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recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

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Vor allem beeindruckt der Student Schirrma<strong>che</strong>r schon damals mit seiner Begeisterungsfähigkeit<br />

und Neugier, die viele ansteckt. Als die neue Computergeneration<br />

mit Basic-Programmierspra<strong>che</strong> aufkommt, sitzt Schirrma<strong>che</strong>r stundenlang<br />

vor seinem Armstrat, programmiert und programmiert, bis so man<strong>che</strong>r Zigarettenbrandfleck<br />

die Tastatur ziert. Das Neue beherrs<strong>che</strong>n, die neue Technik, das<br />

ist es, was zählt.<br />

Ein Emphatiker sei er, sagen Mens<strong>che</strong>n, die ihm nahe stehen, eine Kategorisierung,<br />

die erst jüngst heftig diskutiert wurde in einer Debatte über Literaturkritik<br />

und wie sie sich zu positionieren habe, am Beispiel des stellvertretenden Leiters<br />

des FAS-Feuilletons Volker Weidermann und dessen Literaturgeschichte von<br />

1945 bis heute. Begeisterung statt geistiger Askese. Schirrma<strong>che</strong>r gibt den<br />

Emphatiker, der jedoch nie sein eigentli<strong>che</strong>s Ziel aus den Augen verliert: Spuren<br />

zu hinterlassen. Schon früh beschäftigt Schirrma<strong>che</strong>r der Topos der Vergänglichkeit,<br />

wie er in den Interviews mit Herlinde Koelbl beschreibt: „Was mich immer<br />

schon geängstigt hat, ist das Problem der Vanitas, der Vergänglichkeit. Es ist der<br />

Tod, der alles in Bewegung setzt. Ein Nie-da-gewesen-Sein, darauf läuft es hinaus.<br />

Nicht nichts zu sein, sondern nie da gewesen zu sein.“<br />

Im Umkehrschluss sind es die Spuren der Unvergänglichkeit, die ihn auch in<br />

nichtliteraris<strong>che</strong>n Berei<strong>che</strong>n faszinieren. Als er die Noten einiger der verschollen<br />

geglaubten 109 Flötensonaten von Friedrich dem Großen zu sehen bekommt, die<br />

ein Freund und Musiker in einem Archiv in Ostberlin entdeckt und abgeschrieben<br />

hat, pocht er mit Vehemenz darauf, dass die Sonaten doch auch unbedingt aufgeführt<br />

werden müssten. Als größte Genugtuung wird er 1997 einen Tagebu<strong>che</strong>intrag<br />

von Ernst Jünger beschreiben, der ihn, Frank Schirrma<strong>che</strong>r, in sein<br />

biografis<strong>che</strong>s Werk aufnahm. „Es war immer ein infantiler Traum von mir“,<br />

gesteht Schirrma<strong>che</strong>r, „jetzt ist ein Fäser<strong>che</strong>n meiner Existenz in dieses Werk<br />

eingewoben.“<br />

Aus Sicht des Mittzwanzigers kann es in den Achtzigerjahren kaum eine angemessenere<br />

biografis<strong>che</strong> Möglichkeit zur geistigen Unsterblichkeit geben als die<br />

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