recher che-stipendium - Otto Brenner Shop
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„Qualität kommt von Qual“<br />
Fragen von Dr. Thomas Leif an Dr. Heribert Prantl<br />
TL:<br />
Wo sehen Sie die größten Defizite im<br />
deuts<strong>che</strong>n Journalismus?<br />
HP:<br />
Ich rede primär vom politis<strong>che</strong>n Journalismus:<br />
Der deuts<strong>che</strong> Journalismus<br />
ist hier kurzatmig geworden, er ist viel<br />
zu oft viel zu oberflächlich; er dringt<br />
nicht in die Materie ein, er setzt sich<br />
nur drauf. Er fliegt, wenn man es beschönigend<br />
sagen will, wie ein Schmetterling,<br />
von Blüte zu Blüte, ob es nun<br />
eine Sumpfdotterblume oder eine Nelke<br />
ist. Da muss man dagegen halten.<br />
Es gibt vier gefährli<strong>che</strong> Tendenzen:<br />
Erstens die Vermischung von Journalismus<br />
und PR; es macht die Pressefreiheit<br />
kaputt, wenn sich unter ihrem<br />
Mantel Werbung, Promotion und Product<br />
Placement verbergen.<br />
Zweitens die Vermischung von Journalismus<br />
und Unterhaltung, von Information<br />
und Unterhaltung. Wenn Journalismus<br />
immer unterhaltend sein soll, verflacht<br />
er: weil er dann schwierige Materien<br />
vermeidet oder sie so personalisiert,<br />
dass sie unterhaltend werden.<br />
Drittens die Vermischung von Journalis-<br />
mus und Politik. Journalisten dürfen sich<br />
nicht zu Handlangern oder Büchsenspannern<br />
von Parteien ma<strong>che</strong>n lassen.<br />
Viertens die Vermischung von Journalismus<br />
und Ahnungslosigkeit: Ein Journalismus<br />
muss von den Subjekten und<br />
Objekten, mit denen er sich befasst,<br />
viel wissen. Das erfordert gute Ausbildung<br />
und gründli<strong>che</strong> Re<strong>che</strong>r<strong>che</strong>. Die<br />
Gefahr wächst, dass das unter Kostendruck<br />
mehr und mehr verloren geht.<br />
TL:<br />
Warum wird nicht intensiver <strong>re<strong>che</strong>r</strong>chiert<br />
und mutiger analysiert und bewertet?<br />
HP:<br />
Intensive Re<strong>che</strong>r<strong>che</strong> ist teuer. Sol<strong>che</strong><br />
Re<strong>che</strong>r<strong>che</strong>n leiden unter Sparzwängen.<br />
Im übrigen ist auch das Rechtsstreitrisiko<br />
gestiegen – auch Prozesse sind<br />
teuer; Redaktionsleitungen s<strong>che</strong>uen<br />
angesichts knapper Etats die Kostenrisiken.<br />
Und mutiger Analyse und mutiger<br />
Kommentar? Mut braucht man<br />
eigentlich nicht, man darf nur nicht<br />
bequem sein.<br />
TL:<br />
Haben sich die Medien als Abnehmer<br />
verändert oder sind die Journalisten<br />
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