sDorfgsproech_Juni_2008.pdf 3.95 MB - mitten im Thurgau
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Liebe Märstetterinnen, liebe Märstetter<br />
Tageshort und Tagesschulen, Kinderhort und Kinderhaus – ist die Familie endgültig out? Diese Frage<br />
stellt man sich in der heutigen Zeit mit Recht <strong>im</strong>mer wieder, auch in unserer politischen Gemeinde.<br />
Familienarmut, hohe Scheidungsraten, Geburtenrückgang, Gewalt gegen Kinder und häusliche<br />
Gewalt sind Themen in den Medien.<br />
Eine Schweizer Zeitschrift hat eine erste repräsentative Umfrage über die Befindlichkeit von Familien<br />
und über die Einstellung der Bevölkerung zu Familien und Kindern durchgeführt. Über 1000<br />
Personen ab 18 Jahren wurden interviewt, gleich viele Männer wie Frauen. Die Hälfte aller Befragten<br />
lebt in einem Familienhaushalt, die andere Hälfte hat keine oder bereits erwachsene<br />
Kinder.<br />
Bei der Frage, welche Bedeutung heute der Familie zukomme, nannten die Befragten weitaus am<br />
häufigsten Verantwortung, Liebe, friedliches Zusammenleben, Glück, Verständnis und Spass. Dies<br />
in einer Zeit, in der gewalttätige Jugendliche für Schlagzeilen sorgen, mehr Kinderkrippen gefordert<br />
werden und man Kinder <strong>im</strong>mer wieder auch als Armutsrisiko bezeichnet. Zeigt das Resultat<br />
dieser Umfrage, dass die Menschen mit dem Begriff Familie eine Sehnsucht verbinden, die nicht<br />
spektakulär, dafür aber umso existenzieller ist? Mit Familie ist ein Ort gemeint, der Geborgenheit,<br />
Trost, Rückhalt und Sicherheit vermittelt, wie etwa ein Resultat der deutschen Shell-Studie vor zwei<br />
Jahren zeigte. 72 Prozent der Jugendlichen waren anlässlich dieser Studie der Meinung, dass man<br />
eine Familie braucht, um wirklich glücklich leben zu können.<br />
Im Zusammenhang mit der Elternmitwirkung in der Schule untersuchte man die Einflüsse auf die<br />
Leistungen der Schüler. Es mag erstaunen, dass die Erwartungen und die Motivation der Eltern<br />
sowie der Erziehungsstil auf Platz zwei zu finden sind, gefolgt vom Kl<strong>im</strong>a und dem pädagogischen<br />
Engagement der Schule und der Klassenführung und dem Kommunikationsstil der Lehrperson.<br />
Etwa zur selben Zeit, als in der Schweiz die politische Gemeinde entstand (1798), wurde auch<br />
Jeremias Gotthelf geboren. Er war es, der den Satz prägte: «Im Hause muss beginnen, was<br />
leuchten soll <strong>im</strong> Vaterland.»<br />
Dieser Satz wird seit bald zweihundert Jahren verwendet, heute hat er den Stellenwert eines Bibel-<br />
zitates. Entsprechend vielfältig wird er auch ausgelegt. Mit «Im Hause» hat Gotthelf die Gemeinschaft<br />
und damit auch die Gemeinde angesprochen.<br />
Ob es die Gemeinschaft der Kirchenbesucher ist – welche zur Zeit Bitzius’ eine grössere Bedeutung<br />
hatte als heute –, ob die Religionsgemeinde, die Schul- oder die politische Gemeinde: Sie<br />
ist nach der Familie die wichtigste Zelle in der Gesellschaft. In einer Demokratie kommt ihr<br />
eine ganz besondere Bedeutung zu.<br />
«Die Institution Familie ist das Fundament jedes Zusammenlebens, und das dürfte so lange Bestand<br />
haben, wie es Menschen gibt», meint Soziologieprofessor Beat Fux, der sich stark mit dem Wandel<br />
familiärer Lebensformen auseinandersetzt.<br />
Die Familie erfüllt heute und in Zukunft eine wichtige Funktion in unserem Leben. Sie bietet den<br />
Kindern Schutz und Geborgenheit in einer Welt, die das Leben oft nicht einfach macht.<br />
Ihr<br />
Aus der Redaktion<br />
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