Protokoll Preisgericht 131109 fin - NH Projektstadt
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Realisierungswettbewerb „Altenpflegeeinrichtung<br />
in Hausgemeinschaften Kassel-Unterneustadt“<br />
<strong>Protokoll</strong> der <strong>Preisgericht</strong>ssitzung vom 13.11.2009
Die <strong>Preisgericht</strong>ssitzung wurde um 8:40 Uhr durch die Begrüßung von Herrn Günter Luckey<br />
als Vertreter des Hausherrn eröffnet. Das <strong>Preisgericht</strong> tagt im Konferenzraum der Wohnstadt<br />
Hessen GmbH. Danach stellt Herr Alexander Inden kurz den Tagesablauf dar.<br />
Auf Vorschlag von Frau Prof. Maya Reiner wird Herr Hans-Uwe Schultze einstimmig, zum<br />
Vorsitzenden des <strong>Preisgericht</strong>es gewählt. Bei eigener Enthaltung nimmt er die Wahl an. Zur<br />
Stellvertreterin wird auf Vorschlag von Herrn Schultze Frau Prof. Reiner einstimmig gewählt.<br />
Bei eigener Enthaltung nimmt Frau Prof. Reiner die Wahl an.<br />
Die Anwesenheit des <strong>Preisgericht</strong>es wird wie folgt festgestellt:<br />
Fachpreisrichter:<br />
Frau Prof. Maya Reiner (Universität Kassel, Fachgebiet Entwerfen und Gebäudelehre)<br />
Herr Hans-Uwe Schultze (Schultze und Schulze Architekten, Kassel)<br />
Herr Felix Waechter (Waechter + Waechter Architekten, Darmstadt)<br />
Sachpreisrichter:<br />
Frau Ilona Caroli (Sozialgruppe Kassel e. V., Vereinsvorsitzende)<br />
Frau Petra Röken (Stadt Kassel, Amt für Bauaufsicht und Stadtplanung)<br />
Frau Röken ersetzt nach einstimmigem Jurybeschluss den entschuldigten Herrn Heinz<br />
Spangenberg.<br />
Stellvertretende Fachpreisrichterin:<br />
Frau Prof. Brigitte Häntsch (Universität Kassel, Fachgebiet: Entwerfen und Baukonstruktion)<br />
Stellvertretender Sachpreisrichter:<br />
Herr Gerald Reißmann (Sozialgruppe Kassel e. V., Geschäftsführer)<br />
Anwesende Sachverständige (nicht stimmberechtigt):<br />
Frau Martina Dittel (Seniorenzentrum Renthof, Heimleiterin)<br />
Herr Eckard Jochum, anwesend bis 16:55 Uhr (Stadt Kassel, Amt für Bauaufsicht und<br />
Stadtplanung)<br />
Frau Renate Wolff, anwesend bis 12:15 Uhr (Heimaufsicht, Kassel)<br />
Weitere Teilnehmer der Wettbewerbsorganisation und Vorprüfung (nicht stimmberechtigt):<br />
Herr Alexander Inden (<strong>NH</strong> ProjektStadt)<br />
Herr Christian Müller (<strong>NH</strong> ProjektStadt)<br />
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Als <strong>Protokoll</strong>führer wird Herr Alexander Inden bestimmt.<br />
Der Vorsitzende erinnert das <strong>Preisgericht</strong> an die Wahrung der Objektivität der Jury; die<br />
Verpflichtung der Preisrichter zur Vertraulichkeit und Unbefangenheit. Er weißt auf die<br />
Anonymität der Teilnehmer hin. Er vergewissert sich, dass es keine Absprachen oder<br />
Kontakte zwischen den Teilnehmern und den Preisrichtern bestehen. Herr Schultze erläutert<br />
das Procedere der <strong>Preisgericht</strong>ssitzung.<br />
Die Vorprüfung erfolgte durch die Wohnstadt Hessen GmbH. Herr Inden erläutert kurz den<br />
bisherigen Verfahrensverlauf und Vorprüfbericht. Die Vorprüfung begann am 19.10.2009. Die<br />
Prüfung wurde durch Herrn Dipl.-Ing. Alexander Inden und Frau Dipl.-Ing. Maja Göbel<br />
