11 M]bq[lt_m Aif^ Das Geschehen in den Zechen bewegt die ...
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<strong>die</strong> Jahre unter Tage bl<strong>in</strong>d gewor<strong>den</strong> sei. „Oben ist das Biest zu<br />
nichts mehr nütze.“ Leopold, der <strong>den</strong> Gaul seit se<strong>in</strong>er ersten<br />
Grubene<strong>in</strong>fahrt kannte und dem <strong>die</strong> Kreatur ans Herz gewachsen<br />
war, beschloss, Wotan zu retten. Da es s<strong>in</strong>nlos war, selbst beim<br />
<strong>Zechen</strong>direktor vorzusprechen – Bialo kannte se<strong>in</strong>en unvermitte<strong>lt</strong><br />
aufwallen<strong>den</strong> Jähzorn – überredete er Pirow, <strong>den</strong> Grubenchef<br />
zu bitten, das Pferd aus dem Schacht wieder über Tage e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
Den Rest wol<strong>lt</strong>e Leo besorgen. So geschah es nach e<strong>in</strong>igem<br />
H<strong>in</strong> und Her. Der ehemalige Bauernjunge beruhigte das<br />
verschreckte Tier und brachte es zu sich nach Hause. Dort hatte<br />
er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ecke se<strong>in</strong>es Gartens e<strong>in</strong>en Stall gezimmert, <strong>in</strong> dem er<br />
Wotan unterbrachte. <strong>Das</strong> Pferd gewöhnte sich allmählich an se<strong>in</strong>e<br />
neue Umgebung. Anna hatte zunächst Angst vor dem kräftigen,<br />
schreckhaften Tier, vor allem wegen ihres kle<strong>in</strong>en Otto. Doch das<br />
K<strong>in</strong>d mochte <strong>den</strong> Gaul spontan, und so wuchs der Klepper bald<br />
auch der Mutter ans Herz. Auch für <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der der Nachbarschaft<br />
war „dat Hottemax“ e<strong>in</strong>e Attraktion, der sie mit Respekt<br />
und aufgeregter Neugier begegneten. Wotan fraß noch länger als<br />
e<strong>in</strong> Jahr se<strong>in</strong> Gna<strong>den</strong>brot. Als er starb, waren alle traurig.<br />
Doch für Niedergeschlagenheit blieb <strong>den</strong> Bialos wenig Zeit.<br />
Anna war wieder schwanger. He<strong>in</strong>richs Geburt im Frühjahr 1892<br />
war e<strong>in</strong>e arge Belastung für Annas Gesundheit und <strong>die</strong> Seelen ihrer<br />
Angehörigen. Vor allem Leopold hatte Angst um se<strong>in</strong>e Ehefrau<br />
und schwor sich, sie <strong>in</strong> Zukunft „zu schonen“. Die erneute<br />
kundige Hilfe der Hebamme Gerti Friebe und ihre wiederho<strong>lt</strong>en<br />
strengen Pflegeanweisungen an Clara Hauser und ihre Töchter<br />
Sophie und Helga zeigten jedoch Wirkung. Und so konnten <strong>die</strong><br />
Hauser-Damen schon nach zwei Wochen Anna mit Otto und<br />
dem Säugl<strong>in</strong>g He<strong>in</strong>rich <strong>in</strong> ihrem Heim <strong>in</strong> der Brunnenstraße unbesorgt<br />
zurücklassen.<br />
Leopolds Vorsatz, auf <strong>die</strong> Gesundheit se<strong>in</strong>er Frau fortan<br />
Rücksicht zu nehmen, blieb jedoch ohne Konsequenz, da er ke<strong>in</strong>e<br />
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