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recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

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er zum damaligen Zeitpunkt nach eigenem Empfinden immer noch als „Ausnahmezustand“<br />

erlebe, wie er im Gespräch mit Herlinde Koelbl bekennt.<br />

Es ist sein Hang zur Koketterie, den Schirrma<strong>che</strong>r bei Bekundungen dieser Art<br />

ausspielt, nicht etwa Selbstironie. Er inszeniert sein Amt und seine Person als zu<br />

wichtig, als dass er sie tatsächlich hinterfragen wollte. So habe die „Vorstellung,<br />

dass ich vierzig Jahre lang Literatur<strong>che</strong>f der FAZ bleiben könnte, ja durchaus<br />

etwas Beängstigendes, vielleicht nicht nur für mich, auch für meine Umwelt.“<br />

Wie sehr er damit Recht haben sollte, zeigt sich 1996, als er seit zwei Jahren<br />

Mitherausgeber der FAZ ist und der Spiegel über den „Überflieger im Abwind“<br />

schreibt. Schirrma<strong>che</strong>rs Doktorarbeit, die formalen Universitätsregeln angeblich<br />

nicht genüge, weil sie bereits im Suhrkamp Verlag publiziert war, ist nur der Aufhänger<br />

für die Spiegel-Geschichte, die ein klares Ziel hat: seinen Sturz. Das FAZinterne<br />

Unbehagen an Schirrma<strong>che</strong>r ist zu groß geworden.<br />

Schirrma<strong>che</strong>r gibt den Chef nach allen Regeln der Führungskunst; ein Tabubruch<br />

im bis dahin bis zur Selbstverleugnung beherrschten Umgang innerhalb der FAZ.<br />

Schirrma<strong>che</strong>r lebt von der Aura, die eine Institution wie die ‘Zeitung für Deutschland’<br />

(FAZ-Selbstverständnis) und ein Amt wie das des Herausgebers auf seine<br />

Person übertragen, und reizt sie aus. Gerade weil ihm das natürli<strong>che</strong> Charisma<br />

eines Chefs fehlt.<br />

Was Schirrma<strong>che</strong>r rettet, ist ein Statement, das ihn nach außen hin absi<strong>che</strong>rt.<br />

Von jenem Mann, der 1994, unter anderem mit Unterstützung von Helmut Kohl,<br />

Schirrma<strong>che</strong>rs Inthronisierung als Herausgeber forciert hat. Gegenüber dem<br />

Magazin Focus lässt Hugo Müller-Vogg am 20. Mai 1996 wissen, dass die<br />

Herausgeber der FAZ natürlich zu Frank Schirrma<strong>che</strong>r stünden. „Das sollten alle<br />

Spiegel-IMs genau wissen.“<br />

Fünf Jahre später wird Hugo Müller-Voggs Arbeitsverhältnis in einem ebenso<br />

Aufsehen erregenden Zug beendet, unter Zustimmung aller Herausgeber.<br />

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