Partikelretentionszeit und somit zur verminderten Verdauung derZellwandbestandteile. Untersuchungen zur Partikelgrößenverteilung <strong>im</strong> Pansenvon Rehen (Clauss et al. 1999) und Schafen (Sutherland 1988) belegen dieseBeobachtungen. Be<strong>im</strong> Schaf wurden die großen Partikel (> 2 mm Partikelgröße) inder obersten Schicht des Panseninhalts und Partikel mit einer Größe von 1 bis 2mm sowohl in den oberen als auch in den unteren Schichten der Ingestagefunden. Die kleinen Partikel (< 1 mm) kamen hauptsächlich in den unterenSchichten vor. Be<strong>im</strong> Reh hingegen konnte keine Schichtung der Ingesta nachPartikelgrößen ermittelt werden. Das deutet darauf hin, daß Rehe alsKonzentratselektierer die Pflanzen während der Aufnahme stärker und intensiverzerkleinern als Grasfresser.Die nach den Daten von Holand (1994) kalkulierten Selektivitätsfaktoren be<strong>im</strong> Rehliegen zwischen 1,04 und 1,35. Diese sind zu niedrig, da Holand diePartikelretentionszeit <strong>im</strong> Ruminoretikulum aus dem exponentiellen Abfall derMarkerkonzentrationen <strong>im</strong> Kot nach der Zwei-Kompart<strong>im</strong>ent-Analyse von Grovumund Williams (1973) best<strong>im</strong>mt hat. Nach dieser Methode wird die Verweilzeit derPartikel <strong>im</strong> Ruminoretikulum aufgrund der Außerachtlassung der Mehrpoolkinetikunterbewertet und damit der Selektivitätsfaktor zu gering berechnet.Für die selektive Partikelretention be<strong>im</strong> Reh und Mufflon konnten keineUnterschiede zwischen den Jahreszeiten festgestellt werden. DieseBeobachtungen st<strong>im</strong>men mit Ergebnissen von Lechner-Doll et al. (1990) überein.4.2.3 Flüssigkeitsvolumen des RuminoretikulumsDie Kapazität der Fermentationskammern spielt eine wichtige Rolle be<strong>im</strong> Abbauvon Cellulose. Je größer diese sind, um so länger verweilen die Futterpartikel unddie mikrobielle Fermentation von langsam verdaulichen Zellwandbestandteilenkann effizienter erfolgen (Van Soest et al. 1983). Rehe haben eineVormagenkapazität von 3,5 - 5,0 l und ein Ingestavolumen von 1,2 - 1,7 l (Duncanet al. 1998). Mufflons weisen ein größeres Fassungsvermögen des Vormagensvon 9,0 - 13,4 l und eine Ingestamenge von 4,1 - 7,2 kg (Drescher-Kaden 1976,bei Annahme eines Körpergewichtes von 33 kg) auf. Der Vormagen ist nur zuetwa 30 - 50 % seiner max<strong>im</strong>alen Kapazität gefüllt. Die Vormagenkapazität wirdsomit nicht vollständig ausgenutzt, was eine Anpassung des Vormagenvolumensan die saisonal wechselnde Nahrungs- und Wasseraufnahme sowie die sichverändernde Ingestaverweilzeit ermöglicht.In der vorliegenden Arbeit wurde <strong>im</strong> Frühling/Sommer be<strong>im</strong> Reh ein Flüssigkeitsvolumen<strong>im</strong> Ruminoretikulum von 1,2 l und be<strong>im</strong> Mufflon von 2 l ermittelt.Während die Ergebnisse be<strong>im</strong> Reh mit denen aus der Literatur (Holand 1992,Duncan et al. 1998) übereinst<strong>im</strong>men, liegt das gemessene Flüssigkeitsvolumenbe<strong>im</strong> Mufflon deutlich unter den von Drescher-Kaden (1976) angegebenenWerten. Das größere Ingestavolumen be<strong>im</strong> Mufflon hat <strong>im</strong> Vergleich zum Reh beiAnnahme gleicher Flußraten eine längere Verweilzeit der Ingesta <strong>im</strong>Ruminoretikulum und somit eine bessere Ausnutzung der Zellwandbestandteilezur Folge.85
