland /<br />
Niedersachsen), 2003 noch in einem restaurierungsbedürftigen<br />
Zustand, mittlerweile mit Unterstützung der Mühlenvereinigung<br />
Niedersachsen - Bremen wiederhergestellt. (Foto:<br />
Gundolf Scheweling, Osnabrück)<br />
Verdienst der DGM-Landesverbände, denen es von Jahr<br />
zu Jahr zunehmend gelungen ist, Mühlenbesitzer für<br />
eine Teilnahme am Deutschen Mühlentag zu gewinnen.<br />
Dazu gehören auch produzierende <strong>Handwerk</strong>smühlen,<br />
soweit sie das Anliegen der DGM unterstützen.<br />
Eine der geschichtlich bedeutendsten Mühlen, die<br />
am Deutschen Mühlentag teiln<strong>im</strong>mt, ist die Historische<br />
Mühle Sanssouci in Potsdam. Sie wird jährlich von<br />
60.000 Menschen besucht und ist vom 1. April bis 31.<br />
Oktober täglich, - <strong>im</strong> November und Januar bis März<br />
Sa/So von 10.00 bis 16.00 Uhr - geöffnet.<br />
Alljährlich nehmen über 1.000 Mühlen am Deutschen<br />
Mühlentag teil. Dies zeigt, dass sich Wind- und<br />
Wassermühlen zunehmend eines geschichtlichen Interesses<br />
erfreuen, sie sind für Jung und Alt auch zu beliebten<br />
Ausflugszielen geworden. Nahezu 4 Millionen<br />
Menschen besuchen in Deutschland jährlich eine Wind-<br />
oder Wassermühle, ein Beleg dafür, dass selbst in einer<br />
Mult<strong>im</strong>edia-Gesellschaft das Interesse an Kulturdenkmälern<br />
nicht verloren gegangen ist.<br />
Nur durch eine breite bürgerschaftliche Mitarbeit<br />
und Mitverantwortung wird es möglich sein, die noch<br />
vorhandenen Wind- und Wassermühlen der Nachwelt<br />
als Bauzeugen einer jahrhunderte langen Entwicklung<br />
zu erhalten. Dazu wird es weiterhin der unterstützenden<br />
Mitwirkung von örtlichen Mühlenvereinen und<br />
-gruppen sowie von Kommunen in Wahrnehmung ihrer<br />
denkmalpflegerischen Aufgaben bedürfen.
Rechtsform und Organe<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung<br />
(DGM) e.V. wird in der Rechtsform eines<br />
eingetragenen Vereins geführt, der ausschließlich und<br />
unmittelbar gemeinnützigen Zwecken dient.<br />
Der Vorstand besteht aus bis zu 21 Mitgliedern, die<br />
von den DGM-Landesverbänden vorgeschlagen und<br />
von der Mitgliederversammlung für die Dauer von 3<br />
Jahren gewählt werden.<br />
Präsident der DGM ist seit 1999 Dipl.-Ing. Erhard<br />
Jahn, Badewitzstr. 17, 39326 Wolmirstedt. Der Vorsitzende<br />
und seine 4 Stellvertreter bilden den geschäftsführenden<br />
Vorstand. Die Geschäftsführung der DGM liegt<br />
in den Händen von Klaus Tiemann, Minden-Lübbecke.<br />
Ihre Verwaltung<br />
Zur Erfüllung ihrer Aufgaben unterhält die DGM gemeinsam<br />
mit dem Mühlenverein <strong>im</strong> Kreis Minden-Lübbecke<br />
e.V. eine Geschäftsstelle <strong>im</strong> Mühlenbauhof des<br />
westfälischen Mühlenkreises Minden-Lübbecke.<br />
Die Finanzierung ihrer Aufgaben<br />
Die DGM ist zur Erfüllung ihrer Aufgaben auf Mitgliedsbeiträge<br />
und Spenden angewiesen. Sie wirbt auf<br />
diesem Wege um Mitglieder und Förderer, um die Erhaltung<br />
historischer Wind- und Wassermühlen unterstützen<br />
zu können. Ihre Bitte richtet sich auch an Städte,<br />
Gemeinden und Kreise, das denkmalpflegerische und<br />
kulturgeschichtliche Anliegen der DGM zu fördern.<br />
Eine Mitgliedschaft kann unmittelbar bei der DGM,<br />
aber auch bei einem der ihr angehörenden Landesverbände<br />
erworben werden (siehe Ziff. 8 ). Der DGM-Mitgliedsbeitrag<br />
beträgt z. Zt. 20,– € jährlich. Juristische<br />
Personen des öffentlichen und privaten Rechts zahlen z.<br />
Zt. einen Jahresbeitrag von 52,– €.<br />
Die Landesverbände der DGM<br />
In den einzelnen Bundesländern gibt es schon z.T. seit<br />
über 60 Jahren Landesmühlenvereine, der älteste ist dabei<br />
die 1957 gegründete Vereinigung zur Erhaltung von<br />
Wind- und Wassermühlen in Niedersachsen. Spätestens<br />
seit Beginn der 90er Jahre gibt es auch in den neuen Bundesländern<br />
Landesmühlenvereine, die sich erfolgreich<br />
um Mühlenerhaltung und Mühlenkunde bemühen. Alle<br />
Landesmühlenvereine sind rechtlich eigenständig, als<br />
solche aber Mitglied der DGM. In den Landesmühlenvereinen<br />
sind wiederum rechtlich unabhängige regionale<br />
oder auch örtliche Mühlenvereine vorhanden, die von<br />
den Landesmühlenvereinen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben<br />
untersützt werden.<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit der DGM<br />
Zur Förderung der Mühlenkunde und Mühlenerhaltung<br />
wird von der Deutschen Mühlengesellschaft die Zeitschrift<br />
Der Mühlstein herausgegeben, die z. Zt. vier Mal<br />
<strong>im</strong> Jahr erscheint. Die Schriftleitung liegt seit Jahren in<br />
den Händen von Dipl.-Kaufmann Gundolf Scheweling,<br />
Corsicaskamp 33, 49076 Osnabrück, Tel. 0541/ 681600,<br />
email: Gundolf-Scheweling@online.de ,der auch Beiträge<br />
für eine Veröffentlichung entgegen n<strong>im</strong>mt. Mitglieder<br />
erhalten die Zeitschrift kostenlos, Nichtmitglieder<br />
können den „Mühlstein“ gegen ein Jahresabonnement<br />
von 15,34 € über die DGM-Geschäftsstelle beziehen.<br />
Haftpflicht- und Unfallversicherung<br />
Für Mitglieder der DGM, die eine Wind- oder Wassermühle<br />
nicht gewerblich betreiben, besteht die Möglichkeit,<br />
sich gegen Haftpflicht- und Unfallschäden zu<br />
versichern. Die DGM hat mit dem bundesweit agierenden<br />
Landwirtschaftlichen Versicherungsverein Münster<br />
a. G. einen Gruppenversicherungsvertrag abgeschlossen.<br />
�<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 55<br />
Die <strong>im</strong> Juni 2001<br />
restaurierte<br />
Bockwindmühle<br />
Bechstedtstraß<br />
(Thüringen) mit<br />
komplett neuem<br />
Flügelwerk.<br />
(Foto: Stefan<br />
Bauch, Gera)<br />
Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V.<br />
Schwarzer Weg 2 (Mühlen-Bauhof) • 32469 Petershagen-Frille<br />
Tel.: 05702/2694 oder 4863 • Fax: 05702/4963<br />
E-Mail: info@muehlen-dgm-ev.de.<br />
Web: www.muehlen-dgm-ev.de.<br />
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Friedrichswerdersche<br />
Kirche<br />
– Außenansicht<br />
Friedrichswerdersche<br />
Kirche<br />
– Blick in das<br />
Langhaus<br />
56<br />
Museen<br />
dr. angelik a WeSenBerg<br />
Friedrichswerdersche Kirche<br />
� Die nach Plänen Karl Friedrich Schinkels 1824–1830<br />
errichtete neugotische Friedrichswerdersche Kirche gehört<br />
seit 1987 zu den Häusern der Nationalgalerie. Im<br />
