A3 1612 Esslinger
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BRAUWELT | WISSEN | ROHSTOFFE<br />
Braugerstensorte Auriga<br />
im Praxistest<br />
TESTS | Zwei Jahre nach der<br />
Zulassung haben die Autoren<br />
die frühe Braugerstensorte<br />
Auriga in der Praxis genauer<br />
getestet. Ausgewertet<br />
werden Analysen von der<br />
Malzherstellung über das<br />
Sudhausverhalten bis hin zur<br />
Sensorik des fertigen Bieres.<br />
DIE BRAUGERSTENSORTE AURIGA<br />
gezüchtet von Saatzucht Dr. J. Ackermann<br />
und 2002 zugelassen, hat agronomisch wenig<br />
Schwächen und erbrachte bei der Ernte<br />
2004 überdurchschnittliche Erträge. Auriga<br />
ist eine der frühesten Braugersten und<br />
eignet sich deshalb auch in Lagen über 600<br />
m. Bei den Kornanomalien belegt sie einen<br />
guten Mittelplatz, ebenso im Kriterium Aufspringen<br />
der Körner (1).<br />
Die für diese Versuche herangezogene<br />
Partie stammt von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft<br />
Oederan und wuchs in<br />
479 m Höhe auf Äckern mit einer Bodenzahl<br />
von 41. Sie brachte einen Ertrag von<br />
56 dt/ha und übertraf damit den Ertrag der<br />
Braugerstensorte Barke im selben Betrieb<br />
sehr deutlich. Die Aussaat erfolgte am 28.<br />
März 2003, die Ernte am 30. Juli 2003. Der<br />
Vertrieb von Auriga erfolgt durch den Bay-<br />
Wa AG-Züchtervertrieb, München.<br />
Im April 2004 vermälzte Ireks<br />
GmbH, Kulmbach, die Partie nach<br />
einem betriebsinternen Standardverfahren.<br />
Mälzungstechnisch bereitete Auriga<br />
keine Probleme. Sie wurde bei einer Gesamtvegetationszeit<br />
von sieben Tagen in fallender<br />
Mälzung (18 °C/11 °C) geführt.<br />
Am fünften Keimtag ließ man die Temperatur<br />
bei Umluftbetrieb wieder auf 20 °C<br />
ansteigen. Tabelle 1 zeigt die Gerstendaten<br />
und Wassergehalte während der Vermälzung.<br />
Das Darrschema auf der Einhorden-<br />
<strong>1612</strong> BRAUWELT | NR. 48 (2004)<br />
Abb. 1<br />
Darrschema Auriga<br />
Abb. 2<br />
Läuterdiagramm<br />
Auriga<br />
MALZBEREITUNG „AURIGA“<br />
Wassergehalt Gerste % 13,9<br />
Eiweißgehalt Gerste % in Trs. 10,5<br />
Vitaskope % 100<br />
Keimenergie % 98<br />
Wassergehalt nach Ausweichen % 37,8<br />
Maximaler Wassergehalt % 44,8<br />
Keimgutfeuchte bei Darrbeginn % 44,2<br />
Tab. 1<br />
Abb. 3 Filtrationsprotokoll Auriga
ROHSTOFFE | WISSEN | BRAUWELT<br />
BRAUWELT | NR. 48 (2004) 1613
BRAUWELT | WISSEN | ROHSTOFFE<br />
Hochleistungsdarre ist in Abbildung 1 wiedergegeben. Auriga<br />
lieferte bei 13,9 Prozent Wassergehalt eine sehr gute wasserfreie<br />
Ausbeute von 91,25 Prozent (Ausbeute lufttrocken: 82,27<br />
Prozent).<br />
Die in Tabelle 2 festgehaltene Malzanalyse zeigt eine leichte<br />
Schwäche im Extraktgehalt gegenüber anderen Neuzüchtungen.<br />
In der Freiberger Brauhaus AG wurde das Auriga-Malz im Mai<br />
2004 sortenrein verbraut. Fünf Sude à 8,0 t Schüttung wurden<br />
in einem Gärtank separat bis zum fertig abgefüllten Bier geführt<br />
und analytisch überwacht. Vor der Schrotung wurde das Malz<br />
mit Heißwasser konditioniert und mit einem Infusionsmaischverfahren<br />
verarbeitet. Die Verzuckerung war nach 10 – 15 Minuten<br />
abgeschlossen.<br />
Die wichtigsten Daten vom Maischen und Läutern gibt Tabelle<br />
