24.11.2012 Aufrufe

recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Am 1. Januar 1989 übernimmt Schirrma<strong>che</strong>r die Leitung der FAZ-Redaktion<br />

‘Literatur und Literaris<strong>che</strong>s Leben’. Fest spricht sich dezidiert gegen die Generation<br />

der Achtundsechziger in seinem Haus aus, die natürli<strong>che</strong>rweise am Zug<br />

gewesen wäre. Ab jetzt geht es Schirrma<strong>che</strong>r ums Ganze, um die Formung eines<br />

Feuilletons nach seinem Bilde. Um den Weg zur Herausgeberschaft. Und um die<br />

Wiederannäherung an Marcel Reich-Ranicki, den selbst ein Frank Schirrma<strong>che</strong>r<br />

nicht als Feind wissen möchte, wie er lange vor seiner Verteidigung von Martin<br />

Walsers Paulskir<strong>che</strong>nrede 1998, dem Lamento über die „moralis<strong>che</strong> Keule Auschwitz“,<br />

ahnt.<br />

Und lange bevor er jenen Martin Walser 2002 mit einem öffentli<strong>che</strong>n Brief anlässlich<br />

des noch unveröffentlichten Bu<strong>che</strong>s ‘Tod eines Kritikers’ mit schweren<br />

Antisemitismus-Vorwürfen, gegen die er ihn zuvor verteidigt hatte, gleichsam<br />

selbst hinzurichten versucht. Eine Debatte, die wegen ihres Tabubruchs einschlug:<br />

Zum ersten Mal in der deuts<strong>che</strong>n Verlagsgeschichte wurde ein noch<br />

unveröffentlichtes Buch heftig diskutiert. Ein Coup. Aus seiner, aus Schirrma<strong>che</strong>rs<br />

Sicht.<br />

Hamburg, Mitte Mai 2006. Was Frank Schirrma<strong>che</strong>r heute wie damals wirklich<br />

liegt, ist die Party nach jeder offiziösen Feierlichkeit, wie auch diese in der Kantine,<br />

im Keller des Deuts<strong>che</strong>n Schauspielhauses, wo beim Dinner Kerzenleuchter<br />

künstli<strong>che</strong>n Glanz auf so manch schweißperlende Stirn zaubern. Von jetzt an<br />

wird es auch sein Abend sein, auf der inoffiziellen Bühne, zwis<strong>che</strong>n den runden<br />

Tis<strong>che</strong>n, an denen nun die Mitglieder der Mediengesellschaft ihre Plätze einnehmen.<br />

Nur einer wird beständig zwis<strong>che</strong>n allen Tis<strong>che</strong>n herumflitzen, die aus der<br />

Vogelperspektive wie die Knotenpunkte eines Netzwerks aussehen, das sich<br />

informell über den Abend spannt. Frank Schirrma<strong>che</strong>r wird seine Reise nach<br />

Jerusalem spielen. An jedem Tisch ein Stuhl, der frei ist, kurz auch für ihn.<br />

Als Helmut Markwort, Focus-Chefredakteur, vom Buffet zurückkehrt und seinen<br />

Platz einnehmen will, steht Schirrma<strong>che</strong>r auf. Die Männer la<strong>che</strong>n. Selbstverständlich<br />

dürfe Schirrma<strong>che</strong>r seinen Stuhl kurz haben. Machtkoketterie.<br />

90

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!