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Kleiner Guide 2 - PAKT

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<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


Aktionsgemeinschaft Arche 89; Animal Protection Group, Bitterfeld; Arbeitsgemeinschaft<br />

artgerechte Nutztierhaltung e.V.; Arbeitskreis für humanen Tierschutz und gegen Tierversuche<br />

e.V.; Bundesarbeitsgruppe gegen Tierversuche und betäubungsloses Schächten; Hans-<br />

Rönn-Stiftung, Menschen für Tiere; Internationaler Bund Tierversuchsgegner; Lühe-Verlag,<br />

Süderbarup; Politischer Arbeitskreis für Tierrechte in Europa – <strong>PAKT</strong> e.V.; Wolfgang Seibt; Verein<br />

gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.; Verein zum Schutz misshandelter und herrenloser<br />

Tiere e.V. (Hg.)<br />

KLEINER GUIDE<br />

für den europäischen Raum<br />

Ratgeber und Orientierungshilfe für die Prüfung von Anträgen<br />

islamischer und jüdischer Religionsgemeinschaften zur<br />

Genehmigung des betäubungslosen Schächtens<br />

Teil II: Schwerpunkt jüdische Religionsgemeinschaften<br />

Selbstverlag <strong>PAKT</strong><br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Inhalt<br />

1 Danksagung 5<br />

2 Vorwort 6<br />

3 Kommentar zur Rechtslage 8<br />

4 Aktuelle Ergänzung zum Kleinen <strong>Guide</strong> (1.Auflage) 9<br />

5 Limbach verteidigt Gottesbezug 10<br />

6 Stellungnahme vom „Muslim-Markt“ 12<br />

7 Wagdi Salem 14<br />

8 Prof. Dr. T. Dodurka 15<br />

9 Studies of the effect of electrical stunning - Istanbul 2001 17<br />

10 Stellungnahmen und Korrespondenzen 25<br />

11 Eidesstattliche Erklärungen 35<br />

12 Haben Tiere eine Seele? 39<br />

13 Kritische Literatur 41<br />

14 Zusammenfassung und Ausblick 43<br />

15 Gute Werke anstelle von Opfern 44<br />

16 Fragen an das Abraham Geiger College Berlin 47<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ... 50<br />

18 Auszüge aus Halacha und zeitgenössische Gesellschaft 64<br />

19 Auszüge aus „Journal of Halacha“ 66<br />

20 The Jewish Applessed Foundation 70<br />

21 Neturei Karta International 72<br />

22 Congregation Locations 77<br />

23 Religionen respektieren, Tiere respektieren 78<br />

24 Falsche Debatte im Westen bezüglich des Schächtens 79<br />

25 Rumi über den Islam 83<br />

26 Botschaft 84<br />

27 „Berliner Erklärung“ 85<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2, März 2003, Auflage 4000


Danksagung<br />

Auf meiner langen Wanderung durch die Jahrtausende, während meiner Suche nach den<br />

Wahrheiten, bin ich wunderbaren Menschen begegnet, die mich geistig geführt und mir praktisch<br />

geholfen haben. Insbesondere motivierten und konditionierten mich langfristig die Briefe des<br />

ehemaligen Landesrabbiners Dr. h. c. Joel Berger, der uns zu recht hinsichtlich unserer Defizite<br />

in der islamischen und jüdischen Religion gescholten hat (nachzulesen im „Kleinen <strong>Guide</strong>“<br />

Teil 1). Wir gehen davon aus, dass wir den Beweis angetreten haben, unsere Versäumnisse in<br />

besonders hohem Maße ausgeglichen zu haben.<br />

Hätten wir uns vor Jahrzehnten mit den Menschen geistig auseinandergesetzt, die als sogenannte<br />

“Gastarbeiter“ aus Südeuropa über den Nahen Osten bis in den afrikanischen Kontinent hinein<br />

im Straßenbau und bei der Müllabfuhr – also bei schweren und stark geruchsbelasteten<br />

Tätigkeiten – ihr Geld verdienten, hätten wir ihre Kultur und Religion redlich erarbeitet, um zu<br />

verstehen, würden wir heute nicht vor dem berstenden Scherbenhaufen einer misslungenen und<br />

missbrauchten Integration stehen. In meiner Erforschung der Religionswissenschaften hier der<br />

islamischen und jüdischen Religion (von der die christliche Religion nicht wirklich zu trennen ist),<br />

durfte ich wesentliche Kerngedanken finden, auf die mich meine geistigen Begleiter indirekt und<br />

direkt vorbereitet hatten. An dieser Stelle möchte ich sie namentlich erwähnen – einige wenige,<br />

ohne Anspruch auf Vollständigkeit - da ohne ihre Mithilfe meine Wanderung möglicherweise noch<br />

länger gedauert hätte:<br />

Heinz E. Wolf, BAG (Bundesarbeitsgruppe gegen Tierversuche und betäubungsloses Schächten),<br />

der seit Jahrzehnten bereits gegen die Grausamkeit des betäubungslosen Schächtens gekämpft<br />

hat, Dr. Dirk Stegen, Dr. Eisenhart von Loeper. Prof. Dr. Yasar Nuri Öztürk, Universität Istanbul,<br />

Nevfel Cumart, Deutschland, Übersetzer der Bücher von Prof. Dr. Öztürk, der mir hilfreich und<br />

schnell wichtige Texte von Prof. Öztürk ins Deutsche übersetzte, Prof. Dr. Dodurka, Universität<br />

Istanbul, Fakultät des Veterinärwesens, Oberster Lehrbeauftragter der Fachrichtung Innere<br />

Medizin, Prof. Bülent Nazli, Istanbul, Univ. Vet. Fak. Derg. 27 (2), 585-603, 2001, Prof. Dr. Ahmet<br />

Halil, Istanbul, Univ. Vet. Fak. Derg. 27 (2), 585-603, 2001, Herrn Botschaftsrat Gürgür, Amt für<br />

Religionsangelegenheiten, Ditib, Venloer Str. 160, 50823 Köln, der Übersetzer, Herr Soyhun,<br />

Mitarbeiter des Botschaftsrat Gürgür, T.C. Düsseldorf Baskonsoloslugu Din Hizmetleri Ataseligi,<br />

Türkisches Generalkonsulat Düsseldorf, Cecilienallee 41, 40474 Düsseldorf, Adile und Ingo<br />

Marko Pannicke, Animal Protection Group in Bitterfeld, Sachsen-Anhalt. Rabbi Jo David, New<br />

York, Jewish Apple Seed Foundation, Rabbi Hillel Deutsch. Monsey, State New York, Gründer<br />

des Neturei Karta International Foundation und Rabbi Meyer Schiller, Rockland, State New York,<br />

Mitglied der Neturei Karta International sowie Rabbi Freiman und Rabbi Weiss, New York City.<br />

Bruno Kehrein, Verleger, Grupello Verlag, Düsseldorf, Harm Menkens, Autor und Verleger, Lühe-<br />

Verlag, Süderbarup, Ralf Maubach, dtp-online Studio, Günzach, Marie-Francoise Kuss, Nina<br />

Ulrich und Hedy Camerer, die mir alle schwierigen sprachlichen und logistischen Wege geebnet<br />

haben, Monika Widners, die meine Gedanken in einen flüssigen Schreibstil umsetzte.<br />

Karola Baumann, OSTR - März 2003<br />

1 Danksagung<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Vorwort<br />

Anlass zur ersten Ausgabe des „Kleinen <strong>Guide</strong>“ (2002) gab das sogenannte Schächturteil<br />

des Bundesverfassungsgerichts vom 15.01.2002, das insbesondere bei den für die<br />

Ausnahmegenehmigungen zuständigen Ämtern zu erheblicher Unsicherheit geführt hatte.<br />

Die Herausgeber waren sich nach genauer Analyse des Urteils sowie nach umfangreichen<br />

Korrespondenzen mit religionswissenschaftlichen und juristischen Fachleuten einig, dass keine<br />

Ausnahmegenehmigungen zu erteilen sind, da aus den in Frage kommenden religiösen Texten<br />

keine „zwingenden Vorschriften“ abzuleiten sind, aufgrund deren Angehörigen moslemischer<br />

und jüdischer Religionsgemeinschaften der Verzehr ungeschächteter oder mit Betäubung<br />

geschächteter Tiere verboten ist. Das betäubungslose Schächten ist kein Bestandteil der<br />

Religionsausübung.<br />

Rechtzeitig zum diesjährigen Opferfest vom 11.-14. Februar 2003 hatten die zuständigen<br />

Länderministerien weitgehend übereinstimmende Erlasse herausgegeben, in denen die<br />

Voraussetzungen für die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen für das betäubungslose<br />

Schächten benannt wurden, was dazu führte, dass fast keine solchen Genehmigungen erteilt<br />

wurden.<br />

Auch dieser neue <strong>Guide</strong> wendet sich an alle Interessierten, seien es Organisationen oder<br />

Privatpersonen, Behörden oder Politiker. Im Unterschied zur Erstausgabe, die einem dringenden,<br />

aktuellen Bedarf hinsichtlich des islamischen Opferfestes nachzukommen hatte, liegt der<br />

Schwerpunkt nunmehr in der Erörterung des jüdischen theologischen Hintergrunds. Auch von<br />

Seiten einer Minderheit unter den jüdischen Bürgern wird versucht, aus den einschlägigen<br />

heiligen Schriften bezüglich des betäubungslosen Schächtens etwas herauszulesen, was dort<br />

keineswegs geschrieben steht. Die grausame Schächtschlachtung kann nicht mit irgendwelchen<br />

koscheren Speisevorschriften gerechtfertigt werden, für die vor Tausenden von Jahren in<br />

bestimmten geographischen Zonen und vor der Erfindung der Elektrizität eine gewisse<br />

Berechtigung bestanden haben mag. In unserem Kulturkreis wird heute niemand zulassen, dass<br />

etwa eine Ehebrecherin gesteinigt wird, obwohl die Tora eine derartige Grausamkeit zulässt.<br />

Diese Erkenntnis hat sich auch in der deutschen Gesetzgebung niedergeschlagen, auch was den<br />

Umgang mit den Tieren betrifft. Inzwischen hat der Tierschutz Verfassungsrang! Auch das Urteil<br />

des Bundesverfassungsgerichts (noch vor dem Beschluss des Bundestags ergangen) weist<br />

bereits in die richtige Richtung, wenngleich es von etlichen Muslimen und Juden missverstanden<br />

wurde. Darüber mehr in dieser Broschüre.<br />

Angesichts der scheinbaren ethischen und rechtlichen Verworrenheit der Thematik ist es nach wie<br />

vor unerlässlich, fundamentierte Aufklärung zu leisten gegenüber der Bevölkerung, als Hilfestütze<br />

für Exekutivbehörden und für die Rechtssicherheit der oft auf sich gestellten Veterinäre aufgrund<br />

nachvollziehbarer Dokumente und Argumente, was zur rechtlich begründeten Ablehnung von<br />

Schächtanträgen, gleich, von welcher Seite sie gestellt werden, führen muss.<br />

2 Vorwort


Die Herausgeber folgen ihrer Überzeugung, dass es eine Pflicht zur Qualverminderung gibt, wo<br />

und wie immer dies möglich ist. Eben dies: Schonender Umgang mit dem Tier beim Schlachten<br />

ist auch in Tora und Koran festgelegt. Dies kann und darf nicht durch menschliche Interessen<br />

fehlinterpretiert und beeinträchtigt werden. Es gibt keinen Freibrief für Tierquälerei, auch nicht<br />

unter dem Zeichen falsch verstandener oder unbegründeter religiöser Toleranz.<br />

Wir wünschen allen Veterinären der Genehmigungsämter, Politikern und Juristen, die das Anliegen<br />

des Tierschutzes unterstützen, Kraft, Ausdauer und vor allem Rückgrat, die Kulturschande des<br />

betäubungslosen Schächtens zu verbannen.<br />

In diesem Sinne wünschen wir auch diesem Ratgeber Erfolg.<br />

Ansprechpartner für die im Leitfaden behandelte Thematik ist der Politische Arbeitskreis für<br />

Tierrechte in Europa – <strong>PAKT</strong> e.V., Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf; Tel. 02 11-9 33 74 51;<br />

Fax 9 33 74 52; E-Mail Paktev@t-online.de.<br />

Hier werden auch Bestellungen (zum Selbstkostenpreis von 3,40 Euro einschl. Versandkosten<br />

sowohl für die Broschüre wie für die CD-ROM-Fassung) entgegengenommen.<br />

Weiterführende Literatur<br />

„<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong>“ - Erstauflage. Eine Orientierungshilfe vor allem für die Prüfung von Anträgen<br />

islamischer Religionsgemeinschaften zur Genehmigung des betäubungslosen Schächtens<br />

(Umfang 88 Seiten). Erhältlich bei <strong>PAKT</strong> e.V. , Merowingerstr. 88, D-40225 Düsseldorf, Fax: 02<br />

11 - 9 33 74 52 oder e-Mail paktev@t-online.de - Selbstkostenpreis: 2 Euro + Versandkosten.<br />

„Das betäubungslose Schächten der Tiere im 20. Jahrhundert“ von Dr. med. Werner Hartinger.<br />

Erhältlich beim Verlag Fred Wipfler, D-80935 München, Glockenblumenstr. 26, Fax: 0 89 - 3 51 57<br />

12. Preis 5 Euro + Versand.<br />

Video: „Betäubungsloses Schächten und Schlachten“. Eine in ihrer Schrechlichkeit<br />

herausragende Filmdokumentation und eine visuelle Ergänzung zu den o.a. in schriftlicher Form<br />

vorliegenden Unterlagen. Das Video ist - gegen eine Spende - erhältlich bei Dr. Friedrich Landa,<br />

Endriegel 7, A-4873 Frankenburg / Österreich, Tel.: (aus Deutschland) 00 43 - 66 43 43 43 66.<br />

Unter www.tierschutz-online.de können vorab verschiedene Szenen dieser Schächt-Quälerei<br />

abgerufen werden.<br />

2 Vorwort<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Zur Rechtslage nach der Aufnahme des Tierschutzes als<br />

Staatsziel in das Grundgesetz (Artikel 20a)<br />

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 15.01.2002 (sog. Schächt-Urteil) entfaltet<br />

nach der Einführung des Tierschutzes in das GG nicht mehr die ihr normalerweise eigene<br />

Bindungswirkung gegenüber Behörden und Gerichten. Diese entfällt, sobald neue Tatsachen,<br />

aber auch Gesetzesänderungen die maßgebliche Entscheidungsgrundlage wesentlich<br />

verändern.<br />

Der Tierschutz konnte, unter Zugrundelegung der Rechtsauffassung des BVerfG im<br />

Entscheidungszeitpunkt keine zureichende verfassungsrechtliche Rechtfertigung darstellen,<br />

weil er keinen Verfassungsrang besaß. Genau das hat sich aber jetzt geändert. Deshalb muss<br />

die Frage einer zureichenden verfassungsrechtlichen Rechtfertigung in Bezug auf Art 4 GG<br />

(Glaubens- und Bekenntnisfreiheit), aber auch des Art 12 GG (Berufswahlfreiheit) neu gestellt,<br />

aber auch neu beantwortet werden. Ausgangspunkt dabei muss sein, dass der Tierschutz<br />

nunmehr in verfassungsrechtlicher Hinsicht den Grundrechten, hier also insbesondere der<br />

Glaubens- und Religionsfreiheit aus Art 4 Abs. 1 und 2 GG, prinzipiell gleichwertig ist.<br />

Das Staatsziel des Tierschutzes könnte leerlaufen, wenn z.B. nunmehr bereits eine kleine,<br />

möglicherweise sektiererische Gruppierung tierquälerische Handlungen als Akt der<br />

Glaubensausübung ausgibt und dies in der Abwägung zu einem Übergewicht der Religionsfreiheit<br />

gegenüber dem Tierschutz führte. Beim Schächten kann nichts anderes gelten.<br />

Der prinzipiellen Gleichrangigkeit von Religionsfreiheit und anderen Grundrechten auf der einen<br />

und dem Staatsziel Tierschutz auf der anderen Seite dürfte es auch nicht gerecht werden,<br />

wenn der die Ausnahmegenehmigung nach § 4a Abs. 2 Nr. 2 Tierschutzgesetz Beantragende<br />

lediglich substantiiert und nachvollziehbar deren tatbestandliche Voraussetzungen<br />

soll darlegen müssen (so BVerfG). Auch hierin liegt eine dem Staatsziel Tierschutz kaum<br />

gerecht werdende Privilegierung der Antragsteller, denen nach den Regeln des allgemeinen<br />

Verwaltungsrechts die volle materielle Beweislast dafür obläge, dass die Voraussetzungen für<br />

eine Ausnahmegenehmigung auch tatsächlich vorliegen. Genau das dürfte auch der Wille des<br />

Gesetzgebers gewesen sein. Denn er hat mit keinem Wort angedeutet, die substantiierte und<br />

nachvollziehbare Darlegung der tatbestandlichen Voraussetzungen der Ausnahmegenehmigung<br />

bereits als ausreichend ansehen zu wollen. Mag die diese Einschränkungen beinhaltende<br />

Auslegung durch das BVerfG dem damals noch fehlenden Verfassungsrang des Tierschutzes<br />

geschuldet gewesen sein. Nunmehr spricht aber nichts mehr dagegen, dem vom Gesetzgeber<br />

gewollten vollen Nachweis der tatbestandlichen Voraussetzungen zum Durchbruch zu<br />

verhelfen.<br />

(Tierschutzgesetz. Kommentar. Hg. von Hans-Georg Kluge, Landrat des Kreises Herford; Richter<br />

am Oberverwaltungsgericht für das Land Brandenburg. Verlag W. Kohlhammer, 1. Aufl. 2002, S.<br />

173 ff.)<br />

3 Kommentar zur Rechtslage


Aktuelle Ergänzung zum Kleinen <strong>Guide</strong> (1. Auflage)<br />

Verwaltungsgericht Minden:<br />

Keine Ausnahmegenehmigung zum Schächten 02.12.2002<br />

Minden - Die 2. Kammer des Verwaltungsgerichts Minden entschied am 28.11.2002, dass der<br />

Landrat des Kreises Lippe zu Recht einem muslimischen Metzger die zum betäubungslosen<br />

Schächten von Schafen und Lämmern erforderliche Ausnahmegenehmigung verweigert<br />

hatte. Der Kläger konnte nicht überzeugend darlegen, dass er selbst einer islamischen<br />

Religionsgemeinschaft angehöre, für die das betäubungslose Schächten nicht nur traditioneller<br />

Ritus, sondern zwingender Teil des Glaubens sei.<br />

Der muslimische Metzger hatte für das Opferfest 2002 erstmals unter Berufung auf eine<br />

Grundsatzentscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Schächten (BVerfG, Urteil vom<br />

15. Januar 2002 - 1 BvR 1783/99) eine Ausnahmegenehmigung beantragt. Zur Begründung<br />

führte er an, er wolle für die islamische Gemeinde Milli Görüs, der er angehöre, nach deren<br />

Glauben betäubungslos schächten, um religiösen Verpflichtungen aus dem Koran nachkommen<br />

zu können.<br />

Der Landrat des Kreises Lippe lehnte jedoch den Antrag des Klägers ab, da er nicht - wie rechtlich<br />

erforderlich - plausibel gemacht hatte, dass für ihn zwingende religiöse Gründe vorlägen.<br />

Nachdem in einem gerichtlichen Eilverfahren diese Ablehnung bestätigt wurde, trug der Metzger<br />

nun vor, auch dem örtlichen „Verein der guten Sitten“ anzugehören, dessen Glaubensüberzeugung<br />

es verbiete, Fleisch zu verzehren, welches von einem nicht betäubungslos geschächteten Tier<br />

stamme. Deshalb könne er auch eine andere Art des Schlachtens nicht mit seinem Gewissen<br />

vereinbaren.<br />

In der Urteilsbegründung führte das Gericht aus: Wegen der unterschiedlichen Auffassungen<br />

im Islam zur Frage, ob das Schächten zwingend erforderlich sei, hätte der Kläger darlegen<br />

müssen, dass er als gläubiger Moslem nach den Regeln seiner Religionsgemeinschaft an<br />

ein Schächtungsgebot gebunden sei und schächten wolle, um seinen gläubigen Kunden den<br />

Fleischgenuss zu ermöglichen. Dies sei nicht der Fall. Der Kläger habe in der Vergangenheit -<br />

ohne in Konflikt mit seinem religiösen Bekenntnis zu geraten - mit Betäubung schlachten können.<br />

Auch habe er nicht glaubhaft gemacht, dass er einer Religionsgemeinschaft angehöre, für die<br />

das Schächten nicht nur traditioneller Ritus, sondern zwingend Teil des Glaubens sei. Unter<br />

Abwägung der Belange der Religions- und der Berufsfreiheit sei in diesem Fall dem Tierschutz<br />

der Vorrang einzuräumen.<br />

(Az.: 2 K 548/02)<br />

4 Aktuelle Ergänzung zum Kleinen <strong>Guide</strong> 1<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Limbach verteidigt Gottesbezug<br />

Muslimen wurden bundesweit nach aktueller Gesetzeslage und Rechtsprechung und aufgrund<br />

fehlender „zwingender Religionsvorschriften“ und mangelndem Nachweis der Sachkunde beim<br />

Schächten, zum Kurban Bayrami 2003 fast keine Sondergenehmigungen zum betäubungslosen<br />

Schächten nach § 4a Abs.2 Nr.2 TSchG, von den Behörden erteilt.<br />

Islamvereinigungen kritisieren nun lautstark diese Behördenentscheidungen und weisen in<br />

unverantwortlichen Brand-Presseverlautbarungen darauf hin, dass damit Muslime in Deutschland<br />

in die Illegalität getrieben würden - d.h.“... Schafe und Ziegen zuhause im Hinterhof heimlich und<br />

unprofessionell zu schlachten.“ Anstatt ihre Landsleute unmissverständlich zu gesetzestreuem<br />

Verhalten aufzufordern, wird mit Abwandern in die Illegalität gedroht - analog dem Motto, wenn<br />

die Ampeln nicht behördlicherseits wunschgemäß auf „Grün“ geschaltet werden, wird eben bei<br />

„Rot“ über die Straße gefahren. Zu hoffen bleibt, dass Politik, Behörden, Justiz und Gesellschaft<br />

diese ungeheuerliche „Argumentationsführung“ erkennen und auf diese Nötigungsversuche<br />

entsprechend reagieren.-<br />

Alle Glaubensrituale wie Schächtschnitt an sich, Ausrichtung des Tieres nach Mekka,<br />

Gebetssprechung etc. - stehen nicht in der Kritik - nur das tierschutzgesetzwidrige Metzeln ohne<br />

Betäubung. Es gilt leider festzuhalten, dass gewünschtes anachronistisches „betäubungsloses<br />

Schächten“ den hier in der Diaspora lebenden Ausländern keine zwingenden Religionsvorschriften<br />

bedeutet - denn mehr einen willkommenen Vorgang, sich ganz bewusst und zielführend der von<br />

den Deutschen in naiver Denkweise so sehr gewünschten Integration zu widersetzen. Und es geht<br />

weiterhin bei 3,2 Millionen Muslimen (!) in Deutschland u.a. um lukrative Fleisch-Marktanteile, die<br />

sich mit dem Mäntelchen „Religionsfreiheit“ umhüllt, leichter erobern lassen.<br />

Hoffnungsvoll schwärmt so bereits 1996 Ibrahim El-Zayat im Islamischen Magazin „TNT“ :<br />