Wiederkäuer, die hoch verdauliche faserarme Pflanzen selektieren, tendieren zueinem geringeren Pansenvolumen relativ zum Körpergewicht als weniger selektiveWiederkäuerarten (Prins und Geelen 1971, Hofmann 1973, Kay et al. 1980, Kay1987). Be<strong>im</strong> Reh und Mufflon hingegen konnten keine Unterschiede <strong>im</strong>Flüssigkeitsvolumen des Ruminoretikulums in Relation zum Körpergewicht (Reh:6,1 % des KG, Mufflon: 6,3 % des KG) festgestellt werden (Abb. 22). BeideTierarten haben aber vergleichsweise zu Ziegen (10,2 % des KG) und Schafen(11,1 % des KG) (Rutagwenda 1989) ein deutlich geringeres relativesIngestavolumen. Eine mögliche Ursache für das zu geringe absolute und relativeIngestavolumen des Ruminoretikulums der untersuchten Mufflons könnte darinliegen, daß die Best<strong>im</strong>mungen zu einem Zeitpunkt erfolgten, als die Tiere nochnicht ausgewachsen waren (zu Beginn des gesamten Versuchszeitraumes).Weiterhin könnte auch die Aufnahme von leicht verdaulicher Luzerne durch dieMufflons ein geringeres Ingestavolumen zur Folge haben.4.2.4 Flußrate von Flüssigkeit aus dem RuminoretikulumRobbins et al. (1995) demonstrierte, daß die Flußrate von Flüssigkeit aus dem RR(F Flüss.RR in l * h -1 ) nach folgender Gleichung vom Körpergewicht (KG in kg) be<strong>im</strong>Wiederkäuer unabhängig vom Ernährungstyp ist:098 ,F = 0,0115 ∗ KG (r2 = 0,91).Flüss.RRHiernach würden bei einem Reh mit 20 kg Körpergewicht 216 ml und bei einemMufflon (33 kg) 354 ml Flüssigkeit je Stunde aus dem Ruminoretikulum fließen. ImVergleich hierzu wurden in der vorliegenden Arbeit be<strong>im</strong> Reh geringfügig (180 ml *h -1 ) und be<strong>im</strong> Mufflon bedeutend niedrigere (230 ml * h -1 ) Flüssigkeitsflußratenermittelt.Relativ zum Körpergewicht floß be<strong>im</strong> Reh (9,9 ml * h -1 * kg -1 ) mehr Flüssigkeit jeStunde aus dem RR als be<strong>im</strong> Mufflon (7,5 ml * h -1 * kg -1 ) (Abb. 23), aber dennochweniger als bei Schafen (12,4 ml * h -1 * kg -1 ) und Ziegen (10,2 ml * h -1 * kg -1 ) in derRegenzeit in Kenia (Rutagwenda 1989).4.2.5 Saisonale Schwankungen <strong>im</strong> Gehalt an unverdaulichem Material <strong>im</strong>Gastro-Intestinal-Trakt und in der täglich ausgeschiedenenKotmengeBei Rehen und Mufflons wurde <strong>im</strong> Jahresmittel eine tägliche Kotausscheidung innahezu gleicher Höhe errechnet (Reh: 254,1 ± 73 g TS * d -1 ; Mufflon: 286,8 ± 105g TS * d -1 ) (Abb. 27). Rehe schieden hingegen <strong>im</strong> Verhältnis zum Körpergewichtmehr Kot aus (12,7 g TS * d -1 * kg -1 KG) als Mufflons (8,7 g TS * d -1 * kg -1 KG), wasein Hinweis auf eine verminderte Celluloseverdauung aufgrund der kürzerenPartikelretentionszeit <strong>im</strong> Ruminoretikulum sein kann. Aber auch die häufigeNahrungsaufnahme der Rehe wegen des spezifisch höheren Energiebedarfskönnte dabei eine Rolle spielen. Mufflons nutzen die aufgenommene Nahrungaufgrund des längeren Aufenthaltes der Partikel <strong>im</strong> Hauben-Pansen-Raum besseraus und scheiden somit weniger unverdauliches Material je kg Körpergewicht aus.Daraus läßt sich schlußfolgern, daß Mufflons bei der gleichen täglich86
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Behrend, A. 1999. Kinetik des Inges
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Meinen Eltern(Aufnahme: Birgit Klei
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Fettsäuren aus. Ihre Futtergrundla
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Harnstoff, nichtessentielle Aminos
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4 cm hinter dem Rippenbogen und 2 c
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2.3 WitterungWährend der Versuchsp
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2.5 Markerinjektion und Probennahme
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Die Konzentrationen von Kobalt im P
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