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VON RALF KASTENHOLZ<br />
Freiwilligenarbeit bei Scooby ist<br />
gefährlich!<br />
Bisher bin ich sowohl von der Vogelgrippe<br />
als auch von der Schweinegrippe<br />
verschont geblieben. Doch<br />
jetzt habe ich mich bei einem freiwilligen<br />
Einsatz in Spanien infiziert:<br />
Mit dem „Virus Scubii“ oder<br />
mit dem deutschen Namen „Scooby-Virus“.<br />
Wie ich mich anstecken<br />
konnte? Die Erklärung hierfür ist<br />
recht einfach.<br />
Ich selbst habe 2 Hunde, die via<br />
<strong>New</strong> <strong>Graceland</strong> ein Zuhause in<br />
der Schweiz gefunden haben. Dieser<br />
schweizerische Verein arbeitet<br />
eng mit Scooby zusammen. Von<br />
daher war mir Scooby also nicht<br />
unbekannt. Die Arbeit von Fermin<br />
und seinen Helfern habe ich via<br />
die Homepage verfolgt und mir<br />
auch immer wieder die Hunde angeschaut,<br />
die dort zur Vermittlung<br />
stehen. So reifte mit der Zeit der Gedanke,<br />
einmal einen freiwilligen Arbeitseinsatz<br />
bei Scooby in Medina<br />
del Campo zu leisten. So nahm ich<br />
mit Eva und Friederike Kontakt<br />
auf und erledigte alle mit dem Einsatz<br />
verbundenen Formalitäten.<br />
Ein wenig abschreckend empfand<br />
ich die „Verhaltensregeln“ für die<br />
Arbeit bei Scooby. Diese machten<br />
eher den Eindruck, man würde sich<br />
freiwillig in ein Bootcamp oder Straflager<br />
begeben und nicht in ein Tierheim.<br />
Aber letztendlich sind diese<br />
Anweisungen aus dem „täglichen<br />
Leben“, dem Arbeiten mit Freiwilligen<br />
entstanden. So kommen die<br />
unterschiedlichsten Menschen aus<br />
aller Welt zu Scooby. Sie bringen<br />
ihre Charaktere mit, ihre Ansichten<br />
und Erfahrungen. Und manchmal<br />
ist der Eifer, den die Freiwilligen an<br />
den Tag legen, eher als Übereifer zu<br />
bezeichnen, mit dem sie Gefahr laufen,<br />
bei den festangestellten Mitarbeitern<br />
und bei Fermin anzuecken<br />
anstatt hilfreich zu sein. Auch ich<br />
brauchte meine Zeit, um zu sehen,<br />
dass es so, wie es ist, auch gut ist.<br />
Das heisst nicht, dass man einige<br />
Dinge nicht doch verändern könnte,<br />
meist ist es aber eher ein Problem der<br />
finanziellen Ressourcen und nicht<br />
des Nicht-Wollens. Und nicht zu<br />
vergessen: Die Regeln machen ihren<br />
Sinn. Ich verweise hier besonders<br />
auf Situationen hin, die von „herzig“<br />
in „gefährlich“ umschlagen<br />
können. So betteln die allermeisten<br />
Hunde um Aufmerksamkeit und<br />
Streicheleinheiten. Gibt man sie,<br />
kann dies schnell zu Rangstreitigkeiten<br />
führen und in heftige Beiss-<br />
attacken ausarten! Also: Die Regeln<br />
akzeptieren und beachten.<br />
So machte ich mich also am 26. September<br />
auf die Reise nach Medina<br />
del Campo. Ausgerüstet mit den<br />
hilfreichen Beschreibungen von<br />
Friederike, die jeder Freiwillige im<br />
Vorhinein erhält, waren Flug und<br />
Zugfahrt problemlos zu bewältigen.<br />
Kleine Bemerkung am Rande:<br />
Die Fahrkarte für den Zug von<br />
Madrid nach Medina kann man<br />
via Internet bereits vorab kaufen.<br />
Ein wenig Spanisch ist dabei allerdings<br />
hilfreich (was auch für den<br />
Aufenthalt in Spanien selbst gilt).<br />
Das Hotel war schnell gefunden,<br />
der Koffer ausgepackt und ab ging<br />
es zur ersten Erkundung der Stadt.<br />
Es lohnt sich durchaus, auch die<br />
historischen Sehenswürdigkeiten zu<br />
Vor Ort in Spanien<br />
Vorsicht vor dem Scooby-Virus!<br />
Stürmische Begrüssung (Bild: RK)<br />
besuchen, wobei ich zugeben muss,<br />
dass ich während meines Aufenthaltes<br />
keine Sightseeing-Tour<br />
unternommen habe. Am nächsten<br />
Tag ging es dann zum ersten Arbeitseinsatz.<br />
Der Fussmarsch aus<br />
der Stadt hinaus zum Scooby-Gelände<br />
dauert ca. 30 Minuten und<br />
ist ein wenig gewöhnungsbedürftig,<br />
da man die gesamte Strecke auf<br />
einer viel befahrenen Landstrasse<br />
laufen muss (kein Fussweg vorhanden!).<br />
Zwar mag dem einen<br />
oder anderen diese Zeit lang erscheinen,<br />
doch lässt sie einem die<br />
Möglichkeit, sich auf die Arbeit vorzubereiten<br />
oder das Erlebte nochmals<br />
Revue passieren zu lassen.<br />
Und dann steht man vor dem Tor<br />
des Tierheims! Mit Hundegebell<br />
wird man begrüsst und mit Spannung<br />
wartet man darauf, eingelassen<br />
zu werden. Nach Begrüssung<br />
und einer „Führung“ durch das<br />
Tierheim wurde ich 2 anderen Freiwilligen<br />
aus Holland zugeteilt und<br />
schon ging es los mit der Arbeit.<br />
Der Hauptanteil der täglichen Arbeit<br />
besteht aus dem Reinigen der<br />
Paddocks und Boxen. Am Anfang<br />
verliert man leicht den Überblick<br />
wo sich welcher Paddock befindet<br />
und wie man dorthin gelangt. Aber<br />
nicht entmutigen lassen, irgendwann<br />
hat man sich den Lageplan<br />
eingeprägt. Was die Arbeit selbst<br />
angeht, so muss man sich von Anfang<br />
an bewusst sein, dass man<br />
mit „Dingen“ zu tun hat, die eine<br />
Beleidigung für jede Nase sind – um<br />
es einmal harmlos auszudrücken.<br />
Wahrscheinlich gewöhnt man sich<br />
nie an den Geruch in den Paddocks.<br />
Aber wenn man sich in Erinnerung<br />
ruft, dass diese Arbeit wichtig ist,<br />
damit sich die Hunde einigermassen<br />
wohl fühlen können, wird diese<br />
Arbeit erträglich. Im Übrigen sollte<br />
man nie vergessen: Welche Arbeit<br />
man auch macht, welche Aufga-<br />
<strong>New</strong> <strong>Graceland</strong> 5