Städteb aulicher Pfad - Messestadt Riem

Städteb aulicher Pfad - Messestadt Riem Städteb aulicher Pfad - Messestadt Riem

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Städtebaulicher Pfad Messestadt Riem Wo bis zum Mai 1992 Rollbahnen und Abfertigungshallen den Flughafen München-Riem signalisierten, entstehen jetzt großzügige Wohn- und Gewerbegebiete für rund 16.000 Einwohnerinnen und Einwohner und 13.000 Arbeitsplätze. Eingebettet in einen 200 ha großen Landschaftspark wächst ein neuer Stadtteil zum Leben, Wohnen, Einkaufen, Arbeiten und Erholen: die Messestadt Riem. Hier findet von April bis Oktober 2005 die Bundesgartenschau statt. Ein „Städtebaulicher Pfad“ bietet während der Dauer der Bundesgartenschau von April bis Oktober 2005 die Möglichkeit, sich von den Qualitäten der Messestadt Riem zu überzeugen. Bei einem Spaziergang von Station zu Station kann man unterschiedliche Stimmungen und Atmosphären erleben und eine Menge über die Hintergründe und Ideen der Planer erfahren, die an der Entstehung der Messestadt Riem maßgeblich beteiligt sind. Der „Städtebauliche Pfad“ wird von einer Ausstellung in der Infobox begleitet. Vertiefte fachliche Informationen bietet diese Broschüre. Gegliedert nach den inhaltlichen Schwerpunkten der Ausstellung, stellt sie - über die Dauer des „Städtebaulichen Pfades“ hinaus - eine aktuelle, zusammenfassende Bestandsaufnahme dar. Thema Landeshauptstadt München Referat für Stadtplanung und Bauordnung Städtebau Infrastruktur und Soziales Wohnen Freiraum Arbeit Ökologie und Nachhaltigkeit 1

<strong>Städteb</strong><strong>aulicher</strong> <strong>Pfad</strong><br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong><br />

Wo bis zum Mai 1992 Rollbahnen und<br />

Abfertigungshallen den Flughafen<br />

München-<strong>Riem</strong> signalisierten, entstehen<br />

jetzt großzügige Wohn- und<br />

Gewerbegebiete für rund 16.000<br />

Einwohnerinnen und Einwohner und<br />

13.000 Arbeitsplätze. Eingebettet in<br />

einen 200 ha großen Landschaftspark<br />

wächst ein neuer Stadtteil zum Leben,<br />

Wohnen, Einkaufen, Arbeiten und<br />

Erholen: die <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>. Hier<br />

findet von April bis Oktober 2005 die<br />

Bundesgartenschau statt.<br />

Ein „<strong>Städteb</strong><strong>aulicher</strong> <strong>Pfad</strong>“ bietet<br />

während der Dauer der Bundesgartenschau<br />

von April bis Oktober 2005 die<br />

Möglichkeit, sich von den Qualitäten<br />

der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> zu überzeugen.<br />

Bei einem Spaziergang von Station<br />

zu Station kann man unterschiedliche<br />

Stimmungen und Atmosphären erleben<br />

und eine Menge über die Hintergründe<br />

und Ideen der Planer erfahren, die<br />

an der Entstehung der <strong>Messestadt</strong><br />

<strong>Riem</strong> maßgeblich beteiligt sind. Der<br />

„<strong>Städteb</strong>auliche <strong>Pfad</strong>“ wird von einer<br />

Ausstellung in der Infobox begleitet.<br />

Vertiefte fachliche Informationen bietet<br />

diese Broschüre. Gegliedert nach<br />

den inhaltlichen Schwerpunkten der<br />

Ausstellung, stellt sie - über die Dauer<br />

des „<strong>Städteb</strong>aulichen <strong>Pfad</strong>es“ hinaus -<br />

eine aktuelle, zusammenfassende<br />

Bestandsaufnahme dar.<br />

Thema<br />

Landeshauptstadt<br />

München<br />

Referat für Stadtplanung<br />

und Bauordnung<br />

<strong>Städteb</strong>au<br />

Infrastruktur und Soziales<br />

Wohnen<br />

Freiraum<br />

Arbeit<br />

Ökologie und Nachhaltigkeit<br />

1


Impressum<br />

Herausgeberin:<br />

Landeshauptstadt München<br />

Referat für Stadtplanung und Bauordnung<br />

Projektgruppe <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong><br />

Vertreten durch:<br />

MRG Maßnahmeträger München-<strong>Riem</strong> GmbH<br />

Paul-Henri-Spaak-Str. 5<br />

81829 München<br />

Telefon (08 9) 9 45 50 00<br />

Telefax (08 9) 94 55 00 16<br />

mrg@mrg-gmbh.de<br />

Fachliche Betreuung:<br />

Referat für Stadtplanung und Bauordnung<br />

Projektgruppe <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong><br />

Blumenstraße 29<br />

80331 München<br />

Telefon (08 9) 2 33-2 29 33<br />

Telefax (08 9) 2 33-2 41 40<br />

messestadtriem.plan@muenchen.de<br />

Konzeption/Redaktion:<br />

Nicolette Baumeister, Nicola Borgmann, München<br />

Gestaltung: Büro Wilhelm, Amberg<br />

Druck: Frischmann Druck & Medien, Amberg<br />

Fotos:<br />

Edward Beierle, München<br />

Gerrit Engel, München<br />

Michael Heinrich, München<br />

Stefan Müller-Naumann, München<br />

Rainer Viertlböck, München<br />

Wolfgang Wittmann, München<br />

FOTAG<br />

BUGA 2005 GmbH<br />

intep GmbH<br />

Planungsreferat HA II/35, Projektgruppe <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong><br />

MRG Maßnahmeträger München <strong>Riem</strong> GmbH<br />

April 2005<br />

<strong>Städteb</strong><strong>aulicher</strong> <strong>Pfad</strong><br />

<strong>Städteb</strong><strong>aulicher</strong> <strong>Pfad</strong><br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong><br />

<strong>Städteb</strong>au<br />

<strong>Städteb</strong>auliches Gesamtkonzept<br />

Nachhaltige Stadtentwicklung<br />

Planungskonzept<br />

Gestaltung<br />

Wohnen<br />

Wohnformen<br />

Gemeinschaft und Wohnen<br />

Infrastruktur<br />

Infrastrukturkonzept<br />

Öffentliche und soziale Einrichtungen<br />

Zentrum<br />

Kunst in der <strong>Messestadt</strong><br />

Freiraum<br />

Landschaftsplanerisches Gesamtkonzept<br />

Landschaftspark<br />

Grün- und Freiflächen der Baugebiete<br />

Bundesgartenschau München 2005<br />

Arbeit<br />

Messe München<br />

Technologiepark <strong>Messestadt</strong> West<br />

Gewerbegebiet <strong>Messestadt</strong> Ost<br />

Ökologie und Nachhaltigkeit<br />

Ökologische Bausteine<br />

Energie durch Erdwärme<br />

<strong>Riem</strong>er Wald<br />

Inhalt<br />

3


4 <strong>Städteb</strong>au <strong>Städteb</strong>au 5<br />

Flughafen München <strong>Riem</strong>, Luftaufnahme 1990 <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>, Luftaufnahme 2003<br />

Auf dem Gelände des ehemaligen<br />

Münchner Flughafens wächst - nach<br />

dessen Umzug in das Erdinger Moos<br />

im Jahr 1992 - ein neuer Stadtteil. Die<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> wird auf einer 560 ha<br />

großen Fläche Wohnraum für 16.000<br />

Einwohner bieten und Standort für<br />

Gewerbebetriebe mit 13.000 Arbeitsplätzen<br />

sowie die Neue Messe München<br />

werden. Die <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> ist<br />

damit eines der größten städtebaulichen<br />

Entwicklungsgebiete Europas.<br />

Charakteristisch für die <strong>Messestadt</strong><br />

<strong>Riem</strong> sind die relativ hohen, aber verträglichen<br />

Baudichten und die urbanen<br />

Stadträume im Bereich der Straßen und<br />

Plätze. Diese kompakte Bauweise wird<br />

durch großzügige, weiträumige, miteinander<br />

vernetzte Grün- und Freiflächen,<br />

die nahezu die Hälfte der Gesamtfläche<br />

umfassen, ausgeglichen und qualitativ<br />

aufgewertet. Die Grenzen zwischen<br />

Bebauung und Freiraum, zwischen dem<br />

neuen Stadtteil und der umgebenden<br />

Landschaft werden klar definiert.<br />

<strong>Städteb</strong>auliches Gesamtkonzept<br />

Planungsziele<br />

Identität und Stadtgestalt<br />

Die <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> erhält eine eigene<br />

Identität und charakteristische, qualitätsvolle<br />

Stadtgestalt, die den dort lebenden<br />

und arbeitenden Menschen das Gefühl<br />

von Heimat vermittelt.<br />

Ökologische Stadtentwicklung<br />

Die <strong>Messestadt</strong> entwickelt sich nach<br />

ökologisch orientierten Zielsetzungen,<br />

um den Menschen eine hohe Lebensqualität<br />

im Einklang mit der Natur zu<br />

bieten.<br />

Vollständige Infrastruktur<br />

Es werden frühzeitig alle Infrastrukturund<br />

Versorgungseinrichtungen geschaffen,<br />

die das Zusammenleben<br />

der Menschen fördern. Es entsteht ein<br />

Miteinander von Wohnen und Arbeiten,<br />

von Stadt und Natur, ein Miteinander<br />

von Familien und Singles, Kindern und<br />

Älteren, von Sport, Spiel und Kultur.<br />

Für die Umsetzung dieser Planungsziele<br />

wurde eine Reihe von Fachplanungskonzepten<br />

erstellt: Freimachungskonzept,<br />

Altlastenerkundungs- und<br />

Sanierungskonzept, Erschließungskonzept,<br />

Parkraumkonzept, Abfallwirtschaftskonzept,<br />

Energiekonzept, soziales<br />

Nutzungs- und Versorgungskonzept,<br />

Spielraumkonzept, Kunstkonzept, Freiflächenrahmenplan<br />

und Gestaltungsleitlinien.<br />

Entwurfskonzept <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>, Arbeitsgemeinschaft Frauenfeld u. Partner mit dem Landschaftsplaner Beer, Frankfurt/Main 1991<br />

Der 1. Preis für den städtebaulichen und<br />

landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb<br />

mit vertiefender Messeplanung<br />

wurde im Juli 1991 der Arbeitsgemeinschaft<br />

Frauenfeld und Partner, Frankfurt<br />

am Main, mit dem Landschaftsarchitekten<br />

Beer zugesprochen. Dieser Wettbewerbsentwurf<br />

bildet die Basis für das<br />

städtebauliche Gesamtkonzept, das in<br />

weiteren städtebaulichen Wettbewerben<br />

detailliert wurde.