„Durch die Gnade Allahs leben wir in einem der reichsten Länder dieser Erde.(...) Die Zukunft<br />

des Islam in diesem, unserem Lande, in Deutschland, gestalten wir, wir, die wir hier geboren<br />

und aufgewachsen sind.(...) Entscheidend ist, dass wir in diesem Land unsere Religionsfreiheit<br />

haben (...) Ich glaube nicht, dass es unmöglich ist, dass der Bundeskanzler im Jahre 2020 ein in<br />

Deutschland geborener und aufgewachsener Muslim ist, dass wir im Bundesverfassungsgericht<br />

einen muslimischen Richter oder eine muslimische Richterin haben. (...) Dieses Land ist unser<br />

Land und es ist unsere Pflicht, es positiv zu verändern. Mit Hilfe Allahs werden wir es zu unserem<br />

Paradies auf der Erde machen, um es der islamischen Ummah (Weltgemeinschaft) und der<br />

Menschheit insgesamt zur Verfügung zu stellen.“<br />

Archaisches betäubungsloses Schächten, eine den Tieren vorsätzlich und bewusst zugefügte,<br />

religions-konträre grauenvolle Qual, leistet zweifellos gesellschaftlicher Verrohung Vorschub,<br />

untergräbt Kultur, urchristliche Werte und zivilisatorische Errungenschaften und ist mit einer hier<br />

geltenden Verfassungsethik - die nunmehr auch den grundgesetzlich verankerten Tierschutz<br />

5 Limbach verteidigt Gottesbezug


umfasst - nicht zu subsumieren. Die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts<br />

und jetzige Präsidentin des Goethe-Instituts Prof. Jutta Limbach, beschwört so auch in der<br />

„Rheinischen Post“ vom 1. März 2003 ausdrücklich den Gottesbezug in der EU-Verfassung:<br />

„Neutralität des Staates in Religions- und Weltanschauungsfragen darf nicht mit Indifferenz<br />

gleichgesetzt werden. Weder der Ethik- noch der Politik-Unterricht können wie eine Art<br />

Bauchladen gestaltet werden, auf dem Standpunkte wie Waren feilgehalten werden, von denen<br />

man sich einen nach Belieben aussuchen kann.“ (...) Limbach erinnerte an den historischen und<br />

verfassungsethischen Hintergrund des Gottesbezuges in der Präambel des Grundgesetzes.(...)<br />

Es gebe überstaatliche Normen und Werte, über die auch der Verfassungsgeber nicht verfügen<br />

kann. Und weiter die Präsidentin: „Die Tugend selbst ist nicht angeboren. Weder der gute<br />

Charakter, noch das sittliche Urteilsvermögen gehören zur biologischen Grundausstattung des<br />

Menschen.“ Tugend erfordere vielmehr einen lebenslangen Lernprozess.<br />

Nur der Weise reist vom Irrtum zur Einsicht und Wahrheit, zu einer allumfassenden, ethischen<br />

Mitgeschöpflichkeit wie gleichermaßen von allen Heiligen Schriften unmissverständlich<br />

vorgegeben.<br />

Zu hoffen bleibt, dass islamische - und jüdische! - Religionsvertreter mit tatkräftiger Hilfe von<br />

Gesellschaft, Behörden, Justiz und Politik, bei dieser Reise baldigst ihr Ziel erreichen.-<br />

Limbach: Alle freiheitlich verfassten politischen Gemeinwesen bedürfen einer bürger-<br />

schaftlichen Ethik und einer aktiven Bürgerschaft!<br />

Ulrich Dittmann / 02.03.2003<br />

5 Limbach verteidigt Gottesbezug<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

6 Stellungnahme vom „Muslim-Markt“


6 Stellungnahme vom „Muslim-Markt“<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

7 Wagdi Salem


8 Prof. Dr. T. Dodurka<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

8 Prof. Dr. T. Dodurka


9 Studies of the effect of electrical stunning - Istanbul 2001<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

9 Studies of the effect of electrical stunning - Istanbul 2001


9 Studies of the effect of electrical stunning - Istanbul 2001<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

9 Studies of the effect of electrical stunning - Istanbul 2001


9 Studies of the effect of electrical stunning - Istanbul 2001<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

9 Studies of the effect of electrical stunning - Istanbul 2001


9 Studies of the effect of electrical stunning - Istanbul 2001<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

9 Studies of the effect of electrical stunning - Istanbul 2001


Aktionsgemeinschaft „Arche 89“<br />

Karola Baumann Im Grund 89<br />

Fax 0211 - 45 42224 40474 Düsseldorf<br />

AN:<br />

Ministerpräsident Abdullah Gül<br />

+ Diyanet Isleri<br />

Baskanligi<br />

Amt für Religionsangelegenheiten<br />

Ankara / Türkei<br />

Herrn Botschaftsrat Gürgür<br />

Amt für Religionsangelegenheiten<br />

Venloer Str. 160<br />

Ditib<br />

50823 Köln<br />

T. C. Düsseldorf Baskonsoloslugu<br />

Din Hizmetleri Ataseligi<br />

Türkisches Generalkonsulat Düsseldorf<br />

Cecilienallee 41<br />

40474 Düsseldorf<br />

Herrn<br />

Prof. Dr. Yasar Nuri Öztürk<br />

Universität Istanbul<br />

Herrn Prof. Dr. Dodurka<br />

Universität Istanbul<br />

Fakultät des Veterinärwesens<br />

Oberster Lehrbeauftragter der Fachrichtung<br />

Innere Medizin<br />

Herrn<br />

Prof. Dr. Bülent Nazli<br />

Istanbul Univ. Vet.. Fak. Derg.<br />

27 (2), 585 – 603, 2001<br />

Herrn<br />

Prof. Dr. Ahmet Halil<br />

Istanbul Univ. Vet.. Fak. Derg.<br />

27 (2), 585 – 603, 2001 (...)<br />

10 Stellungnahmen und Korrespondenzen<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

21.01.03


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Aktionsgemeinschaft „Arche 89“<br />

Karola Baumann Im Grund 89<br />

Fax 0211 - 45 42224 40474 Düsseldorf<br />

Sehr geehrte Herren!<br />

Im Namen unzähliger Europäer möchte ich Ihnen als Mitglied der Aktionsgemeinschaft „Ar-<br />

che 89“ in Düsseldorf danken, dass Sie mit Ihrer so schnellen und integrativen Hilfestellung<br />

vielen Europäern zeigen, in welcher Form eine konstruktive zielführende Zusammenarbeit<br />

unserer Länder möglich ist.<br />

Insbesondere danke ich den Professoren Öztürk, Dodurka, Nazli und Halil für ihre überaus<br />

herausragende Kompetenz in ihren Wissenschaftsbereichen, mit der sie europäischen<br />

Wissenschaftlern und vor allem in diesen Dingen unwissenden wichtigen Politikern gehol-<br />

fen haben und helfen werden, dadurch langfristig richtige Entscheidungen treffen zu kön-<br />

nen, die die Basis einer wahren authentischen Integration moslemischer Bürger in Europa<br />

darstellen können.<br />

Vor allem danke ich dafür, dass die Professoren ihre Kompetenz sehr kurzfristig zur Verfü-<br />

gung gestellt haben.<br />

Weiterhin bedanke ich mich auch im Namen vieler Europäer, dass das Amt für Religions-<br />

angelegenheiten (DITIB in Köln/Türkisches Generalkonsulat in Düsseldorf) mit ihrer Stel-<br />

lungnahme gezeigt haben, dass sie an einer konstruktiven Interaktion wesentliches beige-<br />

tragen haben.<br />

In einem neuen Buch, das März/April 2003 europaweit erscheinen wird, ist es selbstver-<br />

ständlich, dieses großzügige Entgegenkommen Ihrerseits entsprechend zu würdigen.<br />

Im Namen vieler Europäer, die dieses neue Buch lesen werden, danke ich Ihnen als Vorsit-<br />

zende der Aktionsgemeinschaft „Arche 89“ ganz herzlich.<br />

„Der wahrhafteste Wegweiser im Leben ist die Wissenschaft.“<br />

(M. K. Atatürk)<br />

21.01.03<br />

Seite -2 -<br />

(Zitat entnommen: DITIB Jugend- und Erwachsenenbildung der Kultur- und Bildungsabteilung,<br />

Venloer Str. 160, 50823 Köln)<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

10 Stellungnahmen und Korrespondenzen


Karola Baumann Im Grund 89<br />

OSTR 40474 Düsseldorf<br />

Fon/Fax: 0211-4542224<br />

Türkisch-Islamische Union<br />

der Anstalt für Religion e.V.<br />

Venloer Str. 160<br />

50823 Köln 23.12.02<br />

Sehr geehrter Herr Botschaftsrat Gürgür!<br />

Nochmals möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie mir am 12.12.02 ein Interview<br />

gegeben haben.<br />

Nachdem ich die 16 Länderministerien in Deutschland über unser Gespräch informiert<br />

hatte, bitte ich Sie jetzt zu prüfen, zu welchem Zeitpunkt ich mit Ihrer schriftlichen<br />

Stellungnahme rechnen darf.<br />

Alle Länderministerien warten zu diesem Zeitpunkt auf Ihre schriftliche Stellungnahme, da<br />

sie mit Ihrer Hilfe die Unwissenden der islamischen Religionsgemeinschaften darüber<br />

informieren möchten, dass Sie Herr Botschaftsrat Gürgür Ihrerseits in Ihren Gemeinden<br />

die Gläubigen darin belehren, dass eine Betäubung vor dem Schächtschnitt<br />

religionskonform ist, wenn das Tier noch lebt.<br />

Bitte entschuldigen Sie meine Nachfrage – Sie verdeutlichten mir, dass Sie sehr viel zu<br />

tun haben – jedoch ist Ihre Stellungnahme als Botschaftsrat der Anstalt für Religion von<br />

besonderer Bedeutung für Deutschland.<br />

Ich danke Herrn Soyhun für seine hilfreiche Übersetzungstätigkeit!<br />

Mit besonderem Dank und freundlichen Grüssen, mit guten Wünschen für ein<br />

erfolgreiches friedvolles neues Jahr<br />

Ihre<br />

Karola Baumann<br />

10 Stellungnahmen und Korrespondenzen<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

10 Stellungnahmen und Korrespondenzen


10 Stellungnahmen und Korrespondenzen<br />

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<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

10 Stellungnahmen und Korrespondenzen


10 Stellungnahmen und Korrespondenzen<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


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10 Stellungnahmen und Korrespondenzen


10 Stellungnahmen und Korrespondenzen<br />

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10 Stellungnahmen und Korrespondenzen


11 Eidesstattliche Erklärungen<br />

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11 Eidesstattliche Erklärungen


11 Eidesstattliche Erklärungen<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

11 Eidesstattliche Erklärungen


In der Rubrik „Glaube & Religion“ stellte Herr Dirk W. aus Witten, in der Bild-Zeitung vom 18.<br />

Februar 2003, unter der Überschrift „Hallo Bild ich habe da ein Problem ... die Frage:<br />

Haben Tiere eine Seele?<br />

Mit dieser hoch interessanten Frage war der Herr Dirk aus Witten, auch gleich an den richtigen<br />

geraten. An den Kapuzinermönch Bruder Paulus. Diesem frommen Gottesmann fiel allerdings<br />

nichts Besseres ein, als in der Bibel nachzuschlagen, denn dort fand er an irgendeiner Stelle<br />

sofort den passenden Kommentar: (Zitat):<br />

„Eine Katze können Sie lieb haben. Ein Hund ist Ihnen treu. Viele Menschen leben<br />

mit ihrem Haustier zusammen, als seien es Menschen. Aber: Tiere haben weder<br />

Geist noch eine Seele. Sie haben keine Gefühle. Sie gehorchen, weil sie dressiert<br />

worden sind.“ Basta!<br />

Einen Unterschied zwischen einem Schimpansen, einem Hund oder einem Maikäfer macht der<br />

fromme Bruder Paulus allerdings nicht. Trotzdem gibt er exakt die Lehrmeinung seiner Kirche<br />

wieder, das heißt: Tiere haben die katholische Kirche bisher nur im Zusammenhang mit der<br />

Bratpfanne interessiert. Ansonsten war der Kirche das Schicksal der Tiere seit jeher schnuppe.<br />

Nur so ist auch zu erklären, dass die Kirche zum grausamen, betäubungslosen Schächten der<br />

Tiere nach archaischen islamischen und jüdischen Opferriten beharrlich schweigt. Sie schweigt<br />

auch zur sonntäglichen Tierquälerei des Stierkampfes, der im erzkatholischen Spanien neben<br />

Fußball zur beliebtesten Volksbelustigung zählt und wo nicht selten katholische Priester unter<br />

den blutrünstigen Zuschauern zu finden sind. Dazu zählt auch der lustige Brauch, dass lebende<br />

Ziegen so lange vom Kirchturm gestürzt werden, bis sie endlich tot sind. Zu allem Überfluss<br />

zitiert dann der fromme Bruder Paulus weiter Bibel im Originaltext: „Gott schuf alle Arten von<br />

Lebewesens, das heißt wir gehören als Geschöpfe Gottes zwar zusammen, aber nur der<br />

Mensch ist nach Gottes Ebenbild geschaffen (Genesis) ...“,usw. Bravo!<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Befassen wir uns deshalb mit dieser bis heute nicht bewiesenen Behauptung und fragen uns<br />

zunächst: Wenn es so wäre, dann müsste unser Schöpfer den seinerzeitigen Entschluss längst<br />

bereuen, die „Menschen nach seinem Ebenbilde“ erschaffen zu haben. Oder, wir müssten uns<br />

weiter fragen: Was muss das für ein Gott gewesen sein? Ein Monster? Im Umkehrschluss könnte<br />

man sich auch laut Bibel vorstellen, dass dieser großartige Schöpfergott, Herr über das unendliche<br />

Universum und Milliarden Galaxien, letzten Endes so aussieht, wie der Kapuzinermönch Paulus<br />

oder der Papst in Rom. Für alle Gottesverehrer eine deprimierende Erkenntnis. Aber Ebenbild<br />

hin, Ebenbild her. Unser lieber Kapuzinerbruder wird sich daher früher oder später damit<br />

abfinden müssen, dass vor vielen Jahren auch seine Vorfahren auf Bäumen herumkletterten<br />

oder durch die Savannen Afrikas streiften. Nach diesen Abschweifungen endlich zur Frage des<br />

Herrn Dirk aus Witten „Haben Tiere eine Seele?“: Laut christlicher Heilsbotschaft handelt es sich<br />

bei der Seele um den unvergänglichen Bestandteil des irdischen Menschenlebens, der den Tod<br />

überdauert und die Chance hat, das Ewige Leben zu erlangen, um ins Paradies einzugehen.<br />

Dort angekommen gibt es dann laut Bruder Paulus logischer Weise keine Tiere, weil Tiere keinen<br />

Geist bzw. keine Seele besitzen und ohne Geist und ohne Seele gibt es auch keinen Einzug ins<br />

12 Haben Tiere eine Seele?


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Paradies. Dort zwitschert dann auch kein Vogel, kein Hase hoppelt über den Weg, keine Katze<br />

schnurrt freudig um die Beine des Angekommenen und auch kein Hund tollt verrückt vor Freude,<br />

weil sein Herrchen oder Frauchen, nach geduldig ertragenem, jahrelangem Warten endlich<br />

heimgekommen ist. Angekommen im Paradies. Laut Bruder Paulus alles Fehlanzeige, denn wie<br />

bereits gesagt: Tiere besitzen weder eine Seele, noch haben sie irgendwelche Gefühle. Alles<br />

nur andressiert! Stattdessen findet der Gläubige, der erwartungsvoll im Jenseits angekommen<br />

ist, viele in vornehmes Schwarz oder grellem Purpur gekleidete Gestalten, Päpste, Bischöfe,<br />

Pfarrer und viele Kapuziner, die mit ernstem Gesicht und der Bibel unterm Arm umherwandeln.<br />

Nicht gerade reizvoll, dieser Gedanke. Aber liebe Tierfreunde seid beruhigt: Tiere haben eine<br />

Seele und alle eure heimgegangenen Tiere werden euch im Jenseits begrüßen. Aber nicht nur<br />

eure Tiere werden euch begrüßen. Auch alle gequälten, geschächteten, die geschundenen<br />

und misshandelten. Platz ist genug im unendlichen Reich unseres barmherzigen Gottes.<br />

Diesen hilflosen, im Diesseits geschundenen Mitgeschöpfen m u s s spätestens im Jenseits<br />

Gerechtigkeit widerfahren, wenn das göttliche Erlosungswerk nicht zur Phrase werden soll. Ob<br />

das dem Bruder Paulus gefällt oder nicht.<br />

Noch sind wir, die diese Zeilen lesen, aber noch nicht an dem Ort angekommen, wo wir für<br />

jede unserer Handlungen Rechenschaft ablegen müssen. Das hindert aber offensichtlich den<br />

frommen Bruder Paulus nicht daran, als „Gottesmann“ die nächste Ungeheuerlichkeit öffentlich<br />

zu behaupten: „Tiere haben auch keine Gefühle!“ Mit dieser Behauptung schlägt er nicht nur<br />

uns Tierfreunden und Tierschützern ins Gesicht, sondern auch unserem Gott der Liebe und<br />

Barmherzigkeit. Noch schlimmer: Er erteilt damit indirekt, dem betäubungslosen Qualschächten<br />

öffentlich den Segen der Katholischen Kirche. Wie wir zu dieser ungeheuerlichen Anschuldigung<br />

kommen? Durch einfaches logisches Denken: Tiere die keinen Geist bzw. Seele besitzen und<br />

über k e i n e G e f ü h l e verfügen, sind laut Bruder Paulus zur „Sache“ zurückgestuft,<br />

mit der man wieder umgehen kann, wie mit einem Stück Holz.<br />

Für den Fall jedoch, dass der fromme Bruder Paulus mit diesen Thesen Recht behält, verzichtet<br />

der Verfasser dieser Zeilen freiwillig auf das ewige Leben in einem Paradies ohne Tiere, d.h. ohne<br />

den Mitgeschöpfen Gottes. So ein öder und trostloser Ort ist in seinen Vorstellungen, für seine<br />

nach Erlösung suchende Seele kein erstrebenswertes Paradies, sondern eher der Vorhof zur<br />

ewigen Verdammnis - wo man u. a. auch dem frommen Bruder Paulus begegnen könnte.<br />

Verfasst am 19.02.2003,<br />

vom Schäfer Wolfgang Seibt,<br />

Grav-Insel, 45487 Wesel,<br />

Telefon: 0281 3009340,<br />

Fax: 0281 3009338,<br />

E-Mail: WolfgangSeibt@t-online.de<br />

12 Haben Tiere eine Seele?


Kritische Literatur innerhalb der jüdischen und islamischen<br />

Religionswissenschaft<br />

1. Die Tora in jüdischer Auslegung Band I – III (Herausgegeben von W. Gunther Plaut,<br />

Autorisierte Übersetzung und Bearbeitung von Annette Böckler, Mit einer Einleitung von<br />

Landesrabbiner Walter Homolka, Chr. Kaiser Gütersloher Verlagshaus)<br />

Deutsche Erstausgabe Die amerikanische Originalausgabe erschien 1981 unter dem<br />

Titel „The Torah. A Modern Commentary“, edited by W. Gunther Plaut copyright Union of<br />

American Hebrew Congregations, New York 1981<br />

1. Band I – Bereschit. Genesis. – 1999<br />

2. Band II - Schemot. Exodus. – 2000<br />

3. Band III - Wajikra. Levitikus. – 2001<br />

2. Prof. Dr. Israel Shahak, Jüdische Geschichte, Jüdische Religion – Der Einfluß von 3000<br />

Jahren, Lühe Verlag, 1998. Reihe: Internationale Literatur zur Erforschung politischer<br />

Hintergrundmächte, Band 5, ISBN 3-926328-25-8.<br />

Englischer Originaltitel: „Jewish History, Jewish Religion – The weight of Three Thousand<br />

Years“ by Israel Shahak (2. Auflag, London 1997) Foreward by Gore Vidal, Foreword to the<br />

second printing by Edward Said, Englische Originalausgabe: ISBN 0-7453-0818-X PLUTO<br />

PRESS; 345 Archway Road, London N6 5AA.<br />

Vom Verfasser Prof. Dr. Israel Shahak einzig autorisierte deutsche Übersetzung. Aus<br />

dem Englischen übersetzt von: Friedel Wiezoreck und Harm Menkens, Bearbeitung der<br />

deutschen Ausgabe und Umschlaggestaltung: Harm Menkens.<br />

3. Journal of Halacha and Contemporary Society, Number XI Published by Rabbi Jacob<br />

Joseph School 1986 / Pesach 5746<br />

4. Halacha and Contemporary Society, Rabbi Alfred S. Cohen, Libary of Congress Cataloging<br />

in Publication Date, Main entry under title: Halch and contemporary society. New Matter<br />

Copyright 1984, Rabbi Jacob Joseph School, Manufactured in the United States of America<br />

5. A Critical Study of Electrical Stunning and the Jewish Method of Slaughter by Rabbi<br />

Solomon David Sassoon, Letchworth, Herts: 1955<br />

6. Shechita: Religious Historical and Scientific Approach, edited by Michael C. Munk and Eli<br />

Munk<br />

7. Prof. Dr. Yasar Nuri Öztürk 400 Fragen zum Islam – 400 Antworten (Ein Handbuch) Aus dem<br />

Türkischen von Nevfel Cumart Grupello Verlag, Düsseldorf – 2001<br />

8. Prof. Dr. Yasar Nuri Öztürk Rumi und die islamische Mystik (über das Menschenbild im<br />

Islam) Aus dem Türkischen übertragen und mit Anmerkungen versehen von Nevfel Cumart<br />

Grupello Verlag, Düsseldorf – 2002<br />

13 Kritische Literatur<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

9. Prof. Dr. Jusuf al-Qaradawi Erlaubtes und Verbotenes im Islam (Al-halal wa-l-haram fi-l-<br />

islam) SKD Bavaria – München 1989, SKD Bavaria Verlag & Handel GmbH<br />

Religionswissenschaftliche und juristische Abhandlungen<br />

1. Die Beziehungen zwischen dem alten Israel und Ägypten – Von den Anfängen bis zum Exil<br />

– Prof. Dr. Manfred Görg, Universität München, Lehrstuhl für alttestamentarische Exegese,<br />

Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1997 (Erträge der Forschung; Bd. 290)<br />

2. Mythos Glaube und Geschichte – Die Bilder des christlichen Credo und ihre Wurzeln im<br />

alten Ägypten, Prof. Dr. Manfred Görg , Patmos Verlag Düsseldorf, 1998<br />

3. Jagdbeute und Schlachttier im islamischen Recht. Eine Untersuchung zur Entwicklung der<br />

islamischen Jurisprudenz Prof. Dr. Erwin Gräf 1959 Habilitationsschrift, Selbstverlag des<br />