Kirchenschiff sind klassizistische Skulpturen ausgestellt,<br />
auf der Empore kann man sich anhand von Text/Bildtafeln<br />
über Leben und Werk des Architekten informieren.<br />
Schinkel hatte für den anstehenden Neubau der Kirche<br />
auf dem Friedrichswerder ein Schaublatt mit vier<br />
Vorschlägen gezeichnet: zwei klassizistischen und zwei<br />
gotisierenden − es ist die Frühzeit des Historismus. Der<br />
mit Bauleidenschaft ausgestattete und häufig zusammen<br />
mit Schinkel planende preußische Kronprinz Friedrich<br />
Wilhelm (der spätere König Friedrich Wilhelm IV.)<br />
favorisierte gotische Formen. Schinkel entwickelte, in<br />
Anlehnung auch an englische Vorbilder, einen ganz eigenständigen<br />
Baukörper, ein Kunstwerk <strong>im</strong> Inneren und<br />
<strong>im</strong> Äußeren.<br />
Das Äußere des strengen Baues aus rotem Backstein<br />
ist geschmückt durch kleine Türmchen mit vergoldeten<br />
Zinkblechkugeln, die das Langhaus wie auch die vier<br />
Ecken der blockhaft ausgebildeten Türme bekrönen.<br />
Zwischen diesen Fialen gibt es eine Vierpassbalustrade<br />
aus Eisen. Auch das Innere ist bis auf den Altaraufsatz<br />
und das Gestühl vollständig erhalten, so dass wir mit der<br />
Friedrichswerdersche Kirche heute den authentischsten<br />
Schinkel-Bau in Berlin besitzen.<br />
Die Gemeinde hatte durch Krieg und Nachkrieg ihr<br />
Wohnumfeld verloren, nach 1945 wurde die Kirche nicht<br />
mehr für Gottesdienste genutzt. Aber sie war gesichert,<br />
und <strong>im</strong> Jahre 1979, <strong>im</strong> Vorfeld der großen Ausstellungen<br />
zum 200. Geburtstag Schinkels, wurde die Rekonstruktion<br />
beschlossen und auch die zukünftige museale Nutzung.<br />
1987, <strong>im</strong> Jahr der 750-Jahr-Feiern Berlins, wurde<br />
die Friedrichswerdersche Kirche als Museum ihrer selbst<br />
und als Skulpturengalerie eröffnet.<br />
Die über 100.000 Besucher pro Jahr bewundern meist<br />
zunächst den hohen, hellen Kirchenraum selbst, bevor<br />
sie sich der Betrachtung der einzelnen Figuren widmen:<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Die Oberfläche der Säulen und Wände ist eine Sandstein<strong>im</strong>itation,<br />
das Kreuzgewölbe ahmt mit den zusätzlich<br />
aufgemalten Scheinrippen und der feinteiligen Ziegel<strong>im</strong>itation<br />
ein kompliziert aufgemauertes Sterngewölbe<br />
nach. Die Pfeiler und die Emporenbrüstung, die Treppenaufgänge<br />
und die Kanzel sind in filigraner Arbeit in<br />
Eichenholz gearbeitet. Schinkel hatte das damals hochmoderne<br />
Gusseisen favorisiert, das wurde ihm verwehrt,<br />
vielleicht aber hat es seine Formvorstellung geprägt. Der<br />
Chor besitzt noch die originalen figürlichen Glasfenster<br />
nach den Entwürfen des Architekten. Sie haben <strong>im</strong> Keller<br />
des Doms den Krieg überstanden.<br />
Der Raum, wie er sich nach der Rekonstruktion der<br />
1980er Jahre darstellt, gleicht ganz überraschend der<br />
Idealansicht des Baus, die Schinkel 1829 für die Umsetzung<br />
in einen Kupferstich zeichnete. Dazu trägt nicht<br />
nur bei, dass das feste Gestühl verloren ist, sondern auch,<br />
dass die Veränderungen des frühen 20. Jahrhunderts<br />
rückgängig gemacht wurden − die Eiche war auf Mahagoni<br />
lasiert worden, die Emporendurchgänge hatten<br />
Türen erhalten, die Fenster des Langhauses waren farbkräftiger<br />
und dunkler gestaltet worden. Rückgewonnen<br />
wurde ein idealer Raum zur Aufstellung der Skulpturen<br />
und Gipsmodelle der Schinkel-Zeit. �<br />
(Fotos: Andreas Kilger)<br />
Dr. Angelika Wesenberg<br />
ist Kustodin an der Alten Nationalgalerie Berlin.<br />
Friedrichswerdersche Kirche<br />
Werderscher Markt 1<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Mo-So 10-18 Uhr, Eintritt frei
� Das vom emeritierten Universitätsprofessor<br />
Dr. Ing. Karl-Jürgen Krause verfaßte<br />
und von der Fachgruppe Städtebauliche<br />
Denkmalpflege der TU Dortmund herausgegebene<br />
"Lexikon Denkmalschutz und<br />
Denkmalpflege" richtet sich laut Klappentext,<br />
an "Studenten, Architekten, Stadtplanern<br />
und Kunsthistoriker sowie alle in der<br />
Verwaltung tätigen Denkmalpfleger".<br />
Ein Großteil der Stichworte widmet<br />
sich rechtlichen und verwaltungstechnischen<br />
Fragen der Denkmalpflege, sie<br />
werden für einen Nichtjuristen in klarer<br />
Sprache gut erklärt. Das Lexikon ist aber<br />
auch ein Stilkundebuch- ein Materialkundebuch,<br />
ein <strong>Handwerk</strong>sfachbuch für die<br />
unterschiedlichsten Gewerke, es behandelt<br />
Stadtstrukturen und Stadtforschung bis<br />
hin zur Erörterung philosophischer Fragestellungen<br />
<strong>im</strong> Zusammenhang mit denkmalpflegerischen<br />
Themen.<br />
Nützt das Buch hinsichtlich seines Inhalts<br />
tatsächlich den genannten Adressaten,<br />
und kann der vom Titel vorgegebene<br />
IHeft Der Holznagel<br />
6 2011 Zeitschrift der Interessengemeinschaft Bauernhaus<br />
IgBWir lieben<br />
alte Häuser<br />
Denkmalpflege:<br />
Ein Jugendstil-Pfarrhaus<br />
wird zum Denkmal<br />
Bürgerinitiativen:<br />
Gründung des ersten<br />
landesweiten Netzwerks<br />
für BI <strong>im</strong> Denkmalschutz<br />
in Bayern<br />
Stadtentwicklung:<br />
Historisches Stadtbild in<br />
Zittau durch EKZ-Investor<br />
bedroht<br />
Der Holznagel ist die Zeitschrift<br />
der Interessengemeinschaft Bauernhaus<br />
e.V. (IGB).<br />
Die IGB ist die größte bundesweite<br />
Bürgerinitiative für den Erhalt historischer<br />
Bausubstanz.<br />
www.igbauernhaus.de<br />
Buchbesprechung<br />
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die Denkmalpflege aufweist, erschöpfend<br />
auf 360 Seiten eingelöst werden? Beide<br />
Fragen sind positiv zu beantworten.<br />
Es liefert auf sehr informative Art und<br />
Weise einen Querschnitt durch die verschiedensten<br />
Themenfelder. Kein Phänomen,<br />
kein Begriff wird isoliert für sich<br />
betrachtet, sondern <strong>im</strong>mer werden die sozialen,<br />
wirtschaftlichen und politischen<br />
Bezüge hergestellt. Das spezielle Fachbuch<br />
zu den einzelnen Themenbereichen kann<br />
und will es nicht ersetzen, dazu gibt es<br />
nach jedem Stichwort entsprechende Literaturhinweise.<br />
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wollen, wie auch allen anderen<br />
oben Genannten einschließlich der in der<br />
Verwaltung tätigen Denkmalpflegern bietet<br />
das Buch eine nützliche Hilfestellung. �<br />