6 <strong>Städteb</strong>au <strong>Städteb</strong>au 7<br />

<strong>Städteb</strong><strong>aulicher</strong> Konzeptplan <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong><br />

Der Kerngedanke für das Planungskonzept<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> ist die intensive<br />

Verzahnung von Wohnen, Arbeiten und<br />

Natur. Der Schwerpunkt der Bebauung<br />

konzentriert sich im Norden des Planungsgebietes<br />

und lässt Raum für einen<br />

etwa 200 ha großen zusammenhängenden<br />

Landschaftspark im Süden.<br />

Räumliches Konzept<br />

Der Gestaltung des Stadtteils liegt ein<br />

klares räumliches Konzept zugrunde,<br />

das die Bebauung in einzelne Nutzungsbereiche<br />

gliedert. Die gewerblichen<br />

Nutzungen sind nördlich der<br />

Ost-West-Achse Willy-Brandt-Allee<br />

situiert. Hier befindet sich der Technologiepark<br />

<strong>Messestadt</strong> West mit Büro- und<br />

Verwaltungsnutzung, die Neue Messe<br />

München und das Gewerbegebiet <strong>Messestadt</strong><br />

Ost mit kleinteiligen Gewerbeflächen.<br />

Südlich der Willy-Brandt-Allee<br />

entstehen das Zentrum und die Wohnquartiere<br />

mit den zugehörigen Infrastruktureinrichtungen.<br />

Sie sind mit dem<br />

Landschaftspark im Süden kammartig<br />

verwoben. Den südlichen Ortsrand<br />

bildet die Promenade, eine fast zwei Kilometer<br />

lange dreireihige Robinienallee<br />

an der zahlreiche Infrastruktureinrichtungen<br />

wie Schule, Kindertagesstätten,<br />

Jugendfreizeitstätte, Grünwerkstatt,<br />

Freizeit- und Sportanlagen liegen.<br />

<strong>Städteb</strong>auliche Hauptachsen<br />

Willy-Brandt-Allee und Olof-Palme-Straße<br />

bilden die städtebaulichen Hauptachsen.<br />

Über diese Achsen erfolgt<br />

die Haupterschließung des Gebietes.<br />

Sie sind zudem wichtiges Identifikations-<br />

und Orientierungsmerkmal für den<br />

neuen Stadtteil. Hier sind die Standorte<br />

für Mischgebiete und für die zentralen<br />

Büro-, Handels- und Dienstleistungseinrichtungen.<br />

Schnittpunkt dieser Achsen<br />

ist der Willy-Brandt-Platz, der zentrale<br />

Platz der <strong>Messestadt</strong>, an dem die Nutzungen<br />

Wohnen, Gewerbe, Infrastruktur<br />

und Messe verknüpft werden.<br />

Willy-Brandt-Platz Messevorfeld<br />

Blick vom Süden in die <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>


8 <strong>Städteb</strong>au <strong>Städteb</strong>au<br />

9<br />

„Perspektive München“<br />

Das Prinzip der Nachhaltigkeit bildet für<br />

die Landeshauptstadt München einen<br />

Grundpfeiler der eigenen Stadtentwicklung<br />

und spiegelt sich in ihren Leitlinien,<br />

der „Perspektive München“, wider.<br />

Die „Perspektive München“ ist zwei<br />

Grundsätzen verpflichtet. Zum einen der<br />

Nachhaltigkeit – das heißt, nicht heute<br />

auf Kosten der kommenden Generation<br />

gut zu leben, sondern die Qualität der<br />

Stadt auch für die Zukunft zu sichern.<br />

Zum anderen der Urbanität – dem, was<br />

im positiven Sinn als typisch städtisch<br />

gilt: soziale und kulturelle Vielfalt, Toleranz,<br />

wirtschaftliche Chancen und Kreativität,<br />

die nur aus Dichte und Mischung<br />

entstehen kann.<br />

Die <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> ist ein Leitprojekt<br />

der „Perspektive München“, das heißt,<br />

hier sollen diese Ziele wegweisend<br />

verwirklicht und umgesetzt werden. Von<br />

Anfang an wurde ein hoher Anspruch<br />

im Hinblick auf die Nachhaltigkeit des<br />

Geplanten und Gebauten verfolgt.<br />

Kompakt, urban, grün<br />

Das städtebauliche Leitbild lässt sich mit<br />

den Begriffen „kompakt, urban, grün“<br />

zusammenfassen:<br />

• kompakt, das heißt flächensparendes<br />

Bauen und standortgerechte Dichte,<br />

• urban, damit sind vielfältige<br />

Nutzungsmischung und kurze Wege<br />

umschrieben,<br />

• grün, unter diesem Begriff sind<br />

wohnungsnahe Grün- und Spielflä-<br />

chen sowie die Sicherung wertvollen<br />

Freiflächenbestandes zusammengefasst.<br />

Nachhaltige Stadtentwicklung<br />

Nachhaltige Entwicklung<br />

Die UN-Konferenz in Rio 1992 erklärte<br />

das „Sustainable Development“,<br />

die „Nachhaltige Entwicklung“, zum<br />

weltweiten Leitbild einer ökologisch,<br />

ökonomisch und sozial gerechten Politik.<br />

Seither unterstützen globale, EU- und<br />

Bundesprogramme die Umsetzung<br />

dieses Leitbildes.<br />

Nachhaltige Stadtentwicklung beinhaltet<br />

gleichermaßen soziale Ausgewogenheit,<br />

ökonomische Verträglichkeit und<br />

ökologische Tragfähigkeit. Entsprechend<br />

breit gefächert sind die Aspekte, die in<br />

Planung und Ausführung der <strong>Messestadt</strong><br />

<strong>Riem</strong> vertiefend untersucht und<br />

umgesetzt werden.<br />

Beispiele für den Bereich Ökologie sind<br />

die verschiedenen Umweltvertäglichkeitsprüfungen<br />

auf allen Planungsstufen,<br />

das ökologische Rahmenkonzept von<br />

1995 sowie die daraus abgeleiteten<br />

„Ökologischen Bausteine“, die seit<br />

1998 als konkrete Planungshilfen und<br />

Handlungsempfehlungen zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Die Nachhaltigkeit in den Bereichen<br />

Gesellschaft und Wirtschaft zeigt sich<br />

beispielsweise in der Förderung sozialer<br />

Stabilität durch gemischte Bewohnerstrukturen,<br />

der Schaffung einer umfassenden<br />

sozialen Infrastruktur und der<br />

Beteiligung der Bevölkerung an der<br />

Planung. Darüber hinaus werden gute<br />

Standortvoraussetzungen für zukunftsfähige<br />

Arbeitsplätze in einem breit<br />

gestreuten Branchenmix gefördert.<br />

Instrumente<br />

Die Landeshauptstadt München bedient<br />

sich zur Umsetzung ihrer Ziele in der<br />

<strong>Messestadt</strong> mehrerer Instrumente:<br />

• Zielvorgaben in städtebaulichen und<br />

landschaftsplanerischen Wettbewerben<br />

• Festsetzungen in Bebauungsplänen<br />

mit Grünordnung<br />

• Freiflächenrahmenpläne und<br />

Gestaltungsleitlinen<br />

• Auflagen in Grundstückskaufverträgen<br />

aus dem „Ökologischen Kriterienkatalog“<br />

der Landeshauptstadt<br />

München<br />

• Beratung aller Bauvorhaben in der<br />

Beratergruppe für „Stadtgestaltung<br />

und Ökologie“<br />

• Information wie z. B. die „Ökologi<br />

schen Bausteine“<br />

• Bewertung und Auszeichnung von<br />

einzelnen Bauprojekten im Rahmen<br />

des „Bauherrenpreises“<br />

Evaluierung<br />

Nach mehr als der Hälfte des Planungs-<br />

und Realisierungszeitraumes wird eine<br />

erste umfassende Bilanz gezogen:<br />

Wo steht die <strong>Messestadt</strong> im Jahr 2004<br />

auf ihrem Weg zu einem nachhaltigen<br />

Stadtteil? Anhand qualitativer Beschreibungen<br />

und quantitativer Messgrößen,<br />

sogenannter Indikatoren, wird der Stand<br />

der Zielerreichung zu einem nachhaltig<br />

entwickelten Stadtteil aufgezeigt<br />

werden.<br />

Die Ziele der Leitlinien der „Perspektive<br />

München“ sowie die Empfehlungen der<br />

„Ökologischen Bausteine“ der <strong>Messestadt</strong><br />

<strong>Riem</strong> sollen hierzu die Grundlage<br />

bilden.<br />

Dabei erfasst die Evaluierung primär die<br />

nicht sichtbaren Aspekte der Nachhaltigkeit<br />

über eine geeignete Indikatorenauswahl.<br />

Über eine Umfrage wird auch<br />

die Sichtweise der Bewohnerinnen und<br />

Bewohner sowie der hier Beschäftigten<br />

einbezogen.<br />

Die Bundesgartenschau 2005 soll als<br />

Anlass genommen werden, die Methode<br />

und erste Ergebnisse der Evaluierung<br />

öffentlich zu diskutieren. Als eines der<br />

Leitprojekte der „Perspektive München“,<br />

soll die <strong>Messestadt</strong> als Pilotprojekt für<br />

eine Erfolgskontrolle der Nachhaltigkeit<br />

dienen.


