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A U S G A B E 1 / 2 0 1 0 S E I T E 1 7<br />
Tierschutz-Vorkontrollen: mehr Schein als Sein…?<br />
Die Feierlichkeiten beginnen mit dem leckeren<br />
Kaffee und hören beim lustigen Schwank aus<br />
der Jugend auf. Der eigentliche „Job“, DIESE<br />
Interessenten vorbehaltlos und objektiv (egal,<br />
ob sehr sympathisch oder nicht) in Bezug auf<br />
DIESEN <strong>Hund</strong> einzuschätzen, bleibt auf der<br />
Strecke. Aber scheen war´s…<br />
Ganz traditionell geht´s dann auch weiter…<br />
keine Seltenheit, dass das Ergebnis einer Vorkontrolle<br />
mit kurzen, inhaltslosen Halbsätzen<br />
an den Vermittler weitergeleitet wird: „war alles<br />
in Ordnung… nette Leute“. Und es gibt genug<br />
Vermittler, die mit 6 Worten mehr als zufrieden<br />
sind: das Alibi – es lebe hoch!<br />
Seriöse Vorkontrolleure nehmen in dieser Hinsicht<br />
auch heute noch immer eine Vorreiter-<br />
Position ein. Fragen sie gezielt auf die Anfrage<br />
nach einer Vorkontrolle beim Vermittler nach,<br />
welche Informationen a) bereits über den Interessenten<br />
vorliegen und b) welche Anforderungen<br />
der zu vermittelnde <strong>Hund</strong> stellt bzw. wie<br />
dieser vom Verein eingeschätzt wird, dann hört<br />
man schon einmal ganz schnell: „Wieso wollen<br />
Sie das wissen…? Sie sollen doch einfach nur<br />
schauen, ob diese Leute o.K. sind!“. Kein Wort<br />
zum <strong>Hund</strong>… was in den meisten Fällen auch<br />
nicht wirklich überrascht, denn diesen kennen<br />
die Vermittler oftmals gar nicht; die Pflegestellen<br />
(sofern der <strong>Hund</strong> überhaupt auf einer solchen<br />
ist – meistens weilt er noch im Ausland<br />
oder beim derzeitigen Halter, der ihn möglichst<br />
gestern schon loswerden wollte…) halten sich<br />
bedeckt oder dürfen mitunter keine Auskunft<br />
geben oder sie sind selbst nicht in der Lage, den<br />
<strong>Hund</strong> adäquat einzuschätzen.<br />
Manche erfahrene Vorkontrolleure mit dem<br />
Anspruch, diese Aufgabe (gemessen an der<br />
Tragweite der Verantwortung für <strong>Hund</strong> und<br />
Halter in spe) auch zweckdienlich zu erfüllen,<br />
werden unter der Hand - bereits namentlich<br />
stigmatisiert - innerhalb der Vereine<br />
„weitergereicht“ („Frag bloß nicht den/die, der<br />
ist immer so kritisch und empfiehlt zu oft, kei-<br />
nen <strong>Hund</strong> dorthin zu vermitteln...“). Man<br />
sucht also mitunter ganz gezielt nach jemanden,<br />
der die Vorkontrolle quasi durchwinkt,<br />
damit man mit „gutem Gewissen“ möglichst<br />
zügig einen <strong>Hund</strong> vermitteln kann. Die Qualität<br />
und damit das Verantwortungsbewusstsein<br />
gegenüber dem <strong>Hund</strong> und letztendlich auch<br />
dem Halter in spe bleiben auf der Strecke. Leider,<br />
leider… werden Vermittlungen, die<br />
zwangsläufig im Nachhinein aufgrund unsorgfältiger<br />
Vorkontrollen scheitern/scheitern müssen,<br />
nicht öffentlich. Kommt ein <strong>Hund</strong> in die<br />
Vermittlung zurück und wird dieser Umstand<br />
tatsächlich explizit erwähnt (was immer noch<br />
die Ausnahme ist…), liegt es selbstverständlich<br />
an den „unfähigen“ Haltern, die sich einfach<br />
keine Mühe gegeben haben. Tatsächlich? Ob<br />
sich diese Halter wirklich für DIESEN <strong>Hund</strong><br />
entschieden hätten, hätte man ihnen im Rahmen<br />
der Vorgespräche und letztendlich der<br />
Vorkontrolle als alles entscheidende Instanz<br />
zeigen können, was DIESER <strong>Hund</strong> an Erfahrung<br />
voraussetzt….? Oder wenn man Sätze der<br />
Halter à la „doch, doch, das schaffen wir<br />
schon…“ mit etwas mehr <strong>Hund</strong>esachverstand<br />
und –erfahrung kritischer hinterfragt und ggf.<br />
sogar <strong>von</strong> einer Vermittlung Abstand genommen<br />
hätte…?<br />
Echte Vorreiter haben aber – wie so oft im Leben<br />
– immer mit Spöttern zu kämpfen, oder<br />
Vorurteilen, oder, oder… Die Zahl der zunehmenden<br />
Fehlvermittlungen, Rückläufern, Umplatzierung<br />
<strong>von</strong> <strong>Hund</strong>en <strong>von</strong> Pflegestelle zu<br />
Pflegestelle, Rücktransport (z.B. <strong>von</strong> Auslandshunden<br />
in ihr Heimatland als letzte, als<br />
ultimative Möglichkeit für so manchen Verein),<br />
spricht aber eine andere, sehr deutliche Sprache.<br />
Es hat mitnichten etwas mit einem Anspruch<br />
auf Perfektion zu tun, wenn sich seriöse<br />
Tierschutzvereine, Vermittler und Vorkontrolleure<br />
dafür aussprechen, wohlwollend aber kritisch<br />
das Werkzeug der Vorkontrolle zu nutzen.<br />
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