GeschäftsbereicheZellstoff und Papier063MarktentwicklungGeschäftsentwicklungDie internationalen Zellstoffmärkte entwickeltensich 2007 sehr positiv. Wegen der anhaltend starkenNachfrage internationaler Papierherstellerund Engpässen in der Holzversorgung bedingtdurch Schlechtwetter und Streiks war das Zellstoffangebotknapp, sodass sich der Preis fürNBSK (Northern Bleached Softwood Kraft Pulp –nördlicher Langfasersulfatzellstoff) im Jahresverlaufkontinuierlich erhöhte. Er stieg von rund 750US-Dollar je Tonne zu Jahresbeginn auf rund 860US-Dollar je Tonne im Dezember 2007.Der Preis für Kurzfaserzellstoff (aus Birke undEukalyptus) stieg 2007 ebenfalls an. Die starkeNachfrage und später als erwartet in Betrieb genommeneKapazitäten in Südamerika führten beiEukalyptuszellstoff zu einer Preissteigerung von670 US-Dollar im Jänner auf mehr als 750 US-Dollar je Tonne im Dezember 2007. Da Zellstoffüblicherweise in US-Dollar gehandelt wird, bekamendie europäischen Verbraucher aufgrund derStärke des Euro gegenüber dem US-Dollar diesePreissteigerungen weniger stark zu spüren.Die Projektaktivität bei Zellstoffanlagen war imBerichtszeitraum unverändert zufriedenstellend,wobei sich bei Neuanlagen der Schwerpunkt erneutauf die südliche Hemisphäre (Südamerika,Australien und Asien) sowie China konzentrierte.Im Bereich der Modernisierung und Erweiterungbestehender Zellstoff-Fabriken lag der Schwerpunktder Investitionstätigkeit unverändert in Europaund zum Teil in Nordamerika.Der Umsatz des Geschäftsbereichs stieg 2007auf 1.462,2 MEUR und lag damit um 12,1% überdem Vorjahreswert (2006: 1.304,2 MEUR). AlleDivisionen des Geschäftsbereichs wiesen eine zufriedenstellendeUmsatzentwicklung auf. Mit demUmsatzanstieg erhöhte sich auch das EBITA, eserreichte 83,5 MEUR (2006: 75,9 MEUR).Der Auftragseingang betrug 1.406,4 MEUR undwar damit etwas niedriger als im Vorjahr (2006:1.432,4 MEUR).Das global tätige ForstindustrieunternehmenUPM, die Andritz-Gruppe und deren assoziiertesUnternehmen Carbona starteten ein gemeinsamesEntwicklungsprojekt zur Gasifizierung vonBiomasse und Reinigung von synthetischem Gas.Mit der zu entwickelnden Gasifizierungstechnologiesoll synthetisches Gas produziert werden,das in einer auf dem Fischer-Tropsch-Verfahrenbasierenden Anlage zur Erzeugung von Biodieselder zweiten Generation eingesetzt werden soll.Die Pilotversuche werden in den Einrichtungendes Gas Technology Institute in Chicago, USA,durchgeführt und voraussichtlich bis Ende 2008abgeschlossen sein. Andritz verfügt über eineumfassende Produktpalette für die Behandlungvon Biomasse: Systeme zur Holzverarbeitung,Trocknungsanlagen, Pelletieranlagen, Wirbelschichtkesselund Gasifizierer für Drehrohröfen.Durch den Erwerb der Gasifizierungstechnologievon Carbona hat sich Andritz weitere neue Anwendungsbereicheerschlossen.Im Juni 2007 erwarb Andritz 50 Prozent desbrasilianischen Unternehmens Sindus HumanTechnology, des führenden Anbieters von Instandhaltungsleistungenin den Bereichen Automatisierung,Instrumentierung und Elektrotechnikfür die Zellstoff- und Papierindustrie in Brasilien.Sindus erzielte zuletzt einen Jahresumsatz vonrund 20 MEUR und ist auf hoch entwickelte Analysesystemefür die Verfahrenstechnik und aufdie