Orientalischen Seminars der Universität Bonn<br />

Was bedeutet das Wort Islam?<br />

Das Wort Islam geht auf die Wurzeln silm und selam zurück und bedeutet<br />

Ergebung, Hingebung unter Gott. Silm bedeutet Ergebung, Frieden,<br />

Vertrauen und selam bedeutet Glück, Wohlbefinden und Vertrauen. Folglich<br />

enthält der Islam in seiner Grundlage Frieden, Vertrauen, Glück und<br />

Wohlbefinden. Wir können dies auch folgendermaßen ausdrücken: Wo<br />

diese Grundwerte vorhanden sind, existiert der Islam von vornherein. In<br />

den Versen, in denen der Koran die Begriffe silm und selam erläutert, wird<br />

auf diese Tatsache hingewiesen. In Sure 2, Vers 208 heißt es: „Oh Ihr, die<br />

ihr glaubt, tretet allesamt in die Ergebung.“ Und in Sure 10, Vers 25 finden<br />

wir: „Gott ruft zur Wohnstätte des Friedens.“<br />

aus:<br />

400 Fragen zum Islam<br />

400 Antworten<br />

von<br />

Yasar Nuri Öztürk<br />

aus dem türkischen von Nevfel Cumart,<br />

erschienen im Grupello Verlag, Düsseldorf<br />

13 Kritische Literatur


Zusammenfassung und Ausblick<br />

Seit 70 nach Christus (also seit 1.933 Jahren) ist:<br />

1.<br />

2.<br />

• Sch’chita (Zerschneiden) keine heilige Tötung mehr.<br />

• Sch’chita keine rituelle Tötung mehr.<br />

• Sind Priester und Rabbiner keine heiligen Personen mehr.<br />

• Die Tora (Anordnung/Gesetz) ist übergeordnetes Religionsgesetz.<br />

• Rabbinische Religionsgesetze sind den Tora-Geboten/Tora-Verboten<br />

untergeordnet.<br />

• Die rabbinischen Religionsgesetze werden ungültig bei Gewissenskonflikten zu<br />

Ethik und Moral.<br />

Denn:<br />

Ausschlaggebende Instanz ist das eigene Gewissen, Gebote zu Ethik und Moral<br />

insbesondere zur Barmherzigkeit täglich im Sinne der Tora umzusetzen.<br />

Die Nichtbeachtung von Geboten und Verboten zur Ethik und Moral im Sinne der<br />

Tora ziehen schwere Sanktionen nach sich.<br />

Die Nichtbeachtung von Speisegesetzen (Kaschrut) und des Shabbats bleiben<br />

ohne Sanktionen.<br />

3. Juden – Christen – Moslems sind „Besitzer des Buches“ = βμβλμα (griechisch: Buch)<br />

= Bibel / Pentateuch (griechisch: 5 Buch) / Tora.<br />

4. Alle Juden und alle Nicht-Juden, die ihrem Gewissen, also dem Gebot der Tora folgen,<br />

Barmherzigkeit zu üben, sind autorisiert, die rabbinischen Religionsgesetze außer Kraft<br />

zu setzen, die das Gebot der Barmherzigkeit in hohem Maße verletzen.<br />

5. Absichtliche Tierquälerei bezeichnet die Tora als karet = eine Todsünde, die folgende<br />

Strafe / Sanktion nach sich zieht: Trennung von der Verwandtschaft, ein leidvolles Leben<br />

und ein früher Tod.<br />

6. Die absichtliche Tierquälerei bei dem betäubungslosen Schächten durch Schochet<br />

und Rabbiner ist ausschließlich auf die Ursache der Gier nach Gewinnmaximierung<br />

zurückzuführen.<br />

7. Die Verschleierung dieser monströsen Gier durch eine vorgebliche Religionsausübung<br />

verstärkt die Todsünde = karet.<br />

Konsequenz:<br />

Mit der Abschaffung des betäubungslosen Schächtens befolgen wir alle: Christen, Juden<br />

und Moslems das höchste Gebot der Bibel (βμβλμα) / Tora / Pentateuch, Barmherzigkeit<br />

gegenüber Tieren zu praktizieren, um dadurch das Verbot der Tierquälerei im Sinne der Tora<br />

zu befolgen.<br />

Karola Baumann, OSTR<br />

14 Zusammenfassung und Ausblick<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Gute Werke anstelle von Opfern<br />

von Karola Baumann, OSTR<br />

In den jüdischen und islamischen Religionsgemeinschaften finden sich durchgängig Hinweise als<br />

auch Gebete als auch Prophetenworte, die verdeutlichen, dass gute Werke und ein moralisch und<br />

ethisch bewusst geführtes Leben mehr gelten als Opferungen.<br />

1. Beispiel jüdische Religion:<br />

MORGENGEBET SCH’MA UND SEINE LOBSPRÜCHE<br />

In der Stille können die beiden traditionellen Abschnitte des Sch’ma gelesen werden (S. 219-<br />

221) oder die folgenden Abschnitte.<br />

Eure Neumond-Feste und eure Feiertage<br />

Sind mir in der Seele verhasst,<br />

sie sind mir zur Last geworden,<br />

ich bin es müde, sie zu ertragen.<br />

Wenn ihr eure Hände erhebt,<br />

verhülle ich mein Angesicht vor euch.<br />

Wenn ihr auch noch so viel betet,<br />

ich höre es nicht.<br />

Eure Hände sind voller Blut.<br />

Wascht euch, reinigt euch!<br />

Lasst von euren bösen Taten vor meinen Augen ab!<br />

(Das Jüdische Gebetbuch Hrsg. Rabbiner Prof. Dr. Dr. Jonathan Magonet<br />

Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997)<br />

2. Beispiel jüdische Religion:<br />

Auf eine bestimmte Gruppe biblischer Äußerungen sei besonders hingewiesen: Die<br />

prophetischen Predigten, die die Forderungen einer ethischen Religion dem formalen Opferkult<br />

gegenüberstellen und auf dem Vorrang des moralischen Verhaltens im persönlichen und sozialen<br />

Leben bestehen. Diese Stellungnahmen sind teilweise recht extrem: „Wenn ihr mir auch Brand-<br />

und Speiseopfer darbringt, will ich sie nicht annehmen, und will eure Opfer von fetten Tieren nicht<br />

beachten. ... Vielmehr lasst das Recht wie Wasser fließen und die Gerechtigkeit. Wie einen nie<br />

versiegenden Bach. Hab ihr mir die vierzig Jahre in der Wüste Opfer dargebracht, Volk Israel?“<br />

(Amos 5,22-25. vgl. Jer 7,22: „Als ich eure Vorfahren aus dem Land Ägypten befreit habe, sagte<br />

ich ihnen nichts über Brandopfer noch habe ich sie geboten“. Siehe ebenso 1. Sam 15,22-23;<br />

Jes 1,11-13; Hos 6,6; Mi 6,6-8.) In der modernen Wissenschaft nehmen deshalb einige an, dass<br />

die vorexilischen Propheten jegliche formale Anbetung verworfen und ausschließlich für eine<br />

Religion des ethischen Verhaltens plädiert hätten. (S. 33)<br />

(Tora, Bd. III)<br />

3. Beispiel islamische Religion:<br />

Prof. Dr. Yasar Nuri Öztürk schreibt: Die bereits genannten Spiritualisten, Gürciyef und Ouspensky,<br />

behaupten bei ihrer Suche nach einen Neuen Kosmosmodell, dass fast alle modernen Menschen<br />

15 Gute Werke anstelle von Opfern


nur schliefen und daher eine neue Gefolgschaft von Erwachten gebildet werden müsse, die die<br />

Schlafenden weckt. (Rumi und die islamische Mystik, Grupello Verlang Düsseldorf S. 174)<br />

All diese Denker, deren Ideen wir hier nur kurz streifen können, verbindet die große Sehnsucht<br />

nach der Einheit der Zivilisationen und nach einem kulturübergreifenden Verständnis des<br />

menschlichen Lebens. Dies führt zu der Einsicht, den Menschen aus den engen und egoistischen<br />

Zwängen von Tradition und Formalismus zu befreien und ihm zu einem kosmischen Bewusstsein<br />

zu verhelfen. (S. 175)<br />

21. Zweifellos müssen wir ein neues Wertesystem schaffen. Die Grundlage dieses Systems<br />

ist die Aufwertung der Ehrlichkeit, der Liebe und des Verzichts angesichts von Heuchelei und<br />

Selbstsucht. Einer der ersten Schritte in diese Richtung ist die Befreiung der Religion von ihrer<br />

Instrumentalisierung, dem Formalismus und schließlich von Hass und Zank. Erst dann vermögen<br />

die Religionen, in deren ... bei der Schaffung dieser glücklichen Zukunft zu helfen. (S. 175)<br />

Sich eine Heilung von einem formalistischen Religionsverständnis und von formalistischer<br />

Theologie zu erhoffen, erscheint nicht realistisch. Denn auch diese unterdrücken die Menschen<br />

mit religiösen Zwang. (S. 181)<br />

4. Kritische Literatur zu dem Aspekt „Jüdische Geschichte, Jüdische Religion<br />

– Der Einfluss von 3000 Jahre“, Lühe-Verlag, 1998, Prof. Dr. Israel Shahak<br />

Die oben aufgeführten guten Werke und ein moralisch und ethisch bewusst geführtes Leben, die<br />

mehr gelten als Opferungen, werden von Shahak vielfältig und vielseitig beleuchtet. Wenn man<br />

diesen Ausführungen zusätzlich die Kommentare der jüdischen Kommentatoren zu den Tora-<br />

Bänden 1 – 3 zugrunde legt, ergeben sich Antworten in einem breit gefächerten Kontext, die<br />

zuvor fragmentarisch und von daher unverständlich geblieben waren.<br />

I. Die jüdischen Kommentatoren konstatieren, dass Gott nicht in einem fundamentalistischen<br />

Sinn Autor der Tora ist, sondern dass die Tora ein Buch über menschliche<br />

Verstehensweisen von Gott und über Erfahrungen und Begegnungen mit Gott ist. So<br />

verstanden stammt das Buch nicht von Gott, sondern von Menschen. (Tora Bd. I, S. 19)<br />

II. Shahak betont in diesem Zusammenhang, dass das talmudische System äußerst<br />

dogmatisch ist u keinerlei Lockerung seiner Regeln erlaubt, nicht einmal, wenn sie durch eine<br />

Veränderung der Umstände “Advent absurdum” geführt werden. Dennoch gab und gibt es<br />

Ausnahmen innerhalb der dogmatischen talmudischen Gesetze und zwar im Hinblick auf die<br />

jüdischen herrschenden Gesellschaftsschichten – die Rabbiner und die Reichen. Im Interesse<br />

dieser herrschenden Klassen wurde eine Methode der systematischen Täuschungen ersonnen,<br />

indem man den Buchstaben des Gesetzes einhielt, gleichzeitig aber dessen Geist und Absicht<br />

verletzte. Es war diese heuchlerische System, der „Dispensationen“ (heterim) ... (S. 85).<br />

III. Ein weiteres beherrschendes Merkmal der Dispensationen ist, dass sie zum großen Teil<br />

offensichtlich in dem Streben nach Gewinn begründet sind (S. 95).<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

IV. Die jüdischen Kommentatoren betonen anhand des Zitats der berühmten Pittsburgh Platform<br />

„Wir glauben, dass alle diese mosaischen und rabbinischen Gesetze, die die Nahrung,<br />

15 Gute Werke anstelle von Opfern


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

die priesterliche Reinheit und Kleidung betreffen, in Zeiten und unter dem Einfluss von<br />

Vorstellungen entstanden sind, die von unserem heutigen Bewusstsein und religiösen<br />

Empfinden gänzlich verschieden sind. Sie können heute bei einem modernen Juden nicht<br />

mehr den Geist priesterlicher Heiligkeit wecken. In unserer Zeit behindert ihre Einhaltung<br />

eher ein geistiges Wachstum, als dass sie es fördert“ (Tora Bd. 3, Seite 100-101).<br />

V. Shahak hat historisch folgendes aufgezeigt:<br />

BEHINDERUNG DER URTEILSFÄHIGKEIT<br />

Historisch kann gezeigt werden, dass eine geschlossene Gesellschaft nicht an einer<br />

Beschreibung ihrer selbst interessiert ist, weil jede Beschreibung zweifellos in Teilen eine Art<br />

kritischer Analyse darstellt und somit zu kritischen „verbotenen Gedanken“ ermuntern mag. Je<br />

offener eine Gesellschaft wird, desto mehr ist sie an einem Widerspiegeln ihrer selbst – zuerst<br />

beschreibend und dann kritisch – interessiert, über ihren gegenwärtigen Zustand ebenso wie<br />

über ihre Vergangenheit. Aber was geschieht, wenn eine Gruppe von Intellektuellen wünscht,<br />

eine Gesellschaft, die sich schon in einem beträchtlichen Umfang geöffnet hat, in ihren früheren<br />

totalitären, geschlossenen Zustand zurückzuzerren? Dann werden genau die gleichen<br />

Hilfsmittel des vormaligen Fortschritts – Philosophie, die Wissenschaften, Geschichte und<br />

vor allem Soziologie – zu den wirkungsvollsten Instrumenten des „Verrats der Intellektuellen“.<br />

Sie werden verdreht, um als Mittel der Täuschung zu dienen, und dabei entarten sie. (S. 50)<br />

VI. Die vorausgehenden Parallelen verdeutlichen, dass historisch- kritische Gesichtspunkte<br />

religionswissenschaftlich und soziologisch von größter Bedeutung sind. Sie veranschaulichen<br />

die Gratwanderung der jüdischen Religionsgemeinschaft zwischen der Entscheidung für<br />

eine Integration oder für eine GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT. Innerhalb der jüdischen<br />

Religionsgemeinschaft ist der Wunsch nach Integration ohne Verlust der eigenen Identität<br />

vorherrschend.<br />

Allerdings: Die eigene Identität darf sich nicht an einem erstarrten plakativen Formalismus der<br />

artifiziellen jüdischen Koscher-Food-Industrie orientieren. Selbst wenn viele Juden weltweit<br />

sich von der jüdischen Religion distanzieren, sollten sie das Gebot der Tora Barmherzigkeit zu<br />

üben, in ihrem Alltag aus moralisch-ethischer geistiger Haltung leben. Auch wenn viele Juden<br />

(bekanntermaßen) Atheisten sind, ist das Gebot Tierquälerei zu vermeiden und Barmherzigkeit<br />

zu üben, eine Aufforderung, den Mitgeschöpfen, den Tieren weltweit, grausame Schmerzen<br />

wenigstens zu lindern.<br />

Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der heutigen Juden ihre Lebensgewohnheiten nicht wirklich<br />

hinterfragt oder sich damit auseinander setzt und falls sie es doch tun sollte, damit nicht an die<br />

Öffentlichkeit tritt. Die Gratwanderung – Integration oder GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT<br />

- verlangt ihren Preis, der sich umrechnen lässt in Euro oder Dollar oder Schekel oder einer<br />

anderen Währung im Hinblick auf das Kilo Rind, das Kilo Schaf, das Kilo Ziege, das Kilo Reh. Die<br />

betäubungslose Schächtung erbringt der gut florierenden jüdischen Fleisch- und Food-Industrie<br />

eine erhebliche Gewinnmaximierung.<br />

Kann karet = Todsünde tatsächlich der Preis für Identität sein?<br />

15 Gute Werke anstelle von Opfern


Karola Baumann Im Grund 89<br />

OSTR 40474 Düsseldorf<br />

Fax: 0211-4542224<br />

Fragen an das Abraham Geiger College, Berlin<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

sehr geehrte Frau Annette Böckler,<br />

sehr geehrter Herr Rabbiner Dr. Walter Homolka,<br />

Düsseldorf, den 26.01.2003<br />

während eines Interviews mit Rabbi Jo David, Gründerin der Jewish Appleseed – Foundation<br />

am 12. Januar 03 in New York City erfuhr ich von Rabbi David, dass viele Juden in den USA<br />

Vegetarier würden wegen der grausamen betäubungslosen Schächtvorgänge bei Hunderten<br />

von Rindern, die in einer Reihe stehen und unter den schrecklichsten Umständen auf ihr<br />

Zerschneiden warten.<br />

Rabbi Jo David konnte sich nicht vorstellen, wie in einer derartigen furchtbaren Situation<br />

auch noch eine Elektrobetäubung stattfinden könnte. In der Tora – In jüdischer Auslegung<br />

– herausgegeben von W. Gunther Plaut, Autorisierte Übersetzung, Bearbeitung und Gestaltung<br />

von Annette Böckler, mit einer Einleitung von Walter Homolka, Chr. Kaiser, Gütersloher<br />

Verlagshaus, Band 3, S. 100, berichten Sie über die Fließbandmethoden, die in amerikanischen<br />

Schlachthöfen angewendet werden. Sie bezeichnen zu Recht es als grausame Tierquälerei,<br />

dass die Tiere (Rinder) angekettet und hochgehievt werden bevor der Schochet erscheint, um<br />

zu sie töten.<br />

Sie berichten jedoch nicht, welche Art der Bändigung durch die American Society for the<br />

Prevention of Cruelty to Animals (der amerikanische Tierschutzbund) durchgeführt wurde.<br />

Weiter schreiben Sie: Im Namen des menschlichen Anstands und zur Ehre des jüdischen<br />

Namens sollte die amerikanische jüdische Gemeinschaft darauf bestehen, dass dieses<br />

Verfahren eingeführt wird.<br />

1. Frage: Wie ist es zu erklären, dass Rabbiner, die für den schonenden Umgang mit den<br />

Tieren zuständig sind, diese Massenschlachtungen zulassen entgegen allen bekannten<br />

Regeln?<br />

2. Frage: Inwieweit sind diese Rabbiner in die finanzielle Struktur der jüdischen<br />

Fleischindustrie involviert?<br />

3. Frage: In welchem Verhältnis stehen diese längst bekannten von Ihnen erstmalig als<br />

Grausamkeit benannten betäubungslosen Schächtungen zu der Forderung von Rabbiner<br />

Israel M. Levinger: Das Schächten wie alle anderen Schlachtmethoden muss so<br />

durchgeführt werden, dass ein Minimum an Tierquälerei entstehen kann.<br />

4. Frage: Wieviel kostet ein Kilo Rindfleisch eines Tieres, das betäubungslos geschächtet<br />

worden ist und wie hoch sind die finanziellen Einnahmen von Rabbinern bei einer<br />

Massenschlachtung von hundert Rindern?<br />

16 Fragen an das Abraham Geiger College Berlin<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Karola Baumann Im Grund 89<br />

OSTR 40474 Düsseldorf<br />

Fax: 0211-4542224<br />

5. Frage: Rabbi Jo David schrieb in einer Tageszeitung am 11.02.02 (DEWEZET, Hameln) es<br />

sollte ebenso klargestellt werden, dass Sch’chita keine rituelle Schlachtung eines Tieres,<br />

keine in irgendeiner Form geheiligte Tötung darstellt. Auf Seite 101 der Tora Band 3 zitieren<br />

Sie aus der Pittsburgh Platform von 1885: „Wir glauben, dass alle diese mosaischen<br />

und rabbinischen Gesetze, die die Nahrung, die priesterliche Reinheit und<br />

Kleidung betreffen, in Zeiten und unter dem Einfluss von Vorstellungen entstanden<br />

sind, die von unserm heutigen Bewusstsein und religiösen Empfinden gänzlich<br />

verschieden sind. Sie können heute bei einem modernen Juden nicht mehr den Geist<br />

priesterlicher Heiligkeit wecken. In unserer Zeit behindert ihre Einhaltung eher ein<br />

geistiges Wachstum als dass sie es fördert.“ Nun zur Frage: Wie ist es möglich, dass<br />

mit diesem geistigen Kenntnisstand in Deutschland jüdische Verbände nach wie vor und<br />

zur Zeit mehr denn je das betäubungslose Schächten in Deutschland einfordern? In Ihrer<br />

Fußnote auf Seite 100 formulieren Sie: Es sei an dieser Stelle auf die seltsame Situation<br />

in Deutschland hingewiesen, wo Juden das Schächten erlaubt, aber Muslimen unter<br />

schärfsten Strafen verboten ist.<br />

6. Frage: Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15.01.2002 ist der islamischen<br />

Religionsgemeinschaft formal dasselbe Recht wie der jüdischen Religionsgemeinschaft<br />

eingeräumt worden unter ausführlicher Begründung ihrer zwingenden religiösen<br />

Vorschriften. Aus Ihrer Feststellung (siehe Punkt 5) geht klar hervor, dass das<br />

betäubungslose Schächten keine rituelle und keine heilige Tötung darstellt. Warum setzen<br />

Sie Ihre Erkenntnis nicht in eine mögliche reale politische Praxis um?<br />

7. Frage: Es ist in Europa bekannt geworden, dass Rabbiner auf Nahrungsmittelmessen<br />

ihre Dienste anbieten und zwar in der Form, dass sie Herstellern Zertifikate zur<br />

Koschererklärung von Nahrungsmitteln anbieten für viele Tausend Euro, selbst bei Äpfeln,<br />

Birnen, Apfelsinen und Sodawasser. Ist es von mir falsch gedacht zu schlussfolgern,<br />

dass Rabbiner als Angestellte der jüdischen Fleischindustrie, die Grausamkeit des<br />

betäubungslosen Schächtens als minimalen Schmerz darstellen, um das Gebot der Tora<br />

auszuhebeln, dass tza’ar baalei chaim (Tierquälerei) verboten ist? (Denn ein minimaler<br />

Schmerz ist von dem Verbot nicht betroffen!)<br />

8. Frage: Rabbi Jo David verweist auf ein grundlegendes Leitprinzip der Sch’chita: Ba’al<br />

taschchit – Freundlichkeit gegenüber Tieren. Wäre es nicht insbesondere Ihre Aufgabe in<br />

dieser Welt, Herr Landesrabbiner Dr. Homolka (Frankfurt), auf die jüdischen Verbände<br />

in diesem Sinne Einfluss zu nehmen?<br />

9. Frage: Als Anlage erhalten Sie von mir drei wissenschaftliche Arbeiten der Universität<br />

Istanbul (Geisteswissenschaft und Veterinärmedizin) aus den Jahren 2001, 2002 und<br />

2003, die auf die Qual der betäubungslos geschächteten Tiere verweisen. Ein derartiges<br />

Gutachten liegt Ihrerseits nicht vor! Trotz aller Bewunderung Ihrer hervorragenden<br />

16 Fragen an das Abraham Geiger College Berlin


Karola Baumann Im Grund 89<br />

OSTR 40474 Düsseldorf<br />

Fax: 0211-4542224<br />

Bearbeitung der drei Bände Tora, Herr Landesrabbiner Dr. Homolka, möchte ich Sie<br />

folgendes fragen: Wann nehmen Sie als gebildeter, liberaler Rabbiner Stellung in aller<br />

Öffentlichkeit zu diesen brennenden Problemen in Deutschland?<br />

Die Beantwortung meiner Fragen soll publizistisch verwertet werden. Ich habe in diesen drei<br />

Bänden Tora anhand der zahlreichen Kommentare unendlich viel gelernt und möchte Ihnen<br />

dafür danken. Zu Dank bin ich auch Rabbi Meyer Schiller verpfl ichtet, der der Neturei Karta<br />

International von Rabbi Hillel Deutsch angehört, da er mir freundlicherweise zwei seiner<br />

wichtigen Bücher ausgeliehen hat.<br />

(Journal of Halacha and Contemperary Society, Number XI und Halacha und zeitgenössische<br />

Gesellschaft - Hrsg. Rabbi Alfred S. Cohen, New Matter, 1984<br />

Published by Rabbi Jacob Joseph School 1986 / Pesach 5746).<br />

Besonders dankbar bin ich Rabbi Jo David für ihre herausragende Hilfestellung in wichtigen<br />

Fragen hinsichtlich der jüdischen Religion aus heutiger Sicht.<br />

Aufgrund des persönlichen besonderen Einsatzes von Rabbi Hillel Deutsch, Monsey im Staate<br />

New York hatte ich die einmalige Gelegenheit, wirklich konstruktive Gespräche mit orthodoxen<br />

Rabbinern zu führen und dabei zu erkennen, dass auch in der Orthodoxie der jüdischen<br />