geleitet. An der Vorprüfung waren zudem Frau Diana Balzano, Frau Verena Horn, Frau<br />
Patricia Malik und Herr Christian Müller beteiligt.<br />
Am 28.10.2009 fand durch Herrn Eckard Jochum (Stadtplanungsamt Kassel) als<br />
Sachverständiger eine Bewertung der eingereichten Entwürfe in Hinblick auf den Städtebau<br />
und das Bauplanungsrecht statt. Am 03.11.2009 fand durch die Sachverständigen Frau<br />
Renate Wolff (Heimaufsicht Kassel) und Frau Martina Dittel (Heimleiterin Renthof) eine<br />
Bewertung der eingereichten Arbeiten in Hinblick auf die Nutzung als Pflegeheim statt. Die<br />
Ergebnisse beider Bewertungen sind im Vorprüfbericht dokumentiert. Zusätzlich gibt es zwei<br />
Anlagen zum Bericht, in welchen die Vollständigkeit der Wettbewerbsarbeiten und die<br />
Kennzahlen der Entwürfe aufgelistet sind. Alle Wettbewerbsarbeiten wurden mit einer<br />
Tarnnummer (100 001 bis 100 012) zur Anonymisierung überklebt.<br />
Die Abweichungen zur Auslobung werden durch die Vorprüfung als geringfügig eingestuft.<br />
Ein grober Verstoß kann nicht erkannt werden. In Folge wird ein Ausschluss von Teilnehmern<br />
nicht empfohlen.<br />
Es werden alle 12 Entwürfe zum Verfahren zugelassen. Die Bearbeitungshonorare von<br />
2.000,- € + MwSt. je Wettbewerbsbeitrag werden gemäß Auslobung allen Arbeiten<br />
zugesprochen.<br />
Es erfolgt ein Informationsrundgang bei dem alle 12 Teilnehmer kurz vorgestellt werden. Die<br />
Ergebnisse der Vorprüfung werden anhand der Pläne und des Modells erklärt. Der<br />
Informationsrundgang endete um 10:05 Uhr.<br />
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Alle eingereichten Arbeiten werden einstimmig für die Bewertung zugelassen.<br />
Die Bearbeitungskriterien, wie in der Auslobung formuliert, werden nochmals besprochen<br />
und für das weitere Verfahren bestätigt.<br />
Wettbewerbsrundgänge<br />
Im 1. Wettbewerbsrundgang scheiden einstimmig die Arbeiten mit grundsätzlichen<br />
Mängeln aus. Die Feststellung von grundsätzlichen, schwerwiegenden und nicht<br />
kompensierbaren Mängeln führt mit Einstimmigkeit zum Ausschluss nachfolgender Arbeiten:<br />
aus.<br />
100 002<br />
100 008<br />
100 012<br />
Der 2. Wettbewerbsrundgang wird um 10:40 Uhr begonnen. Die Jury bewertet, in<br />
wechselnder Reihenfolge von den Fachpreisrichtern erneut vorgestellt, die verbleibenden<br />
Arbeiten anhand eines strengeren Maßstabes nach den Vorgaben der Auslobung und des<br />
Kolloquiums (architektonische und städtebauliche Qualität; Funktionalität und Konzeption;<br />
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit). Die Stellungnahmen der Sachverständigen werden<br />
vertiefend zur Kenntnis genommen.<br />
In diesem Rundgang scheiden nach intensiver Diskussion die Arbeiten der Teilnehmer<br />
aus.<br />
100 003 (3 zu 2 Stimmen)<br />
100 004 (4 zu 1 Stimmen)<br />
100 007 (4 zu 1 Stimmen)<br />
100 010 (4 zu 1 Stimmen)<br />
Somit verbleiben für die engere Wahl die Arbeiten der Teilnehmer<br />
100 001 (3 zu 2 Stimmen)<br />
100 005 (3 zu 2 Stimmen)<br />
100 006 (3 zu 2 Stimmen)<br />
100 009 (3 zu 2 Stimmen)<br />
100 011 (4 zu 1 Stimmen).<br />
