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idioticon der nordthüringischen mundart. den bürgern nordhausens ...

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Zusätze und Verbesserungen.<br />

In dem Wörterverzeichnis ist noch nachzutragen:<br />

Fiiermiiern, f. = Schornstein, Esse (Feuermauer). Glinzere = glänzen, daher<br />

glinzerspaat, Marienglas. Graetsch = 1. lat. gradus, weiter Schritt (daher: graetschbeinig<br />

gie); 2. (Gerätschaft) Gerümpel, schlechtes Geschirr, unnützer Kram. Kuuten (Flachs), f.<br />

= kaute, ein bündelchen Flachs, das auf einmal auf <strong>den</strong> „Wocken“ aufgesteckt und<br />

versponnen wer<strong>den</strong> kann. Lyks, m. = Handgeld beim mieten eines Dienstboten,<br />

Leihkauf. Schiiben o. scheiben (Malz o. Korn), f. = ein Haufen (schaub, nie<strong>der</strong>d. schoof<br />

= Garbe, Haufen). Schnaar = dünn, schlank (verw. mit Schnur). Sense = trans.,<br />

schleu<strong>der</strong>n, werfen; intrans., eilen, fliegen, laufen.<br />

(Rim) schacke = umher gehen, o<strong>der</strong> stehen und schwatzen (nie<strong>der</strong>d. snacken).<br />

Teebeße (toben) = sich lärmend bewegen. Mvssele (frequent. v. mausen) = emsig<br />

etwas betreiben, suchen, wühlen.<br />

Zu dem Worte iitschken (p. 46) ist zu bemerken, dass es zu <strong>den</strong> fem. Deminutiven<br />

nie<strong>der</strong>deutscher Bildung gehört, wie heimeken f. heimchen, hernzken f. Hornisse, ahd.<br />

hornuz, wanzken f. Wanze, mvtschken (d. i. verdorbene Masche beim Stricken) v. ahd.<br />

mûzôn = än<strong>der</strong>n, daher „maussen“ o. „maussern“ und „fermvtze“ = ver<strong>der</strong>ben. Als<br />

Stammwort zu iitschken muss ahd. Itis angesehen wer<strong>den</strong>; so nennt Otfried in seinem<br />

„Krist“ die heil. „Jungfrau“ (im Heliand: Idis). In <strong>den</strong> merseburger Heilsprüchen heißen<br />

Idisi die zauberkündigen Frauen. Zum ahd. mûzôn gehört auch fu-mvtze, durch Tadel<br />

zu bessern suchen, bemängeln. –<br />

Schneegaeken, f. = Krähe, <strong>der</strong>en Geschrei Schnee verkün<strong>den</strong> soll.<br />

Joche = Jagen. Bötte (ahd. petti) = Bett, im Plural bötte.<br />

Die Anmerkung auf pag. 24 ist dahin zu erweitern und zu berichtigen, dass bei <strong>der</strong><br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Adjektiva auf e diese Endung ahd. i. vertritt. Alle diese Wörter haben einen<br />

hellen Stammvokal (entwe<strong>der</strong> ursprünglich, o<strong>der</strong> durch Umlaut), z. B. kleine, dinne,<br />

dycke, griene, därre, riiche (ahd. chleini, dunni, dicchi, kruoni, durri, rîhhi). Bei an<strong>der</strong>en<br />

Wörtern solcher Art entspricht dagegen dies e, meiner Ansicht nach, <strong>der</strong> ahd.<br />

Adverbialendung o, die natürlich nicht im Stande ist, dem Umlaut zu bewirken,<br />

z. B. in tvlle, schnelle, worme, orme (ahd. adjekt. Tual, snel, warm, aram). Wirkliche<br />

Adverbien sind: siere (ahd. sêro), gerne (kërno), boole (v. ahd. palt, dreist, kühn),<br />

braawe (brav, im Sinne von tüchtig, sehr, z. B. doo kinnt de braawe spaziere gie, da<br />

könnt ihr tüchtig spazieren gehen), lange (dagegen Adjektiv lang), schuone (schon, ahd.<br />

scône; dagegen Adjektiv schiene, schön, ahd. scôni).<br />

In Re<strong>den</strong>sarten wie „en mooler niine“ (pag. 27, z. 12) sind die Ausdrücke mooler,<br />

stycker, dotzter vielleicht besser als Genitiv Plural pronominaler (o<strong>der</strong> starker<br />

adjektivischer) Bildung zu erklären (eine Neunzahl von Malen, Stücken etc.). Bei<br />

manchen dieser Ausdrücke wird sogar das „en“ des Dativ Plurals dem genitivischen „er“<br />

noch vorgesetzt: en joorener (mooßener) dröie, ca. 3 Jahr (Maß). Die Sprache sucht<br />

<strong>den</strong> Genitiv, <strong>der</strong> ihr sonst abhan<strong>den</strong> gekommen ist, in diesem Falle mit allen Mitteln zu<br />

stützen.<br />

S. 2, z. 11 I. men<strong>der</strong> statt män<strong>der</strong>. S. 12, z. 20 I. dieser st. deser. S. 14, z. 29 I.<br />

fliessen st. fliehen. S. 16, z. 7 ist betriege einzuschalten. S. 29, z. 20 rechts I. plvd<strong>der</strong>e<br />

st. plud<strong>der</strong>e.<br />

Als Wegweiser beim Studium <strong>der</strong> deutschen Dialekte (vgl. Vorw., pag. III) empfiehlt sich:<br />

P. Trömel, „Die Litteratur <strong>der</strong> deutschen Mundarten“, Halle 1854; ferner J. Winkler,<br />

„Algemeen ne<strong>der</strong>duitsch en friesch Dialecticon“, ʼs Gravenhage 1874.<br />

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