Personal-Bereitstellung für führende ZellstoffundPapierfabriken in Brasilien spezialisiert (sieheauch Bericht Seite 064).Im Werk Fray Bentos von Metsä-Botnia S.A.,Uruguay, ging im November 2007 eine Anlagezur Erzeugung von gebleichtem Kraftzellstoffmit einer Jahresleistung von 1.000.000 Tonnenin Betrieb. Es ist der erste Standort, bei demalle Produktionsanlagen von einem Lieferanten– nämlich von Andritz – stammen. Für Holzplatz,Faserlinie, Zellstofftrocknung und Ballenliniesowie Chemikalienrückgewinnung/Energieproduktionlieferte Andritz die bewährtesten undbesten Technologien. Im Rahmen eines übermehrere Jahre laufenden Vertrags wird Andritzauch Instandhaltungsleistungen für den Produktionsbereichdes Werks liefern (siehe auch BerichtSeite 066).ANDRITZ Globale Spitzenprodukte – Global Top Products 2007
064GeschäftsbereicheZellstoff und PapierSindus Human Technologyergänzt Andritz-VerfahrenstechnologieIm Juni 2007 kaufte Andritz 50 Prozent des brasilianischen Unternehmens Sindus Human Technology, dassich auf Instandhaltungsleistungen für die Zellstoff- und Papierindustrie sowie andere Industriezweige in Brasilienspezialisiert hat. Die globale Präsenz der Andritz-Gruppe bietet Sindus Andritz die Möglichkeit, seineAktivitäten auf andere südamerikanische Länder und darüber hinaus auszudehnen. Andritz ist über Sindusnunmehr enger mit dem brasilianischen Zellstoff- und Papiermarkt verbunden.Bescheidener AnfangIm Jahr 1987 gründete Luis Binotto gemeinsammit seinem Schwager und vier weiteren Technikernin einer leer stehenden Waschküche im Hausder Familie Binotto ein Technologieunternehmen.Anfangs befasste sich das kleine Team mit derWartung komplexer Laboreinrichtungen. Das Geschäftentwickelte sich gut und so musste sichdas Unternehmen bald größere Räumlichkeitensuchen. Der nächste Schritt war die Entwicklungeines Gasanalysegeräts, mit dem der TRS-Wert(TRS: Total Reduced Sulfur) in der Abluft überwachtwerden kann. Heute ist Sindus der einzigeHersteller von TRS-Analysegeräten in Brasilien.Outsourcing vonInstandhaltungMit der Zeit begannen die Kunden bei Sindus umUnterstützung bei der Wartung der Analysegeräteanzufragen. Sindus nützte diese Gelegenheit,um in das Outsourcing von Instandhaltungsleistungeneinzusteigen. Vom Outsourcing erwartetder Kunde, dass Sindus die gesamte Instandhaltungorganisiert und abwickelt, d. h. Spezialistenanwirbt und schult, die Arbeiten plant unddurchführt, Betriebsstörungen von Einrichtungenanalysiert und Fortschrittsberichte liefert. In den1990er-Jahren war Aracruz Guaíba (früher Riocell)bei Porto Alegre ein Pionier im Outsourcing vonInstandhaltung. 1994 beauftragte Riocell Sindusmit der Wartung sämtlicher Instrumentierungenund Elektroanlagen des Werks. Im Zuge dessenwurden Mitarbeiter von Riocell zu Mitarbeitern vonSindus. Sindus hatte damit den ersten Großauftragan Land gezogen. Instandhaltung ist für diemeisten Produktionsbetriebe eine Nebensache.Sindus Andritz ist darauf spezialisiert und kanndie Instandhaltung von Instrumenten und Steuerungen,Motoren und Ventilen daher effizienterdurchführen als die Kunden selbst.Enge Verbindung zurbrasilianischen IndustrieSindus Andritz hat derzeit große Instandhaltungsverträgelaufen und arbeitet mit allenführenden Zellstoff- und Papierherstellern Brasilienszusammen. Die Mitarbeiter von SindusAndritz sind täglich in den betreuten Werken tätigund kennen daher die Wünsche und Prioritätender Kunden sehr gut.Sindus Andritz heuteSindus Andritz beschäftigt rund 680 Mitarbeiter,70 davon arbeiten in der Zentrale in Porto Alegre.Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegt bei 32Jahren. 130 Mitarbeiter haben einen Hochschulabschlussoder sind gerade dabei, ihr Studiumabzuschließen; 50 Prozent davon sind Ingenieure.Die Techniker, die vor Ort arbeiten, habenüblicherweise eine mittlere Schulbildung und zusätzlicheine technische Fachausbildung. SindusAndritz-Mitarbeiter sind im Schnitt mehr als dreiJahre bei der Firma; es gibt auch viele Mitarbeiter,die schon über zehn Jahre dabei sind. DerDurchschnittswert ist hier etwas verzerrt, weil dasUnternehmen jedes Jahr 50 bis 100 neue Mitarbeiteraufnimmt, um den Anstieg des Auftragsvolumensabdecken zu können. Drei Mitarbeiter, dieals Lehrlinge eingetreten sind, haben mittlerweileFührungspositionen übernommen. Aufträge ausder Papier- und Zellstoffindustrie machen rund 80Prozent des Jahresumsatzes aus; der Rest entfälltauf andere Branchen wie die Stahlindustrie, diechemische Industrie und den Bergbau.Kommunikation und Schulungüber große DistanzenDie Mitarbeiter von Sindus Andritz sind überganz Brasilien verstreut, die Standorte liegen biszu 5.000 km voneinander entfernt. Daher spielenmoderne Technologien eine große Rolle inder Kommunikation. Regelmäßig finden Video-,Telefon- und Internetkonferenzen statt, in denensich die Baustellenleiter austauschen. Für dieMitarbeiter werden internetbasierte Schulungendurchgeführt. Die Mitarbeiter benötigen ein gutesGrundwissen in Mathematik und Physik und müssenmit der Elektronik und den Steuerungen einermodernen Zellstoff- und Papierfabrik bestensvertraut sein. Mitarbeiterschulungen, welche dieMaximierung des Kundennutzens zum Lehrinhalthaben, werden vorrangig durchgeführt. Die Mitarbeiterkönnen von Arbeitsplätzen im ganzen Landaus auf neue browserbasierte Schulungsmodulezugreifen. In „Chat-Sitzungen“ können die Mitarbeiteronline ihre Erfahrungen austauschen. DieSchulungen werden für einzelne Teilnehmer oderkleine Gruppen online via Telefon- oder Internetkonferenzdurchgeführt.Neue ToolsDas von Sindus Andritz entwickelte OPP-Softwarepaket(OPP: Optimization of Process Performance)erfasst Daten aus Prozessleitsystemenund programmierbaren Steuerungen und meldet,wenn ein Instrument gewartet werden muss. Außerdemist es eine Hilfe bei der Optimierung derSteuerungen. Das Ergebnis sind bessere Wirkungsgradeder Anlagen und höhere Produktivität.Fünf Fabriken in Brasilien sind bereits mitOPP-Software ausgestattet. Die Durchführungvon Wartungsarbeiten über Internetverbindung isteine weitere Neuheit. Im Rahmen eines Pilotprojektsin einem brasilianischen Werk stellte SindusAndritz fest, dass 90 Prozent der Wartungsarbeitenan Automationssystemen über Fernsteuerungausgeführt werden können. Der Kunde kannsich über eine Fernverbindung direkt an eine erfahreneExpertengruppe wenden, die damit laufenddie technische Hilfestellung bei bestehendenWartungsverträgen verbessern kann.ANDRITZ Globale Spitzenprodukte - Global Top Products 2007