10 <strong>Städteb</strong>au<br />

<strong>Städteb</strong>au 11<br />

Blick von Süden in den Grünzug Ost<br />

Planungskonzept<br />

Kerngedanke für das Planungskonzept<br />

der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> ist die intensive<br />

Verzahnung von Wohnen, Arbeiten und<br />

Natur. Die Menschen, die hier wohnen<br />

und arbeiten, sollen urbane Stadt<br />

ebenso erleben können wie auch die<br />

grüne Qualität des Stadtrandes und der<br />

Landschaft.<br />

Das Zentrum, Misch- und Kerngebiete<br />

entwickeln sich am Willy-Brandt-Platz<br />

und der Willy-Brandt-Allee. Die Gewerbegebiete<br />

und die neue Messe München<br />

entstehen im Norden der<br />

Willy-Brandt-Allee. Nach Süden<br />

schließen sich die Wohngebiete mit<br />

den dazugehörenden Infrastruktureinrichtungen<br />

an. Die südliche Grenze der<br />

Wohngebiete bildet die Promenade<br />

mit den angegliederten öffentlichen<br />

Einrichtungen.<br />

Innerhalb des Quartiers finden sich<br />

quartiersbezogene Dienstleistungs- und<br />

Versorgungseinrichtungen an kleinen<br />

Quartiersplätzen sowie wohngebietsbezogene<br />

Infrastruktureinrichtungen. Am<br />

östlichen Rand wird ein Schulzentrum<br />

mit einer Grundschule, einem Förderzentrum<br />

und einer heilpädagogischen<br />

Tagesstätte sowie einer Berufsschule<br />

errichtet.<br />

Die Polarität zwischen engem Stadtraum<br />

und weitem Grünraum prägen die<br />

Wohngebiete südlich der Willy-Brandt-<br />

Allee. Die Urbanität des Straßenraums<br />

auf der einen Seite und die Weite des<br />

Landschaftsparks auf der anderen Seite<br />

stellen eine zentrale Qualität der <strong>Messestadt</strong><br />

dar und sollen jedem Quartier,<br />

jedem Haus und jeder Wohnung zugute<br />

kommen.<br />

Grünzüge, die weit in das Gebiet hineinreichen,<br />

verzahnen Wohngebiete und<br />

Grünräume und verbinden sie mit dem<br />

weiten Landschaftspark im Süden. Im<br />

Wechsel mit den Erschließungsstraßen<br />

wird jede zweite Nord-Süd gerichtete<br />

Achse zur Grünachse, die sich zum<br />

Landschaftspark aufweitet und den<br />

Stadtteil mit dem Park verbindet.<br />

So entstehen Freiräume vielfältiger Qualität<br />

und Charakteristik. Alle Bauquartiere<br />

haben eine Straßen- und eine Grünseite.<br />

Der städtische Raum wird durch relativ<br />

hohe, enge Straßenrandbebauung<br />

geprägt. Zum Landschaftspark und zu<br />

den Grünzügen hin wird die Bebauung<br />

niedriger und offener. So erhält jedes<br />

Baugebiet einen Bezug zum städtischen<br />

Raum und zum Grün.<br />

Der 1. Bauabschnitt<br />

Die Bauquartiere des 1. Bauabschnitts<br />

entwickeln sich beiderseits eines großzügigen,<br />

zentralen Grünzugs zwischen<br />

der Willy-Brandt-Allee im Norden und<br />

der Promenade im Süden.<br />

Wichtigste Stadträume sind der Willy-<br />

Brandt-Platz, der zentraler Platz für die<br />

gesamte <strong>Messestadt</strong> ist, und der wohngebietsbezogene<br />

„Platz der Menschenrechte“<br />

südlich des Zentrums.<br />

Kleine Quartiersplätze entstehen an<br />

den Kreuzungen der Anliegerstraßen.<br />

Entlang der Anliegerstraßen erreichen<br />

die Gebäude eine Höhe von 4 bis 5<br />

Geschossen, in den Innenlagen und zu<br />

den Grünzügen hin ist die Bebauung<br />

überwiegend 3-geschossig.<br />

Die Planungskonzeption wurde vom<br />

Architekturbüro Reiner + Weber mit<br />

den Landschaftsarchitekten Valentien<br />

+ Valentien auf der Basis eines städtebaulichen<br />

und landschaftsplanerischen<br />

Wettbewerbs entwickelt.<br />

Platz der Menschenrechte, Ökumenisches Kirchenzentrum (Architekt: Florian Nagler, München,<br />

Landschaftsarch.: Realgrün, München)


12 <strong>Städteb</strong>au<br />

Infrastruktur und Soziales 13<br />

Der 2. Bauabschnitt<br />

Auch die Konzeption für den 2. Bauabschnitt<br />

mit 1.300 Wohnungen für 3.000<br />

Einwohnerinnen und Einwohner geht<br />

auf ein Wettbewerbsverfahren zurück.<br />

Sie basiert auf einer Weiterentwicklung<br />

und Neuinterpretation des Musters, das<br />

auch dem ersten Bauabschnitt zugrunde<br />

liegt. Dicht bebaute, urban genutzte<br />

Erschließungsstraßen führen aus der<br />

Willy-Brandt-Allee, der Hauptachse<br />

der <strong>Messestadt</strong>, in das Quartier. Eine<br />

Vielfalt unterschiedlicher Raumtypen,<br />

die Abfolge von engen Straßenräumen<br />

und Quartiersplätzen, der Wechsel von<br />

Wohnhöfen, die sich zu den Grünzügen<br />

öffnen, und städtisch geprägten Höfen<br />

bieten ein lebendiges Wohnumfeld für<br />

unterschiedliche Nutzungsansprüche.<br />

Entwurfsverfasser sind die Architekten<br />

Martin Albers und Pierino Cerliani, Zürich,<br />

mit dem Büro Hesse + Schwarze<br />

+ Partner.<br />

Bebauungsplan mit Grünordnung, 2. Bauabschnitt, Martin Albers und Pierino Cerliani, Zürich,<br />

mit Hesse + Schwarze + Partner<br />

Gewerbegebiete<br />

Auch in den Gewerbegebieten sind<br />

Identität und städtebauliche Qualität Ziel<br />

der Planung. Ausgehend von den unterschiedlichen<br />

Standortvoraussetzungen<br />

und -anforderungen werden spezifische<br />

Gewerbegebietstypen entwickelt. Identität<br />

entsteht aus den Nutzungsgemeinsamkeiten<br />

und den entsprechenden<br />

städtebaulichen Strukturen: Das Gewerbegebiet<br />

<strong>Messestadt</strong> Ost als ein „klassisches“<br />

Gewerbegebiet für überwiegend<br />

produzierende Betriebe, <strong>Messestadt</strong><br />

West als moderner Technologiepark für<br />

büroähnliche Strukturen.<br />

Realisierungszeitraum<br />

Der 1. Bauabschnitt mit 2.130 Wohnungen<br />

für nahezu 5.000 Einwohnerinnen<br />

und Einwohner und 900 Arbeitsplätze<br />

der die Wohnquartiere südlich des<br />

Willy-Brandt-Platzes umfasst, wird<br />

2005 fertiggestellt sein, die sich nach<br />

Osten anschließenden Bauabschnitte<br />

bis spätestens 2010 und der westlich<br />

anschließende 4. Bauabschnitt bis 2012.<br />

Auch die Gewerbegebiete werden in<br />

aufeinanderfolgenden Bauabschnitten<br />

realisiert.<br />

Platz der Menschenrechte, Modell<br />

Zentrum<br />

Das Zentrum ist unverzichtbarer<br />

Bestandteil der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>. Die<br />

Kombination aus Einkaufen, Arbeiten,<br />

Wohnen, Gastronomie, Hotel und Freizeitnutzung<br />

sorgt für eine Belebung zu<br />

jeder Tageszeit.<br />

Der Willy-Brandt-Platz ist der zentrale<br />

Platz der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>. Er ist<br />

bespielbarer städtischer Freiraum und<br />

Veranstaltungsort. Am U-Bahnhof<br />

<strong>Messestadt</strong> West gelegen bildet er das<br />

südliche Ende des zentralen Stadtraums<br />

mit dem Messesee. Über die südlichen<br />

Stadtgassen führt er in die Wohngebiete<br />

und leitet die Raumfolge Platz der<br />

Menschenrechte - Zentraler Grünzug<br />

- Landschaftspark ein.<br />

Der südlich des Willy-Brandt-Platzes gelegene<br />

„Platz der Menschenrechte“ wird<br />

als Kontrapunkt zum großmaßstäblichen<br />

Willy-Brandt-Platz gesehen. Er soll ein<br />

Platz für die Bürgerinnen und Bürger in<br />

<strong>Riem</strong> sein: intimer, wohnlicher, grüner.<br />

So entsteht eine Folge unterschiedlicher<br />

Räume und Atmosphären. Vor<br />

dem Zentrum eine Caféhausterrasse,<br />

eine Birkengruppe, eine lange Bank als<br />

Treffpunkt und Aufenthaltsort. Zwischen<br />

den Raumkanten des ökumenischen<br />

Kirchenzentrums steht ein Hain aus Kiefern.<br />

Der Glockenturm steht als Vertikale<br />

zwischen dem Hain und dem Kubus<br />

des Kirchenzentrums. Den südlichen<br />

Abschluss des Platzes bildet eine breite<br />

Mauer mit einer großzügigen grünen<br />

Böschung aus Stauden und Gräsern im<br />

Vordergrund. Gegenüber dem Kirchenzentrum<br />

entsteht ein Alten- und<br />

Servicezentrum.<br />

Zu einem aktiven und lebendigen<br />

Stadtteil gehört ein Kulturzentrum.<br />

Seit Oktober 2004 steht den „Messestädtern“<br />

in den <strong>Riem</strong> Arcaden nicht<br />

nur ein Veranstaltungssaal für bis zu<br />

250 Personen zur Verfügung, sondern<br />

darüber hinaus mehrere Gruppen- und<br />

Funktionsräume mit Blick weit über den<br />

Stadtteil hinaus.


