09. September 2009000 - von Michael Scholten
09. September 2009000 - von Michael Scholten
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den Gedanken, eventuell nach Neuseeland oder Kanada zu gehen. Überall waren<br />
Location Scouts, haben Fotos und Videos gemacht.“ Alles deutete auf Schottland<br />
hin, in dessen faszinierender Landschaft auch schon Epen wie BRAVEHEART und<br />
ROB ROY gedreht worden waren. Logistische Probleme, teure Drehgenehmigungen<br />
und die raue See im Herbst führten jedoch dazu, mit der Suche noch einmal <strong>von</strong><br />
vorn zu beginnen. Diesmal vor der eigenen Haustür.<br />
„Obwohl Christian Becker uns immer wieder vom Walchensee vorgeschwärmt hat,<br />
konnten wir es uns nicht vorstellen und so haben wir erst auf Umwegen festgestellt,<br />
dass der Walchensee alles bietet, was wir gesucht haben“, sagt Production Designer<br />
Matthias Müsse. „Die Landschaft ist einem norwegischen Fjord sehr ähnlich und das<br />
Wikingerdorf ließ sich gut in die Bucht einbetten.“ Durch Zufall erfuhr Matthias<br />
Müsse, dass der Walchensee vor 50 Jahren schon einmal als Kulisse für<br />
Wikingerfilme genutzt wurde. 1958 entstand dort bereits der Film DIE WIKINGER mit<br />
Kirk Douglas, ein Jahr später die Serie TALES OF THE VIKINGS mit Christopher<br />
Lee.<br />
„Eine alte Frau aus Jachenau zeigte mir ein Album mit Schwarzweißfotos, auf denen<br />
sie als junge Komparsin neben einem hünenhaften amerikanischen Darsteller steht“,<br />
sagt Matthias Müsse. „Die Amerikaner haben damals drei Schiffe gebaut, die hier auf<br />
dem Walchensee fuhren. Außerdem tolle Häuser, die auf einer Landzunge standen,<br />
die inzwischen komplett bewaldet ist. So lang ist das schon wieder her.“<br />
Sechs Wochen lang errichteten Matthias Müsse und sein Team am Walchensee die<br />
zwölf Häuser <strong>von</strong> Flake. Viele Bestandteile wie Fenster, Türen und die<br />
charakteristischen Drachenköpfe waren im Vorfeld in den Werkstätten der Bavaria-<br />
Filmstudios angefertigt worden. Im Zentrum des Dorfes stand ein Marterpfahl mit<br />
gewaltigem Drachenkopf aus bemaltem Styropor und Hörnern mit einer Spannweite<br />
<strong>von</strong> fast zwei Metern.<br />
Historisch genau musste Matthias Müsse bei seiner Arbeit nicht vorgehen.<br />
„Ausschlag gebend war nicht die original Architektur der Wikinger, sondern die<br />
Ähnlichkeit mit dem Dorf Flake in der Zeichentrickserie“, sagt der Production<br />
Designer.<br />
Um trotz aller künstlerischen Freiheit eine größtmögliche Authentizität erzielen zu<br />
können, mussten die Häuser alt und benutzt aussehen. Dafür wurde ein Gemisch<br />
aus Sägespänen, Leim und Farbe auf die Oberflächen gesprüht. „So wächst das<br />
optisch in die Landschaft ein und der Zuschauer hat das Gefühl, die Häuser sind<br />
über Jahrzehnte <strong>von</strong> Wind und Wetter gezeichnet worden.“<br />
Laut Drehbuch musste das Dorf auch einem Überfall zum Opfer fallen und in Teilen<br />
durch die Brandpfeile einer wilden Horde abbrennen. „Das macht man beim Film<br />
aber nicht mit dem Streichholz, sondern durch bauliche Maßnahmen“, erklärt<br />
Matthias Müsse. So wurden einzelne Wände der Häuser abgetragen und durch<br />
schwarz gestrichene, verkohlt wirkende Bretter ersetzt. Das Special-Effects-Team<br />
um Dirk Lange sorgte zusätzlich dafür, dass aus den Ruinen ein gleichmäßig<br />
intensiver Qualm emporstieg. Jederzeit kontrollierbar, sicher und gemäß aller<br />
Naturschutzauflagen.<br />
Die Dreharbeiten am Walchensee dauerten vom 25. August bis zum 12. <strong>September</strong><br />
und entwickelten sich zu einem wahren Besuchermagneten. An der Absperrung zum<br />
Drehort versammelten sich täglich 400 bis 800 Schaulustige, an Wochenenden<br />
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