Religionsgemeinschaft wunderbare Gesprächspartner zu fi nden sind.<br />

Mit freundlichen Grüßen und besten Dank für Ihre Mühewaltung<br />

.......................................<br />

(Karola Baumann)<br />

Anlage<br />

Anmerkung: Bis zum 01.03.2003 erfolgte keine Reaktion.<br />

16 Fragen an das Abraham Geiger College Berlin<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

„Was wir schon längst hätten wissen müssen ...“<br />

„Betäubungsloses Schächten (Sch’chita = Zerschneiden) ist in keiner Form<br />

eine geheiligte Tötung und in keiner Form eine rituelle Schlachtung!“<br />

1. Zitat: Rabbi Jo David, New York City, USA, Jewish Apple Seed Foundation, Interview<br />

in New York am 12.01.2003,<br />

2. Leserbrief in DEWEZET, Hameln, 11.02.02,<br />

„Es spricht nichts gegen eine Betäubung vor dem Schächten!“<br />

Zitat: Rabbi Meyer Schiller, Interview mit Rabbi Meyer Schiller am 11.01.03 in Rockland<br />

near Monsey, State New York, USA, Mitglied der Neturei Karta International (Gründer Rabbi<br />

Hillel Deutsch),<br />

Kurzinfo zur Jewish Apple Seed Foundation: Ziel Informationsfluss zwischen Juden und Nicht-Juden. Unter<br />

anderem: Spirituelle Weiterentwicklung, insbesondere bei Mitgliedern der jüdischen Religionsgemeinschaft.<br />

Kurzinfo zu Neturei Karta International mit Sitz in Monsey: Historisch-kritische Analyse des Judentums,<br />

Kritik am weltweiten Zionismus, Kritik an Sharons aggressiver Politik im Hinblick auf die Palästinenser, Kritik an<br />

Israel und USA im Hinblick auf den geplanten Irak-Krieg.<br />

Fragen und Antworten zum betäubungslosen Schächten innerhalb der<br />

jüdischen und moslemischen Religionsgemeinschaften und dem Tierschutz in<br />

Europa, insbesondere in Deutschland.<br />

Die angewandte Methode von Fragen und Antworten hat die Autorin Karola Baumann von<br />

Professor Dr. Yasar Nuri Öztürk, berühmtester türkischer Theologe der Universität Istanbul<br />

übernommen (Interview mit Prof. Dr. Yasar Nuri Öztürk am 21.09.2002 in Istanbul). Diese<br />

Methode vermittelt in kürzester Form wesentliche Inhalte auf schnellst verständlichem Wege.<br />

Frage: Wieso sagen die Rabbiner in den USA, dass das betäubungslose Schächten weder eine<br />

heilige noch eine rituelle Tötung ist?<br />

Antwort: Die Information der Rabbiner aus den USA sagt aus, dass das betäubungslose<br />

Schächten weder eine heilige noch eine rituelle Tötung ist, weil im Jahr 70 nach unserer<br />

Zeitrechnung die Römer den Tempel der Juden in Jerusalem restlos zerstörten und Opferungen<br />

sowie (heilige) Schlachtungen im Tempel dauerhaft verboten haben. In der entsprechenden<br />

Fachliteratur von jüdischen Herausgebern wird berichtet, dass der durch die jüdischen Priester<br />

praktizierte Blutritus (zur Ehre ihres Gottes) im Ausmaß beispiellos in der Antike war.<br />

Die Römer verhinderten u. a. durch das Verbot des Opferns im Tempel, dass ihre Zisternen mit<br />

dem Blut der zahllos abgeschlachteten Tiere volliefen.<br />

Frage: Wieso wurde im Tempel geschlachtet?<br />

Antwort: Die Tora (5 Bücher Mose oder bekannt als Pentateuch, griechisch 5 Bücher)<br />

verbietet Tiere zu töten und Tierblut zu vergießen. Die damaligen Juden wollten aber nicht<br />

auf den Fleischgenuss verzichten. Die Tora hatte den Juden Grünkraut und Früchte als<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Ernährungsgrundlage zugedacht. Aus diesem Grunde schlachteten sie mit der Priesterschaft<br />

Tiere und opferten sie ihrem Gott, für den eine Fleischportion reserviert wurde, die aber<br />

weitgehend die Priester als Stellvertreter ihres Gottes und als heilige Personen verzehrten.<br />

Es heißt in der entsprechenden jüdischen Fachliteratur, dass für die Opfernden nicht immer<br />

Fleisch zum Verzehr übrig blieb. In der Tora findet sich der Hinweis: Ihr sollt kein Fleisch essen<br />

in dem noch Blut fließt. Die jüdischen Kommentatoren der drei Bände Mose, Verlagsanstalt<br />

Gütersloh, weisen darauf hin, dass die ursprüngliche Bedeutung ist, dass den Tieren nicht die<br />

Beine abgehackt werden sollen, wodurch die Tiere verbluten müssen. Im Klartext heißt das,<br />

dass Tiere nicht getötet werden sollen, auch nicht als Opfer für Dämonen, denn es haben sich<br />

riesige Felder in den damaligen Gebieten als Opferstätten herausgestellt, weil dort Tausende<br />

von abgehackten rechten Vorderbeinen gefunden wurden. Interessant ist das Argument für das<br />

Entbluten der Tiere (spontan ausschießendes Blut), dass das Blut nicht nur der Sitz der Seele<br />

des Tieres sei (Nefesh), sondern dass das Blut - geheimnisvoller Energieträger - ebenfalls als<br />

Ort unheimlicher Dämonen galt. Aus diesem Grund war das Blut tabu. Die Doppeldeutigkeit des<br />

Blutes, das einmal nicht vergossen werden darf, weil die Tora die Tötung eines Tieres verbietet<br />

und der Aberglaube bzw. der Dämonenglaube das Gegenteil anwies. Der Dämonenglaube, der<br />

sich anscheinend oder doch nur scheinbar (?) bis in das Jahr 2003 in der jüdischen Religion<br />

behauptet, hat seine Wurzel in dem Umgehen des Gebots der Tora, Tiere nicht zu töten. Die<br />

jüdischen Kommentatoren formulieren dies eindeutig: Das Opfern im Stiftszelt -später im Tempel<br />

- und der übermäßige Blutritus wurden lediglich als Weg der Nahrungsbeschaffung eingeordnet,<br />

indem die Juden ihren Gott an ihren eigenen Fleischmahlzeiten teilnehmen ließen. Seit 70 nach<br />

unserer Zeitrechnung sind diese Opfer verboten und somit ebenfalls der Nahrungsaufnahme<br />

von Fleisch der Vorwand einer religiösen Handlung entzogen. Übrig bleibt der nackte Genuss<br />

getöteter Tiere, die noch in unserer Zeit grausamst langsam dem betäubungslosen Schächten<br />

durch die Rabbiner ausgeliefert werden. Selbst eine rabbinische Aufforderung in der Tora, das<br />

Fleisch der Tiere nicht zu genießen, ändert nichts an der Massentierhaltung der jüdischen<br />

Fleischindustrie. Die Merkwürdigkeit an dieser Aufforderung beinhaltet eine weitere Variante der<br />

Umgehungen, die davon ablenken soll, dass die Tiere in Massen gezüchtet, in Schlachtfabriken<br />

ohne „Freundlichkeit zum Tier“ (Ba’al taschchit) grausamst ermordet werden – und dies<br />

ausschließlich für ein momentanes leibliches und darüber hinaus auch unwichtiges menschliches<br />

Bedürfnis, was wiederum das Verbot der Tierquälerei (tza’ar baalei chaim) – eine gravierende<br />

Todsünde – aushebelt: Denn wo angeblich kein Genuss, gibt es auch angeblich kein Vergehen<br />

(Todsünde). Ich verweise hier auf meinen Brief an das Abraham-Geiger-Kolleg, Berlin. Die<br />

jüdischen Kommentatoren beschreiben die grausame Tierquälerei durch Schochet und Rabbiner,<br />

die als Fließbandarbeiter Hunderten von Rindern, die an den Hinterbeinen hochgehievt sind,<br />

langsam den mächtigen Hals durchtrennen. Sie schreiben: „Im Namen des menschlichen<br />

Anstands und zur Ehre des jüdischen Namens sollte die amerikanische jüdische Gemeinschaft<br />

darauf bestehen, dass dieses Verfahren (Versuche zur Bändigung der Tiere durch die America<br />

Society for the Prevention of Cruelty to Animals (der amerikanische Tierschutzbund) eingeführt<br />

wird“. Diese Grausamkeiten geschehen in Deutschland, in Europa, weltweit durch die jüdischen<br />

und islamischen Religionsgemeinschaften. Im Hinblick auf die Tora und den Koran fallen diese<br />

Todsünden einer absichtlich herbeigeführten Tierquälerei in unserer Zeit, die den Tieren einen Teil<br />

ihrer Schmerzen durch High-Tech-Methoden verringern kann, in eine ganz andere Gewichtung<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

von Gefühlskälte und Inhumanität. Es liegt an uns, diesen als Religionsfreiheit deklarierten<br />

Diaspora-Romantik-Reibach abzuschaffen.<br />

Eine mögliche Ursache für die erforderliche Gefühlskälte eines Schochet und die Gefühlskälte<br />

eines Rabbiners, dessen Aufgabe es ist, die Vorgänge des grausamen betäubungslosen<br />

Abschlachtens abzusegnen – er ist zuständig für den schonenden Umgang mit dem Tier – könnte<br />

im folgenden Hinweis zu finden sein.<br />

Original-Zitat aus: Jagdbeute und Schlachttier im islamischen Recht – Eine Untersuchung zur<br />

Entwicklung der islamischen Jurisprudenz von Erwin Gräf, 1959, Selbstverlag des Orientalischen<br />

Seminars der Universität Bonn.<br />

Weiter steckt in Schlachten und Jagd die Gewinnung des Nutzens als Nahrungsmittel für den,<br />

der vom Tier aus betrachtet das Ziel (der Zweck) ist, nämlich für den Menschen. Also ist das<br />

eine erlaubte (mubàh) Ursache (der Nutznießung) für ihn, und darauf weist Gott hin in seinem<br />

Wort (2, 27, s. oben p.44): „Er ist der, der für euch erschaffen hat, was insgesamt auf Erden ist.“<br />

Und die Schmerzerregung dient zu diesem Zweck. Also ist sie auch nicht durch die Vernunft<br />

verboten, ebenso wie Aderlass und Schröpfen empfohlen sind, sowie das Trinken von widerlicher<br />

Medizin zur rechten Zeit. Philologisch bedeutet dhakat das Brennen und Flammen, welches nach<br />

gewissen Anzeichen heftig in den Tieren erfolgt; die Sonne heißt dhuka wegen der Heftigkeit<br />

der Hitze, und der Mann, in dessen Verstand Schärfe ist, heißt dhaki. Daraus geht klar hervor,<br />

dass das Schlachten Bedingung ist, um dadurch das Fleisch gut zu machen, denn es ist eine Art<br />

Kochen. Daher gibt das Geschlachtete besseres Fleisch als das Aas und steht dem Verderben<br />

ferner. Sonst sagt man auch: dhakat ist ein Ausdruck für das Fliessenmachen des verdorbenen<br />

Blutes. Denn das Tabuierte am Tier ist das vergossene / vergießbare Blut, sagt doch Gott bei der<br />

Aufzählung aller tabuierten Ding: „Oder vergießbares Blut“. So ist das Schlachten ein Beenden<br />

des Schlechtseins und ein Gutmachen durch die Scheidung des Reinen von dem Unreinen.<br />

(S. 236) Das heißt im Klartext: Auch vor Jahrtausenden wussten die Menschen bereits, dass<br />

Tierquälerei bei dem Tier Angst und Not und Schmerz auslöst, dadurch (aus heutigem Wissen)<br />

Stressadrenalin ausgeschüttet wird. Die Tiere geben sich psychisch und physisch auf, die Muskeln<br />

erschlaffen, jeder Fluchtreflex wird ausgeschaltet. Das Stressadrenalin macht das Fleisch der<br />

Tiere weich und dadurch sofort verzehrbar. Falls dieser Hinweis eine der Ursachen unter anderen<br />

Ursachen (Gewinnspanne des Diaspora-Romantik-Reibach) ist, bedeutet dies eine zusätzliche<br />

Gewichtung der Todsünde „Tierquälerei“ in der islamischen und jüdischen Religionsgemeinschaft,<br />

da sie die Tiere lediglich für einen verzichtbaren leiblichen Genuss leiden lassen.<br />

Zitat: Fleisch und Brot Ittuere Tora 12 (Tora Bd. 2) Das Brot wird Israel zum Satt-Essen<br />

versprochen, nicht aber das Fleisch (Vers 8). Sein Schreien nach Brot war berechtigt, nicht aber<br />

nach Fleisch, da man leben kann. (Raschi)<br />

Selbst der rabbinische Vorwand, dass das Fleisch ohne Genuss gegessen werden muss, ändert<br />

nichts an der weltweiten Massenschlachtung von Rindern wie oben beschrieben.<br />

Frage: Wieso behaupten dann Rabbiner heute noch, dass betäubungsloses Schächten ein<br />

Religionsgesetz ist?<br />

Antwort: Mit der Zerstörung des Tempels 70 nach Christus durch die Römer, verloren die Priester<br />

ihre Macht, denn sie sahen sich als Könige eines jüdischen Priesterstaates. Der Bau dieses<br />

Tempels, der von Titus im Jahre 70 nach Christus zerstört wurde, war von Herodes dem Großen<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


um ca. 20 vor Christus begonnen worden und dann von den anderen römischen Vasallenkönigen<br />

mit gleichem Namen in den folgenden Jahrzehnten (u.a. Herodes Antipas und Herodes Agrippa)<br />

zu Ende gebaut worden. Fertigstellung war nach Meinung der Forschung erst 64 n. Chr. Nur<br />

6 Jahre stand der Tempel also. Es gab keine Opferungen mehr und somit auch keine heiligen<br />

Tötungen. Dies hatten die Römer nachhaltig verhindert. Und die Rabbiner als Nachfolger der<br />

Priester können ihren absoluten Machtverlust als ehedem heilige Personen nicht verschmerzen,<br />

und dies seit nunmehr 1.933 Jahren. Die Rabbiner behaupten einfach weiter, dass Sch’chita<br />

(Zerschneiden) eine rituelle heilige Handlung sei.<br />

Original-Zitat : Ittuere Tora (12) (Tora Bd. 2): Bitterkeit – Es heißt: “Sie konnten aber das Wasser<br />

nicht trinken, denn es ist bitter” (15,23). Bitterkeit war nicht die tatsächliche Beschaffenheit des<br />

Wassers, sondern die Israeliten empfanden Bitterkeit, und deshalb war alles, was sie kosteten,<br />

bitter für sie. Im übertragenen Sinne leite ich folgendes daraus ab: Die „koschere“ jüdische<br />

Nahrungsmittelindustrie hat ein weltweit verzweigtes Netz von Diaspora-Juden, die sich durchaus<br />

freiwillig und vor allem selbst gewählt in der Diaspora aufhalten. Diese weltweit gut funktionierende<br />

jüdische Food-Industrie kann mit einer stets gleichbleibenden Verbrauchermenge rechnen, da die<br />

jüdischen Verbraucher, wenn ihnen der Sinn danach steht, auch ohne religiösen Überbau, durch<br />

diese Diaspora-Romantik sich als jüdisches Volk weltweit „virtuell verlinken“.<br />

Dass sich die „Bitterkeit“ des (freiwilligen) Diaspora-Daseins für die gut funktionierende jüdische<br />

Food-Industrie in erhebliche Gewinnmaximierung transponieren lässt, zeigt sich auf der Tagung<br />

der Food-Industrie 2002 in Tier, da Vertreter der jüdischen Food-Industrie mit deutschen Firmen<br />

zur Herstellung „koscherer“ Nahrung zusammen arbeiten.<br />

Frage: Hatten die Juden denn immer im Tempel geopfert?<br />

Antwort: Nein. In Ägypten hatten sie noch dem Ziegenbockdämon mit Namen Asasel und<br />

anderen Göttern und Dämonen geopfert. (Es ist davon auszugehen, dass die Juden den<br />

griechischen Waldgott Pan – bocksbeiniger griechischen Wald- und Weidegott, der als Erfinder<br />

der Hirtenflöte gilt, auf diese Weise verteufelt haben.)<br />

Original-Zitat: 3. Asasel Das seltsamste Element des alten Rituals ist das Wegschicken des<br />

„Sündenbocks“ zu Asasel. Asasel war vermutlich ein dämonisches Wesen, das in der Wüste<br />

wohnte und dessen Aufenthaltsort als ein Zentrum der Unreinheit galt. Es wurden verschiedene<br />

Versuche unternommen, diese Seltsamkeit zu mildern. Die alte griechische Übersetzung<br />

verstand Asasel als allgemeines Substantiv mit der Bedeutung „Entlassung“ (apopempaios.)<br />

Andere übersetzten das Wort mit „steiler Berg“ oder „sich entfernender Bock“ oder deuten Asasel<br />

als den Namen eines Ortes (4). (Tora Bd. III, S. 152)<br />

Original-Zitat: 22) So schickt er den Bock in die Wüste.<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Siehe den Kommentar. Die Mischna erzählt: Wenn das Los den Bock für Asasel bestimmt hatte,<br />

band der Hohe Priester einen purpurroten Wollfaden um seinen Kopf. Zehn Hütten wurden<br />

zwischen Jerusalem und dem Felsen, der als Bet Chadura (oder Bet Chadudo) bekannt war,<br />

aufgerichtet. An jeder dieser Stationen gab man dem Bock Futter und Wasser. Wenn man den<br />

Felsen erreicht hatte, teilte der beauftragte Mann den purpurroten Wollfaden und band die eine<br />

Hälfte um die Hörner des Bocks, die andere an den Felsen. Dann stürzte er den Bock rücklings<br />

den Felsen hinunter. Noch ehe der Bock den Felsen halb hinunter gerollt war, war sein Körper<br />

zerstoßen (30). Das palästinische Targum versucht, den biblischen Text und die Tradition in<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Einklang zu bringen. Es berichtet, dass der Mann den Bock entließ, woraufhin ein heftiger<br />

Sturmwind das Tier über den Felsen wehte. (Tora Bd. III, S. 162)<br />

Original-Zitat: 7-10 Die Böcke werden für Gott und für Asasel bestimmt (siehe Einführung). Nach<br />

der Mischna (24) wurden die Böcke vor den Hohen Priester gestellt, einer zu seiner Rechten, der<br />

andere zu seiner Linken. Zwei Scheiben mit den Aufschriften „für Gott“ und „für Asasel“ wurden<br />

in eine Urne gelegt. Der Hohe Priester griff mit beiden Händen in die Urne, nahm mit jeder Hand<br />

eine Scheibe und legte sie auf die Köpfe der Bücke. Es galt als ein gutes Omen, wenn die Scheibe<br />

mit der Aufschrift „für Gott“ in seiner rechten Hand lag. (Tora III, Seite 157-158) Original-Zitat: 8)<br />

Für Asasel. Nachmanides deutet Asasel als ein Symbol der Mächte des Bösen. Wir bieten ihm<br />

nichts an. Gott bestimmt das Los und es ist Gott, der die Gabe für Asasel bestimmt. Er gleicht<br />

einem Hausherrn, der ein Festmahl veranstaltet und befiehlt, dass ein bestimmtes Gericht einem<br />

bestimmten, mächtigen Feldherrn gereicht werden soll, damit dieser seinem Gastgeber günstiger<br />

gesinnt sei. Die Mächte des Bösen sind unter Gottes Herrschaft und dienen letztlich seinen Zielen<br />

(19). (Tora Bd. III, S. 164) (Lev. 8,1-36)<br />

Original-Zitat: 9,2) Nimm ein junges Rind.<br />

Mosche sagte zu Aharon: „Bruder Aharon, auch wenn der Allgegenwärtige uns unsere Sünden<br />

vergeben hat, brauchst du immer noch etwas, um es in Satans Mund zu legen (d.h. um ihn zu<br />

besänftigen). Schicke eine Gabe vor dir her, bevor du ins Heiligtum gehst, sonst klagt er dich an,<br />

wenn du das Heiligtum betrittst“ (18). (Tora Bd. III, S. 85)<br />

Frage: Opfern Juden und Moslems auch im Jahr 2003 noch Dämonen oder Satan?<br />

Antwort: Ja! Zum Versöhnungsfest Yom Kippur wird noch das Sühneopfer (kapàrot) in vielen<br />

orthodoxen Zirkeln praktiziert. Ein weißes Huhn oder ein weißer Hahn wird durch Handauflegen<br />

mit den Sünden des Handauflegers beladen, dann an den Füßen gepackt und rituell in allen<br />

Himmelsrichtungen geschwenkt, um böse Omina abzuwehren, dann wird das Huhn/Hahn<br />

geschlachtet und seine Eingeweide werden im Freien verstreut, so dass Vögel die Eingeweide<br />

aufpicken können.<br />

Frage: Was sagen die Rabbiner dazu, dergleichen Tieropfer wurden doch 70 nach unserer<br />

Zeitrechnung restlos abgeschafft?<br />

Antwort: Rabbiner sehen das nicht gerne, weil durch diese Art „Brauchtum“ durchaus glaubhaft<br />

ist, dass die Personen, die dieses „Schwingopfer“ (früher vor dem Altar im Stiftszelt) praktizieren,<br />

womöglich glauben könnten, dass sie privat sich selbst durch diesen Ritus entsühnen.<br />

Frage: Wird ein derartiges „Schwingopfer“ auch von Moslems praktiziert?<br />

Antwort: Auch heute praktizieren Moslems derartige „Schwingopfer“ mit weißen Hühnern und<br />

weißen Hähnen, um sich von ihren Sünden rein und weiß zu waschen.<br />

Original-Zitat: Opferfest Kurban Bayrami<br />

Als Andacht an das Opfer Abrahams und Ismaels opfern Muslime ein mal im Jahr. Muslime, die<br />

finanziell in der Lage sind, sollen opfern. Mit dem Opfer eines Widders, Schafes usw. danken sie<br />

Gott für alles, was Gott ihnen beschert hat (Wohlbefinden, Gesundheit, Kinder usw.). Damit werden<br />

Übel, Unglück, Unheil und Bösheiten von dem Opfernden und den Angehörigen ferngehalten Das<br />

Fleisch des geopferten Tieres ist für die Familie, die Nachbarn – auch andersgläubigen – und die<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


Bedürftigen bestimmt. (Dies kann man nachlesen im Heft des DITIB, Islamisch-Türkische Union,<br />

Amt für Religionsangelegenheiten e.V. in Köln, Venloer Str. 160)<br />

Frage: Warum haben die Juden Ägypten verlassen?<br />

Antwort: Die Juden arbeiteten als angelernte Hilfskräfte in den Kupferminen der Ägypter und<br />

hatten vor, deren Kupferminen als ihr eigenes Eigentum zu übernehmen ohne Erlaubnis der<br />

Ägypter. Ramses II. verhinderte dies, indem er die Juden des Landes verwies. Sie trafen sich<br />

nach der Grenzüberschreitung, wanderten zusammen weiter und entwickelten ungewöhnliche<br />

Ideen.<br />

Frage: Was waren das für Ideen?<br />

Antwort: Um sich als Volk zu einen und von anderen Völkerschaften abzugrenzen, erklärten<br />

sie die Tiere, die die Ägypter und andere Völkerschaften als heilig verehrten zu unheiligen und<br />

unreinen Tieren, die auf keinen Fall gegessen werden durften. Die Tiere, die zu reinen Tieren<br />

erklärt wurden, z.B. Rinder, Schafe, Ziegen, Rehe bewirkten, wenn sie von den Juden gegessen<br />

wurden, dass durch diese Nahrungsaufnahme - und dies stets aufs neue - sie von ihrem Gott als<br />

das heilige Volk auserwählt wurden, um der damaligen Welt moralisches Vorbild zu sein.<br />