14 Infrastruktur und Soziales Infrastruktur und Soziales 15<br />

Gestaltung<br />

Eine hohe Gestaltqualität ist grundlegendes<br />

Ziel in der Planung und Realisierung<br />

der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>. Dabei sollen<br />

gestalterische Unverwechselbarkeit und<br />

ein charakteristisches Erscheinungsbild<br />

eine eigenständige Identität für die<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> und ihre Bewohnerinnen<br />

und Bewohner begründen.<br />

Wettbewerbe auf allen Planungsebenen,<br />

Gestaltungsregeln und eine Beratergruppe<br />

für Stadtgestalt und Ökologie<br />

unterstützen diese Ziele.<br />

Beratergruppe für Stadtgestaltung<br />

Der Beratergruppe für Stadtgestaltung<br />

und Ökologie gehören Fachleute aus<br />

den Bereichen Architektur/<strong>Städteb</strong>au,<br />

Landschaftsplanung und Ökologie<br />

sowie Mitglieder der Stadtrats und der<br />

Verwaltung an. Im Sinne konstruktiver<br />

Kritik berät sie die Stadt, private Bauherrinnen/Bauherren<br />

und alle Architektinnen/<br />

Architekten sowie Landschaftsarchitektinnen/-architekten<br />

bei allen<br />

Planungsfragen und ist gleichzeitig ein<br />

Forum für gemeinsame Diskussion.<br />

Ziel der Beratung ist es, die Übereinstimmung<br />

mit den stadtgestalterischen<br />

und ökologischen Zielen zu gewährleisten<br />

und die Einfügung der Einzelprojekte<br />

in die Umgebung sicherzustellen.<br />

Die Beratergruppe hat zur Umsetzung<br />

dieser Ziele die „Leitlinien zur Gestaltung“<br />

gemeinsam entwickelt und<br />

verabschiedet. Mit den Leitlinien wird<br />

in vier Feldern steuernder Einfluss auf<br />

die Gestaltung genommen: Besondere<br />

Sorgfalt bei der Gestaltung öffentlicher<br />

Bauvorhaben, öffentlich-rechtliche<br />

Festsetzungen in Bebauungsplänen<br />

und Satzungen, Vereinbarungen mit<br />

den Bauherrinnen und Bauherren im<br />

Rahmen der Grundstücksverträge, Regeln<br />

und Grundsätze, die Grundlage der<br />

Bauberatung oder informeller Verabredungen<br />

werden.<br />

Dabei ist grundsätzlich Vielfalt erwünscht.<br />

Sie muss sich innerhalb<br />

einfacher Regeln mit weitem Spielraum<br />

entwickeln. Beschränkungen in der<br />

Wahl der Materialien und Farben und<br />

Verständigung auf wenige plausible<br />

Grundsätze erlauben größere Freiheit in<br />

der Architektur im Einzelnen.<br />

Die Leitlinien zur Gestaltung gelten<br />

sowohl für den öffentlichen Raum wie<br />

für alle Baugebiete.<br />

Bauherrenpreis 2004<br />

Objekt: Wohngebäude Georg-Kerschensteiner-Str.<br />

Bauherr: GEWOFAG<br />

Architekten: Ebe+Ebe, München<br />

Landschaftsarch.: Büro Freiraum, Freising<br />

Bauherrenpreis<br />

Für die angestrebte, hohe Gesamtqualität<br />

der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> ist eine ökologische,<br />

kostengünstige und attraktive<br />

Bauweise ein wesentliches Element.<br />

Die Landeshauptstadt München<br />

zeichnet deshalb besonders gelungene<br />

Projekte in der <strong>Messestadt</strong> mit dem<br />

„Bauherrenpreis“ aus.<br />

Geprüft und prämiert werden dabei die<br />

Qualitäten der fertiggestellten Gebäude<br />

und ihrer Freiflächen in gestalterischer<br />

und ökologischer Hinsicht. Eine grobe<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung anhand<br />

der Investitions- und Betriebskosten<br />

rundet die Bewertung ab.<br />

Maßstab für die Vergabe des Preises<br />

sind dabei die Empfehlungen der „Ökologischen<br />

Bausteine“ und die Vorgaben<br />

der „Leitlinien zur Gestaltung“. Ausgezeichnet<br />

werden Projekte, die besonders<br />

zum Wohlbefinden der Wohnbevölkerung<br />

und Berufstätigen beitragen und<br />

die aus ökologischer Sicht wichtige<br />

Werterhaltung der Gebäude und Freiräume<br />

fördern.<br />

Mit der Verleihung des Bauherrenpreises<br />

will die Stadt München beispielhafte<br />

Anregung geben und gleichzeitig das<br />

Engagement motivierter Bauherrinnen/<br />

Bauherren, Architektinnen/Architekten<br />

sowie Landschaftsarchitektinnen/-architekten<br />

herausheben und anerkennen.<br />

Bauherrenpreis 2000:<br />

Objekt: Wohnanlage „Neue Wohnwelt“<br />

Bauherr: Greuzinger Projekt GmbH und Co.KG, München<br />

Architekten: Rittrich+Seebauer und Hegemann+Will,<br />

Landschaftsarch.: Planungsbüro D. Weinbrenner<br />

Bauherrenpreis 2001:<br />

Objekt: Büro und Lagergebäude<br />

Bauherr: Fa. Schneider GmbH, München<br />

Architekten: Architekturbüro Heym, Ottobrunn<br />

Landschaftsarch.: IB E. Brudi, Krailling<br />

Bauherrenpreis 2003:<br />

Objekt: Büro und Lagergebäude,<br />

Bauherr: Fa. ClassiCon GmbH<br />

Architekten: Jürke Architekten, München<br />

Landschaftsarch.: Burger, München<br />

Bauherrenpreis 2004<br />

Objekt: Wohngebäude (Passivhaus)<br />

Caroline Herschel Str. 5-7<br />

Bauherr: NEST Passivhaus<br />

Architekten: Joachim Nagel, München<br />

Landschaftsarch.: Büro Freiraum. Freising<br />

Besondere Anerkennung 2000:<br />

Objekt: Wohnanlage „Galeriahaus“,<br />

Bauherr: Fa. Max Aicher, Freilassing<br />

Architekten: K.H. Röpke, München<br />

Landschaftsarch.: Valentien + Valentien, Weßling<br />

Besondere Anerkennung 2001<br />

Objekt: Bürogebäude Konrad Zuse Platz<br />

Bauherr: Concentra GmbH & Co. KG<br />

Architekten: Lauber Architekten, München<br />

Landschaftsarch.: Burger+Tischer, München<br />

Besondere Anerkennung 2003<br />

Objekt: Druckerei<br />

Bauherr: MPDruck Mediaproduct GmbH, München<br />

Architekten: Amman & Gittel Architekten, München<br />

Landschaftsarch.: Helga Farder


16 Infrastruktur und Soziales<br />

Infrastruktur und Soziales 17<br />

Infrastrukturkonzept<br />

Ein für die <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> entwickeltes<br />

Infrastrukturkonzept erfasst die<br />

grundsätzlichen Erfordernisse des<br />

neuen Stadtteils aus sozialräumlicher<br />

und planerischer Sicht und stellt sicher,<br />

dass alle notwendigen Einrichtungen<br />

sinnvoll angeordnet und rechtzeitig mit<br />

Fertigstellung der jeweiligen Wohnbauabschnitte<br />

auch benutzbar sind.<br />

Die Kindertagesstätten, Kinderhorte<br />

und das Familienzentrum sind unmittelbar<br />

bei den Wohnungen situiert.<br />

Das Einkaufszentrum, Kirchenzentrum,<br />

Bürgerzentrum und Altenservicezentrum<br />

sind an den zentralen Plätzen errichtet.<br />

Südlich der Promenade liegen all<br />

die Einrichtungen, die von der Lage<br />

am Landschaftspark profitieren: zum<br />

Beispiel die Jugendfreizeitstätte sowie<br />

Freizeit- und Sportanlagen, die alle<br />

Bewohnerinnen und Bewohner der<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> und auch der angrenzenden<br />

Stadtteile nutzen können. So<br />

gibt es in der <strong>Messestadt</strong> von Anfang<br />

an eine funktionierende Infrastruktur mit<br />

Angeboten für alle Altersstufen.<br />

Öffentliche und soziale Einrichtungen<br />

Kinder- und Jugendfreizeitstätte<br />

Der Bau ist in drei Funktionsbereíche gegliedert:<br />

ein Kinder- und ein Jugendbereich sowie ein<br />

Mehrzweckbereich mit Cafe und Infothek als offen<br />

einsehbares Kommunikationszentrum. Mit seiner<br />

charakteristischen schwarz-gelben Farbgebung<br />

ist das Gebäude leicht als Ort für Kinder und Jugendliche<br />

zu erkennen. Architekten: Schneider und<br />

Schumacher, Frankfurt am Main, Landschaftsarch.:<br />

Prechter + Schreiber, Stuttgart<br />

Grund- und Hauptschule<br />

Die unmittelbare Lage am Südrand der <strong>Messestadt</strong><br />

im Übergangsbereich zum Landschaftspark war<br />

Ausgangspunkt für die Anordnung und Gestaltung<br />

der Schule. Mit dem Wechsel von grünen Höfen<br />

und Baukörpern werden im Norden die angrenzenden<br />

Strukturen des Wohnungsbaus aufgenommen.<br />

Die Freiflächen öffnen sich nach Süden<br />

zum Landchaftspark. Architekten: Mahler, Günster,<br />

Fuchs Stuttgart, Landschaftsarch.: Stötzer+ Neher,<br />

Sindelfingen, Teutsch +Partner, München<br />

„Haus der Gegenwart“<br />

Das „Haus der Gegenwart“ ist das Ergebnis<br />

eines vom Magazin der Süddeutschen Zeitung<br />

ausgelobten Wettbewerbs, der zum Ziel hatte,<br />

ein offenes, sich wandelnden Lebensentwürfen<br />

anpassendes Haus für vier Personen zu entwickeln.<br />

Entstanden ist ein zweistöckiges Gebäude, das mit<br />

seiner flexiblen Raumaufteilung und Erschließung<br />

unterschiedlichste Nutzungsmöglichkeiten zulässt.<br />

Das „Haus der Gegenwart“ ist öffentlich zugänglich.<br />

Hier finden Diskussionen zu den Themen Stadtentwicklung,<br />

Architektur, Design und Wohnen statt.<br />

Architekten: Allmann Sattler Wappner, München<br />

Kinderkrippe<br />

Die Kinderkrippe wurde für vier Kleinkindgruppen<br />

konzipiert. Die Schmalseiten des rechteckigen,<br />

ebenerdigen Baukörpers und das Dach sind<br />

begrünt. Oberlichter führen Licht in den innenliegenden<br />

Spielflur. Über Holzterrassen wird die<br />

Verbindung zum Außenraum geschaffen.<br />

Architekten: Hauschild und Boesel, München<br />

Landschaftsarch.: Anita Fischer, Freising


18 Infrastruktur und Soziales Infrastruktur und Soziales 19<br />

Kindertagesstätte<br />

Die Kindertagesstätte liegt am Übergang zum<br />

Landschaftspark der neuen <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>.<br />

