11 M]bq[lt_m Aif^ Das Geschehen in den Zechen bewegt die ...
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schen zu machen, der das Gotteshaus besuchte. Im Gegenteil. Mit<br />
17 Jahren war der kräftige junge Mann von zu Hause weggelaufen.<br />
Er wol<strong>lt</strong>e Bergmann wer<strong>den</strong>. In <strong>den</strong> Gruben ver<strong>die</strong>nte man or<strong>den</strong>tliches<br />
Geld. Da Leszek jedoch befürchtete, <strong>in</strong> Oberschlesien<br />
von se<strong>in</strong>em Vater oder gar von dessen Pachtherren aufgestöbert zu<br />
wer<strong>den</strong>, hatte er sich zu Fuß auf <strong>den</strong> Weg <strong>in</strong>s Ruhrgebiet gemacht<br />
– ohne recht zu wissen, wo <strong>die</strong>ses verheißene Land lag. Nach wochenlanger<br />
Wanderschaft war er schließlich im Revier angekommen.<br />
Leszek machte sich drei Jahre ä<strong>lt</strong>er. So wol<strong>lt</strong>e er sich <strong>den</strong><br />
Militär<strong>die</strong>nst sparen. Und weil er me<strong>in</strong>te, dass <strong>die</strong> Deutschen ke<strong>in</strong>e<br />
polnischen Namensendungen mochten, nannte er sich fortan<br />
Leopold Bialo.<br />
Leopold besaß e<strong>in</strong>e natürliche Sprachbegabung und lernte<br />
rasch Deutsch. Radebrechen und das polnisch-deutsche Kauderwelsch<br />
vieler Knappen kamen für ihn nicht <strong>in</strong> Frage! Der Zugewanderte<br />
fand zunächst Arbeit <strong>in</strong> der Kohlenwäsche der Herner<br />
Zeche Shamrock. Dank se<strong>in</strong>er Körperkraft und se<strong>in</strong>er Geschicklichkeit<br />
durfte er bald vor Ort arbeiten. Schnell stieg Leopold<br />
zum Hauer auf. Erstmals <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben hatte er e<strong>in</strong> gerege<strong>lt</strong>es<br />
Auskommen. Se<strong>in</strong> Lohn reichte sogar für private Bedürfnisse. E<strong>in</strong><br />
Bier, oder wenn es se<strong>in</strong> sol<strong>lt</strong>e, mehrere nach Feierabend. Sogar<br />
e<strong>in</strong>en Anzug konnte er sich leisten. Die fe<strong>in</strong>e Kleidung wol<strong>lt</strong>e er<br />
nutzen, um se<strong>in</strong>e Lebensumstände zu ändern. Denn Leopold war<br />
mit se<strong>in</strong>em <strong>Das</strong>e<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>eswegs zufrie<strong>den</strong>. Die Arbeit unter Tage<br />
war hart, ihm feh<strong>lt</strong>en das Licht und der weite Himmel Schlesiens.<br />
Nun, da er se<strong>in</strong>e Arbeitszeit unter der Erde verbrachte, vermisste<br />
er gar Gerüche, <strong>die</strong> ihm bis dah<strong>in</strong> bestenfalls gleichgü<strong>lt</strong>ig waren.<br />
Etwa <strong>den</strong> Duft des Wiesengrases oder das zarte Aroma von Heu.<br />
Nach wenigen Wochen unter Tage suchte Leopold unwillkürlich<br />
<strong>die</strong> Nähe der bl<strong>in</strong><strong>den</strong> Grubenpferde, tätsche<strong>lt</strong>e sie und sog ihren<br />
Dunst aus Schweiß, Ur<strong>in</strong>, Kot und Leder, angereichert mit Kohlestaub,<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> Nase.<br />
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