(Während in Ägypten das Verhältnis des Menschen zum Tier symbiotischer Art war – die alten<br />

Ägypter glaubten, durch die Verwandlung in ein Tier den eigenen geistigen Horizont erweitern<br />

zu können – verstand sich der Mensch als ein Teil der Allbeseeltheit der Natur, „schrumpfte der<br />

Kosmos und seine Geschichte für den Hebräer bereits rein zeitlich zu einem bloßen Vorspiel<br />

der menschlichen Geschichte von wenigen Jahrtausenden zusammen; die Welt wurde nach<br />

menschlichen Zeitmaßen gemessen, nicht umgekehrt.“ (E. Drewermann, Der tödliche Fortschritt,<br />

S. 71f) Der zum damaligen Zeitpunkt durch die Juden verursachte geistig-seelische Verlust der<br />

Einheit mit dem Universum führte dazu, dass sich der Mensch als außerhalb der Natur empfand.<br />

Die biblische Schöpfungsidee entwickelte sich nicht wie bei den Ägyptern und Indern aufgrund<br />

einer tiefen spirituellen Erfahrung von der Welt, sondern als eine rein äußerliches Geschehen.<br />

Das biblische Gottesbild war nicht wie bei den Griechen von der Vorstellung eines unpersönlichen<br />

Prinzips innerhalb des Universums geprägt. Die Juden übertrugen die Idee ihres Stammes auf<br />

die Vorstellung eines Gottes, der als „absoluter Patriarch“ ausschließlich über ihren israelischen<br />

Stamm herrscht. „So wie der Gott Israels die Welt durch seinen Befehl und Willen gestaltet<br />

und beherrscht, so ist für den Hebräer umgekehrt der Mensch darin seinem Gott ähnlich,<br />

dass ihm seinerseits die Erde zu Füßen liegt.“ (E. Drewermann, Der tödliche Fortschritt, S. 72)<br />

Diese Jahrtausende alte Isolation der Menschen aus der universellen Einheit lebt bis heute im<br />

Christentum weiter. Es gilt mehr denn je diese geistig-seelische Vereinsamung zu erkennen, um<br />

mit erwachendem Bewusstsein den Weg in die spirituelle Einheit zurückzufinden.)<br />

Frage: Aber das ist doch so lange her. Glauben die Juden heute so was denn noch?<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Antwort: Die meisten Juden längst nicht mehr und das wurde 1885 von einer Gruppe führender<br />

Reformrabbiner als die berühmte Pittsburgh Platform wie folgt formuliert: Wir glauben, dass<br />

alle diese mosaischen und rabbinischen Gesetze, die die Nahrung, die priesterliche Reinheit<br />

und Kleidung betreffen, in Zeiten und unter dem Einfluss von Vorstellungen entstanden sind, die<br />

von unserem heutigen Bewusstsein und religiösen Empfinden gänzlich verschieden sind. Sie<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

können heute bei einem modernen Juden nicht mehr den Geist priesterlicher Heiligkeit wecken.<br />

In unserer Zeit behindert ihre Einhaltung eher ein geistiges Wachstum als dass sie es fördert.<br />

(Die Tora Band 3 – Seite 100-101)<br />

Frage: Was sagten und sagen denn die anderen Rabbiner dazu?<br />

Antwort: Die finden das sehr ärgerlich insgesamt, weil Priester und Rabbiner sich komplizierte<br />

Nahrungszubereitungen ausgedacht hatten, durch deren Einhaltung das jüdische Volk immer<br />

wieder ihr Auserwählt- und Heiligsein während der Mahlzeiten erleben durften. Zwar hören die<br />

meisten Juden weltweit in Bezug auf deren Nahrungsvorschriften ihren Rabbinern nicht mehr<br />

zu, aber die aufwendigen Kochrezepte (die als koschere Nahrungszubereitung bezeichnet<br />

wird) werden zum Teil ausgeführt, weil sie in der Diaspora (d.h. sie haben überall in dieser Welt<br />

ein Zuhause gefunden) auf diese Weise sich an ihre gemeinsame Wanderung als Volk in der<br />

nachägyptischen Zeit erinnern.<br />

Frage: Was heißt denn koscher?<br />

Antwort: Koscher heißt auf hebräisch: richtig! Das Wort koscher (siehe Titelbild hebräischer<br />

Text) kommt in der Tora (in den 5 Büchern Mose) nur ein einziges Mal vor. Es steht im Buch<br />

Esther 8, Vers 5: Sie (Esther) sagte: Wenn es dem König gefällt und ich sein Wohlwollen gefunden<br />

habe, wenn ihm mein Vorschlag richtig erscheint und ich seine Gunst genieße, dann soll durch<br />

einen schriftlichen Erlass die Anordnung widerrufen werden, die der Agagiter Haman, der Sohn<br />

Hammedatas, in der Absicht getroffen hat, die Juden in allen königlichen Provinzen auszurotten.<br />

Frage: Was hat denn dieses nun überhaupt mit Schlachten und Ernährung zu tun?<br />

Antwort: Null. Gar nichts. Die Priester und Rabbiner haben dieses Wort aus einem sachfremden<br />

Zusammenhang clever herausgelöst und auf ihre komplizierten Rezepterfindungen aufgepfropft.<br />

Seit dieser Zeit können sie behaupten, dass diese Art der Ernährung eine Anordnung der Tora<br />

sei, dies macht Rabbiner Levinger, Basel, in seinem Buch „Schechita im Lichte des Jahres 2000“<br />

Kritische Betrachtung der wissenschaftlichen Aspekte der Schlachtmethoden und des Schächtens<br />

– (Hrsg. Durch den Zentralrat der Juden in Deutschland und Machon MASKIL L’DAVID, Jerusalem<br />

1996). Das Ziel von Rabbiner Levinger ganz Europa zu einem jüdisch-moslemisch-globalisierten<br />

Schlachthof für betäubungsloses Schächten umzufunktionieren, entspricht der Praxis der<br />

jüdischen Koscher-Food-Industrie, ihren Absatzmarkt weltweit für das „Bittere – Wasser<br />

– Diasporadasein auszudehnen“. (Wer nur im Gegensatz von Exil / Diaspora und einer fiktiven<br />

Heimat (Zion) lebt und denkt, selbst wenn er gleich wo gesellschaftlich integriert ist, isoliert sich,<br />

gesteuert von der Ideologie der GESCHLOSSENEN GESELLSCHAFT und ideologisiert „Heimat“<br />

(Zion). Deshalb hat Ernst Bloch den Zionismus in seinem Hauptwerk „Prinzip Hoffnung“ mit<br />

negativem Ergebnis unter dem Heimataspekt behandelt. Der jüdische Pazifist Kurt Hiller (1885<br />

– 1972) nannte schon früh den Zionismus eine gefährliche Form der Assimilation.<br />

Bei einem weiter anhaltendem Zuzug der osteuropäischen Juden könnte der europäische<br />

Absatzmarkt intensiviert und eine weitere Gewinnmaximierung der jüdischen Koscher-Food-<br />

Industrie realisiert werden, sofern die Zugezogenen die Überzeugungsarbeit der jüdischen<br />

Gemeinden akzeptieren, Koscher-Food-Produkte zur Entwicklung von jüdischer und gemeinsamer<br />

Identität zu kaufen. Die Autorin Giselle Harrus – Revidi formuliert in ihrem Buch „Die Lust am<br />

Essen“ – eine psychoanalytische Studie, dtv-Taschenbuch Nr. 35145, München 1996, S. 49ff, ...<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


nach der keine Religion so ums Essen kreist wie die jüdische“. Das erstaunt um so weniger als<br />

keine Nation ihren durch sie selbst beschlossenen Status eines von ihrem Gott auserwählten<br />

heiligen Volkes lediglich über die Verstoffwechselung von Nahrungsmitteln definiert.<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

In der Studie von Dr. jur. Abu-Sahlieh zur „Falschen Debatte im Westen bezüglich des Schächtens“<br />

werden u.a. die neueren Argumente des Rabbiners Levinger aufgelistet. Die Betäubung mit<br />

Elektronarkose verwirft Levinger an sich nicht. Das alte und längst verschlissene Argument, dass<br />

das Tier dabei getötet werden könnte, ist lediglich das Argument eines kalkulierenden Kaufmanns,<br />

der dieses Tier dann nicht mehr als koscher an den jüdischen Konsumenten weitergeben kann.<br />

Bei einem Verkauf von Tieren, die mit Elektrobetäubung geschächtet werden, erzielt er bei seinen<br />

jüdischen Konsumenten nicht den erwünschten Gewinn. Andererseits gelangt ein Tier, dem<br />

nicht der Ischias-Nerv entfernt werden konnte (eine komplizierte chirurgische Feinarbeit, die<br />

nicht alle Schochets beherrschen), ohne Koscher-Kennzeichnung auf den allgemeinen Markt.<br />

Zur Bedeutung des Ischias-Nervs: Die Entfernung des Ischias-Nervs erinnert und verstärkt die<br />

Erinnerung bis heute an die Mythologie von Jakob, der mit einem „Engel“ oder mit seinem „alter-<br />

ego“ rang. Die jüdischen Kommentatoren der Tora-Bände I – III stellen in diesem Zusammenhang<br />

mehrere Deutungen zur Verfügung. Der verschwiegene Weg der jüdischen Fleischindustrie,<br />

das Koscherfleisch in dem allgemeinen Markt unerkannt unterzubringen, bietet immer noch<br />

eine gewinnbringende Spanne, da sonst das Koscherfleisch, in dem der Ischias-Nerv nicht<br />

entfernt werden konnte, entsorgt werden müsste. „Verständlicherweise“ sind die Juden dagegen,<br />

dieses eigentlich für die jüdischen Konsumenten zu entsorgende Koscherfleisch, das in Europa<br />

nicht erwünscht ist, zu kennzeichnen. Die hierdurch deutlich werdende Gefühlsrohheit der<br />

jüdischen Fleischindustrie anders denkenden Menschen gegenüber, das Fleisch von grausam<br />

betäubungslos geschächteten Tieren zuzumuten, scheint ein besonderes Merkmal hinsichtlich<br />

des Desinteresses – ein Merkmal der GESCHLOSSENEN GESELLSCHAFT – an der<br />

Wahrnehmung der geistigen Ausrichtung Andersdenkender zu sein. In diesem Zusammenhang<br />

verweise ich auf ein Original-Zitat von Theodor Herzl in seinem Buch „Der Judenstaat“, 11.<br />

Auflage, 1946, The Jewish Publishing House Ltd. Jerusalem S. 26: „Will man heute ein Land<br />

gründen, darf man es nicht in der Weise machen, die vor tausend Jahren die einzig mögliche<br />

gewesen wäre. Es ist töricht, auf alte Kulturstufen zurückzukehren, wie es manche Zionisten<br />

möchten. Kämen wir beispielsweise in die Lage, ein Land von wilden Tieren zu säubern, würden<br />

wir es nicht in der Art der Europäer aus dem fünften Jahrhundert tun. Wir würden nicht einzeln mit<br />

Speer und Lanze gegen Bären ausziehen, sondern eine große fröhliche Jagd veranstalten, die<br />

Bestien zusammentreiben und eine Melinitbombe unter sie werfen.“ Im weiteren Zusammenhang<br />

im Hinblick auf seine „kühnen und herrlichen Bauten“ sagt Herzl: „Denn wir haben Mittel, die<br />

in der Geschichte noch nicht da waren“. Diese „Mittel“ (vermutlich meinte Herzl technische<br />

Möglichkeiten) werden jedoch auch heute nicht zur Qualverminderung des betäubungslosen<br />

Schächtens eingesetzt, da seit der nachägyptischen Zeit die Juden sich zu einem stabilen<br />

Kundenstamm der Koscher-Food-Ernährung etabliert haben und jeder „Linientreue“ zählt bei<br />

der gewinnversprechenden Kalkulation. Ein weiteres Kennzeichen einer GESCHLOSSENEN<br />

GESELLSCHAFT ist ein in sich gut funktionierendes geschlossenes Regelsystem, das von außen<br />

nicht gesteuert zu werden braucht. Dennoch: Trotz aller fadenscheinigen bzw. durchsichtigen<br />

Argumente rückt Rabbiner Levinger erheblich von seinen Behauptungen in seinem Buch:<br />

„Schechita im Lichte des Jahres 2000“ – Kritische Betrachtung der wissenschaftlichen Aspekte<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

der Schlachtmethoden und des Schächtens – (Hrsg. Durch den Zentralrat der Juden Deutschland<br />

und Machon MASKILL L’David, Jerusalem 1996, ab.<br />

„Die Frage des Betäubens wird in der Thora und im Talmud nicht erwähnt.<br />

Das letzte Mal in der europäischen Rabbinerkonferenz in Kiew (1993).<br />

Zusammen mit dem Oberrabbiner von Israel wurde damals beschlossen, dass die Betäubung<br />

der Tiere vor dem Schächten, mit allen bis heute bekannten Methoden, gemäss der jüdischen<br />

Religion verboten ist und jedes Gesetz, welches dies fordert, die Prinzipien der Religionsfreiheit<br />

verletzt“. (S. 140) Da Rabbiner seit 70 nach Christus keine heiligen Personen mehr sind, ist auch<br />

die Nahrungsaufnahme keine „heilige Handlung“ mehr (seit 1.933 Jahren) und geschlussfolgert<br />

heißt dies: Die jüdische Religionsgemeinschaft ist seit 70 nach Christus auch kein „heiliges und<br />

auserwähltes Volk“ mehr, das durch die geheiligte Handlung des Opferns (Schlachtens) im<br />

Tempel von ihrem Gott als heilig auserwählt wurde, um der (damaligen) Welt moralisches Vorbild<br />

zu sein. Übrig bleibt die virtuelle Verlinkung durch die jüdische Koscher-Food-Industrie.<br />

Steht der alte Herr, der Rabbiner Levinger nunmehr ist, im Hinblick auf die Tora-Gebote<br />

möglicherweise jetzt in einem Gewissenskonflikt mit dem Verbot tza’ar baalei chaim<br />

(Tierquälerei)? Gegen diese Vermutung spricht seine Idee eines Europa als eines jüdisch-<br />

moslemisch-globalisierten Schlachthauses für betäubungsloses Schächten. Demnach würde<br />

die geregelte Einführung des betäubungslosen Schächtens in Europa der jüdisch-moslemischen<br />

Gewinnmaximierung von allergrößtem Nutzen sein. Für uns hingegen hieße dies eine Umkehr<br />

einer bedeutenden Errungenschaft der Moderne – Betäubung vor dem Schlachten – zurück<br />

zu einer geistigen Retardierung und seelischen Regression, die das Mitgeschöpf Tier zu<br />

einem leblosen Roboter ohne psychische und physische Schmerzwahr-nehmung degradiert,<br />

es seiner mitgeschöpflichen Würde entzieht, um seinen „Besitz“ als „Kapital“ zu rechnen.<br />

(Max Nordau, der Mitbegründer des Zionismus und Herzls engster Mitstreiter diffamierte<br />

das Entstehen von Tierschutzvereinen in Europa als (negative) Dekadenzerscheinung. Max<br />

Nordau, „Die conventionellen Lügen der Kulturmenschheit 1883“) Dies wäre das Ende unserer<br />

abendländischen kulturellen Entwicklung, denn Dekadenz beginnt dort, wo der Mensch<br />

ausschließlich, geistig ausgehöhlt, nur noch für die reizbefriedigende Verstoffwechselung von<br />

Nahrungsmitteln existiert.<br />

Die Tora = Juden – Christen – Moslems sind „Besitzer des Buches“ = βμβλμα (griechisch:<br />

Buch) = Bibel / Pentateuch (griechisch: 5 Buch) gebietet uns allen Barmherzigkeit und Jesus<br />

Christus hat uns das „Gesetz der Liebe“ gelehrt.<br />

Mohammed’s Lehre verdeutlicht auch seinen Weg der Barmherzigkeit. Wenn diese ethischen<br />

Wurzeln nicht mehr „zählen“, sollten wir unseren abendländischen Kulturkreis umbenennen. Zitat:<br />

Barmherzigkeit entsteht durch die Warmherzigkeit der Liebe und des Mitgefühls. Karl Herbst,<br />

ehemaliger Kirchendogmatiker, geboren 1920.<br />

Frage: Und was hat das Ganze jetzt mit dem türkischen Sunniten Rüstem Altinküpe, der vor dem<br />

Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe prozessiert hat, zu tun?<br />

Antwort: Dieser türkische Moslem hat geklagt, weil Moslems und Juden dieselbe Religion haben.<br />

Da die Juden in Deutschland betäubungslos schächten dürfen, sei ein Verbot betäubungslos<br />

zu schächten für die Moslems eine Diskriminierung. Der „gläubige Sunnit“ Altinküpe war sogar<br />

nachgewiesenermaßen bei einer jüdischen Gemeinde, um dort als Jude aufgenommen zu<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


werden, mit dem Ziel auf leichte Weise zu der Erlaubnis des betäubungslosen Schächtens zu<br />

kommen. Jedoch fand diese jüdische Gemeinde diese Idee wohl nicht so gut. Er wurde abgelehnt.<br />

Da der Autoschlosser und nebenberufliche Metzger Rüstem Altinküpe rechnen kann, denkt er,<br />

dass bei ca. 3 Millionen Moslems ein ordentlicher Umsatz bei dem „Diaspora-Romantik-Reibach“<br />

zu erwarten ist. Da die jüdische Religionsgemeinschaft für das sogenannte „koschere“ Fleisch ein<br />

Vielfaches auf den Tisch legt, will der moslemische Türke sich diese hochkarätige Einnahmequelle<br />

auch nicht entgehen lassen.<br />

Frage: Wieso haben dann die Moslems seit sie in der Diaspora (hier in Deutschland) leben,<br />

Fleisch von betäubt geschächteten Tieren gegessen?<br />

Antwort: Der Prophet Mohammed hat ca. 600 nach unserer Zeitrechnung die Rabbiner und die<br />

Juden stark kritisiert wegen ihrer Kochrezepterfindungen, die ihnen selbsternannt einen heiligen<br />

Status verliehen.<br />

Deshalb hat der Prophet seinen Gläubigen gesagt: Allah hat euch erlaubt, alles zu essen, auch<br />

das von Juden und Christen geschlachtete Tier. Er machte keine Einschränkungen über die Art<br />

und Weise. Mohammed hat sogar gesagt, haltet eure Häuser und Höfe sauber und werdet nicht<br />

wie die Juden, die ihren Gott belügen und seine Verbote mit Tricks aushebeln, um das Verbotene<br />

tun zu können.<br />

Frage: Warum haben die Moslems plötzlich Schein-Probleme mit ihrer Religionsfreiheit, die sie<br />

20 Jahre lang nicht hatten?<br />

Antwort: Das ist ganz einfach zu verstehen. Das Aufblähen der Schein-Probleme im Hinblick auf<br />

die angeblich verweigerte Religionsfreiheit in Deutschland ist ein fingierter Nebenkriegsschauplatz.<br />

Denn: Alle islamischen und jüdischen Religionsgemeinschaften dürfen in Deutschland schächten,<br />

das heißt so schlachten, dass unter Betäubung spontan ausschießendes Blut ausfließt. Und<br />

dieses ist in Schlachtvorgängen überall auf der Welt üblich. Aber: Sie wollen an dem „Diaspora-<br />

Romantik-Reibach“ teilhaben. Bei ca. 3 Millionen Moslems in Deutschland wäre das ein Milliarden-<br />

Euro-Umsatz, da Moslems und Juden für Fleisch von den armen betäubungslos ermordeten<br />

Tieren ein Vielfaches auf den Tisch legen. Diese Art von „Romantik“ bringt der moslemischen<br />

sowie der jüdischen Fleischindustrie einen Riesenumsatz ein. Wenn eine Elektrobetäubung<br />

z.B. auf das „koschere Fleisch“ aufgeschlagen wird, könnten sich die Kunden weigern, den<br />

noch höheren Mehrpreis zu bezahlen. Und dies ist der Grund und nicht die vorgebliche<br />

Religionsfreiheit, die laut Rabbi Jo David in USA bei den betäubungslos durchgeführten<br />

Massentierschlachtungen an Rindern, die zudem noch vor dem betäubungslos durchgeführten<br />

Zerschneiden an den Hinterbeinen aufgehängt werden, ausschlaggebend ist. Da alle Rabbiner<br />

praktisch „Angestellte“ der jüdischen Fleischindustrie sind und an dieser Finanzstruktur teilhaben,<br />

sind sie an einer Veränderung der Schlachtverordnung nicht interessiert. Viele Juden in den USA<br />

werden Vegetarier wegen der grausamen betäubungslosen Schächtvorgänge bei Hunderten von<br />

Rindern, die in einer Reihe stehen und unter den schrecklichsten Umständen auf ihr Zerschneiden<br />

warten. Und dies aufgrund einer ekelerregenden monströsen Raffgier.<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Frage: Wie verhält sich diese Tierquälerei mit dem Gebot der Tora tza’ar baalei chaim<br />

(Tierquälerei) zu vermeiden, denn eine absichtlich durchgeführte Tierquälerei und das ist sie<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

offensichtlich im obigen Zusammenhang, wird in der Tora als karet bezeichnet. Karet heißt: Es ist<br />

eine Todsünde.<br />

Antwort: Da die Tierquälerei in Mohammeds Lehre nicht vorgesehen ist und absichtliche<br />

Tierquälerei in der jüdischen Tora eine Todsünde ist, wird das Problem, die darauf zu<br />

erwartende Todsünde aushebeln, wie folgt gelöst: Die Rabbiner bedienen einen schlauen<br />

Kniff, um an ihrer Todsünde vorbeizukommen.<br />

Wenn der Focus einer ganzheitlichen Wahrnehmung und kritischen Betrachtung sehr<br />

weit gestellt wird und dies über Jahrtausende hinweg bis zum Jahr 2003, zieht sich diese<br />

grausame Spur als blutiger roter Faden durch die Geschichte der jüdischen und moslemischen<br />

Religionsgemeinschaften. Von daher ist es nur zu verständlich, dass die Schwelle zu dieser<br />

blutigen Grausamkeit zum alltäglichen Geschäft geworden ist. Bei einer Transponierung in<br />

Gesellschaftssysteme wird erklärbar, dass es nie Frieden im Nahen Osten geben kann und<br />

geben wird, weil sich die Jahrtausende alte gesetzte Ursache von blutiger grausamer Tierquälerei<br />

längst in ihre äquivalente und komplementäre Wirkung verwandelt hat.<br />

Die Mitgeschöpflichkeit der Tiere wurde in Jahrtausenden durch pseudoreligiöse Riten zerstört.<br />

Der Zerstörungswahn setzt sich logischerweise in einer Zerstörung der Mitmenschlichkeit fort. Wer<br />

die Wirkung nicht in ihrer Ursache zu finden vermag, zerstört sich selbst und alle nachfolgenden<br />

Generationen. Das heißt: karet als Todsünde in Form eines leidvollen Lebens – Trennung von<br />

der Verwandtschaft - ein früher Tod verwirklicht sich als angekündigte Strafe der Tora oder anders<br />

ausgedrückt, die Prophezeiung der Tora ist Jahrtausende alte Realität geworden.<br />

Frage: Welchen Kniff bedienen die Rabbiner, um an ihrer Todsünde vorbei zu kommen?<br />

