4 Diskussion4.1 Kritische Betrachtung der MethodenDie in der vorliegenden Arbeit gewählten Methoden gewährleisteten eine genaueErfassung der Kinetik der Flüssigkeit sowie der kleinen Partikel <strong>im</strong> Magen-Darm-Kanal und Ruminoretikulum bei Rehen und Mufflons und ergaben <strong>im</strong> allgemeinenrealistische und gut reproduzierbare Meßwerte. Nicht unerwähnt sollte dererhebliche Arbeits- und Zeitaufwand für die Handaufzucht, Markereingabe undindividuelle Probensammlung bleiben.4.1.1 Umgang mit den Tieren und Gewinnung von ProbenDie Voraussetzung für die Untersuchung der Ingestakinetik bei Rehen undMufflons war die Gewöhnung der Wildtiere an den Umgang mit dem Menschenmittels einer künstlichen Aufzucht. Die Ausfallquote bei der Handaufzucht vonRehkitzen ist sehr hoch. Der Mißerfolg der Aufzucht von Tieren, die direkt nachder Geburt noch ungesäugt in Menschenhand kommen, liegt bei nahezu 100 %.Bei Kitzen mit einem Alter bis zu etwa einer Woche stirbt <strong>im</strong>mer noch etwa dieHälfte (Wölfel 1993). Auch die natürliche Kitzsterblichkeit in den erstenLebenswochen ist recht hoch. Kitzzählungen (König 1993) zeigen Verluste bis zu50 %. Hingegen sind Lämmerverluste bei Mufflons in den meisten Populationenselten beobachtet worden, da das Mufflon eine sehr robuste widerstandsfähigeWildart ist (Briedermann 1993). So wurde die Handaufzucht insgesamt mit mehrRehkitzen (1995 n = 4, 1996 n = 4) als für die Untersuchungen geplant waren und5 Mufflons (1996) begonnen. Davon konnten 6 Rehkitze und 5 Mufflons erfolgreichaufgezogen werden, was einem Aufzuchtserfolg von 75 % für die Rehe und 100 %für die Mufflons entspricht.Die gegenseitige Prägung von Muttertier und Neugeborenem findet bei Rehensehr spät statt. Nach Beobachtungen von Kurt (1991) sind Kitze wie Ricken bisetwa in der dritten Woche nach dem Setzen in der Lage, fremde Ricken bzw. Kitzeanzunehmen. Spätestens nach der fünften Woche konnte dies aber nicht mehrbeobachtet werden. Das heißt, zwischen der dritten und der fünften Woche nachdem Setzen werden Kitze auf ihre Mütter und diese auf ihre Kitze irreversibelgeprägt. Im Vergleich dazu erfolgt be<strong>im</strong> Mufflon die Prägung sehr früh. Unmittelbarnach der Geburt gibt es eine sensible Periode, in der sich Schaf und Lammkennenlernen. Sie dauert nur wenige Stunden, dann sind beide vollständigaufeinander eingestellt. Das Aussehen, der Geruch und die St<strong>im</strong>me bilden dafürnotwendige Auslöser (Briedermann 1993). Die Trennung der Rehkitze von denRicken für die künstliche Aufzucht erfolgte deshalb in Abhängigkeit von derPrägungsdauer erst drei bis sechs Tage nach dem Setzen, während dieMufflonlämmer bereits etwa 24 Stunden nach der Geburt von den Muttertierengetrennt wurden. In dieser kurzen Zeit be<strong>im</strong> Muttertier hatten die Jungtieredennoch die Möglichkeit, die lebenswichtigen Immunglobuline über dieKolostralmilch aufzunehmen.69
Zur Durchführung der mutterlosen Aufzucht junger Wildtiere ist die Kenntnis derMilchzusammensetzung der entsprechenden Art unerläßlich. Diese weist für jedeTierart spezifische Besonderheiten auf. Über die Zusammensetzung der Reh- undMufflonmilch finden sich in der Literatur verschiedene Angaben (Tab. 16).Rehmilch ist <strong>im</strong> Vergleich zu Kuhmilch besonders protein- und fettreich. Be<strong>im</strong>Mufflon wurden höhere Fettgehalte in der Milch als be<strong>im</strong> Hausschaf gemessen(Stubbe und Stubbe 1977b). Die Milchzusammensetzung verändert sich mitzunehmender Laktationszeit. Nach Treichler et al. (1974) nahm der Fettgehalt inder Rehmilch schon nach 13 Laktationstagen um ca. 3 Prozentpunkte ab.Tab. 16: Protein- und Fettgehalt von Reh- und MufflonmilchAutor Tierart Protein (%) Fett (%) Zeitraum derProbenahmePinter (1963) Reh 8,8 6,7 9. LaktationswocheBorg (1970) Reh 9,2 5,4Jenness und Sloan(1972)Reh 8,8 6,7Toepfer (1973) Reh 8,9 12,1 2. LaktationstagTreichler et al. (1974) Reh 10,8 - 9,410,08,4 - 7,44,8Anonym (1958) Mufflon 5,7 8,6Bubenik (1959) Mufflon 5,3 - 8,0 9,9 - 13,6Graschew und Galanzew(1973)Stubbe und Stubbe(1977b)Mufflon 5,7 8,61. Laktationswocheab 13. LaktationstagMufflon 5,3 12,4 10. LaktationswocheIn Anlehnung an die Ergebnisse von Drescher-Kaden et al. (1972 und 1974), diedie Gewichtsentwicklung von Rehkitzen bei Fütterung verschiedenerMilchaustauschfuttertypen untersuchten, wurde ein Milchaustauscher (SalvanaLämmermilch) in einer 16%igen Tränkkonzentration mit einem Proteingehalt von3,7 % und einem Fettgehalt von 4 % für die Handaufzucht der Rehe und Mufflonsverwendet (Kapitel 2.2.1). Bei der Wahl des Milchaustauschers spielte dieKe<strong>im</strong>freiheit und der einfache Ansatz der Milch eine wichtige Rolle. Baugatz et al.(1997 a) zeigten ein schnelleres Körperwachstum und größere Deckung desEnergie- und Proteinbedarfs durch den Milchaustauscher Salvana Lämmermilchvon den beiden für die Ingestakinetikversuche 1995 handaufgezogenen Rehkitzenals von Rehkitzen, die mit Manasan für Menschenbabys gefüttert wurden.Die in den ersten zehn Lebenswochen während der künstlichen Aufzucht erzieltenmittleren täglichen Gewichtszunahmen von 104,6 ± 36,5 g * d -1 be<strong>im</strong> Reh und134,7 ± 28,9 g * d -1 be<strong>im</strong> Mufflon entsprechen den Angaben einer natürlichen70
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Behrend, A. 1999. Kinetik des Inges
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Meinen Eltern(Aufnahme: Birgit Klei
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3 ERGEBNISSE.......................
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Fettsäuren aus. Ihre Futtergrundla
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Harnstoff, nichtessentielle Aminos
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eduziert. Im Winter konnte nur bei
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