recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

mutloser und angepasster geworden?
HP:
Beides. Die größere Angepasstheit hat
etwas mit dem schwierigen Arbeitsmarkt
zu tun. Wer einen Job braucht,
wer Aufträge braucht, wer sich irgendwie
über Wasser halten muss, der wird
sich nicht dadurch hervortun, dass er
gegen den Strom schwimmt.
TL:
Wie bewerten Sie den Wirtschaftsjournalismus
in Deutschland?
HP:
Er steht seinen Subjekten und Objekten
ziemlich nahe, betrachtet sich oft
selber als Teil der Wirtschaft und steht
ihrem Mainstream ziemlich nahe. Die
Meinungsvielfalt, die es ansonsten bei
fast allen politischen Streitfragen gibt,
ist im Bereich des Wirtschaftsjournalimus
beschränkt. Der deutsche Wirtschaftsjournalismus
erscheint mir als
ziemlich monolithischer Block.
TL:
In Großbritannien wird darüber diskutiert,
dass die (Boulevard-)Medien die
eigentliche Opposition wären. Sehen
Sie diese Tendenz auch in Deutsch-
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land, in Zeiten der großen Koalition?
HP:
Presse ist immer Opposition, nicht
Fundamental-Opposition, aber Opposition.
Wenn sie nur als Lautsprecher
der Mächtigen fungiert, widerspricht
das der Pressefreiheit. Wenn in Zeiten
von großen Koalitionen der politische
Chor sehr einheitlich wird, hört man
die Stimme der Opposition Presse
umso lauter.
TL:
Wie kann man junge Leute für den
Journalismus begeistern?
HP:
Das muss man nicht erst, sie sind es.
Man muss ihnen aber klarmachen,
dass Journalismus nichts mit Schnick-
Schnack, Schi-Schi und Promi-Getue
zu tun hat, sondern harte Arbeit ist.
TL:
Journalistische Lebensweisheit?
HP:
Qualität kommt von Qual.
Guter Journalismus ist anstrengend.