24.11.2012 Aufrufe

recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nahmsweise einmal selbst ins Gebet?<br />

Ich habe schon von der grossen Stunde<br />

des deuts<strong>che</strong>n Journalismus gespro<strong>che</strong>n:<br />

von der „Spiegel“-Affäre<br />

1962, die ja auch die grosse Stunde<br />

der deuts<strong>che</strong>n Demokratie war. Rudolf<br />

Augstein hat damals den Begriff<br />

geprägt, sein Magazin sei das „Sturmgeschütz<br />

der Demokratie“.<br />

Was aber, wenn „der Spiegel“ heute<br />

nur noch ein Sturmgeschütz wäre? Aus<br />

purer Lust am Kanonendonner? Und<br />

wir Journalisten nur noch Kanoniere in<br />

eigener Sa<strong>che</strong>?<br />

Ich will das jetzt nicht einfach krude<br />

behaupten. Aber ich wage es dennoch,<br />

provokativ darüber nachzudenken.<br />

Und ich weiss, wel<strong>che</strong>r Gefahr ich mich<br />

dabei aussetze, denn seit der „Spiegel“-<br />

Affäre gilt der deuts<strong>che</strong> Journalismus<br />

als geheiligt. Wer Kritik daran übt, begeht<br />

ein Sakrileg, wird sofort der undemokratis<strong>che</strong>n<br />

Mentalität bezichtigt.<br />

Was wir täglich, stündlich, online<br />

sogar minütlich dürfen, nämlich<br />

lamentieren und kritisieren, das dürfen<br />

die Anderen uns gegenüber noch<br />

lange nicht. Am wenigstens die Politiker.<br />

Also müssten wir es eigentlich selber<br />

tun.<br />

Wir müssten uns fragen: Wie viel Loyalität<br />

darf die Demokratie von uns erwarten?<br />

Darf sie überhaupt Loyalität<br />

erwarten? Verdienen die Institutionen<br />

der Demokratie unseren Respekt? Die<br />

Regierung zum Beispiel? Oder das Parlament?<br />

Womöglich gar die Parteien?<br />

Wären wir Journalisten mit den Politikern<br />

ganz allein auf der Welt, hätten<br />

wir keinerlei Rücksichten zu nehmen.<br />

Doch wir sind mit den Politikern nicht<br />

allein. Wir schreiben für Leser, wir<br />

spre<strong>che</strong>n zu Zuhörern und Zuschauern.<br />

Und unsere Leser und Zuhörer<br />

und Zuschauer sind Bürger.<br />

Was stellen wir mit ihnen an? Dies nur<br />

mal ketzerisch vor mich hin gefragt ...<br />

Wenn auf einer Titelseite die ganze<br />

deuts<strong>che</strong> Politik als Lachnummer verhöhnt<br />

wird, dann höhnen Millionen<br />

über die Politik.<br />

Wenn die Politiker in einem Fernsehbeitrag<br />

pauschal als Lügner diffamiert<br />

werden, dann verlieren Millionen ihren<br />

Glauben.<br />

26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!