09. September 2009000 - von Michael Scholten
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Ein Gespräch mit Regisseur <strong>Michael</strong> Bully Herbig<br />
Welche Bedeutung hatte Wickie für Dich als Kind?<br />
MICHAEL BULLY HERBIG: Es gab in meiner Kindheit nur eine Serie, die man<br />
definitiv sehen musste: WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER. Die lief donnerstags<br />
um 17.10 Uhr im ZDF. Wer eine Folge verpasste, hatte eine Woche lang keinen<br />
Gesprächsstoff. Es gab ja keinen Videorekorder.<br />
War die Serie ein früher Medienevent?<br />
MICHAEL BULLY HERBIG: Absolut. Einmal holte mich meine Mutter zu spät <strong>von</strong> der<br />
Grundschule ab. Als ich nach Hause kam, lief bereits der Abspann. Ich glaube, dass<br />
war einer der schlimmste Momente meiner Kindheit. Ich musste mir also <strong>von</strong> den<br />
anderen in der Schule erzählen lassen, was in der Folge passiert war. Was für eine<br />
Demütigung!<br />
Gab es ein typisches Ritual, wie Du WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER<br />
geschaut hast?<br />
MICHAEL BULLY HERBIG: Wir hatten einen weißen Flokati-Teppich unter unserem<br />
Fernsehtisch. Meistens lag ich auf dem Bauch auf diesem Teppich. Über mir war der<br />
Tisch. Wenn ich Glück hatte, kam unsere Nachbarin vorbei. Ich war 6, sie war 5. Ich<br />
möchte nicht sagen, dass es eine Affäre war. Aber es prickelte ein wenig. Sie war<br />
meine Ylvi.<br />
Was war der kleinste gemeinsame Nenner zwischen dem Wikingerjungen<br />
Wickie und dem Münchner Kindl Bully?<br />
MICHAEL BULLY HERBIG: Ich habe Wickie bewundert. Er war eine<br />
Identifikationsfigur. Ich konnte nachvollziehen, dass er vor Wölfen wegläuft und vor<br />
dem Schrecklichen Sven Schiss hat. Das einzige, was ich nicht hatte, waren diese<br />
Wahnsinnseinfälle. Ich glaube, eine ganze Generation hat ihn für seine Ideen<br />
bewundert.<br />
Gab es in Deiner Kindheit schon Anzeichen dafür, dass Du WICKIE UND DIE<br />
STARKEN MÄNNER fürs Kino verfilmen wirst?<br />
MICHAEL BULLY HERBIG: Ich wäre vor Aufregung mit Herzrasen in Ohnmacht<br />
gefallen, wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich später mal einen Wickie-<br />
Film drehe. Als Sechsjähriger hat man ja in der Regel noch nicht so viel Ahnung vom<br />
Filmemachen. Letztendlich war es dann auch nicht meine Idee, aus der<br />
Zeichentrickserie einen Film zu machen. Obwohl es eigentlich auf der Hand lag.<br />
Wer brachte den Stein ins Rollen?<br />
MICHAEL BULLY HERBIG: Der Produzent Christian Becker. Er erzählte mir, dass er<br />
die Rechte an WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER gekauft hat. Da sind meine<br />
Ohren blitzartig hochgeschossen. Ich hatte sofort Bilder im Kopf, die in diesen Film<br />
reingehören.<br />
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