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recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

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hängigkeit vom Staat und seinen Institutionen,<br />

aber auch um die Unabhängigkeit<br />

von der Wirtschaft und ihren<br />

Mechanismen. Nicht zuletzt um die<br />

Unabhängigkeit von unserer eigenen<br />

Gier!<br />

Denn diese unsere Unabhängigkeit ist<br />

Voraussetzung für das Funktionieren<br />

der doch sehr unübersichtlich gewordenen<br />

Demokratie. An uns wäre es, die<br />

Übersichtlichkeit wieder herzustellen.<br />

Bedingung dafür wäre dann allerdings<br />

auch, dass für die Bürger überhaupt<br />

erst ersichtlich würde, wer wir sind,<br />

wo wir herkommen, wo wir stehen.<br />

Glauben Sie im Ernst, dass die Mens<strong>che</strong>n<br />

in dieser unübersichtli<strong>che</strong>n Zeit<br />

eine Ahnung davon haben, wie es in<br />

unserem Beruf zugeht? Weil sie die<br />

nicht haben, nicht haben können, sind<br />

sie misstrauisch geworden.<br />

Ja, uns Journalisten schlägt Misstrauen<br />

entgegen!<br />

Es herrscht die Meinung: Die Journalisten<br />

schreiben sowieso, was sie wollen.<br />

Der Satz passt zu einem anderen<br />

berühmten Klis<strong>che</strong>e: Die Politiker<br />

ma<strong>che</strong>n sowieso, was sie wollen.<br />

29<br />

Misstrauen in die Berufsleute der<br />

Demokratie, und das sind nun mal<br />

Journalisten wie Politiker, schwächt<br />

die Demokratie. Dauerndes Misstrauen<br />

unterhöhlt sie. Grundsätzli<strong>che</strong>s<br />

Misstrauen zerstört sie.<br />

Demokratie, sehr verehrte Damen und<br />

Herren, ist nämlich nie gesi<strong>che</strong>rt. Sie<br />

ist höchstens ein biss<strong>che</strong>n si<strong>che</strong>rer, so<br />

lange sie gelebt wird, so lange sie von<br />

einer engagierten Elite von Bürgern<br />

leidenschaftlich vorgelebt wird.<br />

Das wäre dann die wahre Elite einer<br />

demokratis<strong>che</strong>n Gesellschaft: Bürgerinnen<br />

und Bürger aus allen sozialen<br />

Schichten, die sich dem demokratis<strong>che</strong>n<br />

Ges<strong>che</strong>hen mit heiligem Feuer,<br />

mit „feu sacré“ verschreiben.<br />

Dazu aber zählen vorab die Journalisten.<br />

Sie ma<strong>che</strong>n Stimmung für die<br />

Demokratie – oder sie ma<strong>che</strong>n sie<br />

kaputt.<br />

Weshalb, sehr verehrte Damen und<br />

Herren, werde ich hier so eindringlich,<br />

so leidenschaftlich, ja so streng?<br />

Anmassend will ich nicht sein. Aber<br />

erlauben Sie mir, aus Schweizer Sicht

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