Das Gebäude fügt sich in seiner differenzierten<br />

Gliederung in die bestehende Wohnbebauung ein.<br />

Die in Nord-Süd-Richtung angeordnete Halle ist<br />

Erschließungs- und gemeinsamer Kommunikationsraum.<br />

Die transparente Gestaltung der Nord-/<br />

Südfassaden ermöglicht den Durchblick von der<br />

Promenade zum Landschaftspark. Architekten:<br />

Prof. Meyer – Sternberg; Landschaftsarch.: Barbara<br />

Weihs, München<br />

Feuerwache<br />

Die Feuerwache 10 ist in München <strong>Riem</strong> ein<br />

unverzichtbarer Bestandteil der Infrastruktur der<br />

<strong>Messestadt</strong>. Unter dem großzügigen Dach des<br />

eingeschossigen Baukörpers, das zum Teil auch<br />

als Sportfläche genutzt wird, sind sowohl die Ruheräume<br />

für die Einsatzmannschaften als auch die<br />

technische Ausrüstung und die Einsatzfahrzeuge<br />

untergebracht. Mit seiner klaren Funktionalität ist<br />

das Gebäude in der von Wohn- und Gewerbebauten<br />

geprägten Umgebung ein wichtiges verbindendes<br />

Element. Architekt: Reinhard Bauer, München<br />

Landschaftsarch.: Winfried Jeney, München<br />

Bauzentrum<br />

Im Bauzentrum kann man sich zu allen Fragen rund<br />

ums Wohnen und Bauen kompetent und neutral<br />

beraten lassen und darüber hinaus auf 1.400 qm<br />

Fläche eine permanente Ausstellung von Bauprodukten<br />

besuchen. Die Trägerschaft liegt beim Referat<br />

für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt<br />

München. Das auf einem nur 6,80 m tiefen,<br />

L-förmigen Grundstück entstandene Gebäude ist<br />

mit seiner charakteristischen „Schauseite“ zur Willy-<br />

Brandt-Allee ausgerichtet. Großformatige Fenster<br />

erlauben den Einblick in die Ausstellungsetagen<br />

und gliedern die Fassade. Nach Süden schließt sich<br />

ein Parkhaus an. Architekten: Hild und K, München<br />

Das Thema Kunst wird als Teil der<br />

planerischen Gesamtkonzeption aufgegriffen.<br />

Kunst soll, aufbauend auf<br />

einem Kunstkonzept, von Anfang an<br />

als öffentliche Kunst in der <strong>Messestadt</strong><br />

<strong>Riem</strong> in Erscheinung treten.<br />

„Verwandlung“, Chema Alvargonzález<br />

„Herz, Hand, Mund“, Renate Stib und Frieder Schnock<br />

Kunst in der <strong>Messestadt</strong><br />

Während der BUGA 05 werden künstlerische<br />

Aktivitäten auf einzelne Projekte<br />

fokussiert. Die künstlerische Gestaltung<br />

des Platzes der Menschenrechte wird<br />

nach dem Konzept „Tischskulptur“,<br />

eine großdimensionierte, abstrahierte<br />

Esstafel mit Gedecken für 30 Personen<br />

der Frankfurter Künstler Berthold Hörbelt<br />

und Wolfgang Winter ausgeführt. Die<br />

Plastik „Nicht mit uns“ von Prof. Olaf<br />

Metzel wird am Willy-Brandt-Platz temporär<br />

wieder aufgestellt.<br />

Mit dem Kunstwerk „Gran Paradiso“ von<br />

Stephan Huber im Auftrag der Messe<br />

München wurde der Messevorplatz<br />

eindrucksvoll gestaltet.<br />

„Wishing Well“, Pavillion von Stephen Craig<br />

„Gran Paradiso“, Stephan Huber (entstanden im Auftrag der Messe München)<br />

kunstprojekte_riem<br />

kunstprojekte_riem war ein Projekt der<br />

Landeshauptstadt München, das den<br />

neu entstehenden Stadtteil <strong>Messestadt</strong><br />

<strong>Riem</strong> von 2000 bis 2003 mit öffentlicher<br />

Kunst begleitete. Die Entwicklung<br />

freier Kunstprojekte wurde aus den<br />

Mitteln für Kunst am Bau und im öffentliche<br />

Raum finanziert und folgte einem<br />

künstlerischen Gesamtkonzept für den<br />

Stadtteil. Idee der von Claudia Büttner<br />

konzipierten und geleiteten kunstprojekte_riem<br />

war es, Kunst im öffentlichen<br />

Interesse und unter Einbeziehung der<br />

Bewohnerinnen und Bewohner zu<br />

entwickeln. Viele Objekte der in diesem<br />

Rahmen entstandenen Aktionen sind<br />

zum selbstverständlichen Bestandteil<br />

der <strong>Messestadt</strong> geworden und tragen<br />

zur Identität des Ortes bei.


20 Wohnen<br />

Wohnen 21<br />

Nicht nur im Gesamtstadtteil sondern<br />

auch in den einzelnen Wohnquartieren<br />

wird deutlich, was das städtebauliche<br />

Leitbild „kompakt, urban, grün“ bedeutet:<br />

Kompakt, das heißt flächensparend<br />

und relativ dicht bebaut, und urban,<br />

also mit vielfältigen Nutzungsmischungen<br />

und kurzen Wegen, stellt sich der<br />

Stadtteil dar. Damit sind viele Vorteile<br />

verbunden: Durch die hohe Baudichte<br />

bleibt mehr Platz für öffentliches Grün -<br />

zum gemeinsamen Spielen, Erholen, mit<br />

den Nachbarn Treffen. Im Bereich der<br />

Straßen und Plätze ermöglichen urbane<br />

Stadträume Begegnungen und soziale<br />

Kontakte zwischen Menschen verschiedener<br />

Altersgruppen und Nationalitäten<br />

und mit unterschiedlichen Lebensformen.<br />

Gemeinschaft und Wohnen<br />

Bürger- und Nutzerbeteiligung<br />

In der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> sollen sich die<br />

Bewohnerinnen und Bewohner am<br />

Aufbau ihres neuen Stadtteils beteiligen<br />

können. Zu Beginn des Jahres 2000 ist<br />

deshalb ein Modellprojekt der „Bürger-<br />

und Nutzerbeteiligung“ angelaufen, das<br />

über drei Jahre von Seiten der Stadt gefördert<br />

wurde. Moderiert und umgesetzt<br />

wurde das Projekt von „<strong>Messestadt</strong><br />

<strong>Riem</strong>: Dialog“, einem Betreuungsbüro,<br />

das die Koordination der Aktionen vor<br />

Ort und die Aufgabe eines neutralen<br />

Vermittlers zwischen allen Beteiligten<br />

in Form einer „Dialogkommunikation“<br />

übernommen hat.<br />

Im März 2003 hat sich ein eigenständiger<br />

eingetragener, gemeinnütziger<br />

Verein „zur Förderung von bürgerschaftlichem<br />

Engagement und zur Förderung<br />

von Bildung, Kunst und Kultur“ gegründet.<br />

Dieses „Bürgerforum <strong>Messestadt</strong><br />

e.V.“ ist heute auch Trägerverein eines<br />

kulturellen Bürgerzentrums in der <strong>Messestadt</strong><br />

Unterschiedliche Gebäudetypen ermöglichen<br />

ein sehr vielfältiges Wohnungsangebot,<br />

das den unterschiedlichen<br />

Interessen und Lebensformen vieler<br />

Menschen entspricht. So gibt es neben<br />

dem Geschosswohnungsbau auch<br />

Haus-im-Haus-Wohnungen und Eigenheimtypen.<br />

Münchner Mischung<br />

Der Wohnungsbau in der <strong>Messestadt</strong><br />

<strong>Riem</strong> unterteilt sich ganz im Sinne<br />

der stadtweit verfolgten „Münchner<br />

Mischung“ in drei unterschiedliche<br />

Wohnungsangebote: geförderter<br />

Mietwohnungsbau, München Modell<br />

und freifinanzierter Wohnungsbau.<br />

Der geförderte Mietwohnungsbau hat<br />

einen Anteil von 28 % an der gesamten<br />

Wohnbebauung. Hinzu kommt ein<br />

Wohnformen<br />

Anteil von 14 % gefördertem Mietwohnungsbau<br />

für mittlere Einkommensgruppen.<br />

Auf das München Modell entfällt<br />

ein Anteil von 30 %. Die restlichen<br />

28 % des in der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong><br />

ausgewiesenen Wohnungsbaurechts<br />

entfallen auf den freifinanzierten Wohnungsbau.<br />

Insgesamt ergibt dies eine<br />

ausgewogene Bevölkerungsstruktur.<br />

Bei der Vergabe der einzelnen Wohnbaugrundstücke<br />

konnten in den vergangenen<br />

Jahren auch einige Bauträger<br />

mit innovativen Konzepten gewonnen<br />

werden. So ist genossenschaftliche<br />

Wohnungsbau ebenso vertreten wie<br />

Projekte im Rahmen des Modellvorhabens<br />

„Wohnen ohne eigenes Auto”.