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Der 2. Wettbewerbsrundgang endet um 12:15 Uhr. Bis 13:30 erfolgt eine Pause der<br />
<strong>Preisgericht</strong>ssitzung.<br />
Textliche Bewertung der Arbeiten der engeren Wahl<br />
Die <strong>Preisgericht</strong>ssitzung wird um 13.30 Uhr wieder aufgenommen. Zu Beginn wird durch den<br />
Vorsitzenden der Antrag gestellt, die Arbeit des Teilnehmers 100003, wieder in das<br />
Verfahren aufzunehmen. Der Teilnehmer wird einstimmig in die engere Wahl aufgenommen.<br />
Die engere Wahl erfolgt aufgrund einer vertieften Beurteilung der Arbeiten unter<br />
Hinzuziehung der vorliegenden Vorprüfungsberichte. Die schriftliche Begründung gibt die<br />
wesentlichen Wertungskriterien wieder. Sie wird durch einzelne Fachpreisrichter erarbeitet<br />
und vor den Arbeiten verlesen und von der Jury gemeinschaftlich wie folgt getragen:<br />
100 001<br />
In der städtebaulich schwierigen Situation wird ein klarer Baukörper als Schlussstein zum<br />
Unterneustädter Kirchplatz vorgeschlagen, der in seiner Modulation den unterschiedlichen<br />
städtebaulichen Anforderungen gerecht wird; das geneigte Pultdach vermittelt dabei<br />
zwischen der verschiedenen Geschossigkeit.<br />
Quartiersseitig ist – korrespondierend zum städtebaulichen Kontext und den vorhandenen<br />
Raumkanten – ein schön dimensionierter Freiraum geplant zu dem die Freisitze der<br />
Gemeinschaftsbereiche sowie die Fassaden der Appartements ausgerichtet sind.<br />
Vom mittig angeordneten Eingang aus eröffnet sich ein schöner Blick auf die einläufige<br />
offene Treppe zum Café im 1. OG, dessen Freibereich sehr gut an der Dachterrasse des<br />
Erdgeschosses angelagert ist. Der Saal im Erdgeschoss ist auf der Ecke angeordnet so dass<br />
dieser 3-seitig belichtet werden kann. Der schmale schlauchartige Zugang ist jedoch<br />
unbefriedigend; auch ist die Höhe des Mehrzeckraums der Saalgröße nicht angemessen. Die<br />
Qualität des Patio vor dem Verwaltungsbereich wird kontrovers diskutiert.<br />
Die Erschließung der Hausgemeinschaften in den Obergeschossen erfolgt räumlich<br />
unbefriedigend über einen schmalen Flur, der nur über eine vorgelagerte Raumspange<br />
indirekt belichtet wird. In den Hausgemeinschaften sind die Wohnbereiche L-förmig um die<br />
Wohnküche als gemeinsame Mitte gruppiert, wobei keine Zimmer zu der lauten Platzseite<br />
ausgerichtet sind. Die Belichtung der Gemeinschaftsbereiche (insbesondere der nördlichen<br />
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Wohngruppe) ist jedoch eingeschränkt. Die allseitig offenen, von Erschließungsflächen<br />
umgebenen Gemeinschaftsflächen sind in der Nutzung eingeschränkt.<br />
Die Zimmer mit vorgelagerten Nasszellen erscheinen zu schmal; die Stellung des Schrankes<br />
ist nicht bearbeitet.<br />
Die ruhige Fassade mit wiederkehrenden Gestaltungselementen gibt mit sehr einfachen<br />
Mitteln dem Haus ein der Nutzung angemessenes und sehr ansprechendes Gesicht. Die<br />
einfache Gliederung des Baukörpers wird durch schräge Laibungsverkleidungen ermöglicht,<br />
die die dahinter liegende Nutzung überspielt. Jedoch die Plastizität des Baukörpers mit<br />
schönen Licht- und Schattenspiel stärkt. Zum ovalen Platzraum wird der Sockel abgesetzt.<br />
