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Wie Investoren die Traditionsfirma Grohe auspressen<br />
Der WDR-Autor Hubert Seipel erzählt die Geschichte des sauerländis<strong>che</strong>n Traditionsunternehmens<br />
‘Grohe’, das bis 1999 im Familienbesitz war. Dann wurde der<br />
Badezimmer-Armaturenhersteller zweimal innerhalb von fünf Jahren an internationale<br />
Investoren verkauft und steht unter doppeltem Druck:<br />
Die Kreditzinsen für die durch Banken finanzierte Übernahme müssen von der<br />
gekauften Firma aufgebracht werden. Zeitgleich fordern die Investoren eine<br />
Profiterhöhung von 20 % auf 28 % Rendite. Aus diesem Grund wurde beschlossen<br />
Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern und die Teilproduktion der Marke<br />
‘Grohe’ durch Massenproduktion in Asien zu ersetzen.<br />
Seipel thematisiert sehr einfühlsam und kritisch die Schattenseiten der Globalisierung<br />
am Beispiel des Schicksals der ‘Grohe’-Belegschaft. In sachli<strong>che</strong>m,<br />
manchmal auch ironis<strong>che</strong>m Ton stellt er dar, wie die Angestellten den Verkauf<br />
des Traditionsunternehmen miterleben und langjährige Mitarbeiter getäuscht<br />
und enttäuscht werden. So darf der 21 Jahre im Betrieb beschäftigte Gießer Lo<br />
Conte nach seiner Kündigung noch sechs Wo<strong>che</strong>n lang thailändis<strong>che</strong> Mitarbeiter<br />
im Metallschmelzen anlernen.<br />
Der Film zeigt die Entstehung neuer Arbeitsplätze in Thailand ebenso wie das<br />
ungewisse Schicksal der entlassenen Arbeiter in Deutschland und macht die<br />
Wucht des Zusammenpralls zweier Welten deutlich: der globalen Welt der internationalen<br />
Finanzstrategen der Texas Pacific Group und dem einstigen Familienbetrieb<br />
mit seinen Angestellten.<br />
Der Autor Hubert Seipel verliert niemals die Ernsthaftigkeit des Themas, das<br />
Schicksal der arbeitslos gewordenen Mitarbeiter, aus den Augen. Auch nicht<br />
durch die an Situationskomik grenzenden Szenen vom mit Blaskapellenmusik<br />
umrahmten Empfang thailändis<strong>che</strong>r Geschäftspartner im sauerländis<strong>che</strong>n<br />
Hemer.<br />
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