22 Freiraum<br />

Freiraum 23<br />

Landschaftsplanerisches Gesamtkonzept<br />

Raumordnungsverfahren<br />

Die Sicherung umfangreicher Grünflächen<br />

war Vorgabe für die Entwicklung<br />

der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> auf der Konversionsfläche<br />

des ehemaligen Flughafens<br />

<strong>Riem</strong>.<br />

Im Raumordnungsverfahren wurde die<br />

sogenannte Drittellösung festgelegt: ein<br />

Drittel Wohnen, ein Drittel Messe und<br />

Gewerbe, ein Drittel Grün. Die Baugebiete<br />

wurden im Norden des Stadtteils,<br />

an der Autobahn A 94, auf weitgehend<br />

versiegelten Flächen des Flughafens angeordnet.<br />

Durch verdichtete Ausbildung<br />

der Bauflächen konnten die Flächen für<br />

den Landschaftspark und für eine wichtige<br />

Frischluftschneise zwischen dem<br />

Ebersberger Forst und der Innenstadt<br />

freigehalten werden. Damit entspricht<br />

das Gesamtkonzept einem wesentlichen<br />

Grundansatz der nachhaltigen<br />

Stadtentwicklung und dem Leitbild der<br />

Perspektive München, „kompakt, urban,<br />

grün“. Außerdem wurde durch diese<br />

Zonierung und die Positionierung des<br />

Landschaftsparks der Grüngürtel der<br />

Landeshauptstadt München gestärkt.<br />

Struktureller und landschaftsplanerischer<br />

Ideenwettbewerb<br />

Im Jahr 1990 wurde auf Basis des<br />

Raumordnungsverfahrens ein städteb<strong>aulicher</strong><br />

und landschaftsplanerischer<br />

Ideenwettbewerb für das Gesamtkonzept<br />

durchgeführt.<br />

Der erste Preisträger, das Büro Frauenfeld<br />

aus Frankfurt / Main mit dem<br />

Landschaftsplaner Beer, konzipierte<br />

eine klare Nutzungsverteilung mit Grün<br />

schwerpunktmäßig im Süden (Landschaftspark)<br />

und weiteren Grünzügen<br />

im Westen und Osten der Baugebiete.<br />

Im äußersten Osten, am Stadtrand, ist<br />

eine Waldfläche angeordnet (<strong>Riem</strong>er<br />

Wald).<br />

Das Ergebnis des Wettbewerbs wurde<br />

in einigen Punkten überarbeitet und<br />

dann zur Grundlage für die Aufstellung<br />

des Flächennutzungsplans mit integrierter<br />

Landschaftsplanung. In diesem<br />

Planungsschritt wurden die Grünflächen<br />

und ökologischen Vorrangflächen sowie<br />

deren Vernetzung mit dem Münchner<br />

Grünflächensystem und dem Regionalen<br />

Grünzug festgelegt.<br />

Aktivitätenband mit Grund- und Hauptschule<br />

Für die Konkretisierung wesentlicher<br />

Einzelbereiche wurde eine Reihe<br />

weiterer landschaftsplanerischer<br />

Wettbewerbe ausgelobt: 1995 für den<br />

Landschaftspark <strong>Riem</strong>, 1997 für die<br />

Erweiterung des <strong>Riem</strong>er Friedhofs und<br />

im Jahr 2000 für die Durchführung der<br />

Bundesgartenschau 2005.<br />

Strukturkonzept<br />

Aufgabenstellung des städtebaulichen<br />

und landschaftsplanerischen Wettbewerbs<br />

für den 1. Bauabschnitt Wohnen<br />

war auch ein Strukturkonzept über alle<br />

Wohngebiete in der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>.<br />

Rahmenplan Landschaftspark<br />

Die Planungsgemeinschaft Reiner.<br />

Weber.Hammer (Stadtplanung) und<br />

Valentien + Valentien (Landschaftsarchitekten)<br />

entwickelte ein Konzept, das<br />

eine intensive Verzahnung von Stadt<br />

und Landschaft erzeugt.<br />

Kammartige Grünzüge reichen tief in<br />

die Baugebiete hinein. Die Bebauung<br />

lockert sich zu den Grünzügen hin auf,<br />

sodass alle Wohnungen über die Höfe<br />

Zugang zu den Grünzügen und von dort<br />

in den Landschaftspark haben.<br />

Strukturkonzept Reiner. Weber. Hammer, München und Valentien + Valentien, Weßling


24 Freiraum<br />

Freiraum 25<br />

Die Wohnbebauung der <strong>Messestadt</strong><br />

<strong>Riem</strong> ist auf den Landschaftspark<br />

bezogen und durch Grünzüge, die tief<br />

in die Baugebiete hineinreichen, mit<br />

diesem verzahnt. Damit wird zum einen<br />

die wichtige Frischluftzufuhr von Süden<br />

gesichert, zum anderen die Blickbeziehung<br />

zu den Alpen erlebbar. Gleichzeitig<br />

leisten die Grünzüge die Freiraumversorgung<br />

auf Nachbarschafts-, Wohngebiets-<br />

und Stadtteilebene. Mindestens<br />

17 qm öffentliche Grün- und Freiflächen<br />

stehen nach den Standards der Stadt<br />

München jedem Einwohnerinnen und<br />

Einwohner der <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> zur<br />

Verfügung.<br />

Wohnen im Grünen<br />

Die privaten Grün- und Freiflächen,<br />

mindestens 15 qm pro Einwohnerin<br />

und Einwohner, bieten umfangreiche<br />

Bewohnergärten und vielfältig nutzbare<br />

Freiräume. Sie sind, wie die Wohnungen,<br />

zu den Grünzügen ausgerichtet<br />

und mit diesen verbunden. Das dadurch<br />

entstehende vernetzte Freiraumsystem<br />

ermöglicht den Bewohnerinnen und<br />

Bewohnern den direkten Zugang zum<br />

Landschaftspark, ohne eine Straße<br />

überqueren zu müssen. Außerdem<br />

werden ökologische Austauschbeziehungen<br />

für Flora, Fauna und Kleinklima<br />

unterstützt.<br />

Grün- und Freiflächen der Baugebiete<br />

Baumhaine und blütenreiche Wiesen<br />

sowie ökologische Maßnahmen wie z.B.<br />

Dach- und Fassadenbegrünung und<br />

Versickerung von Regenwasser verstärken<br />

trotz hoher Baudichte das Erlebnis<br />

des Wohnens im Grünen.<br />

Das Leitbaumkonzept<br />

Ein Leitbaumkonzept, das den Straßenräumen,<br />

Plätzen und Grünzügen durch<br />

unterschiedliche Baumarten eine eigene<br />

Charakteristik gibt, unterstützt Orientierung<br />

und Identität im neuen Stadtteil.<br />

Der zentrale Grünzug<br />

Mit dem zentralen Grünzug öffnen sich<br />

die Baugebiete zum Landschaftspark.<br />

Der weite, offene Raum erstreckt sich<br />

im Norden bis zum Platz der Menschenrechte<br />

und setzt sich nach einer Verengung<br />

durch die sogenannten „Stadtgassen“<br />

bei den <strong>Riem</strong> Arcaden über den<br />

Willy-Brandt-Platz bis zum Messesee<br />

fort. Weite Rasen- und Wiesenflächen<br />

führen auf die Landschaftspark-Terrasse<br />

im Süden. Durch die kulissenartigen<br />

Baumstrukturen entlang der seitlichen<br />

Wohnbebauung wird der Eindruck einer<br />

weitläufigen Parklandschaft mitten in<br />

der Stadt verstärkt.<br />

Den Westrand des Grünzugs bilden<br />

dicht gepflanzte Sandbirken, in denen<br />

der durchgängig lineare Weg zur<br />

U-Bahn liegt. Auf der Ostseite verläuft<br />

der Parkweg durch lichte Baumhaine<br />

aus Waldkiefern und Vogelkirschen.<br />

Eine „Kieswelle“ im Süden, im Übergang<br />

zum Landschaftspark, erinnert<br />

an den geologischen Untergrund der<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>, die Münchner Schotterebene,<br />

und ist Spiel- und Sukzessionsfläche.<br />

Die artenreichen Wiesen<br />

des zentralen Grünzugs sind Teil des<br />

landschaftsökologischen Gesamtkonzepts<br />

und gleichzeitig Stimmungsträger.<br />

Private Freiflächen im Wohngebiet 2<br />

Grünzug Ost<br />

Während der zentrale Grünzug frei von<br />

Spieleinrichtungen als offener Raum<br />

konzipiert ist, sind im Grünzug Ost die<br />

Spielplätze für die benachbarten Wohngebiete<br />

angeordnet.<br />

Entsprechend des Leitbaumkonzepts<br />

führen im Westen Säulenhainbuchen<br />

nach Süden in den Park. Seitlich wird<br />

der Grünzug von Schnitthecken und im<br />

Osten von locker angeordneten Obstbäumen<br />

gefasst.<br />

Blick von Norden in den zentralen Grünzug<br />

Spielraumkonzept<br />

Gärten, Wegesystem und Spieleinrichtungen<br />

der Wohngebiete entwickeln<br />

sich in Nord-Süd-Richtung als zusammenhängender,<br />

vielfältig nutzbarer<br />

Freiraum. Das „Spielband“ ist Teil des<br />

Spielraumkonzepts für den 1. Bauabschnitt<br />

Wohnen. Darin werden die Spieleinrichtungen<br />

für alle Häuser konzentriert<br />

angeordnet, gemeinsam hergestellt<br />

und unterhalten.<br />

Darüber hinaus werden in dem Band<br />

nicht beplante „Weiße Flächen“ angeboten,<br />

die später nach dem entste-<br />

henden Bedarf und den Wünschen<br />

der Bewohner, vor allem der Kinder<br />

und Jugendlichen, ausgebaut werden<br />

können. Die Bauträger hinterlegen dafür<br />

entsprechende Geldsummen.<br />

Versickerungskonzept<br />

Der Bebauungsplan mit Grünordnung<br />

setzt die oberflächige Versickerung von<br />

Niederschlagswasser mit Bodenpassage<br />

fest. Neben dem ökologischen<br />

Nutzen bilden die daraus entstandenen<br />

Rinnen, Brücken und Sickergräben<br />

abwechslungsreiche Gestaltungs- und<br />

Spielelemente.


