Anneke Bühler Karin Metz Christoph Kröger 50/0560 - IFT
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Glaubwürdigkeit der Warnhinweise<br />
<strong>Bühler</strong> et al., 2007<br />
Raucher, die in einer Umfrage zur Glaubwürdigkeit von bildgestützten Warnhinweisen<br />
befragt wurden, geben zu 87% an, dass sie die Warnhinweise als glaubwürdig<br />
erachten [13].<br />
Zwei Studien verglichen im Labor, als wie glaubwürdig Raucher und Nichtraucher<br />
bildgestützte Warnhinweise einschätzten. In der einen Studie mit Erwachsenen<br />
ergaben sich keine Unterschiede: Kleine Texthinweise und bildgestützte Warnhinweise<br />
wurden beide als eher glaubwürdig empfunden und auch Raucher unterschieden sich<br />
in ihrem Urteil nicht von Nichtrauchern [16]<br />
In der anderen Studie mit Jugendlichen wurden Texthinweise mit oder ohne<br />
Comicfiguren, die als cool, beliebt, reich, Statussymbole besitzend und gerne feiernd<br />
wahrgenommen wurden, beurteilt. Die Jugendlichen sollten die Glaubwürdigkeit von<br />
cartoonierten Warnhinweisen mit der von Texthinweisen ohne Cartoons vergleichen<br />
[11]. Wenn auch nicht stark, war die empfundene Glaubwürdigkeit signifikant größer für<br />
große Texthinweise mit einer Comicfigur als ohne. Als glaubwürdiger hatten vor allem<br />
weiße Kinder im Grundschulalter die cartoonierten Warnhinweise eingestuft. Beim<br />
Vergleich der Wichtigkeit der nicht cartoonierten großen Texthinweise wurde der<br />
ausführlichere Text als wichtiger wahrgenommen. Rauchende Jugendliche sprachen<br />
den Texthinweisen weniger Wichtigkeit zu als Nichtraucher.<br />
Fragt man jüngere Erwachsene in Fokusgruppen nach der Glaubwürdigkeit von kleinen<br />
Texthinweisen und bildgestützten Warnhinweisen, so wird den kleinen Texthinweisen<br />
Glaubwürdigkeit abgesprochen, auch deshalb, weil die Formulierungen nicht klar<br />
genug sind („Rauchen kann … verursachen“ versus „Rauchern verursacht…“) [5].<br />
Bildgestützte Warnhinweise werden dagegen als informativer und faktenreicher<br />
eingeschätzt. 4<br />
Im Labor wurde auch getestet, ob eine selbstwertfördernde Maßnahme (auf der<br />
Zigarettenpackung steht über dem Texthinweis der Satz „Du bist eine freundliche<br />
Person!“) die Abwehrhaltung von Rauchern (konkret das Glaubwürdigkeitsempfinden)<br />
abschwächen kann [25]. Es stellte sich heraus, dass durch den vorangestellten Satz<br />
der Selbstwert nicht beeinflusst wurde und damit die eigentliche Hypothese nicht<br />
getestet werden konnte. Die Daten zeigen aber, dass Raucher – wie wohl auf hohem<br />
Niveau - größere und große Warnhinweise als weniger akkurat und seriös beurteilen<br />
als Nichtraucher, also eine Abwehrhaltung an den Tag legten.<br />
In der europäischen Fokusgruppenstudie [23] wurden die lauteren Motive für kleine<br />
Texthinweise auf Zigarettenpackungen angezweifelt, größere Texthinweise dagegen<br />
bereits aufgrund ihres Formats als glaubwürdiger empfunden. Allerdings sind<br />
Unterschiede je nach Motivationsstadium der Gruppen und regionale Unterschiede in<br />
den Ergebnissen festzustellen. Während von den meisten anderen Rauchern<br />
furchterregende Texte als realistisch und angemessen erlebt wurden, diskutierten<br />
Rauchergruppen in der Phase der Absichtslosigkeit hinsichtlich einer<br />
Verhaltensänderung häufiger, dass die furchterregenden Texte eher unwahrscheinlich<br />
seien. Die Botschaften seien zu einfach, Rauchen im Vergleich zu anderen<br />
4 Im Rahmen der europäischen Fokusgruppenstudie [23] wurde ein Bericht für Deutschland erstellt, in<br />
dem auch bildgestützte Warnhinweise diskutiert wurden [23a]. Acht Gruppen mit insgesamt 54<br />
Teilnehmern äußerten sich zur Verwendung von bildgestützten Warnhinweisen (Text und Bilder). Sie<br />
werden von allen Gruppen als effektivste Methode von Warnhinweisen angesehen, es wird emotional und<br />
überrascht/verwundert darauf reagiert. Als bestes Motiv der kanadischen Hinweise werden die krankhaft<br />
entstellten Zähne beurteilt, das Motiv zur Atemlosigkeit, Herzensbrecher und Impotenz ruft auch Skepsis<br />
hervor. Die Informationen zur Unterstützung beim Aufhören werden stark gefordert.