3 wieder.<br />
Die Verarbeitbarkeit des Auriga-Malzes im Läuterbottich verlief<br />
ohne Tiefschnitte optimal. Der Durchfluss war kontinuierlich,<br />
die Läuterzeiten lagen bei 115 Minuten. Der Trübungsverlauf der<br />
Läuterbottichwürze lag durchschnittlich bei 30 EBC (Abb. 2).<br />
Die Differenz zwischen Laborausbeute und der Ausbeute in der<br />
Praxis war bei diesen fünf Suden mit 0,5 Prozent sehr ordentlich.<br />
Diese Tendenz bestätigen auch Praxissude aus anderen Betrieben.<br />
Die Kochung der Würze erfolgte drucklos, mit einer Sauergutgabe<br />
auf pH 4,9. Gehopft wird mit Extrakt und Pelletts. Die Kochzeit<br />
betrug durchschnittlich 82 Minuten. Im Mittel wurde eine<br />
Gesamtverdampfung von 13,9 Prozent gemessen.<br />
Tabelle 4 gibt Einblick in die Kochbedingungen und die Abnahme<br />
des koagulierbaren Stickstoffs sowie von DMS-P und DMS.<br />
Die Durchschnittswerte der Würzeanalyse sind in Tabelle 5<br />
niedergeschrieben. Die Sudhausausbeuten lagen niedriger als die<br />
Ausbeuten der anderen im Betrieb verarbeiteten Malze. Bei den<br />
Versuchssuden erfolgte keine Restbierdosage. Nach der Kühlung<br />
der Würze auf 10 °C wurde ein Tank à 3180 hl Bruttoinhalt mit<br />
diesen fünf Suden angestellt. Der erste Sud wurde belüftet und<br />
mit der kompletten Hefegabe (80 Mio Zellen/ml) für alle fünf Sude<br />
versehen. Der zweite Sud ging unbelüftet und die restlichen drei<br />
Sude belüftet in den Tank. Die Vergärung erfolgte bei 14 °C und<br />
entsprach den Erwartungen. Nach sechs Tagen war der Diacethylabbau<br />
unter dem Geschmacksschwellenwert und der Extraktabbau<br />
bis zum Endvergärungsgrad vollzogen. Am sechsten Tag<br />
nach dem Hefeziehen wurde die Kühlung geöffnet und das Jungbier<br />
auf 0 °C im Tank abgekühlt.<br />
Nach zwölf Tagen Gesamtproduktionszeit wurden die Biere<br />
nach Zentrifugation, Kieselgurfiltration und PVPP-Stabilisierung<br />
in einen Drucktank filtriert. Die Filtrierbarkeit stellte sich<br />
mit einem Druckanstieg von durchschnittlich 0,2 bar/h, einem<br />
Kieselgurverbrauch von durchschnittlich 124 g/hl und Trübungswerten<br />
von durchschnittlich 0,39 EBC gut dar.<br />
Abbildung 3 zeigt die Filtrationsmitschrift von „Auriga“, der<br />
ein weiteres Pilsbier folgte, wobei insgesamt 3949 hl filtriert wurden.<br />
Die Bieranalyse des abgefüllten Bieres wird in Tabelle 6 dargestellt.<br />
Sie liegt im Bereich der Analysedaten von Bieren aus anderen<br />
Malzen und entspricht den brauereiinternen Standards.<br />
Sensorisch wurde das Bier im Freiberger Brauhaus und an der<br />
Technischen Universität München, Staatliche Brautechnische<br />
Prüf- und Versuchsanstalt Weihenstephan beurteilt. Dort wur-<br />
1614 BRAUWELT | NR. 48 (2004)<br />
MALZANALYSE „AURIGA“<br />
Wassergehalt % 4,4<br />
Feinschrott lufttrocken % 78,3<br />
Feinschrot wasserfrei % 81,9<br />
Mehl-Schrot-Differenz % 0,9<br />
Verzuckerungszeit min 10<br />
pH Kongresswürze 1 5,80<br />
Friabilimeter Mürbigkeit % 94,0<br />
ganzglasige Körner % 0,4<br />
VZ 45 °C % 39,8<br />
Viskosität Kongresswürze mPas, 8,6 % 1,46<br />
Viskosität 65 °C-Maische mPas, 8,6 % 1,48<br />
ß-Glucan Kongresswürze mg/100 g Trs. 156<br />
ß-Glucan 65 °C-Maische mg/100 g Trs. 212<br />
Eiweißgehalt % in Trs. 10,0<br />
