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suchungshaft. Mitte Oktober erhebt die Staatsanwaltschaft Dessau Anklage,<br />

wegen schwerer und einfa<strong>che</strong>r Körperverletzung. Nico K. drohen nun bis zu zehn<br />

Jahre Haft. In den nächsten Tagen wird das Landgericht Dessau vermutlich die<br />

Anklage zulassen.<br />

Für die Polizei ist der Fall jedoch nicht erledigt. „Es gab Kommunikationsbruchstellen“,<br />

sagt Sven Gratzik, Chef des Staatsschutz-Kommissariats in Dessau. Für<br />

einen Polizeiführer äußert er sich erstaunlich offen. Schon bei der Festnahme<br />

des Schlägers auf dem Heimatfest hätten sich die Beamten per Funk erkundigen<br />

sollen, ob Nico K. polizeilich bekannt ist, sagt Gratzik. Sie hätten auch gleich<br />

den Freund von Müller befragen können, der mit dem Wachdienstmann den<br />

Gewalttäter auf dem Heimatfest aufgespürt hatte. „Ich verstehe nicht, warum<br />

man nicht alles tat, um den politis<strong>che</strong>n Hintergrund aufzuklären“, Gratzik hebt<br />

die Arme. „Man hat Routine an den Tag gelegt, aber Routine kann tödlich sein.“<br />

Er hat nun die Beamten im Einzugsbereich der Polizeidirektion Dessau vergattert,<br />

sich auch beim geringsten Verdacht auf eine politis<strong>che</strong> Straftat sofort bei<br />

ihm zu melden. „Jetzt werde ich öfter angerufen“, Gratzik lä<strong>che</strong>lt. Eher drohend<br />

als ironisch.<br />

Der Staatsschützer wundert sich auch, warum der Magdeburger Beamte nicht<br />

sofort berichtete, was der verletzte Punk im Krankenhaus ausgesagt hatte.<br />

„Auch wenn das Protokoll noch nicht unterschrieben war, hätten wir einen<br />

Ermittlungsansatz gehabt“, sagt Gratzik. Dass der Polizist später Andreas Müller<br />

das Protokoll ungelesen abzeichnen ließ, hält Gratzik für weniger schlimm. „Er<br />

hat nichts Fals<strong>che</strong>s unterschreiben lassen“, außerdem habe der Beamte direkt<br />

nach der Vernehmung den Text vom Laptop vorgelesen. Was den vibrierenden<br />

Kriminalrat viel stärker nervt, sind die zwei Wo<strong>che</strong>n Verzögerung beim Zugriff<br />

auf den Gewalttäter.<br />

Das Revier in Zerbst bleibt gemächlich. Der Fall vom Sommer sei noch nicht ausgewertet,<br />

sagt der Leiter Einsatzdienste, Mike Reiß. Weiter gehende Fragen will<br />

er nicht beantworten. Auch in der Stadtverwaltung ist die Neigung gering, sich<br />

zu äußern. Eine Sp<strong>re<strong>che</strong>r</strong>in sagt Anfang November, zu dem Fall gebe nur Kultur-<br />

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