Die sehr kompakte Arbeit lässt mit dem geringsten Volumen und der klaren Baukörper-<br />
Modellierung eine sehr wirtschaftliche Realisierung erwarten.<br />
100 003<br />
Mit seiner Systematik schafft es dieser Entwurf, ein komplexes Programm auf einem<br />
schwierigen Grundstück zu einem einfachen, in sich schlüssigen und städtebaulich gut<br />
verträglichem Gesamtkonzept zu verarbeiten. Dabei werden zwei Schlüsselelemente<br />
eingesetzt: die mittige Erschliessung mit Seitenflügeln, und die radiale Auffächerung und<br />
Öffnung auf die Südwestseite – beides sinnvolle Entwurfsentscheidungen, die eine gute<br />
Anordnung der Hausgruppen ermöglichen.<br />
Im Aufbau dieser Hausgruppen wird die grösste Stärke des Konzepts gesehen: man betritt<br />
zunächst den „öffentlichen Raum“ des Wohnbereichs, um über differenzierte Bewegungsflure<br />
zu den Zimmern zu gelangen. Ungünstig ist die einer von zwei Hausgruppen zugeordnete<br />
Lage der Pflegebäder; zudem neben einer Wohnküche. In der HG Apartments fehlt das<br />
Pflegebad. Im obersten Geschoss sind die Apartments in guter Lage angesiedelt, haben<br />
jedoch sehr unterschiedlich hohe Qualitäten.<br />
Die Bezüge aus den Wohnbereichen und Apartments zu den Freiflächen sind weitgehend<br />
gelungen. Die große Offenheit in der Mitte wird im Hinblick auf demenzkranke Menschen<br />
kontrovers diskutiert. Ebenso die große, gerahmte Terrasse im 1. OG, die eher eine<br />
geschäftsmäßige als wohnliche Anmutung hat.<br />
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Das Entwurfsschema führt leider an zahlreichen wichtigen Stellen zu unbefriedigenden<br />
Lösungen. Hier fällt zuerst „das Gesicht des Hauses“ am Unterneustädter Kirchplatz mit der<br />
Überbetonung der Symmetrie und einer der Nutzung des Hauses nicht zuträglicher<br />
Architektursprache auf. Die Anordnung des Eingangsbereichs und des Saals ist lapidar<br />
dargestellt und entbehrt jeder räumlichen Entwicklung und Spannung. Unverständlich ist die<br />
geringe Höhe des Saals im Verhältnis zu seiner Grundfläche.<br />
Enttäuschend, aber vielleicht symptomatisch, sind die Ansichten zu allen Seiten. Die<br />
komplexe Staffelung des Gebäudes auf der Südwestseite lässt einen relativ hohen<br />
konstruktiven Aufwand vermuten.<br />
Insgesamt trotz viel versprechender Ansätze kein befriedigender Vorschlag.<br />
100 005<br />
Der Entwurf fügt sich sehr gut in den Platzraum und die vorhandene Bebauung ein. Die<br />
Fassadengestaltung repräsentiert in Materialwahl und Proportion das Thema Wohnen in<br />
optimaler Weise. Positiv wird für die Brechung der großen geometrischen Form des Platzes<br />
die asymmetrische Gliederung von geschlossenen und geöffneten Fassadenanteilen<br />
bewertet. Die Gebäuderückseite reagiert mit ihrem Außenraum auf den Raum der<br />
Christophstraße. Die massive Gebäudesockelzone in diesem Bereich wirkt abweisend.<br />
Die Eingangssituation ist großzügig gelöst. Der Saaleingang ist durch seine Lage zwischen<br />
Treppe und Aufzügen problematisch. Die Saalhöhe ist nicht ausreichend.<br />
Die Bezüge der Wohngruppen zu den Außenräumen werden positiv bewertet. Problematisch<br />
