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idioticon der nordthüringischen mundart. den bürgern nordhausens ...

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Muh-keiwichen von Halberstadt,<br />

Bring doch unserm N. N. (Name des Kindes) was!<br />

Was soll ich ihm <strong>den</strong>n bringen?<br />

Ein paar schüchelchen (Schuhe) mit ringen etc.<br />

Muh-keiwichen von Halle<br />

Steht in unserm stalle;<br />

Eine rothe, bunte kuh,<br />

Die hört unserm N. N. zu.<br />

Die Kühe von Halberstadt und von Halle sind ohne Zweifel i<strong>den</strong>tisch mit <strong>der</strong> Kuh des<br />

„Hellhauses“, die alle Jahre am Weihnachtsabend (d. h. im Mittwinter, wo die Sonne<br />

wie<strong>der</strong> anfängt zu steigen) hinaus gelassen wird und dann verschwindet, nämlich aus<br />

dem Hellhause (dem Sagen, p. 276). Zu <strong>der</strong>selben Zeit aber, wo die Sonnenkuh anfängt,<br />

<strong>den</strong> „gläsernen Berg“ hinauf zu klimmen, wer<strong>den</strong> die schönen Sachen, die das zweite<br />

Lied erwähnt, <strong>den</strong> Kin<strong>der</strong>n beschert, so dass also die „Kuh von Halberstadt“ (etwa<br />

Hellbergsstadt?) sie zu bringen scheint. Der ganze Zauber <strong>der</strong> alten deutschen<br />

Märchenwelt liegt, nach meinem Gefühl wenigstens, in dem unscheinbaren Liedchen.<br />

Einen ähnlichen Gedanken drückt das Folgende aus, das auf die Ankunft <strong>der</strong><br />

Frühlingsboten vertröstet:<br />

Schlaf, kindchen, balde!<br />

Die vöglein fliegen im walde,<br />

Sie fliegen in das grüne gras<br />

Und bringen unserm N. N. was.<br />

Unter <strong>den</strong> Kin<strong>der</strong>lie<strong>der</strong>n bil<strong>den</strong> zunächst diejenigen, welche nicht gesungen, son<strong>der</strong>n nur<br />

gesprochen wer<strong>den</strong> und zum Auszählen (beim Versteckspiel usw.) dienen, eine<br />

beson<strong>der</strong>e Gruppe. Alle beginnen mit einer Reihe von Zahlwörtern, die teils <strong>der</strong><br />

hochdeutschen, teils an<strong>der</strong>en Sprachen angehören und im letzteren Falle natürlich mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger verstümmelt sind. Hochdeutsch gezählt wird u. a. in <strong>den</strong> Folgen<strong>den</strong>:<br />

1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 –<br />

Wo ist <strong>den</strong>n mein schatz geblieben?<br />

In Berlin, in Stettin,<br />

Wo die hübschen mädchen blühn.<br />

1, 2, 3,………….13 –<br />

Im garten steht <strong>der</strong> weizen,<br />

In hofe geht <strong>der</strong> wind –<br />

Alte hexe, spring!<br />

Das Erste bedarf keiner Erläuterung, ist übrigens, wie es scheint, erst neueren Datums.<br />

Das Zweite, ältere, enthält eine Anspielung auf <strong>den</strong> Volksglauben, dass zur<br />

„Walpurgiszeit“, wo <strong>der</strong> Weizen bereits aufgeschossen, aber doch die Luft noch rau und<br />

bewegt ist, die „Wetterhexen“ um <strong>den</strong> Blocksberg „springen“ (tanzen) und so die<br />

Frühlingsfeier, das Fest <strong>der</strong> Vermählung Wuotan’ s und Frouwa’ s, begehen (vgl.<br />

Simrock, pag. 453 f.). Auch das Zählen bis dreizehn ist durchaus nicht willkürlich o<strong>der</strong><br />

zufällig. Nach <strong>der</strong> Edda (Grimnismâl 36) gibt es dreizehn Walkürien. Diese „Siegweiber“<br />

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