eduziert. Im Winter konnte nur bei Gabe des Konzentratfutters eine längereRetentionszeit der Futterpartikel als <strong>im</strong> Sommer beobachtet werden. DieBeobachtungen von Dissen (1983) und Holand (1994) unterstützen dieHypothese, daß die Celluloseverdauung be<strong>im</strong> Reh bei Aufnahme vonfaserreichem Material aufgrund des relativ kleinen Vormagens und der zu kurzenPassagezeiten <strong>im</strong> Vormagen nicht ausreichend erfolgen kann.Die Verweilzeit der Partikel <strong>im</strong> Verdauungstrakt wird von Faktoren, die von derTierart und von der Jahreszeit abhängig sind, best<strong>im</strong>mt. MorphologischeUnterschiede <strong>im</strong> Bau des Verdauungstraktes zwischen den Ernährungstypen derWiederkäuer wie Speicheldrüsengröße, Kapazität der Fermentationskammern undAusbildung von Verzögerungsstrukturen (Ostium reticulo-omasicum) spielen dabeieine große Rolle.Das Reh hat relativ große Parotisspeicheldrüsen (0,22 % des Körpergewichtes)(Hofmann 1989). Der Parotisspeichel ist klar, serös und proteinhaltig und wird ingroßen Mengen u. a. für die Neutralisation der über die pflanzliche Nahrungaufgenommenen Tannine produziert. Die Vormagenkapazität ist relativ gering(max<strong>im</strong>ale Kapazität postmortal: 3,5 - 5,0 l, Ingestavolumen: 1,2 - 1,7 l) und dasOstium reticulo-omasicum ist <strong>im</strong> Gegensatz zu den Grasfressern relativ weit(Duncan et al. 1998). Diese anatomischen Strukturen verursachen eine schnelleFutterpassage (12-22 h) (Holand 1994) und verringern die Fähigkeit, gezieltPartikel <strong>im</strong> Vormagen zurückzuhalten (selektive Retention).Be<strong>im</strong> Mufflon sind <strong>im</strong> Verhältnis zum Körpergewicht kleinere Parotisspeicheldrüsenausgebildet (0,05 % des Körpergewichtes) (Hofmann 1989). ImVergleich zum Reh hat das Mufflon nach Messungen an 11 Mufflons vonDrescher-Kaden (1976) sowohl ein größeres max<strong>im</strong>ales Fassungsvermögen desRuminoretikulums (9,0 - 13,4 l, bei Annahme eines Körpergewichtes von 33 kg)als auch eine größere Panseningestamenge (4,1 - 7,2 kg, bei Annahme einesKörpergewichtes von 33 kg). Weiterhin ist be<strong>im</strong> Mufflon ein relativ enges Ostiumreticulo-omasicum ausgebildet, das zu einer Verzögerung der Nahrungspassageführt. Der anatomische Bau des Verdauungskanals be<strong>im</strong> Mufflon bietet somit guteVoraussetzungen für eine opt<strong>im</strong>ale Fermentation der Nahrung einschließlich derCellulose.Der jahreszeitliche Einfluß auf die Retentionszeit der Ingesta besteht in derVeränderung der Qualität und Verfügbarkeit der Pflanzen <strong>im</strong> Jahresverlauf. ZumVegetationsende erhöht sich der Fasergehalt in den Pflanzenzellwänden und dasPflanzenwachstum verringert sich. Die zum Winter nur wenig verfügbarenNahrungspflanzen sind schlechter verdaulich und nährstoffärmer und werden ingeringeren Mengen aufgenommen. Der Vormagen ist somit <strong>im</strong> Winter mitgrobstrukturierter Nahrung gefüllt, die aufgrund größerer Partikelgrößen undgeringerer Verdaulichkeit eine längere Zeit für den mikrobiellen Abbau benötigtund somit länger <strong>im</strong> Vormagen verweilt, was wiederum das Ingestavolumen desRuminoretikulums erhöht. In der Vegetationszeit ist das Nahrungsangebotumfangreicher und leichter verdaulich als <strong>im</strong> Winter. Erhöhte Nahrungsaufnahmenaufgrund verbesserter Qualität und Quantität (Holand 1994) und eines höherenEnergiebedarfs <strong>im</strong> Frühjahr vergrößern ebenfalls das Ingestavolumen desRuminoretikulums, verkürzen aber die Verweilzeiten der Ingesta <strong>im</strong> Magen-Darm-Kanal (Grovum und Williams 1977).13
Das Reh paßt sich an das jahreszeitlich unterschiedliche Nahrungsangebot an. Eszeigt einen <strong>saisonalen</strong> Rhythmus in der Aktivität. Die Äsungszyklen, die Dauer derFutteraufnahme und der Rumination sind jahreszeitlich sehr unterschiedlich.Ellenberg (1974) beobachtete <strong>im</strong> Winter 5-6 Aktivitätsphasen, die sich <strong>im</strong> Sommerauf 8-12 erhöhten. Hingegen n<strong>im</strong>mt die Dauer der Rumination bei steigenderVerdaulichkeit der Pflanzen ab (Lochmann 1961). Die Kapazität des Pansens istnach der Brunft <strong>im</strong> Herbst max<strong>im</strong>al und <strong>im</strong> späten Winter min<strong>im</strong>al (Verkleinerungdes Pansens um etwa 20 %) (Hofmann et al. 1976, Hofmann 1989). Hingegenerreicht das Panseningestavolumen be<strong>im</strong> Reh ein Min<strong>im</strong>um <strong>im</strong> Sommer und einMax<strong>im</strong>um <strong>im</strong> Winter (Holand 1992). Außerdem beschreibt Hofmann (1985, 1989)Umbauvorgänge am und <strong>im</strong> Pansen (Verkleinerung des Oberfläche und derAnzahl der Pansenzotten) <strong>im</strong> Winter bei verringertem Nahrungsangebot alsAdaptation an die verringerte Fettsäurenbildung.Be<strong>im</strong> Mufflon sind ebenfalls saisonale Veränderungen der Äsungsaktivitätbeobachtet worden (Bubenik 1959, Stubbe 1975, Langbein et al. 1996 und 1997).Die Äsungsaktivität be<strong>im</strong> Mufflon ist vorwiegend am Tag. Als Max<strong>im</strong>a derFutteraufnahme wurden die Stunden nach dem Sonnenaufgang und vorSonnenuntergang angegeben. Die Ruheperiode in der Nacht wird bis zumnächsten Sonnenaufgang nur durch eine kurze Äsungsperiode unterbrochen. DieFutteraufnahme verläuft entsprechend der Jahreszeit und der damit <strong>im</strong>Zusammenhang stehenden Tageslänge. Die höchste Bereitschaft zum Äsen liegtvom Mai bis zum September und wird bis zum Februar wieder geringer.Auf der Grundlage dieser Anpassungen müßte die Kinetik des Ingestaflusses auch<strong>saisonalen</strong> Schwankungen unterworfen sein. Vergleichende Untersuchungen zur<strong>saisonalen</strong> Veränderung der Vormagenphysiologie insbesondere zurIngestakinetik unter Berücksichtigung der verschiedenen Einflußfaktoren sindbisher bei Rehen und Mufflons noch nicht durchgeführt worden.So ergeben sich folgende Aufgabenstellungen für die vorliegende Arbeit:• Wie verändern sich die Ingestakinetik und das Ingestavolumen desRuminoretikulums saisonal be<strong>im</strong> Reh als ursprünglichem Wiederkäuer(Konzentratselektierer) <strong>im</strong> Vergleich zum Mufflon als spezialisiertemCelluloseverdauer (Grasfresser)?• Welchen Einfluß haben diese Änderungen auf die Celluloseverdauung?• Gibt es eine selektive Partikelretention be<strong>im</strong> Reh und be<strong>im</strong> Mufflon?Verändert sie sich saisonal bei Änderung der Nahrungszusammensetzung?Dabei werden die Schwerpunkte der Untersuchungen in der monatlichenBest<strong>im</strong>mung der mittleren Retentionszeit von Flüssigkeit und Partikeln <strong>im</strong>Ruminoretikulum (RR) und <strong>im</strong> gesamten Gastro-Intestinal-Trakt (GIT) vom Reh <strong>im</strong>Vergleich zum Mufflon liegen. Weiterhin wird ergänzend eine Analyse derflüchtigen Fettsäuren <strong>im</strong> Pansensaft von Rehen und Mufflons durchgeführt.14
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3.7.3 Gehalt an kurzkettigen Fetts
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3.7.5 Verhältnis von Essigsäure z
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3.8.2 NarkosenachwirkungenDie Tabel
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4 Diskussion4.1 Kritische Betrachtu
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körperlichen Entwicklung der vom M
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− er sollte in jedem Abschnitt de
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eine Filtrierung der Aufschlußlös
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4.2 Wertung der Versuchsergebnisse4
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Tab. 17: Vergleich der Retentionsze
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Mit zunehmendem Alter und Wachstum
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späte Verkürzung der Retentionsze
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Partikelretentionszeit und somit zu
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ausgeschiedenen Kotmenge infolge de
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4.2.7 Kurzkettige Fettsäuren im Ru
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Nach Drescher-Kaden und Seifelnasr
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Pflanzenzellinhalt und löslichen Z
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unterworfen. Sie waren im Herbst be
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4. Roe deer had a smaller selectivi
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COOMBE, J.B., KAY, R.N.B.: Passage
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Magens. Stuttgart: Enke, 1982, ISBN
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(1990) : 409-420LECHNER-DOLL, M., K
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VAN SOEST, P.J., JERACI, J., FOOSE,
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LebenslaufName, Vorname: Behrend, g
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Deutsch, A., Lechner-Doll, M., Klei