Projekt <strong>Jugendverschuldung</strong> – <strong>Analyse</strong> und Präventionsansätze• Oftmals dient Konsum der Statuserlangung. (vgl. Schneider 2000, S 12) In denKonsum ist ein Symbolcharakter eingebunden, der auf die individuelle Lebensausgestaltungverweist, wobei diese durch die Gesellschaft eine soziale Wertungerfährt. Gerade in Gesellschaften, wo der Konsum keiner sozialen Regelung unterliegt,gilt Konsum als Hinweis auf den sozialen Status. (vgl. Burghardt 1974, S171 f)• Konsum kann aber auch kompensatorische Funktionen erfüllen, wenn der Konsumenteinen selbstwertbezogenen Mangel durch die Betonung dieser Eigenschaftüber symbolische Konsumgüter auszugleichen sucht. (vgl. Stihler 1998, S59)• Schulze meint in Bezug auf die Kaufmotivation der Konsumenten einen Trend zuerkennen, bei dem das Konsumziel zunehmend stärker auf Erlebnis ausgerichtetist. In Verbindung gesetzt wird diese Entwicklung mit der Modernisierung – imSinne von Mittelverbesserung für Zielerreichung – im Bereich der Konsumentenmotivation.Kaufmotive, die mit objektiv angenommenen Eigenschaften der Güterverbunden waren (Preis, Qualität, Funktionalität), haben sich in Richtung subjektbezogenerinnerer Kaufmotive verschoben, welche auf das Wesen des Konsumentenausgerichtet sind (Wissen, Einstellungen, Erlebnisse). (vgl. Schulze 1996,S 425) Außen geleitete Konsumentscheidungen orientieren sich an Funktionalitätund finanziellen Aspekten. Innenorientiertheit bedeutet, dass Konsumentscheidungennach dem Erlebniswert getroffen werden, (vgl. Schulze 1996, S 428) wobeimit einer zunehmenden Ästhetisierung des Alltages der Nutzen von Güternmit ästhetischen Begriffen wie interessant, amüsant, stilvoll, schön usw. beschriebenwird. (vgl. Schulze 1996, S 422) „Die Befürchtung entgangener Lebensfreudeist eine unerschöpfliche Ressource des Erlebnismarktes“, (Schulze 1996, S 449)weshalb der Erlebnismarkt keine Sättigung erfährt. (vgl. Schulze 1996, S 450)2.2.3. Sozialisation zum KonsumentenEinfluss der Familie und der GleichaltrigenBereits in der Kindheit wird Konsumverhalten in der Familie erlernt. Konsummuster,Akzente der Markenwertung, Informationsverhalten und Medienvertrauen beziehungsweise-misstrauen werden im Rahmen von kommunikativen Familienbewertungenvermittelt. Mit dem Eintritt in das Jugendalter treten zu der elterlichen Instanzweitere Instanzen hinzu und der/die Jugendliche beginnt sich verstärkt mit Verhaltensmusternmit „größerer Anziehungskraft“ zu identifizieren. Dabei können beispielsweiseAttraktivität und Betonung einer Gruppenzugehörigkeit eine Rolle spielen.„Der Aufbau einer personalen sowie einer sozialen Identität wird hierbei zwangsläufigmit dem Elterneinfluss in Kollision geraten, so dass das elterliche Modell vorwiegendfür die instrumentellen Aspekte des Konsumverhaltens bestimmend bleibt(z. B. für den Umgang mit Geld), während die sozial-emotionalen, eher expressivenKomponenten, die ja in stärkerem Maße identitätsfördernd sind, eher von den ‚peers’geprägt werden.“ (vgl. Wiswede 2000, S 33)Dass der Einfluss der Gleichaltrigengruppe bereits im Kindergartenalter seine Anfängehat, zeigen sowohl Ergebnisse aus dem Bereich der akademischen als auch derkommerziellen Kinderforschung. (vgl. Feil 2003, S 104) Die Ablösung vom Elternhausgeht verstärkt bei Kaufentscheidungen und Markenwahl mit der zunehmenden Orientierungan der Gleichaltrigengruppe einher. (vgl. Feil 2003, S 104) So wie in anderen16
Projekt <strong>Jugendverschuldung</strong> – <strong>Analyse</strong> und PräventionsansätzeLebensbereichen, beginnen sich Jugendliche etwa ab dem 11. Lebensjahr auch imBereich des Konsums neu festzulegen. Konsum wird dabei zum Ausdrucksmittel derIdentität. Über ihn soll soziale Geltung bei Gleichaltrigen erlangt werden. (vgl. Feil2003, S 104)Gesamtgesellschaftlich betrachtet spielt Konsum eine bedeutende Rolle, weil er zumeinen durch soziale Distinktion von Gruppen soziale Ungleichheit schafft. (vgl.Schneider 2000, S 12) Andrerseits entstehen durch soziale Kontakte und gemeinsameUnternehmungen von Konsumenten mit ähnlichem Lebensstil soziale Bindungen.(vgl. Opaschowski 1990, S 112 f)Auf individueller Ebene kann der Konsument über den Konsum bestimmte Strategienverfolgen. Hier lassen sich drei bekannte Effekte finden:• Die Orientierung an anderen tritt sehr stark beim Mitläufereffekt auf, der besondersim Bereich des Modekonsums ausgeprägt ist.• Das Vergleichsverhalten kann einen Snobeffekt zur Folge haben, indem der Konsumentversucht, durch Konsumreduktion bei bestimmten Gütern, die von vielengekauft werden, sich von anderen sozial abzuheben.• Der Geltungskonsum (Vebleneffekt) ist hingegen eine Konsumhaltung bei welcherüber die Exklusivität des konsumierten Gutes versucht wird, Prestige zu erwerben.(vgl. Burghardt 1974, S 161 f)2.2.4. KonsumdeterminantenKonsumdeterminanten verweisen auf die Bedeutung von gesellschaftlichen Normenund von Gewohnheiten für das Konsumverhalten. Diese Determinanten können vonaußen – aus der sozialen Umwelt – vorgegeben sein, oder in der Person verortetsein. Sie wirken sich auf die Konsumfähigkeit und –bereitschaft aus, deren Kombinationkonstitutiv für das Konsumverhalten ist. (vgl. Burghardt 1974, S 157)Im Folgenden werden zwei speziell auch auf junge Konsumenten wirkende Konsumdeterminantenskizziert.Ökonomische KonsumdeterminantenDen ökonomischen Rahmen für den Konsum bestimmt das zur Verfügung stehendefinanzielle Budget, das in der Regel durch das Einkommen gebildet wird. (vgl. Burghardt1974, S 158)Die finanzielle Voraussetzung um konsumieren zu können, bildet für Kinder und Jugendlichezum Großteil das Taschengeld. Das Taschengeld ist ein bestimmter Betrag,der dem Kind in regelmäßigen Abständen zur eigenen Verfügung überlassenwird. Ziel des Taschengeldes war von Beginn an, Kindern Freiraum zu lassen, umFähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit Geld zu erproben. (vgl. Feil 2003, S 28)Nach dem aktuellen Stand der Taschengeldratgeber ist es als Anspruch auf einenTeil des Familienbudgets zu betrachten. Die Regelmäßigkeit sollte nicht durch Sanktionenfür schlechtes Benehmen unterbunden werden, ansonsten geht der Charakter17