ist die Anordnung der Zimmer in direktem Zusammenhang mit dem Gemeinschaftsraum<br />
(Grund: zu hohe soziale Kontrolle). Die umlaufenden Balkone sind spannend, stellen jedoch<br />
für die Nutzer im täglichen Gebrauch möglicherweise ein Problem dar. Im Bereich des Hofes<br />
verschatten sie die Fläche unnötig.<br />
Die Anordnung von Appartements und Pflegestation auf einer Ebene wird als problematisch<br />
beurteilt.<br />
100 006<br />
Der insgesamt massiv wirkende Baukörper fügt sich nur schwer in den städtebaulichen<br />
Kontext ein. Insbesondere werden zum Stadtraum an der Christophstraße die Raumbezüge<br />
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nicht hinreichend gewürdigt, auch wenn der Entwurf sich insgesamt korrekt an die Vorgaben<br />
des Bebauungsplanes hält.<br />
Die Organisation der Wohngruppen um Innenhöfe führt zu einer großen Introvertiertheit.<br />
Der Entwurf weist einen überproportional hohen Anteil an Erschließungsflächen auf (z. B.<br />
viele parallele Flure).<br />
Der Eingangsbereich bietet ein großzügiges Foyer, wird dann aber anschließend –<br />
insbesondere zum Veranstaltungsraum hin – zu unklar und kleinteilig in der Wegeführung.<br />
Die Belichtung der innen liegenden Gemeinschaftsräume ist insbesondere im 1. und<br />
2.Obergeschoss problematisch. Die den Wohngruppen zugeordneten Balkone scheinen nicht<br />
geeignet, das Freiraumdefizit zu kompensieren. Die Dachterrasse mit dem Garten der Sinne<br />
ist im 4. OG den Appartements zugeordnet und hat nur wenig Nutzen für die anderen<br />
Hausgemeinschaftsgruppen.<br />
Der Baukörper weist eine insgesamt sehr hohe konstruktive Komplexität auf, die vermutlich<br />
zu hohen Baukosten führen wird.<br />
100 009<br />
Dem Verfasser gelingt eine städtebauliche Setzung von hoher Qualität. Die Ausformung des<br />
Baukörpers, die Höhenentwicklung und die Maßstäblichkeit zur Bebauung im näheren Umfeld<br />
zielt auf einen markanten Schlussstein an der südwestlichen Platzwand des Unterneustädter<br />
Kirchplatzes.<br />
Die Gebäudeerschließung mit zwei gleichwertigen Zugängen vom Stadtplatz und aus dem<br />
Quartier ist geprägt von hoher funktionaler Qualität. Die Flexibilität des Saals ist<br />
gewährleistet. Eine autonome Nutzung kann durch die angemessene Grundrisspositionierung<br />
erfolgreich vonstatten gehen. Insbesondere die Vernetzung mit Foyer, Café und Südterrasse<br />
– allesamt Aufenthaltsbereiche mit direktem Quartiersbezug – wird eine Architekturqualität<br />
mit hohem Alleinstellungsmerkmal testiert.<br />
Qualitätsvolles Wohnen und Pflegen zeigt der Verfasser in den vier Folgegeschossen.<br />
Die durchgesteckten Wohnküchen haben Aufenthaltsqualität, die unmittelbaren<br />
Freiraumbezüge mittels vorgelagerter Wintergärten sichern eine ganzjährige Nutzung und<br />
bieten zudem eine geschossübergreifende Kommunikation der Bewohner. Die geschossweise<br />
innere Erschließung der Funktionseinheiten mag ohne direkte Belichtung nicht überzeugen.<br />
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Mit dem fünften Geschoss, einem platzrandbegleitenden Laternengeschoss und einem zudem<br />