Löslicher Stickstoff mg/100 g Trs. 695<br />
Freier Aminostickstoff mg/100 g 151<br />
Summe Aminosäuren mg/100 g 1224<br />
Eiweißlösungsgrad % 43,2<br />
Endvergärung scheinb. % 82,0<br />
DMS-Vorläufer mg/kg 3,0<br />
Würzefarbe EBC 3,4<br />
Kochfarbe EBC 5,0<br />
TBZ EBC 15,0<br />
Sortierung 2,8 mm % 93,7<br />
2,5 mm % 5,5<br />
2,2 mm % 0,6<br />
2,2 mm % 2,2<br />
Tab. 2<br />
WÜRZEBEREITUNG „AURIGA“<br />
Durchschnittswerte aus drei Suden Einheit<br />
Schrotsortierung Sieb 1 % 36,7<br />
Sieb 2 % 9,2<br />
Sieb 3 % 24,1<br />
Sieb 4 % 10,3<br />
Sieb 5 % 6,9<br />
Siebboden % 12,7<br />
Spelzenvolumen m/100 g 624<br />
Wasseraufnahme Konditionierung % 1,9<br />
pH-Wert Maische 1 5,2<br />
Maischeintensität % 112<br />
Gesamtextrakt Treber % 1,15<br />
Extrakt Treber ausw. % 0,74<br />
Extrakt Treber aufschl. % 0,41<br />
Treberpresssaft % 0,66<br />
Wassergehalt % 79,4<br />
Ausbeutedifferenz<br />
Labor Sudhaus % 0,5<br />
Tab. 3<br />
KOCHUNG „AURIGA“<br />
Durchschnittswerte Einheit Pfanne Kochende Kühlmitte<br />
aus drei Suden voll Würze<br />
koagulierbarer N m/100 ml 2,8 1,0 0,9<br />
DMS-P µg/l 394 102 39<br />
DMS µg/l 407 17 66<br />
Tab. 4
WÜRZEANALYSEN „AURIGA“ (KÜHLMITTE)<br />
Durchschnittswerte aus drei Suden Einheit<br />
Stammwürze kalt GG % 11,95<br />
Bittereinheiten EBC 41<br />
pH-Wert 1 4,90<br />
Farbe EBC 7,7<br />
Endvergärung scheinbar % 83,2<br />
Sudhausausbeute kalt % 77,8<br />
Jodprobe photometrisch E 0,581<br />
TBZ 1 40,1<br />
Gesamtstickstoff mg/100 ml 109,4<br />
Freier Aminostickstoff mg/100 ml 19,3<br />
Summe Aminosäuren mg/100 ml 156<br />
Zuckerzusammensetzung<br />
Fructose % 1,5<br />
Glucose % 8,1<br />
Saccharose % 2,5<br />
Maltose % 47,4<br />
Maltotriose % 10,4<br />
Dextrine % 29,9<br />
Tab. 5<br />
BIERANALYSEN „AURIGA“<br />
Durchschnittswerte Freiberger Einheit<br />
Brauhaus & Weihenstephan<br />
Stammwürze GG % 11,57<br />
Bittereinheiten EBC 31<br />
pH-Wert 1 4,28<br />
Farbe EBC 6,0<br />
Exakt scheinbar GG % 1,44<br />
Alkohol VV % 5,37<br />
Vergärung scheinbar % 88,0<br />
(EVGs - VGs) % 0,0<br />
Gesamt-N mg/100 ml 83,0<br />
FAN mg/100 ml 10,7<br />
Summe Aminosäuren Mg/100 ml 86<br />
DMS frei µg/l 39<br />
Diacetyl mg/l 0,03<br />
Pendantion mg/l 0,03<br />
Kohlensäure g/l 5,1<br />
Trübung EBC 0,28<br />
Schaum (NIBEM) s 275<br />
SO 2 mg/l 5<br />
Tab. 6<br />
den auch die speziellen Analysen von Malz,<br />
Würze und Bier angefertigt. Geruch und<br />
Geschmack waren rein, neutral, die Bittere<br />
gut abgestimmt. Im Verkosterteam des<br />
Freiberger Brauhauses wurde über Dreiecksprüfung<br />
kein signifikanter Unterschied zu<br />
Bieren anderer Malzsorten festgestellt.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />
dass die Braugerstensorte Auriga agronomisch<br />
befriedigte, sich in der Malzfabrik<br />
Ireks und im Freiberger Brauhaus sehr gut<br />
verarbeiten ließ und das fertige Bier analytisch<br />
und sensorisch den erwarteten Anforderungen<br />
entsprach.<br />
lLiteratur<br />
1. Braugerstenjahrbuch 2002, 86 ff.<br />
Autoren: Dr.-Ing. Hans Michael Eßlinger, Freiberger<br />
Brauhaus AG, Freiberg, Dr.-Ing. Herbert Graf, Ireks<br />
GmbH, Kulmbach, und Johann Köpf, BayWa AG,<br />
Großschirma<br />
ROHSTOFFE | WISSEN | BRAUWELT<br />
BRAUWELT | NR. 48 (2004) 1615