26 Freiraum<br />

Freiraum 27<br />

Südlich der Baugebiete der <strong>Messestadt</strong><br />

liegt der Landschaftspark <strong>Riem</strong>.<br />

Mit einer Größe von 200 Hektar ist er<br />

der drittgrößte Münchner Park, nach<br />

dem Englischen Garten und dem<br />

Nymphenburger Park. Der Entwurf des<br />

Landschaftsparks ist Ergebnis eines internationalen<br />

Ideen- und Realisierungswettbewerbs<br />

von 1995. 1. Preisträger<br />

war der französische Landschaftsarchitekt<br />

Gilles Vexlard.<br />

Der Entwurf von Gilles Vexlard bildet ein<br />

kräftiges räumliches Gerüst aus Massiven<br />

der standortgerechten Eichen-Kiefern-Wälder,<br />

ergänzt mit Baumhainen,<br />

Hecken und Solitärbäumen. Die Gehölzstrukturen<br />

wechseln sich mit weitläufigen<br />

artenreichen Grasheiden ab, die für<br />

die Schotterebene typisch sind.<br />

Eine eindeutige Zonierung in intensiv<br />

genutzte und gepflegte Bereiche<br />

wie dem Aktivitätenband südlich der<br />

Wohnbebauung, dem Badesee und<br />

dem Rodelhügel und in den extensiven<br />

landschaftlichen Teil im Süden erleichtern<br />

das langfristige Funktionieren bei<br />

unterschiedlichen Nutzungsanforderungen.<br />

„Der mittelalterliche Weg, die eiszeitliche Schotterebene,<br />

die Flughafenpiste, die winzigen Blüten der<br />

Magerrasenkulturen, die Waldmassive, die feinen<br />

Details der parallelen Gärten, die Alpen bei Föhn,<br />

die Silhouette der Münchner Frauenkirche am<br />

Horizont, Lichtreflexe auf dem Badesee, das Spiel<br />

der Topographie und der Sonnenuntergang hinter<br />

der großen Terrasse. Das alles findet und entfaltet<br />

sich gleichzeitig bei der Durchquerung des Parks.<br />

Die Füße im Gelände, die Augen im Park.“<br />

Gilles Vexlard, „Das Bauen von Landschaft“<br />

Landschaftspark<br />

Das Aktivitätenband<br />

Insbesondere bewährt sich das Aktivitätenband,<br />

das von den Wohnungen gut<br />

erreichbar und doch mit 160 m so tief<br />

ist, dass es laute und konfliktträchtige<br />

Nutzungen wie Bolzplätze, Schulsportanlagen,<br />

einen Abenteuerspielplatz und<br />

eine Skateanlage aufnehmen kann.<br />

Durch das umfassende Wegesystem ist<br />

der Landschaftspark aus allen umliegenden<br />

Siedlungsflächen zugänglich.<br />

Der Park ist offen gegenüber seiner<br />

Umgebung und steht mit ihr im Austausch<br />

– nach der Vorstellung von Gilles<br />

Vexlard ein „Park ohne Grenzen“ und<br />

eine grüne Mitte.<br />

Zur Zeit ist der Kernbereich des Parks<br />

fertiggestellt. Nach der BUGA 05 im<br />

Herbst 2005 wird der Landschaftspark<br />

geöffnet und den Bürgerinnen und<br />

Bürgern werden 133 ha öffentliche<br />

Grünflächen zur Verfügung stehen.<br />

Dafür wurden bisher 26 ha Privatgrundstücke<br />

außerhalb des Flughafengeländes<br />

erworben, weitere sollen noch dazu<br />

erworben werden. Im Endausbau wird<br />

der Park mit dem <strong>Riem</strong>er Wald 210 ha<br />

groß sein. Ein Teil davon im Osten bleibt<br />

Landwirtschaftsfläche.<br />

Friedhof <strong>Riem</strong><br />

Im Nordwesten wird der Landschaftspark<br />

durch ein weiteres wichtiges<br />

Freiraumprojekt, den Friedhof <strong>Riem</strong>,<br />

erweitert. Die Einbindung in das örtliche<br />

Grünflächensystem und in den<br />

Landschaftspark waren wesentliche<br />

Zielsetzungen des 1997 ausgelobten<br />

Realisierungswettbewerbs für die<br />

Erweiterung des alten <strong>Riem</strong>er Friedhofs.<br />

Wettbewerbsgewinner waren die Landschaftsarchitekten<br />

Ursula Hochrein und<br />

Axel Lohrer in Zusammenarbeit mit den<br />

Architekten Andreas Meck und Stephan<br />

Köppel.<br />

Die Bestattungsflächen treiben als kompakte,<br />

leicht angehobene Schollen, wie<br />

Inseln, in der umgebenden Landschaft<br />

aus Grasheiden und binden damit an<br />

die Weite des Landschaftsparks an.<br />

Nach innen begrenzen Trockenmauern<br />

aus Gneis die Grabfelder und lassen den<br />

Blick nur in die Ferne offen. Die Inseln<br />

liegen in öffentlichen Grünflächen aus<br />

blühenden Magerwiesen und einzelnen<br />

Obstbäumen, die das Biotopverbundsystem<br />

und das Fuß- und Radwegenetz<br />

ergänzen.<br />

Gegenüber dem Eingang des alten<br />

Friedhofs sind die neuen Friedhofsgebäude<br />

als strenges, fast klösterliches<br />

Geviert in dem sonst fließenden Landschaftspark<br />

<strong>Riem</strong>, angeordnet.<br />

Gärten der Potenzen<br />

Die Stadt München bewarb sich mit<br />

dem Thema „Nachhaltige Entwicklung<br />

eines neuen Stadtteils“, einem Konzept<br />

der Grünplanung des Referats für<br />

Stadtplanung und Bauordnung, um<br />

die Austragung der BUGA 05 in der<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> und verpflichtete sich<br />

damit, über eine „normale“ Gartenbauausstellung<br />

hinauszugehen: zum<br />

einen, den Begriff Nachhaltigkeit in den<br />

Mittelpunkt der Großveranstaltung zu<br />

stellen, zum anderen, die Gartenschau<br />

selbst entsprechend den Grundsätzen<br />

des „sustainable development“ in den<br />

Stadtteil einzubinden und darzustellen.<br />

Aus diesem Ansatz entstand ein räumliches<br />

Konzept, das den Landschaftspark<br />

weitgehend von temporären Einbauten<br />

und damit auch Eingriffen freihält und<br />

die temporären Maßnahmen der Ausstellung<br />

auf spätere Wohnbauflächen<br />

konzentriert.<br />

Der Park als Herzstück der BUGA wird<br />

Darstellungsort neuer Landschaftsarchitektur.<br />

Bundesgartenschau<br />

„Perspektivenwechsel“<br />

Im Jahr 2000 wurde der Wettbewerb<br />

für das temporäre Ausstellungskonzept<br />

der BUGA ausgelobt, den das Büro Prof.<br />

Rainer Schmidt aus München in Zusammenarbeit<br />

mit Architekten und Kommunikationsdesignern<br />

gewann. Grundidee<br />

des 1. Preises ist die Darstellung pflanzlicher<br />

Muster und organischer Formen<br />

in verschiedenen Maßstäben (Titel „Mikro<br />

– Makro“).<br />

Im Aktivitätenband, im Übergang zwischen<br />

den Bauflächen und dem Park,<br />

befinden sich die BUGA-Beiträge, die<br />

überwiegend als Daueranlagen erhalten<br />

bleiben: die Gärten der Potenzen (in<br />

verschiedenen Zehnerpotenzen hochvergrößerte<br />

Schnitte durch Pflanzen als<br />

Schmuckgärten), die Obstplantage, die<br />

großen Staudenflächen der parallelen<br />

Gärten und, als einer der Schwerpunkte<br />

der BUGA 05, die Spieleinrichtungen für<br />

Kinder und Jugendliche, die vor allem<br />

im Aktivitätenband und am Badesee<br />

konzentriert werden.


28 Arbeit<br />

Arbeit 29<br />

Blick auf den alten Flughafentower und die Wappenhalle Messe München, Architekten: Kaup Scholz Jesse + Partner, München<br />

Messe und Technologiepark <strong>Messestadt</strong> West<br />

Messestandort München<br />

Die seit 1998 eröffnete Neue Messe<br />

München ist in den Stadtteil eingebunden.<br />

Mit diesem Projekt hat der<br />

Messestandort München an Qualität<br />

gewonnen und damit auch seine nationale<br />

und internationale Position nachhaltig<br />

verbessert. Durch die funktionale,<br />

symmetrische Anordnung der Messehallen<br />

finden man sich im Gelände<br />

leicht zurecht.<br />

Die Messe München war sich von<br />

Anfang ihrer Umweltverantwortung<br />

bewusst und hat deshalb ökologische<br />

Fragen in die Planung der Messe miteinbezogen.<br />

Bereits im Vorfeld wurden<br />

mehrere Gutachten in Auftrag gegeben,<br />

deren Ergebnisse in die Planung und<br />

Ausführung integriert wurden. Dazu<br />

gehören ein Grünanteil im 73 Hektar<br />

großen Gesamtgelände von 17 % sowie<br />

ein Blockheizkraftwerk im Bereich des<br />

Eingangs West. Darüber hinaus verfügt<br />

die Neue Messe München als bislang<br />

einziges Messegelände der Welt über<br />

die Möglichkeit, Strom aus Sonnenenergie<br />

zu erzeugen.<br />

Technologiepark <strong>Messestadt</strong> West<br />

Der Technologiepark mit einer Fläche<br />

von 75.000 qm ist als modernes Gewerbegebiet<br />

konzipiert, das den Bedürfnissen<br />

innovativer und wachstumsorientierter<br />

Branchen entgegenkommt.<br />

Insbesondere Betriebe aus dem Medien-<br />

und High-Tech-Umfeld sowie aus<br />

dem Bereich der Umwelttechnik finden<br />

hier einen hervorragenden Standort.<br />

Das Kerngebiet „Arbeiten am See“ bietet<br />

optimale Chancen, sich als Standort<br />

für Verwaltung und Dienstleistungsbetriebe<br />

– Banken, Versicherungen, Betriebe<br />

der Medienwirtschaft – zu etablieren.<br />

Die orthogonale Grundstruktur der<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> wird auch im Technologiepark<br />

