September 07 | No. 15 - Das Magazin für Kunst, Architektur und ...
September 07 | No. 15 - Das Magazin für Kunst, Architektur und ...
September 07 | No. 15 - Das Magazin für Kunst, Architektur und ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fehlstart<br />
oder<br />
Neustart?<br />
HFBK: NACH DEM BOYKOTT IST VOR DEM BOYKOTT<br />
Hamburgs Sommermärchen las sich wie die Geschichte von David <strong>und</strong><br />
Goliath. Als einzige in Deutschland hatten Studenten der Hochschule<br />
<strong>für</strong> bildende Künste (HfbK) einen erfolgreichen Boykott der Semestergebühren<br />
organisiert. Ihr Entschluss fand b<strong>und</strong>esweit Beachtung,<br />
auch bei vielen Lehrenden der Schule, gleichwohl Martin Köttering,<br />
ihr Direktor, nur halbherzig seinen Studenten Rückendeckung gab.<br />
Die eine Hand verweigerte er, um seine Loyalität der Stadt <strong>und</strong> Wissenschaftssenator<br />
Jörg Dräger gegenüber zu erweisen, in der anderen<br />
hielt <strong>und</strong> hält er ein Kompromiss-Angebot. Dieses läuft auf eine Art<br />
Verrechnung aus. Semestergebühren bleiben, aber die oft hohen Unkosten<br />
der Studierenden wie Material- oder Atelierkosten könnten damit<br />
verrechnet werden. Köttering ist immerhin zu zugestehen, dass er<br />
sich bereits im vergangenen Jahr gegen die Einführung von Semestergebühren<br />
einsetzte, mit seinem Vorschlag aber alleine da stand. So<br />
bleibt dem wider den eigenen Willen handelnden Schulleiter jetzt nur<br />
die Chance auf eine Einigung, vorausgesetzt die Exmatrikulierten (gut<br />
250) zahlen bis Ende <strong>September</strong> <strong>und</strong> werden dann, so Kötterings Versprechen,<br />
wieder in die Gemeinde der Studierenden aufgenommen.<br />
Eine Versöhnung mit den Boykottierenden ist jedoch weit in die Ferne<br />
gerückt. David sieht sich nun ganz in seiner Rolle als Widerstandskämpfer<br />
<strong>und</strong> hofft, seine Schleuder soweit gespannt zu haben, um<br />
Goliath ins Wanken zu bringen. Denn längst sieht sich die Boykott-<br />
Gemeinde nicht mehr mit der Frage „Semestergebühren ja oder nein“<br />
konfrontiert. Sie hat fast nur noch Symbolkraft <strong>für</strong> einen gr<strong>und</strong>sätzlicheren<br />
Kampf, der die Umstrukturierung der Schule betrifft, sowie<br />
das Gr<strong>und</strong>recht auf Bildung. Deshalb weisen die Zahlungsverweigerer<br />
in ihren Widersprüchen auch darauf hin, dass „Studiengebühren insgesamt<br />
rechtswidrig sind.“<br />
Juristisch vertreten werden die Boykottierenden der Hfbk <strong>und</strong> weiterer<br />
Hochschulen durch die Kanzlei Klingner & Koll. Sobald die<br />
Widerspruchsverfahren abgeschlossen sind, plant sie vor dem Hamburger<br />
Verwaltungsgericht einen ersten Musterprozess zu führen.<br />
Mit Sicherheit wird es ein Prozess durch die Instanzen, da hier gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Urteile gefällt werden müssen. Wie vertragen sich Semestergebühren<br />
mit dem Recht auf freie Bildung, <strong>und</strong> wieweit sind die an<br />
den einzelnen Schulen unterschiedlichen Regelungen von Gebührenbefreiungen<br />
vertretbar? Nur zwei von mehreren Fragen, mit denen<br />
Fotografien von<br />
Haare<br />
Herlinde Koelbl<br />
Museum <strong>für</strong><br />
<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Gewerbe<br />
Hamburg<br />
31. 8.–18.11. <strong>07</strong><br />
di–so 10–18, do 10–21<br />
mkg-hamburg.de<br />
Thema o.T. 5<br />
man an den aktuellen Verordnungen rütteln will. Aussichten auf Erfolg<br />
gibt es, gleichwohl gegen geltendes Gesetz zu klagen die Chancen<br />
keineswegs vergrößert.<br />
Die Boykottierenden der HfbK wollen ihren Kampf auf keinen Fall<br />
aufgeben. In der Zeit vom 19. bis 26. <strong>September</strong> erproben sie das<br />
Projekt einer offenen Schule, ein „Trimester“ mit täglichem Abendbrot,<br />
Kasperltheater, Erotikfilm <strong>und</strong> Diskussionsveranstaltungen zur<br />
Umstrukturierung der Hochschule. Am 21. tagt dann das Koordinationsgremium<br />
des 1999 ins Leben gerufenen Aktionsbündnis gegen<br />
Studiengebühren (ABS). So kommt ein juristisch <strong>und</strong> aktionistisches<br />
Bündnis zusammen, das vielleicht eines Tages als <strong>Kunst</strong>werk mit<br />
Ewigkeitswert seine Anerkennung findet. | WOLF JAHN<br />
ANZEIGENSCHLUSS FÜR AUSGABE NO. 16<br />
IM OKTOBER 20<strong>07</strong> IST DER 16. SEPTEMBER 20<strong>07</strong><br />
Kontakt: anzeigen@ot-nord.net,<br />
Mobil 0172 - 40 74 675, Fax 040 - 55 12 254<br />
REDAKTIONSSCHLUSS IST DER 10. SEPTEMBER<br />
Haare_100x148-OTMag_TZ.qxd 20.08.20<strong>07</strong> <strong>15</strong>:23 Uhr Seite 1