im saisonalen Verlauf - Kora

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11.07.2015 Aufrufe

4.2 Wertung der Versuchsergebnisse4.2.1 Verweilzeiten von Flüssigkeit und Partikeln im Magen-Darm-Kanalvon Rehen und Mufflons4.2.1.1 Verweilzeit von Flüssigkeit distal des Ruminoretikulums bei Jungtierenmit FlaschenfütterungJungtiere aller Wiederkäuerarten haben die Besonderheit, daß sie beim Saugaktdurch einen Reflexmechanismus die Milch über die Magenrinne vorbei amRuminoretikulum direkt in den Labmagen aufnehmen. Dieser Mechanismus wurdefür die Bestimmung der Flüssigkeitsverweilzeit distal des Ruminoretikulums beiJungtieren mit Flaschenfütterung genutzt, indem über die Milch derFlüssigkeitsmarker Cr-EDTA gefüttert wurde.Bei Rehkitzen und Mufflonlämmern war die Verweildauer der Flüssigkeit distal desRuminoretikulums bei den jüngeren Tieren mit vorwiegender Flaschenfütterunglänger als bei den älteren Tieren, die allmählich von der Milchnahrung abgesetztwurden (Abb. 9 und 10). Nach der Umstellung der Nahrung auf überwiegendnatürliche Vegetation ist bei den Mufflonlämmern keine Änderung derRetentionszeit mehr zu verzeichnen. Die mittlere Retentionszeit ist ein Maß für diePassage des unverdaulichen Materials durch den Magen-Darm-Kanal. Die älterenTiere nahmen zur Deckung ihres Energie- und Proteinbedarfs aufgrund derverringerten Milchgabe mehr pflanzliche Nahrung auf, die im Vergleich zur Milchweniger verdaulich war.Die erhöhte Aufnahme von schwerer verdaulichem Futter spiegelt sich auch ineiner Erhöhung der Kotmenge der Tiere wieder. Die Rehkitze vervierfachten dietäglich ausgeschiedene Kotmenge innerhalb von 40 Tagen (Abb. 24). DieMufflonlämmer verfünffachten die Kotausscheidung innerhalb von 86 Tagen(Versuch 1995), während die Lämmer nach dem Absetzen der Milch (Versuch1996) diese innerhalb von 57 Tagen nur noch um das 1,25fache erhöhten (Abb.25). Die Ernährungsstrategie läuft bei den Jungtieren darauf hinaus, dieFutteraufnahme bei gleichzeitigem Verzicht einer besseren Ausnutzung derZellwandbestandteile zu erhöhen. Weiterhin wird eine mögliche Verlängerung derIngestaverweildauer distal des Ruminoretikulums aufgrund des Wachstums desVerdauungskanals (Drescher-Kaden 1976) durch die Verkürzung der Verweildaueraufgrund erhöhter Aufnahme pflanzlicher Nahrung kompensiert. Somit ist imErgebnis die Retentionszeit der Ingesta distal des Ruminoretikulums bei denTieren, die sich fast vollständig von pflanzlicher Nahrung ernähren, kürzer trotzerheblicher Vergrößerung der Dickdarm-Abschnitte als bei den jüngeren Tieren mitFlaschenfütterung.77