Rainer W. Leonhardt<br />
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Karl-Jürgen Krause<br />
Lexikon Denkmalschutz und Denkmalpflege<br />
Hrsg: Fachgruppe Städtebauliche Denkmalpflege<br />
Fakultät Raumplanung der TU Dortmund<br />
Klartext Verlag 2011<br />
ISBN 978-3-8375-0307-4<br />
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E-mail mail@sebastian-rost.de<br />
www.sebastian-rost.de<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 57<br />
Stuckaturen<br />
Bildhauerarbeiten<br />
Modellbau<br />
Abformungen<br />
materialsichtige Putze<br />
Sgrafitto<br />
Stuccolustro<br />
Stuckmarmor<br />
Marble Cement<br />
Gewölbebau<br />
weltweit
58<br />
Buchbesprechung<br />
� Ein Buch in Schwarz. Nein nicht Schwarz, sondern Pfirsichkernschwarz<br />
und Traubenkernschwarz und Kirschkernschwarz<br />
und Flammruss. So schaut einen das Buch an. Ein schwarzes Buch<br />
über Farben. Eigentlich suspekt. Aber schon habe ich es in der<br />
Hand, schlage es auf und lese: Bologneser Kreide, Carrara Marmor,<br />
Rügener Kreide, Champagner Kreide. Irritiert und fasziniert<br />
lege ich das Buch auf den Tisch und beginne zu schauen & zu lesen.<br />
Nach 2 Stunden bemerke ich die Zeit und bin verloren.<br />
Farbpigmente – Farbstoffe – Farbgeschichten<br />
Ein Buch, das mir etwas über Vermeers Mädchen mit dem Perlohrenring<br />
erzählt und über die Stuckatur der Klosterkirche Einsiedeln.<br />
Aber auch über Bleiweiss und Indigo, Karminrot und Ultramarin.<br />
Über Farbpigmente und Mineralfarben, über organische<br />
Farben und Pflanzenfarben. Der Farbforscher Stefan Muntwyler<br />
und das "wandelnde Lexikon" für Farbpigmente Georg Kremer<br />
entwickelten mit weiteren Autoren dies wunderschöne, sinnliche<br />
Buch über die Farbwelt. Sie müssen sich bei diesem Buch nicht<br />
grün ärgern. Auch bringt Sie nichts zur Weissglut. Der graue Alltag<br />
wird bunt. Sie lesen, wie das Wort "Farbe" sprachetymologisch<br />
mit dem Wort Forelle verwandt ist. Dass es <strong>im</strong> Englischen die<br />
schönen Wörter colour und paint und dye gibt; <strong>im</strong> Deutschen nur<br />
ein Wort: Farbe.<br />
Dann lehrt Sie das Buch endlich einmal die genauen Unterschiede<br />
zwischen Farbmittel und Bindemittel, Füllstoffen und Malstoffen.<br />
Und was das Musterbuch der Glaner Tüechli mit der "Madonna<br />
der Demut" von Benedetto di Bindo zu tun hat.<br />
Und es lehrt uns <strong>im</strong>mer wieder das genaue Schauen und Staunen:<br />
Russischgrün finden Sie neben Cyprischer Blaugrüner Erde, Ultramarinblau<br />
extra dunkel neben Ultramarinblau dunkel und Ultramarinblau<br />
hell. 317 einzelne Farben strahlen uns an. Als Farb-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Farbpigmente – Farbstoffe – Farbgeschichten<br />
Herausgeber: Claudia Cattaneo, Stefan Muntwyler,<br />
Markus Rigert, Hanspeter Schneider<br />
alataverlag 2010<br />
ISBN 978-3-033-02968-2<br />
79,00 €<br />
muster, als Steine, als gemahlenes und gebrochenes Material und<br />
Steinmehl. Sie bewundern die Farben, die Sie schon <strong>im</strong>mer sehen<br />
wollten: Indische Dattel und Neapelgelb,Spinellschwarz und<br />
Schüttgelb.<br />
Aber dieses Buch ist auch ein Kompendium des Wissens:<br />
Was sind natürliche/synthetische Mineralfarben; was sind natürliche<br />
Tier- und Pflanzenfarben und was synthetische organische<br />
Farben? Alles ist klar bezeichnet, systematisch angeordnet, gross<br />
und detailliert bebildert.<br />
Und für wen ist nun dieses Buch, ausser für einen selber?<br />
Für Geographen, die erfahren, dass aus Brasilien Sodalith kommt,<br />
dass es <strong>im</strong> Departement Vaucluse den letzten Ockerproduzenten<br />
gibt und dass das Steinmehl Alba Albulaam Abulapass gefunden<br />
wird. Für Kunsthistoriker: Welche Farben wurden ca. 1665/1666<br />
von Vermeer be<strong>im</strong> „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ verwendet,<br />
und mit welchen Farben malte Claude Monet 1869 seine<br />
"Badende in La Grenoullière“? Für Historiker: Der Siegeszug<br />
der Kolonialware Indigo. Für Chemiker: Die chemische Formel<br />
von Diketopyrrolopyrrol DPP und das Ferrari-Rot. Für Geniesser:<br />
Das Karminrot für Lippenstifte und Campari. Für Sprachanalytikerinnen:<br />
Die melodischen Farbbezeichnungen Saftgrün,<br />
Beinschwarz,Miloriblau oder Neapelgelb. Farben zum Träumen.<br />
Für Köche: Was wird aus Wallnusschalen gewonnen? Für Nichtköche:<br />
Nach welcher Rezeptur wird Schüttgelb Schützenberger<br />
hergestellt?<br />
Und natürlich ist dies Buch etwas für alle Büchermenschen: Ein<br />
wunderbar ordentlich gedrucktes Buch. In 14 Farben. Hans Peter<br />
Schneider hat eine klare & lesbare & funktionierende Typographie<br />
gestaltet. Sauber präzise gebunden. Ein Buch mit Register und<br />
Glossar! Eine Wohltat für das Auge und ein Fest für die Sinne.<br />
Apropos Fest: kaufen. �<br />
Tatiana Wagenbach-Stephan, Buchherstellerin, Zürich<br />
Zürich, 15.11.2010<br />
Geschrieben für “Schweizer Monatshefte“, Dezemberheft 2010<br />
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Der literarische Text<br />
Aus:<br />
Wilhelm Raabe (1831-1910)<br />
Pfisters Mühle<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 59
60<br />
Das historische Foto<br />
Aufnahme einer Baustelle um 1920<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
� Die am rechten Bildrand teilweise sichtbare Straßenlaterne<br />
deutet auf Berlin hin. Das Haus ist schon<br />
teilweise mit Verblendklinkern mit Hilfe eines ½ Hohlsteinbinder<br />
verblendet. Der Erker ist mit Langlochziegel<br />
aufgemauert um Last zu sparen. Ob es gleichzeitig<br />
auch Infosorienziegel sind lässt sich leider nicht erkennen.<br />
Das Dach erhielt wohl ein Schiefer- oder ein Zinkblechdach<br />
Eindeckung.<br />
Bemerkenswert sind die vor dem Bau versammelten<br />
<strong>Handwerk</strong>er. Einer von Ihnen hat Werkzeug in der<br />
Hand, dafür aber insgesamt 9 <strong>Handwerk</strong>er eine Bierflasche.<br />
Bis auf einen <strong>Handwerk</strong>er haben alle eine Kopfbedeckung.<br />
Behielten sie diese auch während der Arbeit<br />
auf? Zumindest die Hüte dürften während der Arbeit<br />
hinderlich sein.<br />
Aber auch praktischer Umweltschutz wurde betrieben.<br />
Sowohl der am rechten als auch der am linken Bildrand<br />
stehende Baum ist durch Baubohlen geschützt. �<br />
Dipl.-Ing. Uwe Schriever hat uns dieses Foto freundlicherweise<br />
zur Verfügung gestellt.
