11 M]bq[lt_m Aif^ Das Geschehen in den Zechen bewegt die ...
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„Natürlich, me<strong>in</strong> Leo“, rief Anna jedes Mal. <strong>Das</strong> Glimmen <strong>in</strong> ihren<br />
Augen besagte <strong>in</strong>dessen das Gegenteil. Beide wussten, dass<br />
<strong>die</strong>s so war. Doch Leopold brauchte zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e verbale Bestätigung<br />
se<strong>in</strong>er Frau, dass er der Herr im Haus sei. <strong>Das</strong> ermöglichte<br />
ihm, großmütig <strong>den</strong> Weiberlaunen Annas nachzugeben.<br />
Vor ihrer Hochzeit hatte Anna Leopolds ungestümem Drängen<br />
widerstan<strong>den</strong>, sich sogleich e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Bleibe zu mieten.<br />
Selbstverständlich wol<strong>lt</strong>e sie ebenso wie ihr zukünftiger Mann endlich<br />
e<strong>in</strong> Heim für sich. Und wenn es nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Raum mit eigenem<br />
E<strong>in</strong>gang war. Doch Anna hatte „so e<strong>in</strong>e Ahnung“, dass schwere<br />
Zeiten auf sie zukämen. Leopold verlachte ihre Schwarzseherei. Er<br />
sah <strong>die</strong> We<strong>lt</strong> rosarot, seit er sich Annas Liebe sicher war.<br />
Bald musste Leopold e<strong>in</strong>gestehen, dass Annas Ahnung sie<br />
nicht getrogen hatte. Denn <strong>die</strong> <strong>Zechen</strong>leitung hatte <strong>die</strong> Arbeitsnormen<br />
heraufgesetzt und <strong>die</strong> Hauer dazu gezwungen, auch Verschalungsarbeiten<br />
zu leisten, sowie <strong>den</strong> Bergbeamten <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
gegeben, <strong>die</strong> Kohleloren nach eigenem Gutdünken zu nullen.<br />
So hieß es ständig, <strong>die</strong> Förderwagen seien zu stark mit Bergen, also<br />
mit Geste<strong>in</strong>sbrocken, und nicht ausreichend mit Kohle bela<strong>den</strong>.<br />
Dadurch konnten <strong>die</strong> Beamten <strong>den</strong> Lohn der Kumpels nach Belieben<br />
senken. Die Bergleute hatten gegen <strong>die</strong>se Schikanen und <strong>die</strong><br />
Lohndrückerei protestiert und waren, als das nichts half, endlich <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> Streik getreten. Dabei setzte <strong>die</strong> Führung der Bergleute auch<br />
auf <strong>die</strong> neue politische Entwicklung.<br />
Im Vorjahr 1888 war der a<strong>lt</strong>e Kaiser Wilhelm gestorben. Im<br />
Volk hieß er der „Kartätschenpr<strong>in</strong>z“, weil er 40 Jahre zuvor <strong>die</strong><br />
Märzrevolutionäre von 1848 hatte niederschießen lassen. Die waren<br />
für demokratische Freiheiten auf <strong>die</strong> Barrika<strong>den</strong> gegangen. Die<br />
Monarchie als konstitutionelle Herrschaftsform wol<strong>lt</strong>en sie unangetastet<br />
lassen. Nicht nur <strong>in</strong> Preußen, wo Wilhelm Pr<strong>in</strong>z war, sondern<br />
an vielen Ecken des Reiches bis zur Pfalz und nach Ba<strong>den</strong> hatte<br />
der rachsüchtige Kartätschenpr<strong>in</strong>z <strong>die</strong> Revolutionäre verfolgt und<br />
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