09. September 2009000 - von Michael Scholten
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seinem Film wie in einer großen Landschaft herumlaufen. Bei Bully ist das keine<br />
Landschaft, sondern ein Gebäude mit ausgeklügelter Architektur, in der ich mich<br />
zentimetergenau bewegen muss.<br />
Welcher Regiestil ist Dir lieber?<br />
WALDEMAR KOBUS: Die Frage kann ich bis heute nicht beantworten. Dieser große<br />
Unterschied spiegelt die Vielfalt der Menschen wider, denen ich in meinem Beruf<br />
begegne. Mit Paul Verhoeven zu arbeiten ist genau so sagenhaft wie mit Bully. Ich<br />
möchte keines <strong>von</strong> beiden Projekten missen.<br />
Dreharbeiten sind wegen langer Pausen oft ziemlich langweilig. Jonas, wie<br />
hast Du die Wartezeit ausgefüllt?<br />
JONAS HÄMMERLE: Oft mit Schularbeiten. Ich habe übers Internet die Aufgaben<br />
bekommen, die meine Klassenkameraden gerade in Berlin lösen mussten. Zwei<br />
Stunden allein zu lernen ist aber viel langweiliger als acht Stunden in einer Klasse.<br />
Andererseits: Ich lerne gern. Ich will ja nicht doof sein. Und manchmal konnte ich in<br />
den Pausen ja auch Lesen oder mit den Wikingern Karten spielen.<br />
WALDEMAR KOBUS: Das Tolle an Jonas ist, dass er sich nie langweilt. Der hat<br />
auch am Set immer was gefunden, dass ihn interessiert. Er liest ein Buch, lernt<br />
Texte, beobachtet die Ameisen, wie sie Zuckerstückchen vom Catering da<strong>von</strong>tragen,<br />
oder er macht Knoten.<br />
Knoten?<br />
JONAS HÄMMERLE: Wir hatten auf Malta ein Buch mit Knoten aus der Seefahrt. Da<br />
habe ich viele nachgemacht. Irgendwann beim Frühstück habe ich sogar einen<br />
eigenen Knoten entwickelt. Den kannten nicht mal die Fischer auf Malta.<br />
Waldemar, hast Du auch geknotet?<br />
WALDEMAR KOBUS: Nein, ich habe eine Jacke gestrickt. Mit der hatte ich schon in<br />
Afrika und in der Antarktis angefangen, als ich dort für das ZDF gedreht habe. Bei<br />
den Dreharbeiten zu WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER habe ich<br />
weitergemacht. Aber sie ist immer noch nicht fertig. Vielleicht beim nächsten Film.<br />
Was hat der große Waldemar vom kleinen Jonas lernen können?<br />
WALDEMAR KOBUS: Ich habe Jonas am letzten Drehtag gefragt: „Wie wird man<br />
eigentlich wie Du?“ Da sagte mir dieser zehnjährige Bengel: „Weißt Du, wenn es am<br />
Set mal richtig anstrengend wird, muss man einfach seine gute Laune behalten. Es<br />
hilft ja nichts, wenn man mit schlechter Stimmung zur Arbeit kommt.“<br />
Was war Euer tollstes Erlebnis bei den Dreharbeiten?<br />
WALDEMAR KOBUS: Die Fahrt mit dem Wikingerschiff über den Walchensee. Da<br />
stand ich plötzlich auf diesem Schiff, das genau so aussieht wie in der<br />
Zeichentrickserie und das extra für uns gebaut wurde, und durfte am Steuer drehen.<br />
Ich hätte heulen können und für dieses Erlebnis sogar Geld bezahlt. Aber sagt das<br />
bloß nicht dem Produzenten!<br />
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