Antwort: Sie behaupten ganz einfach, dass das Zerschneiden des mächtigen Halses eines<br />

Rindes schonend sei und kaum Schmerzen verursache. Denn: Ein minimaler Schmerz fällt nicht<br />

unter das Delikt einer Todsünde. Allerdings gibt es wissenschaftliche Gutachten, die die Wahrheit<br />

über den Wahnsinnsschmerz gnadenlos herausgearbeitet haben. So die wissenschaftliche Arbeit<br />

der Veterinäruniversität Istanbul des Prof. Dr. Dodurka, Prof. Dr. Halil, Prof. Dr. Nazli aus 2001.<br />

Frage: Welche Strafe wird bei dem Begehen der Todsünde erfolgen?<br />

Antwort: Original-Zitat: Halacha Ein Sündopfer wurde für die unabsichtliche Tat einer in der Tora<br />

verbotenen Handlung gefordert, die, wenn sie absichtlich geschehen wäre, mit der „Trennung von<br />

der Verwandtschaft des Betreffenden“ bestraft worden wäre (Siehe den Kommentar zu 7,21). Im<br />

Falle der Unterlassung eines positiven Gebotes war keine Chatat erforderlich. Jemand der ein<br />

negatives Gebot absichtlich verletzte, war vom Opfer ausgeschlossen, denn ein solches Opfer<br />

wäre umsonst gewesen.<br />

Seine Schuld konnte nur mit der Zeit durch eine andauernde Reue, durch die Heilighaltung des<br />

Versöhnungstages und die Annahme von Leid als Strafe oder durch den Tod beglichen werden.<br />

(5) (Tora Bd. III, Seite 56) Häufig wird hier der Begriff „Halacha“ verwendet werden, der nicht aus<br />

der Bibel, sondern aus der rabbinischen Literatur stammt.<br />

Er ist von einer Wurzel mit der Bedeutung „gehen“ abgeleitet und bezeichnet die konkreten<br />

rechtlichen Elemente des Judentums, einschließlich des Zivil-, Straf-, Familien-, Verfahrens-<br />

und Ritualrecht, im Gegensatz zu Themen des Glaubens, des geistigen Strebens und der<br />

moralischen ideale, die nicht als bestimmte, einklagbare Pflichten formuliert werden können. Der<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


Begriff „Halacha“ kann sowohl den gesamten Korpus des jüdischen Rechts oder die Regelung<br />

einer einzelnen rechtlichen Frage bezeichnen. (Die Tora Bd. III, S. 18)<br />

Frage: Warum wird von (angeblich) maßgeblicher jüdischer Seite an der Betäubungslosigkeit<br />

als Voraussetzung eines ordnungsgemäßen Schächtens mit der Begründung festgehalten,<br />

auch bei einer elektrischen Betäubung sei das Tier nicht mehr perfekt „wie Gott es geschaffen<br />

habe“, der Tod habe bereits vor der Schechita begonnen und sei nicht mehr allein auf diese<br />

zurückzuführen.<br />

Antwort: Dies ist wieder ein Kniff, den die „maßgebliche jüdische Seite“ bedient, denn unter dem<br />

“perfekten Tier“ ist ausschließlich ein nichtkastriertes Tier gemeint.<br />

In Bezug auf die Opfertiere wird die Kastration streng verboten. Es dürfte eine interessante<br />

Beobachtung sein, dass die Kastration domestizierter Tiere in den keilschriftlichen Quellen<br />

überreichlich bezeugt ist. In einem jüngst erschienen Überblick über den Befund wird die These<br />

vertreten, dass dieser Umstand Licht auf die kultische Terminologie der Israeliten werfen könnte.<br />

Die oft wiederholte Bestimmung, dass die Opfertiere männlich „ohne Makel“ (tãmim; weibliche<br />

nur in Lev. 3,1.6 und 4,28) sein müssen, könnte im Licht des akkadischen suklulu („vollkommen,<br />

vollständig“) ein Euphemismus für nicht-kastriert sein, entsprechend dem hebräischen Wort, das<br />

auf die Opfertiere bezogen wird und ebenfalls wörtlich „vollkommen, vollständig“ bedeutet. In<br />

ähnlicher Weise könnte das „verstümmelt“ im nächsten Vers ein Euphemismus für „kastriert“ sein,<br />

mit einer näheren Beschreibung „sie haben einen Fehler“ (mum bam), die eine spätere Glosse ist,<br />

die die ursprüngliche Bedeutung verdunkelt. (Tora Bd. III., S. 27)<br />

Kommentar Baumann: Auch diese Lüge ist als absichtliche Tierquälerei zu werten und hat die<br />

Folgen der Todsünde zu tragen.<br />

Frage: Wie kann die „maßgebliche jüdische Seite“ behaupten: Auch komme es bei der<br />

elektrischen Betäubung nicht zu der – religionsgesetzlich vorgeschriebenen – völligen Ausblutung<br />

des Tieres. Dieser Hinweis findet sich im Kommentar zum Tierschutzgesetz herausgegeben von<br />

Hans-Georg Kluge, Landrat des Kreises Herford, Richter am Oberverwaltungsgericht für das<br />

Land Brandenburg (zurzeit beurlaubt), Seite 127, Verlag W. Kohlhammer.<br />

Antwort: Auch dies ist wieder eine schwerwiegende Lüge, im Hinblick auf die Verteidigung<br />

des betäubungslosen Schächtens, da selbst Mohammed schon wusste, dass eine vollständige<br />

Ausblutung eines Tieres gar nicht stattfinden kann.<br />

Original-Zitat aus :<br />

Jagdbeute und Schlachttier im islamischen Recht Eine Untersuchung zur Entwicklung der<br />

islamischen Jurisprudenz von Erwin Gräf, 1959, Selbstverlag des Orientalischen Seminars der<br />

Universität Bonn<br />

„Das Schlachten erfolgt zwischen Brustansatz und Kinn“. Und etwas Blut bleibt<br />

unvermeidlich in den Adern zurück wegen etwas, was es zurückhält. Das verursacht<br />

aber nicht das Tabu-Sein nach einhelliger Ansicht, und dieser Fall ist ihm gleich.<br />

– Das jüdische Vorbild: Hullin II, 5 = Mischna/Cohn V, p. 184: Wenn man ein Vieh,<br />

ein Wild oder einen Vogel schlachtet, ohne dass dabei Blut herauskommt, sind sie<br />

tauglich, ...; s. die Anm. 27 ebendort.<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Dass etwas Blut im Tier zurückbleibt, war bereits Mohammed bekannt, verursacht jedoch<br />

nicht das Tabu. Deshalb kann es nicht als zwingend seitens der jüdischen oder einer<br />

islamischen Religionsgemeinschaft geltend gemacht werden, dass das betäubungslose<br />

Schlachten zu mehr Blutfluss führt als das betäubte Schlachten. Wissenschaftliche<br />

Untersuchungen haben bewiesen, dass unter Betäubung beim entspannten Tier<br />

mehr Blut ausfließt (siehe Gutachten Prof. Dr. Ahmet Halil und Prof. Dr. Bülent Nazli:<br />

Summary: This study made in order to research the effect of electrical stunning method applied<br />

of ante-mortem sheep on meat quality. Therefore, in slaughterhouse facilities at Veterinary Faculty<br />

of Istanbul University, the physico-chemical and sensorial characteristics of the body meat, taken<br />

from 10 sheep slaughtered without being anaesthetised and also from 30 sheep slaughtered after<br />

being anaesthetised by electric shock (220-250 Volt, 1.0-1.5 amper, 1-3 seconds) were analysed<br />

45 minutes, 24 hours and 48 hours after slaughtering. According to the evaluation of the obtained<br />

results, it was concluded that in animals slaughtered after being anaesthetised by electric shock,<br />

maximum blood is shed in shorter period of time; rigor mortis; in post-mortem phase, occurs<br />

in a brief period of time and pH decreases more rapidly, therefore, the body meat has an ideal<br />

appearance and colour soft and friable degree of consistency; also it attains an excellent taste<br />

preserving its unique smell. Consequently, it was inferred that the method of anaesthetising<br />

animals by electric shock, which is applied to sheep, has a positive effect on the quality meat.<br />

Keywords: Electrical stunning, slaughter sheep, meat quality<br />

Frage: Wie kann die Behauptung des Rabbiner de Vries noch heute in der jüdischen<br />

Welt Beachtung finden, die das schmerzlose nach seiner Auffassung durch die Schechita<br />

gewährleistete Schlachten und das völlige Ausbluten der Tiere als die beiden Grundforderungen<br />

des Schächtens bezeichnet, aus der sich alle jüdischen Schlachtvorschriften ableiten (Jüdische<br />

Riten und Symbole, 4. Auflage 1986, 152)?<br />

Antwort: Diese Behauptung, die schon zu Mohammeds Zeiten widerlegt war, gehört zu dem<br />

Trick der Minimierung des Schmerzes, den de Vries als schmerzlos darstellt, um den Folgen der<br />

Todsünde der absichtlich herbeigeführten Tierquälerei tza’ar baalei chaim zu entgehen. Diese<br />

Behauptung wird bis zum heutigen Tage von den Rabbinern und Mitgliedern der jüdischen<br />

Religionsgemeinschaft aufrecht erhalten. Im Hinblick auf das Verbot in der Tora begehen alle<br />

Juden, die die obige Behauptung aufrecht erhalten, eine Todsünde mit den entsprechenden<br />

Strafen, die sie treffen werden.<br />

Frage: Kennen denn die Rabbiner ihre Tora nicht?<br />

Antwort: Sie gehen davon aus, dass andere Personen ihre Tora nicht kennen und so gesehen,<br />

die Jahrtausende alte Lüge nie bemerken werden.<br />

Frage: Gab es denn unter den Rabbinern damals niemanden, der die Mitgeschöpfe liebte und<br />

diese Liebe für wertvoller hielt als die Mitgeschöpfe grausam abzuschlachten, um eigene Sünden<br />

(angeblich) rein zu waschen?<br />

Antwort: Original-Zitat: Kurz nach der Tempelzerstörung trauerten die Schüler von Rabban<br />

Jochanan ben Zakkai über den Verlust des Altars als Sühnemittel. Daraufhin habe ihnen der<br />

Meister versichert, dass die Taten der Nächstenliebe und Wohltätigkeit in gleicher Weise wirksam<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...


seien (17). Der Ausspruch, dass „Umkehr, Gebet und gute Taten die Härte unseres Schicksals<br />

verwandeln können“ wurde in das Gebetbuch aufgenommen (in den Amida-Einschub U-netanne<br />

Toqef, vgl. z.B. Seder ha-Tefillot II, S. 478). Erstaunlicherweise zählt das längste Bekenntnis,<br />

das am Jom Kippur in traditionellen Synagogen rezitiert wird (das große Widdui; eine kürzere<br />

Form findet sich in Seder ha-Tefillot II, S. 342ff; siehe auch den Kommentar zu „Al Chet“ S. 712),<br />

nur Sünden auf, die in der Übertretung des Moralgesetzes bestehen, während so grundlegende<br />

Richtlinien wie die Beachtung des Schabbats oder der Speisegesetze nicht berücksichtigt sind<br />

(19). Die moralischen und spirituellen Aspekte des Tages überwiegen also über den formal<br />

rituellen. (Tora Bd. III, S. 155). Auf meine Frage an Rabbi Hillel Deutsch „Wie beurteilen Sie die<br />

Lerhe Jochanan ben Zakkai, Schüler von Hillel I und Schammai? Seine Lehre: Hochschätzung<br />

der Tora und ihr Studium ist Zweck des menschlichen Lebens (Abot II 8)“. Antwortete mir<br />

Rabbi Meyer Schiller (Neturei Karta International) „Study of Torah is one of Judaism’s highest<br />

values, along with performance at good deeds and kindness/justice” (Das Studium der Tora<br />

ist eine der höchsten Werte begleitet von der Ausführung gutter Taten und Freundlichkeit und<br />

Gerechtigkeit.)<br />

Frage: Ist es möglich, die Rabbiner, die nach wie vor das betäubungslose Schächten als<br />

Religionsgesetz verkaufen, zu überzeugen, statt tza’ar baalei chaim (Tierquälerei) Ba’al<br />

taschchit (Freundlichkeit gegenüber Tieren) zu praktizieren?<br />

Antwort: Der Weg ist im Psalm 11,5 vorgezeichnet.<br />

Original-Zitat:<br />

Der Hirte<br />

Der Psalmist (Ps. 11,5) sagt: „Den Gerechten prüft der Ewige.“ – Wodurch? Indem er<br />

ihn die Herden hüten lässt. Als Mosche die Herde Jitros in der Wüste hütete, entlief ein<br />

Lämmchen und kam zu einem schattigen Ort bei einem Wasserloch. Mosche lief dem<br />

Lämmchen nach und sah, wie es trank. Er sprach: „Ich wusste nicht, dass du weggelaufen<br />

bist, weil du durstig warst. Du musst müde sein.“ Und er trug das Lämmchen zurück zur<br />

Herde. Daraufhin sprach Gott : « Weil du solche Barmherzigkeit gezeigt hast, sollst du<br />

meine Herde Israel hüten.“<br />

Midrasch (27) (Tora Bd. II, S. 66)<br />

Den wesentlichsten Hinweis für alle Menschen gibt die Tora:<br />

Mensch, es ist dir gesagt, was gut sei.<br />

Wenn jedoch Gott durch den Götzen „Gewinnspanne“ ersetzt worden ist, fällt obiger Hinweis auf<br />

steinigen Boden.<br />

Frage: Wann wird das betäubungslose Schächten in der jüdischen Religionsgemeinschaft durch<br />

das betäubte Schächten abgelöst?<br />

Antwort: Das liegt an uns. Ich schätze demnächst in diesem Jahrtausend.<br />

Karola Baumann, OSTR<br />

17 Was wir schon längst hätten wissen müssen ...<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Halacha und zeitgenössische Gesellschaft<br />

Hrsg. Rabbi Alfred S. Cohen, New Matter, 1984<br />

Die Tora gibt uns das Gebot „Sei heilig“ (Levitikus 19,2) und unsere Rabbis haben viele Wege<br />

gefunden, diese gute Tat zu verstehen. Die vermutlich berühmteste Lehre wurde durch Ramban<br />

gelehrt: „Sei heilig durch Abstinenz von jenen Dingen, welche euch erlaubt sind. Für jene, die<br />

Wein trinken und ständig Fleisch essen, werden als unehrbare Personen mit einer Tora-Lizenz<br />

angesehen. Wieder finden wir Verstärkung für den Standpunkt, obgleich die Tora erlaubt,<br />

Tiere zu essen, dies immer verstanden wurde innerhalb der Lehren der jüdischen Tradition als<br />

Erlaubnis für gelegentlichen Luxus, aber sicher nicht in Form einer Sucht. Deshalb dürfen wir<br />

schlussfolgern, dass wenn ein Vegetarier ungern Fleisch isst, weil er nicht das Leben eines<br />

Tieres nur für sein eigenes Vergnügen beenden will, dass diese Person innerhalb des Geistes<br />

des jüdischen Glaubens und Philosophie richtig handelt. Er verunglimpft nicht einen Tora-Wert,<br />

denn die Tora installiert das Essen von Fleisch nicht als wünschenswerte Haltung, sondern nur<br />

als etwas, was nicht verboten ist. Darüber hinaus je weniger Fleisch gegessen wird, desto besser<br />

und einer, der sich seiner Sucht hingibt, zu oft Fleisch zu essen, ist widerwärtig, auch wenn er<br />

sich innerhalb der technischen Grenzen der Tora befindet.<br />

Darüber hinaus, je weniger Fleisch gegessen wird, um so besser und jemand, der aus Sucht<br />

zuviel Fleisch isst, ist widerwärtig, auch wenn er sich innerhalb der technischen Grenzen<br />

(technical limits) der Tora befindet. (S. 304)<br />

Offensichtlich teilt das Judentum diese Aversion in Bezug auf das Leiden von Tieren, denn<br />

die Ermahnung, Respekt vor der Empfindsamkeit gerade auch bei Tieren zu zeigen, ist eine<br />

grundsätzliche Lehre unseres Glaubens, die ihren Ursprung in der Tora hat; wie unsere Rabbis<br />

lehren, leitet sich das Verbot einem lebenden Geschöpf (Kreatur) Schmerz zuzufügen ab von der<br />

„d’oraitha“, der Tora selbst, und nicht nur von rabbinischem Erlass.<br />

Wir sind besonders stolz darauf, jenseits des niedrigen Levels der Moral zu sein: „Macht ist<br />

Recht“, welches allgemein verdammt wird, jedoch wir nehmen es jedes Mal hin, wenn wir uns das<br />

Fleisch hilfloser Tiere einverleiben – Tiere, die uns den größten Teil ihres Lebens gedient haben,<br />

und jedes Anrecht auf Leben genauso wie wir auf diesem Planeten haben (S. 305).<br />

Und deshalb ist der Extrakt des Verbots nicht, das Tier und dessen Kind nicht an einem<br />

Tag zu töten ... , sondern im Gegenteil ... das Wichtigste ist, dass wir nicht grausam werden<br />

(S. 306).<br />

Dennoch, obwohl das jüdische Gesetz extrem sorgfältig in speziellen Vorschriften ist, den<br />

Schmerz des Tieres zu verringern, wird die Mahnung registriert, dass wir nicht Dinge außerhalb<br />

des Gesetzes tun, denn Tiere sind nicht Roboter ohne Leben. ... All die Gesetze betonen die<br />

absolute Notwendigkeit bei der Schechita Belastung, die Trachea und Esophagus so schnell<br />

abzutrennen, dass das Tier sich dessen nicht bewusst wird ...<br />

(Anm. Baumann: Aufgrund der zahlreichen vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

in Bezug auf den immensen psychischen und physischen Schmerz durch das betäubungslose<br />

Schächten, die lediglich nur das bestätigen, was die Menschen schon seit tausenden von<br />

18 Auszüge aus Halacha und zeitgenössische Gesellschaft


Jahren wissen, sind wir endlich aufgefordert, das Interesse der Rabbiner hinsichtlich der<br />

Gewinnmaximierung durch das betäubungslose Schächten gnadenlos zu erkennen, sämtliche<br />

Behauptungen, religiöse zwingende Vorschriften in den Vordergrund zu stellen, um das<br />

Profitdenken zu kaschieren, nicht mehr hinzunehmen und das betäubungslose Schächten per<br />

Gesetz abzuschaffen.)<br />

(S. 307/308)<br />

Obwohl Schlachten und Essen von lebenden Geschöpfen in der Welt noch akzeptiert werden<br />

muss, ist es dennoch richtig, dass diese Art von Arbeit von jenen Leuten durchgeführt wird, die<br />

noch nicht den Level einer verfeinerten Empfindsamkeit erreicht haben. Und gebildete Personen,<br />

Menschen mit Ethik, Kenntnis und Religion, sind geeignet die technischen Einzelheiten zu<br />

überwachen, so dass das Töten des Tieres nicht barbarisch wird.<br />

(Anm. Baumann: Anscheinend ist das Prinzip der Gewinnmaximierung der Fleischindustrie an<br />

der die Rabbiner beteiligt sind, mehr ausgeprägt als deren Ethik, Kenntnis und Religion, das<br />

Barbarische ihres Verhaltens während der Supervisionstätigkeit oder des in eigener Person<br />

durchgeführten betäubungslosen Durchschneidens des mächtigen Halses der Tiere zur Kenntnis<br />

nehmen zu wollen.<br />

Rabbi Jo David sagte in dem Interview mit mir am 12.01.03 in New York, dass seit neuestem<br />

Eltern darauf bestehen, dass die Knaben vor der Beschneidung lokal anästhesiert werden<br />

und man jetzt erst beginnen würde, über eine Elektrobetäubung bei Tieren nachzudenken<br />

(Anmerkung Baumann: In diesen Zusammenhang könnte dies eine mögliche Erklärung für die<br />

vielfach angeführten Kastrationsängste bei Sigmund Freud sein. Es ist nicht auszuschließen,<br />

dass die jüdischen Knaben aufgrund der durchgeführten Beschneidung lebenslänglich<br />

traumatisiert sind.)<br />

In diesem Zusammenhang sagte mir Rabbi Meyer Schiller am 11.01.03, dass es wissenschaftliche<br />

Untersuchungen zur Elektrobetäubung bei Tieren gäbe, allerdings nur in aramäischer Schrift,<br />

was bedeutet, dass diese Untersuchungen geheimgehalten werden.<br />

(S. 310 aus: Vegetarismus aus einer jüd. Perspektive von Rabbi Alfred von Cohen)<br />

18 Auszüge aus Halacha und zeitgenössische Gesellschaft<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Auszüge aus dem Journal of Halacha and Contemporary Society,<br />

Number XI<br />

Published by Rabbi Jacob Joseph School 1986 / Pesach 5746<br />

Seit dem 18. Jh. waren organisierte Kräfte in USA und Europa unterwegs, um Menschen sensibler<br />

für das Leiden von Tieren zu machen.<br />

1) Die Mitzva (das Beispiel des strauchelnden Esels, dem geholfen wird, indem dem<br />

Eselhaltern geholfen wird, die übergroße Last von dem Eselsrücken herunterzunehmen,<br />

beinhaltet dass bei dem Esel eine Verminderung oder Reduzierung des physischen<br />

Schmerzes erreicht werden soll, jedoch soll auch daran gelernt werden, die psychischen<br />

Leiden eines Tieres wahrzunehmen. (S. 19/20)<br />

2) Der Talmud lehrt, dass der am meisten verehrte Rabbi Juda the Prince vom Himmel gestraft<br />

wurde wegen seiner Gefühlskälte zu einem Tier (S. 21) (Bava Metjia 85a)<br />

3) Was auch immer für das Heilen oder für irgendeine andere Absicht notwendig ist, dafür gibt<br />

es kein Verbot hinsichtlich von Schmerzzufügung bei den Tieren und deshalb ist es erlaubt,<br />

Federn lebender Gänse wegen ihrer Daunen zu rupfen und niemand braucht wegen der<br />

Schmerzzufügung an Tieren betroffen zu sein. (Hier fügt Ramo hinzu: Dennoch halten die<br />

Leute sich zurück es zu tun, weil es grausam ist) (S. 25)<br />

Biblisches oder Rabbinische Gesetz?<br />

Eine der ersten Fragen, die gestellt werden müssen, ist, ob „tzar baalei chaim“ ein biblisches<br />

Verbot ist oder eine rabbinische Vorschrift ist. Wenn es die letztere ist, wissen wir, dass Rabbis<br />

üblicherweise in ihre Verordnungen die Auflage einschließen, dass im Falle von Not/Kummer/<br />

Sorge eines Menschen ihre Regeln nicht in Kraft sind. (Anm. Baumann: Das bedeutet, so<br />

die Aussage von Rabbi Jo David, dass die rabbinische Vorschrift einem biblischen Verbot<br />

untergeordnet ist.)<br />

Jedoch wenn das Verbot tatsächlich in der Tora existiert, ist dies eine ernste Einschränkung.<br />

Was sonst ist die Halacha – ist Grausamkeit zu Tieren zu vermeiden, so wie Ramo ausführt oder<br />

ist es belanglos, wenn der Schächter (Shochet) ein Tier zum Schlachten vorbereitet? Und wenn<br />

tatsächlich ein halachisches Prinzip existiert hinsichtlich tza’ar baalei chaim (Schmerzzufügung<br />

bei einem Tier) wie wird dies mit anderen Prinzipien oder Werten ausbalanciert, mit denen dieses<br />

im Konflikt steht.<br />

(Anm. Baumann: Das Prinzip der Gewinnmaximierung bei der Fleischindustrie steht mit Sicherheit<br />

in einem großen Konflikt mit tza’ar baalei chaim – Schmerzzufügung. Um dieses Problem zu<br />

lösen, wird von den Rabbinern behauptet, dass das betäubungslose Schächten schonend und<br />

schmerzfrei ist bzw. die schmerzreduzierteste Art sei, ein Tier zu zerschneiden. Da den Tieren<br />