ainer W. leOnHardt<br />
� In der von Karl Friedrich Schinkel 1815 vorgelegten<br />
Denkschrift „Erhaltung aller Denkmäler und Architekturen<br />
unseres Landes“ finden sich die Worte „… durch<br />
ein eingebildeten augenblicklichen Vorteil auf den Untergang<br />
manches herrlichen Werkes hinarbeiten“.<br />
Nach diesem eingebildeten augenblicklichen Vorteil<br />
wird offensichtlich heute noch von vielen Kommunalpolitikern<br />
gehandelt, wie gerade jetzt wieder einmal <strong>im</strong><br />
thüringischen Altenburg zu beobachten ist. In einen<br />
komplett erhaltenem Marktplatz mit Häusern aus Gotik<br />
und Renaissance über Barock bis hin zu Klassizismus<br />
und Gründerzeit soll eine Lücke gerissen werden, um<br />
einen Supermarkt und diverse Wohnungen zu errichten.<br />
Es geht vor allem um vier Gebäude der Marktbebauung<br />
aus dem 19. Jahrhundert, aber auch um ein unter Denkmalschutz<br />
stehendes barockes Wohnhaus aus dem 18.<br />
Jahrhundert.<br />
Seit ca. 2 Jahren schlagen die Wellen hoch, alle großen<br />
überregionalen Zeitungen von der "Zeit" bis zur<br />
"Welt" haben über den Fall berichtet. Argumente wurden<br />
ausgetauscht, von den Befürwortern des Erhalts der<br />
alten Gebäude kamen die bekannten, <strong>im</strong>mer wieder in<br />
solchen Situationen vorgebrachten: Bewahrung des Alten,<br />
des Schönen, Erhalt der harmonischen Struktur,<br />
Zeugnisse der Geschichte usw., alles idealistische „weiche“<br />
Argumente. Gibt es in solchen Fällen nicht auch<br />
ökonomisch „harte“ Argumente?<br />
Der neu zu errichtende Supermarkt wird mittels Betonfertigteilen,<br />
hergestellt in einem Lohnniedrigland,<br />
von einem Generalunternehmer in kurzer Zeit zusammengeklebt.<br />
Nebenbei sei bemerkt, dass Neubauten heute<br />
auf eine Lebensdauer von 40 Jahren hingeplant werden,<br />
also auf einen Bruchteil der Lebensdauer hin, die<br />
die Gebäude, die dafür geopfert werden, längst hinter<br />
sich haben. Eventuell bekommt der eine oder andere lokale<br />
<strong>Handwerk</strong>smeister als Subunternehmer ein kleines<br />
Stück vom Kuchen ab, und das war es dann.<br />
Dass sich Geld in die Stadtkasse bringende Touristen<br />
jemals auf den Weg machen würden zur Besichtigung<br />
eines solchen Gebäudes, ist nur sehr schwer vorstellbar.<br />
Ganz anders die langfristigen Auswirkung bei einer<br />
Restaurierung der Gebäude, zumal in Altenburg ein Investor<br />
dafür bereit stand.<br />
Kolumne<br />
Denkmalpfleger und Kommunalpolitiker: Verbündete oder Gegner ?<br />
Anzeige<br />
Denkmalpflegerische Maßnahmen schaffen Arbeitsplätze<br />
mit einem Personaleinsatz von bis zu 90% und einen<br />
dementsprechend geringen Materialeinsatz <strong>im</strong> Gegensatz<br />
zum Neubau, wo sich das Verhältnis umkehrt.<br />
Die Arbeit für Maßnahmen der Denkmalpflege werden<br />
in der Regel in der Region vergeben, bei Neubaumaßnahmen<br />
kommen stattdessen oftmals Großbetriebe<br />
zum Zug, die in der Region nicht behe<strong>im</strong>atet sind und<br />
ihre Bauteile und Materialien aus weit entfernten Gebieten<br />
heranfahren lassen.<br />
Arbeiten an Denkmälern verlangen spezialisiertes<br />
Personal und keine angelernten Bauhelfer.<br />
In eine gut erhaltene Altstadt kommen umso mehr<br />
Touristen, um dort ihr Geld auszugeben.<br />
Das Vorhandensein von interessanten qualifizierten<br />
Arbeitsplätzen bringt nicht nur Steuereinnahmen, sondern<br />
reduziert vor allem in Kleinstädten die Abwanderung<br />
der jungen Generation und führt zu einer Identifikation<br />
der Bevölkerung mit ihrer Stadt /ihrem Dorf und<br />
ihrer gebauten Umwelt.<br />
Restaurierung von alten Gebäudesubstanzen ist<br />
nachhaltiges Bauen schlechthin, schont Ressourcen und<br />
vermindert den Abfall.<br />
Ich möchte hier mit diesen Argumenten nicht einem<br />
modernistischen Zeitgeist das Wort reden, für den nur<br />
noch ökonomische Vorteile zählen. Diese bestanden bei<br />
einer Restaurierung schon <strong>im</strong>mer, nur sind sie in derartigen<br />
Auseinandersetzungen wie bei unserem Beispiel<br />
auch stets so deutlich benannt worden? Ein Bürgermeister,<br />
der einen solchen Frevel wie in Altenburg vorantreibt,<br />
wird nicht von den Besitzern der Betonfertigteilefabrik<br />
in Slowenien gewählt und auch nicht von den Aktionären<br />
der ausführenden Baufirma, seine Wähler sind die<br />
Besitzer und Mitarbeiter der <strong>Handwerk</strong>sbetriebe vor<br />
Ort, die Eltern der Jugendlichen, die in diesen Betrieben<br />
eine Ausbildung absolvieren, die Gastronomen und ihre<br />
Mitarbeiter, die die Touristen beherbergen und betreuen.<br />
Eigentlich müssten also aufgrund des Nutzens be<strong>im</strong><br />
Erhalt alle Kommunalpolitiker Verbündete der Denkmalpflege<br />
sein. Wenn sie es nicht sind, sollten sie von<br />
ihren Wählern auf diese Zusammenhänge hingewiesen<br />
werden – auch in Altenburg! �<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 61
Krankheitskosten<br />
Angela Bühring ist Tischlermeisterin und<br />
<strong>Restaurator</strong>in <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>.<br />
E-Mail: info@tischlerei-emme.de<br />
62<br />
Die Wirtschaftsseite<br />
Kosten können abgesetzt<br />
werden auch ohne vertrauensärztliches<br />
Attest oder<br />
Gutachten der Krankenversicherung.<br />
ELENA<br />
Das Elena-Verfahren (ELENA = Elektronischer Entgeltnachweis),<br />
das 2009 beschlossen wurde zur Vereinfachung und Beschleunigung<br />
für Anträge auf Sozialleistungen, wurde am 28.9.2011<br />
eingestellt und die gespeicherten Daten gelöscht.<br />
Dafür startet ab Januar 2012 das neue GKV-Monatsmeldever-<br />
fahren, wonach für jeden Arbeitnehmer, der weitere beitrags-<br />
pflichtige Einkünfte hat, monatlich eine Meldung erstellt und<br />
abgegeben werden muss.<br />
Beitragspflichtige Einkünfte sind: Arbeitsentgelt aus weiteren<br />
versicherungspflichtigen Beschäftigungen; Rente aus der<br />
gesetzlichen Rentenversicherung; Arbeitseinkommen aus nicht<br />
hauptberuflichen selbständigen Tätigkeiten; Arbeitslosengeld.<br />
Arbeitsz<strong>im</strong>mer<br />
Voll abzusetzen ist ein Arbeitsz<strong>im</strong>mer, das der Mittelpunkt<br />
des Betriebes oder der beruflichen Betätigung<br />
ist.<br />
Gibt es in der Werkstatt keine Büroräume, kann das<br />
häusliche Arbeitsz<strong>im</strong>mer bis zu 1.250 € abgesetzt<br />
werden.<br />
Wenn die Buchhaltung von der Ehefrau bearbeitet wird<br />
– und es besteht dafür kein Arbeitsplatz –, können bis<br />
zu 1.250 € als Werbungskosten abgesetzt werden.<br />
(Dies muss aber nachgewiesen werden, kein Pauschalbetrag)<br />
(z. B. Miete, Wasser, Energiekosten …..)<br />
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WULF KAPPES<br />
Sanierung<br />
Es gibt keine steuerlichen<br />
Vorteile für energetische<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
(Länderbeschluss). Es<br />
wird noch auf eine Vermittlung<br />
von der Bundesregierung<br />
gehofft auf<br />
Grundlage der Gesetze<br />