<strong>Messestadt</strong> West grundsätzlich<br />

aufgenommen. Im zentralen Bereich<br />

wird diese Grundstruktur jedoch durch<br />

einen diagonalen Grünzug, das „Oval“,<br />

das die Form der Gesamtanlage des<br />

ehemaligen Flughafens wieder aufnimmt,<br />

aufgelöst.<br />

Reminiszenzen an die ehemalige<br />

Flughafennutzung<br />

Das „Oval“ sichert einen zusammenhängenden<br />

unbebauten und für die<br />

Öffentlichkeit zugänglichen Freiraum,<br />

der die Flughafenform nachzeichnet<br />

und in Form einer lockeren Abfolge<br />

von aneinandergereihten Grünflächen<br />

die Flughafentribüne mit den beiden<br />

anderen Reminiszenzen aus der Flughafennutzung,<br />

der Wappenhalle und dem<br />

Tower verbindet. So bleibt die frühere<br />

Bedeutung des Flughafens auch innerhalb<br />

des Technologieparks <strong>Messestadt</strong><br />

West ablesbar.<br />

Bei der Parzellierung wird auf hohe Flexibilität<br />

geachtet, um den interessierten<br />

Unternehmen eine an ihren individuellen<br />

Bedürfnissen orientierte Planung zu<br />

ermöglichen. Die Einhaltung gestalterischer<br />

Leitlinien sichert das Ziel, das<br />

Gewerbegebiet zu einer „guten Adresse“<br />

zu machen.<br />

Nemetschek Haus, Lauber Architekten, München<br />

Atrium, Messe München


30 Arbeit<br />

Arbeit 31<br />

Das Gewerbegebiet <strong>Messestadt</strong> Ost<br />

Das Gewerbegebiet <strong>Messestadt</strong> Ost ist<br />

als ein in sich geschlossenes Gewerbegebiet<br />

geplant, das auf einer Fläche<br />

von rund 12,5 ha insbesondere kleinen<br />

und mittleren Unternehmen des produzierenden<br />

Gewerbes mit stärkerem<br />

Störungspotential einen Standort bietet.<br />

Der Insellage und der Standortsituation<br />

in der Übergangszone zu den Landschaftsbereichen<br />

entsprechend hat<br />

dieses Gewerbegebiet ein landschaftlich<br />

geprägtes Erscheinungsbild.<br />

Landschaftliche Prägung<br />

Der für die Münchner Schotterebene<br />

typische, offene und weitläufige Landschaftscharakter<br />

ist trotz der intensiven<br />

Verkehrs-Infrastruktur und der Gewerbebebauung<br />

spürbar geblieben.<br />

Entsprechend der Grundkonzeption,<br />

das Gewerbegebiet <strong>Messestadt</strong> Ost als<br />

der Stadt vorgelagertes, landschaftlich<br />

geprägtes Gewerbegebiet zu entwickeln,<br />

folgt im weiteren Umfeld ein<br />

System von Grün- und Freiflächen: die<br />

Sonderfreifläche im Westen, der <strong>Riem</strong>er<br />

Wald sowie die Kulturlandschaft des<br />

Regionalen Grünzugs im Osten und der<br />

Landschaftspark <strong>Riem</strong> im Süden.<br />

Grundstruktur<br />

Die orthogonale Grundstruktur der<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>, die für alle drei<br />

Nutzungsfelder des Stadtteils Messe,<br />

Gewerbe, Wohnen vorgegeben ist,<br />

wird grundsätzlich aufgenommen. Die<br />

innere Erschließung sowie der zentrale<br />

Grünzug mit Bezug zur Ost-West-<br />

Fußwegbeziehung in der Hauptachse<br />

des Messegeländes sind die beiden<br />

strukturbestimmenden Elemente. Die<br />

Einteilung der Baugebiete ermöglicht<br />

individuelle Grundstückszuschnitte. Der<br />

öffentliche Raum wird geprägt durch<br />

die baumbestandenen Erschließungsstraßen<br />

mit offenen, begrünten Grundstücksvorzonen<br />

ohne Einfriedungen,<br />

zu denen die Bebauung orientiert ist.<br />

Zusammen mit dem zentralen Grünzug<br />

erhält das Gewerbegebiet eine Ordnung<br />

und Identität.<br />

Auf den rückwärtigen Grundstücksflächen<br />

wird hingegen der für die Betriebe<br />

erforderliche Gestaltungsspielraum gewährt.<br />

Grundstücksrückseiten, Hof- und<br />

Freilagerflächen werden zu den öffentlichen<br />

Flächen hin durch entsprechende<br />

Bepflanzung abgeschirmt. Angestrebt<br />

werden einfache kubische Baukörper<br />

mit geringer Höhenentwicklung. Wesentlich<br />

ist die landschaftliche Einbindung<br />

der geplanten Bebauungsstruktur,<br />

deshalb ist eine niedrige Bebauungshöhe<br />

und offene Bauweise vorgesehen.<br />

Siegmund-Riefler-Bogen


32 Ökologie und Nachhaltigkeit<br />

Ökologie und Nachhaltigkeit 33<br />

Die ökologischen Bausteine für die<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> sind das Ergebnis<br />

einer umfassenden, planungsbegleitenden<br />

Untersuchung zur ökologischen<br />

Optimierung des neuen Stadtteils. Alle<br />

Bereiche der Stadtökologie sind dabei<br />

für sich und untereinander optimiert, um<br />

ökologische Aspekte umfassend in Planung,<br />

Bau und Betrieb der Häuser und<br />

Gärten berücksichtigen zu können.<br />

Der Baustein Teil I „Stadtplanung“ behandelt<br />

das Thema auf der Ebene des<br />

gesamten Stadtteils, des <strong>Städteb</strong>aus<br />

und der Grünordnung.<br />

Der Baustein Teil II „Gebäude und<br />

Freiraum“ gibt Hinweise für die Planung<br />

von Häusern und Gärten anhand von<br />

Beispielen typischer Baugebiete.<br />

Der Baustein Teil III „Umweltbewusst<br />

Leben“ ist ein Handbuch für die Bewohner<br />

und Beschäftigten. Darin finden sich<br />

Hinweise, wie durch umweltgerechtes<br />

Verhalten die natürlichen Lebensgrundlagen<br />

und der Geldbeutel geschont und<br />

gleichzeitig die Lebensqualität verbessert<br />

werden kann.<br />

Ökologische Bausteine<br />

Energie durch Erdwärme<br />

Die zentrale Energieversorgung des<br />

Stadtteils erfolgt über eine Geothermieanlage<br />

am Rand des <strong>Riem</strong>er Waldes<br />

mit Untertützung von Erdgaskesseln<br />

(Blockheizkraftwerk) für die Spitzenlast.<br />

Die zusätzliche Nutzung von Erdwärme<br />

wurde gewählt, weil am Standort günstige<br />

Ausgangsbedingungen vorliegen<br />

und ein erheblicher Teil der Energieerzeugung<br />

mit Geothermie abgedeckt<br />

wird.<br />

In den verschiedenen Voruntersuchungen<br />

und im Landschaftsplan für die<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> wurden weitgehende<br />

Vorgaben zum Arten- und Biotopschutz<br />

formuliert. Es sollten insgesamt 50 ha<br />

naturnahe Flächen entstehen, wobei<br />

vor allem die Vernetzung von Magerrasen<br />

und die Gehölzvernetzung zum<br />

Biotopverbundsystem der Gesamtstadt<br />

beitragen sollte. Vernetzungsbeziehungen<br />

wurden im Westen (Korridor<br />

Friedenspromenade – Landschaftspark<br />

mit Tribünenbiotop – Friedhof <strong>Riem</strong><br />

– Daglfing und Denninger Anger) und<br />

im Süden (Achse Landschaftspark<br />

– <strong>Riem</strong>er Wald) festgelegt.<br />

<strong>Riem</strong>er Wald und Naturschutz<br />

<strong>Riem</strong>er Wald<br />

Der <strong>Riem</strong>er Wald ist eine 20 ha große<br />

ökologische Vorrangfläche im Osten der<br />

<strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong>, im Übergang zur freien<br />

Landschaft gelegen. Er bildet einen<br />

wichtigen Ausgleichsflächenpool für die<br />

<strong>Messestadt</strong>, in dem schwerpunktmäßig<br />

Eingriffe in Natur und Landschaft auf<br />

städtischem Grund kompensiert werden.<br />

Ziel ist eine landschaftsökologische<br />

Aufwertung des waldarmen Münchner<br />

Ostens. Entsprechend der potenziellen<br />

natürlichen Vegetation des Standorts<br />

wurden seit 1995 Eichen-Kiefern-Wälder<br />

und Eichen-Hainbuchen-Wälder<br />

gepflanzt.<br />

Die ehemaligen Flughafenpisten wurden<br />

als Lichtungen mit Magerrasenvegetation<br />

ausgebildet, für die Saatgut aus dem<br />

Naturschutzgebiet Garchinger Heide<br />

gewonnen wurde. Inzwischen wurden<br />

die Magerrasen als schützenswerte<br />

Biotope kartiert.<br />

Die Fläche enthält eine Reihe seltener<br />

Rote-Liste-Arten. Bemerkenswert ist,<br />

dass mit der Wechselkröte, dem Neuntöter<br />

und der Zauneidechse drei von<br />

fünf landkreisbedeutsamen Tierarten<br />

vorkommen.<br />

Frauenwald<br />

Nördlich der ehemaligen Landebahn<br />

liegt als Teil des <strong>Riem</strong>er Waldes der<br />

„Frauenwald 2000“, eine Pflanzung<br />

aus 2.000 Bäumen in der Form eines<br />

Medizinrades von 70 m Durchmesser.<br />

Mit dem Symbol wollte eine Gruppe<br />

von Frauen zu Beginn des neuen<br />

Jahrtausends der weiblichen Kreativität,<br />

der Suche nach Balance und der Verantwortung<br />

für künftige Generationen<br />

Ausdruck geben.


34 Ökologie und Nachhaltigkeit<br />

Thema<br />

Artenschutz und Biotopverbund<br />

Auf den Stufen der ehemaligen, denkmalgeschützten<br />

Flughafentribüne hat<br />

sich seit der Sperrung vor etwa 35<br />

Jahren ein wertvoller Magerbiotop mit<br />

Halbtrockenrasen, Flechten und Moosen<br />

entwickelt. Durch besondere Artenvorkommen<br />

und die hohe Artenvielfalt ist<br />

dieser Biotop sehr schützenswert. Er<br />

wurde im Zuge der Planungen erhalten<br />

und wird Teil des Landschaftsparks, am<br />

Rande des Vernetzungskorridors für Magerrasen.<br />

Zur Qualitätssicherung wurde<br />

eine Pflege- und Entwicklungskonzept<br />

erstellt.<br />

Weitere größere Magerrasenbestände<br />

wurden im Süden des Landschaftsparks<br />

und um den neuen <strong>Riem</strong>er Friedhof<br />

angelegt. Sie werden ergänzt durch<br />

die arten- und blütenreiche Wiesen<br />

des Landschaftsparks, sogenannte<br />

Salbei-Glatthafer-Wiesen, die über die<br />

Grünzüge bis in die Baugebiete reichen.<br />

Die artenreichen Wiesen leisten nicht<br />

nur einen wesentlichen Beitrag zum<br />

Artenschutz und Biotopverbund. Mit<br />

ihrem Blütenreichtum bereichern sie den<br />

Raum atmosphärisch und tragen zur<br />

besonderen Identität der neu geformten<br />

Landschaft um die <strong>Messestadt</strong> <strong>Riem</strong> bei.


Thema

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