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VON INGRID LAGREBI<br />
Unsere Hündin Allegra haben wir<br />
schon bald 8 Jahre lang. Wie vielleicht<br />
einige von Ihnen wissen, ist<br />
sie die Tochter von Merry, jener<br />
Hündin, welche schwanger aus<br />
Spanien in die Schweiz gebracht<br />
wurde und niemand merkte es. Bis<br />
dann eines schönen Tages drei kleine<br />
Welpen in Merrys Korb lagen…<br />
Neben Allegra besitzt uns noch der<br />
kleine weisse Pudel Lupi. Jawohl,<br />
Sie haben richtig gelesen, er besitzt<br />
uns! Er ist auch via Evelyne zu uns<br />
gekommen. Aber dies ist wiederum<br />
eine ganz andere Geschichte.<br />
Ja, und Allegra (damals Oakley) ist<br />
eines dieser oben erwähnten Babys.<br />
Natürlich ist sie schon lange kein<br />
Baby mehr, weit gefehlt, sondern<br />
ein grosser, schlanker, schneller<br />
Greyhound.<br />
Sie ist ein sehr liebenswürdiger<br />
Hund. Ausserdem sehr freundlich<br />
zu Fremden, lieb zu allen kleinen<br />
Tieren, ja sie liebt kleine Hunde.<br />
Und sie liebt auch Meerschweinchen<br />
und Hamster, nein, sie hat<br />
sie nicht zum Fressen gerne, sie<br />
schnuppert daran und beobachtet,<br />
was sie machen und wie sie herumhüpfen.<br />
Auch Samtpfoten sind bei<br />
ihr sehr beliebt.<br />
Nun, und sie war eigentlich immer<br />
gesund. War, sagte ich. Bis zu jenen<br />
Tagen im November 2009, als sie<br />
einmal zu Hause bei den Kindern<br />
blieb, weil wir am Genfersee einen<br />
Wohnwagen erstanden hatten und<br />
diesen erst hundegerecht einrichten<br />
wollten.<br />
Nach unserer Rückkehr kam uns<br />
kein Greyhound entgegen. Das ist<br />
sehr ungewöhnlich, denn bei uns<br />
wissen die Hunde, dass sie nach unserer<br />
Rückkehr ein Leckerli bekommen,<br />
besonders bei meinem Mann<br />
26 <strong>New</strong> <strong>Graceland</strong><br />
Medizin<br />
ist das so. Und da ist es schon sehr<br />
ungewöhnlich, wenn kein Greyhound<br />
seine Langnase durch die<br />
sich öffnende Haustür streckt und<br />
uns (bzw. das zu folgende Leckerli)<br />
freudig begrüsst.<br />
Sie lag im Wohnzimmer am Boden<br />
auf ihrer Matte und hob nicht einmal<br />
den Kopf. Dies erschreckte<br />
mich nun doch sehr. Sie war so<br />
matt und heiss. Meine Töchter erzählten<br />
mir, dass sie schon seit dem<br />
Frühstück, welches sie widerwillig<br />
zu sich genommen hatte, matt<br />
gewesen sei und eigentlich nicht<br />
spazieren wollte. Sie sei hinter ihnen<br />
hergeschlichen. Auch sehr ungewöhnlich.<br />
Allegra ist im Hause<br />
kaum spürbar, aber draussen ist sie<br />
eine Rakete, will, dass man Stöckli<br />
wirft und rennt Hügel auf und ab.<br />
(Ihr Geschäft verrichtet sie gerne<br />
am Steilhang, etwas, was mir ewig<br />
unbegreiflich sein wird).<br />
Nun, sie blieb liegen, erhob sich nur<br />
ab und zu um Wasser zu schlappen,<br />
aber so matt, dass ich ihr die Schüssel<br />
gleich zur Matte hin stellte. Keine<br />
Frage, dass wir mit ihr am Montag<br />
zum Tierarzt gehen mussten.<br />
Am Montag fuhr mein Mann mit<br />
ihr zu Dr. Rohdewald nach Oberwil.<br />
Dieser stellte hohes Fieber fest<br />
und bei der Blutkontrolle stellte sich<br />
heraus, dass Allegra nur noch 800<br />
Leukozyten hatte. Der Normwert<br />
für diese weissen Blutkörperchen,<br />
welche für die Abwehr zuständig<br />
sind, liegt etwa bei 7000! Und die<br />
Thrombozyten, die Blutplättchen<br />
für die Blutgerinnung, waren an<br />
Zahl ebenfalls stark untervertreten.<br />
Allegra erhielt Antibiotika und eine<br />
cortisonhaltige Spritze. Unter diesen<br />
Medikamenten verschwand das<br />
Fieber und sie frass auch wieder.<br />
Aber nach einem Tag stieg das Fieber<br />
wieder an auf über 40° C, was<br />
selbst für einen Hund sehr hoch<br />
ist. Dr. Rohdewald war ratlos und<br />
entschied, dass Allegra nun weiterzuschicken<br />
sei an eine Klinik. Dort<br />
wollte man sie über Nacht aufnehmen.<br />
Wir durften sie sogar besuchen!<br />
Nein, war das merkwürdig, man<br />
besucht seinen Hund im Spital wie<br />
bei einem Menschen! Aber das war<br />
nur möglich, weil Allegra nicht so<br />
sehr unter Trennungs- und Verlustängsten<br />
litt und der Arzt dies sah<br />
und uns daher vorschlug, sie zu besuchen.<br />
Pralinen und Weintrauben brachten<br />
wir ihr nicht, aber sie hatte sich<br />
nicht lösen wollen auf der tierärztlichen,<br />
häufig aufgesuchten Wiese<br />
und so konnte ich sie nehmen und<br />
mit ihr in den Garten gehen. Sie<br />
hatte den Infusionsschlauch im Vorderbein<br />
und ich musste ihn halten<br />
beim Gassi-Gehen. Immerhin konnte<br />
ich ihr diesen Dienst tun, denn<br />
nach langem Hin und Her konnte<br />
sie ihr kleines Geschäft souverän<br />
erledigen.<br />
Geschichte von Allegra und ihrer Erkrankung<br />
Und dann hiess es ab in den Käfig<br />
und dort übernachten. Ach je, sie tat<br />
mir leid. Man wollte mir ihre Decke,<br />
die ich ihr mitgebracht hatte, wieder<br />
mitgeben wegen ev. Verschmutzung.<br />
Was spielte dies für eine<br />
Rolle! Allegra hätte sie hundertmal<br />
verschmutzen können, Hauptsache,<br />
sie wäre wieder gesund geworden.<br />
Am nächsten Tag holten wir sie<br />
wieder heim. Es ging ihr besser.<br />
Man hatte sie aufgefüllt mit Flüssigkeit<br />
und ihr Medikamente eingegeben.<br />
Drei Wochen lang sollte sie<br />
nun starke Antibiotika einnehmen.<br />
Das Blutbild war nicht gut.<br />
Nach dieser Antibiotikabehandlung<br />
wäre das Nächste eine Knochenmarkspunktion<br />
gewesen. Aber mit<br />
welcher Prognose?<br />
Bei einer Leukämie mit sehr vielen<br />
Zellen setzt man eine Chemotherapie<br />
ein, wie beim Menschen. Aber<br />
nicht alle Hunde ertragen dies und