Schmerzempfindung und psychischer Schmerz durch die Rabbiner abgesprochen wird, kann<br />

die Gewinnmaximierung durch die jüdische Fleischindustrie unter finanzieller Mitbeteiligung der<br />

Rabbiner konfliktfrei fortgesetzt werden. 26.01.03)<br />

19 Auszüge aus „Journal of Halacha“


Es gibt keine Übereinstimmung im Talmud zur Schwere des tza’ar baalei chaim (Schmerzzufügung<br />

an Tieren), wo beachtliche Diskussionen in Bezug auf diese Streitfrage zu verzeichnen sind,<br />

wenngleich ohne definitive Lösung. In Bava Metzia 32b, wo diese sugya erklärt wird, die Mehrheit<br />

der Amoraischen Debatte die Frage klar festhält, dass tza’ar baalei chaim durch die Tora verboten<br />

wird.<br />

(Anm. Baumann: Da die Rabbiner den Tieren aus oben angeführten Gründen der<br />

Gewinnmaximierung den Tieren die Schmerzwahrnehmung einfach absprechen, existiert dieses<br />

Verbot der Schmerzzufügung an Tieren durch die Tora nicht. Diese „Problemlösung“ müssen und<br />

werden wir nicht weiter hinnehmen!)<br />

(S. 26)<br />

Die Mehrheit der Autoritäten nach dem talmudischen Zeitalter (Anm. Baumann: Also insbesondere<br />

auch in unserer Zeit, in der in Deutschland der Tierschutz höchstes Verfassungsgut ist, ...) denkt<br />

darüber nach tza’ar baalei chaim von einer biblischen Verfügung abzuleiten und bringt folgendes<br />

Beispiel: Wenn ein Tier an einem Sabbath in einen Wasserteich fällt, mag eine Person Kissen<br />

und Decken bringen, und diese unter das Tier platzieren, um ... (das Verbot diese Objekte in<br />

dieser Art zu benutzen ist rabbinischen Ursprungs, aber (das Verbot) einem Tier Schmerzen zu<br />

verursachen, ist das Gebot der Tora und damit übergeordnet dem rabbinischen Verbot.<br />

(S. 27)<br />

Die Natur des Verbots (The Nature of the Issur)<br />

Das Verbot der Tierquälerei, einem Tier Schmerzen zuzufügen, ist ein Ausdruck, welcher definiert<br />

werden muss. Die Begründung der meisten rabbinischen Autoritäten, dass es eine halachische<br />

Grenze für Schmerzes gibt, heißt, dass dies nicht ein absolutes Verbot ist. (Anm. Baumann:<br />

Tierquälerei)<br />

Man muss differenzieren zwischen dem kleinen Stress, welches ein Tier befällt, wenn es einen<br />

Reiter trägt – ein Schmerz welcher nicht in die religiöse Einschränkung von tza’ar baalei chaim<br />

fällt und dem Schmerz, welchen das Tier fühlt, wenn es geschlagen wird.<br />

Folglich folgt die Regel:<br />

Einem Tier Schmerz zu verursachen ist biblisches Verbot, wenn es sich um einen großen<br />

Schmerz handelt; jedoch geringerer Schmerz ist kein Verbot. Trotz der Akzeptanz von dieser<br />

Unterscheidung zwischen Arten von Schmerz, gibt es keine halachitischen Richtlinien, um zu<br />

bestimmen, was ist „großer Schmerz“ ist und was „weniger Schmerz“ ist.<br />

(Anm. Baumann: Diese in alle Richtungen dehnbare Begrifflichkeit zeigt uns, warum die jüdische<br />

Religionsgemeinschaft und deren Rabbiner halsstarrig und uneinsichtig in unseren Augen<br />

darauf besteht, wie schonend doch das betäubungslose Schächten sei. Das Wissen um die<br />

psychischen und physischen grausamen Schmerzen der betäubungslos geschächteten Tiere<br />

wird umgebogen und passend gemacht, damit es eben keinen Konflikt zwischen der erstrebten<br />

und seit Jahrtausenden praktizierten Gewinnmaximierung und dem Verbot der Tora gibt. )<br />

(S. 29)<br />

19 Auszüge aus „Journal of Halacha“<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

... Wenn jemand direkt die Qual des Tieres für den Moment der Pein durch Medikamente<br />

vermeidet, so dass das Tier für einige Zeit nichts fühlt, ist es erlaubt ...<br />

(Anm. Baumann: Im übertragenen Sinne heißt dies für die Jetztzeit, dass aus halachischer Sicht<br />

eine Elektrobetäubung zur Vermeidung der Qual des Todesschmerzes religionskonform ist, so<br />

wie dies Rabbiner Levinger, Basel, bestätigt. Jedoch sein Hinweis, dass die Nadel der Spritze<br />

mit dem Betäubungsmittel dem Tier Leiden zufügt, soll nach außen hin verdeutlichen, dass das<br />

betäubungslose Schächten eben überhaupt kein Schmerz ist. Hier wird deutlich, dass Rabbiner<br />

Levinger sehr wohl im Konflikt mit dem Verbot der Tora steht, Tieren keinen Schmerz zuzufügen.<br />

Diesem Verbot kommt Rabbiner Levinger derart nach, indem er scheinbar überaus sensibel um<br />

das Wohl des Tieres bedacht ist, da eine Spritze mit einer Nadel das Tier an der Haut verletzt.)<br />

(S. 30)<br />

In seiner Einschätzung der Qualität „of chinuch“ Erziehung in Israel 1912 kennzeichnet Rav Kook<br />

drei Kräfte, welche sich übertrumpfen, um zu jener Zeit dominant zu sein (Rav Kook – Kodesh and<br />

„Not-Yet“Kodesh = Rav Kook – Heilig und noch nicht heilig):<br />

1. Die erste Kraft ist die der „alten und heiligen Übereinkunft“, welche verbietet,<br />

irgendeine fremde Sprache oder weltliche Sujets zu studieren oder in<br />

irgendeiner Art die traditionelle Methode der Erziehung zu verändern.<br />

2. Die zweite Kraft ist diejenige, welche sich kürzlich entwickelt hat und beinhaltet,<br />

dass es unsere heilige Verantwortung ist, dem Geist von Gott Stärke zu geben,<br />

welcher auf seiner Nation ruht und stolz das Banner der Tora und der guten Tat,<br />

durch das Studium aller kulturellen Kräfte, die in der Welt existieren, hochhebt.<br />

(S. 123)<br />

3. Die dritte Kraft ist vollständig säkular und ihre Zielsetzung ist alles, was<br />

heilig ist zu zerstören und alle Energien auf die momentanen physischen<br />

Bedürfnisse zu konzentrieren. Seine tiefgründige und komplexe Philosophie<br />

von Kodesh (heilig) und Chol (weltlich) ist in seinen zwei klassischen Werken<br />

„Orot Hakodesh“ und „Orot Hateshuva“ erläutert. „Wie soll sich jemand derart<br />

eine Vorstellung der göttlichen Majestät verschaffen, dass die natürliche<br />

Pracht, die in seiner Seele wohnt, an die Oberfläche des Bewusstseins kommt,<br />

voll, frei und ohne Verzerrung. Durch die Ausweitung seiner wissenschaftlichen<br />

Mühelosigkeit, durch die Befreiung seiner Phantasie und die Freude der<br />

mutigen Gedankenflüge durch das disziplinierte Studium der Welt und des<br />

Lebens, durch das Kultivieren einer reichen vielfältigen Sensitivität in Bezug<br />

auf jede Phase von Weisheit, aller Philosophien des Lebens, aller Wege<br />

diverser Zivilisationen und der Lehren von Ethik und Religion in jeder Nation<br />

und Sprache. (S.124 (Quoted in Torah Umada Reader p. 35))<br />

19 Auszüge aus „Journal of Halacha“


Tierversuche – Rabbi Alfred S. Cohen<br />

Für die Person, die in die Beobachtung und das Studium der Tora eintaucht, ist es offensichtlich,<br />

dass die Tora vielmehr ist als ein Buch von Anordnungen; sie enthält göttliche Werte, Ethik und<br />

ewige Wahrheiten. Dadurch sollen wir nicht nur von dem rigorosen Gesetzesbuchstaben geführt<br />

werden, sondern auch durch den Geist, welcher die gute Tat erfüllt. (Mitzva)<br />

Es ist auch notwendig, über unsere Verwandtschaft mit dem Königreich der Tiere nachzudenken<br />

und die Richtlinien herauszufinden, welche uns redliche und ethische Verhaltensweisen zu Tieren<br />

vermitteln. Obwohl es ein paar Einzelheiten in der Tora selbst gibt, die Tiere betreffen, die gute<br />

Tat, die wir fraglos bewirken sollen, eine Eigenschaft, welcher eine große Wichtigkeit im Hinblick<br />

auf die freundliche Behandlung lebender Kreaturen zugewiesen wird; die rabbinischen Lehren in<br />

Midrash und Talmud verstärken unermesslich diese Annäherung. (S. 19)<br />

Einerseits lehrt der Talmud, dass alles in dieser Welt, lebende Kreaturen eingeschlossen,<br />

für das Wohl des Menschen geschaffen wurde, und es scheint keine Unschlüssigkeit zu<br />

geben, ein Tier zu töten, lediglich im Auftrag eines finanziellen Gewinns. (S. 25)<br />

Einem Tier Schmerzen zuzufügen ist ein biblisches Verbot, aber es betrifft ausdrücklich<br />

nur einen großen Schmerz, jedoch ein kleiner Schmerz fällt nicht darunter. Ungeachtet<br />

der Zustimmung zu dieser Unterscheidung zwischen Arten von Schmerz, gibt es keine<br />

halachische Richtlinien zur Bestimmung, was ist ein „großer“ und was ist ein „kleiner“<br />

Schmerz. Folglich haben wir sogar heutzutage keine spezifischen Regeln zu dem Umfang<br />

des Verbots. (S. 29)<br />

... Es gibt einen großen Bedarf zur Klärung dieser Streitfrage ...<br />

Anmerkung Baumann: In dieser scheinbaren Grauzone agieren Schochet, Rabbiner und ihre<br />

jüdischen Konsumenten. Aus all den angeführten Textstellen geht ein Sachverhalt kristallklar<br />

hervor: Die längst bekannten Behauptungen seitens der jüdischen Religionsgemeinschaft bzw. der<br />

jüdischen Gemeinden, die mit dem betäubungslosen Schächten ihre vorgebliche Religionsfreiheit<br />

stets und ständig und immer wieder aufs neue an allen behördlichen Verwaltungen einfordern,<br />

stellen sich als großer und grober Verstoß gegen das Gebot der Tora, Tierquälerei zu unterlassen,<br />

und dies im Hinblick insbesondere durch eine nicht lebensnotwendige Ernährung und einer<br />

ausschließlich an einer Gewinnmaximierung orientierten jüdischen Fleischindustrie. Ich verweise<br />

an dieser Stelle noch einmal auf die gut funktionierende koschere jüdische Food-Industrie, die<br />

einen stabilen Absatzmarkt einerseits aufrechterhalten kann aufgrund der jüdischen Diaspora-<br />

Romantik und andererseits durch das Bedürfnis der Diaspora-Juden, die freiwillig sowie<br />

selbstgewählt in der Diaspora leben wollen, aber sich zeitweise anhand der koscheren Food-<br />

Industrie virtuell verlinken.<br />

19 Auszüge aus „Journal of Halacha“<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

20 The Jewish Applessed Foundation


20 The Jewish Applessed Foundation<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Neturei Karta International<br />

Judaism is the faith of the Jewish people. It is predicated upon G-d’s existence and His revelation<br />

at Sinai. At Sinai, in the presence of the assembled multitudes of Jews, recently released via<br />

Divine miracles from Egypt, the Creator revealed His Torah to the nation.<br />

This Torah contains the basic doctrines of our faith, Divine commandments and the narrative of<br />

the earliest Jewish and general human encounter with G-d.<br />

Throughout the centuries Jews pledged their assent to this Torah even when their lives were<br />

at stake. They maintained this loyalty with almost unanimous allegiance until the dawn of the<br />

modern age in the three hundred – odd years since the sc – called Enlightenment began, Jews<br />

and Gentiles throughout European civilization have been losing many souls to its evil clutches.<br />

Today unfortunately there are many Jews who, through no fault of their own, are ignorant of,<br />

and fail to, practice the basics of their faith. This is a great tragedy for many reasons. Perhaps<br />

paramount among them is the falsification of Judaism that results when those unaware of its basic<br />

assumptions speak to the general public.<br />

It behooves all Jews loyal to their faith to proclaim to the world the truths of Judaism in as lucid a<br />

manner as possible. Neturei Karta international is dedicated to the propagation and clarification<br />

of Torah Judaism. Its only loyalty only is to G-d and His revelation. One of the basics of Judaism<br />

is that we are a people in exile due to Divine decree. Accordingly, we are opposed to the ideology<br />

of Zionism, a recent innovation, which seeks to force the end of exile. Our banishment from the<br />

Holy Land will end miraculously at a time when all mankind will unite in the brotherly service of<br />

the Creator. In addition to condemning the central heresy of Zionism, we also reject its policy of<br />

aggression against all peoples. Today this cruelty manifests itself primarily in the brutal treatment<br />

of the Palestinian people. We proclaim that this inhuman policy is in violation of the Torah. NKI<br />

seeks peace and reconciliation with all peoples and nations. This is especially needed towards<br />

the Islamic world where Zionism has for 53 years done so much to ruin Jewish – Muslim<br />

understanding.<br />

We welcome the assistance of all men of good will and stand ready to assist all whose agenda<br />

coincides with ours.<br />

Neturei Karta speech delivered<br />

At the National Rally for Free Al Aqsa & Jerusalem<br />

Lafayette Park, Washington DC<br />

Hosted by the National Task-Force for Jerusalem<br />

October28 th , 2000<br />

With the Creator’s help, may my words and those of all the speakers today – help sanctify the<br />

name of G-d. It is our Sabbath today and we are therefore forbidden use microphones amongst<br />

other things. Nonetheless, we felt it imperative that we be here today together with you. Since<br />

having spoken repeatedly in favor of Palestinian rights and claims I have been criticized in some<br />

quarters. There are those who have asked me why I choose to give support to the so-called<br />

enemies of my people.<br />

The essence of my response, which I’d like to share with all of you – I do not consider the Arab<br />

peoples in general and the Palestinian people in particular to be in any way, enemies of my<br />

people, the Jewish people, the people of the Torah.<br />

21 Neturei Karta International


The Jewish people are commanded by Almighty G-d to live in peace with all peoples and nations<br />

on the face of the globe. Our agenda is simple – It is to humbly worship the Creator at all times.<br />

As Torah Jewish we are called upon to feel and express our sense of compassion when any<br />

person or group of human beings suffers, In the words of King David, the Psalmist, “And His<br />

Mercy is upon all His creatures.”<br />

All men are created in the image of G-d. As Torah Jewish our prime imperatives in dealing with<br />

our non-Jewish brethren – and certainly our cousins the Arab peoples – are peace, respect,<br />

mutual understanding and empathy. Thus, it is obvious that the Jewish people has no quarrel<br />

whatsoever with any Arab nation. Why have the tragic events of last 52 years come to pass? The<br />

answer lies in one word – Zionism. In the name of believing Jewry the world over, we ask that you<br />

do not confuse Zionism with Judaism. Judaism is the faith of the Torah and the Talmud. It demands<br />

fairness and kindness towards all peoples. Zionism is the substitution of the Jewish religion for an<br />

empty nationalism. When we look at the cauldron of suffering which the Middle East has become<br />

for the Palestinian people we stand back aghast – homes and lives lost, family suffering, the list<br />

goes on and on. We know all too well the evil with which the Palestinian people grapple daily. We,<br />

the Torah people have faced this enemy for over a century.<br />

Zionism rejects G-d and the basics of Judaism. It is ruthless in its dealings with all men, non-Jews<br />

and indeed, Jews as ourselves who dare to stand in its way. We condemn Zionists beliefs and<br />

aggressions in no uncertain terms. And, of greatest importance today we wish to publicly state<br />

that the Jewish people never has had and does not have any quarrel with the Palestinian people<br />

– anywhere on the face of the earth. Zionism has misled some Jews into thinking that there<br />

exists a need to pursue aggressive policies against the Palestinian people to steal their land and<br />

persecute their people. This is hardly surprising as it is a creed in direct opposition to the basics<br />

of our Torah faith.<br />

The justice of the current situation lies entirely with the Palestinian people. They have been<br />

dispossessed. Political control over the land belongs to them. This ist the position of the G-d<br />

fearing Jewish people. They have opposed Zionism from its inception over one hundred years<br />

ago. Zionism is an embarrassment to the Torah Jew. Our prayers for the Messianic era are<br />

centered on the future – a future when G-d alone, without any human involvement, will redeem all<br />

mankind, who will then worship Him together in peace. Of course, we are saddened by the loss of<br />

Judaism life today in the Holy Land as well. But we must not let our sense of personal loss as Jews<br />

blind us to the true right and wrong of the moral drama before our eyes. My friends, for 52 years<br />

the world has ignored the just claims and rights of the Palestinian people. And, yes, for that same<br />

amount of time, some people, blinded by the dogmas of militant Zionism, have first created and<br />

then perpetuated this horrible abuse of an entire people. We are here to proclaim that the crimes<br />

committed against the Palestinian people when they were exiled from their homes in 1948 and<br />

deprived of their basic human rights, firs as refugees and later as persecuted subjects in the West<br />

Bank and Gaza were not done in the name of Torah or of Torah believing Jews.<br />

They were the deeds of Jews far from the letter and spirit of their ancestral faith. We condemn their<br />

actions these past weeks, and for the last 52 years and for the entire past century when Zionism<br />

has steadily pursued the policy of the ethnic cleansing of and land that hat and large and cultured<br />

indigenous population.<br />

21 Neturei Karta International<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

To our Islamic brethren gathered here today and around the world –<br />

Let the message of Torah Jewry go out from this day and forevermore –<br />

• The Torah’s ways are peace.<br />

• G-d’s seal is truth.<br />

• The path to peace is Palestinian sovereignty over the Holy Land.<br />

• We cry for your suffering.<br />

• We apologize for the suffering created by those led astray by Zionism.<br />

• We pray that Zionism, the sole cause of your suffering, can be eradicated with<br />

not further loss of life to anyone.<br />

And so I conclude, my friends, Palestinians and Arabs of all nations, may G-d’s peace and<br />

blessing be upon all. Thank you, Salaam Aleikum and G-d’s mercies upon you.<br />

Neturei Karta opposed the establishment of and retain all opposition to the existence of<br />

the so-called “State of Israel”!<br />

Neturei-Karta is the Aramic term for “Guardians of the City.<br />

The name Neturei-Karta originates from an incident which R. Yehudah Ha-Nassi (Rabbi Judah the<br />

Prince) sent R. Hiyya and R. Ashi on and pastoral tour of inspection. In one town they asked to see<br />

the “guardians of the city” and the city guard was paraded before them. They said that these were<br />

not the guardians of the city but is destroyers, which prompted the citizens to ask who, then could<br />

be considered the guardians. The rabbis answered, “The scribes and the scholars,” referring them<br />

to Tehillim (Psalms). Cha. 127, (Jerusalem Talmud, Tractate Hagiga. 76c).<br />

The name was given to and group of Orthodox Jews in Jerusalem who refused (and still refuse)<br />

to recognize the existence or authority of the so-called “State of Israel” and made (and still<br />

make) and point of publicly demonstrating their position, the position of the Torah and authentic<br />

unadulterated Judaism.<br />

The group was founded in Jerusalem, Palestine in 1938, splitting off from Agudas Yisroel.<br />

Agudas Yisroel was established 87 years ago for the purpose of fighting Zionism.<br />

Gradually lured by money and honour they sold out to the “Golden-Call” (see Exodus, XXXII) of<br />

Zionism. Those, who wanted to maintain their faith and continue the struggle against Zionism,<br />

dissociated themselves from Agudas Yisroel and associated parties. Over the years, and number<br />

of Neturei Karta activists and followers settled outs de of Palestine.<br />

Some of the reasons that these individuals abandoned the country in which they and their families<br />

had lived for many generations (having lived there many years prior to the establishment of the<br />

illegitimate so-called “State of Israel”) include, ideological refusal to live under the illegitimate<br />

hertical “Israeil” regime, them being exiled by the Zionist government for their insistence of<br />

remaining independent of the illegitimate heretical regime or them being unable to live and normal<br />

family life due to them and their families being persistently harassed, repeatedly incarcerated and<br />

many times even physically tortured by the Zionist police and agents.<br />

This dispersion resulted in the emergence of various Neturei Karta establishments on the<br />

broader international scene. These establishments include synagogues, educational Institutions,<br />

publishing houses and organizations. The establishments in New York include three synagogues<br />

in Brooklyn (Boro Park and Williamsburg), three upstate, and organizations include the Friends<br />

21 Neturei Karta International


of Jerusalem in NY, NY. Neturei Karta is not – as is often alleged – and small sect or an extremist<br />

group of “ultra-orthodox” News. The Neturei Karta have added nothing to nor have they taken<br />

anything away from the written and oral law of the Torah as it is expressed in the Halacha and<br />

the Shulchan Aruch. The Neturei Karta are fighting the changes and inroads made by political<br />

Zionism during the past one-hundred odd years. <strong>Guide</strong>d by the rabbis of our time and under the<br />

inspiring leadership of the late Reb Amram Blau, the Neturei Karta refuse to recognize the right<br />

of anyone to establish and “Jewish” state during the present of exile.<br />

There are those who wish to play down the Neturei Karta and “its” Torah-true beliefs. This has<br />

been attempted many and time by stating that the Neturei Karta is and minority group and that<br />

compared to other Jewish groups the Neturei Karta aren’t even noticeable in terms of number.<br />

The name Neturei Karta is and name usually given to those people who regularly pray in the<br />

Neturei Karta synagogues (Torah Ve Yirah Jerusalem, Torah U’Tefillah London, Torah U’Tefillah<br />

NY, Beis Yahudi Upstate NY, etc.) study in or send their children to educational institutions run by<br />

Neturei Karta. Although it is true that the number of families which could be classified as Neturei<br />

Karta members or activists per-se is relativety small (several thousand), the number of Orthodox<br />

Jews who believe in the anti-Zionist ideology which Neturei Karta is known for, number in the<br />

hundreds of thousands.<br />

Neturei Karta opposed the so-called “State of Israel” not because it operates secularly, but<br />

because the entire concept of and sovereign Jewish state is contrary to Jewish Law.<br />

All the great rabbis who in accordance with Jewish Law opposed Zionism at Its inception did notdo<br />

so merely due to consideration of the secular lifestyles of the then Zionist leaders or even for their<br />

opposition to Torah heritage and rejection of its values and practices, but due to the fact that the<br />

entire concept of and Jewish state is in direct conflict with and number of Judaism fundamentals.<br />

Condemnation of and segregation from anything connected to our affiliated with the so-called<br />

modern day “State of Israel” is based on the Talmud, the key fundamental doctrine of the Oral The<br />

