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In der Rubrik „Glaube & Religion“ stellte Herr Dirk W. aus Witten, in der Bild-Zeitung vom 18.<br />
Februar 2003, unter der Überschrift „Hallo Bild ich habe da ein Problem ... die Frage:<br />
Haben Tiere eine Seele?<br />
Mit dieser hoch interessanten Frage war der Herr Dirk aus Witten, auch gleich an den richtigen<br />
geraten. An den Kapuzinermönch Bruder Paulus. Diesem frommen Gottesmann fiel allerdings<br />
nichts Besseres ein, als in der Bibel nachzuschlagen, denn dort fand er an irgendeiner Stelle<br />
sofort den passenden Kommentar: (Zitat):<br />
„Eine Katze können Sie lieb haben. Ein Hund ist Ihnen treu. Viele Menschen leben<br />
mit ihrem Haustier zusammen, als seien es Menschen. Aber: Tiere haben weder<br />
Geist noch eine Seele. Sie haben keine Gefühle. Sie gehorchen, weil sie dressiert<br />
worden sind.“ Basta!<br />
Einen Unterschied zwischen einem Schimpansen, einem Hund oder einem Maikäfer macht der<br />
fromme Bruder Paulus allerdings nicht. Trotzdem gibt er exakt die Lehrmeinung seiner Kirche<br />
wieder, das heißt: Tiere haben die katholische Kirche bisher nur im Zusammenhang mit der<br />
Bratpfanne interessiert. Ansonsten war der Kirche das Schicksal der Tiere seit jeher schnuppe.<br />
Nur so ist auch zu erklären, dass die Kirche zum grausamen, betäubungslosen Schächten der<br />
Tiere nach archaischen islamischen und jüdischen Opferriten beharrlich schweigt. Sie schweigt<br />
auch zur sonntäglichen Tierquälerei des Stierkampfes, der im erzkatholischen Spanien neben<br />
Fußball zur beliebtesten Volksbelustigung zählt und wo nicht selten katholische Priester unter<br />
den blutrünstigen Zuschauern zu finden sind. Dazu zählt auch der lustige Brauch, dass lebende<br />
Ziegen so lange vom Kirchturm gestürzt werden, bis sie endlich tot sind. Zu allem Überfluss<br />
zitiert dann der fromme Bruder Paulus weiter Bibel im Originaltext: „Gott schuf alle Arten von<br />
Lebewesens, das heißt wir gehören als Geschöpfe Gottes zwar zusammen, aber nur der<br />
Mensch ist nach Gottes Ebenbild geschaffen (Genesis) ...“,usw. Bravo!<br />
<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />
Befassen wir uns deshalb mit dieser bis heute nicht bewiesenen Behauptung und fragen uns<br />
zunächst: Wenn es so wäre, dann müsste unser Schöpfer den seinerzeitigen Entschluss längst<br />
bereuen, die „Menschen nach seinem Ebenbilde“ erschaffen zu haben. Oder, wir müssten uns<br />
weiter fragen: Was muss das für ein Gott gewesen sein? Ein Monster? Im Umkehrschluss könnte<br />
man sich auch laut Bibel vorstellen, dass dieser großartige Schöpfergott, Herr über das unendliche<br />
Universum und Milliarden Galaxien, letzten Endes so aussieht, wie der Kapuzinermönch Paulus<br />
oder der Papst in Rom. Für alle Gottesverehrer eine deprimierende Erkenntnis. Aber Ebenbild<br />
hin, Ebenbild her. Unser lieber Kapuzinerbruder wird sich daher früher oder später damit<br />
abfinden müssen, dass vor vielen Jahren auch seine Vorfahren auf Bäumen herumkletterten<br />
oder durch die Savannen Afrikas streiften. Nach diesen Abschweifungen endlich zur Frage des<br />
Herrn Dirk aus Witten „Haben Tiere eine Seele?“: Laut christlicher Heilsbotschaft handelt es sich<br />
bei der Seele um den unvergänglichen Bestandteil des irdischen Menschenlebens, der den Tod<br />
überdauert und die Chance hat, das Ewige Leben zu erlangen, um ins Paradies einzugehen.<br />
Dort angekommen gibt es dann laut Bruder Paulus logischer Weise keine Tiere, weil Tiere keinen<br />
Geist bzw. keine Seele besitzen und ohne Geist und ohne Seele gibt es auch keinen Einzug ins<br />
12 Haben Tiere eine Seele?