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<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />
Paradies. Dort zwitschert dann auch kein Vogel, kein Hase hoppelt über den Weg, keine Katze<br />
schnurrt freudig um die Beine des Angekommenen und auch kein Hund tollt verrückt vor Freude,<br />
weil sein Herrchen oder Frauchen, nach geduldig ertragenem, jahrelangem Warten endlich<br />
heimgekommen ist. Angekommen im Paradies. Laut Bruder Paulus alles Fehlanzeige, denn wie<br />
bereits gesagt: Tiere besitzen weder eine Seele, noch haben sie irgendwelche Gefühle. Alles<br />
nur andressiert! Stattdessen findet der Gläubige, der erwartungsvoll im Jenseits angekommen<br />
ist, viele in vornehmes Schwarz oder grellem Purpur gekleidete Gestalten, Päpste, Bischöfe,<br />
Pfarrer und viele Kapuziner, die mit ernstem Gesicht und der Bibel unterm Arm umherwandeln.<br />
Nicht gerade reizvoll, dieser Gedanke. Aber liebe Tierfreunde seid beruhigt: Tiere haben eine<br />
Seele und alle eure heimgegangenen Tiere werden euch im Jenseits begrüßen. Aber nicht nur<br />
eure Tiere werden euch begrüßen. Auch alle gequälten, geschächteten, die geschundenen<br />
und misshandelten. Platz ist genug im unendlichen Reich unseres barmherzigen Gottes.<br />
Diesen hilflosen, im Diesseits geschundenen Mitgeschöpfen m u s s spätestens im Jenseits<br />
Gerechtigkeit widerfahren, wenn das göttliche Erlosungswerk nicht zur Phrase werden soll. Ob<br />
das dem Bruder Paulus gefällt oder nicht.<br />
Noch sind wir, die diese Zeilen lesen, aber noch nicht an dem Ort angekommen, wo wir für<br />
jede unserer Handlungen Rechenschaft ablegen müssen. Das hindert aber offensichtlich den<br />
frommen Bruder Paulus nicht daran, als „Gottesmann“ die nächste Ungeheuerlichkeit öffentlich<br />
zu behaupten: „Tiere haben auch keine Gefühle!“ Mit dieser Behauptung schlägt er nicht nur<br />
uns Tierfreunden und Tierschützern ins Gesicht, sondern auch unserem Gott der Liebe und<br />
Barmherzigkeit. Noch schlimmer: Er erteilt damit indirekt, dem betäubungslosen Qualschächten<br />
öffentlich den Segen der Katholischen Kirche. Wie wir zu dieser ungeheuerlichen Anschuldigung<br />
kommen? Durch einfaches logisches Denken: Tiere die keinen Geist bzw. Seele besitzen und<br />
über k e i n e G e f ü h l e verfügen, sind laut Bruder Paulus zur „Sache“ zurückgestuft,<br />
mit der man wieder umgehen kann, wie mit einem Stück Holz.<br />
Für den Fall jedoch, dass der fromme Bruder Paulus mit diesen Thesen Recht behält, verzichtet<br />
der Verfasser dieser Zeilen freiwillig auf das ewige Leben in einem Paradies ohne Tiere, d.h. ohne<br />
den Mitgeschöpfen Gottes. So ein öder und trostloser Ort ist in seinen Vorstellungen, für seine<br />
nach Erlösung suchende Seele kein erstrebenswertes Paradies, sondern eher der Vorhof zur<br />
ewigen Verdammnis - wo man u. a. auch dem frommen Bruder Paulus begegnen könnte.<br />
Verfasst am 19.02.2003,<br />
vom Schäfer Wolfgang Seibt,<br />
Grav-Insel, 45487 Wesel,<br />
Telefon: 0281 3009340,<br />
Fax: 0281 3009338,<br />
E-Mail: WolfgangSeibt@t-online.de<br />
12 Haben Tiere eine Seele?