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Anneke Bühler Karin Metz Christoph Kröger 50/0560 - IFT

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<strong>Bühler</strong> et al., 2007<br />

Hinsichtlich unerwünschter Wirkungen wird von Gegnern der bildgestützten<br />

Warnhinweisen angeführt, dass sich Raucher und Nichtraucher von den drastischen<br />

Darstellungen belästigt fühlen, sich nicht auf sie einlassen und Raucher als Reaktion<br />

erst recht zur Zigarette greifen. Die Befundlage zeigt, dass davon nicht die Rede sein<br />

kann. Die Mehrheit der Raucher und Nichtraucher spricht sich für die Einführung dieser<br />

Warnhinweisregelungen aus. Tatsächlich reagieren Raucher mit Angst und Ekel und<br />

etwa ein Drittel versucht, die Bilder zu vermeiden. Negative Emotionen fördern aber<br />

das spätere Aufhörverhalten. Die Zigarettenpackungen mit Bildern zu vermeiden<br />

beeinflusst das spätere Aufhörverhalten dagegen nicht negativ. Etwa ein Drittel bis die<br />

Hälfte der Raucher erwartet, dass die Warnhinweise auf das konkrete Aufhörverhalten<br />

Einfluss nehmen. Nur ganz wenige erwarten (< 5%), dass unerwünschte Effekte<br />

auftreten, d.h. Raucher erst recht nicht aufhören (wollen).<br />

Zur Frage, inwiefern Jugendliche anders durch bildgestützte Warnhinweise zu<br />

beeinflussen sind, lässt sich nur eine Studie heranziehen, die die Wirkung auf<br />

Jugendliche direkt mit der Wirkung auf Erwachsene vergleicht [29]. Demnach ist das<br />

Rauchverhalten von Jugendlichen genauso wenig durch die Einführung von<br />

bildgestützten Warnhinweisen zu beeinflussen wie das der Erwachsenen (Evidenzgrad<br />

III, zur Problematik dieser Studie s. o.). Vergleicht man indirekt die Ergebnisse von<br />

Studien mit Jugendlichen mit denen von Erwachsenen, lässt sich auch hier keine<br />

auffallend andere Befundlage ausmachen: Kleine Texthinweise werden als nicht<br />

glaubwürdig empfunden [4], bildgestützte Warnhinweise als glaubwürdig beurteilt [11],<br />

wenn sich auch eine ähnliche Abwehrhaltung von rauchenden im Vergleich zu nicht<br />

rauchenden Jugendlichen abzeichnet [11]. Warnhinweise können den negativen Effekt<br />

von Rauchszenen im Kino in Hinblick auf die Abstinenzmotivation puffern, allerdings<br />

trifft dies auf bildgestützte und Texthinweise zu [21]. Einen wichtigen, möglicherweise<br />

jugendspezifischen Aspekt der Gestaltung von Warnhinweisen werfen Duffy und<br />

Burton [11] auf. Sie hatten gefunden, dass ausführlichere Texthinweise als<br />

glaubwürdiger eingeschätzt werden als kurze, wiewohl andere Studien zeigten, dass<br />

kurze Texte eher behalten werden als längere. Sie geben zu bedenken, dass<br />

Glaubwürdigkeit der Hinweise bei Jugendlichen als wichtigerer Indikator für den Erfolg<br />

von Warnhinweisen zu behandeln als der Umstand, ob die Hinweise wiedergegeben<br />

werden könnten oder nicht. Wenn Warnhinweise nicht angemessen die Risiken des<br />

Rauchens vermittelten aber einen hohen Bekanntheitswert hätten, würden sie als<br />

attraktiv wahrgenommen werden und wirkungslos bleiben.<br />

4.2 Welche Wirkung ist nach Einführung von bildgestützten<br />

Warnhinweisen zu erwarten?<br />

Ausgehend von den Studienergebnissen in anderen Ländern wird nun ein Szenario<br />

beschrieben, welche Auswirkungen die Einführung von bildgestützten Warnhinweisen<br />

in Deutschland haben könnte. Wo möglich wird abgeschätzt, wie groß der Anteil der<br />

Betroffenen ist, auf die die jeweilige Wirkung zu erwarten ist. Die wissenschaftliche<br />

Ausrichtung unseres Berichts verlangt, vorher nochmals zu betonen, dass es sich hier<br />

nicht um eine evidenzbasierte sondern um eine evidenzorientierte Prognose handelt.<br />

Da bei den Schlussfolgerungen zu bildgestützten Warnhinweisen meist kanadische<br />

Ergebnisse herangezogen wurden, lässt sich sagen, dass bei ähnlichen<br />

Tabakkontrollbemühungen wie in Kanada folgendes zu erwarten ist.<br />

Die Einführung von bildgestützten Warnhinweisen (bestehend aus Bild, Text und<br />

Aufhörinformationen) wird von fast allen Rauchern bemerkt werden, die Texte auf dem<br />

Äußeren der Packung von mehr als 90% zumindest anfangs gelesen werden. Nach<br />

längerer Zeit werden die Warnhinweise weiterhin von etwa zwei Drittel der Raucher<br />

bemerkt und von einem Drittel gelesen werden.

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