und Dokumente für<br />
die Energiewende (z. B.<br />
Atomausstieg bis 2022).<br />
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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Wulf Kappes Tischlereibedarf OHG • Winsbergring 5 • 22525 Hamburg<br />
Tel.: 040 - 85 33 43-0 • Fax: 040 - 85 33 43-15 o. -16
Das schlechte Beispiel<br />
CHriStian MetzerOtH<br />
Soll die Vergabe- und Vertragsordnung für<br />
Bauleistungen (VOB) Auslegungssache sein?<br />
� Nicht <strong>im</strong>mer sind mangelhafte <strong>Handwerk</strong>erleistungen<br />
der Grund für ein schlechtes Arbeitsergebnis. Das<br />
folgende Beispiel zeigt, wie auch Arbeitsorganisation<br />
und Planungsleistungen ein schlechtes Beispiel abgeben<br />
können, wenn sie mangelhaft und ungenügend sind.<br />
Die Fassade eines 290 Jahre altes mehrstöckiges Bürgerhauses<br />
<strong>im</strong> Zentrum einer Stadt in Sachsen-Anhalt<br />
stand seit Anfang 2011 zur Restaurierung an. Die Arbeiten<br />
wurden wegen der bedeutenden barocken Fassade<br />
vom Landesamt für Denkmalpflege intensiv betreut. Die<br />
restauratorischen Arbeiten an dem über zwei Etagen angelegten<br />
Erker der Straßenfassade durften nach Vorgabe<br />
des Amtes nur von einem <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> ausgeführt<br />
werden. Mit der Restaurierung der Fassade insgesamt<br />
einschließlich des bauzeitlich erhaltenen Stucks<br />
wurde ein in der Stuckrestaurierung erfahrenes Unternehmen<br />
beauftragt. Im Einvernehmen mit der oberen<br />
Denkmalbehörde und dem bauleitenden Architekten<br />
wurden von dieser Firma die allgemeinen Malerarbeiten<br />
an der Fassade an einen Malerrestaurator vergeben. Für<br />
die Restaurierung der zu einem Großteil in Eichenholz<br />
ausgeführten Bauzier an dem Erker und die Farbfassung<br />
der gesamten Holzteile des Erkers wurde ein <strong>Restaurator</strong><br />
<strong>im</strong> Holzhandwerk aus Glauchau als zweiter Subunternehmer<br />
des Stuckateurs verpflichtet.<br />
Durch die gesamte Bauzeit hindurch bewährte sich<br />
die vertrauensvolle Zusammenarbeit der drei ausführenden<br />
Firmen. Weshalb ist dies dann ein „schlechtes<br />
Beispiel“? Dies gründet sich auf den Umgangsstil und<br />
das offensichtlich ungenügende Wissen des bauleitenden<br />
Architekten, der die Bedeutung des Wortes Architekt<br />
(altgriechisch: architéktos = Oberster, erster <strong>Handwerk</strong>er<br />
(Z<strong>im</strong>mermann), Baukünstler, Baumeister) wohl eher<br />
als oberster Heerführer interpretierte.<br />
Wie so oft bei einem unter völlig unrealistischer<br />
Zeitplanung begonnenen Bauvorhaben kam es zur Zusammendrängung<br />
des Malergewerkes auf einen so verkürzten<br />
Ausführungszeitraum, dass die Arbeiten an der<br />
Fassade und am Erker kaum noch fachgerecht auszuführen<br />
waren. Dies spielte für den Bauleiter aber offensichtlich<br />
keine Rolle.<br />
Auch so mancher der beteiligten <strong>Handwerk</strong>er hatte<br />
sich wohl gedacht, der Fertigstellungs- und Abnahmetermin<br />
sei ohnehin nicht haltbar, und so hatten offensichtlich<br />
Dachdecker und Z<strong>im</strong>merer noch unerledigte<br />
Restleistungen an einer Gaupe und an der Traufe auszuführen.<br />
Für den Anstrich des Erkers mit langsam trocknender<br />
Ölfarbe wurde von den drei <strong>Handwerk</strong>ern noch ein<br />
Zeitfenster gefunden. Von der ausführenden Firma wurde<br />
vorher nochmals speziell auf die von der Bauleitung<br />
zu sichernde Baufreiheit verwiesen, die auch für die Zeit<br />
der beiden Grundanstriche hergestellt wurde.<br />
Aber nur einen Tag nach dem Schlußanstrich war von<br />
der Bauleitung die Schlussabnahme für alle Gewerke gelegt<br />
worden, und auch das Gerüst sollte zwingend weitere<br />
zwei Tage später fallen. Das hat be<strong>im</strong> Dachdecker zu<br />
plötzlich erhöhter Aktivität geführt. Zeitgleich mit dem<br />
Schlußanstrich wurden deshalb plötzlich Kettensäge<br />
und Winkelschleifer geschwungen, Späne flogen umher<br />
und setzten sich in die frische Ölfarbe. Eine Abplanung<br />
des Gerüstes war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich<br />
genausowenig wie das Abwischen der Späne, ohne<br />
dabei den gesamten Anstrichaufbau zu gefährden. Was<br />
sollte der Subunternehmer tun? Es erfolgte zumindest<br />
eine Meldung an den Hauptauftragnehmer.<br />
Die Abnahme erfolgte am nächsten Tag mit einem<br />
Vertreter des Bauleiters in Anwesenheit der Denkmalbehörde<br />
und des Auftraggebers mängelfrei mit der Bitte,<br />
die schl<strong>im</strong>msten Bereiche nachzuarbeiten. Ansonsten<br />
wurden die gute Zusammenarbeit der drei Fachfirmen<br />
und die gelungene Arbeit sehr gelobt. Bis hierher kein<br />
„schlechtes Beispiel“.<br />
Kurz darauf erhielt der Hauptauftragnehmer Stuck<br />
eine vom Bauleiter, der bei der Abnahme selbst nicht an-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 63<br />
Die Baustellensituation<br />
be<strong>im</strong><br />
Schlußanstrich,<br />
<strong>im</strong> Vordergrund<br />
die Erkerspitze<br />
und <strong>im</strong> Hintergrund<br />
beginnt<br />
der Dachdecker<br />
mit Nachbesserungen.<br />
Ein kleiner Ausschnitt<br />
mit den<br />
markant sichtbaren<br />
Schäden<br />
durch anhaftende<br />
Späne.
64<br />
wesend gewesen war, erstellte Mängelanzeige bezüglich<br />
des Anstrichs, der angeblich auf einen ungenügend gereinigten<br />
Untergrund aufgetragen worden sei. Bei einem<br />
gemeinsamen Ortstermin mit dem Bauleiter wurden die<br />
vom Holzrestaurator sachlich vorgetragenen Einsprüche<br />
gegen die Anzeige mit dem Argument abgebügelt, er,<br />
der „architektos“, müsse sich mit der Subunternehmer-<br />
Firma nicht unterhalten, und <strong>im</strong> Übrigen läge der Schutz<br />
der erbrachten Leistung laut VOB be<strong>im</strong> Auftragnehmer.<br />
Das Thema „Schutz der Leistung“ beschäftigt häufig<br />
alle am Bau Beteiligten. Zunächst hat nach VOB/B § 4<br />
Abs.1 der Auftraggeber (bzw. sein beauftragter Bauleiter)<br />
„…für die Aufrechterhaltung der allgemeinen Ordnung<br />
auf der Baustelle zu sorgen und das Zusammenwirken<br />
der verschiedenen Unternehmer zu regeln“, d. h.<br />
einen Arbeitsablauf sicherzustellen, der eine sachgerechte<br />
Ausführung der Arbeiten ermöglicht.<br />
Das ist der eine Aspekt. In der VOB C werden für<br />
alle Gewerke Nebenleistungen, die ohne gesonderte<br />
Vergütung Auftragsbestandteil werden, und Besondere<br />
Leistungen unterschieden. Letztere müssen <strong>im</strong> Leistungsverzeichnis<br />
getrennt ausgewiesen und <strong>im</strong> Falle der<br />
Beauftragung besonders vergütet werden. Nicht wenige<br />
Schutzleistungen sind Nebenleistungen. Nicht jedoch<br />
aufwendigere Schutzmaßnahmen wie Staubwände, Gerüsteinhausungen<br />
und ähnliches.<br />
Sollte dies einem gestandenen Architekten nicht geläufig<br />
sein? Trotz des sachgerechten, mit der VOB begründeten<br />
Widerspruchs gegen die Mängelanzeige kam<br />
