Anneke Bühler Karin Metz Christoph Kröger 50/0560 - IFT
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<strong>Bühler</strong> et al., 2007<br />
Der wohl ausgewiesenste Experte im Bereich der Forschung zur Gestaltung von<br />
Warnhinweisen auf Zigarettenpackungen, hat kürzlich seine Empfehlungen zur „Best<br />
Practice“ vorgestellt (Hammond, 2007). Demnach<br />
• sollten Warnhinweise so sichtbar wie möglich sein, indem ihre Größe erhöht<br />
wird, sie auf dem oberen Teil der Packung positioniert sind und Bilder und Text<br />
verwendet werden.<br />
• sollten die gesundheitlichen Folgen leicht verständlich und personalisiert<br />
vermittelt werden, indem Bilder verwendet und Testimonials abgebildet werden.<br />
• sollten Warnhinweise Informationen enthalten, die das Aufhören unterstützen<br />
wie z.B. die Nummer der nationalen telefonischen Raucherberatung oder<br />
Erklärungen, wie das Aufhören konkret die Gesundheitschancen verbessert.<br />
• sollten Warnhinweise alle zwei bis vier Jahre aktualisiert werden.<br />
• sollten die maschinellen Messwerte der Inhaltsstoffe von der Packung entfernt<br />
werden, weil sie nicht für die individuelle Aufnahme der Schadstoffe<br />
aussagekräftig sind und von Rauchern falsch interpretiert werden.<br />
• sollten die Angaben zu Inhaltsstoffen mit leicht verständlichen Erklärungen zu<br />
deren schadhafter Wirkung ersetzt werden.<br />
• sollten irreführende Namengebungen der Zigarettenmarke („light“, „smooth“,<br />
„mild“) verboten werden.<br />
• sollten andere irreführende Gestaltungselemente (Farben, Symbole, Design)<br />
verboten werden.<br />
1.3 Fachlicher Hintergrund zur Wirkungsweise von Warnhinweisen<br />
Warum sollten Warnhinweise, insbesondere bildgestützte Warnhinweise, Raucher und<br />
Nichtraucher in ihrem Zigarettenkonsum oder in rauchrelevanten Variablen (Wissen,<br />
Einstellung, Motivation) beeinflussen? Die internationale Forschung legt ihren<br />
theoretischen Schwerpunkt auf Annahmen zur Informationsverarbeitung (z.B.<br />
Hammond et al., 2006): graphische Hinweise würden wirken, weil sie eine höhere<br />
Salienz hätten und eher Aufmerksamkeit auslösten und weil sie das Wissen über<br />
gesundheitliche Folgen sowie die Risikowahrnehmung beeinflussten.<br />
Mittels der Theorie der Schutzmotivation (Maddux & Rogers, 1983, zit. nach Stroebe &<br />
Jonas, 2001), die den Einfluss Furcht erregender Kommunikationen zu begreifen<br />
versucht, sowie des Konstrukts „Implementationsintention“ lässt sich der Bogen von<br />
der Informationsverarbeitung zur Motivations- und zur Verhaltensänderung schlagen<br />
(Milne, Orbell & Sheeran, 2002). In Abbildung 2 ist ein Wirkmodell in Anlehnung an die<br />
genannten Theorien skizziert.<br />
Die kognitive Verarbeitung der Warnhinweise, wie sie von der EU vorgeschlagen<br />
werden, kann zum einen zur Wahrnehmung der „Schwere der Krankheit“ beitragen.<br />
Dieses kann durch graphische und textliche Vermittlung der Risiken des<br />
Zigarettenkonsums für die eigene Person (früherer Tod, Herzinfarkte, Schlaganfälle,<br />
Lungenkrebs, Unfruchtbarkeit, Impotenz) und für andere Personen (Föten und Kinder)<br />
geschehen. Zum anderen kann auch die Wahrnehmung der „Wirksamkeit der<br />
Reaktion“ beeinflusst werden, da auch die positiven Folgen des Aufhörens und Hilfen<br />
beim Aufhören auf den Zigarettenpackungen angegeben werden. Wie schwer die<br />
Krankheit wahrgenommen wird und wie die Wirksamkeit der Reaktion eingeschätzt<br />
wird, nimmt der Theorie entsprechend dann über zwei Pfade Einfluss auf die<br />
Schutzmotivation. Motivation ist ein wichtiger Prädiktor der Verhaltensänderung, wobei<br />
aber die konkrete Umsetzungsabsicht größere Bedeutung hat. (Milne, Orbell &<br />
Sheeran, 2002).