gut positionierten und proportionierten Dachgarten, <strong>fin</strong>det das Bauvolumen einen<br />
gelungenen Abschluss. Als Kompensation fehlender Balkone bei den Pflegezimmern mit<br />
Quartiersbezug schlägt der Verfasser raumhohe Verglasungen vor. Dieser Ansatz ist nur<br />
bedingt geeignet, ein direkter Austritt ins Freie wäre ergänzenswert.<br />
Die Gestaltung der Fassaden liefert eine unprätentiöse Entwurfshaltung. Eine<br />
rhythmisierende Lochfassade mit Putzoberfläche deutet auf eine wirtschaftliche Realisierung<br />
hin. Die Gebäudekennwerte liegen im mittleren Vergleichswert.<br />
In Summe ergibt sich ein Wettbewerbsbeitrag von guter Architektur- und Freiraumqualität,<br />
für die zukünftigen Bewohner kann man eine Wohlfühlatmosphäre mit<br />
Alleinstellungsmerkmal prognostizieren.<br />
100 011<br />
Das Gebäude versteht sich als Stadtbaustein und fügt sich mit seiner Höhenentwickung und<br />
Gliederung in die Umgebungsbebauung ein. Die gestaffelten Gärten und Balkone nach<br />
Westen und die Stadtloggia zum Unterneustädter Kirchplatz zeigen eine grundsätzliche<br />
Identität des Gebäudes; die sehr zurückhaltende Darstellung der Fassade lässt allerdings<br />
Fragen zur tatsächlichen architektonischen Gestaltung offen.<br />
Das Gebäude überzeugt durch eine klare innere Gliederung, in der Kombination der<br />
unterschiedlichen Nutz- und Wohnformen und der vielfältigen Raum- und Blickbezüge.<br />
Der Eingangsbereich im Erdgeschoss mit Läden und dem angrenzenden Saal ist gut<br />
dimensioniert und lässt eine flexible Nutzbarkeit zu. Das über einen Luftraum verbundene<br />
zweigeschossige Foyer ist attraktiv in der räumlichen Verbindung mit dem im 1. OG<br />
gelegenen, zur Dachterrasse hin orientierten Cafe und den damit verbundenen Verweilzonen.<br />
In den Obergeschossen werden die Wohngruppen je Geschoss auf die Gebäudeflügel<br />
verteilt. Im Mittelbereich be<strong>fin</strong>den sich eine angemessen großzügige Erschließung mit Bezug<br />
zur Stadtloggia, die Funktionsräume sowie die Raumgruppe der Appartements.<br />
Die Nähe und Kombinierbarkeit der Appartements mit den Wohngruppen wird vom Betrieb<br />
her als positiv beurteilt.<br />
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Die Wohngruppen erhalten Wohnzimmer, die gut proportionierte und differenzierte<br />
Aufenthaltsbereiche bieten: den Essbereich mit Bezug zu den vorgelagerten Wohnloggien,<br />
die Kaminzimmer mit Ausblick auf den Unterneustädter Kirchplatz. Die Wohnungen bieten in<br />
ihrer Organisation die Qualität des Durchwohnens. Die Zugänge zu den einzelnen Zimmern<br />
liegen an einem internen Erschließungsflur und wahren somit angemessene<br />
Rückzugsmöglichkeit und Privatheit. Die Zimmerbreiten erreichen gut möblierbare<br />
Proportionen.<br />
Teilweise geringfügige Abweichungen vom geforderten Raumprogramm liegen vor. In der<br />
ansonsten überzeugenden Klarheit der Erschließung und Raumgliederung fallen die<br />
Fluchttreppen auf den Dachterrassen des 4.OG negativ auf, die im Modell auch nicht<br />
dargestellt sind. Ebenfalls kann der aufgesetzte Baukörper des Möbellagers nicht<br />
überzeugen.<br />
Die Geschosse sind rationell mir den erforderlichen Raumhöhen und einer durchdachten<br />