Talmud in Tractate Kesubos (p. 111a), teaches that Jews shall not use human force to bring about<br />

the establishment of and Jewish state before the coming of the universally accepted Mosbiach<br />

(Messiah from the House of David). Furthermore it states that we are forbidden, to rebel against<br />

the nations and that we should remain loyal citizens and we shall not attempt to leave the exile<br />

which G-d sent us into, ahead of time.<br />

Jews are not allowed to dominate, kill, harm or demean another people and are not allowed<br />

to have anything to do with the Zionist enterprise, their political meddling and their wars.<br />

Neturei Karta forbid any participation with the so-called “State of Israel”, or any of its subsidiaries.<br />

Neturei Karta followers do not participate in “Israeli” elections nor do they accept any aid from<br />

“Bituach Le’Umi (Social Security), and the educational institutions of the Neturei Karta reject<br />

any form of financial support from the so-called “Va’ad HaYeshivos” (Equiv. To Department<br />

of Education). The Zionist state employs and set of chief rabbis and uses religious parties to<br />

ornament their state with and clerical image. They study the Torah with commentaries altered<br />

to clothe the words with nationalistic nuances. Our rabbis have countless times proclaimed<br />

that it matters little which individuals or parties govern in the Zionist state because the very<br />

establishment and existence of the state itself is to be condemned and to be deplored.<br />

21 Neturei Karta International<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

The true Jews remain faithful to w belief and are not contaminated with Zionism. The true<br />

Jews are against dispossessing the Arabs of their land and homes. According to the Torah,<br />

the land should be returned to them.<br />

Neturei Karta deplore the systematic uprooting of ancient Jewish communities by the Zionists.,<br />

the shedding of Jewish and non-Jewish blood for the sake of Zionist sovereignty and the Neturei<br />

Karta favor and peaceful transition from the present Zionist rule to and non-Zionist entity.<br />

According to Judaic Law the Torah has the last word. There is no such thing as majority of Jews<br />

who happen to be Jewish by birth who can alter Torah Law in any way in fact even the greatest<br />

rabbi or as Maimonides writhes, “even the greatest prophet” (referring actually to an authentic<br />

prophet), has no right to distort or amend even one letter of the Torah.<br />

Rabbi Blau stated shortly before his death that the acceptance by the United Nations of the Zionist<br />

state as and member state constituted and grave injustice to the Jewish people. Neturei Karta<br />

hope that this great error will be corrected at the earliest opportunity. The Neturei Karta regret<br />

that the Zionist state has usurped the holy name of Israel and that the Zionists so often pretend<br />

to speak in the name of the Jewish people and assume the right to act on our behalf. Only those<br />

rabbis who have not been affected or influenced by the poison of Zionism, can be considered the<br />

spiritual leaders of today’s Jewry. The world must know that Zionists have illegitimately seized<br />

the name Israel and have no right to speak in the name of the Jewish people! The statements<br />

collected in the following categories have all been released to the press and general public by<br />

Neturei Karta International. By and large, they were timely pieces, geared to explaining the NKI<br />

position on specific issues or responding to critics. As such, the provide and window into the<br />

practical application of Torah first principles.<br />

The war against Zionism is no limited to the Israeli government. The philosophy of Zionism<br />

underwrites almost all of the misguided aggressive activities of so – called “Jewish spokesman”!<br />

as they relate to the non – Jewish world. Neturei Karta has demonstrated time and again that the<br />

Torah true approach which seeks accommodation and understanding is not only true and moral<br />

but more productive as well. It alone yields the peace that Jewry and mankind so desperately<br />

seek. NKI is completely opposed to the notion of demanding reparations from non – Jewish<br />

nations and / or individuals. In many cases the claims made are exaggerated or fraudulent.<br />

Of greater significance is the aura they carry of condemning whole peoples for the misdeeds of<br />

and few and of attacking descendants for the alleged misdeeds of their ancestors. Moreover, the<br />

entire approach is in utter contradiction with the humility befitting an exiled people and the dignity<br />

of and “nation of priests and holy nation”.<br />

Programm der Neturei Karta International mit Sitz in Monsey,<br />

State New York, USA<br />

Gründer: Rabbi Hillel Deutsch<br />

21 Neturei Karta International


Congregation Locations<br />

1. Jewish Congregation of Bad Pyrmont<br />

2. Jewish Congregation of Celle<br />

3. Liberal Congregation of Cologne, Gescher Lamassoreth<br />

4. The Bridge-Egalitarian Jewish Chavurah of Freiburg<br />

5. The Liberal Jewish Congregation of Truth and Peace in Gudensberg<br />

6. Synagogue Congregation of Halle<br />

7. Jewish Congregation of Hameln<br />

8. Liberal Jewish Congregation of Hannover<br />

9. New Path Congregation of Heidelberg<br />

10. Jewish Congregation of Hildesheim<br />

11. Liberal Jewish Congregation of Munich, Beth Shalom<br />

12. Jewish congregation of Seesen<br />

13. Liberal Jewish Congregation of Vienna, Or Chadasch<br />

Organizations that support progressive Judaism in<br />

Germany<br />

Abraham Geiger College<br />

Woman of Reform Judaism<br />

Liberal Jewish Congregation of Hannover<br />

(Liberale Jüdische Gemeinde Hannover e.V.<br />

New Path Congregation of Heidelberg<br />

(Derech chadasha Heidelberg e. V.)<br />

Liberal Jewish Congregation of Munich, Beth Shalom<br />

(Liberale Jüdische Gemeinde München, Beth Shalom e. V.)<br />

Liberal Jewish Congregation of Vienna, Or Chadasch<br />

(Liberale jüdische Gemeinde Or Chadasch)<br />

Liberal Jewish Congregation of Cologne, Gescher Lamassoreth<br />

(Jüdische Liberale Gemeinde Köln, Gescher Lamassoreth)<br />

The Liberal Jewish Congregation of Truth and Peace in Gudensberg<br />

(Jüdische Liberale Gemeinde Emet v’Schalom e.V. Gudensberg<br />

22 Congregation Locations<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Religionen respektieren, Tiere respektieren<br />

23 Religionen respektieren, Tiere respektieren


FALSCHE DEBATTE IM WESTEN BEZÜGLICH DES<br />

SCHÄCHTENS<br />

Unkenntnis der jüdischen und islamischen Normen: am Beispiel der Schweiz<br />

von Sami A. Aldeeb Abu-Sahlieh,<br />

Dr. jur. (1), Verantwortlicher für das arabische und islamische Recht im Schweizer Institut für<br />

vergleichendes Recht Dorigny, 1015 Lausanne<br />

(1) Arabischer Christ palästinensischer Herkunft und Schweizer Bürger. Autor zahlreicher<br />

Werke und Artikel über arabisches und islamisches Recht und über den Nahen Osten.<br />

Seite 4<br />

Geflügel wird in der Schweiz immer noch betäubungslos geschächtet.<br />

Seite 5<br />

Manche Leute sehen im Verbot des betäubungslosen Schächtens ein Zeichen von<br />

Antisemitismus.....Ohne das Vorhandensein einer antisemitischen Strömung zu leugnen, scheint<br />

uns eine solche Beschuldigung allzu allgemein zu sein. Man kann gegen den Stierkampf oder<br />

den Walfang sein, ohne spanier- oder japanerfeindlich zu sein. Die Gegner des betäubungslosen<br />

Schächtens als Antisemiten zu bezeichnen, ist ein Einschüchterungsversuch und ein<br />

Ablenkungsmanöver.<br />

Seite 8<br />

Autoren, die gegen das betäubungslose Schächten sind, wie u.a. Werner Hartinger, haben auf<br />

das Fehlen eines solchen Verbotes in den biblischen und talmudischen Texten hingewiesen.<br />

Diese Feststellung wird vom Rabbiner Levinger nicht verneint. Dieser hat sich trotzdem als Ziel<br />

gesetzt, das Verbot des betäubungslosen Schächtens in ganz Europa aufzuheben.<br />

21) Wir haben Kontakt mit ca. 20 Rabbinern aus den englischen und französischen<br />

Sprachbereichen aufgenommen, die uns alle auf das Werk des Rabbiners Levinger<br />

verwiesen haben.<br />

Seite 11<br />

Für die Juden muß das Tier beim Ausbluten weiterleben. Außerdem darf es nicht verletzt werden.<br />

Diese sind die zwei Forderungen, worauf sich die gegen die Betäubung eingestellten jüdischen<br />

Kreise stützen. Das ist beispielsweise die Position des Rabbiners Levinger, der sich in diesem<br />

Zusammenhang auf Schulchen Aruch bezieht, der die Meinung vertritt, daß das Tier beim<br />

Schächten weiterleben muß. Levinger schließt die Möglichkeit aus, mit chemischer Anästhesie<br />

zu betäuben, die die Qualität des Fleisches beeinträchtigt und es gefährlich macht, sowie die<br />

Anwendung von Karbondioxyd, die zur Erstickung des Tieres führen könnte. Was die Betäubung<br />

mit Elektronarkose angeht, verwirft er sie an sich nicht, er zweifelt aber, daß sie praktiziert<br />

werden könnte, ohne das Tier zu töten. Er bringt auch vor, daß die Elektronarkose aufgrund<br />

der Anwendung von Wasser in Schlachthöfen gefährlich sein könnte. Außerdem befürchtet er,<br />

24 Falsche Debatte im Westen bezüglich des Schächtens<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

daß die Betäubung das Tier verletzen könnte, was das Fleisch dann für den Verzehr ungeeignet<br />

machen würde. Wie man feststellen kann, basiert sein Widerstand gegen die Anwendung der<br />

Betäubung mit Elektronarkose nicht auf jüdischen religiösen Normen sondern auf praktischen<br />

Überlegungen.<br />

Seite 12<br />

In diesem Zusammenhang sieht das islamische Recht drei Schlachtungsmethoden vor, die das<br />

Fleisch für den Verzehr geeignet machen:<br />

• dhabh: bei Tieren mit einem kurzen Hals (Kuh, Schaf, Geflügel) angewendet. Bei dieser<br />

Methode wird die Kehle samt Luft- und Speiseröhren durchtrennt. Was die zwei Drosselvenen<br />

angeht, gibt es unterschiedliche Auffassungen bei den verschiedenen Riten. Man schneidet den<br />

Kopf nicht. Das Opfertier wird vorzugsweise auf die linke Seite in Richtung Mekka hingelegt.<br />

Je nach Ritus gibt es einige Varianten, ob diese Vorschriften einen zwingenden oder einfach<br />

empfohlenen Charakter haben.<br />

• nahr: diese Methode wird für das Schächten von Tieren mit einem langen Hals (Kamele)<br />

benutzt. Der Schächtstich wird unterhalb des Halses am Schlüsselbein vorgenommen.<br />

• ‘aqr: hier soll ein Tier verwundet werden, das man nicht fangen kann, wie z.B. bei Jagdbeuten<br />

oder einem unruhigen Rind.<br />

Seite 13<br />

Um den Normen zu entsprechen, muß das Tier bei der Schlachtung weiterleben. Infolgedessen<br />

ist eine Betäubung, die das Tier nicht tötet, zulässig. Zu diesem Schluß sind mehrere Fatwas<br />

gekommen, obwohl Moslems generell ohne Betäubung schächten, dies mehr infolge der Tradition<br />

als wegen religiöser Vorschriften. Man kann sogar sagen, daß die Betäubung den islamischen<br />

Normen mehr entspricht, wenn es darum geht, das Leiden des Tieres zu reduzieren.<br />

Seite 17<br />

Der Fall von Neuseeland verdient es, daß man sich mit der Situation in diesem Land befasst.<br />

Neuseeland exportiert große Mengen Halal-Fleisch in die islamischen Länder. Das National<br />

Animal Welfare Advisory Committee teilt mit, daß, obwohl Moslems in diesem Land die<br />

Möglichkeit haben, wegen Glaubensfreiheit eine Ausnahmegenehmigung erhalten zu können,<br />

haben sie die Elektronarkose am Kopf (head-only electrical stun) akzeptiert, die das Tier<br />

vorübergend bewußtlos macht. Diese Tötungsmethode wurde in Neuseeland in den 80er Jahren<br />

entwickelt. Das durch elektrischen Schlag getötete Tier spürt vor dem Schächten weder Schmerz<br />

noch Streß, und, sollte es nicht geschächtet werden, so kommt es wieder voll zu Kräften.<br />

Nicht so flexibel sind die Juden dieses Landes, die bereit sind, erst 10 Sekunden nach dem<br />

Schächtstich zu betäuben, dies um die Dauer des Schmerzes zu reduzieren. Die Elektronarkose<br />

wird bei Schafen nicht vorgenommen, da angenommen wird, daß sie 10 Sekunden nach dem<br />

Schächtstich außer Bewußtsein sind.<br />

Die Elektronarkose wird auch in Australien praktiziert, das genau wie Neuseeland viel Halal-<br />

Fleisch in die islamischen Nachbarländer exportiert.<br />

24 Falsche Debatte im Westen bezüglich des Schächtens


Im Vereinigten Königreich haben Verhandlungen zwischen der RSPCA (Royal Society for the<br />

Prevention of Cruelty to Animals) und jüdischen Kreisen stattgefunden, um Tiere mit dieser<br />

Methode zu betäuben, aber diese Verhandlungen haben noch zu keinem konkreten Ergebnis<br />

geführt. Juden und Moslems dürfen in diesem Land betäubungslos schächten. Trotzdem<br />

stammt ungefähr 90% des Halal-Fleisches von Tieren, die vor dem Schächten betäubt wurden.<br />

Außerdem betäuben Juden unmittelbar nach dem Schächtstich mittels Bolzenschuß (captive<br />

bolt pistol). (Bemerkung von M.-F. Kuss: die englischen Tierschützer, u.a. Compassion in World<br />

Farming, streben ein totales Verbot des betäubungslosen Schächtens an.)<br />

Daraus läßt es sich ableiten, daß die jüdischen religiösen Instanzen zwar prinzipiell nicht<br />

gegen eine Betäubung durch Elektronarkose sind, sondern zögern, eine solche Methode aus<br />

praktischen Überlegungen anzuwenden, die mit jüdischen religiösen Vorschriften nichts zu tun<br />

haben, welche lediglich zwei Forderungen haben: das Tier darf nicht verletzt werden und vor dem<br />

Ausbluten nicht sterben. Diese zwei Bedingungen können durch die Elektronarkose eingehalten<br />

werden. Was die islamischen religiösen Instanzen angeht, sind sie großzügiger, da sie mit der<br />

Betäubung der Tiere vor dem Schächten durch Elektronarkose oder Bolzenschuß einverstanden<br />

sind, unter der einzigen Bedingung, daß das Tier beim Ausbluten weiterlebt.<br />

Man stellt also fest, daß sich religiöse Behörden der Entwicklung der Gesellschaft anpassen<br />

können. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, daß religiöse Vorschriften in<br />

keiner Weise im Namen der Religionsfreiheit statisch angewendet werden dürfen. Selbst<br />

jüdische Vorschriften wurden im Laufe der Jahrhunderte geändert. So ist in der Bibel die<br />

Todesstrafe in folgenden Fällen vorgesehen: bei Ehebruch (Levitikus 20:10; Deuteronomium<br />

22:21), bei abnormem sexuellem Verhalten (Levitikus 20:13), bei Blasphemie (Exodus 21:17),<br />

bei Ungehorsam den Eltern gegenüber (Deuteronomium 21:18-21) und bei Verletzung der<br />

Sabbatruhe (Exodus 31:14). Außerdem darf sich laut Bibel nur der Ehemann scheiden lassen<br />

(Deuteronomium 24:1), und nur Söhne dürfen erben (Deuteronomium 21:15-17). Diese ganzen<br />

Vorschriften wurden von den Juden aufgegeben. Dies dürfte ermöglichen, daß die jüdischen<br />

Vorschriften (sollte es welche geben) bezüglich des Schächtens ebenfalls geändert werden,<br />

wenn es darum geht, einen Beitrag zur Minimierung der Schmerzen von Tieren zu leisten, was<br />

nach jüdischem Recht von größter Bedeutung ist.<br />

Seite 19<br />

Die Betäubung würde im Widerspruch zu den jüdischen und islamischen Normen stehen, wenn<br />

diese verlangen würden, die Tiere vor dem Schächten leiden zu lassen. Juden und Moslems<br />

meinen aber das Gegenteil und behaupten, daß das Tier nicht unnötig leiden sollte.<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Diejenigen, die gegen die Betäubung sind, meinen, die jüdische Schlachtmethode sei geeigneter,<br />

um die Schmerzen des Tieres zu reduzieren, und die Betäubung würde zusätzliches unnötiges<br />

Leid bedeuten. Diese jüdische Sichtweise wird von den verschiedenen Tierschutzorganisatio<br />

nen, der Schweizer Veterinärgesellschaft, dem Schweizer Metzgerverband, dem Bundesrat,<br />

dem Bundesveterinäramt und den Gesetzgebern der westlichen Länder, die die Betäubung<br />

vor dem Schlachten zwecks Reduzierung der Schmerzen des Tieres vorschreiben, längst nicht<br />

24 Falsche Debatte im Westen bezüglich des Schächtens


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

geteilt. In diesem Zusammenhang teilt das Bundesveterinäramt mit, daß es am 24. Juli 2001<br />

den Schlachthof von Besançon besucht hat, wo die Tiere für den Schweizer Markt geschächtet<br />

werden. Nach diesem Besuch „ist die Delegation nicht imstande zu bestätigen, daß die Tiere<br />

beim Schächten nicht leiden. Zahlreiche Tiere, die auf korrekte Weise geschächtet wurden,<br />

zeigten nach dem Schächtstich starke Abwehrreaktionen; der Hornhautreflex, das als Kriterium<br />

für die Bewußtlosigkeit dient, konnte noch manchmal bis zu 30 Sekunden nach dem Schächtstich<br />

klar und deutlich beobachtet werden.“<br />

Seite 20<br />

Man muß wissen, daß Juden mehr Tiere schlachten als sie Fleisch essen. Dies aus zwei<br />

Gründen: einerseits können geschächtete Tiere als nicht koscher erklärt werden; andererseits<br />

essen Juden den Unterteil nicht aufgrund des Verbots, den Ischiasnerv zu essen (Genesis 32:<br />

33), der sich nur schwer und mit hohen Kosten verbunden entfernen läßt. Das Fleisch von<br />

betäubungslos geschächteten Tieren und von den Juden als für den Verzehr ungeeignet erklärt,<br />

wird im allgemeinen ohne Bezeichnung auf dem Markt verkauft. Das als Informations de base<br />

sur l’abattage rituel (Grundlageninformationen bezüglich des Schächtens) genannte Dokument<br />

des Bundesveterinäramtes vom 20. September 2001 sagt in diesem Zusammenhang: Der<br />

Schächtstich ist nicht die einzige Voraussetzung fur das einwandfreie Schächten. Aus diesem<br />

Grund kommen nur ungefähr 10% der geschächteten Kälber als Koscherfleisch auf den Markt<br />

(ung. 30% des Großviehs). Außerdem wird nur der Vorderteil des Tieres als koscher erklärt; der<br />

Rest kommt auf den normalen Fleischmarkt.<br />

Seite 21<br />

...Juden sind dagegen, daß das Europäische Parlament die Koscherbezeichnung auf der<br />

Fleischverpackung fordert (Decision by European Parliament could raise cost of kosher food,<br />

The Midwest Jewish Week, 17.7.92, p. 4). Aber ein solcher Einfluß auf die Preise ist nicht<br />

Grund genug, um die moralischen Überzeugungen der Menschen zu verletzen, die gegen das<br />

betäubungslose Schlachten sind.<br />

24 Falsche Debatte im Westen bezüglich des Schächtens


„Der Mensch hat eine bestimmte Aufgabe in der Welt, darin besteht seine Bestimmung. Erfüllt<br />

er diese Aufgabe nicht, ist dies, als hätte er keinerlei Werke vollbracht ... Wenn du nun sagst:<br />

Jene Werke tue ich nicht, dafür aber doch so viele andere, so ist doch der Mensch nicht für<br />

diese anderen Werke geschaffen. Es ist, als ob du ein Schwert aus feinstem indischen Stahl aus<br />

der Schatzkammer des Sultan holtest und es dann zum Schlachtermesser machtest, um damit<br />

angefaultes Rindfleisch zu schneiden. Und dann sagst du: Ich lasse dieses Schwert nicht müßig<br />

herumhängen, ich benutze es für etwas Nützliches. (S. 82)<br />

4. Rumi dient dem Menschen völlig uneigennützig, rein aus Achtung vor ihm. Wer zu solch einem<br />

Dienst nicht bereit ist, kann niemandes Führer sein, kann anderen keinen Weg aufzeigen. Nach<br />

dem Koran haben nur diejenigen das Recht, andere auf den Weg zur Unendlichkeit, zum Guten<br />

und Wahren zu führen, die uneigennützig, als Führer und Wegweiser dienen. Weiter heißt es<br />

dort, dass der einzelne nur durch solche wegweisenden Vermittler zur Reife zu gelangen vermag:<br />

„Folgt denen, die keinen Lohn von euch verlangen und die rechgeleitet sind, sie werden euch zur<br />

Wahrheit führen“ (Sure 36, Vers 21). Dieses uneigennützige Dienen führt bei den Propheten und<br />

den ihnen folgenden, erhabenen Seelen zu einer Stufe der Güte, auf der allein des Wohls anderer<br />

gedacht wird. Die Ethik der Güte wird im Koran als das vollendete Dienen gepriesen (Sure 59,<br />

Vers 9 f). (S. 94)<br />

Rumi über den Islam<br />

aus: Rumi und die islamische Mystik, Yasar Nuri Ötztürk, Grupello Tatsachen<br />

1. Auflage - 2002, Grupello Verlag Düsseldorf<br />

25 Rumi über den Islam<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

Botschaft<br />

1. Der Islam versteht sich als eine Religion der Liebe und der Toleranz, so spricht der Prophet.<br />

2. Das Christentum lehrt die Bewahrung der Schöpfung und die Umsetzung der Barmherzigkeit<br />

zu unseren Mitgeschöpfen.<br />

3. Die Tora gebietet Freundlichkeit zu Tieren und verbietet Tierquälerei.<br />

Es ist unsere wichtigste Aufgabe im Jahr 2003 diese ethischen Werte zu verteidigen, für sie zu<br />

kämpfen und vor allem - diese selbst umzusetzen.<br />

Nur in diesem Sinne kann ein interkultureller Austausch praktiziert werden.<br />

Mesaj<br />

1. Hz.Peygamber böyle buyurmaktadir: Islam dini sevgi ve hosgörü üzerine kurulmustur.<br />

2. Hristiyanlik dini böyle buyurmaktadir: Doganin korunmasini saglamamiz ve dünya yasamimizi<br />

paylasmakta oldugumuz tüm canlilara merhametli olmamizdir.<br />

3. Tora sunlari buyurmaktadir: Hayvanlara iyi davraniniz ve onlara eziyet etmeyiniz.<br />

2003 yilinda en önemli görevlerimiziden biri yukarida buyurulan etik degerlerin korunmasini<br />

saglamamiz, bu korunmanin gerceklesebilmesi icin gerekli mücadelenin verilmesidir.<br />

Inter-kültürel bir isbirligi ancak bu kriterlerin yerine getirilmesi yolu ile gerceklesebilir.<br />

Sevgilerimizle, Dipl.-Ing. Ingo Marco Pannicke und Adile Pannicke<br />

März 2003<br />

26 Boschaft


27 „Berliner Erklärung“<br />

<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2


<strong>Kleiner</strong> <strong>Guide</strong> 2<br />

27 „Berliner Erklärung“

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