es zu Auseinandersetzungen mit dem Stuckateurmeister,<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Anzeige<br />
dem wirtschaftliche Sanktionen für den Fall der Verweigerung<br />
der Mängelbeseitigung angedroht wurden. Der<br />
Subunternehmer als letztes Glied der Kette wurde quasi<br />
genötigt, sich zu beugen und auf eigene Kosten den Anstrich<br />
zu überarbeiten. Infolge des inzwischen abgebauten<br />
Gerüstes fielen darüber hinaus zusätzliche Kosten<br />
für die Anmietung eines Hubsteigers an. Zwar war der<br />
entstandene Schaden mit ca. 1.200 € nicht riesig. Der<br />
Rechtsweg wäre in dieser Sache viel zu kostspielig und<br />
zeitaufwendig gewesen. Deshalb wählte man das kleinere<br />
Übel. Wie verhält es sich aber, wenn jemand wirklich<br />
darauf angewiesen ist und die Last vielleicht noch größer<br />
ist und man an eine solche despotische Bauleitung gerät?<br />
Der Architekt ist zuständig für die sachkundige<br />
Analyse und Steuerung der Vorgänge auf der Baustelle.<br />
Dass der <strong>Handwerk</strong>er für seine Leistung einen gerechten<br />
Lohn und der Bauherr eine einwandfreie Arbeit<br />
für einen angemessenen Preis erhält, ist ein Teil dieser<br />
Arbeit. Als <strong>Handwerk</strong>er Ersatz zu leisten für mangelhafte<br />
Arbeit, ist schmerzhaft, aber angemessen. Diesen<br />
Ausgleich herzustellen ist Bestandteil der schwierigen<br />
Arbeit des bauleitenden Architekten. Das Regelwerk der<br />
VOB ist dabei mit all ihren Vor- und Nachteilen als Hilfe<br />
gegeben. In der Auslegung und Handhabung dieser<br />
Arbeitsgrundlage aber sollte der Architekt geübt, sicher<br />
und vor allem erkennbar sachkundig sein. In diesem Fall<br />
hat er diesen Eindruck nicht vermittelt, zum materiellen<br />
Schaden der Firma und zur offenen und kritischen Bewertung<br />
für Interessierte oder für in ähnlicher Weise von<br />
beiden Seiten Betroffene. �
COnStanCe SCHröder<br />
Lehmspritzmasse<br />
� Immer wieder trifft man <strong>im</strong> Bereich der Fachwerkinstandsetzung<br />
auf die gleiche Problemstellung:<br />
• offene Bauteilfugen und Anschlüsse in historischen<br />
Gefachen;<br />
• Fehlstellen, Ausbrüche und alte Reparaturstellen;<br />
• fehlende, abgebrochene oder verwitterte Holznägel;<br />
• Löcher <strong>im</strong> Fachwerkholz nach dem Abbau der Fassadengerüste.<br />
Diese zusätzlichen Öffnungen erhöhen den Wassereintrag<br />
in eine Fachwerkfassade und können dadurch zu<br />
einer Überlastung der Konstruktion führen.<br />
Der Umgang mit dieser Problemstellung kann sich<br />
sehr unterschiedlich gestalten. Die Ausführung muss<br />
bei größeren Schäden sowie bei Rissen und Öffnungen<br />
ab einem Zent<strong>im</strong>eter konstruktiv durch Austausch oder<br />
Ausspänen mit Holz gelöst werden. Was aber wird mit<br />
kleineren Öffnungen gerade auf wetterbeanspruchten<br />
Fassadenseiten?<br />
Oft genug gerät man während der Arbeit an Fachwerkfassaden,<br />
die beweisen, dass auch in solchen Bereichen<br />
Handlungsbedarf besteht. Auch stößt man häufig<br />
genug auf Bauschäden, die verursacht wurden durch das<br />
Einbringen von modernen Baustoffen wie beispielsweise<br />
Acryl- oder Silikondichtmassen. Ausgehend von dieser<br />
Grundsituation ergibt sich der Bedarf an einem Produkt,<br />
das denn Ansprüchen der heutigen Zeit und den Anforderungen<br />
der Denkmalpflege gerecht werden kann.<br />
Dabei ist es wichtig, dass sich das Material gut und kostengünstig<br />
in der Baustellenpraxis bewährt.<br />
Eine gute Lösungsmöglichkeit stellt der Spritzlehm<br />
der Firma Denk Mal dar. Deren Inhaber Alexander<br />
Fenzke entwickelte angesichts des ihn selber betreffenden<br />
Problems einen Baustoff, welcher sowohl substanzschonend<br />
und materialgerecht wie auch reversibel und<br />
einfach in der Verarbeitung ist. Die Haupt-Basis dieses<br />
Stoffes ist Lehm, wie er schon seit Jahrhunderten <strong>im</strong><br />
Fachwerkbau Einsatz findet. Dessen holzschützende<br />
Eigenschaften sind allseits bekannt. Auf Grund seines<br />
Quell- und Schwundverhaltens erfüllt er das Kriterium,<br />
welches von einem Dichtstoff bei Feuchteeintritt<br />
verlangt wird. Durch den Verzicht auf Lösemittel und<br />
Konservierungsstoffe werden so auch die ökologischen<br />
Ansprüche beachtet.<br />
Geliefert wird das Material in verschiedenen Ausführungen:<br />
• Lehmspritzmörtel-fein 0-1;<br />
• Lehmspritzmörtel-grob 0-3;<br />
• Lehmspritzmörtel-Kork;<br />
• Lehmspritzmörtel-Stroh.<br />
Unter Zugabe von Tonen, ausgesuchten Gesteinsmehlen<br />
und von Sanden bis zu 3 mm, Flachsfasern,<br />
Leinölen, Cellulose, Wasser, Korkmehl sowie Strohhäcksel<br />
werden die Produkte auf ihre jeweiliges Einsatzgebiet<br />
abgest<strong>im</strong>mt. Geliefert wird die Lehmfugenmasse<br />
in Aluverbundschläuchen, sodass das Material sofort<br />
einsetzbar ist.<br />
Bei der Verarbeitung des Materials haben sich folgende<br />
Vorgehensweisen bewährt: Man legt den Schlauchbeutel<br />
in das Auspressgerät und schneidet das Schlauchende<br />
direkt hinter dem Verschluss-Clip ab. Am<br />
effektivsten erweist sich das Arbeiten mit der Druckluft-<br />
Interessante Produkte<br />
kartuschenspritze. Bei kleineren Mengen oder fehlendem<br />
Kompressor kann der Spritzlehm auch mit handelsüblichen<br />
Handkartuschenspritzen eingebracht werden.<br />
Zur Haftvermittlung werden mineralische Untergrunde<br />
wie Beispielsweise Lehm oder Kalk mit Wasser befeuchtet.<br />
Holzuntergründe können mit Leinöl oder Leinölfirniss<br />
benetzt werden. Die Fugenmasse sollte ohne<br />
Abtrocknungszeit der Netzmittel eingebracht werden.<br />
Da die Fugen häufig trotz ihrer geringen Breite tief sein<br />
können, hat sich das Ausstopfen mit Flachs-, Hanffasern<br />
oder Flachsfaserband vor dem Ausspritzen als hilfreich<br />
gezeigt. Der Ölanteil <strong>im</strong> Material kann bei angrenzenden<br />
sichtbaren Bauteilen wie beispielsweise Fenstergewänden<br />
durchschlagen, deshalb empfiehlt es sich, vor<br />
dem Einbringen des Fugenmörtels mit Schellack oder<br />
ähnlichem abzusperren. Be<strong>im</strong> Einbringen des Spritzlehms<br />
ist es unbedingt notwendig, darauf zu achten,<br />
dass keine Hohlräume entstehen. Diese lassen sich vermeiden,<br />
indem man gegebenenfalls mit einem Fugeisen<br />
nachverdichtet. Durch den hohen Ölanteil <strong>im</strong> Mörtel ergibt<br />
sich eine lange Trocknungszeit. Abhängig von der<br />
Fugenbreite und –tiefe, kann diese von 24 Stunden bis<br />
zu einerWoche dauern. Ist das Material gut verarbeitet,<br />
wird eine festsitzende und dichte, aber diffusionsoffene<br />
Fuge erreicht. �<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 65<br />
Lehmfugenmasse<br />
in Alu-Verbundschlauch<br />
Ausstopfen<br />
der Fugen mit<br />
Flachs-, Hanffasern<br />
oder<br />
Flachsfaserband<br />
In die Fuge<br />
eingebrachter<br />
Spritzlehm<br />
Ausführliche<br />
Produktinformationen,<br />
Datenblätter und<br />
Anwendungsbeispiele<br />
finden<br />
Sie unter:<br />
www.denk-malfachwerk.de.