4.2.1.2 Verweilzeit von Flüssigkeit und Partikeln im Magen-Darm-Kanal vonRehen und Mufflons in Gehegen mit natürlicher VegetationDie Verwertung von Zellwandbestandteilen durch mikrobielle Fermentation imVormagen von Wiederkäuern ist ein relativ langsamer und komplexer Prozeß.Somit ist die Verdaulichkeit der Pflanzenzellwände von der Retentionszeit in denFermentationskammern abhängig. Die Verweilzeit der Digesta und derenPassageraten im Magen-Darm-Kanal sind bedeutend für das Verständnisverschiedener Verdauungsstrategien der Wiederkäuer. Die Retentionszeit derNahrungspartikel ist abhängig von der Kapazität des Gastro-Intestinal-Traktes, derNahrungsaufnahme (Grovum und Williams 1977, Warner 1981, Kay 1987,Merchen 1988, Van Soest et al. 1988), der Qualität bzw. Verdaulichkeit derNahrung (Jiang und Hudson 1996) sowie der selektiven Partikelretention imVormagen (Lechner-Doll et al. 1991a). Eine lange mittlere Retentionszeit derPartikel verbessert einerseits die Ausnutzung der langsam verdaulichenZellwandbestandteile der Pflanzen, verringert andererseits die Höhe derFutteraufnahme (Lechner-Doll et al. 1991a).Die Tabelle 17 zeigt eine Gegenüberstellung der mittleren Retentionszeiten vonFlüssigkeit und Partikeln im gesamten Magen-Darm-Kanal sowie imRuminoretikulum verschiedener Wiederkäuerarten, die von den jeweiligen Autorendurch die Marker Co-EDTA und Cr-Heu bestimmt wurden.Das Reh hat im Vergleich zu den in der Tabelle 17 aufgeführten Tierarten diekürzeste Verweilzeit von Flüssigkeit und Partikeln sowohl im gesamten Magen-Darm-Kanal als auch im Ruminoretikulum, was durch morphologische undernährungsphysiologische Besonderheiten begründet werden kann. Das Reh alsKonzentratselektierer hat im Vergleich zu den Grasfressern einen im Verhältniszum Körpergewicht relativ kleinen Vormagen, ein weites Ostium reticuloomasicumund große Speicheldrüsen (Hofmann 1989). Weiterhin nehmen Rehebis zu viermal häufiger Nahrung auf als Grasfresser und zeigen nur kurzeWiederkauperioden. Die geringe Vormagenkapazität und die häufigeFutteraufnahme bedingen vermutlich vorwiegend die kurze Retentionszeit derIngesta im Magen-Darm-Kanal des Rehs.Beim Mufflon konnten gegenüber Schafen (Rutagwenda 1989) im Gastro-Intestinal-Trakt kürzere, im Ruminoretikulum jedoch gleich lange Retentionszeitenermittelt werden.78

4.2.1.2 Verweilzeit von Flüssigkeit und Partikeln <strong>im</strong> Magen-Darm-Kanal vonRehen und Mufflons in Gehegen mit natürlicher VegetationDie Verwertung von Zellwandbestandteilen durch mikrobielle Fermentation <strong>im</strong>Vormagen von Wiederkäuern ist ein relativ langsamer und komplexer Prozeß.Somit ist die Verdaulichkeit der Pflanzenzellwände von der Retentionszeit in denFermentationskammern abhängig. Die Verweilzeit der Digesta und derenPassageraten <strong>im</strong> Magen-Darm-Kanal sind bedeutend für das Verständnisverschiedener Verdauungsstrategien der Wiederkäuer. Die Retentionszeit derNahrungspartikel ist abhängig von der Kapazität des Gastro-Intestinal-Traktes, derNahrungsaufnahme (Grovum und Williams 1977, Warner 1981, Kay 1987,Merchen 1988, Van Soest et al. 1988), der Qualität bzw. Verdaulichkeit derNahrung (Jiang und Hudson 1996) sowie der selektiven Partikelretention <strong>im</strong>Vormagen (Lechner-Doll et al. 1991a). Eine lange mittlere Retentionszeit derPartikel verbessert einerseits die Ausnutzung der langsam verdaulichenZellwandbestandteile der Pflanzen, verringert andererseits die Höhe derFutteraufnahme (Lechner-Doll et al. 1991a).Die Tabelle 17 zeigt eine Gegenüberstellung der mittleren Retentionszeiten vonFlüssigkeit und Partikeln <strong>im</strong> gesamten Magen-Darm-Kanal sowie <strong>im</strong>Ruminoretikulum verschiedener Wiederkäuerarten, die von den jeweiligen Autorendurch die Marker Co-EDTA und Cr-Heu best<strong>im</strong>mt wurden.Das Reh hat <strong>im</strong> Vergleich zu den in der Tabelle 17 aufgeführten Tierarten diekürzeste Verweilzeit von Flüssigkeit und Partikeln sowohl <strong>im</strong> gesamten Magen-Darm-Kanal als auch <strong>im</strong> Ruminoretikulum, was durch morphologische undernährungsphysiologische Besonderheiten begründet werden kann. Das Reh alsKonzentratselektierer hat <strong>im</strong> Vergleich zu den Grasfressern einen <strong>im</strong> Verhältniszum Körpergewicht relativ kleinen Vormagen, ein weites Ostium reticuloomasicumund große Speicheldrüsen (Hofmann 1989). Weiterhin nehmen Rehebis zu viermal häufiger Nahrung auf als Grasfresser und zeigen nur kurzeWiederkauperioden. Die geringe Vormagenkapazität und die häufigeFutteraufnahme bedingen vermutlich vorwiegend die kurze Retentionszeit derIngesta <strong>im</strong> Magen-Darm-Kanal des Rehs.Be<strong>im</strong> Mufflon konnten gegenüber Schafen (Rutagwenda 1989) <strong>im</strong> Gastro-Intestinal-Trakt kürzere, <strong>im</strong> Ruminoretikulum jedoch gleich lange Retentionszeitenermittelt werden.78

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