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11 M]bq[lt_m Aif^ Das Geschehen in den Zechen bewegt die ...

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„Wenn du mit unseren Söhnen nicht auf der Stelle wieder<br />

e<strong>in</strong>fährst und Geld heimbr<strong>in</strong>gst, lan<strong>den</strong> wir <strong>in</strong> der Gosse“, schrie<br />

und we<strong>in</strong>te Clara. Siegfried hatte ihr Gekeife gründlich satt. Zumal<br />

er sich nicht <strong>in</strong> das Schnapskas<strong>in</strong>o flüchten konnte, ihm feh<strong>lt</strong>e das<br />

Geld für e<strong>in</strong>en Stumpen Klaren. So musste er neben dem Gezeter<br />

se<strong>in</strong>er Frau auch das Jammern se<strong>in</strong>er Töchter, das Quengeln<br />

der K<strong>in</strong>der und das erbärmliche Geschrei des Säugl<strong>in</strong>gs erdul<strong>den</strong>.<br />

Nachts fand Siegfried Hauser ke<strong>in</strong>en Schlaf. Er verstand Claras<br />

Sorgen. Sie wol<strong>lt</strong>e, dass <strong>die</strong> Familie was zu beißen hatte. Doch<br />

der Mensch lebt nicht vom Brot alle<strong>in</strong>! Auch e<strong>in</strong> Hauer hat se<strong>in</strong>en<br />

Stolz. E<strong>in</strong> Bergmann war ke<strong>in</strong> Lakai und ke<strong>in</strong> Speichellecker. Ohne<br />

se<strong>in</strong>e Maloche, ohne se<strong>in</strong>e Kohle gab es ke<strong>in</strong>e Industrie, ke<strong>in</strong>e Arbeit!<br />

Der Streik musste so lange weitergehen, bis <strong>die</strong>s auch <strong>die</strong> <strong>Zechen</strong>barone<br />

e<strong>in</strong>sahen – <strong>die</strong> ihren Reichtum alle<strong>in</strong> <strong>den</strong> Bergleuten<br />

verdankten – und <strong>den</strong> Kumpels wieder e<strong>in</strong> anständiges Ged<strong>in</strong>ge<br />

zah<strong>lt</strong>en. Bis dah<strong>in</strong> musste man zur Not Holz hauen und Hunger<br />

haben. <strong>Das</strong> musste auch se<strong>in</strong>e Clara begreifen!<br />

Je<strong>den</strong> Tag marschierte Siegfried Hauser zur Zeche, auch wenn<br />

se<strong>in</strong>e Söhne und Franek zuletzt zu Hause blieben. Die zuversichtliche<br />

Stimmung der Streiken<strong>den</strong> machte dumpfer Verzweiflung<br />

Platz. Leo Bialo war e<strong>in</strong>er der wenigen Hauer, <strong>die</strong> mit lauten Sprüchen<br />

<strong>den</strong> Kumpels Mut zu machen versuchten. Er erntete wenig<br />

Zuspruch. Selbst <strong>die</strong> Vertreter der Streikleitung wirkten niedergeschlagen.<br />

Alle wussten, dass es nur e<strong>in</strong>e Frage der Zeit war, wann<br />

der Ausstand zusammenbrechen würde. Die sozialdemokratischen<br />

Vertrauensleute wol<strong>lt</strong>en es nicht so weit kommen lassen. Sie lobten<br />

<strong>die</strong> Kumpels für ihren Mut, redeten ihnen e<strong>in</strong>, dass <strong>die</strong> Bergwerksgesellschaften<br />

<strong>den</strong> Streiken<strong>den</strong> „Respekt zol<strong>lt</strong>en“. Ke<strong>in</strong>er glaubte<br />

ihnen. Doch <strong>die</strong> guten Worte erfül<strong>lt</strong>en ihren Zweck. Nachdem <strong>die</strong><br />

<strong>Zechen</strong>leitung zugesagt hatte, <strong>die</strong> Forderungen nach mehr Lohn<br />

wohlwollend zu prüfen, zeigten sich <strong>die</strong> Kumpels endlich bereit,<br />

ihren Ausstand zu been<strong>den</strong>. Die Bergleute, <strong>die</strong> bis zuletzt für hö-<br />

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