66<br />
Stellenmarkt & Kleinanzeigen<br />
Richtig gutes <strong>Handwerk</strong> sucht<br />
händeringend Verstärkung.<br />
Z<strong>im</strong>merer/in, auch Meister/in oder geprüfter <strong>Restaurator</strong>/in<br />
mit Erfahrung in Altbausanierung, Baudenkmalpflege,<br />
Fachwerkrestaurierung, Dachstuhlsanierung, energetischer<br />
Sanierung, Holz- und Bautenschutz und Innenausbau gesucht.<br />
Ihre ausführliche Bewerbung richten Sie bitte an:<br />
Kramp & Kramp GmbH+Co.KG, Werkstraße 3, 32657 Lemgo-Lieme,<br />
05261 96881-0, info@kramp-lemgo.de, www.kramp-lemgo.de<br />
Die Altbauspezialisten für innen + außen<br />
PROPOLIS<br />
Wachse Harze Öle Pigmente Lackrohstoffe uvm., Material<br />
für <strong>Handwerk</strong> Kunst und Restaurierung, seit 1982 in<br />
Berlin-Kreuzberg, Oranienstr. 19a.<br />
Tel.: 030 61524 64<br />
www.propolis-farben.de,<br />
e-mail: kontakt@propolis-farben.de<br />
www.netzwerk39.de<br />
Für unser netzwerk39 suchen wir <strong>Handwerk</strong>er, Berater,<br />
Dienstleister und Möglichkeiten zur Fortbildung in Ihrer<br />
Nähe, die in ihrer Arbeit der Idee der Nachhaltigkeit<br />
verbunden sind und eine ökologische, Umwelt erhaltende<br />
und ganzheitliche Ausrichtung haben.<br />
Kai van Koolwijk + Jürgen Schätzel<br />
Fon: 033056–95919<br />
E-mail: post@netzwerk39.de<br />
Porzellanserie<br />
Der Materialeinsatz verrät<br />
den Zweck: Es ist ein großer<br />
Unterschied, ob ein Schaltersystem<br />
lediglich mit einer<br />
Zierblende aus Porzellan<br />
geschmückt wird oder innen<br />
wie außen auf den idealen<br />
Material eigenschaften von<br />
technischer Keramik und<br />
Porzellan aufgebaut wird.<br />
Unser PorzellanSchaltersystem<br />
ist keramisch bis ins<br />
Mark.<br />
Bakelitserie schwarz<br />
Über lange Jahre hinweg<br />
existierten Porzellan und<br />
Bakelit einträchtig nebeneinander,<br />
und die Entscheidung<br />
für eine Schalterfarbe<br />
kam der Entscheidung<br />
entweder für das weiße<br />
Porzellan oder für das für<br />
Schalter fast ausnahmslos<br />
schwarze Bakelit gleich. Wir<br />
führen dieses einträchtige<br />
Nebeneinander mit der<br />
Bakelit serie fort.<br />
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Bakelitserie weiß<br />
Die weiße Bakelitserie ist aus<br />
dem identischen Material<br />
ge formt wie die schwarzen<br />
BakelitSchalter. Die weiße<br />
Masse wird jedoch von<br />
einem anderen Hersteller<br />
produziert, deshalb darf<br />
sie streng genommen nicht<br />
den Markennamen Bakelit<br />
tragen, sondern müßte den<br />
Gattungsnamen Duroplast<br />
tragen. Formal sind beide<br />
Serien identisch.<br />
SB<br />
STEPHAN BIEBL<br />
Schaltersysteme aus Porzellan, Bakelit und Glas.<br />
Wir lassen unsere Schalterserien zu 100% in Deutschland fertigen.<br />
Glasserie<br />
Unsere Glasabdeckungen<br />
ermöglichen es, den Schalter<br />
optisch sehr zurückzunehmen.<br />
Sie sind aus einem<br />
farbneutralen Spezialglas mit<br />
einem Facettenschliff, der<br />
aufwendig von Hand poliert<br />
wird, damit der Ring nicht<br />
als störend in Erscheinung<br />
tritt. Die Abdeckungen<br />
werden mit den Einsätzen<br />
der schwarzen und weißen<br />
Bakelitserie kombiniert.<br />
Selbstverständlich tragen alle unsere Produkte das VDEPrüfzeichen, soweit die Erteilung des Prüfzeichens möglich ist.<br />
Thomas Hoof Produktgesellschaft mbH & Co. KG<br />
Zeche Waltrop · Hiberniastr. 6 · D45731 Waltrop · Tel. +49 (0) 2309 / 951100 · Fax +49 (0) 2309 / 951150<br />
info@produktgesellschaft.de · www.produktgesellschaft.de<br />
Aufputzserie Bakelit<br />
schwarz und weiß<br />
Zur Ergänzung unserer<br />
Unter putzSerien haben<br />
wir Schalter und Steckdosen<br />
für die Mon tage auf Putz<br />
ent wickelt. Sie bieten sich<br />
überall da an, wo die Installation<br />
aus bau lichen Gründen<br />
auf der Wand erfolgen<br />
soll – unabhängig davon, ob<br />
die Leitungen ebenfalls auf<br />
Putz oder darunter liegen.<br />
Es gibt die AufputzSchalter<br />
in Bakelit schwarz und weiß.<br />
Schalteranzeige_158-7x123-6.indd 1 08.08.11 14:05<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Fachberatung für Schädlingsbekämpfung<br />
NEU: Verwirrtechnik<br />
gegen Kleidermotten<br />
Stickstoff-Behandlung<br />
Beratung Holzschutz<br />
Schulung zur Schädlingsvermeidung<br />
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83671 Benediktbeuern<br />
Telefon: 08857-697040<br />
Bakelit ist ein eingetragenes Waren zeichen der Momentive Specialty Chemicals Inc.
Leserbrief<br />
Lieber Herr Leonhardt!<br />
herzlichen Dank für die Zusendung des neuen Heftes<br />
Ihrer Zeitschrift. Es ist − wie <strong>im</strong>mer − gut und sehr interessant.<br />
Die Zeitschrift überhaupt hat eine Qualität, die<br />
ich <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> bisher nicht gefunden habe. Ihr Kommentar<br />
zum <strong>Restaurator</strong>engesetz in Sachsen-Anhalt veranlaßt<br />
mich allerdings zu einigen Anmerkungen.<br />
Der Informationsfluss <strong>im</strong> Deutschen <strong>Handwerk</strong> lässt<br />
zu wünschen übrig. Die Best<strong>im</strong>mung, dass der Titel "<strong>Restaurator</strong><br />
<strong>im</strong> ...handwerk" vom <strong>Restaurator</strong>engesetz unberührt<br />
bleibt, ist in der Mitte der 1990er Jahre <strong>im</strong> und<br />
mit dem ZdH ausgehandelt worden. Die <strong>Handwerk</strong>er<br />
und auch die <strong>Restaurator</strong>en <strong>im</strong> ...handwerk sind durch<br />
die HWO, die <strong>Handwerk</strong>sordnung, die ein BUNDES-<br />
GESETZ ist, geschützt. Die Diplom-<strong>Restaurator</strong>en und<br />
<strong>Restaurator</strong>en sind durch gar nichts geschützt. Jeder, der<br />
an historischen Sachen rumfummelt, kann sich <strong>Restaurator</strong><br />
nennen.<br />
Die Gespräche mit dem ZdH beruhten auf einer Forderung<br />
der Politik, dass die Diplom-<strong>Restaurator</strong>en und<br />
das <strong>Handwerk</strong> sich in allen Fragen einigen sollen. Die<br />
Gespräche endeten in einer Kooperationsvereinbarung.<br />
In den Gesprächen mit den Vertretern des ZdH, bei<br />
denen ich die neuen Länder vertreten habe, wurde festgestellt,<br />
dass das <strong>Handwerk</strong> gar nicht wusste, wie Diplom-Studiengänge<br />
für <strong>Restaurator</strong>en aussehen. Wir haben<br />
in den weiteren Gesprächen u.a. festgestellt, dass die<br />
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»Alles für die<br />
Restaurierung«<br />
www.kremer-pigmente.de<br />
Kulturtipps & Leserbriefe<br />
Interessen des <strong>Handwerk</strong>s und die der akademischen<br />
<strong>Restaurator</strong>en durchaus different sind und wir uns am<br />
Markt ergänzen, das <strong>Handwerk</strong> mehr <strong>im</strong> handwerklichen<br />
Bereich, die akademischen <strong>Restaurator</strong>en mehr <strong>im</strong><br />
wissenschaftlichen Bereich. Und für Mecklenburg-Vorpommern<br />
kann ich nur bestätigen, dass dies meist auch<br />
funktioniert. In den Gesprächen wurde auch postuliert,<br />
dass das, was ein Diplom-<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> Jahr schafft,<br />
<strong>im</strong> Sinne der HWO unerheblich ist!<br />
Das <strong>Restaurator</strong>engesetz ist ein Titelschutzgesetz<br />
und soll in keiner Weise die RiH ausgrenzen. Ich denke,<br />
dass die von Ihnen angeführten Gründe, dass Kommunen<br />
und andere staatliche Institutionen eingetragene<br />
<strong>Restaurator</strong>en bevorzugen sollen und Ihre Berufsgruppe<br />
leer ausgeht, eine Klage ist, die <strong>im</strong>mer wieder hervorgeholt<br />
wird, wenn der Sinn eines Gesetzes nicht akzeptiert<br />
oder verstanden wird. In Mecklenburg-Vorpommern<br />
gibt es <strong>im</strong> zuständigen Ministerium eine zweite Liste,<br />
in der Ihre Berufsgruppe geführt wird. Und, machen<br />
wir uns nichts vor, die staatlichen Institutionen und<br />
Kommunen, die Restaurierungsprobleme haben, wissen<br />
in der Regel, wen sie fragen müssen.<br />
Der Präsident des <strong>Handwerk</strong>s weist seit Jahren in<br />