Tragstruktur für den Lastabtrag des Saals organisiert. Der Entwurf lässt eine helle<br />
freundliche Atmosphäre erwarten, mit gut gesetzten Ausblicksmöglichkeiten, gerade auch<br />
aus den Erschließungszonen heraus, und weitgehender Tageslichtbelichtung aller Bereiche.<br />
Die klare Gliederung der Räume und die erreichten Blickbezüge schaffen eine gute<br />
Orientierbarkeit im Gebäude. Dienende und bediente Räume sind auf kurzen Wegen sinnvoll<br />
miteinander verbunden. Die weitgehende Kompaktheit des Entwurfes und das angebotene<br />
Energiekonzept lassen einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten.<br />
Rangfolge und Auszeichnung der Arbeiten<br />
Nach ausgiebiger Diskussion, unter nochmaliger Darstellung der Stärken und Schwächen der<br />
einzelnen Arbeiten durch die Fachpreisrichter scheiden die Arbeiten der Teilnehmer<br />
100 003 (5 zu 0 Stimmen)<br />
100 005 (3 zu 2 Stimmen)<br />
100 006 (5 zu 0 Stimmen)<br />
ohne Rangfolge aus.<br />
In Einzelabstimmung werden folgende Platzierungen der Wettbewerbsgewinner festgelegt,<br />
die Rangfolge erfolgt einstimmig.<br />
3. Platz = 100 001<br />
2. Platz = 100 009<br />
1. Platz = 100 011<br />
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Empfehlung des <strong>Preisgericht</strong>s<br />
Das <strong>Preisgericht</strong> empfiehlt einstimmig dem Auslober den 1. Platz zu realisieren. Die Jury gibt<br />
folgende Hinweise für die weitere Bearbeitung: Die Abweichungen im Raumprogramm zur<br />
Auslobung sind zu korrigieren. Die Fassadengestalt ist zu klären und im Hinblick auf eine<br />
Identität und Präsenz des Hauses im Stadtraum zu entwickeln.<br />
Aufteilung Preisgelder<br />
Auf Empfehlung des Vorsitzenden bleibt das <strong>Preisgericht</strong> bei Einstimmigkeit bei der<br />
Aufteilung der Preisgelder gemäß Auslobung:<br />
3. Platz = 6.000 Euro<br />
2. Platz = 10.000 Euro<br />
1. Platz = 16.000 Euro<br />
Öffnen der Verfassererklärung<br />
Der Vorsitzende Herr Hans-Uwe Schultze vergewissert sich, dass die Verfassererklärungen<br />
ordnungsgemäß verschlossen sind. Die Verfassererklärungen werden geöffnet und verlesen.<br />
Die Verfasser sind als Anhang aufgeführt.<br />
Abschluss der <strong>Preisgericht</strong>ssitzung<br />
Auf Antrag des Vorsitzenden wird die Vorprüfung einstimmig von der Jury entlastet.<br />
Der Vorsitzende dankt dem Auslober für die Grundsatzentscheidung zur Durchführung eines<br />
Wettbewerbs, er bittet zudem um Weiterempfehlung von Wettbewerbsverfahren.<br />
Dem <strong>Preisgericht</strong> spricht der Vorsitzende seinen Dank und Anerkennung für die fundierte,<br />
sachliche, kooperative und faire Diskussion in allen Phasen der <strong>Preisgericht</strong>ssitzung aus.<br />
Frau Ilona Caroli und Herr Gerald Reißmann als Auslober bedanken sich abschließend bei<br />
allen Beteiligten.<br />
Die Sitzung endet um 18:20 Uhr nach Vorlesung und Unterzeichnung der Niederschrift.<br />
gez.<br />
Hans-Uwe Schultze / Alexander Inden<br />
Seite 11 von 15
Hinweis:<br />
Vom 9.12. bis 20.12.2009 werden die Arbeiten im KAZ im KUBA (Kasseler Kulturbahnhof)<br />
ausgestellt. Die Arbeiten der engeren Wahl werden im Original und die anderen Arbeiten<br />