seinen Reden vor Politikern auf die in den Ländern<br />
fehlenden <strong>Restaurator</strong>engesetze hin. Er erfüllt damit<br />
die 1995 unterzeichnete Kooperationsvereinbarung<br />
zwischen dem Deutschen <strong>Handwerk</strong> und dem Bundesverband<br />
der <strong>Restaurator</strong>en. Genauso bemüht sich das<br />
Präsidium des Verbandes, die Beziehungen zu pflegen.<br />
Die schriftlichen Protokolle zu diesen zehn Gesprächen<br />
werden <strong>im</strong> ZdH aufbewahrt und sind dort abrufbar.<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
Ihr<br />
Wolfram Vormelker,<br />
Diplom-<strong>Restaurator</strong> (HS) VDR<br />
Kulturtipps<br />
13.10.2011 – 08.01.2012<br />
Begreifbare Baukunst – Die Bedeutung von Türgriffen<br />
in der Architektur<br />
Museum August Kestner<br />
Trammplatz 3<br />
30159 Hannover<br />
Tel.: 0511 / 168 - 42 73 0<br />
Mit der Ausstellung wirft der ostwestfälische Hersteller<br />
von Tür- und Fensterbeschlägen FSB (Franz Schneider<br />
Brakel) einen Blick auf das Miteinander von Architektur<br />
und einem ihrer kleinsten gestaltbaren Bestandteile: dem<br />
Türgriff. Türgriffe bzw. Türklinken sind Architektur en<br />
miniature und spiegeln in Form und Gebrauch die gestalterische<br />
Haltung ihrer Entwerfer wider.<br />
Die Ausstellung zeigt symbiotische Verbindungen<br />
von Architektur und Türgriff aus Vergangenheit und<br />
Gegenwart. Neben Objekten von Karl Friedrich Schinkel,<br />
Joseph Maria Olbrich und Peter Behrens ist u. a. der<br />
Türdrücker zu sehen (und zu „begreifen“), den Walter<br />
Gropius gemeinsam mit seinem Büroleiter Adolf Meyer<br />
<strong>im</strong> Jahre 1922 für das Fagus-Werk in Alfeld a. d. Leine<br />
entwickelte.<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011 67
68<br />
Fortbildung<br />
Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege<br />
Herrstein<br />
Infos: www.hwk-koblenz.de<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mererhandwerk<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> Maler- und Lackiererhandwerk<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> Maurer- und Betonbauerhandwerk<br />
Fachspezifischer Teil (TZ)<br />
23.02.2012 bis 16.06.10.2012<br />
(Donnerstag - Samstag, alle 2 bis 3 Wochen,<br />
08.30 – 17.30 Uhr)<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> Gold- und Silberschmiedehandwerk<br />
29.01.2012 bis 11.10.2012<br />
(Sonntag - Donnerstag 08.30 – 17.00,<br />
Blockunterricht, einmal <strong>im</strong> Monat)<br />
Terrazzo - Seminar<br />
26.01.2012<br />
(Donnerstag 09.00 – 17.00)<br />
Fachkraft Lehmbau (DVL)<br />
30.04.2012 bis 18.05.201<br />
(Montag – Freitag, 08.30 – 17.00)<br />
Förderverein für <strong>Handwerk</strong> und Denkmalpflege<br />
e.V.-Rittergut Trebsen<br />
Info: www.schloss-trebsen.de<br />
Ab 14. Februar 2012 beginnt der 14. berufsbegleitende<br />
Kurs für <strong>Restaurator</strong>en und<br />
<strong>Handwerk</strong>er!<br />
Bundesbildungszentrum des Z<strong>im</strong>merer-<br />
und Ausbaugewerbes gGmbH<br />
Infos: www.bubiza.de<br />
Geprüfter <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mererhandwerk<br />
06.02. - 25.04.2012<br />
Hochschule für nachhaltige Entwicklung<br />
Eberswalde (FH), FB Holztechnik<br />
www.hnee.de<br />
Sachkundiger für Holzschutz am Bau<br />
13. Februar 2012 – 02. März 2012<br />
Email: Wibke.Unger@hnee.de<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 4/2011<br />
Propstei Johannesberg gGmbH<br />
Fortbildung in Denkmalpflege und Altbauerneuerung<br />
Info: www. propstei-johannesberg.de<br />
<strong>Restaurator</strong>/in <strong>im</strong> Maler- und Lackiererhandwerk<br />
fachspezifisches Seminar<br />
Di., 03.01.-Fr., 09.03.2012<br />
<strong>Restaurator</strong>/in <strong>im</strong> Maurerhandwerk<br />
fachspezifisches Seminar<br />
Di., 03.01.-Fr., 24.02.2012<br />
<strong>Restaurator</strong>/in <strong>im</strong> Tischlerhandwerk<br />
fachspezifisches Seminar<br />
Di., 03.01.-Fr., 24.02.2012<br />
<strong>Restaurator</strong>/in <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>merer-<strong>Handwerk</strong><br />
fachspezifisches Seminar<br />
Di., 03.01.-Fr., 24.02.2012<br />
Stucktechniken<br />
Di., 24.01.-Fr., 27.01.2012<br />
Lehm <strong>im</strong> Fachwerk<br />
Mi., 01.02.-Fr., 03.02.2012<br />
Marmorieren und Maserieren<br />
Mo., 06.02.-Fr., 10.02.2012<br />
Vergolden<br />
Mo., 27.02.-Fr., 02.03.2012<br />
Denkmal-Akademie<br />
Infos: www.denkmalakademie.de<br />
Geprüfter <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong><br />
Fachspezifischer Teil<br />
Datum: 10. Januar - 18. März 2012<br />
Restaurierungs Zentrum Berlin e.V.<br />
Infos: www.restaurierung-berlin.de<br />
Furnier-Kurse für Tischler an der Furnierpresse<br />
und Furniersäge<br />
Maschinen und Material werden gestellt.<br />
Beginn: Januar 2011<br />
Achtung: Noch freie Plätze <strong>im</strong> Weiterbildungsseminar<br />
Staatlich anerkannter<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> für Tischler.<br />
Das Seminar hat am 4.11.2011 begonnen,<br />
die Abschlussprüfungen werden voraussichtlich<br />
<strong>im</strong> Dezember 2012 abgelegt.<br />
Das nächste Seminar beginnt voraussichtlich<br />
<strong>im</strong> Januar 2013.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
030 440441090, Herr Kapchinus.<br />
Akademie Schloss Raesfeld e.V.<br />
Infos: www.akademie-des-handwerks.de<br />
Treibarbeiten in Eisen<br />
(für Metallbauer, Schmiede und Schlosser)<br />
13.- 14. Januar 2012<br />
Geprüfte/r <strong>Restaurator</strong>/in <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong><br />
(18 Monate berufsbegleitend)<br />
Starttermin: 2. Februar 2012<br />
Staatlich geprüfte/r Techniker/in<br />
Fachrichtung Baudenkmalpflege und Altbauerhaltung<br />
(2 Jahre Vollzeit)<br />
Starttermin: 1. Februar 2012<br />
Entwicklung der Möbelkonstruktionen<br />
(für Tischler), 03.- 04. Februar 2012<br />
Formenbau und Abformtechniken<br />
(für Steinmetze und Stuckateure)<br />
16.- 18. Februar 2012<br />
Instandsetzung von Holzkonstruktionen<br />
(für Z<strong>im</strong>merer), 16.- 18. Februar 2012<br />
Die Akademie Schloss Raesfeld lobt ab<br />
2012 jährlich jeweils ein Stipendium für<br />
den Studiengang "Geprüfter <strong>Restaurator</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>" aus. Der Förderumfang liegt<br />
bei rund 4.000,00 Euro (Studiengebühr,<br />
Prüfungsgebühr).<br />
Europäisches Fortbildungszentrum für das<br />
Steinmetz und Steinbildhauerhandwerk<br />
Infos: www.efbz.de<br />
Steinmetz(in) und Steinbildhauer(in) in der<br />
Denkmalpflege<br />
Vollzeit (8 Wochen), ganztägig<br />
09. Januar 2012 bis 29. Februar 2012<br />
Prüfungstermin 01.03.2012 u. 02.03.2012<br />
Z<strong>im</strong>merer Ausbildungs Zentrum und<br />
Kompetenz Zentrum Holzbau & Ausbau<br />
Infos: www.kompetenzzentrum-bc.de<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mererhandwerk<br />
11.01. - 14.04.2012<br />
Z<strong>im</strong>merer für Restaurierungsarbeiten<br />
(Vollzeit 4 Wochen, Ausnahme KW 5/2012)<br />
16.01. - 17.02.2012
Die nächsten Ausgaben:<br />
1/2012 Schwerpunktthema:<br />
Dombauhütten <strong>im</strong> deutschsprachigen Raum<br />
März 2012<br />
2/2012 Schwerpunktthema:<br />
Restaurierung von Möbeln<br />
Juni 2012<br />
3/2012 Schwerpunktthema:<br />
Spolien – zweitverwendete Baumaterialien<br />
September 2012<br />
4/2012 Schwerpunktthema:<br />
Frauen <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong><br />
Dezember 2012<br />
Wichtige Termine:<br />
12.-14. Januar 2012 Monumento Salzburg<br />
21.-25. Februar 2012 Messe bautec in Berlin<br />
14.-20. März 2012 Internationale <strong>Handwerk</strong>messe München
www.restaurator-<strong>im</strong>-handwerk.eu<br />
Bundesverband <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> e.V.<br />
Kontaktadresse:<br />
Marianne van der Hoek<br />
Im Wohnpark 11 • 50127 Berghe<strong>im</strong> • Tel: 02271 805402 • Fax: +49 +49 3222 372 68 09<br />
E-Mail: restaurator_<strong>im</strong>_handwerk@t-online.de