verkleinert (DIN A3) präsentiert. Eine Verleihung der Preisgelder an die Preisträger ist<br />
vorgesehen.<br />
Eine fernmündliche Information über den Wettbewerbserfolg erfolgt durch Frau Caroli sowie<br />
Herrn Reißmann für den Auslober und Herrn Schultze für das <strong>Preisgericht</strong>.<br />
Seite 12 von 15
Anhang: Verfasser der Arbeiten<br />
1. Platz – 100 011 (Kennziffer: 717273)<br />
Architekt: Martin Gessert und Albrecht Randecker<br />
h4a Gessert + Randecker Architekten<br />
Immenhofer Straße 47<br />
70180 Stuttgart<br />
Mitarbeit: Martin Maxa, Frank Trefzer, Julie Scheffler<br />
2. Platz – 100 009 (Kennziffer: 181097)<br />
Architekt: Ralf Horn<br />
ARP Architektenpartnerschaft Stuttgart GbR<br />
Rotebühlstraße 169/1<br />
70197 Stuttgart<br />
Mitarbeit: Brigitte Mandt, Christian Pälmke<br />
3. Platz – 100 001 (Kennziffer: 975718)<br />
Architekt: Philipp Krebs und Claus Wienke<br />
Foundation 5+ Architekten in Kooperation mit Sprengwerk – Architektur + Sanierung<br />
Karthäuserstr. 7-9<br />
34117 Kassel<br />
Mitarbeit: Matthias Foitzik, Daniel Spies, Ulli Rüsing<br />
Engere Wahl – 100 005 (Kennziffer: 173835)<br />
Architekt: Thomas Bieling<br />
Bieling Architekten GmbH<br />
Druseltalstraße 25<br />
34131 Kassel<br />
Mitarbeit: Johannes Fuß, Indra Meyer, Hagen Sparbrodt<br />
Engere Wahl – 100 003 (Kennziffer: 031006)<br />
Architekt: Ralf Schnucke und Thomas Becker<br />
Crep D Architekten BDA<br />
Humboldtstraße 4<br />
34117 Kassel<br />
Mitarbeit: Joana Liese, Andreas Schuchardt<br />
Engere Wahl – 100 006 (Kennziffer: 946263)<br />
Architekt: Rene Rissland<br />
Eyland 07<br />
Rankestraße 3<br />
90461 Nürnberg<br />
Mitarbeit: -<br />
Seite 13 von 15
2. Rundgang – 100 004 (Kennzahl: 497342)<br />
Architekt: Christian Fahr und Jörg Hansen<br />
Fahr + Hansen Architekten BDA<br />
Grosser Hillen 6<br />
30559 Hannover<br />
Mitarbeit: Annika Rabi, Volker Tonn, Tobias Kochanek<br />
2. Rundgang – 100 007 (Kennzahl: 936014)<br />
Architekt: Dieter Blocher<br />
Blocher Blocher Partners Architecture and Design<br />
Lessingstraße 13<br />
70174 Stuttgart<br />
Mitarbeit: Sylvia Rohrer, Andrea Lässig<br />
2. Rundgang – 100 010 (Kennzahl: 174126)<br />
Architekt: Rene Koblank<br />
Dreibund Architekten<br />
Maxstraße 7<br />
44793 Bochum<br />
Mitarbeit: Nina Urich, Melanie Michalak, Henning Große Lembeck<br />
1. Rundgang – 100 002 (Kennzahl: 291278)<br />
Architekt: Rolf Jentzsch, Renee Möser, Thomas Georg<br />
RJ Planungsbüro<br />
Lassallestraße 11<br />
34119 Kassel<br />
Mitarbeit: Claudia Neef, Tobias Leukert, Angelina Pauluzzi<br />
1. Rundgang – 100 008 (Kennzahl: 102009)<br />
Architekt: Antti Ahola<br />
Ahola Architekten<br />
Steinweg 4<br />
38100 Braunschweig<br />
Mitarbeit: Maren Riekmann, Nicolai Richter, Nils Beilfuß<br />
1. Rundgang – 100 012 (Kennzahl: 220475)<br />
Architekt: Nils Wenk<br />
Wenk und Wiese Architekten<br />
Lobeckstraße 30/35<br />
10969 Berlin<br />
Mitarbeit: Owen Sharp<br />
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Anwesenheit und Richtigkeit:<br />
Unterschriften des <strong>Preisgericht</strong>s:<br />
Seite 15 von 15